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Vorwort

Im September 2019 habe ich mich entschlossen, dieses Buch zu schreiben. Nach jahrelanger Auseinandersetzung mit dem Thema Integration, vielen hunderten Seiten Literatur dazu und unzähligen Gesprächen und Diskussionen war es mir endgültig klar! Es war wie eine Eingebung. Ich war kein Suchender, kein Odysseus auf Irrfahrten mehr, sondern plötzlich hat alles einen Sinn ergeben, ein Steinchen fügte sich ins andere und ich musste nur einen Weg finden, wie ich meine Gedanken ordnen, meine Vorstellungen mit der Welt so teilen kann, dass jede/r mitgeht. Dieses Werk hat nicht den Anspruch durch brillanten Wortschatz herauszustechen, sondern vielmehr soll es zum Umdenken anregen und möglichst viele Leser*innen erreichen. Mein Ziel ist nicht, ein joviales Schulterklopfen oder ein zustimmendes Nicken meiner Freunde zu bekommen. Ich würde mir wünschen, dass die/der Leser*in dieses Buches sich vielleicht sogar trotz einer gegenteiligen Meinung auf eine Reise mit mir einlässt und meine Kritik aushält, selbst, wenn es ihr/ihm zu hart oder ungerecht vorkommt. Wir sind an einem Punkt in unserer Gesellschaft angelangt, an dem wir nicht mehr bereit sind, mit Andersdenkenden zu diskutieren. Wir urteilen vorschnell über Andere und wollen mit ihnen gar nichts mehr zu tun haben. Wir sind ignorant und verkaufen das als eine Tugend unter dem Titel “Toleranz”. Wir predigen Meinungsvielfalt und halten aber keine anderen Meinungen aus. Es ist zu einem echten Wettbewerb geworden, wer als erster ein Totschlagargument aus dem Ärmel zaubern kann, um die/den Gesprächspartner*in zum Schweigen zu bringen. Deswegen heißt es ja “Miteinander” diskutieren, weil es bedeutet, dass mindestens zwei Personen ihre eigenen Argumente zu einem bestimmten Thema vortragen und sich anschließend darüber “wertschätzend” austauschen. Keine Diskussion ist für mich, wenn sich zwei Gleichgesinnte unterhalten und gegenseitig abnicken. Daraus wird keiner schlauer und dadurch besteht auch keine Chance darauf, etwas Neues, zu kreieren. Das ist weder der Sinn einer Demokratie, noch hilft es uns auf Dauer diese aufrecht zu erhalten. Erst wenn wir wieder Mut fassen und Kraft finden, Andersdenkenden und Anderslebenden ihre Daseinsberechtigung nicht abzusprechen, dann können wir an einer inklusiven Gesellschaft arbeiten. Ausgrenzen, diffamieren und negieren sind keine Mittel, mit denen man eine Demokratie stärkt. Das ist unabhängig davon, von welcher gutgemeinten Seite diese kommen. Es gibt nie einfache Lösungen und klare Antworten in einer Gesellschaft. Vielmehr handelt es sich um ein Abwägen von Pro und Contra. Manchmal funktioniert die eine Antwort besser, manchmal die Andere. Eine rein sachliche Diskussion über das Thema Integration ist in Österreich derzeit nicht möglich. Es gibt sozusagen zwei Hauptlager oder zwei vorherrschende Meinungen und alle andere haben sich dem unterzuordnen. Das ist, weil diese Debatte stark emotional besetzt ist. Noch dazu dient sie als Projektionsfläche für alle möglichen “politischen” Auseinandersetzungen. Unsere Gesellschaft leidet darunter und somit sehr viele Kinder und Bürger*innen.

