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Vorwort

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Ich möchte ein Bild geraderücken sowie ein Klischee beseitigen und mit dessen Inhalt aufräumen, dass jeder Mann, der eine Prostituierte/Liebesdienerin besucht und für Sex bezahlt, ein schlechter und tadelnswerter Mann ist. In den vielen Jahren, die ich als Liebesdienerin tätig war, musste ich feststellen, dass dies schon lange nicht mehr stimmt und unbedingt korrigiert werden sollte.

In der heutigen Zeit spricht man von Rotlichtmilieu. Hier sind Dirnen, Nutten, Schlampen, Prostituierte gemeint, die mit Namen belegt werden, die dem Klang nach schon abstoßend und unwürdig sind. Ob der Gesetzgeber diesen Sklavinnen Hilfe zukommen lassen muss oder will, mag dahingestellt bleiben. Die Männer, die ihre Dienste in Anspruch nehmen, werden harmlos und fälschlicherweise als „Freier“ bezeichnet, doch keiner der Herren möchte eine dieser Damen wirklich heiraten. (Die Bezeichnung des „Freiers“ stammt aus dem Althochdeutschen, und freien wurde gleichbedeutend mit „heiraten“ genutzt. Der Ausdruck „Auf Freiersfüßen“ war ein anerkennender Spruch für einen Mann, der sich auf Brautschau befand.)

Leider zeigt die geschichtliche Entwicklung der Prostitution in den letzten Jahrhunderten, dass diese „erotische Sozialarbeit“ immer in die Schmuddel- und kriminelle Ecke geschoben wurde, weil sie meist auch nur von den unterprivilegierten sozialen Schichten zum Abbau von Unzufriedenheit und als Überdruckventil des emotionalen und sexuellen Grundbedürfnisses genutzt wurde. Dieses Milieu war und ist leider noch immer eine ideale Plattform für ein Sammelsurium von kriminellen Machenschaften, angefangen bei der Zwangsprostitution, Gewaltverbrechen, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Waffenhandel, Geldwäsche sowie Hehlerei. Aber auch die gehobene und privilegierte Klasse, ebenso die betuchten gutbürgerlichen und aristokratischen Schichten nutzten und nutzen diese „kriminellen“ Möglichkeiten. Sie hatten ihre Hetären, Konkubinen, Mätressen (Staatsmätressen), Gespielinnen, Lebedamen, Edelhuren, Call-Girls sowie Hostessen oder, wenn sie es sich leisteten konnten, besaßen sie neben der Ehefrau eine feste und allzeit bereite Freundin.

Diese Damen wurden und werden von „Söhnen des Himmels“, Päpsten, Landesherren der verschiedensten Stände sowie Politikern benötigt, gebraucht und missbraucht. Natürlich waren und sind machtpolitische, standesgemäße und sonstige Probleme dabei zu berücksichtigen. Aber es ging und geht auch um Sex, warum auch nicht. In der jüngeren Vergangenheit musste ein britischer Kriegsminister nach einer Affäre mit einem „Call-Girl“ seinen Abschied nehmen. Sein Ausspruch soll gelautet haben: „Ich wollte es wäre Nacht, und die Keeler käme.“ Solche öffentlichen Äußerungen sind bezeichnend für den positiven Wandel, der in den Köpfen der Menschen stattfindet. (Christine Keeler, * 22. Februar 1942 in Uxbridge, Middlesex, ist ein ehemaliges britisches Model und Callgirl. Keeler unterhielt eine Affäre mit dem britischen Kriegsminister John Profumo und gleichzeitig eine Beziehung zum sowjetischen Marineattaché und GRU-Agenten Jewgenij Iwanow. Diese Dreiecksbeziehung wurde später als Profumo-Affäre bekannt und war 1963 einer der Gründe für den Fall der Regierung Harold Macmillans.)

Doch die Veränderung der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen sowie sozialen Lebensverhältnisse der Menschen in den letzten Jahrzehnten erlaubt es heute jedem Mann, diese Dienstleistung auch in Anspruch nehmen zu können. Vor allem die soziale und finanzielle Sicherheit macht es möglich, dass die bürgerlichen, handwerklichen und sozial niedrigeren Schichten sich nun auch dieses Vergnügen und diese Therapie leisten können.

Die Erlebnisse und Erfahrungen, über die ich hier berichte, haben mir aber auch gezeigt, wie wichtig und richtig dieser Beruf ist, wenn man ihn mit einer gewissen Leidenschaft betreibt. Männer sind liebenswerte und sensible Menschen, mit einem Hang zur Selbstaufgabe und Kontrollverlust, wenn sie sich in die Hände einer für sie noch unbekannten Frau begeben. Dies sollte jede Liebesdienerin wissen, dass es für den Mann eine sehr schwierige Situation ist und manchmal sehr viel Überwindung und Mut kostet, uns Frauen zu besuchen. Ich bewundere diese Männer für ihren Mut und das schon grenzenlose Vertrauen, das sie uns Frauen entgegenbringen. Die Frauen sollten ihnen mit Respekt, Toleranz und viel Verständnis gegenübertreten, gleiches wünsche ich mir von den Männern aber auch für uns Frauen.

Es hat mich immer fasziniert, wenn ein mir noch unbekannter Mann in der Tür stand und etwas unbeholfen um Einlass bat. Ich hatte stets das Gefühl, ihn aufheitern und auffangen zu müssen. Ich tat es und tue es immer noch. Heute noch lieber als je zuvor. Für all‘ die Männer, die ich kennenlernen durfte, „Chapeau!“

Meine nackte Wahrheit

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