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Abhängigkeiten beenden, Ihren eigenen Arbeits-Rhythmus finden: 6 Tipps für wirkliche Freiheit
// Von Jörg Romstötter

Die Industrialisierung bescherte uns das Leben nach der Uhr. Maschinengleich meinen wir noch immer auf die Minute funktionieren zu können. Damit vergeuden wir sinnlos unsere größten Energien und unsere Freiheit.

Gefangen in der Tretmühle?

Oft fühlen wir uns gehetzt, getrieben, eingespannt in der Tretmühle. „So habe ich mir das nicht vorgestellt.” Hören wir uns selbst sagen. „Und das, obwohl ich meinen Job doch eigentlich gerne tue und ihn freiwillig gewählt habe.”

Genau so ist es. Doch Sie sind weit freier als Sie glauben. Glauben Sie nicht? Sehen Sie selbst: Denn Jeder Beruf beinhaltet ganz spezifische Gesetzmäßigkeiten. Völlig gleichgültig, welchen Sie auch nehmen mögen.

So kommen Sie raus aus der Abhängigkeit

Nehmen wir als Beispiel den Zahnarzt, der sich selbständig gemacht hat, um nach seinem Gusto Zahnmedizin anzubieten und sein eigener Herr zu sein. Wie er es auch dreht und wendet, er wird mit seinen Patienten Termine vereinbaren. Zu diesen Zeiten haben er und seine gesamte Praxis zu funktionieren. Punktum. Sonst wird er die längste Zeit Patienten gehabt haben. Stellen Sie sich vor, der Zahnarzt kommt und geht wann immer es ihm passt, weil ihn die festen Patiententermine in seinem Freiheitsdrang einschränken.

Es ist also völlig gleichgültig, in welcher Form der Zahnarzt seine Leistung anbietet. Ob als Angestellter oder als Selbständiger. Er wird sich an die Gesetzmäßigkeit Patiententermin halten müssen, sofern er damit sein Einkommen erwirtschaften muss. Allerdings ist er während dem Behandlungstermin in seiner Arbeitsweise, seinem Service, seinem Umgang mit Patienten und Mitarbeitern, seiner Praxis- und Ablaufgestaltung sehr frei.

Abhängigkeiten können befreiend wirken

Für den Zahnarzt macht es also überhaupt keinen Sinn die vereinbarten Behandlungstermine als seine Freiheit beraubend zu empfinden. Denn egal wie er Zahnmedizin auch anbieten wird, er wird in irgendeiner Weise Termine vereinbaren. Doch unser Zahnarzt kann sich gerade durch die durchaus als einengend empfundenen Behandlungstermine auch sehr frei fühlen.

Denn ein auf weithin voller Terminkalender ist der beste Beweis für sein gutes Renommee und damit sein sicherlich gutes Einkommen. Erst durch den vollen Terminkalender und seine persönliche Bindung an Zeit und Ort kann er sich Freiheiten gestalten, die nicht allen möglich sind. Er kann die Öffnungszeiten seiner Praxis weitgehend nach seinem Belieben gestalten, genauso die Zeiten in welchen er die Praxis für Urlaub und Weiterbildung schließt.

Genau das können Sie auch

Egal, welchen Beruf Sie auch immer ausüben. Fragen Sie sich dies:

1 Haben Sie sich selbst auf die Stelle beworben, die Sie nun ausüben?

2 Erscheinen Sie jeden Tag aus freien Stücken an Ihrem Arbeitsplatz?

3 Wussten Sie vorher, dass die Stelle auch gewisse Pflichten beinhaltet?

4 Würden Sie Ihre Tätigkeit bei einem anderen Arbeitgeber ausüben, wären dann sehr viele Arbeitsinhalte, Routinen und Vorgaben identisch?

Wenn Sie alle vier Fragen mit „Ja” beantwortet haben, können Sie nun getrost das Tretmühlengefühl ad acta legen. Sie werden gewisse Dinge in Ihrem Beruf niemals ändern, einfach weil sie feste Bestanteile Ihres Berufes sind. So wie jeder Beruf unabänderliche Bestandteile hat, die Menschen einschränken.

Das können Sie jetzt tun

Werden Sie sich bewusst, wo Sie innerhalb der vorgegebenen Grenzen, Routinen, Abläufen usw. Gestaltungsfreiheiten haben. Nehmen Sie diese Freiheiten bewusst als Freiheit wahr. Versuchen Sie herauszufinden, wie Sie in Ihrem Einflussbereich Änderungen herbeiführen können, um sich freier zu fühlen und damit mehr Freude an Ihrer Arbeit haben.

Denn wer sich frei fühlt und gerne seiner Arbeit nachgeht, der ist unweigerlich gut darin. Und diese empfundene Freiheit und messbare hohe Arbeitsqualität wird sich auf Ihr Umfeld auswirken. Wer weiß, welche Freiheiten Sie in Zukunft bekommen, ohne dass Sie sie für möglich gehalten hätten.

