Читать книгу Liebe des Todes - Shino Tenshi - Страница 4
Kapitel 2
Оглавление„So, da haben wir Popcorn und Cola Light. Dann kann der Filmmarathon ja beginnen, oder?“ Ich grinste breit, als ich die Schüssel mit dem gepufften Maiskörnern und die Flasche Cola Light mit zwei Gläsern auf unseren Couchtisch stellte. Wir hatten die ganze Wohnung für uns, weil meine Eltern waren zum Essen ausgegangen und meine Schwester wieder bei unseren Großeltern – wo sie die meiste Zeit verbrachte - war, was mir ganz recht war. Ich wollte dich im Moment nicht teilen.
„Das ist ja perfekt!“ Du grinstest übers ganze Gesicht, wobei du das Getränk sofort in die zwei Gläser einschenktest und einen kräftigen Zug aus deinem nahmst.
„Puh, das hat gut getan.“ Ich wusste nicht, wie du so sein konntest, wie du eben warst. So natürlich und unverfälscht. Du sprachst, wie dir der Mund gewachsen war, und achtetest nicht darauf, ob du irgendwen damit verletzten könntest. Ich war da ganz anders. Viel bedachter und auch ein wenig ruhiger.
„Mit welchem Film wollen wir anfangen?“, fragte ich schließlich und hielt die drei Hüllen, die ich heute gekauft hatte, vor dein Gesicht, sodass du dich entscheiden musstest. Es war ein Action- und zwei Horrorfilme.
„Erst einmal den. Dann den Actionfilm und dann den anderen Horrorfilm. So haben wir ein wenig Abwechslung.“ Eine kluge Wahl, das musste ich dir eingestehen, wobei ich nur nickte und dann den ersten Film in den DVD-Player legte.
Ruhig nahm ich neben dir auf der Couch Platz und ließ das Intro laufen. Ich verfolgte den Film so gut es ging, doch deine Anwesenheit und dein Duft machten es mir nicht gerade leicht.
Es war einfach zu verführerisch die Augen zu schließen und mit all meinen Sinnen deine Existenz wahrzunehmen: Dein Atem, dein Duft und deine leichten Bewegungen. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich immer wieder zu dir sah.
Wie du da saßest. Ein Bein leicht angewinkelt und an deinen Körper gezogen. Die Schüssel mit Popcorn lag in deiner Hand und du verfolgtest den Film gespannt, wobei immer mal wieder ein Popcorn in deinem Mund verschwand. Genauso lautlos wie damals im Kino. Du warst so wunderschön perfekt.
Ohne es wirklich zu wollen, drehte ich mich gänzlich zu dir um und lächelte dich einfach an. Der Film war mir egal. Ich könnte ihn mir irgendwann auch alleine ansehen, doch dich konnte ich nur betrachten, wenn du auch da warst, wodurch ich mich lieber mit dir beschäftigte, als mit dem Geschehen im Fernseher.
Doch dieses Mal war es anders als damals im Kino. Ich konnte dich nicht ungestört beobachten, denn nach einer Weile wandtest du deinen Blick zu mir und sahst mich irritiert an. „Was ist los, Basti? Hab' ich irgendwas im Gesicht?“
„Nein, ich schau dich nur gerne an.“ Ich lächelte ein wenig schüchtern und zuerst trat Verwirrung in deine Augen, doch dann schienst du zu verstehen, denn ein Lächeln legte sich auf deine Lippen und du stelltest das Popcorn auf den Tisch, bevor du dich ebenfalls zu mir umdrehtest.
Ich ignorierte das Schreien der Todesopfer im Fernsehen und auch wie das Blut spritzte. Es war mir egal. Es zählten nur deine blauen Augen, die mich verführerisch anfunkelten und im nächsten Moment warst du schon ganz nah bei mir.
„Zu nah?“ Deine Stimme war nur ein Flüstern, doch ich musste dadurch leicht lächeln und lehnte mich leicht nach hinten, wodurch du nun gänzlich über mich kommen konntest, bevor ich dann den Kopf schüttelte. „Das schaffst du nicht.“
„Die Herausforderung nehme ich an.“ Erneut das spielerische Funkeln in deinen Augen, als deine Hand schon auf meinem Unterschenkel zu liegen kam und langsam nach oben strich.
Ich hatte dieses Spiel schon öfters gespielt. Vorzugsweise mit Cathy oder auch einen anderen Mitschüler, doch sie alle hatten gegen mich verloren und so würde es auch jetzt sein.
Deine Berührungen taten gut und fachten das Feuer in meinem Körper weiter an, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich kurz zuckte, als du über mein Knie fuhrst, denn dort war ich leicht kitzlig.
Langsam kamen deine Finger immer höher. Strichen über die Innenseite meines rechten Oberschenkels und ich musste zittrig Luft holen. Es hatte sich noch niemals so gut angefühlt, wobei ich mich konzentrieren musste, dass nicht all mein Blut zwischen meinen Beinen landete.
Deine Augen fraßen sich in meine und ich wollte auch nicht loslassen. Einfach nur tiefer versinken in das blaue Meer und mich entführen lassen, während mich dein Duft weiter berauschte. Noch nie hatte ich mich so in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt.
Schließlich stoppte deine Berührung und ich fühlte, dass deine Hand neben meinem Schritt zum Liegen gekommen war, was ich jedoch lieber nicht bemerkt hätte, denn sofort spürte ich, wie besagte Gegend langsam zum Leben erwachte, wodurch ich den Spieß schnell umdrehte, damit du diesen Umstand nicht sofort bemerktest.
„Hoppla!“ Du schienst über meinen Tatendrang etwas überrascht, als du plötzlich unter mir auf dem Sofa lagst und mich ein wenig verwirrt ansahst.
