Читать книгу Nix als Wasser - Sigrid Schneider J. - Страница 5

SAMSTAG

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Es war Samstag Morgen 6 Uhr 15. Ich hatte die Nacht in Zügen und auf verschiedenen Bahnhöfen verbracht. Am Tag zuvor noch ein langer Arbeitstag und dann schnell nach Hause, den gepackten Koffer meine Tasche und ab zum Bahnhof.

Dann stand ich da, in Bremerhaven, und hatte das erste Mal Zeit etwas nachzudenken und – Angst. Ja ich hatte tatsächlich Angst. Ich hatte vielleicht viel zu schnell entschieden diese doch etwas verrückte Einladung anzunehmen.

Um mich von meinem mulmigen Angstgefühl abzulenken, konzentrierte ich mich auf die Menschen hier. Ein alter Mann, der etwas entfernt auf einer Bank saß ,sah aus als hätte er hier geschlafen. Grade als ich dachte,trauriger alter Mann, zwinkerte er mir zu, lächelte breit und zahnlos und sagte: „Na Mädel, wo willste denn hin? Sieht ja aus, als würdest du gleich weglaufen, dabei biste doch grad erst angekommen.“ Ich grinste genauso breit zurück, allerdings mit Zähnen, winkte ihm freundlich zu und schaute mich um.Ich überlegte was nun zu tun sei und dachte,einen Kaffee, das brauche ich jetzt und oh, irgendwo muss ich mir unbedingt die Zähne putzen. Ich schnappte mir meinen Koffer und ging los.

In meinem Kopf ratterte es, was mache ich hier eigentlich, ich weiß nix von dem Typen und verabrede mich um mit ihm auf einem Boot tagelang allein zu sein. Ich bin doch wirklich eine vertrauensselige Kuh, was, wenn er gar nicht so ist wie er selbst gesagt hat? Was, wenn ich hier wirklich schlechte Erfahrungen mache und dann unglücklich bin?

Während ich auf dem Bahnhof etwas hilflos herumirrte, überlegte ich wie das eigentlich alles angefangen hat.

Ja, es das Spiel im Internet.Wir waren beide Farmer und haben uns im Spiel ab und zu Mails geschrieben. Bald schon haben wir öfter und kurz danach täglich geschrieben. Schnell waren die Möglichkeiten innerhalb des Spiels für uns zu klein, und wir tauschten unsere privaten Mail Adressen aus. Wir schrieben uns eigentlich alles was gerade aktuell war, aber nie stellten wir dem Anderen Fragen über die Vergangenheit und irgendwann war das auch nicht mehr wichtig.

Ich schrieb ihm mal, das meine Waschmaschine erfolgreich den Panzerführerschein gemacht haben muss, denn sie klang, als würde sie im Badezimmer einen Panzer fahren.

Ein anderes Mal gab ich ihm einen, naja vielleicht sogar klugen Rat und behauptete in der Mail, ich hätte diesen Rat von einem weisen alten Indianerhäuptling, der seit vielen Jahren nichts anders tut, als in der Nähe meiner Wohnung auf einer Wiese zu sitzen, seine Pfeife zu rauchen und über das Leben nachzudenken.

Er erklärte mir daraufhin dass der Indianer nun zu Häuptling b.H. ernannt wurde, denn wer schon soooolange irgendwo sitzt, muss ja einen breiten Hintern haben.

Von da an waren Mitteilungen und Grüße von Häuptling breiter Hintern fester Bestandteil unser Nachrichten.

Irgendwann tauschten wir unsere Handynummern aus. Wir haben oft telefoniert, manchmal stundenlang. Wir blödelten dabei oft nur herum wie die Kinder und wir hatten beide Spaß daran. Bei einem der Gespräche erzählte ich auch von meiner Liebe zur Nordsee und gar nicht lange danach bekam ich die Einladung zu dieser Segeltour. Ich hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass er mir ja eigentlich fremd ist, er fragte am Telefon ob ich Lust habe mit ihm segeln zu gehen und ich sagte einfach ja. Und dann stand ich in Bremerhaven auf dem Bahnhof.....

Ich hatte inzwischen den Ausgang des Bahnhofes erreicht.

