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ОглавлениеKapitel 2 - Dinner mit dem Feind von Sharon York
»Wolltest du nicht duschen und dir etwas anderes anziehen?«
Laura hatte nicht bemerkt, wie Charly die Tür geöffnet hatte. Jetzt sah sie Laura mit großen Augen an, als wäre es das Normalste der Welt.
»Mir war nicht danach«, antwortete Laura knapp. In einer fließenden Bewegung erhob sie sich vom Bett und ging einen Schritt auf Charly zu. »Was wollt ihr von mir?«
Ein wenig belustigt verdrehte Charly die Augen. »Fängst du schon wieder damit an?« Sie rieb Laura aufmunternd über die Schulter. »Adam wird dir alles erklären. Komm mit.«
Sie tat gerade so, als wären sie alte Freundinnen und würden sich schon ewig kennen. Keine Handschellen, keine Augenbinde, Charly breitete einfach den Arm aus und führte sie in einen weiten Flur. Auch hier war das Interieur passend und geschmackvoll. Zwar konnte man erkennen, dass es sich hier definitiv um ein altes Fabrikgebäude handelte, jedoch hingen Bilder an den Wänden und auch Pflanzen säumten die Diele. Laura wurde weitergeführt und fand sich schließlich in einem großen Raum wieder, der von Kerzenlicht beleuchtet wurde. Ein langer Tisch bildete den Mittelpunkt des Zimmers, zusätzlich konnte sie eine Sitzecke ausmachen und im Hintergrund mehrere Schreibtische, auf denen Computer surrten. Der Raum wies eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Zigarrenzimmer eines Herrenhauses auf. Nur die mit Holz vertäfelten Wände fehlten. Dies musste ihre Kommandozentrale sein. Adam scherzte mit einem großgewachsenen Mann an der sanft beleuchteten Bar. Ein Computer-Nerd mit Brille und Kapuzenpulli stand daneben.
»Miss White«, begrüßte Adam sie freudestrahlend und reichte ihr die Hand. »Es freut mich sehr.«
Es freut mich sehr, wiederholte Laura sarkastisch im Geiste. Als würde es das wirklich tun ... Sie nickte nur kurz und sah schließlich zu den beiden Kerlen rüber. Einem von ihnen hatte sie in die Hoden getreten.
Adam schien zu bemerken, wie Laura sich die Gesichter der Männer einzuprägen versuchte. »Ich stelle Ihnen gern meine Entourage vor: Der junge Mann zu ihrer Linken hört auf den Namen Pavel.«
Breite Schultern, kurzgeschorene Haare, starrer Blick. Dieser Mann verkörperte den Inbegriff eines Türstehers in Manhattan. »Dobre dijn.« Er nickte kurz und ließ Laura nicht aus den Augen. Wieder erkannte sie seine tätowierten Arme.
Ein Russe, dachte sie. Erst auf den zweiten Blick fielen ihr die unzähligen, kleinen Narben in seinem Gesicht auf. Charly schmiegte sich an die Brust des Hünen und musste sich auf die Zehenspitzen stellen, damit sie ihm einen Kuss auf die Wange geben konnte. Waren die beiden etwa ein Pärchen?
»Und der Herr zu ihrer Rechten ist Mike Salvos«, stellte Adam den dritten Entführer vor.
Ein kurzes Lächeln, dann gab der Mann ihr sogar die Hand. Er war der Kleinste der Truppe, besaß lockiges Haar und trug eine dicke, modische Hornbrille. Ein Computer-Nerd, wie er im Buche stand. Nicht schwer zu erraten, welchen Part er in der Gruppe einnahm.
»Wir haben bereits eine intensivere Bekanntschaft gemacht«, waren die ersten Worte des Mannes, der mit einem Anflug von Respekt in der Stimme zu Boden starrte. Ihm hatte sie also in die Weichteile getreten.
»Verzeihen Sie«, sagte Laura und wunderte sich im nächsten Moment über ihre Höflichkeit. Immerhin wurde sie von den Männern gekidnappt.
Zufrieden verschränkte Adam die Arme hinter dem Rücken. »Gut, jetzt wo Ihnen das Team vorgestellt wurde, können wir zum Essen übergehen. Sie haben bestimmt Appetit.«
Er sprach, als würde er aus einer anderen Zeit entstammen. Als hätte Adam ein unsichtbares Kommando gegeben, verließen die drei den Raum. Lauras Empfindungen wurden erneut auf eine harte Probe gestellt. Jetzt kannte sie nicht nur die Gesichter aller Entführer, sie wusste sogar ihre Namen. Entweder sie würde kooperieren, oder ...
