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Kapitel 2
ОглавлениеStrategie. Eine Strategie muss her. Wie erkenne ich aber die perfekte Frau für mein Herrchen? Sie soll hübsch sein, habe ich ihn sagen hören. Na ja, ich habe schon einen exquisiten Geschmack! Das müsste zu regeln sein. Tierlieb wäre auch nicht schlecht. Was nützt mir ein hübsches Stieffrauchen, wenn sie mich womöglich aus dem Haus haben will. Also, das mit dem Hosenbeinbeissen ist vielleicht doch nicht die richtige Herangehensweise. Ich muss wohl Liebhund spielen. Das kann ich, bin der perfekte Schauspieler. Um in den Garten zu gelangen, täusche ich oft Brechreiz vor. Herrchen fällt jedes Mal darauf rein. Ich gucke schließlich Filme, ich habe mir gewisse Techniken abgeguckt.
Ich muss sie einfach beschnuppern. Und dann mit meinem unwiderstehlichen Hundeblick becircen. Oh, es gibt die erste Gelegenheit! Vitus kommt mit der Leine. Unerbittlich zieht er mich hinterm Sessel hervor. Warum kann ich nicht so gehen wie ich gerade bin? Immer dieses elende Geschirr, das so sehr nach Hund riecht. Warum wäscht er es nicht in der Maschine mit Lenor? Habe ich in der Werbung gesehen. Wir hätten viel bessere Chancen! Er will den kurzen Weg gehen, ich sonst auch, aber ich habe eine Mission. Ich ziehe beziehungsweise zerre Vitus Richtung ganz lange Strecke. Uns begegnen aber nur magersüchtige Joggerinnen. Die können und wollen bestimmt nicht kochen. Ich bestehe jedoch auf selbst gekochtes auf mein Fressi! Wer soll das sonst bloß essen? Auch wenn das Fressi vom Supermarkt meiner Wahl noch das Beste ist, ich brauche einen Appetizer.
Da! Eine junge Dame. Ist sie zu jung? Aber Vitus sieht aus wie ein Filmstar. Und hat eine gute Rente. Das sind doch Argumente, oder nicht? Sie trägt Shorts. Tolle Beine! „Grüß Gott“, sagt Herrchen. Sie nickt nur und geht an uns vorbei. Oh, ich glaub, ich bin verliebt. Sie sieht aus wie Jeannie. Ob sie mich wohl auch mal baden würde? Hinterm Ohr kraulen und mit mir spielen würde bis zur Erschöpfung? Sieht echt sportlich aus, die Kleine. Nächstes Mal müssen wir sie verwickeln in ein Gespräch. Ich hoffe, sie ist von hier, habe sie aber noch nie in der Gegend gesehen. Oh, sie dreht um! Ich habe ja gewittert, dass sie beim Metzger war, aber jetzt packt sie das Bündel Papier aus, das sie in der Hand trägt.
„Darf er ein Stück Wurst haben?“
Und ob er darf.
„Tut mir leid, aber Sammy isst niemals außer Haus.“
Wie blöde! Mann! Das wäre der Einstieg gewesen! Ich jaule ein bisschen auf.
„Aber ich kenne dich doch, du nimmst es und spuckst es wieder aus!“
Willst du jetzt eine Freundin, oder nicht? Ich sehe ihn böse an. Warum verstehst du meine Mimik auch nicht?
„Das ist ja clever! Man nimmt ja auch besser nichts von Fremden.“
Sie scheint begeistert von meiner partiellen Paranoia. Kommen sie jetzt doch ins Gespräch? Lade sie halt auf ´nen Kaffee ein. Alle Zweibeiner machen das so. Es ist ein Synonym für bald zusammen ins Bett gehen. Ich kenne mich aus.
„Wohnen Sie hier, hab Sie noch nie hier gesehen!“
Oh, wie forsch von Vitus. Ich werd ja ganz stolz.
„Ich besuche eine Freundin.“
„Würden Sie einen Kaffee mit mir trinken wollen?“
Hat der mich denken hören? Ist ja unheimlich.
„Sammy hechelt so, ich glaube er hat Durst.“
Sofort fange ich das Hecheln an. Wir sind doch ein Team!
„Na ja, ich müsste kurz Bescheid geben.“
Sie sagt ja! Ist das möglich? Ich meine Vitus hat schon einen spitzbübischen Charme, aber gleich mit ihm Kaffee trinken? Was ist denn das für eine? Sie redet jetzt an ihrem Handyknochen. Verschiebt ihre Verabredung. Die beiden gehen mit mir im Schlepptau, ins nahe gelegene Café. Sie redet sehr schnell, ich habe manchmal Mühe zu folgen. Die Bedienung stellt mir netterweise einen Wassernapf hin. Ich hoffe, der ist heiß ausgespült, möchte keine Bakterien von daher gelaufenen Kötern intus haben, die nicht so auf sich achten wie ich. Ich entscheide mich, lieber nicht daraus zu trinken.
Die zwei reden über das Wetter. Wie originell. Ihre Nippel drücken sich merklich durch ihr Shirt. Kein BH also. Wahrscheinlich unten einen String, was? Habe ich auch im Fernsehen gesehen. Ich komme langsam zum Schluss, dass die Dame nichts ist für Vitus. Die ist auf eine schnelle Nummer aus. Kenne solche Typen von der Barbara-Karlich-Show. Die gucke ich immer. Und wenn ich ihr jetzt auf die Designer-Sneaker kotze? Das krieg ich hin!
„Sammy!!!“ hallt es durchs Café. Die Dame schreit auch auf. Angewidert. War doch nur ein bisschen Trockenfutter mit Leberwurstschnittchen. Gut, ein bisschen warm und matschig, halb verdaut eben. Riecht auch ein bisschen, das gebe ich ja zu. Sie rennt auf die Toilette. Ich glaube, die sind wir los!
Vitus hat schnell gezahlt und sich mit mir aus dem Staub gemacht. Zahlt die Versicherung wohl für angekotzte Super Sneaker? Vitus will es nicht drauf ankommen lassen.
„Wie peinlich“, murmelt er rennend vor sich hin. Und in Nullkommanichts sind wir zuhause. Erster Versuch fehlgeschlagen. Aber so schnell gebe ich nicht auf!