Читать книгу Crazy Summer Love - Sarah Glicker - Страница 5
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ОглавлениеWährend ich ihm lausche, stelle ich fest, dass er keine Anstalten macht, sich zu erkundigen, ob alles verstanden wurde. Als wäre es selbstverständlich geht er einfach davon aus. Ich kann jedoch nicht sagen, ob dies der Fall ist, weil meine Mutter den Eindruck macht, als wüsste sie ganz genau, wovon er spricht. Oder weil er wirklich der Überzeugung ist, dass jeder diese Fachausdrücke kennt, mit denen er wild um sich wirft.
Einige Minuten sitze ich still daneben und höre ihm zu. Irgendwann kann ich aber gerade das nicht mehr. Plötzlich habe ich das Gefühl, als müsste ich von hier verschwinden. Die Wände kommen auf mich zu und scheinen mich erdrücken zu wollen.
„Ich muss mich jetzt auf den Weg machen, sonst komme ich zu spät zu einem wichtigen Termin“, erkläre ich und gehe dazwischen, bevor er noch etwas sagen kann. „Tut mir wirklich leid.“
Während ich spreche sehe ich zu meiner Mutter, stehe auf und umarme sie kurz, bevor sie noch einen Ton von sich geben kann.
„Wie ich sehe, bist du in sehr fähigen Händen.“ Mit diesen Worten deute ich auf den Arzt, der mich auf eine Art und Weise ansieht, die ich nicht ganz einordnen kann.
Allerdings will ich das auch überhaupt nicht. Ein wenig kommt es mir nämlich so vor, als würde er den Grund für mein plötzliches Aufbrechen ganz genau kennen. Und das ist etwas, was mir noch weniger gefällt.
Ich kann diese Spitze gegen den Arzt nicht für mich behalten, dabei habe ich es wirklich versucht. Ich bin mir sicher, dass er auf seinem Gebiet super ist, zumindest macht er den Eindruck auf mich. Sonst würde er bestimmt nicht in einem Krankenhaus arbeiten. Allerdings ist er menschlich gesehen nicht mein Fall. Und ja, da hilft auch nicht die Attraktivität, die er eindeutig besitzt.
Meine Mutter grinst mich an, als würde sie genau wissen, was in mir vor sich geht, als sie mich ansieht. Kurz frage ich mich deshalb, ob es ihr auch so geht. Doch diese Worte behalte ich für mich. In seiner Gegenwart ist definitiv nicht der geeignete Zeitpunkt, um sich darüber mit ihr zu unterhalten.
Ich verabschiede mich schnell von ihm, ehe ich an ihm vorbeigehe und das Zimmer verlasse. Dabei spüre ich jedoch eine seltsame Anspannung zwischen uns, die ich ebenfalls nicht genau einordnen kann. Außerdem weiß ich, dass sein Blick auf mir klebt, bis die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist.
Ich kann es nicht genau beschreiben. Bis jetzt habe ich mir auch noch nie Gedanken darüber gemacht, ich hatte nicht einen Grund dafür. Doch jetzt habe ich auch keine Zeit und keine Lust, mich damit zu beschäftigen. Ich muss wirklich zur Arbeit und mir wahrscheinlich ernsthafte Gedanken darüber machen, ob die Idee von Danas Oma nicht doch die richtige ist.
Es würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass ich mich nicht mehr mit Magenschmerzen auf den Weg zur Arbeit machen muss, weil ich nicht weiß, was mein Chef nun wieder hat.
Als ich am nächsten Tag Feierabend mache, gehe ich in meinen Gedanken die lange Liste der Dinge durch, die ich heute noch erledigen muss. Daher verliere ich keine Zeit, sondern setze mich sofort in meinen Wagen und mache mich auf den Weg.
Weit komme ich jedoch nicht. In dem Moment, in dem ich vom Parkplatz fahren will, um Dana ein paar Sachen vorbeizubringen, geht plötzlich ein derber Ruck durch meinen Wagen und ich werde ein Stück zur Seite geschleudert.
Im ersten Moment bin ich zu erschrocken, um irgendwie zu reagieren. Doch dann umklammere ich das Lenkrad und versuche zu erkennen, was gerade geschehen ist. Ich brauche einige Sekunden, doch dann merke ich, dass mich ein anderes Auto erwischt und zur Seite geschoben hat.
Stöhnend lasse ich meinen Kopf nach hinten sinken, wobei ich realisiere, dass mir Blut über die Stirn läuft. Doch darum kann ich mich gerade nicht kümmern. Ich habe keine Ahnung, wo ich mich gestoßen habe, aber das ist mir auch egal. Man kann auch sagen, dass es nebensächlich für mich ist.
Ein letztes Mal atme ich tief durch, bevor ich die Tür öffne und wieder aussteige. Mit wenigen Schritten habe ich meinen Wagen umrundet und begutachte die Stelle, an der mich das andere Fahrzeug gerammt hat. Wobei ich finde, dass das noch verdammt freundlich ist. Ich bin kein Mechaniker und kenne mich damit überhaupt nicht aus, doch sogar ich weiß, dass meine Vorderachse gebrochen ist und ich so nicht weiterfahren kann.
„Ist Ihnen etwas passiert?“, höre ich eine aufgeregte Frauenstimme. „Ich habe Sie nicht gesehen.“
„Dann sollte man vielleicht die Augen öffnen und zu Hause schlafen“, kontere ich wütend.