Meine Gedanken schlugen Purzelbäume, und irgendwo eine Uhr 6 Uhr 30

Endlich, eine kleine Kaffeebude vor dem Bahnhof. Ich hatte dann noch eine Stunde Zeit um Kaffee zu trinken ,mir die Zähne zu putzen und mir Sorgen darüber zu machen ob ich mich richtig entschieden habe hierher zu kommen.

Der Kaffee war heiß und wirklich gut, deswegen versuchte ich auch die belegten Brötchen

„Eins mit Käse bitte.“

Hhmmm naja, das Brötchen schmeckte schon gut, aber mein Magen rumorte. Da war sie wieder die Angst, was wenn er mich total hässlich findet, oh Gott hätte ich mich mal doch etwas geschminkt. Dafür jedoch hatte die Zeit am Vorabend einfach nicht gereicht...

Warum war es mir denn auf einmal so wichtig wie ich aussah? Ich wusste es selber nicht

So stand ich also ungeschminkt und deutlich übermüdet da, es war 10 Minuten vor 7 und ich brauchte ein Waschbecken.

Ich fragte mich durch zu den Bahnhofstoiletten.

Dort schaute ich in den Spiegel und was ich sah, erschreckte mich. Ich sah müde aus, ein wenig blass, und ängstlich. Ja, man konnte mir meine Angst falsch zu handeln tatsächlich ansehen.

Noch während ich in den Spiegel schaute meldete sich mein zweites Ich in diese Gedanken hinein: wasch dir mal das Gesicht mit kaltem Wasser, kämm dir das Haar und freu dich auf ein paar schöne Tage...

Energisch drehte ich den Wasserhahn auf und wusch mir das Gesicht ganz kalt ab. Die Frau die hinter mir stand um sich die Hände zu waschen, wartete geduldig.

Ich beeilte mich, denn dass jemand wegen mir und meiner Unentschlossenheit warten musste gefiel mir nicht.

Ich trocknete mich mit Papierhandtüchern ab, fuhr mir mit den Fingern kurz durchs Haar und drehte mich eine Entschuldigung murmelnd zu ihr um. Sie jedoch lächelte und sagte:„Na so geht

es doch. Sieht doch gleich viel frischer aus.“

Ich lächelte ihr dankbar zu und schaute schaute auf die Uhr. 7 Uhr 15. In meinem Bauch, so glaubte ich, war ganzer Ameisenstock ausgebrochen, alles an und in mir vibrierte und ich hatte weiche Knie.

Ich versuchte mir einen Mann vorzustellen zu dem die Stimme, die ich ja vom Telefon kannte, gehören könnte. Das müsste ja schon eine Mischung aus George Clooney und Brad Pitt sein....Seine Stimme ist unglaublich männlich und jagt mir regelmäßig einen Schauer über den Rücken.

Wenn dieser Mann nur halb so sexy ist wie seine Stimme, will ich für immer auf dem Wasser bleiben. Er darf mir dann gerne das Telefonbuch vorlesen, Hauptsache er sagt etwas.

Ich grinste über mich selbst.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich mich jetzt beeilen musste um pünktlich am vereinbarten Treffpunkt zu sein. Rasch machte ich mich auf den Weg, doch je näher ich meinem Ziel kam, umso langsamer wurden meine Schritte.

In meinem Kopf war ein wildes durcheinander von Gedanken.

Unterwegs begegnete ich wieder dem alten Mann der bereits bei meiner Ankunft auf dem Bahnsteig saß. Ich erkannte ihn sofort wieder. Er grinste immer noch genauso breit und zahnlos wie ich ihn bereits gesehen hatte.

Er schaute mich an, dann meinen Koffer und winkte mich zu sich heran.

Ich ging auf ihn zu und er sagte total ernst:„So schlimm ist es hier nicht, brauchst nicht gleich wieder abfahren.“

Noch ehe ich antworten konnte hörte ich jemanden meinen Namen sagen.

„Merlina?“ Jetzt war mir das Herz endgültig in die Hose gerutscht. Diese Stimme ….. meine Angst!

Ich schaute den alten Mann noch mal an. Wie erwartet grinste er immer noch, vielleicht eine Spur breiter als gerade eben…

Mensch, jetzt wird es langsam peinlich, tu endlich was, sagte ich mir selbst.

Ich drehte mich langsam um und da stand er. Ein Mann, wow und was für einer, lustig blitzende blaue Augen, glatt rasiert, umwerfendes Lächeln, makellos frisiert und gut duftend!!!

