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2.

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Auf die Schultern von de la Torre gestützt, wankte Capitán Jorge Recalde über den nassen Sand. Die knarzenden Stiefel, die voller Salzwasser waren, hinterließen tiefe, verwischte Eindrücke. Einige Steinwürfe weit entfernt lag das fast unkenntliche Wrack einer ihrer Karavellen schräg im Sand.

Die Abendsonne brannte auf die Schultern der Spanier, die sich an Land und in Sicherheit schleppten.

„Noch ein Zeichen für unsere Niederlage“, murmelte der Kapitän der vernichteten „San Leon“. Über die Dünen eilten kleine Gruppen von Portugiesen, von denen das Boot beobachtet worden war.

„Es wird auch wieder Siege geben, Capitán“, versuchte ihn der Erste Offizier zu trösten. „Wir alle hatten Glück.“

„Das nennst du Glück?“

Die Männer der wrackgeschlagenen Fahrzeuge taumelten über den Strand. Wie es schien, hatten die Mannschaften aller vier Karavellen dieses Desaster überlebt. Sie waren hungrig und naß, todmüde und durstig. Wind und Strömung hatten die Arbeit der erschöpften Ruderer unterstützt, und die Feuer der Leuchttürme waren sichere Zeichen gewesen.

„Hallo!“ riefen die Fischer und Bauern. „Wir haben euch gesehen!“

De la Torre rief keuchend: „Wo sind wir? Welcher Ort ist das? Ich meine, es ist Porto!“

„Nicht ganz. Dort drüben liegt Porto. Die Männer – sie sind schon dorthin unterwegs.“

Vier Karavellen hatten die Galeone und die Schebecke verfolgt, drei von ihnen allein für diesen Zweck von Porto aus eingesetzt. Alle vier waren von den britischen Kanonieren so gut wie vernichtet worden. Die Wut der Spanier war größer als die Enttäuschung. Daran, daß sie überlebt hatten und eigentlich glücklich sein sollten, dachte kaum einer.

„Welche Männer?“

„Die anderen, die sich gerettet haben. Die Kapitäne warten beim Bürgermeister.“

„Bringt ihr uns zu ihnen?“

„Die Wagen warten hinter dem Dünenkamm.“

Die Männer hatten die zerschlagene „Hermosito“ unter Segel und mit Riemenhilfe auf den Sand gesetzt. Einer nach dem anderen kletterte von Bord und folgte dem fremden Kapitän, der jetzt von den hilfreichen Bauern in Empfang genommen wurde.

Zwei Ochsengespanne waren losgeschickt worden. Die Karren waren halb voll Stroh, ein Stapel Decken und einige Krüge Wein lagen bereit. Die Portugiesen halfen, wo sie konnten und hoben sogar die Verwundeten und Erschöpften ins Stroh hinauf. Der erste Wagen war voll, die Seeleute kümmerten sich um ihre Kameraden. Drei Männer fielen augenblicklich in tiefen Schlaf.

Jorge Recalde lehnte sich schwer an die Wand des zweiten Karrens.

„Don Manolo dos Barancar – er wird wohl mit uns fahren.“

„Ich vermute es. Ein tüchtiger Mann. Ohne ihn wären wir alle ertrunken.“

„Ich weiß.“

Sie konnten noch nicht klar denken. Die Erschöpfung war zu groß. Die lange Zeit auf der kalten See, ständig vom Wasser durchnäßt, vom Regenwasser und von den Wellen, hatte mehr als nur äußerliche Spuren hinterlassen. Gierig stürzte Recalde den starken, heißen Würzwein herunter, der ihm von einem kahlköpfigen alten Bauern entgegengehalten worden war.

„Gracias“, murmelte er. „Die anderen Kapitäne?“

„Die Señores Coillar und Leora warten auf euch. Sie sitzen am Kamin und trocknen ihre Kleider. Sie haben auch alles verloren.“

„Nur den Stolz nicht“, sagte de la Torre scharf.

Er blickte dem ersten Ochsengespann nach, das sich über den gekrümmten Sandweg in die Richtung des Dorfes entfernte. Wieder schleppten die Seeleute ein paar Verletzte herbei und betteten sie auf das Stroh.