So tickt unsere innere Uhr

Denn in jedem von uns tickt eine ganz besondere Uhr. Diese ist weder aus Stahl noch aus Plastik und man kann sie auch nicht mit wenigen Klicks programmieren. Von der Sonne gesteuert, tickt diese Uhr seit sechs Millionen Jahren.

Und dieser Uhr ist es völlig gleichgültig, ob gerade Schichtwechsel ist oder ein wichtiges Meeting ansteht. Sie tickt und beschert uns nach einem festen Muster Hoch- und Tiefphasen für Körper, Geist und Emotionen. Arbeiten wir gegen sie, verschleißen wir unsere Energie. Nutzen wir sie gekonnt, schöpfen wir unsere Potentiale voll aus. Um zu verstehen, wie wir die unterschiedlichen Leistungsphasen optimal nutzen, betrachten wir sie in zwei Ebenen.

1. Ebene: die Funktion

Natürlich erscheinen wir arbeitswillig und pünktlich zur Schicht oder zum Meeting. Wir spulen unsere Aufgaben ab. Mal mehr und mal weniger motiviert. Mal mehr und mal weniger bei der Sache. Hinterher fühlen wir uns ebenfalls mal mehr und mal weniger erschöpft. Das ist uns seit der Schulzeit so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, wir hinterfragen gar nicht mehr, ob das so sein muss.

Noch bevor wir richtig zu denken begannen, wurden wir auf das Funktionieren nach der Uhr gedrillt. Dieses Funktionieren ist für die Optimierung von Prozessen wichtig. Es degradiert uns zu Leistungserbringern nach Norm. Und wer ständig nach fremden Uhren tickt, ist ständig über- oder unterfordert, was ihn ermüdet und so weniger rebellisch macht. Wir sind dadurch besser kontrollierbar und erfüllen dankbar die Norm, um unsere ohnehin angegriffenen Energieressourcen durch Kritik nicht noch weiter zu strapazieren.

Es geht auch anders.

2. Ebene: die Qualität

Zur Schicht oder zum Meeting pünktlich und arbeitswillig zu erscheinen, das bleibt uns. Auch bleibt es uns, die ein oder andere Aufgabe abzuspulen, um unsere Kräfte zu schonen. Doch wir haben es zumeist weitaus mehr in der Hand unsere Aufgabeninhalte zu gestalten als wir oft glauben.

Zumeist können wir durchaus variieren, wann wir Aufgaben anpacken bei welchen wir unsere ganze Kreativität brauchen, planen und organisieren, wann wir fordernde Gespräche führen oder konzentriert abarbeiten.

6 Tipps: So stellen Sie fest, wann Sie am besten welche Tätigkeiten erledigen

1 Nehmen Sie in einem entspannten Moment in entspannender Atmosphäre ein Blatt Papier zur Hand.

2 Denken Sie der Reihe nach zurück an verschiedene Tätigkeiten wie kreativ sein, planen, Organisieren, wichtige Gespräche führen, abarbeiten usw.

3 Beispiel Kreativität: Zu welchen Tageszeiten haben Sie Ihre besten Ideen? Ist dies meist in der Früh, am Vormittag oder erst am Abend? Notieren Sie sich diese Zeiten oder zeichnen Sie diese anhand einer Kurve graphisch auf.

4 Notieren oder zeichnen Sie genauso bei allen anderen Ihrer gewöhnlichen Tätigkeiten die Tagesphasen auf, zu welchen Ihnen diese besonders leicht fallen.

5 Genauso verfahren Sie mit Blick auf eine typische Woche. Haben Sie Ihre kreativsten Tage eher am Anfang der Woche oder vielleicht sogar am Wochenende?

6 Identisch können Sie Ihr Jahr gestalten: Zu welchen Jahreszeiten sind Sie besonders tatendurstig? Wann fühlen Sie sich extrem erholungsbedürftig?

So finden Sie Ihren eigenen Arbeits-Rhythmus

Entsprechend Ihres Ergebnisses können Sie nun Ihre Tages-, Wochen und Jahresplanungen gestalten. Wenn Sie beispielsweise Ihre kreativsten Phasen frühmorgens haben, dann sollten Sie auch da Zeit für Kreativität frei halten und sich nicht von ablenkenden Tätigkeiten die Zeit stehlen lassen. Wenn Sie vielleicht am frühen Nachmittag einen erheblichen Energiemangel feststellen, dann legen Sie da keine wichtigen Gespräche oder stark konzentrationsfordernde Aufgaben. Arbeiten Sie da zum Beispiel liegengebliebenes ab.

So wird es Ihnen möglich sein, weit mehr Freiheiten in Ihren Tag fließen zu lassen. Sie werden mehr und mehr feststellen, wie sehr Sie Herr der Lage sein können und wo Sie die Abhängigkeit des Funktionierens in freiwilliges Tun ändern. Es wird Ihnen gelingen, sofern Sie auf sich hören und sich auch tatsächlich glauben.

Raus aus dem Hamsterrad

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