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Zwei

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Der Wagen schnurrte wie ein Kätzchen die I-95 entlang. Mia hatte schon vor einiger Zeit Woodbridge hinter sich gelassen und auch Stafford war passé. In circa dreißig Minuten würde sie endlich Fredericksburg erreichen, sich die Unterschrift unter den Vergleich setzen lassen und sofort wieder in die Zivilisation zurückkehren. Keine Minute länger als nötig wollte sie auf dem Land verbringen. Der Gedanke an Kuhmist, Stroh, weite Felder und Traktoren verursachte ihr Juckreiz. Ein Ort, wo jeder jeden kannte, schickte ihr einen Schauder über den Rücken, der weder reizvoller noch begehrlicher Natur war.

Mittlerweile hatte sie von MP3 auf das Radio gewechselt, doch die Nachrichten versprachen viel Sonne und das verschlug ihr die gute Laune. Landleben inklusive Sonnenschein war einfach zu viel des Guten.

Dann doch lieber wieder MP3!

Laut sang sie Everlasting Love mit Jamie Cullum zusammen, als plötzlich der Motor zu stocken und der neue Wagen zu ruckeln anfing. Irritiert trat Mia auf die Bremse, brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen. Verdammt, jetzt qualmte auch noch der Motor, zumindest drang weißer Rauch unter der Motorhaube hervor. Ein roter Warnblinker am Armaturenbrett sprang an, jetzt, wo es zu spät war!

Genervt schlug sie auf das Lenkrad, worauf auch noch die Hupe losging. Erschrocken zuckte Mia auf ihrem Sitz zurück. Ihre Nerven waren am Ende.

»Genau aus diesem Grund habe ich mir ein neues Auto gekauft! Weil ich keine Ahnung von Autos habe«, rief sie wütend und stieg aus.

Die Motorhaube war so heiß, dass sich Mia nicht einmal in deren Nähe wagte. Oh, Mann! Was sollte sie jetzt machen?

Der Abschleppservice brauchte eine geschlagene Stunde, bis er endlich bei Mia eintraf. Dementsprechend genervt empfing sie ihn.

»Da sind Sie ja endlich«, rief sie dem Fahrer entgegen, als er sich ihrem Wagen näherte.

»Die meisten Menschen freuen sich, wenn ich auftauche. Sie scheinen das anders zu sehen, ich werde dann mal wieder fahren.«

Mia traute ihren Augen und Ohren nicht, als dieser … dieser Farmer ihr wieder den Rücken zudrehte.

»Hey, warten Sie! Ich habe doch gar nichts gesagt!« Mia beeilte sich, den Mann einzuholen, und hielt ihn am Arm fest. »Bitte, bleiben Sie doch stehen. Ich habe das nicht so gemeint, wie es sich angehört hat. Ich habe den Abschleppdienst gerufen, also müssen Sie mich zur nächsten Werkstatt bringen.«

Der Fahrer hatte sein Basecap tief ins Gesicht gezogen, musterte sie eindringlich. Sein Blick schweifte von ihren Augen, über ihre Brüste (wo sie eine Weile verweilten), ihre Hüften hinunter zu ihren Füßen, wanderte dann wieder hinauf und blieb an ihrer Hand hängen, die sein kariertes Hemd festhielt.

»Oh, bitte entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht anfassen, aber ich hatte Angst, Sie würden mich hier mutterseelenallein stehen lassen.«

Ein brauner Mustang hielt auf der Straße neben ihnen an.

»Hi, Jack! Kann ich irgendwie helfen?«, fragte ein älterer Mann, der ebenfalls ein kariertes Hemd trug, dazu einen Stetson.

»Nein, danke, Phil! Ich habe alles im Griff.«

»Vielleicht kann ich die Lady mit in die Stadt nehmen?« Phil grinste und warf Mia einen Blick zu, der sie lautlos nein rufen ließ.

»Nein, danke, lass mal. Das sieht hier nach einem defekten Kühler aus. Ich nehme das Auto und die Lady direkt mit in die Werkstatt.«

Phil tippte an seinen Stetson und fuhr weiter.

»Sie wollten also gar nicht wieder wegfahren?«, fragte Mia überrascht.

Jack zeigte ein charmantes Lächeln und ließ dabei seine wundervollen weißen und ebenmäßigen Zähne aufblitzen. Mia schaute ihn sprachlos an und bemerkte erst jetzt seinen durchtrainierten Körper, die langen Beine, die in einer abgewetzten, aber knackig sitzenden Jeans steckten. Er trug Doc Martens und unter seinem Basecap lugten dunkelblonde Haare hervor, die an den Spitzen von der Sonne ausgeblichen schienen. Die dunklen Bartstoppeln machten ihn noch attraktiver, als er ohnehin schon war.

Mia atmete schwer aus. Gott, warum hatte ihr niemand erzählt, was für Typen sie auf dem Land treffen würde?

»Sie haben ja noch nicht einmal einen Blick unter die Haube geworfen. Woher wissen Sie, dass es der Kühler ist?«, fragte Mia, als sie zu ihrem Wagen zurückgingen.

