Читать книгу Liebe muss kein Zufall sein - Sonja Stoermer - Страница 4

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1. Tausend Frösche statt eines Prinzen?

Die Liebe, die Liebe, überall die Liebe! In unserem Leben spielt sie eine große Rolle. Wir sind uns einig, dass man ohne die Liebe nicht glücklich werden kann. Wer sie hat, wird beneidet, wem sie fehlt, der sehnt sich nach ihr. Wir träumen von dem einen Menschen, mit dem wir den Rest unseres Lebens verbringen und im besten Fall eine Familie gründen können. Dann, davon sind wir überzeugt, haben wir das Glück auf unserer Seite.

Gleichzeitig gibt es nichts so Unberechenbares wie die Liebe. Sie taucht auf und verschwindet, wie es ihr gefällt, sie nimmt uns in Beschlag, macht uns euphorisch und treibt uns in den Wahnsinn.

Manche begegnen der großen Liebe schon im Teenager-Alter, bei anderen lässt sie sich Zeit bis nach dem Rentenalter. Und das, obwohl es in unserer Gesellschaft durchaus einen normierten Zeitpunkt im Leben eines jeden gibt, in dem sich die Liebe einstellen sollte: Irgendwann zwischen 30 und 40 Jahren sollte jeder von uns den oder die Partner(in) für das Leben gefunden haben, ansonsten gilt man schnell als »ewiger Junggeselle« oder gar »alte Jungfer«.

Früher, in der Generation unserer Großeltern, gehörte man schon mit Mitte 20 zum alten Eisen, in dieser Hinsicht lassen uns die gesellschaftlichen Konventionen also durchaus ein wenig mehr Zeit, doch die große Liebe gehört nach wie vor zu so ziemlich jedem Lebensentwurf dazu. So auch zu meinem.

Wenn der Traumpartner auf sich warten lässt

Als meine letzte Beziehung endete, fand ich mich auf einmal mitten in einem Dilemma wieder. Alle meine Freunde lebten in festen Beziehungen, hatten Kinder und waren fest eingebunden in Familie und Ehe. Auf einmal war ich die einzige Single-Frau unter lauter glücklichen Paaren, die langsam aber sicher in Richtung Ehe und Kinderkriegen steuerten.

Nur bei mir wollte es mit der großen Liebe einfach nicht klappen. Das führte mir vor Augen, dass es gar nicht mehr so leicht war, jemanden kennenzulernen. Immerhin wurden zu den Grillpartys und anderen Gelegenheiten keine Single-Männer mehr eingeladen – es gab sie schlicht nicht mehr. Alle vergeben!

Ich erinnere mich gut an die Zeit, in der ich voller Zweifel war, weil es mit einem Mann in meinem Leben einfach nicht klappen wollte. Meine letzte Beziehung war gescheitert und auf einmal stand ich da, frisch getrennt und auf der Suche.

Allein bleiben wollte ich nicht, im Gegenteil. Alles in mir sagte mir, dass ich jetzt bereit dafür war, der großen Liebe zu begegnen, doch genau in diesem Moment schien sie in weite Ferne gerückt zu sein. Ausgehen, Leute kennenlernen, all das gehörte schon längst nicht mehr zu meinem Leben und ich hätte mich wohl komisch dabei gefühlt, wenn ich meinen zukünftigen Traummann an irgendeiner Theke hätte ansprechen sollen.

Auch im Beruf ergab sich eher selten die Gelegenheit, jemanden kennenzulernen, außerdem hatte ich es auch immer vermieden, Beruf und Privatleben auf eine solche Weise zu verknüpfen. Wie also sollte ich meinem Traummann begegnen? Auf den einen, großen Zufall hoffen, der ihn mir vielleicht in der S-Bahn, beim Einkaufen oder auf der Straße präsentierte? Das war mir zu ungewiss, denn ich wollte nicht noch weitere Jahre mit dem Singledasein vergeuden. Doch wie sollte ich das anstellen? Meinen Traummann konnte ich mir ja schlecht backen oder im Internet bestellen.

Keine Spur vom Traummann

Zu diesem Zeitpunkt war ich Mitte 30, im Beruf erfolgreich, stand mit »beiden Beinen im Leben«, wie man so schön sagt. Nur eines fehlte eben noch: der Mann an meiner Seite.