„Jetzt bin ich dran. So sind die Spielregeln“, versuchte ich deine Verwirrung ein wenig zu beseitigen, wobei ich dich sanft anlächelte.
Ich spürte, wie sich mein Atem alleine bei dem Gedanken diesen Körper zu berühren ein wenig beschleunigte, doch ich zwang mich zur Ruhe, als ich meine Finger an derselben Stelle starten ließ, wie vorher deine.
Die Hose störte mich schon nach wenigen Zentimetern, dennoch nahm ich sie als gegeben hin. Schließlich konnte ich dich schlecht dazu zwingen, sie auszuziehen. Das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen.
Langsam strich ich höher und bemerkte, wie dein Atem immer schwerer wurde und dass du ebenfalls kitzlig an deinem Knie warst, sodass du kurz wegzucktest.
„Ey, das gilt nicht. Ich bin nur kitzlig“, wolltest du deinen Verlust sofort als ungültig erklären, wobei ich nichts dagegen hatte. Ich wollte dich noch ein wenig länger berühren, was ich mit einem Nicken auch tat: „Kenn' ich, war bei mir nicht anders.“
Ich strich höher. Fuhr besonders zärtlich über den Oberschenkel und bemerkte, dass sich ein leichter Rotschleier auf deinen Wangen ausbreitete, was mir durchaus gefiel. Es tat gut, zu sehen, dass dir meine Berührungen nicht egal waren.
Schließlich kam ich auch bei deiner Leistengegend an und stoppte, wobei ich mich dir noch ein wenig näherte und so deinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. „Unentschieden.“
Deine Lippen waren so nah. Nur noch wenige Zentimeter und ich würde dich schmecken können. Es war so verführerisch, wobei ich nicht verhindern konnte, wie meine Hand einfach weiter nach oben fuhr und sich unter dein Shirt stahl. Ich spürte die sanfte Haut, die mich noch trunkener machte, während ich ein leichtes Stöhnen von deiner Seite aus vernahm.
Jetzt hielt mich nichts mehr. Ohne großartig nachzudenken senkte ich meinen Kopf noch ein wenig und versiegelte deine Lippen mit meinen.
Ich spürte, wie du kurz erschrakst, doch dann entspanntest du dich wieder und gabst dich dem Kuss hin. Es war ein berauschendes Gefühl, dass du mich gewähren ließest und sogar deinen Mund nach wenigen Sekunden öffnetest, um meiner Zunge Einlass zu gewähren.
Ohne zu zögern drang ich vor und begann deine Mundhöhle zu erforschen, wobei ich auch mein Becken langsam auf deines herabsenkte und bemerkte, dass diese Aktion fast die gleichen Spuren bei dir hinterlassen hatte wie bei mir.
Meine Hand löste sich von deinem Bauch und ich strich dir sanft durchs Haar, während ich den Kuss weiter ausbaute und einfach nur deinen Geschmack genoss, der meine Sinne noch mehr berauschte. Ich wollte nicht mehr aufhören.
Doch plötzlich war sie da: Deine Hand, die mich leicht wegdrückte. Ich trennte mich verwirrt von dir, wobei du mich gänzlich von dir schobst und ich somit wieder auf meinem ursprünglichen Platz saß.
„Was ist los?“ Ich begriff nicht, wobei ich plötzlich eine Verzweiflung in deinen Augen erkannte, die ich dort niemals sehen wollte.
„Das geht nicht“, huschte es leise über deine Lippen und ich verstand noch weniger: „Was geht nicht?“
„Das mit uns. Wir dürfen das nicht. Ich, ich gehe jetzt wohl besser.“ So kannte ich dich gar nicht. Du wirktest plötzlich wie ein verschrecktes Reh und als du aufsprangst, um zu flüchten, griff ich reflexartig nach deinem Arm, damit du nicht verschwinden konntest.
„Nein, du bleibst!“ Meine Stimme war mehr ein Befehl als ein Wunsch, wobei sich erneut unsere Augen trafen. Ich sah die Angst in deinen und die Panik. Vielleicht waren dort sogar Tränen, doch die wollte ich nicht sehen.
„Dir hat es doch auch gefallen, oder?“, fragte ich nach, wobei ich meine Hand langsam zu deiner wandern ließ und meine Finger mit deinen verschränkte, um dir so noch mehr Halt zu bieten.
Du nicktest zögernd und wichst erneut meinem Blick aus. Ich verstand nicht, was hier gerade geschah, doch egal wie sehr ich es versuchte, ich wurde aus deinem Verhalten nicht schlau. Ich wusste, dass ich jetzt keine Erklärung bekommen würde, dennoch konnte ich dich jetzt nicht so gehen lassen. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich dich dann verlieren würde.
„Was ist daran dann falsch?“, fragte ich weiter nach und hörte dein Seufzen, bevor du durch deine Haare fuhrst und ich sogar ein leichtes Streicheln an meiner Hand wahrnahm.
„Es wäre nicht gut, wenn wir zusammen kommen. Klar, du gefällst mir, Basti. Sehr sogar. Aber ich weiß auch, was solch eine Beziehung für eine Belastung sein kann. Vor allem bist du beliebt und berühmt an der Schule. Sie würden es sofort herausfinden und zu hetzen beginnen. Ich wäre dann der Böse, der dich dazu verführt hat und keiner wird auch nur einmal nach deiner Meinung fragen, sondern dich als Opfer meiner bösen Magie beschimpfen. Darum ist es besser, wenn wir nicht weitermachen.“ Du wolltest dich aus meinem Griff lösen, doch ich ließ es nicht geschehen, sondern stand auf und zog dich einfach zu mir, um dich sanft zu umarmen.