Ich konnte überhaupt nicht mehr denken. So gutaussehend hatte ich ihn mir nicht vorgestellt.

Statt Guten Morgen zu sagen stammelte ich was von:“Ich hab mir schon das Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt.“

Er schaute mich verwirrt an, grinste und sagte:“Das ist sehr schön...“

Oh Gott, jetzt denkt er ich wäre völlig verblödet. Ich muss jetzt unbedingt was Kluges sagen.

Also platzte ich raus:“Ist ja toll, du grinst genauso unverschämt wie der alte Mann dort drüben,nur dass du sehr schöne Zähne hast.

Oh je, hätte ich doch nur den Mund gehalten, ich hätte mich ohrfeigen können. Etwas Dümmeres hätte ich gar nicht sagen können.

Er schaute mich fast fassungslos an, schlug dann aber völlig ruhig vor erstmal irgendwo zu frühstücken.

Ich riss mich zusammen und sagte höflich:“Ja das ist eine gute Idee.“

Er nahm meinen Koffer und wir gingen in Richtung Ausgang. Eigentlich ging ja nur er, ich stolperte irgendwie neben ihm her.

Verzweifelt bemühte ich mich meine Gedanken zu ordnen und wieder die Herrschaft über meinen Körper zu bekommen, aber je mehr ich mich zusammenreißen wollte um so mehr wurde sichtbar dass etwas nicht stimmte. Inzwischen pochte mein Herz wie wild und ich hatte ein hochrotes Gesicht. Ich konnte das nicht sehen aber deutlich spüren.

Die Situation war so unwirklich, ich war so müde und mein Kopf ganz leer. Gott sei Dank war er leer, sonst würde nur noch mehr Müll da raus kommen.

Ich zwang mich stehen zu bleiben. Er schaute mich fragend an und endlich sagte ich die ersten geordneten Worte:“Ich freue mich hier zu sein, ich hab ein wenig Angst und ich weiß nicht ob ich jetzt grad gut aussehe.“

Himmel,ich hätte doch den Mund halten sollen es wurde von Minute zu Minute schlimmer, es schien als könnte ich nichts sagen , was irgendwie einen Sinn macht.

Diesmal ging er gelassen darüber hinweg, sagt nur:“Schau mal wie wäre es mit dem kleinen Café dort drüben? Du bist sicher nur übernächtigt und... naja, nervös, das bin ich auch.“

Jetzt sagte ich nichts mehr. Ich schaute ihn an und nicke nur kurz.

Minuten später hatten wir das Café erreicht. Höflich hielt er mir die Tür auf und ich war froh als wir endlich am Tisch saßen.

Ich machte mir Gedanken ob ich überhaupt was essen konnte, ob ich die Bestellung hinkriege ohne mich schon wieder zu blamieren, aber das war völlig unnötig.

Er fragt:“Kaffee?“ Ich nicke.

„Hast du Hunger?“ Ich schüttele den Kopf.

Also bestellte er zwei große Kaffee und schaut mich an.

Sein Blick war für mich kaum auszuhalten.Ich wurde das Gefühl nicht los ,dass er mit in den Kopf schaut und nicht nur ins Gesicht. Er lächelte.

Ich musste jetzt unbedingt aufs Klo, also stand ich auf und murmelte:“Bin gleich wieder da.“

Mit butterweichen Knien durchquerte ich das Café und suchte die Toiletten. Ich hatte das Gefühl , dass alle Gäste genau wussten dass ich solch eine Verabredung hatte. Eine Verabredung mit einem Fremden. Natürlich war das Quatsch, denn Niemand hier kannte mich.

Zurück am Tisch hatte ich mich wieder einigermaßen gefangen, hatte ich doch auf der Toilette beim Hände waschen lange in den Spiegel geschaut und mir selbst gut zugeredet.

Jetzt saßen wir schweigend da mit unserem Kaffee, ich hätte gern irgend etwas gesagt, aber mir fiel einfach nichts ein.

Statt dessen schaute ich ihn nun ständig an. Nein er sah nicht so aus als würde er mich auf hoher See einfach über Bord werfen, aber er wirkte unternehmungslustig.und er hatte Augen in denen ich versinken könnte …..

