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Schlagfertig mit Konflikten umgehen: Blockaden durchbrechen
// Von Dr. Matthias Nöllke

Gerade bei unangenehmen Überraschungen fehlen uns oft die Worte. Doch warum ist das so? Und mit welchen Mitteln können Sie Blockaden überwinden und kontern?

Wie Sie die Blockade durchbrechen

Führen wir uns noch einmal die Faktoren vor Augen, die eine Blockade verursachen:

 Böse Überraschung: Damit haben Sie nicht gerechnet!

 Souveränität ist bedroht: Wenn Sie nicht reagieren, sehen Sie schlecht aus.

 Tempo, Tempo: Sie müssen ganz schnell etwas unternehmen.

 Angeknackstes Selbstwertgefühl: Die anderen sind stark, Sie fühlen sich schwach.

 Ertrinkender-Syndrom: Je stärker Sie sich wehren, umso schneller gehen Sie unter.

Daraus ergeben sich mehrere Ansatzpunkte, wie Sie aus der Blockade wieder herauskommen können oder gar nicht erst in sie hineingeraten.

Seien Sie offen für Überraschungen

“Das passiert mir nicht nochmal! Beim nächsten Mal sage ich das-und-das!” Das ist die übliche Reaktion, wenn wir den Schock erst einmal verdaut haben. Wir meinen, wir könnten die Blockade verhindern, indem wir uns gründlich vorbereiten.

Indem wir uns einfach nicht überraschen lassen, sondern alles vorausplanen. Nach dem Muster: Wenn Fall A eintritt, dann reagiere ich mit B. Wenn eine Verkäuferin mir den Spruch x entgegenschleudert, dann kontere ich mich mit Spruch y.

Baue Keine Festung

Leider treffen wir dann nie eine Verkäuferin, die uns den Gefallen tut, uns genau die Grobheit an den Kopf zu werfen, auf die wir so meisterlich reagieren könnten. Stattdessen geschieht etwas ganz und gar Abwegiges. Etwas, mit dem ja wohl niemand rechnen konnte… Und wir hängen wieder fest und sind blockiert.

Wir können uns nicht wirklich schützen, indem wir uns auf alle Eventualitäten vorbereiten. Das macht uns nur unflexibel. “Baue keine Festung” lautet eine altchinesische Weisheit zur Kriegskunst, denn die Festung ist starr und schließt uns ein. Sind die Feinde einmal eingedrungen, wird die Festung zur tödlichen Falle. Das ist das eine, das zweite: Die Welt steckt voller Überraschungen. Damit müssen wir leben. Nicht immer handelt es sich ja um unangenehme Überraschungen…

Tipp:

Bleiben Sie offen für Überraschungen: Legen Sie nicht alles fest, planen Sie nicht zu eng, lassen Sie zu, dass auch mal Dinge schief gehen können.

Richtige Vorbereitung ist Alles

Sollen Sie die Dinge also einfach auf sich zukommen lassen? Nicht unbedingt, denn es kann Ihnen tatsächlich helfen, wenn Sie sich gedanklich mit bestimmten Situationen auseinandersetzen – bevor sie eintreten.

Dann können Sie besser und souveräner reagieren. Schlagfertig eben. Auf dieses Prinzip baut ja auch unser Buch. Schlagfertiger sein heißt sehr oft einfach nur: besser vorbereitet sein. Das steht keineswegs im Widerspruch zur eben beschworenen “Offenheit” für Überraschungen, sondern baut darauf auf. Es gibt da nämlich zwei Punkte zu beachten:

 Bleiben Sie flexibel. Kleben Sie nicht an bestimmten Sätzen und Situationen. Variieren Sie Ihre Formulierungen und stellen Sie alles auf den Kopf. Versuchen Sie spielerisch zu sein; dadurch bleiben Sie auch offener für Überraschungen.

 Konzentrieren Sie sich auf die wichtigen – und wahrscheinlichen – Fälle: Wenn Sie einen Vortrag halten, sollten Sie wissen, wie Sie auf Störer reagieren. Sie sollten Ihre “wunden Punkte” kennen, die sich jemand herausgreift, der Sie verletzten will. Genau dazu überlegen Sie sich einen passenden Spruch.

Tipp:

Als “eiserne Reserve” können Sie sich einen Fundus von Bemerkungen zurecht legen, die irgendwie immer passen, wenn Sie in eine unangenehme Situation geraten.

Gewinnen Sie Abstand

Wenn Sie bereits in der Situation stecken, in der Sie überrumpelt werden, ist es für die beste Vorbereitung zu spät. Dann müssen Sie blitzschnell überlegen, was zu tun ist. Am wichtigsten ist zunächst einmal eines: Lassen Sie sich von der unangenehmen Situation nicht überwältigen. Versuchen Sie Distanz zu gewinnen.

Das ist durchaus möglich. Es lässt sich sogar regelrecht einüben, wie Sie gleich sehen werden. Sie sollten sich bewusst machen, dass Sie es in der Hand haben, diese Situation für sich zu ändern. Entscheidend ist nicht, was die anderen von Ihnen erwarten. Entscheidend ist allein, was Sie aus der Situation für sich machen. Sie müssen Ihre Handlungsfähigkeit wiedergewinnen. Der erste Schritt dazu heißt: Treten Sie aus der Situation heraus.

Der “innere Aufprallschutz”

Von der Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan stammt der Begriff vom “inneren Aufprallschutz”, der anschaulich beschreibt, worum es geht. Sie bauen eine Art inneren Schutzschild auf, der verhindert, dass Sie verletzt werden. Der “innere Aufprallschutz” lässt die bedrohliche Situation gar nicht so nah an Sie heran. Er federt alles ab.

Sie können sich die Sache vorstellen wie eine Glocke aus Panzerglas, die Sie sich im Bedarfsfall überstülpen können. Sie sehen und hören alles, aber es kann Ihnen nichts passieren. Die anderen können mit ihren Fäusten auf der Glocke herumtrommeln, ihre Schläge prallen ab. Den Schmerz haben nicht Sie, sondern allenfalls die anderen. Sie befinden sich in einem geschützten Raum, der es Ihnen möglich macht, souverän und selbstbestimmt zu bleiben.

Tipp:

Der “innere Aufprallschutz” hilft Ihnen schwierige Situationen durchzustehen und gelassen zu bleiben: Gegenüber aufgebrachten Kunden, schlecht gelaunten Familienmitgliedern, hämischen Kollegen oder cholerischen Vorgesetzten. Durch solche Situationen müssen Sie durch – und das gelingt Ihnen mit diesem Hilfsmittel.

Text stammt aus: Schlagfertigkeit (2015) von Dr. Matthias Nöllke, erschienen bei Haufe Verlag, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

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