Dieses Buch soll nicht einer dieser herrschenden Meinungen entsprechen, weil sich das Thema “Integration” in einer funktionierenden Gesellschaft nicht allein mit links oder mit rechts lösen lässt. Wir brauchen hier verantwortungsvolle und emanzipierte Bürger*innen. Wir brauchen sowohl Mitgefühl als auch klare Regeln des Zusammenlebens. Regeln oder Rahmenbedingungen, in denen freie Bürger*innen handeln, sind kein Problem, wenn wir sie klar kommunizieren und aufs Grundlegendste und Notwendigste zurückfahren. Weder Staat noch Gesellschaft haben das Recht, darüber zu entscheiden, welchen Namen ich meinem Kind gebe. Aber sehr wohl hat der Staat das Recht, die Rechte der Kinder zu schützen. Was darf/muss der Staat regeln und gegebenenfalls sanktionieren und wo geht der Staat zu weit? Was kann/darf die Mehrheitsgesellschaft bestimmen/entscheiden und wo werden Minderheiten benachteiligt? Vor nicht allzu langer Zeit war es in Österreich nicht per Gesetz geregelt, dass eine Frau selbst entscheiden konnte, ob sie arbeiten möchte. Was in den eigenen vier Wänden passierte, war eine private Angelegenheit. Zum Glück sind wir heute ein gutes Stück weiter in diesem Bereich gekommen und sanktionieren solche Ungerechtigkeiten. Heute ist die Frage: wo müssen wir hinschauen und wo übertreiben wir, wenn wir neue Regeln fordern oder erstellen? Was darf ein Kollektiv von einem Individuum erwarten? Somit müssen wir automatisch über Freiheit, Angst, Neid, Rassismus, Chancengleichheit und Selbstermächtigung sprechen. Es sind weder Bio-Österreicher*innen per definitionem böse, noch Migrant*innen heilig. Es kommt immer auf das Individuum an und die Rahmenbedingungen einer Gesellschaft, in der dieses Individuum lebt. Also schaffen wir solche Rahmenbedingungen, in denen bestmögliche Entwicklungs- und Verwirklichungschancen für ein Individuum existieren. Stärken wir unsere Bürger*innen, damit sie gerne Verantwortung für ihr Leben übernehmen und aktiv an unserer Gesellschaft teilhaben können … und das unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrem sozialen Status.

Während ich dieses Buch schreibe, ist die weltweite Corona Pandemie ausgebrochen. Derzeit wütet das Virus auf der ganzen Welt. Kein Mensch hat mit so einem Szenario gerechnet, das alle Wahrheiten und Prioritäten durcheinander bringt. Was ist noch wichtig? Mit welchen Fragen macht es noch Sinn, sich auseinander zu setzen? Spielt Integration noch eine Rolle in einer Welt, die durch das Virus so herausgefordert ist, dass sie droht zusammenzubrechen? Sollen wir unsere Anliegen, Wünsche, Ideen für eine bessere Gesellschaft hinten anstellen, uns derzeit nur an der “Corona-Wirklichkeit” beteiligen? Ist es ignorant und unverantwortlich, in so einer Zeit über Integration und andere Probleme zu schreiben und darüber zu sprechen?

Mir werden diese Fragen immer wieder gestellt und ich stelle sie mir selbst. Ich habe hier eine klare Antwort für mich gefunden, die ich Ihnen gerne mitteilen möchte, liebe/r Leser*in. Zu keiner Zeit der Menschheitsgeschichte ist es ignorant oder unverantwortlich, sich Gedanken über eine zukünftige, eine bessere Gesellschaft zu machen. Nur so können wir Menschen bleiben, nur so können wir unsere Würde bewahren. Es ist nicht gut, den Kopf oder die Hoffnung auf eine Zukunft, die besser wird, zu verlieren. Wenn wir unser ganzes Dasein an ein Virus binden, dann haben wir bereits verloren und auch als Menschen aufgehört zu existieren. Also ich würde sagen:

„In Zeiten von Corona darf man, ja muss man sogar Bücher schreiben.”


Savo Ristić

Scheiß auf ... Integration!

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