Das Schweigen zwischen uns wurde langsam unangenehm, ich grübelte und sagte dann schließlich:„Ich freue mich wirklich hier zu sein.“

Er schaute mich an, lächelte und sagte:„Ja ich freue mich auch.Dass du wirklich gekommen bist. Ich hab auf dem Boot schon alles vorbereitet….“

Alarmglocken in meinem Kopf, alles vorbereitet, was denn bloß?

Ich rutschte ein wenig auf meinem Stuhl hin und her und versuchte verzweifelt nichts Dummes zu sagen.

Möglichst gelassen schaute ich ihn an und fragte:„Vorbereitet??“

„Naja“, sagt er ,“ich hab Kaffee an Bord und was man sonst so braucht.“

Ich war erleichtert, warum nur war ich so überängstlich, das war doch sonst nicht meine Art.

Ich schaute ihm direkt in die Augen und sagte:“Ich bin total nervös normalerweise kann ich mich ganz gut unterhalten aber die ganze Situation macht mich ein wenig hilflos.“

Offenbar macht ihm meine Hilflosigkeit und meine Nervosität auch etwas Freude, denn er sagte total trocken:“Hilflos? Das gefällt mir!“ Ich lachte, denn ich hatte sein Augenzwinkern gesehen.

Meine Anspannung ließ nach und ich konnte den Kaffee jetzt tatsächlich genießen.

Eine kleine Weile später standen wir vor der Tür und er fragte mich doch tatsächlich ob ich gut zu Fuß bin: „Bis zum Schiff sind es etwa 2,5 km“ ,erklärte er mir.

Klar wollte ich laufen, und der Ehrlichkeit halber sagte ich:“Ich glaube wenn wir laufen, kann ich mich ein bisschen sammeln, außerdem können wir dann über das Eine oder Andere reden.

Jetzt schaute er mich fragend an. Es sah ein wenig so aus als erwartete er nun das ich irgendeine Vereinbarung aus der Tasche zaubere die er unterschreiben muss.

Ich sagte:“Naja nur einfach reden.“ „Gute Idee.“ sagte er und schweigend gingen wir los.

Meine Schritte waren wieder etwas fester und ich war mir sicher, dass auch mein Kopf wieder funktioniert. Nachdem das Schweigen nun schon wieder eine ganze Weile anhielt, fing er an mit alles Mögliche über Bremerhaven zu erzählen.

Ich bemühte mich wirklich seinen Worten zu folgen ,aber der Klang seiner Stimme machte mich ganz wuschig.

Plötzlich blieb er stehen. Ich auch. Er schaute mich so fragend an, dass ich mir sicher war, dass er irgendwas gesagt hat auf das er eine Antwort erwartete.

Ich schaute ihn an und sagte:“Entschuldige, ich war grad nicht bei der Sache, was hattest du gefragt?“ Ich wurde schon wieder ganz rot im Gesicht, hoffentlich bemerkte er das nicht.

Er lächelte und sagte:“Ich hab nur gefragt ob wir uns bei dem Wagen dort ein Eis holen wollen, wir können uns dann hier auf die Bank setzen und in Ruhe unser Eis essen...wenn du magst.“

Ja das wollte ich, Gab es mir doch Gelegenheit mich schon wieder neu zu sortieren ,das wievielte mal in so kurzer Zeit?

Er bestellte das Eis und ich war sofort wieder gefangen von seiner Stimme.

Sie war wie ein heißer Sommertag am Strand. Ich liege im Sand, mit den Füßen im Wasser und jedes mal wenn er was sagt rollt sich eine Welle warmen Wassers langsam meinen Körper hinauf und noch viel langsamer wieder runter.

Schließlich saßen wir mit dem Eis auf der Bank. Um uns herum war ganz schön was los.

Jungen mit ihrem Skate Board übten Sprünge an einer Treppe in der Nähe. Ein Zeitungsverkäufer kam vorbei und wedelte mit seinen Zeitungen. Frauen mit Einkaufskörben, manche mit Kindern an der Hand, liefen eilig hin und her. Etwas weiter hinten sah ich eine Einkaufsstraße mit Marktbuden, dort herrschte auch schon reges Treiben.

Ich hatte plötzlich das Gefühl als würde er mich beobachten. Schnell, viel zu schnell drehte ich mich zu ihm um. Leider hatte ich vergessen das ich das Eis noch in der Hand hatte und es landete wie mit geübtem Schwung auf seinen Turnschuhen. „Oh das tut mir leid“, stammelte ich. Eilig kramte ich in meiner Tasche und fand schließlich einige Papiertaschentücher. Ich kniete mich hin und wollte den Schuh wieder sauber machen. Er schaute interessiert zu grinste von einem Ohr zum andern und schien die Situation zu genießen. Ich war irritiert überlegte warum er so breit grinst.

