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Kapitel 1 – Das Spiel beginnt

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Mira kann nicht fassen, dass sie wirklich hier ist!

Nervös streicht sie sich über den Bleistiftrock und die schwarzen, durchsichtigen Strümpfe. Lange Zeit hatte der Psychologe sie einfach nur angesehen. Dr. Schwarz war ihr empfohlen worden - der Tipp einer Freundin. Mira wusste nicht, ob sie sich dafür bedanken oder sie verwünschen sollte. Sie atmet tief, lässt ihre langen Haare über die Schulter fallen. Ihr enger BH spannt, an ihrem Top zeichnen sich ihre Brüste ab. Wie gerne würde sie jetzt alles ablegen und zu Hause auf der Couch sitzen. Nur eine weite Jogginghose tragen, dazu ein altes Shirt und sich vom Fernseher in den Schlaf flimmern lassen. Doch damit wären ihre Probleme nicht gelöst.

»Was denken Sie?«, will Mira schließlich wissen, nachdem Sie in einem nicht enden wollenden Monolog all ihre Gedanken Probleme schilderte. Wie sollte dieser Mann ihr nur helfen? Draußen dämmerte es bereits, als ein mildes Lächeln seine Lippen umspielt. Dr. Schwarz erhebt sich, öffnet einen schweren Eichenschrank. Zum Vorschein kommt ein Kühlschrank, aus dem er eine Flasche Sekt holt. Lächelnd reicht er ihr ein Glas.

Mira nimmt das Glas an, erwidert sein Lächeln. »Danke, aber …«

»Sie haben Angst«, stellt er fest, während sie zusammen sitzen und Sekt aus alten Gläsern trinken. Schüchtern schaut sie ihn an, diesen Mann, der gewiss zwanzig Jahre älter ist als sie. Ein Mann alter Schule, denkt sie, als sie ihn betrachtet, in seinem eng geschneiderten Anzug, mit seinem markanten Dreitagebart - Gesicht.

»Ja, ich habe Angst«, entgegnet sie ihm, nimmt dabei noch einen Schluck aus ihrem Glas. Alles erscheint ihr in diesem Augenblick so fern und absurd. Aber sie hat es so gewollt, so wie es jetzt ist, mit diesem fremden Mann, der ihr gegenübersitzt und sie anschaut, mit einem beruhigenden Lächeln auf seinen Lippen.

Mira sucht nach etwas anderem, sucht was sie wirklich befriedigt, sucht nach etwas bestimmten und sie weiß auch genau was es ist. Seit Jahren schon hat sie ihre Neigung entdeckt, sie fühlt sich devot. Nicht, dass sie das im wirklichen Leben wäre, vielmehr ist es ein tiefer innerer sexueller Trieb in ihr. Und auch wenn sie es schon seit längerem weiß, so ist es jetzt doch das erste Mal, dass sie es ausprobieren will, dieses Spiel ihrer eigenen Unterwerfung. Es war ein schwerer Schritt für sie, hin zu jenem Mann, der ihr nun ihr gegenübersitzt und der sie trotz ihres jugendlichen Alters, behandelt wie eine Dame, die man zur Oper ausführt.

»Das ist gut«, entgegnet er ihr, »Gut dass Sie Angst haben, das macht die Sache doch noch interessanter, oder?« Seine Stimme klingt sonor und ist von einer Ruhe getragen, ähnlich einem warmen Sommerwind auf dem Gewitter folgen wird. Er will ihr also nicht die Angst nehmen, wie sie es vielleicht gedacht hätte, sie ist noch mehr verunsichert, trotz der beruhigenden Stimme mit der er ihr die Worte entgegen bringt. Er schenkt ihr nach von dem Sekt, den sie gerne trinkt, weil er ihre Nerven beruhigt.

»Sie sind zu mir gekommen, ihre Grenzen zu spüren, stimmt's?«, richtet er seine Worte an sie. Sie ist kaum in der Lage etwas zu sagen, sondern nickt nur stattdessen bejahend mit ihrem Kopf. Er schaut in ihr rundliches Gesicht, das noch etwas mädchenhaftes in sich trägt und sich überlegt, was für eine Frau sie im Geheimen wäre, welche Triebe sich in ihr verbergen, er kann es noch nicht ergründen.

Nervös versucht sie seinen Blicken zu entkommen, während er ihr weiter in ihre dunklen Augen schaut. Sie nippt verlegen an ihrem Glas.