„Dann sagen wir es halt niemanden. Das, was zwischen uns läuft, geht nur uns etwas an und der Rest muss es nicht wissen. Oli, du bist mir wichtig und ich möchte so mit dir zusammen sein. Bitte, gib uns eine Chance.“ Sanft griff ich nach deinem Kinn und hob es ein wenig an, um dann einen leichten Kuss auf deine Lippen zu hauchen.
Ich wollte mehr, doch gleichzeitig wollte ich auch deine Antwort hören, die letztlich nur aus einem leichten Nicken bestand und meinen Herzen einen Freudensprung machen ließ.
„Danke“, war das einzige Wort, was über meine Lippen kam, doch ich bekam keine Antwort sondern nur einen Kuss…
Dein Oberkörper lehnte an meinem, wobei ich einen Arm um deinen Brustkorb gelegt hatte und wir einfach gemeinsam den Geschehnissen auf dem Fernseher folgten. Den ersten Film hatten wir gänzlich verpasst, doch es war uns egal gewesen, wodurch wir einfach mit dem Actionfilm weitermachten und jetzt war der Raum mit Explosionen, Kugelhagel und weiteren Kampflärm erfüllt.
Es tat gut, dich so nah bei mir zu fühlen. Niemals hätte ich gedacht, dass dies so schnell geschehen würde, sondern dass ich noch wochenlang um deine Gunst buhlen müsste, doch es war anders gekommen. Ich hatte auf dich die gleiche Wirkung wie du auf mich und das ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch noch höher fliegen.
Ich liebte es. Nein, ich liebte dich und ohne zu überlegen beugte ich mich kurz zu dir, um dir einen Kuss auf das Haar zu hauchen. Dein Duft war so wunderschön, wodurch ich einfach die Augen schloss und ihn ein wenig genoss.
„Basti.“ Du stupst mich in die Seite. „Nicht einschlafen. So langweilig ist der Film auch wieder nicht. Komm! Wach bleiben!“
„Ich schlafe gar nicht, sondern genieße nur dein Sein. Du bist viel interessanter als dieser olle Film“, meinte ich ruhig, wobei ich erneut sanft über deinen Oberkörper streichelte.
„Schon verrückt, dass wir nun so hier liegen, oder?“, kam es über deine Lippen, wobei ich leicht lächeln musste. „Ja, schon. Aber ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich damals im Kino gesehen hatte. Ich saß neben dir.“
„Ja, ich weiß. Ich habe deinen Blick gespürt und so wirklich konnte ich mich nicht auf den Film konzentrieren“, gestandest du ebenfalls dein damaliges Interesse.
„Das hat man dir aber nicht angemerkt.“ Ich lächelte leicht und küsste erneut deinen Kopf.
„Ich bin halt gut. Aber du bist mir schon aufgefallen. Jedoch weißt du es ja selbst, wie unwahrscheinlich es ist, dass man sich noch einmal sieht, deswegen habe ich dich einfach irgendwohin gepackt und gut ist es gewesen... Bis du in dem Klassenzimmer saßest.“ Du nahmst meine Hand in deine und küsstest sie leicht, wodurch ein angenehmer Schauer durch meinen Körper glitt.
„Das Schicksal ist uns wohlgesonnen. Ich habe am Anfang gar nicht bemerkt, dass du ein Junge bist. Erst als du im Kinosaal an uns vorbei gegangen bist. Das hat Cathy gar nicht gefallen. Sie hasst es, wenn man so aus dem Saal flüchtet“, meinte ich ruhig, wobei du erneut auflachtest. „Oh, tut mir Leid. Aber na ja, ich wollte gehen, bevor es noch irgendwie peinlich wird. Außerdem hat man auf mich gewartet. Mein Vater wollte mich sofort nach der Kinovorstellung wieder abholen und dann zur gemeinsamen Wohnung fahren. Deswegen hatte ich auch keine Zeit. Ich lasse Leute nur ungern warten“, meintest du ruhig und langsam verstand ich unser erstes Treffen.
„Ich hatte auch nicht mehr damit gerechnet, dass wir uns noch einmal sehen. Doch ich bin froh, dass es so gekommen ist, denn ich konnte dich nicht vergessen.“ Erneut beugte ich mich zu dir, doch dieses Mal, um mir einen richtigen Kuss zu holen.
Es tat so gut, mit dir hier zu sein. So wahnsinnig gut. Hoffentlich hörte dies niemals auf.
Schließlich lief gerade der dritte Film, als plötzlich die Wohnungstür geöffnet wurde, wodurch du dich schlagartig aus meiner Umarmung befreitest und dich normal auf die Couch setztest. Es tat weh, dass du so weit weg warst, doch ich wusste, dass dies nötig war, um unsere Tarnung aufrecht zu erhalten.
„Sebi, wir sind wieder da“, erklang die Stimme von meiner Mutter, wobei ich leicht lächelte: „Willkommen zurück. Wir sind noch am Filme schauen.“
„So spät noch? Bleibt dein Freund dann über Nacht?“, hörte ich die Stimme meines Vaters, wobei ich kurz zu dir sah, doch du schüttelst nur den Kopf, was mich ein wenig verwirrte.
„Nein, der Film ist ja auch bald vorbei“, meinte ich nur ruhig, jedoch sah ich dich fragend an und du lächeltest mich an. „Ist besser so.“
„Ich bring dich aber nach Hause“, entgegnete ich ruhig, doch du winktest ab: „Nein, das muss nicht sein. Ich bin groß und stark. Mir passiert schon nichts.“
So wirklich gefiel es mir nicht, doch ich hörte deutlich, dass jede weitere Diskussion vergeudete Liebesmüh war, wodurch ich dann nur nickte und dich gewähren ließ.
„Hui, da spritzt aber viel Blut!“ Mein Vater war gerade in das Zimmer gekommen, wobei er genau erschien, als einer der Protagonisten ermordet wurde und das auf eine sehr blutige Art und Weise.
