Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 652 - Sean Beaufort - Страница 7

2.

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Jetzt dümpelte die Schebecke vor der langgezogenen, fast geraden Küste im Süden der Insel São Vicente.

„Wären sie auf der Insel, hätten sie uns gesehen und gehört“, sagte Don Juan de Alcazar.

„Wir haben erst eine Hälfte abgesucht“, widersprach der Seewolf.

Die Schebecke war so nahe an die Felsen, Buchten und Hänge herangesteuert worden, daß die Seewölfe fürchteten, die Planken würden am Gestein entlangschrammen.

Treibholz, Fischgerippe und tote Seevögel säumten die Strände der Insel. Zweimal hatte Al Conroy einen Schuß aus der Drehbasse abgegeben, ein Signal, das den Vermißten sagen sollte, wo sich die Retter befanden.

„Weiter nach Westen“, befahl Hasard.

Inzwischen war an Bord wieder die alte Ordnung eingekehrt. Die Freiwache lag unter Deck und schnarchte in ihren Kojen. Um die Insel herum zu kreuzen, war alles andere als einfach und erforderte eine Menge Schläge. Hasard hob wieder das Spektiv und starrte mit schmerzenden Augen hindurch.

Die Schebecke führte einen Schlag nach Südwesten aus, ging auf den anderen Bug und näherte sich wieder der Insel. In der Mitte des riesigen Halbrundes zeigte ein stumpfes Kap genau nach Süden.

Ben Brighton wollte eine Bemerkung wegen der Zwillinge und des Admirals hinzufügen, schüttelte aber den Kopf und schwieg.

Etwa drei ganze Tagesreisen war die afrikanische Küste von den Inseln entfernt. Feiner Sand schwamm ebenso in dem Gischt der Brandung wie auf dem Schwemmgut, das gegen die Felsen geschmettert wurde. Der Harmattansand bedeckte auch den flachen Strand, über den die Blicke der Seewölfe glitten, als die Schebecke in einem gewagten Viertelkreis wieder an die Insel heranschloß und nach Westen weitersegelte.

„Nicht einmal schwarze Sklaven hocken auf den Klippen“, sagte Higgy und setzte sich auf den Niedergang. „Verdammt leer, die Inseln.“

Santa Luzia und die öden Felseilande Branco und Razo würden ebenfalls leere Inselchen sein. Santiago, Fogo, Boa Vista und vielleicht Sal waren besiedelt.

„Bis auf Vögel und, vielleicht, irgendwelche kleinen Tiere“, meinte Jan Ranse.

„Wahrscheinlich Ratten und Mäuse. Die gibt es überall“, setzte Sam Roskill hinzu.

Die Schebecke pirschte in langsamer Fahrt entlang der Strände, die von Felsbrocken übersät waren. Hinter den Dünen wuchsen kümmerliche Büsche, von einigen struppigen Kokospalmen überragt, die sich im Wind des Nachmittags schüttelten.

„Ja. Fische natürlich auch“, sagte Bob Grey.

Jetzt stand Piet Straaten am Ruder, und Hasard war nicht von Deck wegzukriegen. Er befand sich entweder auf dem Grätingsdeck, auf der Kuhl oder der Back, je nachdem, von welcher Stelle er einen besseren Ausblick hatte. Er war todmüde und unrasiert. Seine Stimmung schwankte zwischen Trauer und neu aufflackernder Hoffnung.

Um die Insel kreisten Vögelschwärme und kleinere Gruppen dunkler Vögel, die sich mit vorgereckten Schnäbeln ins Wasser stürzten und mit kleinen Fischen darin wieder auftauchten.

Auch diese Insel sah aus, als wäre sie vor unendlich langer Zeit aus flüssigem Gestein geschaffen worden. Jenseits der Strände wuchsen in den Spalten der seltsamen Oberfläche unbekannte Sträucher. Aber über die Strände führten keine Fußspuren.