»Bitte, nehmen Sie doch Platz«, bat Adam und zog den Stuhl nach hinten. Auf dem Tisch entdeckte sie unzählige Köstlichkeiten. Von Weintrauben über frisch gebackenes Brot, bis hin zu kleinen Steaks und Gemüse war alles vorhanden. Trotzdem zitterte sie am ganzen Leib, als sie sich von Adam den Stuhl zurechtrücken ließ. Das gezackte Steakmesser neben ihrem Teller zog ihre Blicke förmlich an.
»Sie müssen keine Angst haben«, sagte Adam fast beiläufig, als er den Wein eingoss. »Und für die etwas grobe Entführung würde ich mich gern in aller Form entschuldigen. Aber Sie sind das letzte Mosaiksteinchen in einem Plan, der größer ist, als wir alle zusammen.«
Laura konnte die Worte nicht glauben, die Adams Mund verließen. »Keine Angst haben? Sie haben mich gewaltsam entführt und eingesperrt! Was denken Sie, wie es mir geht?«
Er zog die Augenbrauen nach oben und legte die Stirn in Falten. »In erster Linie würde ich sagen, dass Sie hungrig sind. Also, darf ich Ihnen etwas anbieten?«
Adam drückte einen Knopf auf einer Fernbedienung. Sofort untermalte klassische Musik die groteske Szenerie. Egal, wie bescheuert das alles hier war, in einem Punkt musste sie Adam Recht geben: Sie hatte unbeschreiblichen Hunger. Unabhängig davon, wie aufgeregt oder zornig sie war. Laura überlegte einen Moment, bis sie ihren Teller anhob. Sie brauchte ihre Kräfte und musste Essen.
»Ein englischer Rotwein, ich hoffe, Sie mögen ihn.«
Tatsächlich war hier alles perfekt aufeinander abgestimmt. Noch schlimmer, der Wein war köstlich.
»Er ist ganz in Ordnung«, log Laura und bemühte sich, keinen Blickkontakt zu ihrem Entführer herzustellen, während sie aßen. Die Floskeln, ob es ihr schmeckte oder ob sie sich wohlfühlte, beantwortete Laura kurz angebunden. Um nichts in der Welt würde sie sich von dieser zuvorkommend höflichen Art blenden lassen. Dieser Mann besaß einen geheimnisvollen Charme, der sie trotz des inneren Verbots unzählige Male aufblicken ließ. Eine animalische Aura umgab ihn, als hätte er alles unter Kontrolle und war trotzdem unberechenbar. Gefährliche Mischung, wie Laura sich eingestand. Sie war sich sicher, dass ihm die einsamen Hausfrauen in Westchapel reihenweise zu Füßen liegen würden, wenn er sich als neuer Pilates-Trainer vorgestellt hätte. Mehrmals ließ sie sich von Adam weitere Köstlichkeiten reichen. Wer konnte schon sagen, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen würde?
***
»Was wollen Sie von mir?« Diese Frage, die ihr mehr als alles andere auf der Seele brannte, hatte sie nun oft genug gestellt. Es war Zeit für Antworten. Wieder fiel ihr Blick auf das Messer. Noch nicht, mahnte sie sich zur Ruhe.
Adam tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel, goss ihr noch einen Schluck Wein nach und lehnte sich schließlich zurück.
»Es tut mir leid, dass wir Sie so lange im Ungewissen lassen mussten.« In rhythmischen Bewegungen schwenkte er den Wein und wägte anscheinend ab, wie viel er ihr jetzt schon sagen wollte. »Ich möchte Ihnen an dieser Stelle auch herzlich zur Beförderung zur stellvertretenden Bankdirektorin gratulieren.«
Schlagartig wurde Laura klar, was diese Entführer wollten. Sie würde ganz bestimmt nicht die Heldin spielen und auch noch Beträge schützen, die sowieso mit Unsummen versichert waren.