„Muss ja, ist schließlich ein Splatterfilm“, übernahmst du das Antworten, wobei mein Vater auf dich aufmerksam wurde und dir die Hand hinstreckte. „Christopher, der Vater von Sebastian.“
„Oliver, ein Freund von Sebastian.“ Es tat weh, dass du dich so vorstelltest, aber was hatten wir groß für eine Wahl? Wir wollten es geheim halten. Also sollte ich mich daran gewöhnen.
„Na gut, Jungs. Wir verschwinden im Bett“, verabschiedete sich mein alter Herr. Sein kurzes dunkelbraunes Haar wurde schon von einzelnen silbernen Strähnen durchzogen, wobei seine grünen Augen voller Leben und Jugend waren, doch das Alter hatte ihn auch ein wenig träge gemacht, wodurch er einen leichten Bauchansatz hatte.
„Ist gut, Dad. Schlaft gut“, entgegnete ich ruhig und auch du verabschiedetest dich von ihm, wobei er dann schon wieder verschwand und wir alleine waren. Eigentlich hoffte ich, dass du nun wieder an meine Brust kamst, doch du bliebst auf deinem Posten.
Ich konnte sehen, wie die Angst, erwischt zu werden, dich dort festhielt, wodurch ich nichts sagte und nur sanft nach deiner Hand griff, um wenigstens so deine Nähe zu spüren.
Schließlich war auch dieser Film zu Ende und wir erhoben uns fast gemeinsam, wobei ich dich zur Tür brachte und noch einmal besorgt ansah. „Und du bist dir sicher, dass ich dich nicht begleiten soll?“
„Ja, mach dir keine Sorgen. Außerdem müsstest du dann alleine nach Hause laufen und das würde mir nicht gefallen. Wir würden dadurch also nur in ein Dilemma geraten.“ Ich spürte deine Hand, wie sie zärtlich über meine Wange streichelte und musste erneut sanft lächeln. „Okay, aber pass' auf dich auf.“
Ich konnte nicht verhindern, dass ich mich dir noch einmal näherte und dir einen kurzen Kuss stahl, bevor ich dann die Tür öffnete, um mit dir vor sie zu gehen. „Sehen wir uns morgen wieder?“
„Nun ja, Schule haben wir keine. Was hast du denn vor?“, meintest du ruhig, was mich kurz lächeln ließ. „Nun ja, das Wetter soll schön werden. Wir könnten ins Schwimmbad gehen. Was hältst du davon?“
„Ja, können wir machen. Morgen gegen zwei Uhr?“, machtest du einen Zeitvorschlag, worauf ich ebenfalls nickte. „Klingt gut. Ich freu' mich schon.“
„Ich mich auch.“ So viel Gefühl in deiner Stimme ließ mich erschaudern, wobei du dich dann schon von mir trenntest und dich auf den Heimweg machtest.
Es tat weh, dich gehen zu sehen, doch ich würde dich morgen ja wiedersehen, was mich leicht lächeln ließ und ich schließlich zurück in die Wohnung ging, um ebenfalls schlafen zu gehen…
Es war für mich unbegreiflich, wenn ich an den letzten Abend dachte. All meine Wünsche wurden erfüllt. Du warst genauso in mich vernarrt, wie ich in dich und das tat so gut. Am liebsten hätte ich dich in dieser Nacht bei mir gehabt, doch vielleicht wollte ich auch zu viel auf einmal, weshalb ich mich in Geduld übte.
Der Vormittag verstrich für mich quälend langsam. Ich wollte endlich in das Schwimmbad fahren und dich wiedersehen. In solchen Momenten fragte ich mich, wie du das geschafft hattest. Wie konntest du mich so vollends für dich einnehmen?
Ich wollte so vieles mit dir tun. Noch so viel mit dir erleben und am liebsten alles auf einmal, doch das ging nicht, wodurch ich mich selbst zur Geduld ermahnte. Warum war ich plötzlich wie ein kleines Kind kurz vor Weihnachten? Diese Unruhe kannte ich von mir gar nicht.
Die Musik in meinen Ohren lenkte mich hin und wieder von meinen Gedanken ab, während ich auf dem Bett lag und einfach darauf wartete, dass die Zeit verging. Ich wollte endlich losgehen. Warum hatten wir uns nicht früher verabredet? Zwei Uhr war viel zu spät.
Plötzlich vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche, wodurch ich es herausholte und kurz darauf sah: Cathy rief mich an.
Sofort zog ich die Ohrstöpsel aus meinen Ohren und nahm das Gespräch entgegen: „Ja? Was gibt’s?“
„Hallo, Sebilein. Ich wollte nur mal nachfragen, was bei dir heute so auf dem Plan steht. Vielleicht könnten wir ja etwas zusammen unternehmen“, drang ihre Stimme zu mir durch. Anscheinend war ihr genauso langweilig wie mir, was mich leicht lächeln ließ.
„Nun ja, im Moment gammel ich hier eigentlich nur rum. Aber am Nachmittag bin ich mit Oliver im Schwimmbad verabredet“, gab ich meine Pläne bekannt, wobei ich sah, dass wir es zumindest schon einmal Mittag hatten. In einer Stunde konnte ich mich langsam auf dem Weg machen.