„Hör zu, Sir“, sagte Ben Brighton eine Stunde später, als sie den Punkt ereicht hatten, den sie schon kannten. „Geh unter Deck und schlaf ein paar. Stunden. Wir wenden und gehen an Santa Luzia und den beiden Felsen vorbei nach São Nicolau.“

An der Stelle, an der die Seewölfe angefangen hatten, die Insel zu umrunden, wendete die Schebecke und segelte mit achterlichem Wind, der jetzt vorübergehend aus Westen wehte, in östliche Richtung.

„Meinst du, ihr schafft es allein?“ fragte Hasard. Als ob es ein Stichwort gewesen wäre, mußte er gähnen.

„Du kannst überzeugt sein, Sir, daß wir die paar Seemeilen das Schiff nicht auf Felsen setzen werden – da gibt es kaum Felsen“, erwiderte der Erste. „Ich passe schon auf. Wenn es dunkel wird, können wir vielleicht schon irgendwo in einer Bucht von Nicolau vor Anker gehen.“

Hasard senkte den Kopf, gähnte wieder und gab Batuti sein Spektiv.

„Einverstanden“, murmelte er und schüttelte sich. „Ich sollte mich wirklich etwas ausruhen.“

„Und iß etwas, Sir!“ rief ihm Ferris Tucker nach, als Hasard den steuerbordseitigen Niedergang abenterte und unter Deck verschwand.

Die Spitze des Bugspriets richtete sich auf eine Stelle an der Kimm, hinter der die höchste Erhebung von Santa Luzia zu erkennen war. Hinter der Schebecke verhallte das kreischende Geschrei der jagenden Vögel.

Ben wandte sich an den Rudergänger.

„Wir suchen um die Inseln herum. Aber niemand denkt daran, daß sich zwischen ihnen ein riesiges Seegebiet befindet.“

„Das ist die Arbeit für die nächsten Tage“, erwiderte Piet Straaten. „Unser armer Sir. Er ist völlig fertig.“

Der Erste nickte nachdrücklich, dann sagte er: „Er gibt nicht auf, verlaß dich drauf. Und von uns wird auch keiner aufgeben. Und wenn es Monate dauert.“

„Natürlich, was denkst du?“ entgegnete Piet.

Nach Dan O’Flynns Karten betrug die Entfernung zwischen Santo Antao im äußersten Westen bis nach Sal oder Boa Vista im Osten rund hundertneunzig Seemeilen. Eine Strecke also, die bei gutem Wind in eineinhalb oder zwei Tagen zu segeln war. Bis jetzt war in diesem portugiesischen Gebiet noch keine zweites Schiff aufgetaucht.

Daß São Tiago und Boa Vista wichtige Stationen des verdammenswerten Sklavenhandels zwischen Afrika und Brasilien darstellten, war allen Seewölfen seit langem bekannt. Daraus leiteten sie die schwache Hoffnung ab, daß die drei Freunde in der Jolle vielleicht von einem portugiesischen Schiff aufgefischt wurden.

„Vielleicht sollten wir weiter westlich suchen“, meinte der Erste nach einer Weile. „Der Harmattan kam von Osten und riß alles nach Westen mit.“

„Aber – angeblich ist er nach Süden gewirbelt. Er soll gedreht haben“, sagte Piet.

Die Silhouette der kleinen Insel wuchs höher aus den Wellen. Die Sonne des späten Nachmittags lag voll auf den Hängen.

„Niemand hat’s deutlich gesehen“, sagte der Erste. „Es war stockfinster, wie du dich vielleicht erinnerst. Wahrscheinlich erfahren wir etwas darüber, wenn wir in dieser trostlosen Wüste aus Wasser und Felsen auf einen Portugiesen treffen.“

„Also spätestens in Boa Vista“, murmelte Piet.

„Wahrscheinlich erst dort, ja.“

Die Schebecke lief gute Fahrt. Alle drei Segel standen voll im achterlichen Wind. Hin und wieder prasselte ein Schwall Wasser von Backbord über die Planken, die in der Hitze schnell trockneten und sich mit glitzernden Salzkörnchen überzogen. Die Seewölfe auf der Kuhl hoben immer wieder ihre Köpfe und suchten die Kimm ab. Ben Brighton und Ferris Tucker schwenkten die Spektive.