Ich sagte:“Oh es tut mir wirklich leid, lass mich mal schnell machen…...“

Jetzt lachte er laut los und sagte nur:“ok.“

Oh wie peinlich. Ich versuchte zu retten was nicht mehr zu retten war:“Ich meinte deine Schuhe“, sagte ich hektisch und er lachte nur noch lauter . Dann nahm er meine Hand und zog mich hoch.

Ich setzte mich wieder neben ihn, schaute auf seine Schuhe und ärgerte mich. Heute aber auch wirklich alles irgendwie schief.

Er drehte mein Gesicht zu sich und schaute mir ernst und fest in die Augen. „Jetzt will ich dir mal was sagen.Ich merke ja, dass du sehr nervös bist, und ich weiß ja auch, dass du sonst nicht so bist. Ich verspreche dir, dass ich dir nichts tue. Wir fahren einfach mit dem Schiff ein wenig raus und nichts was du nicht willst wird passieren“. Dann fragte er ob dies meine erste Verabredung nach einem Kennenlernen im Internet ist. „Ja“, sagte ich, seufzte tief und war erleichtert das ich mich nicht weiter erklären musste.

Deutlich merkte ich wie die Anspannung, die ich die ganze Zeit schon spürte ,von mir abfiel.

Während letzten Stück des Weges bis zum Schiff plauderten wir fröhlich über Dies und Das.

Dort angekommen,war ich begeistert. Ich kannte zwar den Hamburger Hafen, da gibt’s ja viele dieser riesengroßen Schiffe, aber hier lagen lauter kleine weiße hübsche Schiffe. Es sah richtig einladend aus. Ja mit so einem Schiff ein paar Tage aufs Wasser, dass könnte wirklich Spaß machen. Ich spürte wie meine Aufregung zurück kam.

Wir waren über so etwas wie einen breiten Holzsteg gelaufen und plötzlich blieb er stehen.

Vor mir lag eins dieser hübschen Schiffe. Es trug den Namen ANNA II. Ich schaute erst das Schiff und dann ihn an. Er lachte und sagte:“Ja, mit dem Schiff werden wir ein paar Tage rausfahren.“

„Wow, das gefällt mir aber wirklich.“ sagte ich und strahlte ihn an.

Er hob meinen Koffer aufs Schiff kletterte selber rauf und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und versuchte einigermaßen elegant aufs Schiff zu kommen, aber elegant war heute einfach nicht drin.Viel zu sehr zitterten meine Beine. Ich kam irgendwie ins trudeln und landete genau an seiner Brust. Er hielt mich einen kurzen Augenblick zu lange fest und meine Hand war immer noch in seiner als er mich wieder los ließ.

Ich räusperte mich und sagte:“Ich bin heute wirklich etwas ungeschickt.“Er grinste noch ein wenig unverschämter als er ohnehin schon die ganze Zeit grinste und sagte:“Oh kein Problem, das darfst du gern wieder machen. Wir schauten uns einen kurzen Moment in die Augen. Hhhmmm und da war er wieder, der Strand die warmen Wellen …..

Es war inzwischen kurz nach 11 Uhr und die Sonne schien strahlend vom Himmel.

Er ergriff die Initiative. „Ich zeig dir jetzt mal alles damit du dich zurecht findest.“

Wir gingen einige Stufen hinunter, unter Deck, wie ich gleich lernte. Dort gab es eine Sitzecke ,einen Tisch, einen „Kartentisch“wie er mir erklärte. Ich dachte sofort an Skat, Doppelkopf aber noch bevor ich es ausgesprochen hatte ,fiel auch bei mir der Groschen. Klar ein Kartentisch, Land- oder besser Seekarten waren hier gemeint.

Weiter hinten gab es noch einen kleinen Raum mit Toilette und Waschbecken. Ich fragte wo es denn hier eine Dusche gibt. Er erklärte mir sofort:“Es gibt nur eine Solardusche, und die kann man nur an Deck benutzen.“ Ein Bett hatte ich bisher nicht gesehen, aber danach wollte ich auch nicht fragen. „Aha, das heißt du duscht oben an Deck?“

„Nein natürlich nicht, in jedem Hafen gibt es Sanitäranlagen, da kann man dann duschen. An Deck könnte ja jeder zuschauen, wäre ja schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig“, lachte er.

