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KAPITEL SIEBEN

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Keira landete in Berlin, Deutschland—von wo aus sie einen Bustransfer nach Warnemünde nehmen würde, der Ort, von dem das Kreuzfahrtschiff ein paar Stunden später ablegen würde. Sie war noch nicht ganz über den witzigen seltsamen Traum hinweggekommen, den sie im Flugzeug gehabt hatte und es strengte sie etwas an, sich auf die reale Welt um sich herum zu konzentrieren.

Sie manövrierte ihren Weg durch den Flughafen Berlin Tegel, holte ihren Koffer ab und folgte dann den Zeichen, von denen sie hoffte, sie würden sie zum Ausgang führen. Es fühlte sich gut an, dieses Mal allein unterwegs zu sein. Kein Reiseführer, der sie umher führte oder der ihr irgendwelche Verantwortungen abnahm. Dieses Mal war es nur sie selbst und sie fühlte sich stark dafür.

Sie fand ihren Weg aus dem Flughafen und ging hinüber zum Taxistand. Der Fahrer war etwa Mitte Fünfzig mit grauen Haaren und einem sehr ernsten Blick. Aber seine Art war wesentlich freundlicher, als seine ernsthafte Erscheinung es vermuten ließ. Sie erzählte ihm, dass sie zum Busbahnhof fahren wollte, um von dort aus ihren Bus nach Warnemünde zu nehmen.

„Gehen Sie auf die skandinavische Kreuzfahrt?“, fragte er in perfektem Englisch und nur dem kleinsten Hauch eines Akzentes.

„Ja, das ist richtig.“ Keira strahlte. „Ich bin so aufgeregt.“

„Eines Tages würde ich auch gerne eine Kreuzfahrt machen“, sagte er. „Aber es ist ein bisschen zu teuer für einen Taxifahrer. Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?“

„Oh, ich bin Autorin“, erzählte Keira. „Die Kreuzfahrt wird von der Firma bezahlt.“

„Sie haben aber Glück“, sagte er. „Was schreiben Sie denn?“

„Reiseberichte. Na ja, eine Art Reisebericht. Sie sind ein bisschen ein Mix. Reisen und Romantik.“

Von der Rückbank konnte sie im Rückspiegel sehen, wie er eine Augenbraue hochzog.

„Reisen und Romantik?“

„Ich weiß, es klingt seltsam. Aber es ist mehr wie persönliche Berichte über die Länder und meine Erfahrungen in ihnen, das Ausgehen, neue Dinge ausprobieren, neue Männer treffen. Es ist ein bisschen Mischmasch, aber ich habe langsam ein paar treue Fans.“

„Komische Frage“, sagte er, „Sie schreiben nicht etwa für dieses Magazin mit dem lateinisch klingenden Namen, oder? Viadukt oder so ähnlich?“

„Viatorum“, sagte sie ein weinig überrascht, dass er von ihrer in New York City publizierten Arbeit, so weit entfernt wie Deutschland gehört hatte. Aber ja, es wurde ja auch online veröffentlicht und man konnte den Inhalt von überall auf der Welt online herunterladen. „Haben Sie davon gehört?“

„Meine Frau liebt es“, sagte er mit einem Anflug von Frustration. „Sie sind die Frau auf dem Titelblatt, nicht wahr? Ich erkenne Ihr Gesicht jetzt.“

Das Titelblatt. Mit Cristiano. Keira stöhnte. Sie wusste bereits, als das Bild aufgenommen wurde, dass es sie eines Tages verfolgen würde, aber sie hatte Nina und Elliot machen lassen, was sie wollten. Sie bedauerte es jetzt.

„Ja, das bin ich“, sagte sie und duckte sich abwehrend.