»Sie wollen die Codes für die Tür? Zum Safe oder für die Computer, nehme ich an?«, fragte Laura amüsiert. Sie ließ sich dazu hinreißen, ihren Wein mit einem Schluck zu leeren und seufzte abfällig. »Geben Sie mir einen Stift und ein Blatt Papier, das dürfte das kleinste Problem sein. Ganz davon abgesehen, dass ich davon ausgehe, dass sie längst geändert wurden. Ist das Ihre erste Entführung?«, wollte sie abfällig wissen und beobachtete seine Reaktion. Aus seinen Augen war keine Gefühlsregung zu lesen, also machte sie einfach weiter. »Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass mein Verlobter mich sofort als vermisst gemeldet hat. Automatisch werden all meine Codes und Zugänge gesperrt, all mein Wissen ist für Sie wertlos.« Sie hätte sich für ihre unbedachten Worte ohrfeigen können.
Adam nahm noch einen Schluck Wein und blitzte sie schließlich an. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, flüsterte er verschwörerisch und erhob sich.
War sie zu weit gegangen? Misstrauisch nahm sie seine Hand und ließ sich von ihm zu den Schreibtischen führen. Mehrere Clipboards und Tafeln waren hier aufgestellt. Ein kompletter Grundriss ihrer Bank inklusive. Die akribische Arbeit war mehr als beeindruckend. Adam schaltete das Licht hinter den Tafeln an und stellte sich dicht hinter Laura. Er lehnte sich nach vorn. Wieder konnte sie sein herbes Parfüm riechen.
»Glauben Sie wirklich, dass uns dieses wichtige Detail entgangen wäre?«
Laura spürte die Hitze seiner Wange, als Adam noch ein Stückchen näher kam. Das Letzte, was sie wollte, war, diesen Mann zu verärgern. Sie würde das Spiel mitspielen, auf eine Gelegenheit warten und diese eiskalt nutzen. Unmerklich ließ sie sich ein Stück zurückfallen. Nur gerade so weit, dass ihr Rücken seine Brust streifte. »Um was geht es Ihnen dann?«
Adam schien ihre Handlung zu gefallen. Als wollte er austesten, wie weit er gehen konnte, legte er seine Hände um ihre Taille. Laura wurde schummrig. Sie spielte mit dem Feuer und die Hitze in ihrem Körper drohte sie zu verzehren. Sie drehte ihren Kopf, sodass ihre Wange seine Lippen streifte.
Adams tiefe, melodische Stimme war so leise, dass sie sich anstrengen musste, um sie zu verstehen. »Hatten Sie schon einmal die Möglichkeit, etwas Großes zu beeinflussen. Ich spreche von wirklicher Macht, die etwas Schreckliches ins Positive verändern kann?«
Ein kurzes Stöhnen kam über ihre Lippen, als sie den Druck auf seine Brust erhöhte. »Sie meinen, wie diese Entführung hier?«
Adam knurrte zufrieden. Er schien sich über ihren Kampfgeist zu freuen. »Nicht ganz. Wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich Ihre Fähigkeiten brauche, um eine wirkliche Veränderung herbeizuführen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.«
Laura legte den Kopf an seine Schulter. Sie wusste, dass ihre blonden Haare sein Gesicht kitzelten. »Richtige Entscheidungen liegen im Auge des Betrachters. Was für den einen positiv ist, hat für den anderen negative Auswirkungen.«
»In den meisten Fällen, ja«, hauchte Adam und fuhr mit den Händen ein Stück nach oben. Er begann, ihre Seiten zu streicheln, presste sich nun unverhohlen an ihren Körper. Sie spürte sogar seinen Penis an ihrem Po. »Aber ich verspreche Ihnen, Miss White, dass diese Veränderungen der gesamten Menschheit zugutekommen würden.«
»Selbstverständlich«, wisperte Laura und drückte ihren Rücken durch, bewegte ihre Taille, sich durchaus bewusst, an welcher Stelle sie gerade rieb. »Und was wäre das für eine Veränderung?«
Adams heißer Atem auf ihrem Hals wurde nun langsam gepresster. Immer weiter streichelte er Lauras Seiten, seine Fingerspitzen erreichten bereits ihren Bauch. Gleichzeitig legten sich seine Lippen auf ihren Hals. Es war kein Kuss, nur eine flüchtige Berührung und doch bemerkte Laura, wie der Anflug von Lust in ihr brodelte. Sie zwang sich zur Ruhe, wollte noch mehr aus ihm herauskitzeln und legte ihren Kopf zur Seite. »Möchten oder können Sie es mir nicht sagen, Adam?«