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Die zwei Brüder

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Es waren einmal zwei Brüder die lebten in einem ihnen von Gott geschenkten Haus. Sie lebten in Frieden und Eintracht, denn das Haus gab ihnen alles, was sie zu ihrem Leben brauchten.

Die Küche war gut bestückt mit Salz, Pfeffer und Gewürzen aller Art, und der Garten schenkte reichlich Nahrung. Das Bett war abends wie durch Zauberhand aufgedeckt und morgens stand der warme Kaffee schon bereit.

So lebten sie glücklich einen jeden der Tage, der ihnen von Gott in seiner Güte schenkt ward.

Bis sie eines Tages bemerkten, dass das Haus anfing alt zu werden und manche Reparaturen anstanden. Das Dach wurde undicht, die Türen verzogen sich und begannen zu quietschen, die Gewürze gingen aus und im Speicher sammelte sich Ungeziefer. Und auch der Garten brauchte dringend neuen Dünger.

Da sagte der eine Bruder zu dem anderen: „Lass uns das Haus abreißen und zum Lobe des Herrn ein neues bauen, an dem auch er sein Wohlgefallen hat.“

Doch da wehrte sich der andere, wurde zornig und sagte: „Wie kannst du es wagen, das Haus Gottes abzureißen. Siehst du nicht, dass er es nur für uns geschaffen hat? Und willst du besser sein als Gott?“

„Nein“, erwidere der Bruder. „Ich will nicht besser sein als Gott, aber ihm helfen. Er hat uns das Haus zur Verfügung gestellt und ein guter Hausbesitzer ist verantwortlich für das, was er übernimmt. Ich habe natürlich vor, mich genau nach den Gesetzen Gottes bei dem Bau eines neuen Hauses zu richten. Nur denke ich, dass ich ihm aus Dank gar noch ein Schöneres bauen könnte.“

Da brüllte ihn sein Bruder unbeherrscht an und rief: „Etwas Besseres willst du schaffen? Etwas Besseres als Gott geschaffen hat? Geh doch hin in die Zimmer, in die Küche, in den Garten – überall spürst du Gott. Und auch im Keller, an der Quelle, wo wir uns das Wasser holen, liegt ganz allein Gottes Kraft. Willst du das alles zerstören?“

„Nicht zerstören, neu beginnen“, erwiderte der Bruder mutig.

Da nahm ihn der andere und warf ihn aus dem Hause.

„Geh nur“, rief er ihm nach. „Du wirst schon sehn, was aus dir wird. Ich bleibe bei der göttlichen Kraft, die wir hier von ihm haben. Wenn ich nach seinem Willen lebe, wird er mir das Haus schon erneuern.“

Da begann der verschmähte Bruder sich ein eigenes Haus zu bauen und richtete sich dabei nach den Plänen des alten Hauses, die er auf dem Speicher gefunden – und vor den Mäusen gerettet hatte.

Aber er baute das Haus noch viel schöner als es gewesen war, denn er hatte die Gesetze des Bauens während seines Lebens wohl studiert.

Und so entstand ein Schloss, an welchem selbst Gott sein Wohlgefallen hatte und bei ihm einzog.

Das Haus des zurückgebliebenen Bruders aber zerfiel nach und nach, denn auch vor den Häusern Gottes machte die Zeit nicht halt. Allerdings hatte er sich erst – so ganz alleine – besser gefühlt. Er hatte die Küche und den Garten für sich gehabt und wurde in diesem alleinigen Überfluss auch von manchem Leiden geheilt, das er hatte ertragen müssen, als der Bruder noch bei ihm war.

Doch musste es so kommen, dass auch diese Wirkung mit der Zeit nachließ, obgleich er sich alle Mühe gab, den Zerfall des Hauses aufzuhalten.

Er betete, glaubte, bat im Schein der Kerze um Hilfe, und stand doch eines Tages vor den Toren des Schlosses seines Bruders und bat um Einlass.

Gerne ließ ihn sein Bruder ein und als der Eingetretene entdeckte, dass auch Gott in diesem Hause wohnte, bat er ihn bleiben zu dürfen.

So lebten sie glücklich vereint, bis der Gang der Zeit wiederum Neues forderte.

Der hinzugewonnene Stern

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