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Wer bin ich?
ОглавлениеEine Frage, die sich eigentlich ganz einfach beantworten lässt. Ich bin Simone Z., 42 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Doch warum lässt mich diese Frage dann seit Jahren immer wieder grübeln? Warum finde ich keine Ruhe? Die Antwort ist vielleicht ganz offensichtlich, doch sie kann mir keine „Erlösung“ bringen. Denn sie ist dabei das Problem. Ich bin ein Kind, das keiner wollte. Ein Kind, dessen Mutter einfach aus dem Krankenhaus lief, ohne ihren Säugling mitzunehmen. Ein Kind, bei dessen Vater die Trunksucht größer war als das Verantwortungsgefühl für das eigene Baby.
Adoption ist in der heutigen Zeit kein negatives Wort mehr. Adoption heißt für mich: ein Kind kommt zu Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Eltern zu sein. Das Kind darf mit ihnen ein Leben teilen, welches ihnen mit den leiblichen Erzeugern versagt bleibt. Geholfen wird allen Beteiligten. Den Eltern, die selbst keine Kinder bekommen können. Und dem Kind, welches nicht in einem Heim aufwachsen muss. Doch bei allen positiven Aspekten vergisst man oft, dass irgendwann das Kind die Wahrheit erfährt, erfahren muss. Und dann beginnt ein Teil des Lebens, der für die meisten adoptierten Kinder schwierig wird.
Und so suchen viele nach Antworten. Warum hat man mich nicht gewollt? Welche Gründe gab es für die Freigabe zur Adoption? Wurde ich je geliebt? Hat man sich jemals nach mir gesehnt? Hat man versucht, mich später wieder zu finden? Hat man die Entscheidung vielleicht bereut?
Die Antworten darauf können nur die Mitbetroffenen selbst geben: die Eltern. Wer also all das wissen will, muss mutig genug sein, um mit ihnen den Kontakt aufzunehmen. Muss sich im Klaren sein, dass das, was man zu hören bekommt, vielleicht nicht das ist, was man hören will. Dass man im schlimmsten Fall wieder abgelehnt wird. Dass man nach einer Kontaktaufnahme sich vielleicht wünscht, man hätte nie diesen Versuch unternommen.
Es gibt einige Bücher auf dem Markt, die sich mit dem Thema Adoption beschäftigen. Genauso gibt es Biografien von Betroffenen. Bevor man den ersten Schritt einer Kontaktaufnahme wagt, kann man sich informieren. Auch die Jugendämter stehen einem zur Seite. Doch entscheidend ist letztlich immer wieder: hat man genug Mut, das alles durchzustehen? Egal was kommt? Kann man mit einer Ablehnung umgehen? Beantworten kann man sich dieses nur selbst. Ich möchte meinen, alles ist besser, als es nicht zu versuchen. Ganz gleich, wie es ausgeht.