Aber es gab, bis sie sich im letzten Tageslicht der kleinen Insel Santa Luzia näherten, nicht einmal ein Stück Treibholz zu entdecken, geschweige denn ein treibendes Boot mit drei Insassen.

Gnadenlos brannte die Sonne vom Himmel.

Der Wind, der den Schweiß schnell trocknete, linderte die Hitze. Die drei einsamen Männer spürten kaum, wie die Sonne ihre Haut versengte. Philip half Old Donegal, den Fisch zu bearbeiten.

Sie hatten Kopf und Schwanzende abgeschnitten und unter die Planken im Bug geschoben. Auch wenn die Brocken zu stinken anfingen, würden sie gute Köder abgeben, bessere jedenfalls als die strapazierte Goldmünze.

„Der unbekannte Seemann, der seine Kiste in den großen Teich hat fallen lassen, hätte auch mehr an uns denken können“, sagte Hasard und deutete auf die breite Ducht, auf der er seine Schätze ausgebreitet hatte.

Ein Buch, vermutlich eine Bibel, deren Seiten zusammenklebten. Auch die Buchdeckel ließen sich nicht öffnen. Irgendwann würde die Schwarte einigermaßen trocken sein, dann konnten sie sich gegenseitig biblische Sprüche vorlesen.

Der zweite Fund war fürs Überleben weitaus wichtiger: eine Büchse, in der sich Schwamm, Stahl und Feuerstein befanden. Natürlich troffen auch diese Teile vor Seewasser. Vorsichtig drehte Hasard die Stücke auf dem Holz um und setzte die Rückseite der Sonne aus.

Im dritten Bündel, einem verquollenen kleinen Holzkasten, hatten sie ein buntes Sammelsurium von Kleinkram gefunden. Bändsel und Garn in unterschiedlicher Stärke und Länge, ein paar dreikantige Segelnadeln, ein Messer, eine Handvoll silberner Münzen von geringem Wert, einen Schlüssel und leuchtende Muschelschalen.

„Er hat nicht gewußt, daß wir seine Habseligkeiten auffischen“, erwiderte Old Donegal und fuhr fort, die Haut von dem Fisch abzuziehen. Die Eingeweide hatten sie wortlos und schnell ins Meer zurückgeworfen. Das grausige Erlebnis des scheintoten Großvaters reichte ihnen, und zwar für alle Zeiten.

„Er hätte trotzdem etwas anderes einpacken können“, maulte Hasard.

Immerhin konnten sie die Muscheln zerbrechen oder zerschlagen und mit den scharfen Kanten den Fisch schneller abschuppen. Die Tuchfetzen, in die jene Bündel eingeschlagen waren, verströmten einen muffigen Geruch, während sie langsam trockneten. Fliegende Fische, vom Schatten des Segels aufgescheucht, flatterten nach beiden Seiten surrend dicht über die Wellenkämme dahin und tauchten klatschend ins Wasser.

„Sei zufrieden mit dem, was das Meer uns freiwillig schenkt“, sagte Philip und setzte ein schiefes Grinsen auf.

„Muß ich wohl sein.“

Ein Fäßchen, etwa einen Fuß lang, und zwei Krüge aus glasiertem Ton, mit Wachs und Pech verschlossen, standen nebeneinander auf der Ducht. Sie waren entweder vom Ton her sehr schwer, oder sie enthielten noch immer ihren flüssigen Inhalt. Hasard starrte sie an, als könne er hindurchschauen und auf diese Weise erfahren, was sie enthielten.

Schließlich nahm er das Messer, setzte die Spitze im Wachsüberzug des Verschlusses an und stocherte solange, bis er die Schutzschicht durchschnitten und den Korken in die Höhe gehebelt hatte. Der Geruch eines schweren, dicken Weines stieg ihm in die Nase.

Er lachte laut auf.

„Dieser unbekannte Seemann“, sagte er kopfschüttelnd. „Es gibt Wein zum rohen Fisch, Granddad!“

Auch Old Donegal stieß ein Kichern aus.