„Wir werden beraten, was zu tun ist“, murmelte Recalde schläfrig.

Der Erste Offizier hob abwehrend die Hände und entgegnete: „Zuerst werden wir essen, dann uns das Salz von der Haut waschen und danach schlafen.“

„Meinetwegen.“

Nach und nach würden alle Gestrandeten auf schwerfälligen Fahrzeugen ins Dorf gebracht. Die Bauern, die natürlich das Wrack ausplündern würden, bemühten sich nach Kräften. Klar, daß sie vom Strandgut profitieren würden. Dabei fürchteten sie die spanischen Soldaten. Sie konnten beruhigt sein, man würde ihnen kaum auf die Finger sehen.

Manolo dos Barancar setzte sich neben Recalde und ließ sich eine Decke um die Schultern legen. De la Torre gab ihm einen gefüllten Becher. Der Geruch des gesüßten und gewürzten Weines vermochte nicht, den muffigen Salzgestank zu vertreiben, der aus dem Leder und dem Stoff aufstieg. Jeder der Überlebenden fror und zitterte vor Kälte.

Nach einer Viertelstunde, in der er zwei Becher leertrank, sagte dos Barancar wütend: „Wir müssen bald entscheiden, was wir tun sollen.“

Vor Erschöpfung hatte Recalde Tränen in den Augen. Er gähnte und schüttelte sich.

„Was können wir tun?“

„Die Engländer müssen gestellt werden. Wenn es in Porto bewaffnete Einheiten gibt, werden wir die Verfolgung aufnehmen. Wenn nicht, reiten wir nach Vigo. Oder man soll Boten schicken. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, für die Engländer winkt sozusagen ihr Hafen. Denkt daran, was wir jetzt von den Schätzen wissen, die in den Laderäumen der ‚Fidelidad‘ gestapelt sind! Spaniens Gold! Unser Silber. Und vieles andere. Uns gehört es.“

Barancar schwieg erschöpft und warf in heller Wut seinen leeren Becher ins Stroh.

„Die halbe spanisch-portugiesische Wachflotte gegen zwei Schiffe! In Wirklichkeit nur gegen eins, denn die Galeone hat sich so gut wie kaum gewehrt. Nur ein paar Schüsse.“

„Aber alles Treffer“, brummte Recalde düster.

Das Dorf, eine Ansammlung von drei Dutzend Häusern, war nicht weit entfernt. Die Seeleute, die auf den Wagen keinen Platz mehr gefunden hatten, trotteten hinterher.

Während für die Offiziere und die Kapitäne im Haus und in der Scheune des Bürgermeisters große Zuber voller heißem Wasser bereitgestellt wurden, verteilten sich die Seeleute auf ihre provisorischen Lager auf den Tennen.

Die Dorfbewohner verteilten Essen und heißen Tee, Wein und, soweit sie das entbehren konnten, auch trockenes Zeug. Durch einen Zufall waren alle Überlebenden der vier Karavellen an jenem langen Strandabschnitt angetrieben worden, der zu dem namenlosen portugiesischen Dorf gehörte.

Während Jorge Recalde und Manolo dos Barancar bis zum Hals im warmen Wasser hockten und die Müdigkeit noch stärker zu spüren begannen, trat der Bürgermeister in den zugigen Raum der tief gelegenen Tenne. Neben ihm ging Ruiz Coillar, der Kommandant der bedauernswerten „Los Monteros“.

„Bevor ihr fragt, Señores, hier die Auskunft. Ein reitender Bote ist nach Porto unterwegs. Man soll uns Kutschen und schnelle Pferde schicken.“

Aus rotunterlaufenen Augen warf Recalde seinem Kameraden einen langen Blick zu.

