Читать книгу Passion between us - Sarah Glicker - Страница 6

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Wach liege ich in meinem Bett. Das Zimmer wird nur von dem Licht erhellt, was von den umliegenden Gärten hineinscheint. Doch es reicht aus, dass ich an die Decke starren kann. Zum einen mache ich mir Sorgen um Lana. Obwohl das vielleicht etwas übertrieben ist, schließlich weiß ich, dass sie sich ganz gut selbst verteidigen kann. Mein Gefühl sagt mir nur, dass ich noch ein wenig warten sollte, bevor ich die Augen schließe. Ich hoffe es passiert nichts, aber ich kann auch nicht von der Hand weisen, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann. Und das sagt mir, dass ich lieber noch etwas abwarten soll.

Doch da ist auch noch Jax. Er will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Man könnte auch sagen, dass er meine Gedanken beherrscht. Der zweite Tag, an dem er hier war, geht zu Ende. Es sind nur zwei Tage, nicht die Ewigkeit. Und dennoch hat er es in dieser kurzen Zeit geschafft, sich in meine Gedanken zu schleichen und es gibt anscheinend nichts, was ich dagegen unternehmen kann.

Das hat er von Anfang an.

Dabei weiß ich, dass er es nicht darauf angelegt hat. Beziehungsweise, ich wüsste nicht einen einzigen Grund, wieso das so sein sollte. Ich kenne nämlich Männer wie ihn. Und die sind nicht hinter Frauen her, die so sind wie ich.

Seufzend will ich mir gerade die Decke über den Kopf ziehen, als das leise Klingeln meines Handys an mein Ohr dringt. Einen Moment ziehe ich in Erwägung, es einfach klingeln zu lassen. Dann schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass es Lana sein könnte und sofort bin ich wieder hellwach.

Schnell greife ich nach dem Telefon und werfe einen prüfenden Blick auf das Display. Ihr Name springt mich beinahe an, sodass ich mich ruckartig aufrichte.

„Was ist passiert?“, erkundige ich mich alarmiert, bevor ich das Handy überhaupt richtig an mein Ohr halte.

„Kannst du mich abholen?“ Nur vier kleine Worte. Aber sie verraten mir mehr, als ihr wahrscheinlich bewusst ist. Auch der Ton ihrer Stimme trägt dazu bei, dass ich hellhörig werde.

„Wo bist du denn?“ Schon alleine, weil sie meine beste Freundin ist, ist es für mich keine Frage, ob ich sie einsammle.

Lana würde es für mich genauso machen.

Aufmerksam höre ich ihr zu, als sie mir den Namen des Clubs nennt, in dem sie sich gerade befindet. Als Nächstes gibt sie mir noch eine kurze Wegbeschreibung, da ich den Namen noch nie gehört habe. Es ist wahrscheinlich doch besser, wenn ich mir die Adresse heraussuche und sie im Navi eingebe. Ich habe ehrlich gesagt nämlich keine Ahnung, wo sie sich gerade befindet.

Knapp verabschiede ich mich von ihr, nachdem sie geendet hat. Während ich in meine Schuhe schlüpfe, versuche ich ihren Tonfall zu analysieren. Ich finde, dass sie sich nicht traurig oder so angehört hat. Sie klang eher verdammt wütend. Doch ich bin froh darüber. Ich brauche mir also keine Sorgen zu machen, dass sie ihm nachlaufen wird.

Mit großen Schritten gehe ich über den dicken Teppich, der im Flur verlegt ist und die Geräusche meiner Schritte schluckt. Doch nach wenigen Schritten höre ich den Fernseher aus dem Wohnzimmer. Sofort weiß ich, dass es nur Mason und Jax sein können, die noch wach sind. Schließlich ist es mitten in der Nacht und unsere Eltern schlafen um diese Uhrzeit schon lange, wenn sie nicht mit Freunden unterwegs sind.

Die Aussicht darauf, Jax nach unserer letzten Unterhaltung über den Weg zu laufen, ist nicht gerade das, was sich verlockend anhört. Um ehrlich zu sein wünsche ich mir sogar, dass wir sie nicht geführt hätten. Dann würde ich ihm jetzt nicht mit diesem mulmigen Gefühl gegenüber treten müssen. Wobei das aber noch reichlich untertrieben ist. Müsste ich erklären, ob es gut oder schlecht ist, könnte ich es nicht. Und das nur aus dem Grund, weil ich es nicht weiß. Leider kann ich das Gespräch aber nicht mehr rückgängig machen.

