Читать книгу Für immer Shane ~1~ - Simone Lilly - Страница 7
Er
ОглавлениеZaghaft bahnte sie sich ihren Weg zu ihm. In der Hoffnung er würde sie nicht zu früh bemerken rückte sie mehrmals ihre Frisur und ihre Kleidung zurecht. Das Top durfte auf keinen Fall rutschten.
Immer noch keine Regung von ihm. Die Aussicht schien ihn sehr zu fesseln. Vermutlich da er ihren langen Schatten gesehen hatte, drehte er sich ziemlich rasch zu ihr um. Nicht erschrocken, sondern fröhlich und erleichtert sie endlich zu sehen, lächelte er ihr entgegen und reichte ihr seine Hand. „Hi, ich dachte du kommst gar nicht.“
Entrüstet steckte sie ihr Haar hinter ihre Ohren. „Was? Bin ich zu spät?“
„Nein, nein. Aber ich dachte du hast mich schon wieder vergessen.“, sagte Shane und zog seine Hand wieder an sich. Sein Blick musterte sie von oben bis unten, das konnte Britney sehen. Er selbst trug knielange schwarze Jeans, weiße Chucks und ein ebenfalls weißes T – Shirt. Zusammen mit seinen haselnussbraunen Haaren ergab seine Erscheinung ein schönes Bild. Zu schön. Nach einem Moment, den sie brauchte um sich wieder zu fassen, ergriff sie das Wort. „Also? Wo solls als erstes hingehen?“
„Ich dachte, ich zeige dir einmal die Kirchen hier in der Gegend, sie sind einfach klasse, ich denke …“
„Nein“
Überrascht hielt Shane inne und blinzelte verdattert gegen die Sonne. „Was, warum?“
„Naja, meine Familie hat heute vor sich alle Kirchen anzusehen.“
„Achso, dein Vater hasst die Iren ja.“, antwortete Shane und klatschte in die Hände. „Es war ein Scherz. Wir könnten durch den Park nicht weit von hier spazieren. Dort stehen soweit ich weiß auch ein paar Denkmäler und so weiter. Das Wetter ist auch schön.“
Sie nickte zufrieden.
„Also, wie gefällt es dir in Wicklow?“
Der Park war schön. Schön grün. Von überall hörte man die Vögel, das Plätschern eines Brunnens und das Kreischen spielender Kinder. Hier fühlte sie sich wohl. Auch wenn sie nicht viel über die Geschichte des Landes kennenlernte, war Britney froh ihre Zeit nicht in stickigen Kirchen verbringen zu müssen. „Ganz gut. Bis jetzt.“
Er lachte auf. „Ey, was heißt bis jetzt? Cill Mhantáin ist toll.“
„Cill was?“
Wieder lachte er. „Cill Mhantáin. Das bedeutet „Kirche des Zahnlosen“.“
Überfordert schüttelte sie den Kopf und zog ihr Top wie so viele Male davor nach oben. Wieder beobachtete er sie aus den Augenwinkeln. Sah er ihr in den Ausschnitt? Insgeheim hoffte sie es. Es schmeichelte ihr.
Gemeinsam passierten sie ein kleines eisernes Tor und folgten von dort einem kleinen Kiesweg. „Kirche des was?“
„Vergiss es.“, erklärte Shane und räusperte sich vernehmlich. „Das sagen wir hier. Wegen der Sage. Du weißt schon.“
Ahnungslos hob sie eine Augenbraue. „Nein tue ich nicht.“
„Wegen St. Patrick.“
Als sie nichts sagte, wurde er kreidebleich. „Du kennst doch St. Patrick?!“
„Aber nicht was es mit dieser „Geschichte“ von euch auf sich hat.“
Sanft nahm er sie an der Hand und zog sie mit sich. „Komm‘ wir setzten uns ins Café.“
Die Berührung ließ sie schaudern. So sehr, dass sie für einen Augenblick gebannt auf seine Hand schielen musste, so als würde sie es sonst nicht glauben können.
„Was möchtest du?“
„Die Geschichte.“
Er lachte. „Für mich bitte eine Cola. Und für dich?“
„Die Geschichte.“
„Zwei Cola.“
Die Bedienung ging.
„Die Geschichte“, bohrte Britney weiter.
