Читать книгу Old Home, New Love - Sarah Glicker - Страница 4
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ОглавлениеObwohl ich mir eigentlich einen neuen Job suchen sollte, damit ich in einigen Wochen nicht auch noch meine Wohnung verliere, mache ich mich auf den Weg in die Glades, um von meiner Mutter zu erfahren, was passiert ist.
Während ich die Strecke hinter mich bringe und mich meinem Ziel nähere, werde ich immer nervöser. Ich hasse es, wenn etwas vor sich geht und ich keine Ahnung habe, was es ist. Ich entscheide nämlich gerne darüber, ob ich mich deswegen in den Wagen setze, oder nicht. Aber noch mehr hasse ich es, nachdem an diesem Tag schon so einiges schiefgelaufen ist, auf das ich keinen Einfluss hatte.
Und genau das ist auch der Grund, wieso sie es mir nicht gesagt hat. Sie wollte mir diese Wahl nehmen und ich habe mich darauf eingelassen. Dies aber nur aus dem Grund, weil ich das Gefühl habe, dass es mich von dem Chaos ablenkt, welches gerade in meinem Leben herrscht. Denn meine Mutter wird schon einen Grund haben, wieso sie mich nach Hause holt.
Als ich in meiner Heimatstadt ankomme, ist es bereits nach einundzwanzig Uhr. Da ich mich erst um ein paar Sachen kümmern musste, damit während meiner Abwesenheit das Chaos nicht noch größer wird, bin ich spät weggekommen. Und ich muss zugeben, dass ich mir während der Fahrt auch Zeit gelassen habe. Ich hatte es nicht eilig, anzukommen. Und das schon alleine aus dem Grund, weil ich keine Lust habe, mir anhören zu können, mit was für einem Idioten ich doch zusammen war.
Das weiß ich auch so.
Meine Mutter hat noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie kein Fan von Anthony ist. Und in den letzten zwei Jahren hat sie mir auch mehrmals gesagt, dass er nicht zu den Männern gehört, die einer Frau treu sind. Allerdings hat sie auch mehrmals betont, dass sie hofft, dass sie sich irrt.
Leider habe ich nur immer wieder gesagt, dass sie ein völlig falsches Bild von ihm hat. Und genauso muss ich auch leider zugeben, dass sie recht hatte.
Als ich in die Straße einbiege, in der meine Eltern und meine Großmutter wohnen, sehe ich mich zu allen Seiten hin um.
Meine Eltern wohnen in einer kleinen Seitenstraße, die aber den gleichen Namen trägt. Direkt daneben befindet sich das Hotel, was sich schon seit Generationen im Familienbesitz befindet und welches von jeder Generation mindestens zweimal renoviert wird.
Während ich an dem Parkplatz, der dazu gehört, vorbeifahre erkenne ich, dass gerade anscheinend niemand dort wohnt. Stattdessen stehen zwei Autos vor der Tür, die irgendwelchen Handwerkern gehören. Aus der Entfernung kann ich aber leider nicht erkennen, welche es sind.
Ein letztes Mal seufze ich leise, nachdem ich den Wagen am Straßenrand abgestellt habe, ehe ich aussteige und auf das Haus zugehe, in dem ich aufgewachsen bin. Es ist nicht sonderlich groß, sodass es einem nicht direkt ins Auge fällt. Doch es ist groß genug, um die ganze Familie zu beherbergen, die nicht gerade klein ist.
Nachdem ich den Weg durch den Vorgarten entlang gelaufen bin, greife ich nach dem Türknauf und öffne die Tür.
„Mom? Dad?“, rufe ich in die Stille des Hauses hinein, nachdem ich es betreten habe. Dabei sehe ich mich zu allen Seiten hin um. Doch weder auf dem Sofa, welches sich auf der rechten Seite befindet, sitzen sie, noch an dem riesigen Esstisch, der eigentlich nur an Feiertagen genutzt wird und sich auf der linken Seite befindet.
Auch nach einigen Sekunden hat noch niemand geantwortet, sodass ich in die Küche gehe, die sich in dem hinteren Teil des Hauses befinden, aber auch dort ist niemand.
„Toll, sie will, dass ich komme und ist selber nicht da“, knurre ich schlecht gelaunt, während ich mich einmal im Kreis drehe.
Schnell gehe ich zum Kühlschrank, hole eine Wasserflasche heraus und nehme einen großen Schluck daraus. Dann sehe ich mich um.
Ich bin früher davon ausgegangen, dass meine Eltern es als Chance nutzen, das Haus verkaufen und die Welt bereisen, so wie sie es immer gesagt haben, sobald ich nicht mehr zu Hause wohne. Doch bis jetzt haben sie noch nichts in diese Richtung von sich gegeben.