„Recht getan, Capitán. Und was weiter?“

„Wir verlangten, daß jedes wehrhafte Schiff augenblicklich aus Porto ausläuft und die Verfolgung aufnimmt – vorausgesetzt, im Hafen liegen unsere Schiffe.“

Dos Barancar rieb sich Seifenschaum aus dem linken Auge und fragte schläfrig: „Falls keine Schiffe in Porto sind? Als ihr ausgelaufen seid, war der Hafen leer, wie ich erfuhr.“

„Dann haben sie Order, ein paar schnelle Boote nach Vigo zu schicken und um Hilfe zu bitten. Es geht das Gerücht, daß der Seewolf sein Unwesen mit uns trieb.“

„Ich habe Männer an Bord der beiden Schiffe gesehen, auf die seine Beschreibung zutrifft“, bestätigte Recalde. „Wann erwarten wir die Boten zurück?“

Alle Hidalgos, schwarzhaarig und braunhäutig, meist mittelgroß und sehnig, waren von den Erlebnissen gezeichnet. Zu ihrer tiefen Mattigkeit gesellten sich Schlafmangel und das Gefühl ohnmächtigen Hasses. Aber alles würde vergessen sein, wenn sie nach ein paar Tagen wieder die Planken eines Schiffes unter ihren Sohlen spüren würden.

Madrid und König Philipp waren weit. Hier blieben sie auf sich gestellt und brauchten nur die Unterstützung eines Provinzgouverneurs oder eines Stadtkommandanten. Angesichts der Wahrscheinlichkeit, daß die lang vermißte „Fidelidad“ wieder zurückerobert werden konnte, bestand absolut keinen Zweifel, daß überall jede Form der Unterstützung gewährt werden würde.

„Ich denke, heute nacht“, entgegnete Coillar. „Und in Vigo wird man handeln, ohne auf uns zu warten.“

„Bedauerlich, aber richtig und nicht zu ändern“, murmelte Recalde und gähnte.

Der Bürgermeister räusperte sich, trat ein paar Schritte vor und zupfte verlegen an seinem Bart.

„In der Zeit, bis man euch abholt, Señores, genießt ihr die Gastfreundschaft meines Dorfes. Wir sind nicht reich, aber wir helfen, wo wir können. Die Señores Offiziere und Kapitäne können über einen Saal in meinem Haus verfügen. Dort ist der Kamin angefacht, und wir haben Strohlager ausgebreitet. Besseres haben wir nicht.“

„Gracias“, brummte Recalde und nickte. „Wir sind so müde, daß wir auch am Strand schlafen würden. Morgen sehen wir weiter.“

„Euer nasses, salziges Zeug sammeln wir ein. Die Frauen werden es waschen und vielleicht bis morgen trocken haben“, versprach der Bürgermeister. „Ich denke, es ist alles geschehen, was in dieser Notlage möglich war.“

Coillar schlug dem kleineren Mann, der nicht anders aussah als seine Bauern und Winzer, freundschaftlich und herablassend auf die Schulter.

„Ich kann’s bestätigen“, sagte er. „Unsere portugiesischen Freunde geben alles, was sie haben.“

„Spanien wird es ihnen vergelten“, sagte dos Barancar trocken.

„Zweifellos.“

Seit es keinen portugiesischen König mehr gab, sondern Spanien unter seinem bedächtigen Philipp auch über diese Küste regierte, gab es zwei unterschiedliche Gruppen der neuen Untertanen der Krone: die begeisterten und jene, die Spanien zwar haßten, aber seine Macht fürchteten.

In diesem Dorf schien es nur Spanien-Getreue zu geben. Immerhin verhielten sie sich so, als wären die Kapitäne ebenfalls Portugiesen, denn mindestens zwei Drittel der Mannschaften stammten aus Portugal.

Recalde kletterte aus dem Wasserzuber, trocknete sich ab und schlüpfte in trockene Hemden und Hosen, die einem Bauern gehört haben mochten. Sie waren hoffentlich ohne Flöhe und Läuse im Versteck der groben Nähte.

Er taumelte auf den Bürgermeister zu. Capitán Coillar fing ihn auf, als Recalde stolperte.

„Du brauchst ein paar Happen zwischen die Zähne, mein Freund“, meinte er und zog ihn mit sich. „Und eine Mütze voller Schlaf.“

„Das wird es wohl sein“, murmelte Jorge Recalde und ließ sich von de la Torre und Coillar mitschleppen. Eine Viertelstunde später hatte er noch immer den Geschmack von stark gewürzter Suppe und heißem Braten auf der Zunge. Aber er schlief abgrundtief und vergaß alles.

Den meisten seiner Männer ging es nicht anders.

