Читать книгу Kolumbien 1993 - Jeder Tag ein Abenteuer - Schila Lomcans - Страница 11

Rio Magdalena – Magangué – Mompós – El Banco

Оглавление

Von Cartagena machten wir uns wieder auf, bestiegen den expreso Brasilia und fuhren flussaufwärts bis nach Magangué. Den kurzen Weg von der Bushaltestelle bis zum Ufer des Rio Magdalena legten wir zu Fuß zurück und nun suchten wir in dem Gewirr aus Booten entlang des Ufers nach dem Transferboot, welches uns auf dem Fluss bis nach Mompós bringen sollte. Nach einigem Fragen und Suchen fanden wir es schließlich. Über mehrere Boote hinweg führte uns der Weg bis zur am äußeren Ende befestigten „Mompósina“.

Es war schon spät und der Fluss hat weder bezeichnete Fahrrinnen noch gibt es außerhalb der Ortschaften und Städte nachts genug Licht um eine sichere Fahrt auf dem Fluss zu gewährleisten. So kam es, dass wir kurz nach Sonnenuntergang an einer Stelle etwa 5 Kilometer außerhalb von Mompós anlandeten. Die Fahrt war zu einem für uns überraschenden Ende gekommen. Das Boot war gut besucht. Auch Frauen, Kinder und Kleinkinder waren darunter. Insgesamt waren wir wohl so an die 25 Personen. Erst konnten wir gar nicht begreifen, warum wir nicht weiterfuhren, aber fünf Minuten später war es stock finstere Nacht.

Da standen wir nun mit unserem Gepäck auf der staubigen Straße, die unweit des Stromes verlief, und machten uns Gedanken, wie wir wohl weiter kommen würden. Ich wollte schon loslaufen und die Strecke eben zu Fuß hinter mich bringen, als man uns stoppte und wild gestikulierend erklärte, dass das zu gefährlich sei und man auf den Weitertransport warte, der jeden Moment eintreffen würde. Und da kam er ja auch schon in Form eines Toyota Landcruiser aus den 50er oder 60er Jahren, der etwas auf seinen Rädern eiernd langsam die Straße auf uns zu rollte, schließlich wendete und sodann von allen 25 Personen nebst Gepäck bestiegen wurde. Ja, einige saßen auf dem Dach und andere hingen an den Seiten, mit den Füssen auf Trittbrettern und ähnlichen Stellen, aber alle waren wir in und an diesem Auto, als es sich Richtung Mompós in Bewegung setzte. Patricia und ich selbst klemmten zwischen Rückbank und Kofferraum unter uns das Gepäck und neben mir eine Campesino die gerade in all dem vollgestopften Getümmel ihrem Baby die Brust gab. Überhaupt hatten alle die Ruhe weg und weder Erwachsene noch Kinder haben sich beschwert. Nie habe ich Kinder in Europa so diszipliniert und unquengelig erlebt wie hier. Es sind die Eltern, die die Kinder prägen und da die Erwachsenen hier alle stets ruhig bleiben und sich nie beschweren, tun dass die Kinder auch nicht. So einfach ist das.

Am folgenden Morgen begannen wir, Mompós zu erkunden. Viel gab es da aber nicht zu sehen. Mompós ist der Überrest einer typischen kolonialen Flussstadt und so sehen die Bauten dort auch heute noch aus. Es gibt wenige moderne Gebäude und die kolonialen verfallen so nach und nach, auch wenn immer mal wieder eines dabei ist, dass restauriert und gepflegt wird.

Einzig die Kirchen machen einen frohen und gepflegten Eindruck, ganz so wie die ehemals Wilden Indios, die heute wohl mehr Glauben aufbieten können als die überwiegende Mehrzahl der Menschen in den ehemaligen Mutterländern.

Man geht die nichtssagenden Straßen entlang und meint in einem Slam zu sein. Aber Achtung! Das ist beabsichtigt. In Kolumbien zeigt man an der Straßenfron seines Hauses nur Armut und Kargheit. Darf man aber durch das hier meist oben abgerundete oder von Scheinsäulen flankierte Tor ins Innere treten, so wird mit jedem Meter hinein der Eindruck verändert und am Schluss ist man ganz baff, wie ordentlich ja teilweise hochherrschaftlich die Menschen in Ihren Innenhöfen und Innenräumen leben.

Bei uns tragen wir den Anschein etwas zu sein nach außen und verschulden uns dabei, um mitzuhalten. Hier tragen die Menschen ihre Unscheinbarkeit nach außen und haben in ihrem Sein alles, was wir uns durch Schein und Kredit finanzieren. Sicher, der Standard ist ein anderer, aber es steht den Menschen gut zu Gesicht, sich bescheiden zu geben und gut zu leben. Angesichts dieser Sache sollten wir lieber in Scham versinken, von unserem hohen „Sportwagen-Ross“ herabsteigen (eh geleast) und den Hut ziehen.

Allgegenwärtig ist Kolumbien nicht nur die Musik, sondern auch Simon Bolivar. Keine Stadt, kein Dorf oder Ort, in dem man von Herrn Bolivar keine Büste oder Denkmal findet. So auch hier in Mompós und selbst redend das einzige Denkmal, von Bauten mal abgesehen, dass diese Gemeinde schmückt.

Kolumbien 1993 - Jeder Tag ein Abenteuer

Подняться наверх