Aber vielleicht hat meine Mutter mich auch deswegen hergeholt.
Kaum habe ich das Wohnzimmer wieder betreten, geht die Tür ein weiteres Mal auf und meine Eltern, gefolgt von meiner Oma, betreten das Haus. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass mein Vater ein wenig genervt aussieht und meine Mutter und meine Großmutter über irgendetwas diskutieren.
„Hi, Leute“, begrüße ich sie und unterbreche so ihre Unterhaltung.
Im ersten Moment sehen sie mich prüfend von oben bis unten an. Ein wenig kommt es mir so vor, als würden sie sichergehen wollen, dass ich es auch wirklich bin. Doch dann breitet sich ein glückliches Lächeln auf ihren Gesichtern aus.
„Ich hatte schon die Befürchtung, dass du heute nicht mehr kommst“, begrüßt mich meine Oma, schließt mich in ihre Arme und grinst mich dann wieder an. „Du siehst gut aus.“
„Danke“, murmle ich nur, da ich schon von meinen Eltern belagert werde, die mich ebenfalls für eine feste Umarmung an sich ziehen.
„Ich freue mich, dass es so schnell geklappt hat. Ich hoffe, dein Chef ist nicht zu wütend deswegen“, erklärt meine Mutter.
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich ihr nur gesagt habe, dass ich mich von Anthony getrennt habe. Meine Entlassung habe ich mit keinem Wort erwähnt.
Ich kann es mir nicht verkneifen, die Augen zu verdrehen, als meine Mutter auf dieses Thema zu sprechen kommt. Mir war bewusst, dass sie früher oder später damit anfangen wird. Allerdings hatte ich gehofft, dass ich wenigstens noch bis morgen Zeit habe. Nun hat sie jedoch damit angefangen, daher werde ich ihr auch nicht ausweichen.
„Das glaube ich weniger. Nachdem ich entlassen wurde, kann es ihm egal sein, wie ich meine Zeit verbringe“, gebe ich ausweichend von mir.
Mit großen Augen und geöffneten Mündern stehen meine Eltern und meine Oma mir gegenüber und lassen mich keine Sekunde aus den Augen. Ich sehe meinem Vater an, dass er etwas dazu sagen will, doch das macht er nicht. Und darüber bin ich froh. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das morgen oder in einigen Tagen noch immer so aussieht.
Er kann nur schwer etwas für sich behalten. Und vor allem in solchen Dingen kann er nur schwer den Mund halten.
„Dann kommt das ja genau passend“, verkündet er stattdessen und geht an mir vorbei.
Verblüfft sehe ich ihm nach, als er in der Küche verschwindet, bevor ich mich wieder auf die beiden älteren Frauen konzentriere, die vor mir stehen.
„Würdet ihr mir jetzt vielleicht sagen, wieso ich hier bin? Ich verstehe nämlich ehrlich gesagt kein einziges Wort.“
Ich ziehe meine Augenbrauen ein Stück nach oben und zeige ihnen so, dass sie mir nicht ausweichen können. Zur Not werde ich so lange hier stehen bleiben, bis sie es mir gesagt haben.
„Lass uns in der Küche darüber sprechen“, erklärt meine Mutter und geht ebenfalls an mir vorbei.
Ich gebe einen letzten frustrierten Ton von mir, bevor ich ihr folge. Dort lasse ich mich auf einen Stuhl sinken und sehe alle drei gespannt an.
„Es geht um das Hotel“, verkündet meine Oma, nachdem sie sich mir gegenüber hingesetzt hat.
„Was ist damit?“
Meine Stimme klingt ein wenig skeptisch und vorsichtig, doch genau das bin ich auch.
„Ich werde es nicht mehr leiten“, verkündet sie nun und lässt damit eine Bombe platzen.
Es dauert ein wenig, bis ihre Worte bei mir angekommen sind. Allerdings weiten sich dann meine Augen, während ich sie genau beobachte. Allerdings verzieht sie nicht das Gesicht und auch sonst kommt es mir nicht so vor, als würde sie sich einen Scherz erlauben.
„Was?“, frage ich noch einmal nach, da es mir trotzdem so vorkommt, als hätte ich mich verhört.
Meine Oma liebt dieses Hotel, zumindest hat sie das in der Vergangenheit immer getan. Umso überraschender kommt nun diese Ankündigung von ihr.
„In den letzten Jahrzehnten habe ich nichts anderes getan, als dieses Hotel zu führen, gemeinsam mit deinem Großvater, und es erfolgreich zu machen. Und auch nach seinem Tod habe ich es nicht aufgegeben, sondern jede Minute des Tages in ihm verbracht. Nun bin ich jedoch der Meinung, dass es Zeit für mich ist, noch andere Ziele zu erreichen. Ich werde ja auch nicht jünger.“
Mit einem eindringlichen Blick betrachtet sie mich. Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Doch es gibt eine Frage, die mir auf der Zunge liegt.