Gegen zehn Uhr vormittags klarte es auf. Der Wind blies für die Engländer nicht besonders günstig, meinten die Bauern. Auf der See waren keine Fischerboote zu sehen. Der Bürgermeister hatte die Kapitäne und ihre Offiziere in seinem schmucklosen, aber warmen Arbeitszimmer zu einem reichhaltigen Essen geladen.

„Bevor ich mich in heißer Milch mit Honig ertränke“, sagte Elvecio Leora, „will ich hören, was der Bote zu berichten hat.“

Ein junger Bauer, dem man in Porto ein schnelles, aber gutmütiges Pferd gegen seinen abgehetzten Klepper eingetauscht hatte, verbeugte sich linkisch und zählte an den Fingern der linken Hand auf, woran er sich erinnerte.

„Cristobal de Lloros, der Gouverneur, läßt Sie grüßen und spricht Ihnen sein Bedauern aus. Es lag kein Schiff im Hafen. Aber er hat furchtbar getobt. Gegen die Engländer.“

„Das kann ich mir sehr gut vorstellen“, brummte Jorge Recalde und wärmte seine Finger an dem Milchbecher. „Weiter! Hat er gesagt, was er tun kann? Was er angeordnet hat?“

Der Bote packte den Zeigefinger, knetete an ihm herum und antwortete verwirrt.

„Er hat noch gestern nacht vier Boote losgeschickt. Nach Vigo. Ich habe sie selbst aus dem Hafen segeln sehen.“

De La Torre erkundigte sich mit gespielter Strenge: „Warst du betrunken? Hast du vier Jollen gesehen, und es waren nur zwei? Oder waren es wirklich vier?“

„Vier! Männer mit Musketen waren darauf.“

„Auf Cristobal ist Verlaß“, sagte Elvecio Leora beschwichtigend. „Er weiß genau, was wir brauchen.“

„Was passierte weiter?“ wollte der Erste Offizier der „Maria d’Oro“ wissen.

Der junge Bauer faßte an seinen Mittelfinger und setzte seine mühsame Botschaft weiter fort.

„Ich habe einige Kutschen überholt. Sie müssen gleich hier eintreffen. Die Herren Kapitäne und Offiziere sollen sofort nach Porto gebracht werden. Der Gouverneur läßt sagen, daß er bemüht sei, ein großes Schiff für Sie zu bekommen.“

„Hat er gesagt, ob in Vigo Kriegsschiffe zum Auslaufen bereit sind?“ erkundigte sich Capitán Coillar.

Sein Tatendrang schien wiedererwacht zu sein. Er sah ausgeschlafen aus und hatte sich sorgfältig rasiert. Vor dem Kamin, in dem riesige Scheite loderten, hingen Jacken und Hosen der Kapitäne und dampften noch immer Feuchtigkeit aus, die sich an den kleinen Glasscheiben der Fenster niederschlug und dort in dicken Tropfen abperlte.

„Er sagt, daß es schwere Schiffe mit vielen Kanonen geben soll. In Vigo, hat er gesagt. Ja. Eure Seeleute sollen wir, wenn sie nicht gehen können, nach Porto fahren. Die anderen sollen gehen.“

Mittlerweile war er am Ringfinger angelangt und betrachtete den letzten Finger, als sähe er ihn hier und heute zum erstenmal.

„Und dann sagte er: Auch wenn aus Vigo Galeonen auslaufen, die nicht von den vier Señores Capitánes befehligt werden, so sind es doch Schiffe unter spanischer Flagge, bemannt mit stolzen und kriegerischen Spaniern und Portugiesen.“

Manolo dos Barancar knurrte leise: „Treffsichere Geschütze sind noch wichtiger.“

Der Bote ließ seine Finger los, verbeugte sich wieder und war sichtlich froh, daß er sich alles gemerkt und auch wiedergegeben hatte. Der Bürgermeister scheuchte ihn mit aufgeregten Handbewegungen aus dem überheizten, feuchten Raum.

Ein Schwall kalter, frischer Luft drang herein. Die Kapitäne holten tief Luft und wandten sich ihrem Essen zu. Es war einfach, aber reichhaltig. Sie merkten erst jetzt, wie hungrig sie wirklich waren.

„Wie lange fahren wir nach Porto?“ fragte Recalde.