„Es ist Ihre Schuld, dass ich mit ihr zu ihrem Geburtstag nach Paris fahren muss“, sagte er heiter, was in starkem Kontrast zu seinem ernsthaften Gesicht stand. „Fantastisch, als Nächstes wird sie eine Kreuzfahrt wollen. Sie treiben mich in den finanziellen Ruin.“

„Das tut mir leid“, murmelte Keira.

Sie starrte aus dem Fenster, um die Aufmerksamkeit ein wenig von der irgendwie eigenartigen Unterhaltung abzulenken und lieber auf die neue, fremde Stadt zu lenken, die sie dort draußen sehen konnte.

Berlin war umwerfend. Keira hatte gehört, wie sich die Stadt wandelte und weiterentwickelte und sich von der schwierigen Geschichte lossagte, aber sie hatte nicht erwartet, eine so lebhafte und künstlerische Stadt zu sehen. Sie erschien jung und weltoffen, so wie beispielsweise die ausgefallenen Teile New Yorks.

Ihr Fahrer musste ihr Starren mitbekommen haben, denn er sagte: „Wir fahren gleich an einem Stück der ehemaligen Berliner Mauer vorbei.“

Keira war sich nicht sicher gewesen, ob sie einen Blick auf die Mauer werfen könnte. Die Mauer, die in der Vergangenheit den Osten und Westen der Stadt geteilt hatte, die Familien auseinandergerissen hatte und die die Stadt durch politische Zugehörigkeiten gespalten hatte. Sie bekam eine Gänsehaut, als die Mauer in Sichtweite kam, ein bröckelndes Überbleibsel von dem, was das deutsche Volk mit seinen eigenen Händen niedergerissen hatte. Mallory hatte dieses bedeutsame Ereignis im Fernsehen mitverfolgt und es war ein Moment des Triumphs in der Geschichte gewesen, den mitzuerleben, ein echtes Privileg gewesen war. Keira war voller Ehrfurcht, als sie die Mauer sah und machte ein Foto mit ihrem Handy, damit sie es Mallory zeigen konnte, wenn sie zu Weihnachten wieder zusammen waren.

Das Taxi fuhr weiter und kam dem Busbahnhof näher.

Ihr Fahrer fuhr in den Bereich, wo Passagiere abgesetzt wurden. Keira nahm einige Euro aus dem Umschlag, den Heather ihr gegeben hatte und reichte sie über seine Schulter.

„Sagen Sie Hallo zu Ihrer Frau von mir“, sagte sie und fühlte sich seltsam, so etwas zu sagen.

„Genießen Sie Ihre Kreuzfahrt“, antwortete er mit seiner warmen, nicht zum Gesicht passenden Stimme.

Keira holte ihren Koffer aus dem Kofferraum und ging hinüber zum Fahrkartenschalter, um ihr Ticket für die Busfahrt nach Warnemünde zu lösen.

Glücklicherweise musste sie nicht lange warten und bevor sie sich versah, saß sie im Bus, der sie zur Werft in Warnemünde bringen würde. Als sie die Stadt in Richtung Norden verließen, sah Keira verträumt zum Fenster hinaus. Deutschland war flach und grün und sie konnte Felder und Wiesen sehen. Noch angestrengt vom langen Flug musste sie wieder eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal aufblickte, waren sie bereits kurz vor Warnemünde.

Keira sah das Schiff bereits aus großer Entfernung. Es war riesig, ein glänzendes, weißes Monstrum. In ihrer Magengrube konnte sie ein aufgeregtes Kitzeln spüren.

Sie stieg gemeinsam mit den anderen Busreisenden an der Werft aus und sah an dem riesigen Schiff hoch, welches für die nächsten fünfzehn Tage ihr neues zu Hause werden würde. Sie atmete tief durch, um ihre Schmetterlinge im Bauch unter Kontrolle zu kriegen und lief dann selbstbewusst darauf zu.

