Читать книгу Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes - Shanae Johnson - Страница 6
Kapitel Vier
ОглавлениеPatty hatte sich immer eine Schwester gewünscht. Brenda war ein wenig unerwartet. Sie fuhr einen Traktor, fing Bullen ein und ritt Pferde. Der Wildfang in Patty drängte sie, bequeme Jeans anzuziehen, aufzusatteln und die Haare hinter sich herfliegen zu lassen, wenn sie über die Weiden ritt und Hüja rief.
Patty holte tief Luft und ließ den Gedanken beim Ausatmen los. Sie war nicht länger ein Wildfang, sie war jetzt erwachsen. Eine gebildete, vornehme, erwachsenen Frau, die für einen ganz bestimmten Soldaten die perfekte Ehefrau abgäbe, wenn besagter Soldat in der Nähe bleiben und sie beachten würde.
Drei Jahre war es her, dass sie Grizz das letzte Mal gesehen hatte. Drei lange Jahre. In dieser Zeithatte sie hier und da einen Blick auf ihn erhascht, wenn sie mit Keaton Videotelefonate geführt hatte. Grizz hielt allerdings nie still vor der Kamera. Meist winkte er ihr nur kurz zu und entschuldigte sich dann gleich wieder, um nicht mehr mit ihr sprechen zu müssen.
Auch an den Feiertagen kam Grizz nicht nach Hause. Er blieb auf der Militärbasis, während Keaton nach Hause fuhr. Grizz achtete darauf, dass seine Besuche in die Zeit fielen, in der Patty bis zum Hals in Examen und Prüfungen steckte. Es schien, als würde er sie bewusst meiden.
»Das hier war mein preisgekrönter Stier«, sagte Brenda.
Pattys Aufmerksamkeit kehrte in die Gegenwart zurück. Ein großes Tier stolzierte zum Zaun, an dem sie standen. Der Stier war ein beeindruckendes Biest. Mit kräftigen Beinen und breitem Rücken. Seine Nüstern blähten sich, als er Patty musterte. Eine richtige Dame wäre bei dem Anblick des mächtigen Tieres davongelaufen.
Pattys Blick traf den des Bullen. Eine unglaubliche Sanftheit lag in den dunklen Augen. In der Weise, wie das Tier sich näherte, zeigte sich eine Art Erschöpfung, die sagte: ›Ich könnte dich verletzen, wenn ich wollte.‹ Patty wusste jedoch, dass der Stier nicht die Absicht hatte, ihr wehzutun. Sie streckte ihre Hand nach den Hörnern aus.
»Vorsicht«, mahnte Brenda.
Doch ihre neue Schwägerin kam damit zu spät. Der Stier hatte bereits den Kopf gesenkt und erlaubte Patty, ihn zu streicheln. Sein haariges Haupt war mit groben Locken bedeckt. Er stieß ein verhaltenes Schnauben aus, das in Pattys Ohren resigniert klang. Sie hatte mal gehört, dass müde Welpen dieses Geräusch machten.
»Großartig«, seufzte Brenda. »Er könnte auch gleich kastriert werden.«
»Was meinst du damit?« Patty kratzte den Kopf des Tieres.
»Dieser Bulle sollte mit den Mädels Party machen, wenn du verstehst, was ich meine«, entgegnete Brenda. »Aber er hat mit deinem Bruder gekämpft und ist nun total außer Gefecht gesetzt.«
»Für mich sieht er vollkommen in Ordnung aus.«
»Er sollte ein rasender Bulle sein, allzeit geschäftsbereit, und dir nicht erlauben, ihn zu tätscheln.«
»Nun, ich kann mit großen Biestern ganz gut umgehen.«
Pattys Blick wanderte über das Feld, wo ihr Bruder, Mac und Grizz Heuballen stapelten. Pattys Blick blieb am Spiel von Grizz’ Muskeln unter seinem feuchten T-Shirt hängen.
Brenda folgte Pattys Blick und grinste. »Das glaube ich dir sofort.«
Eigentlich stimmte es nicht.
Den Rest des Abends vermied es Grizz, mit Patty allein zu sein. Beim Abendessen setzte er sich so weit weg von ihr, wie er konnte. Er ging früh zu Bett, während alle anderen aufblieben und Brettspiele spielten. Am Morgen hatte er bereits vor Sonnenaufgang das Haus verlassen.
Grizz verbrachte den Morgen in der Scheune bei den Tieren. Um die Mittagszeit verschwand er dann mit den anderen Jungs zum Trainingscamp. Patty war zu diesem Zeitpunkt bereits vierundzwanzig Stunden auf der Ranch und hatte mit Grizz seit ihrer Ankunft kein weiteres Wort mehr gewechselt. Die Dinge liefen so gar nicht nach Plan.
Es war der alte Plan, ein einfacher Plan. Nur ein klein wenig verändert, da sie wusste, dass Grizz etwas für sie empfand. Bestätigt durch die Art und Weise, wie er sie auf Schritt und Tritt mied.
Pattys Plan bestand darin, Grizz dazu zu bringen, ihr seine Gefühle offen zu gestehen. Um das zu bewerkstelligen, musste sie ihn in eine Ecke treiben und das beenden, was sie vor drei Jahren auf der Abschlussfeier begonnen hatte. Sie wusste, dass, wenn sie Grizz dazu bringen konnte, ihr ihren ersten Kuss zu schenken, das den Deal über ihr zukünftiges Glück besiegeln würde.