„Oliver? Wer ist das?“ Ja, Cathy hatte es nicht so mit Namen, wodurch ich leicht lächelte und sie informierte: „Der Neue.“ „Ach so, ja, du hast ja auch viel Zeit mit ihm in der Schule verbracht. Anscheinend versteht ihr euch ja ganz gut. Was dagegen, wenn ich im Schwimmbad zu euch stoße?“
Ja, eigentlich wollte ich mit dir alleine sein, doch das wären wir ja sowieso nicht, wodurch ich die patzige Antwort hinunterschluckte, die unsere Tarnung nur auffliegen lassen würde und dann ruhig antwortete: „Nein, natürlich nicht. Je mehr desto besser.“
„Gut, dann sieht man sich später im Schwimmbad.“ Mit diesen Worten legte sie auf und ich seufzte schwer. Oh je, so war das irgendwie nicht geplant gewesen. Ich hoffte, dass du nichts gegen die weitere Begleitung haben würdest. Leider konnte ich dich in diese Richtung nicht informieren, weil wir zwar zu einigem die Tage gekommen waren, doch nicht dazu unsere Nummern auszutauschen. Bis jetzt war es ja auch nie nötig gewesen. Wir hatten das nächste Treffen immer sofort ausgemacht und keiner hatte sich je verspätet.
Ich seufzte und steckte mein Handy weg, bevor ich mich wieder der Musik widmete. Noch eine Stunde mich berieseln lassen und dann könnte ich endlich losgehen…
„Sebilein!“ Ich hörte die Stimme von Cathy, als ich mich langsam der Schlange vor dem Schwimmbad näherte, wobei ich leicht lächelte und mich zu ihr gesellte.
Mein Blick glitt über die Menge, doch ich konnte deine roten Haare noch nicht entdecken. Warst du noch gar nicht da oder schon längst drinnen? Ich wünschte mir gerade, dass wir Handynummern ausgetauscht hätten, doch das würde ich definitiv heute nachholen.
„Na? Wo ist dein Freund?“, fragte mich meine beste Freundin leicht verwundert, wobei ich kurz mit den Schultern zuckte: „Ich sehe ihn gerade nicht. Vielleicht ist er schon drinnen oder kommt später.“
„Ist er gerne unpünktlich?“, setzte sie ihre Fragerei fort, wobei ich leicht den Kopf schüttelte: „Nein, bisher war er immer überpünktlich.“
„Dann wird er wohl schon drinnen sein. Komm, wir sind dran.“ Sie bezahlte ihre Eintrittskarte und ich die meine, bevor wir dann gemeinsam in das große Freibad gingen und ich ruhig nach deinem Rotschopf Ausschau hielt. Diese Farbe musste doch eigentlich auffallen, oder etwa nicht?
„Hast du nicht seine Nummer?“ Ich hörte Cathy wieder neben mir und langsam ging sie mir auf die Nerven, dennoch riss ich mich am Riemen und schüttelte den Kopf. „Nein, dazu sind wir noch nicht gekommen. Das werde ich aber, sobald ich ihn gefunden habe, ändern.“
„Klingt nach einem vernünftigen Plan.“ Manchmal nervte ihre Klugscheißerei einfach nur, doch ich sagte nichts mehr und suchte weiter die Masse nach dir ab. Es dauerte auch nicht lange, obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkam, bis ich dich schließlich entdeckte und du auch mir bereits zuwinktest.
„Hallo, Basti“, begrüßtest du mich, wobei ich dir gerne einen Kuss gegeben hätte, doch du hattest es geschickt zu einer Umarmung abgewandelt, bevor du dich an Cathy wandtest: „Und wer ist die schöne Dame? Du sitzt in der Schule neben Basti, stimmt’s?“
„Ähm, ja. Ich heiße Cathy“, stellte sich meine Freundin vor, wobei ich dann erst erkannte, dass dein Körper mit blauen Flecken übersät war. Auch Cathy schien dieser Umstand aufzufallen, denn sie sprach dich sofort darauf an: „Woher hast du denn die ganzen blauen Flecken?“
„Ach, Skateboard fahren ist manchmal sehr schmerzhaft.“ Du winktest ab und ich zwang mich dazu diese Erklärung zu glauben. Normalerweise ging das Skateboard fahren mit Prellungen und Schürfwunden einher. Doch von Zweiteren fehlte jegliche Spur.
„Du fährst Skateboard? Das ist ja total cool.“ Cathy war sofort von dir begeistert, was mich leicht lächeln ließ. Es tat gut zu sehen, dass ihr euch anscheinend zu verstehen schient, wodurch ich mein Handtuch ruhig neben dir ausbreitete und ich schließlich meine Kleidung fallen ließ bis ich nur noch in Badeshorts da stand. Ruhig nahm ich auf meinem Handtuch Platz und begann mich mit der Sonnencreme einzuschmieren.
„Komm, Sebilein. Ich schmier dir den Rücken ein.“ Cathy war gleich bei mir und nahm ihre eigene Sonnenmilch, wobei ich es geschehen ließ. Nur ein kurzer Blick zu dir gab dir zu verstehen, dass mir deine Hände gerade viel lieber gewesen wären, aber das wäre zu auffällig, vor allem weil Cathy das schon, seit wir zusammen schwimmen gingen, immer tat. Genauso ich bei ihr.
„Schmierst du mir auch den Rücken ein?“, hörte ich deine Stimme, als ich Cathys Rücken versorgt hatte, wobei du mir deine Sonnencreme unter die Nase hieltest und ich sie mit einem Lächeln entgegen nahm. „Gerne doch.“
Du wandest mir auch schon deine Kehrseite zu und nahmst die Haare zu dir nach vorne, sodass sie mir nicht im Weg standen, wodurch ich ein wenig des flüssigen Sonnenschutzes in meine Hand laufen ließ, bevor ich es dann mit zarten Berührungen auf deiner Haut verteilte.
Es fühlte sich so gut an, dich zu berühren, und ich war froh, dass du es geschehen ließest, wobei ich bei den blauen Flecken sehr vorsichtig war und mir vornahm, dass ich dich darauf noch einmal ansprechen würde, wenn wir alleine waren. Irgendetwas stimmte an deiner Geschichte nicht.