*

Das Kreuzfahrtschiff war soviel schöner, als Keira es sich vorgestellt hatte. Innen war es im Art Deco Stil eingerichtet mit lebendigen Farben, auffälligen geometrischen Formen und Ornamenten. Und noch besser als der unerwartete Glanz und Glamour war der Luxus eines Swimming Pools und Whirlpool auf dem Oberdeck. Keira hatte soviel Luxus nicht erwartet. Sie würde es lieben, dieses Schiff zu ihrem zu Hause zu machen.

Staunend sah sie sich um und wanderte in Richtung Bug. Dort gab es einen Gang, der bis ganz nach vorn zur Spitze des Schiffes führte. Es war unmöglich nicht an Jack und Rose auf der Titanic zu denken, obwohl sie wusste, dass es dieses Mal keine Liebesgeschichte für sie geben würde und sie betete, dass es ebenfalls keine Eisberge gab!

Nach einem Kurztrip über das Oberdeck ging Keira auf die Suche nach ihrer Kabine. Sie hatte erwartet, dass sie im unteren Deck danach suchen müsste, aber zu ihrer Überraschung befand sich ihre Kabine auf dem oberen Deck. Sie fand ihre Tür und ging hinein.

Die Kabine hatte ein rundes Fenster, so ein richtiges Bullauge mit Messingrand, wie man sie aus Filmen kennt und wenn man hinaussah, blickte man direkt hinaus auf den Ozean. Keira hatte eigentlich eine billige Kabine erwartet, ein kleines Loch in der Nähe der Küche, das nach Essen roch und in dem es laut war, aber das hier war das Gegenteil. Ruhig, gemütlich, luxuriös.

Ihr Bett war aus Kastanienholz gefertigt und lackiert, sodass es glänzte. Es war mit cremefarbenen Seidenlaken bezogen. Auf einem der Nachttische stand ein silberner Sektkühler, der mit Eiswürfeln und einer Flasche Champagner gefüllt war. Sie fragte sich, wer von der Zeitschrift das wohl organisiert hatte. Elliot würde an solche Nettigkeiten nicht denken und Heather würde die unnötigen zusätzlichen Kosten hassen. Sie frage sich dann, ob Nina vielleicht ihre Hände im Spiel hatte. Sie hatten sich nicht sonderlich gut verstanden seit dem Aufsehen um die Paris-Reise, als Nina so überfokussiert auf das Resultat gewesen war, dass sie vergessen hatte, dass Keira eine Person mit Gedanken und Gefühlen war. Aber dann sah sie eine kleine Karte neben dem Sektkühler. Sie griff nach der Karte und öffnete sie.

Willkommen an Bord, Keira Swanson! Ich möchte die Gelegenheit nutzen, unsere tiefste Dankbarkeit auszudrücken, dass Ihr Magazin unser Kreuzfahrtunternehmen für Ihren nächsten Artikel gewählt hat. Wir sind riesige Fans von Viatorum und können es kaum erwarten, in Ihrer nächsten Ausgabe vorgestellt zu werden.

Keira las nicht weiter und legte die Karte zur Seite. Der Champagner war überhaupt nicht von ihren fürsorglichen Arbeitskollegen, sondern von dem Kreuzfahrtunternehmen, die versuchten sich bei ihr einzuschmeicheln, damit sie nette Dinge über sie schrieb. War die ganze Tour eine Art Werbeveranstaltung? Eine Hand wäscht die andere auf Unternehmerart?

Sie holte ihr Handy heraus und schrieb eine Textnachricht an Nina.

Ist das Kreuzfahrtunternehmen einer unserer Werbekunden?

Nina antwortete schnell.

Sie finanzieren die Reise. Ich dachte, Elliot hätte dir das erzählt.

Keira seufzte. Also war ihr Artikel eigentlich nur eine große Werbekampagne? Es wäre schön gewesen, das im Vorfeld zu wissen. Aber das erklärte zumindest, warum Elliot einfach zugesagt und die Reise gebucht hatte, ohne abschließend mit ihr darüber zu sprechen, wie er es vorher versprochen hatte. Keira wollte nicht wie eine verzogene Göre klingen, aber Viatorum schien sie ganz schön zum Narren zu halten. Auf jeden Fall schienen sie mehr von ihr zu erwarten als anders herum.