Als Patty ihr Handy einschaltete, prüfte sie ihre E-Mails und sah eine Reihe an Nachrichten von Lehrern ihrer Schule. Ein Teil der E-Mails betraf fehlende Abgaben von Hausarbeiten. Andere fragten, wo sie während des Prüfungszeitraums war. Drei E-Mails stammten vom Dekan und betrafen ihre schlechter werdenden Noten.
Patty löschte alle. Sie waren nicht länger relevant. Genauso wenig wie das College. Patty hatte ihre Prioritäten bereits festgelegt. Deshalb war sie hier. Sie hatte die Jahre mit einem Abschluss vergeudet, für den sie keine Verwendung hatte. Nun war sie wieder auf dem richtigen Weg zu dem einzigen Zertifikat, das sie immer haben wollte, dem, das ihr eine MRS einbrachte.
Diese drei Buchstaben waren wieder in Reichweite. In dem Moment, in dem sie erfahren hatte, dass ihr Bruder und seine Freunde in den Ruhestand gingen, hatte sie begonnen, ihren Plan zu schmieden. Und kaum wusste sie, wo sie sich aufhielten, war sie in den Wagen gehüpft und quer durchs Land gefahren.
Jetzt war sie hier. Auf einer Ranch. In einer Küche. Und sie wusste nicht so recht, was sie als nächstes tun sollte.
»Du musst Patricia sein.«
Patty drehte sich um. Vor ihr stand ein hochgewachsener Mann auf der Türschwelle. Der Mann hatte das, was ihre Mutter ein vertrauenswürdiges Gesicht nannte. Seine Gesichtszüge waren entspannt, sein Lächeln selbstsicher. Er kannte seinen Platz im Leben. Doch da lag auch etwas Verschmitztes in der Art, wie er die grünen Augen hob.
»Und Sie sind?«, fragte Patty.
Das Grinsen wurde breiter. Er zwinkerte ihr mit einem Auge zu. »Ich bin dein neuer Schwager. Ich bin Brendas Bruder. Pastor Vance. Aber du kannst mich Walter nennen.«
Patty eigenes Grinsen fiel in sich zusammen, als sie seinen Titel hörte. »Warten Sie. Sie sind ein echter, lebendiger Priester?«
»Ich denke doch.« Walter zupfte weiterhin grinsend an seinem Kragen. »Ansonsten wäre die Hochzeit deines Bruders und meiner Schwester wohl Betrug.«
»Sie haben sie getraut?«
»Sicher hab ich das. Sie kamen ins Rathaus, mit der Heiratsurkunde in der einen und einem Ehevertrag in der anderen Hand.«
»Erstaunlicherweise klingt das sehr nach meinem Bruder.«
Ein Ehevertrag mochte sich nicht sehr romantisch anhören, doch Patty wusste, dass Keaton immer einen Plan bereithielt, der auch alle Eventualitäten für die Zukunft berücksichtigte.
»Die beiden haben geheiratet, um die Ranch zu retten und die Idee für das Trainingscamp voranzubringen«, erzählte Walter weiter.
Er war zum Kühlschrank gegangen und holte Gemüse heraus. Karotten, Broccoli und irgendwelche grüne Blätter, die Pattys Magen in Aufruhr versetzten.
»Aber ich glaube, die beiden mögen diese Geschichte nicht mehr länger und haben sie völlig umgeschrieben. Jetzt ist es Liebe auf den ersten Blick gewesen und nicht mehr, der Stier hatte Keatons Wagen auf die Hörner genommen.«
Walter lachte, als er begann, das Hasenfutter klein zu schneiden. Unglücklicherweise hatte er dazu kein Hasenfleisch als Beilage aus dem Kühlschrank genommen.
»Zu dumm für die beiden, dass ich die wahre Geschichte kenne. Andernfalls wäre es ihr Wort gegen meines, und sie könnten versuchen, das Zeugnisverweigerungsrecht für Ehegatten in Anspruch zu nehmen.«
»Zeugnisverweigerungsrecht für Ehegatten?«
»Du weißt schon, das Gesetz, das besagt, dass man Ehegatten nicht dazu zwingen kann, gegeneinander auszusagen.«
Walter warf die zerkleinerten Gartenabfälle in eine Pfanne und streute Gewürze darüber, doch nicht einmal die warmen Aromen der Kräuter konnten Patty dazu verleiten, das farbenfrohe Gericht zu essen. Als Walter beim nächsten Gang zum Kühlschrank ein Steak mitbrachte, das roter leuchtete als ihr Lippenstift, waren sie allerdings im Geschäft.
»Passiert öfter hier draußen, als du denkst«, sagte Walter.
»Was?« Pattys Augen hingen am Fleisch, das für ihren Geschmack einen Tick zu lange in der Pfanne brutzelte. »Zeugnisverweigerung?«
»Zweckehen. Paare tauchen auf, und bevor man sich versieht, sagen sie: ›Ich will.‹ Die Nachbarranch ist voll von Soldaten, die innerhalb von Monaten, einige sogar innerhalb von Tagen nach ihrer Ankunft verheiratet waren.«
»Wirklich?« entgegnete Patty und blickte aus dem Fenster auf einen Soldaten, der auf einem Pferd ritt. Grizz’ bärtiges Gesicht war haariger als das Tier, auf dem er ritt.
»Aber du musst dir keine Sorgen machen«, sagte Walter. »Dein Bruder sagte mir, dass du nur für eine Woche hier bist, bevor du zurück aufs College gehst.«
»Richtig.«
Patty konnte nicht anders, sie blickte wieder aus dem Fenster. Diesmal schaute sie allerdings in den Himmel und suchte nach Anzeichen für ein Gewitter. Hieß es nicht, dass einen der Blitz träfe, wenn man einen Priester anlog?