Obwohl ich es eilig habe, gehe ich langsam nach unten. Ich achte darauf, dass ich nicht so viele Geräusche von mir gebe. Ich weiß aber, dass es egal ist. Schließlich muss ich an den beiden vorbei, um das Haus zu verlassen.

„Hi Schwesterherz. Was hast du denn jetzt noch vor?“ Neugierig sieht Mason mich an, als ich mit großen Schritten an den Jungs vorbeigehe.

„Ich habe noch etwas zu erledigen“, erwidere ich und gehe weiter, ohne sie zu beachten. Als ich nach dem Türknauf greifen will, spricht Jax bereits weiter.

„Ist es wirklich so eine gute Idee ist, um zwei Uhr morgens noch alleine das Haus zu verlassen?“

Langsam, beinahe in Zeitlupe, wende ich mich an ihn. Ich kann nicht verhindern, meine Augenbrauen ein Stück nach oben zu ziehen. Ich weiß nicht, ob er es sehen kann, da nur der Fernseher das ansonsten dunkle Zimmer erhellt. Aber das ist mir auch egal.

„Ich war schon um diese Uhrzeit unterwegs. Deswegen werde ich den Weg von der Haustür zum Auto schon schaffen“, gebe ich zurück.

Ich klinge schnippischer, als ich es will. Ich kann es aber auch nicht verhindern. Schließlich bin ich kein kleines Kind mehr. Ganz davon abgesehen habe ich es auch in den letzten Jahren alleine geschafft, das Haus zu verlassen. Da brauche ich jetzt bestimmt niemanden, der sich Sorgen um mich macht.

Ich bin froh, dass mein Gehirn wenigstens nicht die Arbeit eingestellt hat. Ich weiß nicht, ob es an meinem Bruder liegt, gerade stört es mich aber auch nicht.

So kann ich Jax aber wenigstens zu verstehen geben, dass er nicht mein Freund, Bruder oder Vater ist. Nein, er ist nur ein Freund von meinem Bruder, von dem ich nichts weiß und der mich auch nicht sehr gut kennt.

„Das mag sein. Ich bin dennoch der Meinung, dass es besser ist, wenn ich dich begleite. Da draußen rennen merkwürdige Typen herum“, stellt er fest. Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf.

Das ist der Moment, in dem ich nur noch Augen für ihn habe. Deswegen nehme ich auch nur am Rande wahr, dass Mason ihn irritiert ansieht. Darum kann ich mich jetzt aber nicht kümmern. Ich verarbeite noch immer, was er gerade gesagt, beziehungsweise beschlossen hat. Und das wiederum ist etwas, was mir überhaupt nicht gefällt.

Die Aussicht darauf, die nächste halbe Stunde mit ihm in einem Wagen zu sitzen ist nicht unbedingt das, was dafür sorgt, dass es mir besser geht. Mein Herz schlägt schneller und mein Kopf hört auf zu arbeiten. Deswegen fällt mir auch kein vernünftiger Grund ein, wieso er das nicht machen sollte.

„Das brauchst du nicht. Schließlich bin ich ja kein kleines Kind mehr. Ich werde nicht den Wagen verlassen“, starte ich dennoch einen Versuch. Ich hoffe, dass ich ihn so von dieser Idee abbringen kann. Ich brauche aber nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen um zu wissen, dass er nach hinten losgegangen ist.

„Ich bin auch der Meinung, dass das eine gute Idee ist. Wenn Jax bei dir ist, brauche ich mir wenigstens keine Sorgen zu machen“, mischt sich nun auch noch Mason ein. „Sonst bist du ja mit deinen Freundinnen unterwegs, wenn du noch weg bist. Aber jetzt nicht. Es wird nicht schaden, wenn er ein Auge auf dich hat.“

„Und wieso machst du es dann nicht?“, erkundige ich mich.

„Er hat es zuerst vorgeschlagen.“ Unschuldig zuckt mein Bruder mit den Schultern. Allerdings kaufe ich ihm das nicht ab.

„Danke, Bruderherz“, zische ich.