„Du musst mir später noch deine Handynummer geben. Damit wir uns im Notfall erreichen können. Ich wusste vorher nicht, ob du schon drinnen bist oder noch draußen auf uns wartest“, sprach ich das Thema mit der Handynummer an und ich sah dein Nicken. „Ist in Ordnung. Bekommst du dann gleich.“
Als ich schließlich fertig war, gab ich dir die Tube zurück und legte mich zurück auf mein Handtuch, um zu warten, dass die Creme eingezogen war. Dabei nahm ich am Rand wahr, dass du dich ein wenig mit Cathy unterhieltest.
Eigentlich wollte ich zuhören, doch daraus wurde irgendwie nichts, denn ich versank eher in der Schönheit deines Anblicks und musste gegen den Drang kämpfen, dich einfach zu umarmen und zu berühren. Wir waren hier in der Öffentlichkeit, deswegen würdest du es auf gar keinen Fall zulassen. Und ich wollte unsere junge Beziehung nicht zerstören.
Dennoch ließ ich meinen Arm so zur Seite fallen, dass er an deinem Bein zum Liegen kam. Es wirkte, als würden wir uns nur beiläufig berühren, doch für mich reichte diese Verbindung schon, um das Verlangen nach dir ein wenig besser in den Griff zu bekommen…
„Los, Jungs! Lasst uns ins Wasser gehen! Wir sind schließlich nicht nur hier, um in der Sonne zu liegen, sondern auch, um ein wenig zu schwimmen!“ Cathy griff nach unser beider Hände, um uns dann in die Höhe zu ziehen. Sie hätte es niemals geschafft, wenn wir es nicht gewollt hätten, doch wir ließen uns mit einem leichten Lächeln hochziehen.
Kurz tauschte ich einen Blick mit dir, wobei du mir ein sanftes Lächeln schenktest, was mein Herz in die Lüfte beförderte. Und auch wenn der Drang, dich zu küssen, gerade übermächtig zu werden schien, zwang ich mich, meinen Blick von dir abzuwenden und lieber den Rücken von Cathy anzuschauen, die uns immer noch an der Hand hielt und in Richtung Wasser zog.
„Gott, ist das kalt!“, erklang Cathys Stimme, als sie probeweise nur einen Zeh ins Wasser hielt. „Das hat das Schwimmerbecken so an sich.“ Ich zuckte mit den Schultern und glitt ohne eine Regung in das Becken. Ich war da nicht so empfindlich. Dafür gefiel mir die Hitze nicht, was Cathy wiederum kaum berührte.
Aber auch du nahmst erst einmal nur am Rand Platz, wobei du nur die Beine ins Wasser baumeln ließest. „Oliver scheint es genauso zu gehen“, begehrte Cathy sofort auf, um mich als unnormal dastehen zu lassen. Ich lachte nur auf, weil ich dieses Spiel kannte und sah auf meinen Geliebten. „Ist es dir zu kalt?“
„Nein, ich kann nicht schwimmen...“ Nur ein Schulterzucken von deiner Seite, wobei ich deine Worte kaum glauben konnte und auch Cathy sah dich geschockt an. Wir hatten so etwas noch nie gehört, doch auch wenn du so tatest, als wäre es dir egal. Ich erkannte, dass es dir unangenehm war, weil du leicht auf deiner Unterlippe herumkautest.
Sofort war ich neben dir am Rand und sah zu dir auf: „Warum nicht? Soll ich es dir beibringen?“
„Nein, nicht nötig. Ich kann damit ganz gut leben.“ Ich sah, dass es dir nicht egal war, wodurch ich dich noch eine Weile beobachtete und mich dann wieder an Cathy wandte: „Lust ein paar Bahnen zu schwimmen?“
„Ist das für dich in Ordnung?“ Sie sah dich an und du nicktest mit einem wunderschönen Lächeln, das jeden getäuscht hätte, doch mich nicht. Ich wusste, wie du lächeltest, wenn du es ernst meintest, doch jetzt überspieltest du nur deine Verletztheit damit.
Langsam kam meine beste Freundin zu mir ins Wasser und ich sah dich noch einmal besorgt an. „Tu mir einen Gefallen und geh vom Rand weg, okay? Ich hab Angst, dass du unfreiwillig ins Wasser geschickt wirst.“
„Das passiert schon nicht. Ich schau euch eine Weile zu, okay?“, winktest du ab, was meinen Blick noch besorgter machte und ich hoffte, dass du Recht hattest. Doch ich kannte die Leute in diesem Bad und so jemand wie du wurde gerne beim Vorbeilaufen ins Wasser geschubst. Das war normal. Ob man denjenigen jetzt kannte oder nicht war egal. Es zählte nur, dass man jemand einen Streich gespielt hatte.
„Okay, aber pass auf, ja?“ Ich wünschte, ich könnte die Sorge aus meiner Stimme verbannen, denn sie gefährdete unsere Tarnung, doch Cathy war schon ein wenig von uns entfernt, wodurch ich noch einmal ein wenig näher kam und dir sanft über deine Unterschenkel strich. Es war unter Wasser also dürfte es niemand sehen.
„Ja, versprochen. Und jetzt geh. Sonst hängt dich Cathy noch ab.“ Du scheuchtest mich mit einem Lachen weg, wobei ich ebenfalls kurz lächelte. Es sollte meine Sorge beseitigen, doch das tat es nicht, wodurch ich sehr lange brauchte, bis ich mich von dir lösen konnte und zu Cathy aufschloss.
„Ist mit Oliver alles in Ordnung?“, fragte sie mich, als ich neben ihr ankam und mich mit ausgreifenden Bewegungen durch das Wasser zog.
