Читать книгу Die Reden Gotamo Buddhos - Siddhartha Gautama Buddha - Страница 31

Zweiter Theil
Dritte Rede
Die Leidensverkettung

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I

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Da nun begaben sich viele Mönche, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schaale versehn, auf den Weg zur Stadt, um Almosenspeise. Aber jene Mönche überlegten alsbald: ›Zu früh ist's noch, in die Stadt um Almosenspeise zu gehn; wie, wenn wir jetzt den Garten der andersfährtigen Pilger aufsuchten?‹ Und jene Mönche begaben sich zum Garten der andersfährtigen Pilger, wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihnen und setzten sich seitwärts hin. Hierauf wandten sich die andersfährtigen Pilger an die Mönche und sprachen:

»Der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Begehren von Grund aus, auch wir untersuchen das Begehren von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Körperliche von Grund aus, auch wir untersuchen das Körperliche von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Gefühl von Grund aus, auch wir untersuchen das Gefühl von Grund aus: was für eine Beschränkung, ihr Brüder, was für Eigenart und Verschiedenheit besteht da wohl zwischen dem Asketen Gotamo und uns, sei es nun in Beziehung auf Vortrag oder Gebot?«

Doch die Mönche wurden durch diese Worte der andersfährtiger Pilger weder befriedigt noch verstimmt; ohne Befriedigung, ohne Verstimmung erhoben sie sich und gingen fort:

»Beim Erhabenen werden wir den Sinn dieser Worte verstehn.«

Und sie wanderten nach Sāvatthī, traten von Haus zu Haus um Almosenspeise, kehrten zurück, nahmen ihr Mahl ein und begaben sich alsdann zum Erhabenen. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts hin. Seitwärts sitzend sprachen nun jene Mönche zum Erhabenen also:

»Wir waren da heute früh, o Herr, mit Mantel und Schaale versehn, nach Sāvatthī aufgebrochen, um Almosenspeise. Da kam uns, o Herr, der Gedanke: ›Es ist noch zu zeitig, in die Stadt um Almosenspeise zu gehn; lasst uns einstweilen den Garten der andersfährtigen Pilger aufsuchen.‹ Und wir begaben uns, o Herr, in den Garten der andersfährtigen Pilger, wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihnen und setzten uns seitwärts hin. Hierauf wandten sich die andersfährtigen Pilger, o Herr, mit folgender Rede an uns: ›Der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Begehren von Grund aus, auch wir untersuchen das Begehren von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Körperliche von Grund aus, auch wir untersuchen das Körperliche von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Gefühl von Grund aus, auch wir untersuchen das Gefühl von Grund aus: was für eine Beschränkung, ihr Brüder, was für Eigenart und Verschiedenheit besteht da wohl zwischen dem Asketen Gotamo und uns, sei es nun in Beziehung auf Vortrag oder Gebot?‹ Diese Worte der andersfährtigen Pilger, o Herr, befriedigten uns nicht und verstimmten uns nicht; ohne Befriedigung, ohne Verstimmung erhoben wir uns und gingen fort: ›Beim Erhabenen werden wir den Sinn dieser Worte verstehn.‹«

»Auf diese Worte, ihr Mönche, wäre den andersfährtigen Pilgern zu erwidern gewesen: ›Was ist also, Brüder, Labsal des Begehrens, Elend des Begehrens, Überwindung des Begehrens? Was ist Labsal des Körperlichen, Elend des Körperlichen, Überwindung des Körperlichen? Was ist Labsal des Gefühls, Elend des Gefühls, Überwindung des Gefühls?‹ Also gefragt, ihr Mönche, würden die andersfährtigen Pilger genügende Antwort nicht gefunden haben, sogar recht in Verlegenheit gerathen sein: und warum? Weil das, ihr Mönche, fremdes Gebiet für sie ist. Keinen seh' ich, ihr Mönche, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen, der durch eine Erklärung dieser Fragen das Herz gewinnen könnte, den Vollendeten ausgenommen, oder einen Jünger des Vollendeten, und die es von da gehört haben.

»Was ist nun, ihr Mönche, Labsal des Begehrens? Fünf Begehrungen giebt es, ihr Mönche, und welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, ihr Mönche, die fünf Begehrungen. Was da Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht ist Labsal des Begehrens.

