Читать книгу Matti, der fliegende Wurm - Sieglinde Breitschwerdt - Страница 4
Ein kleiner Wurm stellt sich vor
ОглавлениеDer Wecker klingelt schon um fünf Uhr.
Herr Knopf steht sofort auf. Er guckt aus dem Fenster.
Der Mond legt sich gerade schlafen. Im Osten wird die Sonne langsam wach.
In der Nacht hat es geregnet. Herr Knopf weiß, dass dann die Fische gut beißen.
Vergnügt reibt er sich die Hände. Er ruft nach dem Hund.
Ari fiept vor lauter Aufregung. Mit Herrchen angeln zu gehen, findet er megacool.
Herr Knopf fährt mit dem Fahrrad zum Dorfteich.
Ari rennt mit wehenden Ohren hinterher.
Der alte Mann packt seine Angel aus und ärgert sich.
Er hat die Blechbüchse mit den Würmern vergessen.
„Ob der freche Hecht auch ohne Würmer anbeißt?“, fragt er seinen Hund.
„Wau, wau!“, bellt Ari. In der Hundesprache heißt das: „Das glaube ich nicht!“
„Na, dann such mal!“, sagt Herr Knopf. „Aber es müssen große Würmer sein!“
Der Hund wedelt mit dem Schwanz und bellt.
Aufgeregt schnüffelt er den Boden ab. Da ist aber nichts.
Ari geht zum Ufer des Teichs und sucht weiter.
Herr Knopf setzt sich auf den Klappstuhl.
Er bindet einen Angelhaken an der Schnur fest.
Ari knurrt und zieht die Lefzen hoch.
Herr Knopf weiß Bescheid und geht zu ihm.
Der Hund hat einen Wurm gefunden. Er bückt sich und hebt ihn auf.
„Ari, das hast du fein gemacht!“, lobt er.
„An diesem Wurm schwimmt kein Hecht vorbei!“
Ari freut sich und wedelt mit dem Schwanz.
„Vielen Dank“, sagt jemand ganz leise. „Sie haben mich gerettet!“
Erschrocken guckt Herr Knopf nach rechts. Da ist niemand.
Dann guckt er nach links. Da ist auch niemand.
Dann schaut er auf seine Hand.
Da liegt ein großer Wurm und zittert.
„Hast du gerade etwas gesagt?“, staunt Herr Knopf. Der Wurm nickt.
„Ich bin einer Amsel aus dem Schnabel gefallen“, erklärt er, „zum Glück nur ans Ufer und nicht in den Teich.“
„Ari, ha... hast du das... hast du das auch gehört?“, stottert Herr Knopf.
Der Hund knurrt leise. Er hat es auch gehört.
Der Wurm hebt sein Köpfchen und sagt: „Fast hätte mich ein Fisch gefressen!“
Staunend schaut Herr Knopf auf seine Hand.
„Du... du kannst ja sprechen?“, murmelt er verdattert. „Wer bist du denn?“
Der Wurm sieht den alten Mann an.
„Ich heiße Matti! Und wie heißen Sie?“
Da staunt Herr Knopf noch mehr. Er hustet ein wenig. Das macht er immer, wenn er ein bisschen verlegen ist.
„Ich bin Anton Knopf! Das ist mein Hund Ari!“
Der Wurm hebt sein Köpfchen.
„Pieksen Sie mich jetzt auf den Haken?“
Ganz leise fragt er das. Winzige Tränchen schimmern in seinen Augen.
Herr Knopf schüttelt den Kopf. Er hustet wieder ein bisschen und sagt: „Nein, ganz bestimmt nicht!“
„Da bin ich aber froh!“, seufzt der Wurm. Er ist erleichtert. Jetzt zittert er auch nicht mehr.
Herr Knopf kratzt sich am Kinn. Das gibt es nicht, denkt er. Ich spreche mit einem Wurm!
Ich bin alt, aber nicht verrückt, oder? Und er muss schon wieder ein bisschen husten.
„Magst du Komposthaufen?“, brummt er.
Matti nickt.
Herr Knopf hebt ihn hoch. Er setzt ihn in die Brusttasche seines Hemdes.
Er packt seine Angelsachen zusammen und radelt nach Hause.
Mit wehenden Ohren rennt Ari hinterher.
Zu Hause zieht Herr Knopf den Wurm aus seiner Brusttasche.
Er trägt ihn zum Komposthaufen.
“Oh, der ist ja megacool!“, staunt Matti.
Schnell buddelt er sich in die Erde.
Ari zieht die Lefzen hoch und knurrt leise.
„Lass den Wurm in Ruhe!“, tadelt ihn der alte Mann.
Ari knurrt weiter leise vor sich hin.
So ein blöder Wurm, denkt er. Ich verstehe Anton nicht.
Warum packt er ihn nicht auf den Haken? Da gehört schließlich ein Wurm hin!
Er wird ein bisschen eifersüchtig.
„Gefällt es dir hier?“, ruft Herr Knopf.
Matti reckt sein Köpfchen aus der Erde. Er nickt eifrig.
„Das ist der schönste Komposthaufen auf der ganzen Welt. Herr Knopf, Sie haben mich sehr glücklich gemacht!“
Das staunt Herr Knopf noch mehr. Er hustet wieder ein bisschen.
Das gibt es doch nicht, denkt er. Ich habe einen Wurm glücklich gemacht!
Das kann ich niemanden erzählen. Das glaubt mir kein Mensch!
Der Hund und Herr Knopf gehen ins Haus.
Es ist Zeit für das Mittagessen.
Statt Fisch gibt es heute Spiegeleier.