„Ja, ich glaube schon. Ich mach mir halt nur Sorgen, falls man ihn ins Wasser schubst“, erklärte ich ihr meine Gefühlslage, wodurch sie mich sanft anlächelte. „Keine Sorge. Wir sind ja im Becken und können ihm dann helfen, wenn es passieren sollte. Außerdem wäre der Rand ja nicht weit weg. Er wird schon wissen, was er sich zumuten kann.“
„Aber er kennt die Penner von unserem Städtchen nicht, die einen einfach mal rein stoßen. Egal, ob man schwimmen kann oder nicht. Das ist denen doch egal und helfen würden sie ihm dann auch nicht.“ Es schwang mehr Hass mit, als ich eigentlich wollte, wodurch mich Cathy besorgt ansah. „Er ist dir sehr wichtig, kann das sein?“
Ich zuckte kurz zusammen und lächelte dann ein wenig peinlich berührt. „Na ja, bei dir würde es mir auch nicht anders gehen. Ich verstehe mich halt sehr gut mit ihm und wir sind schon gute Freunde geworden.“
„Das ging aber schnell.“ Ich ignorierte die Skepsis in ihren Worten, wobei ich dann weiter neben ihr her schwamm.
All meine Sinne waren gespannt, ob ich irgendwo ein Platschen hörte und jedes Mal zuckte ich zusammen, wobei mein Blick sofort zu dir glitt. Doch du saßest immer noch am Rand und winktest mir jedes Mal zu, wofür ich dich schon fast hasste, weil es irgendwie spöttisch wirkte.
Doch als wir uns gerade auf den Rückweg zu dir machten, sah ich, wie eine Gruppe Jugendliche an dir vorbeilief und dich einfach schubsten. Mein Herz blieb stehen und das Ganze geschah wie in Zeitlupe vor meinen Augen. Ich sah dein erschrockenen Gesichtsausdruck und deinen verzweifelten Versuch, irgendwo Halt zu finden, bevor dein Körper im Wasser verschwand.
Ohne mein bewusstes Zutun beschleunigte ich mein Schwimmtempo und auch Cathy neben mir wechselte ihren Stil, um schneller voranzukommen. Immer wieder sah ich deinen Körper untergehen, wobei du nach Hilfe rufen wolltest, doch das Wasser erstickte fast jeden Laut von dir.
Wo war nur der Bademeister, wenn jemand Hilfe brauchte? Immer wieder suchte mein Blick hektisch die Umgebung ab, doch außer ein paar Gaffer konnte ich nichts erkennen. Warum holte niemand Hilfe? Ich verstand das nicht.
Es dauerte in meiner Welt viel zu lange, bis ich bei dir angekommen war und mein Arm deinen Körper umschloss. Doch als ich dich in Richtung Rand bringen wollte, drücktest du mich in deiner ganzen Panik selbst unter Wasser, wodurch ich Mühe und Not hatte mich selbst über das tödliche Nass zu halten.
Es begann ein Rangen zwischen uns, wobei ich dir immer wieder beruhigend zuflüsterte: „Ich halte dich. Vertrau mir. Bitte.“
Doch sie schienen nicht in deine von Panik gestürmten Gedanken zu kommen, denn deine Bewegungen wurden verzweifelter und ich selbst hatte immer mehr Mühe dich zu halten, bevor ich dann ein Herz fasste. „Es tut mir Leid.“
Ich drückte dich meinerseits kurz unter Wasser, damit du dich beruhigtest und es schien direkt zu helfen, denn als ich dich wieder hoch holte, legtest du nur deine Arme um meinen Hals und drücktest dich verzweifelt an mich.
Mit einer Hand stützte ich deinen Rücken ab, während ich die andere zum Schwimmen hernahm und die wenigen Meter zum Rand zurücklegte, um dich dann aus dem Wasser zu heben und auf den Rand zu setzen. Sofort zog ich mich neben dir heraus und nahm an deiner Seite Platz. „Geht’s wieder?“
Besorgt hielt ich deine Hand und strich dir beruhigend über den Rücken. Es war mir in diesem Moment egal, was die Leute dachten oder sahen. Dir ging es schlecht und ich wollte für dich da sein. Immer wieder hustetest du und holtest dann zittrig Luft.
Nach einer schieren Ewigkeit kam ein Nicken von dir, wobei du meine Hand leicht drücktest und nun kam auch Cathy zu uns. „Alles in Ordnung bei euch?“
Sie hatte den Bademeister im Schlepptau, wobei sich dieser sofort zu dir kniete. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung? Fühlen Sie sich gut oder wollen Sie einen Arzt?“
Erneut nicktest du. „Es geht schon. Danke.“ Ich hasste diesen Kerl dafür, dass er erst jetzt auftauchte, doch ich wusste nicht, wo er gewesen war und er konnte nicht alles im Auge behalten, wodurch ich das Gefühl tief in meinem Inneren einkerkerte und dich noch einmal besorgt ansah. „Komm, lass uns zu unseren Handtüchern gehen.“
Ich half dir beim Aufstehen und führte dich zurück an unseren Platz. Cathy folgte uns. Ihr Gesicht war genauso blass, wie ich mich fühlte. Ich war einfach nur froh, dass alles noch einmal gut gegangen war…
Behutsam legte ich dir mein eigenes Handtuch um die Schultern, sodass du auf keinen Fall frorst. Mir selbst war es gerade egal, dass ich in dem Gras saß und selber nichts besaß, mit dem ich mich hätte abtrocknen können. Du warst in diesem Moment einfach wichtiger.
Cathy sah besorgt auf uns herab, bevor sie dann sanft nach meinem Arm griff. „Kommst du kurz mit. Ich würde gerne mit dir reden.“
Ich sah zu dir, wobei du nur lächeltest und nicktest. „Geh schon. Ich komm schon klar. Das böse Wasser ist ja jetzt weit weg.“
Deine Worte ließen mich kurz schmunzeln, bevor ich dann schließlich aufstand und Cathy folgte, die ein paar Schritte von unseren Platz wegging, sodass wir nicht mehr in Hörweite von dir waren.