»Ich werde Ihnen ein Codewort geben« Er schiebt ihr einen Zettel hinüber, den sie an sich nimmt und liest, was darauf steht: »Amor Fati« - welch sonderbare Worte, denkt sie, nie hat sie solche Worte gehört.

»Prägen Sie sich die Worte ein, denn wenn Ihre Grenze überschritten werden sollte, müssen Sie es mir nennen«, sagt er ihr und ein leichtes, ironisches Lächeln gleitet ihm dabei über seine Lippen.

Ein Codewort für den Fall aller Fälle? Es macht sie noch ängstlicher als zuvor. Sie versucht sich die Worte sich zu merken, wiederholt sie mehrmals in ihrem Kopf, bis er ihr den Zettel wieder wegnimmt und sie auffordert mit ihm zu kommen.

»Wohin gehen wir denn?«, sie hat mit einem Male ihre Sprache wiedergefunden. Doch ein Kloß steckt ihr im Halse, ihre Frage kommt nur sehr leise rüber. Sie räuspert sich und zögernd stellt sie das Glas beiseite.

»Kommen Sie einfach mit«, sagt er, nimmt sie bei der Hand, führt sie durch den Raum hin zu einer anderen Tür.

»Wenn wir durch diese Tür gehen, werden Sie alles ablegen, was Sie zuvor besessen haben«, er schaut sie eindringlich an, seine Stimme ist sehr viel ernster geworden. »Haben Sie mich verstanden? Alles! Und damit meine ich nicht nur jenes, was Sie am Körper tragen, sondern mehr noch, was unter Ihrer Haut liegt« Er lacht auf, scheint über seine Symbolik amüsiert zu sein. »Wenn wir durch diese Tür gehen, dann gehören Sie vollständig mir. Sie werden mir gehorchen. Ich werde mir dann herausnehmen Sie zu duzen, Sie aber werden mich weiter als Respektsperson anreden. Haben Sie das verstanden?«. Er schaut sie an, wie ein Lehrer, der versucht seiner Schülerin eine Aufgabe zu erklären.

»Sie können jetzt umkehren, wenn aber nicht dann ...«, lässt er seinen Satz unvollständig in der Luft hängen. Intensiv betrachtet er sie bei seinen Worten. Sie reicht ihm gerade bis zu seiner Schulter. Wie ein gefangenes Reh, sind ihre großen, dunklen Augen auf ihn gerichtet. Mit schnellen Blicken schaut sie sich im Raum umher, sucht unbewusst nach einem Ausgang, durch den sie eventuell entkommen könnte. Diese braune, schwere Eichenholztür, vor der sie beide stehen, kommt ihr vor wie der Eingang zur Hölle. Soll sie da mit ihm durchgehen? Innere Zweifel quälen sie.

Er hat sie von der Hand losgelassen, so als will er ihre Entscheidung nicht beeinflussen. Er betrachtet sie in ihrem engen hellen, engmaschigen Strickkleid, welches sich um ihre weiblichen Rundungen formt, lächelt innerlich in sich rein, ihm scheinen ihre Zweifel, die sie jetzt vor dieser Entscheidung hat, zu gefallen.

Ihm gefällt, die Spannung die sich in diesem Moment erzeugt. Was wird er mit mir machen, denkt sie sich, wie wird sie sich geben?

In diesem gedankenschweren Moment, richtet sie ihre ängstlichen Augen auf ihn, sie hat sich entschieden, hat sich überwunden und sagt ihm, dass sie es will, dass sie mit ihm durch diesen Eingang gehen wird.

Freude tritt, über das, was er bald mit ihr erleben darf, in ihm auf.

»Also gut«, sagt er ihr und ergreift wieder ihre Hand. Er schließt mit einem Schlüssel, den er aus seiner Hosentasche zieht, die geheimnisvolle Tür auf, führt sie eine Treppe hinunter in einen großen Kellerraum, in die vermeintliche Hölle. Ihr Herz schlägt höher, ihre Aufregung kennt keine Grenzen mehr, ihr Atem wird kürzer, sie drückt sich fester an ihn. Sie sucht ausgerechnet Schutz bei jenem Mann, der der Verursacher all ihrer Ängste ist.

Der Raum ist mit blau weißem Licht ausgeleuchtet, gefüllt mit Lederbänken, Kreuzen mit Fesseln an den Seiten. Instrumente liegen auf den Tischen und Peitschen, die Wände sind aus groben Stein, nicht verputzt an denen ebenfalls Ringe aus Stahl befestigt sind.