„Mit einer schnellen Kutsche werden es drei, vier Stunden sein“, erklärte der Bürgermeister.

Er schien froh zu sein, wenn sein Dorf wieder ihm und seinen Bauern allein gehörte. Die Mädchen und Frauen hatten die Verwundeten so gut versorgt und verbunden, wie sie konnten.

Noch während die Kapitäne das einfache Essen vertilgten und nicht daran dachten, daß sie die letzten Vorräte der Bauern plünderten, hörte man das Knirschen der Räder, das Hufgetrappel und Peitschenknallen.

Die Kutschen aus Porto waren eingetroffen und hielten auf der schlammigen Dorfstraße.

Manolo dos Barancar stand auf. Er hatte neben dem Bürgermeister am oberen Ende der drei zusammengeschobenen Tische gesessen. Er hob den hölzernen Becher Milch, die mit Honig gesüßte und zur Ehre und Aufmunterung der seltenen Gäste mit Traubenschnaps gemischt war, in die Höhe und vollführte eine weitschweifige Geste.

„Wir danken dem Bürgermeister des Dorfes ohne Namen. Sie, Señor, haben uns allen sehr geholfen. Spanien wird es euch allen nicht vergessen, und wir, Kapitäne, Offiziere und Mannschaften sind satt, trocken und haben unsere Empfindungen wieder unter Kontrolle. In ein paar Stunden seid ihr wieder allein. Wir haben nicht einmal ein paar Goldstücke übrigbehalten, um eurer Hilfe etwas Anerkennung zollen zu können.“

Etwas verlegen breitete er die Arme aus. Die weitschweifige Ansprache verriet, daß sich der Kapitän unbehaglich fühlte. Er nickte dem Bürgermeister und seinen Helfern zu und setzte sich wieder.

Ruiz Coillar drehte sich herum und prüfte seine Jacke.

„Das Zeug ist so gut wie trocken. Lassen wir die Kutscher nicht erst einschlafen!“ rief er in aufgesetzter Fröhlichkeit.

„Dann sollten wir jetzt aufbrechen, Señores“, sagte Leora. „Gouverneur de Lloros wartet nicht gern.“

Die Kapitäne vertauschten die geliehene Kleidung mit ihren Uniformen, die alles andere als prächtig waren. Während der letzten Tage waren sie noch fadenscheiniger und fransiger geworden. Traurig hingen Knöpfe und Schnallen an den Fäden.

„Aber die Stiefel sind trocken!“

„Und steinhart geworden.“

Ein Dutzend Männer zog sich um, half sich gegenseitig, und schließlich stapfte einer nach dem anderen aus der stickigen Stube hinaus in den sonnigen Mittag.

Drei reichlich ramponierte Kutschen warteten. Die dreckbespritzten Männer standen neben den Rädern und sprachen mit den Dorfbewohnern. Die Pferde, ebenso voller Schlammspritzer, fraßen Heu, das ihnen die Dorfkinder unter die Nüstern hielten.

Jorge Recalde klatschte in die Hände und schrie: „In die Fahrzeuge, Freunde! Es geht nach Porto.“

Barancar ließ sich in die schäbigen Sitze fallen, schlug die Beine übereinander und winkte. Die Offiziere und die Kapitäne setzten sich, während die mürrischen Kutscher auf ihre Plätze kletterten und die Wagen wendeten.

Die Pferde schlugen, als die schlammige Wege im Dorfbereich in einen breiteren, trockenen Pfad übergingen, einen holprigen Trab an. Auch mit den knallenden Peitschen schafften es die müden Pferde nicht, die vollbeladenen Kutschen schneller in die Richtung der Stadt und des Hafens Porto zu ziehen.

Als ob er die Gedanken seiner Gefährten erraten hätte, sagte de la Torre nach einer Weile: „In Porto erfahren wir mehr. Über alles. Dort ist auch genug Platz und neue Ausrüstung für alle.“

„Ich will – die Hölle über die britischen Ketzer! – ein Schiff, damit ich sie in Grund und Trümmer schießen kann!“ schrie Ruiz Coillar, aber mit seinem Geschrei erschreckte er nicht einmal die müde trabenden Gäule.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 589

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