»Ich bin Mechaniker, da weiß man so was«, gab er brummig zur Antwort. »Weißer Rauch – Wasser, schwarzer Rauch – Öl.«

»Oh, Sie sind der Mechaniker.« Sie imitierte seine tiefe Stimme. »Okay, Mister Mechaniker, was machen wir jetzt?«

»Jack, mein Name ist Jack, nicht Mechaniker«, erklärte er ihr und schaute Mia an, als käme sie von einem anderen Stern und wäre vollkommen verblödet. »Wir machen gar nichts. Sondern Sie setzen sich in meinen Truck und ich werde Ihr Auto huckepack nehmen. Dann fahren wir zur Werkstatt.«

»Huckepack?«, fragte Mia nach.

»Ich werde Ihren Wagen auf meinen Truck ziehen. Sind Sie noch nie im Leben abgeschleppt worden?«, fragte Jack genervt.

»Nein.« Mia schüttelte den Kopf, »das ist mein erster Wagen, ansonsten fahre ich nur Taxi, da ich aus Washington komme. Und ich habe extra ein neues Auto gekauft, damit mir das erspart bleibt.«

»Na, dann scheinen Sie ihn nicht richtig behandelt zu haben, wenn er neu ist und jetzt schon den Geist aufgibt. Haben Sie regelmäßig das Kühlwasser kontrolliert?«

»Nein, ich bin ja schließlich kein Mechaniker«, gab sie schnippisch zurück und holte ihre Handtasche aus dem Auto.

»Danach sehen Sie auch nicht aus. Was sind Sie dann, wenn ich fragen darf?«

»Ich bin Anwältin!«, sagte Mia bestimmt und sah, wie Jack die Augen verdrehte.

»Aber Sie sind eine Frau!«

»Ist das vielleicht ein Grund, nicht Jura studieren zu können? In welchem Jahrhundert sind Sie eigentlich geboren worden? Gibt es in Ihrer Stadt keine weiblichen Anwälte?«

Er überlegte und schüttelte dann den Kopf.

»Na, das wird sich sicherlich bald ändern«, meinte Mia mit fester Stimme.

»Ich wusste, ich hätte wieder fahren sollen.«

___

Verflucht, warum war er nicht sofort wieder in seinen Truck gestiegen, als er noch die Gelegenheit dazu hatte? Nun saß Jack neben dieser Anwaltstussi und konnte irgendwie nicht den Blick von ihren Beinen nehmen. Auch wenn sie in ihrem grauen Kostüm streng wirkte, war ihr Körper darunter mit Sicherheit nicht der einer grauen Maus. Sie hatte ihr blondes Haar hochgesteckt und mittlerweile hatten sich einige Strähnen aus der Frisur gelöst, die ihr jetzt im Fahrtwind, der durch das offene Fenster zog, immer wieder ins Gesicht wehten. Große blaue Augen mit der Intensität eines Aquamarins, hell und klar, schauten ab und an zu ihm herüber, doch er versuchte, seinen Blick in Richtung der Straße zu belassen.

»Wohin müssen Sie?«, fragte er.

»Fredericksburg«, antwortete sie einsilbig.

Aus dem Radio drangen Klänge von Taylor Swift. Jack wählte einen neuen Sender.

»Von mir aus können Sie diese Farmermusik ruhig lassen.«

Jack schaute sie erstaunt an. »Das ist Countrymusik, es hört sich so an, als würden Sie die nicht besonders mögen.«

Sie schaute ihn mit großen Augen an. »Da haben Sie recht, nein, Countrymusik mag ich wirklich nicht.«

»Worauf stehen Sie denn so?« Jack blickte sie an und schätzte ab, was es wohl sei. Vermutlich klassische Musik oder Jazz.

»Hm, ich liebe Jamie Cullum.«

»Jamie Cullum? Nie gehört.«

»Was? Sagen Sie nicht, dass Sie Jamie Cullum, den Pianisten, nicht kennen!«

»Ich mag keine Klassik.«

»Oh, Jamie spielt moderne Stücke. Everlasting Love zum Beispiel. Es ist einfach himmlisch, bei diesem Lied bekomme ich immer gute Laune.«

»Ist das Ihr Ernst? Everlasting Love? Gute Laune haben Sie bei Ihrem Beruf wohl auch nötig.«

»Was soll das denn nun wieder heißen?«, fragte sie bissig.

Anstatt ihr eine Antwort zu geben, fuhr Jack durch ein Tor und hielt vor einer Werkstatt.

»Wir sind da.« Er zeigte auf das Schild mit der Aufschrift Jack’s Garage.

»Um wie viel Uhr wird der Wagen fertig sein?«, fragte Mia, während sie versuchte auszusteigen, aber da der Truck ziemlich hoch war und sie einen engen Rock trug, war das nicht so einfach.

Jack konnte nicht hinsehen. Bevor sich die Lady noch ein Bein brach, hob er sie lieber vom Sitz und stellte sie dicht vor sich hin. Dabei hielt er sie einen Augenblick länger an sich gedrückt, als nötig war, und sog ihren Duft ein, der ihn sofort gefangen nahm. Leichter Veilchenduft drang in seine Nase, gepaart mit einer Zitronennote, die von ihrem Haarshampoo stammen musste. Er unterdrückte das Bedürfnis, noch einmal tief einzuatmen, um das Bouquet zu verinnerlichen. Es war besser, sich nicht zu sehr zu engagieren, denn je eher sie wieder Richtung Heimat fuhr, umso schneller bekam er sie wieder aus dem Kopf. Auch wenn sie wirklich eines zweiten Blickes würdig war – sie war nur auf der Durchreise und würde bald wieder aus seinem Leben verschwinden. Warum also Zeit investieren, wenn es ohnehin sinnlos war?

Everlasting Love

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