Ich presse meine Lippen zu einer dünnen Linie aufeinander und will so verhindern, dass noch etwas herauskommt, was hier und jetzt nichts zu suchen hat. Das hindert mich aber nicht daran, ihn auf eine Art und Weise zu betrachten, die ihm genau klarmacht, dass ich es besser gefunden hätte, wenn er den Mund gehalten hätte.

Oder er wenigstens gesagt hätte, dass er mich begleitet. Auch, wenn das nicht die beste Idee gewesen wäre.

„Ich bin zwei- oder dreimal im Jahr hier. Das heißt, ich darf den großen Bruder raus hängenzulassen“, gibt er zurück und grinst frech.

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er sich noch nie wie ein großer Bruder aufgeführt hat. Zu gerne würde ich wissen, wieso er das jetzt macht. Obwohl nein. Wenn ich genau darüber nachdenke, will ich es lieber gar nicht erst wissen.

„Komm Jax. Wir haben die Gelegenheit den neuen Freund meiner besten Freundin Lana kennenzulernen.“

Während ich ihren Namen nenne, lasse ich Mason nicht aus den Augen. Deswegen kann ich auch genau erkennen, wie er zusammenzuckt. Wieder frage ich mich, was da genau zwischen den beiden vorgefallen ist. Mich beschleicht das blöde Gefühl, als hätte ich nur die Hälfte mitbekommen. Und das war schon heftig genug. Deswegen bin ich schlau genug ihn nicht danach zu fragen. Wenn ich bei Lana schon kein Glück hatte, wird mein Bruder auch schweigen.

Zufrieden über seine Reaktion drehe ich mich um und gehe hinaus.

„Wir nehmen meinen Wagen“, verkünde ich und deute auf den Geländewagen.

„Soll mir recht sein. Aber ich fahre“, gibt Jax zurück. Blitzschnell greift er nach dem Schlüssel in meiner Hand, ehe ich die Chance habe, sie wegzuziehen.

Einen Moment nehme ich mir die Zeit und beobachte ihn, wie er mit Bewegungen, die trotz seiner Größe geschmeidig sind, zur Fahrerseite geht und einsteigt. Ich merke, wie nervös ich bin. Mein gesamter Körper zittert. Unter anderem habe ich davor Angst, dass wir die Unterhaltung weiterführen, die wir geführt haben, bevor Mason uns unterbrochen hat. Das ist etwas, was ich jetzt wirklich nicht gebrauchen kann.

Kurz schießt mir der Gedanken durch den Kopf, ihm einfach die Adresse zu geben. Schließlich kann er Lana auch alleine abholen und nach Hause bringen. Doch das wäre kindisch und total bescheuert. Obwohl ich mir heute Morgen vorgenommen habe, dass ich ihm aus dem Weg gehen will. Er hat sich wohl etwas anderes in den Kopf gesetzt. Ein wenig kommt es mir nämlich so vor, als würde er sich nicht von mir fernhalten wollen.

Um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich nicht weiß, ob das wirklich eine so gute Idee ist, straffe ich die Schultern und gehe zu meinem Auto. Mit zitternden Fingern öffne ich die Tür auf der Beifahrerseite und steige ein. Ich ermahne mich, dass meine Reaktion auf ihn falsch ist.

Er ist mit meinem Bruder befreundet und ich nicht an ihm interessiert.

Doch auch das scheint nicht zu helfen. Es ist egal, wie oft ich es mir vorhalte, es ändert nichts.

„Dann sollten wir uns auf den Weg machen.“ Jax sieht mich kurz an, bevor er den Motor startet.

Die ersten Minuten sagt keiner von uns auch nur einen Ton. Es macht auch keiner von uns Anstalten die Stille zu unterbrechen. Ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein soll, oder nicht. Tatsache ist, dass ich diese Ruhe hasse. Deswegen dauert es nicht lange, bis sie mich belastet. Doch ich weiß auch nicht, wie ich sie beenden kann.

„Ich muss zugeben, dass ich dich ein wenig bewundere“, beginnt Jax, nachdem wir die Innenstadt erreicht haben. Da ich keine Ahnung habe, wovon er spricht, drehe ich mich zu ihm.

Er hingegen scheint mich nicht zu beachten. Deswegen ziehe ich meine Stirn kraus, auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass es nichts bringt. Schließlich sieht er mich ja nicht an.

„Was meinst du?“, frage ich ihn schließlich.

„Ich kann mich irren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du in einer Shorts und einem Top, die mehr etwas für den Sport sind, in einen Club gehst, um den neuen Freund deiner besten Freundin zu treffen.“ Er deutet auf meine Klamotten.