Ich begann, mich ein wenig umzuhören, las in Zeitschriften und Blogs und stellte fest, dass ich mit meinem Dilemma nicht alleine war. Viele gut ausgebildete, beruflich erfolgreiche Frauen stellen mit einem Mal fest, dass der Partnermarkt für sie genau dann wie leergefegt ist, wenn die biologische Uhr immer lauter zu ticken beginnt.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen liegt es daran, dass Männer in dieser Altersgruppe entweder bereits in einer Partnerschaft sind oder aber sich noch nicht bereit dazu fühlen.

Zum anderen suchen viele Männer in diesem Alter eher Partnerinnen zwischen 20 und 30 Jahren. Nicht nur, weil diese jünger sind, sondern weil diese eben auch beruflich, finanziell und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung häufig nicht so gereift sind wie Frauen in ihren Dreißigern. Das vermeidet mögliche Konflikte rund um Geld und Karriere und vor allem erspart es den Männern, sich vom Erfolg ihrer Partnerin bedroht zu fühlen; ein nach wie vor aktuelles Thema in vielen Partnerschaften.

Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Frauen jenseits der 30 unterstellt man nicht zu Unrecht eine gute Portion Torschlusspanik. Der Richtige muss jetzt möglichst schnell gefunden werden, damit Hochzeit und Kinderkriegen noch vor dem 40. Geburtstag erledigt werden können. Schließlich steht es so im Lebensplan vieler Frauen. Genau damit wollen sich aber einige Männer noch Zeit lassen, auf keinen Fall dürfen sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Das macht die Sache für Single-Frauen ab Mitte 30 nicht einfacher.

Alleinsein hat auch Vorteile

Tatsächlich habe ich es zwischenzeitlich sogar genossen, Single zu sein. Immerhin kann man machen, was man möchte. Nachts um 2 Uhr in der Badewanne liegen? Kein Problem! Weder beim Essen, noch bei der Freizeitplanung oder dem Fernsehprogramm muss man Rücksicht nehmen und kann tun und lassen, was man möchte.

Nur hat die Sache einen Haken: Ganz alleine machen die wenigsten dieser Dinge auf Dauer Spaß. Um das Leben wirklich zu genießen, braucht es Zweisamkeit. Ganz gleich, wie zufrieden ich in meinem Leben war – ich hatte einen guten Job, tolle Freunde und führte ein aktives und ausgefülltes Leben, ständig vermisste ich einen Partner an meiner Seite.

Wenn man Single ist und eigentlich lieber eine Beziehung haben möchte, dann sieht man auf einmal überall Paare und gewinnt schnell den Eindruck, dass diese den Schlüssel zum Glück gefunden haben. Die verzückten Blicke, die sich Frischverliebte zuwerfen, oder die Innigkeit, mit der sich langjährige Partner berühren und unterstützen, erzählen uns von einer Glückseligkeit, die wir auch gerne hätten. Zumindest ging es mir so und je mehr Zeit verging, umso stärker wurde dieses Gefühl. Ich vermisste etwas in meinem Leben – und zwar ganz gewaltig.

Darf man der Liebe auf die Sprünge helfen?

Zu dieser Zeit fühlte ich den Druck und die Ungerechtigkeit dieser Situation auf mir lasten. Nachdem mein Leben bisher vor allem aus Arbeit, ein wenig Freizeit und der ein oder anderen Beziehung bestanden hatte, war ich nun endlich bereit dazu, den nächsten Schritt zu gehen: einen Mann zu finden, mit dem ich mein Leben teilen konnte. Nur war von einem solchen Mann weit und breit keine Spur zu sehen, im Gegenteil: Manchmal kam es mir vor, als sei ich die einzige Single-Frau auf der Welt.

Das lag, wie ich nach einigem Nachdenken feststellte, an meiner Perspektive. Mir wurde klar, dass ich über meinen Freundeskreis und meine alltäglichen Kontakte hinausschauen musste, wenn das mit dem Mann für das Leben endlich klappen sollte.

