Appeasement und Überwachung
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Shimona Löwenstein. Appeasement und Überwachung
Vorwort
Frieden jenseits von Gut und Böse?
1. Die „gewaltfreie Erziehung“
1.1. Sündenböcke: Soziale und familiäre Umstände, Unterhaltungsindustrie
1.2. Lösung 1: Strafverbot, Versöhnungstraining und Antigewalt-Management
1.3. Lösung 2: „Jugendschutz“ durch Verbote und Zensur
1.4. Diagnoseschema: „gewaltfreie Erziehung“
Ziele:
Mittel:
Ergebnis:
Sündenböcke:
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Endzweck:
Kontinuitäten:
2. In jedem Falle für den Täter
2.1. Der geringere Wert des menschlichen Lebens
2.2. Ent-schuldigung und Verzicht auf Strafen
2.3. Lösung 1: „Zivilcourage“ und Aktionsprogramme
2.4. Lösung 2: Verbote, Filter, Überwachung
2.5. Diagnoseschema: Kriminalitätsbekämpfung. Ziele:
Mittel:
Ergebnis:
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Endzweck:
Kontinuitäten:
3. „Multikulti“ und der Große Bruder
3.1. Falsche Alternativen: Ausländerfeindlichkeit und Multikulturalismus
3.2. Lösung 1: Deutschkurse und „Dialog der Kulturen“
3.3. Lösung 2: Überwachung der eigenen Bürger
3.4. Lösung 3: Vorauseilende Kapitulation
3.5. Diagnoseschema: „Kampf der Kulturen“ Ziele:
Mittel:
Ergebnisse:
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Anmerkungen
Quellen. Literatur
Fernsehsendungen, Veranstaltungen:
Internetseiten:
Abkürzungen und Erklärungen:
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Vorwort
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Auch wenn es bestimmte „Verdachtsmomente“ für einen Zusammenhang zwischen aggressivem Verhalten und entsprechenden Spielen gibt, sind die ermittelten Werte nicht nur deutlich geringer als nach dem Anschauen von Filmen mit Gewaltszenen, sondern wirken auch nur kurzfristig. Über längerfristige Auswirkungen auf das alltägliche Verhalten lassen sich kaum eindeutigen Aussagen machen. Jedenfalls sind aus dem Spielgeschehen keine kausalen Rückschlüsse auf das Handeln in der Realität abzuleiten, zumindest nicht in dieser simplen Form, wie Hartmut Gieselmann in seinen Überlegungen über die Auswirkungen von aggressiven Computerspielen festgestellt hat. [19] Eine australische Studie von Kevin Durkin und Kate Aisbett [20] weist vielmehr das Gegenteil nach, was den Überlegungen von Gisela Wegener-Spöring oder auch der psychoanalytischen Theorie von der sublimierenden Funktion von Gewalt im Spiel (nach Klaus Hartmann) entspricht. [21] Normalerweise hat das Spiel keinen oder eher positiven Einfluß auf das reale Leben, es sei denn, es kommt zu bestimmten unbewußten Transferprozessen zwischen Realität und Spiel. Auch nach Gerard Jones Buch Kinder brauchen Monster besteht kein Zusammenhang zwischen Killerspielen und Schulmassakern. [22] Die Firma Electronic Arts klagte gegen die Indizierung des Spieles Command & Conquer: Generals: Diese stehe selbst zu dem neuen Jugendschutzgesetz im Widerspruch. Hinter den Indizierungen von Computerspielen wegen ihrer Gewalt- oder Kriegsverherrlichung vermutete man eher politische Motive (Einstellung zum Irak-Krieg) als moralische bzw. jugendgefährdende Gründe. [23] Die Verteufelung der Spiele beruhe jedenfalls auf vorschnellen Urteilen des psychologischen Establishments, das verdammt, ohne je gespielt zu haben. [24]
Wie beim Schulversagen wird auch bei Jugendgewalt die Verantwortung meistens bei den Eltern gesucht. Hier geht die Bevormundung der Eltern noch weiter als bei den Anweisungen, wie sie die Schule unterstützen oder ihre Kinder für die Schule tüchtig machen sollten. Die Erziehung zu Hause – der eigentliche Bereich, der in der Befugnis der Eltern liegt – blieb vom pädagogisch-reformerischen Eifer keineswegs unberührt. Von der Geburt eines Kindes an verschickt man beispielsweise „Elternbriefe“, später „Schülerbriefe“ und andere Empfehlungen an die Eltern, mit denen sie durch pädagogische Ratschläge traktiert werden. Dazu gehören auch Beratungsstellen, Gruppen und Kurse für Eltern, in denen sie „unter fachlicher Anleitung“ lernen sollen, ihre Kinder freundlich und friedlich zu erziehen. [25] Im Sommer 2006 starteten zum Beispiel an 15 Berliner Schulen Pädagogikkurse für Eltern. Der Staat hat seine Erziehungsbefugnis somit in die private Sphäre hinein erweitert. Damit wird das Erziehungsrecht der Eltern allmählich ausgehöhlt und zu bloßer Erziehungspflicht umgedeutet, die sie überdies nach Anweisungen von „Fachleuten“ vollziehen sollen. Laut Bundesministerin Renate Schmidt müssen sich die Eltern umstellen und (neben anderen Pflichten) auch „Medienkompetenz“ erwerben. Sie sollen dafür sorgen, daß Kinder mit Gewaltspielen oder dergleichen nicht in Berührung kommen; sie müssen sich damit beschäftigen, was ihr Kind macht, und müssen ihm deutlich machen, daß Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen sind. [26] Auffällig dabei ist nicht nur das allzu oft wiederholte Wort „müssen“, mit dem quasi Untertanen in ihrer Elternfunktion von der Obrigkeit verordnet wird, was sie in bezug auf ihre Kinder zu tun und zu lassen haben. Das geschieht auch in einem rechthaberischen Ton, der eine nicht weiter hinterfragte Ansicht als indiskutable Wahrheit hinstellt.
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