Ich betrachte die Frau mit zusammengekniffenen Augen. Auch wenn sich langsam Kopfschmerzen bemerkbar machen, bin ich sauer und das werde ich ihr auch zeigen. Einen Moment sieht sie mich unsicher an. Ich weiß, dass sie keine Ahnung hat, wie sie sich verhalten soll. Und an ihrer Stelle würde es mir auch so gehen. Doch ich habe keine Ahnung, wieso man auf einem Parkplatz so schnell fahren muss.
„Da können Sie ja schon froh sein, dass Sie mein Auto erwischt haben und kein Kind“, setze ich noch nach.
Noch in der gleichen Sekunde bekommt sie große Augen. Auf diese Weise zeigt sie mir, dass sie nicht so genau darüber nachgedacht hat, was alles passieren kann. In der nächsten Sekunde holt sie ihr Telefon aus dem Auto und telefoniert kurz mit der Polizei.
Wenigstens das muss ich ihr nicht sagen, denke ich, wobei ich allerdings noch immer schlechte Laune habe. Allerdings ist das wahrscheinlich kein Wunder.
„Feli“, höre ich nun eine männliche Stimme meinen Namen rufen, als ich gerade noch etwas sagen will.
Suchend blicke ich mich um, bis ich die einzige Person entdeckt habe, von der das gekommen sein kann.
Oh nein, schießt es mir durch den Kopf, während ich versuche herauszufinden, ob ich es träume, oder Dr. Carter Miles gerade wirklich auf mich zukommt.
„Ist alles in Ordnung?“ Mit einem besorgten Blick betrachtet er die Wunde an meinem Kopf.
„Felicity“, weise ich ihn zurecht. „Feli nennt mich nur meine Mutter und das auch nur, weil sie genau weiß, wie sehr ich das hasse.“
Ich erkenne, dass sich ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen bildet, doch sofort wird er wieder ernst.
„Moment, ich werde mich um deine Wunde kümmern.“
Ich habe bereits die Worte auf den Lippen liegen, dass er das nicht muss. Doch da ist er bereits wieder verschwunden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm nachzusehen, als er zu seinem Wagen geht und den Verbandskasten herausholt.
Kaum steht er wieder neben mir, taucht auch die Polizei auf. Während er mich verarztet, nehmen sie den Schaden und den Unfallhergang auf. Ich bin mir sicher, dass die Frau ihren Führerschein abgeben muss, doch das ist nicht mein Problem. Ich werde es auch nicht zu meinem Problem mache.
Sie sieht nicht begeistert davon aus, dass einer der Polizisten das zur Sprache bringt. Doch noch immer bin ich der Meinung, dass sie froh sein kann, dass sie mein Auto erwischt hat und nicht ein Kind.
„Du wirst heute noch Kopfschmerzen haben, aber du hast Glück gehabt. Die Wunde ist nicht so tief, dass du genäht werden musst. Aber was hat dich da erwischt?“
„Keine Ahnung“, gebe ich von mir und zucke mit den Schultern.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass er mich die ganze Zeit schon duzt. Doch das ist nicht das einzige, was ich von einer Sekunde auf die andere schlagartig merke.
Mein Herz schlägt schneller und in meinem Bauch nehme ich das Kribbeln wahr, welches sich dort befindet, seitdem er so dicht vor mir steht. Ich weiß nicht, wieso ich es erst jetzt merke, doch ich schiebe es darauf, dass meine aufgebrachten Nerven sich langsam wieder beruhigen. Außerdem ist es wahrscheinlich einfacher mich damit auseinanderzusetzen, als mit dem Unfall.
Nachdenklich betrachte ich ihn.
„Was hast du eigentlich hier gemacht?“
„Ich war gerade bei einer Patientin.“
„Du machst auch Hausbesuche?“ Ich ziehe meine Augenbrauen ein Stück nach oben.
„Eigentlich nicht, doch es gibt Leute, die sich weigern, ins Krankenhaus zu kommen. Und diese Frau gehört da eindeutig zu. Daher sehe ich alle zwei Tage nach ihr. Ihre Medikamente schlagen gut an, daher brauche ich mir keine Sorgen zu machen.“
Er zuckt mit den Schultern und sieht den Polizisten dabei zu, wie sie den restlichen Papierkram erledigen.
„Das ist Ihre Durchschrift“, erklärt mir schließlich einer der Beamten und reicht mir einen Zettel. „Sollten Sie noch irgendwelche Beschwerden haben, zögern Sie nicht, zum Arzt zu gehen.“
Freundlich lächelt er mich an.
„Ich bin Arzt. Sie ist also in guten Händen.“
„Gut.“
Der Polizist nickt und verschwindet dann wieder. Einen Moment sehe ich ihm nach, ehe ich mich wieder auf Carter konzentriere.
„Der Abschleppwagen wird gleich hier sein“, stelle ich fest und mache dabei einen Schritt nach hinten.
So will ich ein wenig Abstand zwischen uns bringen und meine Reaktion auf ihn etwas abmildern. Allerdings merke ich schnell, dass mir das leider nicht gelingt.
„Ich werde hier bleiben und dich dann nach Hause bringen.“
Er sagt das mit so einer Selbstverständlichkeit, als würde er das immer machen. Sicher, er ist Arzt. Doch eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass er das nicht immer macht.