„Tatsächlich? Hier, einen Schluck für mich.“

Er warf Hasard eine Kokosnußhälfte zu. Vorsichtig kippte Hasard den Krug und ließ einen fingerdicken Strahl hineinrinnen. Im Sonnenlicht verwandelte sich der Wein in eine feuerrot leuchtende Flüssigkeit, deren Geruch sogar den des Fisches überdeckte.

Old Donegal schnitt seine Beute gerade in doppelt fingerbreite Streifen und pickte die dünne Gräten heraus. Beim Anblick der Mahlzeit fing Hasards Magen laut zu knurren an, gleichzeitig entstand in der Kehle eine würgendes Gefühl. Der junge Seewolf dachte an die nächsten Tage und unterdrückte das Würgen.

Er tauchte den Finger in den Wein, probierte ihn und nickte zufrieden.

„Verdammt stark“, sagte er und gab die Muck weiter. Old Donegal verdrehte nach dem ersten Schluck die Augen und reichte den Wein nach achtern zu Philip an der Pinne.

„Aber gut“, pflichtete ihm Philip bei.

Er nahm einen zweiten Schluck und schloß die Augen, als ihm Old Donegal auf der Messerspitze einen Happen Fisch entgegenhielt. Philip würgte den Fisch herunter und behalf sich damit, daß er dazu etwas Wein trank.

Hasard sah den beiden eine Weile zu, dann griff er sich eine zweite Schale, packte mit spitzen Fingern ein Stück Fisch und dachte an frisches Brot mit kalten Bratenscheiben, vom Kutscher auf einem weißen Tuch serviert. Der Wein ließ den Geschmack des rohen Fisches erträglicher werden.

„Die nächsten Tage können wir uns etwas besser gestalten, denke ich“, sagte er, nachdem er fünf der rohen Fischstücke im Magen hatte. „Der Wein wird nicht lange reichen.“

Er goß für jeden noch einen kräftigen Schluck in die Kokosbecher und verschloß dann den Krug mit größter Sorgfalt. Er wickelte ein Tuch darum, nachdem er es gründlich außenbords gewaschen hatte und versteckte das Bündel unter der Ducht, neben einem kleinen Bündel Tauwerk, das zufälligerweise nicht über Bord gegangen war.

„Natürlich reicht er nicht lange. Aber besser als nichts, wie?“ murmelte Old Donegal und kaute mit spitzen Zähnen auf dem Fisch. Er spuckte eine Gräte aus.

„Willst du nicht nachsehen, was im anderen Krug ist? Und im Fäßchen?“

„Ich habe keine Eile“, entgegnete Hasard und suchte vergeblich nach einer Aufschrift oder Markierung. Als er den Krug und das Fäßchen schüttelte, gluckerte es nicht mal.

Wieder öffnete er mit großer Vorsicht den zweiten Krug. Als er noch mal den Wein roch, hob er die Schultern und sagte: „Wein. Unser Freund wollte ihn vielleicht irgend jemandem als Geschenk mitbringen.“

„Und nun haben wir’s empfangen“, sagte Old Donegal.

„Also noch ein Krug Wein. Rettet uns für vier, fünf Tage, wenn wir uns nicht hoffnungslos besaufen“, meinte Hasard und verschloß den Krug wieder.

Es war müßig, darüber nachzudenken, warum der unbekannte Seemann ausgerechnet diese Weinkrüge in seine Seekiste gepackt hatte. Das Fäßchen, das etwa eine Gallone enthalten mochte, war schwerer zu öffnen. Als Hasard, der auf dem letzten würfelförmigen Brocken des Fischfleisches kaute, den hölzernen Stopfen herausgezogen hatte, roch er starken Rum.

„Carberrys Leib- und Magengetränk“, sagte er. „Rum. Granddad. Damit können wir unsere Schnitte, Risse und Wunden betupfen.“

„Tatsächlich? Rum?“ fragte Old Donegal zurück.

Hasard nickte und verschloß das Fäßchen wieder.

„Bester Rum. Den heben wir uns für den letzten Tag ohne Hoffnung auf“, erklärte er entschlossen und sicherte das Fäßchen neben den Krügen im Bug. „Das war’s. Sonst fand sich nichts in der Kiste.“

Auch die Kiste lag, mit der Öffnung nach oben, zum Trocknen neben dem Mast. Die Sonne sank der Kimm entgegen. Die nächste Nacht ohne Licht und Hoffnung brach in ungefähr zwei Stunden an.