»Was ist nun, ihr Mönche, Elend des Begehrens? Da erwirbt sich, ihr Mönche, ein Sohn des Hauses seinen Unterhalt durch ein Amt, sei es als Schreiber oder als Rechner oder Verwalter, als Landwirt oder als Kaufmann oder als Heerdenzüchter, als Soldat oder Minister des Königs, oder durch irgend einen anderen Dienst, ist der Hitze ausgesetzt, ist der Kälte ausgesetzt, muss Sonne und Wind Trotz bieten, sich mit Mücken, Wespen und Kriechthieren herumschlagen, wird von Hunger und Durst aufgerieben. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Wenn diesem Sohne des Hauses, ihr Mönche, der sich also abmüht, plagt und quält, kein Reichthum erblüht, so wird er bekümmert und schwermüthig, klagt, schlägt sich stöhnend die Brust, geräth in Verzweiflung: ›Vergeblich, ach, ist mein Streben, meine Mühe hat keinen Zweck!‹ Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Wenn diesem Sohne des Hauses, ihr Mönche, der sich also abmüht, plagt und quält, Reichthum erblüht, so nagt ihn sorgende Pein um die Erhaltung dieses Reichthums: ›Dass mir meine Güter nur nicht von Königen eingezogen, oder von Räubern geplündert, oder vom Feuer verzehrt, oder vom Wasser weggespült, oder von feindlichen Verwandten entrissen werden!‹ Und indem er seine Güter wahrt und schützt werden sie ihm von Königen eingezogen, oder von Räubern geplündert, oder vom Feuer verzehrt oder vom Wasser weggespült, oder von feindlichen Verwandten entrissen. Da wird er bekümmert und schwermüthig, klagt, schlägt sich stöhnend die Brust, geräth in Verzweiflung: ›Meinen Besitz, den haben wir nicht mehr!‹ Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren streiten Könige mit Königen, Fürsten mit Fürsten, Priester mit Priestern, Bürger mit Bürgern, streitet die Mutter mit dem Sohne, der Sohn mit der Mutter, der Vater mit dem Sohne, der Sohn mit dem Vater, streitet Bruder mit Bruder, Bruder mit Schwester, Schwester mit Bruder, Freund mit Freund. Also in Zwist, Zank und Streit gerathen gehn sie mit Fäusten aufeinander los, mit Steinen, Stöcken und Schwerdtern. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren stürzen sie sich, Schild und Schwerdt in den Händen, gegürtet mit Köcher und Bogen, von beiden Seiten der Schlachtordnung in den Kampf, und die Pfeile schwirren und die Speere sausen und die Schwerdter blitzen. Und sie durchbohren sich mit Pfeilen, durchbohren sich mit Speeren, spalten sich mit den Schwerdtern die Köpfe. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren stürzen sie sich, Schild und Schwerdt in den Händen, gegürtet mit Köcher und Bogen, auf die schlüpfrig getünchten Wälle, und die Pfeile schwirren und die Speere sausen und die Schwerdter blitzen. Und sie durchbohren sich mit Pfeilen, durchbohren sich mit Speeren, schütten glühenden Sand herunter, schleudern zerschmetternde Blöcke herab, spalten sich mit den Schwerdtern die Köpfe. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren brechen sie Verträge, rauben fremdes Gut, stehlen, betrügen, verführen Ehefrauen. Da lassen die Könige einen solchen ergreifen und verhängen mancherlei Strafen, als wie Peitschen-, Stock- und Ruthenhiebe; Handverstümmlung, Fußverstümmlung oder Verstümmlung der Hände und Füße; Ohrenverstümmlung, Nasenverstümmlung, Verstümmlung der Ohren und Nase; den Breikessel, die Muschelrasur, das Drachenmaul; den Pechkranz, die Fackelhand; das Spießruthenlaufen, das Rindenliegen, den Marterbock; das Angelfleisch, den Münzengriff, die Laugenätze; den Schraubstock, das Bastgeflecht; die siedende Ölbeträufelung, das Zerreißen durch Hunde, die lebendige Pfählung, die Enthauptung. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren wandeln sie in Thaten den Weg des Unrechts, wandeln sie in Worten den Weg des Unrechts, wandeln sie in Gedanken den Weg des Unrechts. Und in Thaten auf dem Wege des Unrechts, in Worten auf dem Wege des Unrechts, in Gedanken auf dem Wege des Unrechts gelangen sie bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die verborgene Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt.

»Und was, ihr Mönche, ist des Begehrens Überwindung? Was beim Begehren, ihr Mönche, Verneinung des Willensreizes ist, Verleugnung des Willensreizes, ist des Begehrens Überwindung.

»Dass aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die nicht also der Wahrheit gemäß des Begehrens Labsal als Labsal, Elend als Elend, Überwindung als Überwindung erkennen, vielleicht selbst das Begehren verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Begehrens zu gelangen: das ist unmöglich. Dass nun aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die also der Wahrheit gemäß des Begehrens Labsal als Labsal, Elend als Elend, Überwindung als Überwindung erkennen, vielleicht selbst das Begehren verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Begehrens zu gelangen: das ist möglich.