„Und wem gehört es nun?“
Unsicher sehe ich einen nach dem anderen an. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort darauf wirklich wissen. Doch sollte es verkauft worden sein, muss ich es wissen.
„Mir“, verkündet meine Mutter nun. Dabei höre ich den Stolz in ihrer Stimme.
Allerdings kann ich nicht näher darauf eingehen, da ich damit beschäftigt bin, die Nachricht zu verarbeiten.
„Moment“, gebe ich schließlich von mir und hebe meine Hand. Auf diese Weise zeige ich ihnen, dass ich gerade nicht mehr so ganz mitkomme. In gewisser Weise kann man auch sagen, dass es mir zu schnell geht. „Du willst neue Ziele verfolgen und du hast das Hotel übernommen?“
Nacheinander zeige ich auf die beiden Frauen, die begeistert nicken. Ich weiß gerade ehrlich gesagt nicht, ob ich ihre Begeisterung dafür teile.
Ich gebe zu, dass ich in der letzten Zeit nicht sehr viel mit ihnen telefoniert habe, da ich viel zu tun hatte. Doch wenn wir miteinander gesprochen haben, hat keine von ihnen etwas darüber gesagt, dass sie diesen Schritt gehen wollen.
„Wow“, flüstere ich schließlich.
„Ich weiß, das kommt wahrscheinlich sehr überraschend“, meldet sich mein Vater zu Wort.
„So kann man es auch ausdrücken.“
„Doch deine Mutter hat ein paar gute Ideen“, fügt er noch hinzu. „Ich bin mir sicher, dass sie bei den Gästen gut ankommen werden.“
Ich sehe ihn an und versuche so die Kopfschmerzen loszuwerden, die sich gerade bilden. Dafür, dass ich mich heute schon mit so einigem an Mist herumschlagen musste, ist das eindeutig zu viel für mich.
„Und wie sehen die aus?“
Mit diesen Worten wende ich mich an meine Mutter.
„Ich werde den Pool und den ganzen Außenbereich neu machen lassen. Es wird alles größer und bunter. Außerdem wird es eine Bowling-Bahn im Keller und eine große Bar auf dem Dach geben. Das Hotel ist weit genug von den meisten Wohnhäusern entfernt, sodass ich mir deswegen keine Sorgen machen muss.“
„Das sind zumindest ein paar Ideen“, gebe ich zu.
„Viel mehr, es wird bereits alles geplant und ein paar der Umbauten sind bereits in Angriff genommen worden. Solange bleibt das Hotel geschlossen. Passend zur nächsten Saison soll alles fertig werden.“
Mit großen Augen sehe ich meine Mutter an.
„Da hast du dir einiges vorgenommen. Wenn ich mich nicht irre, beginnt die Saison bereits in drei Monaten“, überlege ich.
„Und das ist der Grund, wieso wir deine Hilfe brauchen.“
Mein Vater setzt sich neben mich und sieht mich auf eine Art und Weise an, die ich gerade nicht genau einschätzen kann. Als Kind hat er mich so betrachtet, wenn er herausfinden will, ob ich die Wahrheit sage. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es jetzt auch so ist. Daher weiß ich auch nicht, wie ich darauf reagieren soll.
„Ich kenne niemanden, der sich so gut mit Werbung auskennt, wie du. Daher müsstest du das übernehmen.“
Einen Moment denke ich darüber nach. Mal ganz davon abgesehen, dass ich meiner Familie gerne helfe, habe ich gerade eh nichts zu tun. Bewerbungen schreiben und verschicken kann ich auch von hier.
Und vielleicht bekomme ich hier auch endlich einen freien Kopf.
Den genau das ist es, was ich brauche, um die nächsten Schritte gehen zu können.
Es gibt für mich also keinen Grund, wieso ich es nicht machen sollte.
„Okay“, willige ich schließlich ein. „Jetzt bin ja bereits hier, da kann ich das auch machen.“
Ich zucke mit den Schultern und zeige ihnen so, dass das keine große Sache für mich ist.
Glücklich klatscht meine Mutter in die Hände und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Gleichzeitig frage ich mich aber dennoch, ob ich es nicht bereuen werde. Was berufliche Dinge angeht weiß ich, dass meine Mutter sehr kompliziert sein kann. Daher muss ich dringend mit ihr besprechen, dass sie mir freie Hand lässt, damit wir uns nicht in die Haare bekommen.
Gleichzeitig habe ich aber auch die Befürchtung, dass ich es schon bald mit Handwerkern und Farbmustern zu tun haben werde, sodass ich mich kaum noch um meinen eigentlichen Job kümmern kann.