Unverändert trieb der Wind das Boot nach Süden, manchmal einen oder zwei Striche abfallend nach Südosten. Im Osten lag Afrika, aber die drei Schiffbrüchigen sahen keine Möglichkeit, ihre Nußschale in diese Richtung zu steuern. Es sei denn, der Wind drehte.

Nach einer Weile sagte Old Donegal ohne jede Spur von Humor: „Die beiden Krüge mit Wein und der Rum sind keine Lebensretter, Leute. Aber es sind ein paar Mucks voller Flüssigkeit. Wir werden nicht verdursten, wenigstens nicht so bald.“

Der Fisch enthielt viel Wasser, dazu gesellte sich der Wein. Für diesen Tag galt, was der Admiral soeben ausgeführt hatte. Sie würden überleben. Satt waren sie allerdings nicht. Aber nachts würde ein Schluck Rum die knurrenden Mägen beruhigen und den Hunger betäuben. Hasard lehnte sich zurück und sah seinem Bruder ins Gesicht.

„Immer dann, wenn niemand ein Schiff braucht oder erwartet, wenn man sich versteckt, dann tauchen ganze Flotten auf“, sagte Philip grimmig. „Und jetzt?“

Old Donegal lachte kurz und heiser. „Und jetzt warten wir vergebens. Kein Spanier, kein Portugiese, keine Schebecke.“

„Aber sie suchen uns. Dad wird nicht eher aufhören, bis er uns findet“, sagte Philip und sprach sich Mut zu.

„Ob er uns findet? Wer weiß?“

„Ich glaube daran“, antwortete Hasard dem Alten und lehnte sich zurück.

Gegen Abend, die Sonne schwebte eine Handbreite über der Kimm, drehte der Wind, und zusammen mit einer unsichtbaren Strömung schob und zerrte er das winzige Boot mehr nach Osten als nach Süden. Aber das konnte sich bald wieder ändern. Old Donegal löste Philip am Ruder ab.

„Nichts zu sehen“, murmelte Philip, nachdem er sich Hasard gegenüber zwischen die Duchten gesetzt und die Beine ausgestreckt hatte.

„Den ganzen Tag über war nichts zu sehen gewesen. Nicht mal ein öder Felsbrocken“, sagte Hasard.

„Und nachts würden wir vermutlich auch an einer Insel vorbeidriften“, rief Old Donegal von der Pinne her. „Irgendwann ist jedes Meer zu Ende.“

„Hoffentlich sind nicht wir vorher am Ende“, meinte Philip.

Die rotgelbe Sonnenscheibe berührte mit ihrem unteren Rand die Kimm. Sie sank rasch tiefer, und wie fast an jedem Abend bisher stiegen über ihr breite und langgezogene Wolken auf. Sie leuchteten in vielen Farben und versprachen einen kurzen, nächtlichen Regen.

„Wer übernimmt die erste Wache?“ fragte Philip eine halbe Stunde später.

Nur noch ein breiter Streifen zeigte die Stelle des Sonnenunterganges an. Der Himmel färbte sich tief purpurn und schließlich schwarz.

„Ich“, erwiderte Old Donegal.

„Ich löse dich ab“, sagte Hasard und gähnte. Er streckte sich vor dem Mast zwischen den Duchten auf einigen Fetzen und seiner Segeltuchjacke aus.

Die Wellen schlugen gegen die Planken, hoben und senkten die Jolle, und hin und wieder spritzten einige Tropfen auf die Planken und die drei Männer.

Die Dunkelheit der Nacht kam schnell. Etwas später strahlten die Sterne über dem Meer. Hasard schnarchte leise, und noch leiser sprachen Old Donegal und Phil miteinander.

Das Boot schob sich langsam, ein winziges Gebilde auf der Weite der See, nach Südosten. Später drehte der Wind wieder und wehte aus der gleichen Richtung wie während der meisten Stunden des langen, heißen Tages.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 652

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