Shane hatte ihre Hand schnell wieder losgelassen, was sie sehr bedauerte. Stattdessen hatte er sich breitbeinig auf den Stuhl ihr gegenüber gesetzt und spielte mit einem Untersetzter herum. Begeistert baute er damit ein wackliges Kartenhaus. „Es heißt, St. Patrick habe versucht am Travelahawk Strand anzulegen.“, wissend, dass Britney keine Ahnung hatte, wovon er sprach, lenkte er schnell ein. „Das ist im Süden. Nun ja, sie wurden angegriffen, von Einheimischen und einer verlor dabei seine Zähne.“
Prustend nahm sie ihre Cola entgegen, stellte sie aber gleich wieder von sich fort. „Was? Seine Zähne?“
Anders als sie leerte Shane sein Glas in einem kräftigen Zug. „Ja, warum nicht? Auf jeden Fall hat er eine Kirche gegründet. Die Kirche des Zahnlosen eben.“
„Lustige Geschichte.“
Shane grinste. „Irgendwie schon.“
„Was kann man hier so anschaun?“
Kurz überlegte er und winkte der Kellnerin erneut. Nachdem er sich diesmal eine Limonade bestellt hatte, antwortete er auf ihre Frage. „Das Rathaus aus dem 18. Jahrhundert. Oder das Gefängnis Gaol. Die Statue von Billy Byrne ist auch noch sehenswert.“
„Ein Gefängnis?“, ihre Augen leuchteten. Wicklow schien interessant zu werden.
Shane verstand es aber, ihr Interesse zu dämmen. „Das ist heute ein Museum. Aber den Rest können wir in den nächsten Tagen ablaufen.“, grinsend hob er sein Glas an seinen Mund.
In den nächsten Tagen. Bedeutete das, er wollte sie wieder, wollte sie öfters sehen? Ihr Herz machte einen Sprung. An diesen Urlaub würde sie bestimmt noch lange denken.
„Sag‘ mal, wie heißt dein Bruder?“, fragte Shane und runzelte die Stirn.
Smaltalk? Na gut, wenn er wollte. „Joey. Wir nennen ihn aber alle Joe. Hast du Geschwister?“
Jetzt lachte er. „Du frägst einen waschechten Iren ob er Geschwister hat? Natürlich habe ich das. Drei Schwestern.“
„Oje.“, lachte Britney und trank nun selbst ein paar Schluck. Die Cola war kalt und prickelte unangenehm auf der Zunge. „Wie heißen sie?“
„Jillian, Mall und Fanny.“
„Sind sie jünger als du?“
„Mall ist älter. Die anderen jünger – ja.“
Für einen Moment wurde es still zwischen ihnen. Sie sahen sich an. Es war beiden peinlich, doch konnte keiner etwas sagen oder seinen Blick vom anderen abwenden. Was sprach eigentlich dagegen einen Flirt mit ihm anzufangen? Überlegend biss sie sich auf die Unterlippe. Sie hatte hier ihren Spaß und sah ihn danach nie wieder. Oder war genau das das Problem? Unmerklich wanderte ihr Blick an ihm hinunter, soweit es ging und der Tisch nicht die Sicht verdeckte. Sein T – Shirt wölbte sich leicht. Da er saß schien er noch etwas dicker zu sein.
„Ich will nicht das die anderen Jungs neidisch werden. Deswegen trainiere ich nicht.“, lachte er und deutete auf ihr Glas. „Trinkst du das noch?“
Verträumt schüttelte sie den Kopf. Peinlich, hatte er ihren Blick wirklich gesehen? Britney fühlte, dass sie begann rot zu werden und warf ihre Haare unmerklich über ihre Ohren. „Nein.“, zuvorkommend schob sie es zu ihm über den Tisch. „Soso, wie nett von dir, den anderen kein schlechtes Gefühl geben zu wollen.“
Während dem Trinken zwinkerte er ihr entgegen. „Eben. Ich sollte heilig gesprochen werden.“
Sie lachten.
Shane wurde als Erster ernst. „Komm‘. Das Museum schaffen wir heute noch.“
Ihr Gesicht verhärtete sich gelangweilt.
Energisch stand er auf und zog sie mit sich. „Keine Ausreden.“