Sie schickte Nina noch eine Textnachricht.

Wie soll ich denn über das Kreuzfahrtschiff schreiben? Ein Schiff ist doch kein Land.

Als Nina zurückschrieb, war Keira von der Antwort schockiert.

Du schreibst ja nicht den nächsten großen amerikanischen Roman. Und auch keinen weltberühmten Reiseführer. Schreib einfach was Nettes, damit wir alle bezahlt werden.

Keira schmollte und legte ihr Handy weg. Nina hatte eine ihrer Launen. Schon wieder. Sie wollte sich aber ihre Vorfreude nicht verderben lassen, also versuchte sie die Irritation, die sie fühlte, nicht weiter zu beachten.

In dem Moment klopfte es an der Tür. Keira verzog das Gesicht und öffnete die Tür. Vor der Tür stand ein junger Mann, der wie ein Hotelpage gekleidet war. Keira bemerkte sofort, dass er von der Kreuzfahrtleitung geschickt worden war, um ihr zu schmeicheln. Sie fühlte sich wirklich nicht in der Stimmung seinem Vortrag zuzuhören.

„Hallo, ich bin Vince“, sagte er mit einem Lächeln und streckte seine Hand aus. Keira schüttelte sie niedergeschlagen. „Ich bin hier, um Ihnen einige Broschüren über unser Schiff zu bringen“, fuhr er fort. „Die Revontulet, was der finnische Ausdruck für die Nordlichter ist.“

Keira fühlte, wie ihr Lächeln zurückkam. Sie war so aufgeregt darüber, dass sie in nur wenigen Tagen das Display der berühmten Nordlichter selbst zu Gesicht bekommen würde!

Sie nahm Vince die Broschüren ab und merkte, wie sich ihre Laune erheblich gebessert hatte.

„Danke schön. Und ebenfalls für den Champagner. Es war eine nette Geste.“

Vince nickte und sein kleiner Hut wackelte dabei. „Ihre Minibar ist ebenfalls mit Spirituosen und Snacks gefüllt, selbstverständlich alles kostenlos.“

Keira grinste. Sie versuchten ihre Liebe durch ihren Magen zu kaufen. Es war eine ziemlich gute Strategie, soviel musste sie zugeben.

Vince stand noch immer an der Tür rum. „Wenn Sie eine Tour durch das Schiff haben möchten, kann ich gern zu einer passenderen Zeit wiederkommen, um Ihnen alle Annehmlichkeiten und Räumlichkeiten zu zeigen.“

„Das ist nicht nötig“, sagte Keira und lehnte sein Angebot ab. „Ich ziehe es vor, selbst auf Erkundungstour zu gehen.“ Sie hielt die Broschüren hoch, die Vince ihr gegeben hatte und fügte hinzu: „Und außerdem habe ich alle Informationen, die ich brauche, hier drin.“

„Okay. Sollten Sie irgendetwas brauchen, kommen Sie einfach zum Informationsstand und fragen nach Vince.“

„Das werde ich“, sagte Keira, obwohl sie wusste, dass sie dies höchstwahrscheinlich nicht tun würde.

Sie schloss die Tür und begann durch die Broschüre zu blättern. Darin enthalten waren alle Informationen über die Dinge, die es an Bord des Schiffes zu tun gab; Komödien Shows, LIVE Musik, Karaoke, Tanzveranstaltungen und sogar ein Kino! Es gab keinerlei Mangel an Veranstaltungen, mit denen sie sich ablenken konnte, dachte sie ironisch. An Bord der Revontulet hatte Nachdenklichkeit wahrscheinlich keinen Platz.

Eine Liebe im Schnee

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