Читать книгу Schamparadies - Sina Ahlers - Страница 7

FRÜHER 1

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Ein Mädchen beobachtet ihre Mutter beim Schlafen.

Sie ekelt sich ein bisschen vor dem schwachen Tier.

Das übrig bleibt.

Wenn es nichts zu schaffen gibt.

VERA

(flüstert) Ich hab von unserer toten Katze geträumt.

Sie kann sich wohl noch nicht von uns trennen.

Jetzt ist sie schon ein Jahr tot.

In meinem Traum schläft sie senkrecht an einer Hauswand.

Als sie mich sieht, fällt sie mich an.

Ich erschrecke, aber nicht genug um aufzuwachen.

Sie beißt sich an mir fest und legt sich dann um meinen Hals.

Wie am ersten Tag, als wir sie vom Bauern geholt haben.

Plötzlich fährt ihr etwas rein.

Eine Ahnung.

Von einer Gefahr.

Und jagt mir aus dem Arm.

Am Ende ihres Lebens war sie ja blind geworden, hat uns kaum mehr gekannt.

Das muss einen furchtbar schreckhaft machen, wenn man nicht aus sich herausschauen kann, in vertraute Augen rein.

Die Mutter schreckt hoch.

MUTTER

Wie lange sitzt schon da?

VERA

Nicht lang!

Stellt eine Schale Milch an die Balkontür.

MUTTER

Du beobachtest mich?

VERA

Als du geschlafen hast, hat deine Nase eine Melodie gepfiffen.

Die war ganz schön.

MUTTER

Hättest mich wecken können.

VERA

Und die Melodie?

Die Mutter setzt ein frisches Gesicht auf.

VERA

Hast du was geträumt?

MUTTER

Hab ich denn was gesagt?

VERA

Laut und deutlich.

Dass mir mein Kleid kurz geworden ist.

MUTTER

Das soll ich gesagt haben?

In den letzten drei Jahren bist du kaum noch gewachsen.

VERA

Das war dein Traum, nicht meiner.

Besorgst du mir nun ein neues Kleid?

MUTTER

Wir kaufen nichts, bis wir was wissen.

VERA

Wie lang soll das noch dauern?

MUTTER

Nächste Woche sitzen wir auf der Straße, wenn uns nichts einfällt.

Vera stößt die Schale Milch um.

Und flüchtet.

Fauchen einer Schwanenmutter.

Schamparadies

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