Es ist ihr, als ginge sie geradewegs zum Schafott. Nicht das sie nicht wüsste, worin sie sich befindet, natürlich weiß sie es und wollte es so, aber jetzt in einem solchen Raum zu stehen und zu wissen, dass sie der Hauptakteur darin sein wird, lässt ihre Knie weich werden. In ihrer Angst krallt sie sich noch fester an ihn.

Ein Stück des Weges umgreift er ihre Hüften, er bemerkt ihre Furcht, spürt ihr Beben. Mit seiner Umarmung will er sie etwas beruhigen. Wo werden wohl ihre Grenzen liegen, fragt er sich und wie werde ich sie überschreiten können. Er kennt das Spiel, doch jedes Spiel ist anders, genau, wie Gefühle auch verschieden sind.

Ein falscher Schritt von ihm, an dem Rande des Abgrundes menschlicher Gefühle und er wird selbst in die Tiefe gerissen, sich lächerlich machen als das was er ist, als der Meister. Er liebt es, dieses Spiel mit dem weiblichen Feuer. Es macht ihn an, die Glut stets aufs Neue anzufachen. Er liebt es den Schmerz herauszufordern, den Teufel der weiblichen Begierde ins Gesicht zu blicken. Es ist wie ein Balancieren auf einem schmalen Seil, ein Fehltritt und das Monster wird ihm ins Gesicht springen. Er weiß dies alles, aber das weiß nicht sie.

Er zieht seine Hand weg von ihren Hüften, lässt sie alleine im Raum stehen, entfernt sich einige Schritte von ihr, schaut sie wortlos eine Weile aus der Entfernung an. Hilflos schaut sie zurück, fühlt sich von seinen Blicken durchdrungen. Er geht um sie herum, betrachtet sie von allen Seiten.

Kein Wort spricht er, während er sie umkreist. Unerträgliche Stille. Sie weiß nicht wie sie sich verhalten soll, wie sie stehen, wohin sie ihre Hände nehmen soll. Tief atmet er in sich hinein, genießt, was er vor sich sieht. Die Stille, die entstanden ist, ist die Ouvertüre zu dem Konzert, was gleich beginnt.

Kribbelnde Gefühle machen sich in ihm breit, ihren wunderbaren Körper aus dieser Entfernung zu sehen. Unsicher schaut sie sich im Raum umher, biegt ihre Hüften von einer Seite zur anderen. Sie versucht ihre Nervosität zu überbrücken. Er entfernt sich weitere Schritte, geht zum nahe gelegenen Tisch, nimmt sich vom dort eine Peitsche, kommt zurück, baut sich vor ihr auf und betrachtet sie erneut mit bohrenden Blicken. Die Peitsche lässt er vor seinen Füssen fallen.

»Heb sie auf!«, sagt er ihr, sein Ton ist direkt, sie zögert einen Moment, kann im ersten Moment nicht glauben, was sie da hört. Für ihn ist es ein Test, wieweit sie ihm gehorchen wird und er sagt zur Verstärkung seines Befehls, »Los heb sie auf!«.

Zögernd kommt sie zu ihm hin, es kostet ihr Überwindung. Fragend schaut sie ihn an, bückt sich vor ihm, hebt die Peitsche auf und will sie ihm geben.

»Was soll ich damit?«, sein Ton ist ernst, wirkt sehr streng, »Willst du mir etwa die Peitsche geben damit ich damit schlage?«

Sie weiß jetzt noch weniger, was sie tun und sagen soll, mit nervösen Händen hält sie ihm den Gegenstand mit ausgestreckten Armen entgegen. Er aber weigert sich, ihn entgegen zu nehmen.

»Du bist also hierhergekommen, damit du geschlagen wirst, richtig?«, fragt er sie, umkreist mit hochgezogenen Augenbrauen ihren Körper. Seine Blicke lässt er absichtlich verächtlich an ihr auf und ab gleiten. Seine Fragen verwirren sie, sie hat mit solch einer Situation nicht gerechnet, noch nie hat jemand so mit ihr geredet. Ist es vielleicht das, was sie insgeheim vermisst und warum sie sich jetzt ihm ergibt?

»Sag doch, dass du es willst. Ich sehe es an deiner Nasenspitze an«, setzt er seine enervierenden Worte fort, »Sage es schon. Sag: 'Bitte schlage mich!«

Die Gefangene des Therapeuten - Macht sie fertig!

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