„Was gibt es?“, fragte ich dann ruhig und sah sie abwartend an, wobei ihr Blick besorgt auf mir lag und noch einmal kurz prüfend zu dir wanderte, bevor sie dann endlich zu sprechen begann: „Sebilein, ich weiß ja nicht, was du hier für eine Show abziehst, aber ihr seid keine Freunde. Du bist viel zu fürsorglich zu ihm. So benimmst du dich nur, wenn du jemanden liebst und nachdem er es geschehen lässt, bestätigt dies meine Vermutung, dass ihr ein Paar seid. Habe ich Recht?“
Ich stockte und sah sie entsetzt an, wodurch ihr Blick noch besorgter wurde. „Deine Reaktion lässt deuten, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Wie lange geht das schon?“
„Seit gestern und bitte, sag es niemanden. Wir wollen es geheim halten. Du weißt ja, wie die Welt in diesem Fall ist.“ Ich wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte, es zu leugnen, und vielleicht war es ganz gut, wenn man einen Verbündeten hatte.
Ein kurzes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, bevor sie dann nickte. „Ist in Ordnung. Euer Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Doch du solltest dich jetzt langsam beruhigen und wieder normal werden, sonst merken das noch mehr Leute.“
Ich war froh, dass sie auf meiner Seite war und so lächelte ich leicht und nickte, um mit ihr dann zurück zu dir zu gehen. Cathy nahm nun wieder neben dir Platz, wobei sie dir ebenfalls kurz über den Arm strich. Sofort wichst du dieser Berührung aus und sahst sie geschockt an.
„Lass das bitte.“ Deine Stimme war leise und ich nahm auf meinen Handtuch, das du mittlerweile wieder abgelegt hattest, Platz, wobei ich dich kurz anlächelte. „Sie weiß Bescheid über uns.“
Entsetzten trat in deine Augen, bevor du dich zu Cathy wandtest und dann plötzlich hektisch alles zusammenpacktest. „Ich… ich muss jetzt gehen.“
Ich verstand nicht und auch meine Freundin sah dich verwirrt an, wobei ich dich kurz aufhielt, als du gänzlich flüchten wolltest. „Sehen wir uns morgen wieder?“
„Das weiß ich noch nicht.“ Diese Angst in deinen Augen hatte ich gestern Abend schon einmal gesehen und auch jetzt versetzte sie mir wieder einen Stich ins Herz, wobei ich deinen Arm losließ und du dann gänzlich aus dem Schwimmbad flüchtetest.
„Was ist jetzt passiert?“ Cathy verstand gar nichts. Dafür verstand ich umso mehr. Das, was du gestern so sehr gefürchtet hattest, war wahr geworden. Du wolltest diese Beziehung geheim halten, doch es gelang uns nicht einmal einen Tag lang. Darum wolltest du sie nun beenden.
„Er hat Angst“, meinte ich leise, wobei Cathy schon näher zu mir kam und somit die Lücke zwischen uns schloss, die du dort hinterlassen hattest. Ich spürte ihre zierliche Hand auf meinem Arm und ließ es geschehen. „Wovor hat er Angst?“
„Davor, was die Öffentlichkeit mit Homosexuellen macht.“ Ich seufzte schwer. „Er wird mich nun meiden. Ich hab ihn verloren.“
Ich spürte, wie Tränen in meinen Augen brannten, wodurch ich instinktiv meine Beine an meinen Körper zog, um mich so selbst zu schützen, wobei ich erneut die Berührung von Cathy auf meiner Schulter spürte. „Komm, lass uns auch gehen. Es wäre nicht gut, wenn du jetzt hier weinst. Ich kenn' dich, Sebilein. Deswegen wusste ich, was da zwischen euch abging. Aber die Allgemeinheit kennt euch nicht und wenn sie etwas nicht sehen will, dann erkennt sie es auch nicht. Eure Beziehung ist noch lange nicht verloren.“
Sie packte ihre Sachen zusammen und ich tat es ihr gleich. Zog mich wieder an, wobei ich sie doch kurz beneidete, denn sie musste sich nur ein Kleid überstreifen und war dann fertig, während ich ein paar Sachen mehr besaß, doch schließlich schulterten wir beide unsere Taschen und verließen gemeinsam das Bad.
„Geh du nach Hause. Ich werde Oliver aufsuchen und mit ihm reden, wenn es für dich okay ist.“ Ein sanftes Lächeln kam mir entgegen und ich nickte leicht, bevor wir uns zum Abschied umarmten und sich unsere Wege trennten.
Ich wusste selbst nicht, wo du wohntest, doch irgendwie schien Cathy eine Idee zu haben, wo sie dich fand oder wie sie deinen Wohnort herausfand. Dadurch entschloss ich mich, ihr einfach zu vertrauen und selbst nach Hause zu gehen, um mich wieder zu beruhigen.
Der Tag war nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Erst wärst du vor meinen Augen beinahe ertrunken und dann entferntest du mich auch noch aus deinem Leben.
Ein Seufzer stahl sich über meine Lippen, als ich nach meinem Handy griff und dir eine SMS schrieb: Ich muss mit dir reden. Bitte lass es nicht so zwischen uns enden. Das hat unsere Liebe nicht verdient. Hättest du heute Abend Zeit zum Telefonieren?
Ich strich mir erschöpft durch die Haare, bevor ich dann meine Tasche auf dem Gepäckträger meines Fahrrades befestigte, um mich dann auf die Heimfahrt zu machen.
Es hätte ein so schöner Tag werden können. Doch es hatte wohl nicht sein sollen…