Weiter ging es mit dem Rundgang. Es gab ein Cockpit, kleine Lämpchen, Schalter und Hebel gab es hier. Von hier aus kann man das Schiff lenken, nein steuern und zwar mit dem Steuerrad wie ich sofort in meinen Gedanken berichtigte.

Ich lernte auch, das vorne am Schiff der Bug ist, hinten das Heck ist. Es gibt auch kein Rechts und Links sondern Steuerbord und Backbord, dann gab es noch das Achterschiff und mehr konnte ich mir im Moment gar nicht merken.

Er war total in seinem Element, es war schön zu sehen welche Freude es ihm machte, sein Wissen an eine Landratte weiter zu geben.

Nach dem Rundgang setzten wir uns an Deck in die Sonne. Das Gespräch kam wieder nur sehr schwer in Gang. Das war ja auch kein Wunder, schließlich kannten wir uns ja nicht persönlich, sondern eigentlich nur aus E Mails und Telefonaten.

Wir saßen da lächelten und erzählten ein bisschen Belangloses

„Irgendwie fühlt es sich an, wie ankommen“, sagte ich.

Ich weiß gar nicht warum ich das sagte, er wusste es scheinbar, denn er sagte nur: „Ja.“

Es gab im Moment nicht viel zu fragen oder zu sagen. Uns schien die Sonne ins Gesicht und es fühlte sich alles gut und richtig an.

Nach einer Weile des Schweigens sagte er:“Eigentlich wollte ich mit dir gleich heute raus fahren, hab es mir aber anders überlegt.

Es ist vielleicht eine gute Idee wenn du erst mal eine Nacht an Bord verbringst, damit du siehst ob du hier überhaupt schlafen kannst. Es ist schon anders als an Land, es schaukelt immer etwas.“

Ich sagte:“Okay, prima“, und fragte:“Wo wird denn die Reise hingehen?“

„Lass dich einfach mal überraschen.“

Es war inzwischen bereits später Nachmittag und mein Magen knurrte unüberhörbar.

Er stand sofort auf und sagte:“Mensch jetzt haben wir schon das Mittagessen ausfallen lassen dann sollten wir jetzt langsam mal was essen.“

Ja das war wirklich eine super Idee. Dass sagte ich ihm auch und fragte auch gleich ob ich irgendwas helfen kann oder machen soll.

Er bot mir an entweder hier auf dem Schiff, also an Bord etwas zu essen oder an Land in einem Lokal. Ich entschied mich dafür an Bord zu essen. Er stand auf und zog mich mit sich, wir gingen hinunter und wie von Zauberhand stand in kürzester Zeit ein leckeres Essen und Kaffee auf dem Tisch.

Wir aßen, unterhielten uns, scherzten über meine Missgeschicke am Morgen und die Zeit verging wie im Flug.

Irgendwann schaute ich auf die Uhr, oh es war schon 22 Uhr. Draußen war es dunkel und noch bevor irgendwelche Peinlichkeiten aufkamen sagte er: „Ich baue dir gleich mal das Bett, natürlich hast du eins für dich allein.“

Ich sah im zu. Mit geschickten Händen baute er in der Sitzgruppe um und es entstand ein Bett.

Jetzt merkte ich erst wie müde ich war und fragte ob es für ihn ok ist wenn ich mich hinlege.

„Natürlich ist das ok, ich verstehe schon das du müde sein musst.“ Ich beschränkte mich an diesem Abend aufs Zähne putzen und Katzenwäsche an Bord, zog mir meine Schlafshorts und ein Shirt an und war dankbar das ich mich hinlegen konnte.

Er stand etwas unentschlossen im Raum, deswegen sagte ich: „Wenn du magst können wir uns gern noch unterhalten aber ich bin wirklich so kaputt das es schön wäre wenn ich liegen bleiben darf.“

Er setzte sich zu mir und wir redeten über alles Mögliche bis ich plötzlich wieder dieses Gefühl hatte am Strand zu liegen. Seine Stimme rollte sich erneut über meinen Körper und ich hörte gar nicht mehr was er sagte, sondern nur noch seine Stimme. Irgendwann schlief ich ein.

Nix als Wasser

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