Kurz betrachte ich sie ebenfalls. Ich komme nicht drumherum ihm zuzustimmen. Ich trage noch immer die Sachen, die ich nach dem Duschen angezogen habe und die sind nicht wirklich für einen Club oder eine Bar geeignet.

„Du irrst dich nicht“, gebe ich zu.

Ich mache es nicht gerne, doch es macht auch keinen Sinn es zu leugnen. Außerdem würde er es nachher eh erfahren. Deswegen entscheide ich mich dafür, dass es bedeutend einfacher ist, mit der Wahrheit herauszurücken.

Aufmerksam hört Jax mir zu, während ich ihm die Kurzfassung berichte. Obwohl man das nicht als eine Kurzfassung bezeichnen kann. Schließlich weiß ich selber noch nicht soviel.

„Und was ist das zwischen Lana und Mason?“ Neugierig betrachtet er mich. Ich hingegen bin überrascht, dass es ihm aufgefallen ist. Obwohl es nicht zu übersehen ist, so wie die beiden sich in der Gegenwart des anderen verhalten.

„In dem Sommer bevor Mason umgezogen ist, sind die beiden im Bett gelandet. Wie sich herausgestellt hat, hatte Mason nicht nur mit ihr etwas am Laufen, sondern noch mit ungefähr zwei weiteren. Lana hat das heraus gefunden und ist ausgerastet. Sie hat ihm an den Kopf geworfen, dass sie ihn liebt und er sie so hinter gegangen hat.“

Es wundert mich, dass Mason diese Geschichte für sich behalten hat. Auf der anderen Seite bin ich mir aber sicher, dass er das nur getan hat, weil er mit mir verwandt ist und sie wiederum meine beste Freundin ist.

„Oh Mann“, seufzt Jax, nachdem ich geendet habe. Ein paar Meter fährt er noch weiter, ehe er am Straßenrand stehen bleibt und sich zu mir dreht. Auf diese unvergleichbare Weise, wie anscheinend nur er es kann, betrachtet er mich durchdringend.

„So kann man es auch bezeichnen“, murmle ich und zucke mit den Schultern.

„Jetzt weiß ich wenigstens, wieso er vorhin so einen verbissenen Gesichtsausdruck hatte“, scherzt er.

„Ich weiß nicht, ob sie wirklich in ihn verliebt war, oder es einfach nur so gesagt hat. Doch Lana ist niemand, der sich von einem Typen auf der Nase herumtanzen lässt. Und in diesem Fall ist mein Bruder irgendein Typ, auch wenn ich das nicht gerne sage. Da hat sie halt gekontert. Dank deren Geschichte habe ich mir geschworen, dass ich nie etwas mit dem Freund meines Bruders anfangen werde. Ich stand mehr oder weniger in der Mitte und kann gut darauf verzichten, Mason hineinzuziehen. Man merkt ja, dass es nach hinten losgeht.“

Erst nachdem ich die letzten beiden Sätze ausgesprochen habe, wird mir bewusst, was ich da gerade von mir gegeben habe. Sofort beiße ich mir auf die Unterlippe.

Ich wünsche mir, dass ich es zurück nehmen kann. Doch nun haben die Worte bereits meinen Mund verlassen.

Jax sieht mich an, als würde er etwas sagen wollen. Ich will es jedoch nicht hören. Deswegen verlasse ich das Auto und gehe auf den Eingang zu. Inständig hoffe ich, dass Lana hier vorne bereits auf mich wartet. Ich bin noch nicht in die Nähe des Eingangs gekommen, als sie mir mit einem wütenden Blick entgegenkommt.

Wie angewurzelt bleibe ich ruckartig stehen und schaue sie vorsichtig an. Ihre Schritte sind energisch und ihr Kiefer ist angespannt. Ihre Lippen ergeben eine dünne Linie, von der ich weiß, dass sie nichts Gutes zu bedeuten hat.

„Ich hasse Männer. Jeden einzelnen, der sich auf diesem Planeten befindet. Und ich will auch keinen mehr sehen. Vielleicht sollte ich lesbisch werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frauen genauso sind. Wieso gerate ich immer an die Arschlöcher? Das hat alles mit deinem Bruder angefangen“, faucht sie, als sie an mir vorbeigeht und dann in einiger Entfernung stehen bleibt.