Ich erkannte, dass ich die ganze Angelegenheit nicht einfach auf mich zukommen lassen konnte, wenn ich nicht das Risiko eingehen wollte, allein zu bleiben. »Liebe kann man nicht erzwingen«, heißt es in vielen Ratgebern für Singles. Es gibt Menschen, die denken, der perfekte Lebenspartner für uns sei uns vorherbestimmt und damit auch der Zeitpunkt, an dem er in unser Leben tritt. Aber traf das auch auf mich zu? Eigentlich hatte ich in meinem Leben immer alles selbst in die Hand genommen, warum sollte ich also bei einem so wichtigen Aspekt wie meinem Lebenspartner die Hände in den Schoß legen und auf das Schicksal vertrauen? Konnte frau da nicht ein wenig nachhelfen? Wir Frauen ab 30 wollen das ganz große Glück, und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt. Es spricht nichts dagegen, diesem Glück mit Plan und Köpfchen ein wenig auf die Sprünge zu helfen und dabei noch jede Menge Spaß zu haben. Übrigens: Die Wissenschaft in Sachen Liebe und Partnerschaft gibt uns Recht!

Paare sind glücklicher – oder etwa nicht?

Studien deuten darauf hin, dass Paare tatsächlich glücklicher sind als Singles1, allerdings muss man differenzieren: Glücklicher sind nur die Paare, die ihre Beziehung als gesund und positiv beschreiben. Paare, die viel streiten oder sich sogar in einer Trennungsphase befinden, sind unglücklicher als Singles2.

Mit einer Partnerschaft verbinden wir viel Positives: Es gibt jemanden, der uns zuhört, für uns da ist, uns auffängt, wenn es uns nicht gut geht. Gemeinsame Unternehmungen, Vertrautheit, körperliche Nähe und natürlich das intensive Gefühl der Liebe stärken uns und machen uns gesünder.

Sogar die Abwehrkräfte unserer Seele werden durch die Liebe gestärkt. Klar, denn wenn ich nicht mit allen Problemen und Schwierigkeiten des Lebens alleine fertig werden muss, sondern einen Partner an meiner Seite habe, bin ich besser aufgestellt3.

Kein Wunder, dass wir uns alle danach sehnen, dem oder der Richtigen zu begegnen. Das Problem: Was genau diesen Richtigen ausmacht, darüber machen wir uns keine Gedanken. Beeinflusst von vielen romantischen Filmen und Büchern hoffen wir darauf, dass die perfekte Person für eine am besten lebenslange Beziehung auf einmal wie durch Magie vor uns steht.

Kein Wunder, dass die meisten Filme und Bücher in dem Augenblick enden, wenn sich beide füreinander entscheiden, so, als gäbe es danach keine Hürden mehr zu überwinden. Leider funktioniert das in der Tat nur im Film oder in einem Buch. In der Realität müssen wir uns darüber im Klaren werden, wen oder was genau wir eigentlich wollen und die Menschen, die uns begegnen, daraufhin prüfen, ob sie diesen Erwartungen entsprechen.

Das Projekt Traummann: Der Plan

Für mich war diese Erkenntnis der Auftakt zu einer Reise der ganz besonderen Art – der Reise zu meinem Traumpartner.

Es war ein abenteuerlicher Weg mit Stolperfallen, Rückschlägen, vielen Höhepunkten und langen Durststrecken, doch er führte, so viel darf ich verraten, genau zu dem Happy End, das ich mir während meiner Single-Zeit stets so bildreich ausgemalt hatte, und deshalb traf ich die Entscheidung, meine Erfahrungen und Begegnungen festzuhalten.

In diesem Buch geht es um eine ungewöhnliche Suche nach dem Richtigen, die abseits von Dating-Plattformen und Partnervermittlungen ablief und nach einer intensiven Zeit des Suchens das rundherum passende Ergebnis lieferte. Heute bin ich mit dem Suchergebnis glücklich verheiratet und während ich diese Zeilen schreibe, erwarten wir unser erstes Kind. Das große Glück, es hat mich also zu guter Letzt doch noch gefunden – auch wenn ich ein wenig nachhelfen musste.

Endnoten:

1 http://www.telegraph.co.uk/news/politics/10090130/ Marriage-makes-people-happier-than-six-figure-salaries-and-religion.html, abgerufen am 04.08.2020.

2 »Marital Status is Misunderstood in Happiness Models« from Deakin University, Faculty of Business and Law, School of Accounting, Economics and Finance; Economics Series Paper # 2010_03.

3 https://magazin.dak.de/wie-die-liebe-unsere-gesundheit-staerkt/, abgerufen am 03.08.2020.

Liebe muss kein Zufall sein

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