»Was ist nun, ihr Mönche, Labsal des Körperlichen? Zum Beispiel, ihr Mönche, eine Königstochter, oder eine priesterliche Jungfrau, oder ein Bürgermädchen, in der Blüthe des fünfzehnten oder sechzehnten Jahres, nicht zu groß nicht zu klein, nicht zu schlank nicht zu voll, nicht zu dunkel nicht zu hell: erscheint nicht eine solche schimmernde Schönheit, ihr Mönche, zu dieser Zeit am prächtigsten?«

»Freilich, o Herr!«

»Was da Wohl und Erwünschtes schimmernder Schönheit gemäß geht ist Labsal des Körperlichen.

»Was ist nun, ihr Mönche, Elend des Körperlichen? Da sehe man nur diese Schwester, ihr Mönche, zu anderer Zeit, im achtzigsten oder neunzigsten oder hundertsten Lebensjahre, gebrochen, giebelförmig geknickt, abgezehrt, auf Krücken gestützt schlotternd dahinschleichen, siech, welk, zahnlos, mit gebleichten Strähnen, kahlem, wackelndem Kopfe, verrunzelt, die Haut voller Flecken: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?«

»Freilich, o Herr!«

»Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester unwohl, leidend, schwerkrank, mit Koth und Harn beschmutzt daliegen, von anderen gehoben, von anderen bedient: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?«

»Freilich, o Herr!«

»Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, einen Tag oder zwei Tage oder drei Tage nach dem Verscheiden, aufgedunsen, blauschwarz gefärbt, in Fäulniss übergegangen: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?«

»Freilich, o Herr!«

»Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, von Krähen oder Raben oder Geiern zerfressen, von Hunden oder Schackalen zerfleischt, oder von vielerlei Würmern zernagt: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?«

»Freilich, o Herr!«

»Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, das Knochengerippe, fleischbehangen, blutbesudelt, von den Sehnen zusammengehalten; das Knochengerippe, fleischentblößt, blutbefleckt, von den Sehnen zusammengehalten; das Knochengerippe, ohne Fleisch, ohne Blut, von den Sehnen zusammengehalten; die Gebeine, ohne die Sehnen, hierher und dorthin verstreut, da ein Handknochen, dort ein Fußknochen, da ein Schienbein, dort ein Schenkel, da das Becken, dort Wirbel, da der Schädel: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?«

»Freilich, o Herr!«

»Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, die Gebeine, bleich, muschelfarben anzusehn; die Gebeine, zuhauf geschichtet, nach Verlauf eines Jahres; die Gebeine, verwest, in Staub zerfallen: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?«

»Freilich, o Herr!«

»Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen.

»Und was, ihr Mönche, ist des Körperlichen Überwindung? Was beim Körperlichen, ihr Mönche, Verneinung des Willensreizes ist, Verleugnung des Willensreizes, ist des Körperlichen Überwindung.

»Dass aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die nicht also der Wahrheit gemäß des Körperlichen Labsal als Labsal, Elend als Elend, Überwindung als Überwindung erkennen, vielleicht selbst das Körperliche verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Körperlichen zu gelangen: das ist unmöglich. Dass nun aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die also der Wahrheit gemäß des Körperlichen Labsal als Labsal, Elend als Elend, Überwindung als Überwindung erkennen, vielleicht selbst das Körperliche verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Körperlichen zu gelangen: das ist möglich.

»Was ist nun, ihr Mönche, Labsal der Gefühle? Da erwirkt, ihr Mönche, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der ersten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag' ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle.

»Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt ein Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der zweiten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag' ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle.

»Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt ein Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹: so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der dritten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag' ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle.

»Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt ein Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der vierten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag' ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle.

»Was ist nun, ihr Mönche, Elend der Gefühle? Was vergängliches, schmerzliches, wechselndes Gefühl ist, ihr Mönche, das ist Elend der Gefühle.

»Und was, ihr Mönche, ist der Gefühle Überwindung? Was bei den Gefühlen, ihr Mönche, Verneinung des Willensreizes ist, Verleugnung des Willensreizes, ist der Gefühle Überwindung.

»Dass aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die nicht also der Wahrheit gemäß der Gefühle Labsal als Labsal, Elend als Elend, Überwindung als Überwindung erkennen, vielleicht selbst die Gefühle verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse der Gefühle zu gelangen: das ist unmöglich. Dass nun aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die also der Wahrheit gemäß der Gefühle Labsal als Labsal, Elend als Elend, Überwindung als Überwindung erkennen, vielleicht selbst die Gefühle verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse der Gefühle zu gelangen: das ist möglich.«

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.

Die Reden Gotamo Buddhos

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