Langsam drehe ich mich um und sehe sie an. Ich frage mich, ob ich ihr sagen soll, dass wir von einem Mann gefahren werden. Ich bin jedoch schnell der Meinung, dass es besser ist, wenn ich das nicht mache. Schließlich wird sie es eh gleich erfahren.

„Verrätst du mir auch, was passiert ist?“

„Es tut mir leid. Ich musste gerade nur verarbeiten, dass ich wirklich so viel Pech bei Männern habe. Nie hätte ich es für möglich gehalten. Irgendwann muss es doch vorbei sein.“ Entschuldigend schaut sie mich an.

„Jetzt sag mir doch endlich, was überhaupt geschehen ist“, fordere ich sie auf.

Ich halte es für besser, nicht auf ihren Kommentar einzugehen. Das würde wahrscheinlich noch viel längere Diskussionen nach sich ziehen. Und darauf habe ich gerade keine Lust.

„Der Abend fing super an“, erzählt meine beste Freundin mir schließlich. Sie hebt die Hände ein Stück und macht einen Schritt nach hinten, womit sie sich dem Wagen noch ein Stück nähert. Doch nicht nur diesem, sondern auch Jax. „Wir hatten eine Menge Spaß und haben uns sofort verstanden. Es hat aber nicht lange gedauert, bis es den Bach runterging. Ein Weib ist plötzlich aufgetaucht und hat sich ihm an den Hals geworfen. Was soll ich sagen? Es hat nicht lange gedauert, bis sich herausgestellt hat, dass die beiden vor einigen Monaten etwas miteinander hatten.“

Lana braucht nicht weiterzusprechen, ich kann mir auch so vorstellen, wie es weiter gegangen ist.

„Er hat doch keine Ahnung. Genauso wenig wie mein Bruder oder einer der anderen Typen, die dich nur ausnutzen wollten“, versuche ich ihre Laune wieder ein wenig zu heben. Ein Blick in ihr Gesicht sagt mir, dass das nicht der Fall ist. Es scheint eher das Gegenteil zu passieren.

„Du hast leicht reden“, murmelt sie vor sich hin und lässt den Kopf hängen. Es ist selten, dass man sie so sieht. Doch wenn es vorkommt, dann ist sie wirklich niedergeschlagen.

„Kannst du mir vielleicht auch verraten, wie du das meinst?“, gebe ich zurück und mache zwei Schritte auf sie zu.

„Seit zwei Tagen lebst du mit einem Typen unter einem Dach, der eindeutig scharf auf dich ist. Das ist doch überhaupt nicht zu übersehen, er macht ja auch nicht gerade ein Geheimnis draus.“ Ungläubig sieht sie mich an.

Ich schwanke. Außerdem kommt es mir so vor, als würde sich der Boden unter mit auftun. Doch nicht aus dem Grund, weil sie es offen gesagt hat. Zumindest nicht nur. Es ist viel eher so, dass sie noch nicht ausgesprochen hat, als Jax in meinem Sichtfeld auftaucht.

„Redest du von mir?“, fragt er Lana, bevor diese noch etwas hinzufügen kann.

Mit weit aufgerissenen Augen dreht sie sich erschrocken zu ihm herum. Einen Moment ist es still. Es ist beinahe gruselig, wenn ich daran denke, wie wütend sie vorhin noch gewesen ist.

„Hi“, murmelt meine Freundin schließlich verlegen, bevor sie sich mir wieder zuwendet. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck und weiß, dass ich mich nicht so sehr damit auseinandersetzen will.

„Mein Bruder und Jax haben sich einen Film angesehen, als ich mich auf den Weg machen wollte“, erkläre ich. „Jax hat darauf bestanden zu fahren, damit ich mich nicht alleine auf den Weg machen muss.“ Ich setze ich mich in Bewegung und gehe an ihr vorbei. „Es hat nichts damit zu tun, dass er scharf auf mich ist“, flüstere ich so leise, als wir auf einer Höhe sind, dass nur sie mich verstehen kann.

Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich selbst nicht so überzeugt von meinen Worten bin. Als ich an Jax vorbeigehe, halte ich mir sogar vor Augen, dass ich dringend etwas Abstand zwischen uns bringen muss. Wobei etwas noch leicht untertrieben ist. Doch wie er mir an diesem Tag bewiesen hat, wird das nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt habe.

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