Читать книгу Für Dich Für Immer - Sophie Love, Софи Лав - Страница 11
KAPITEL FÜNF
ОглавлениеAls Amy Emily zurück zur Schule fuhr, spürte Emily, dass sie zunehmend nervöser wurde. Sie hasste es, dass Chantelle einen emotionalen Ausraster hatte, weil es sich wie einen Schritt zurück anfühlte, und sie an den schrecklichen Anfang erinnerte, den das Mädchen hatte erleben müssen, die Narben, die sie trotz ihres fröhlichen Verhaltens immer noch trug.
„Willst du, dass ich mit reinkomme?“, fragte Amy und warf einen Blick auf Emilys blasses Gesicht auf dem Beifahrersitz.
Normalerweise knabberte Emily nicht an ihren Nägeln, aber die Angst brachte sie dazu, es zu tun. „Nein, nein, es ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich alleine gehe“, sagte sie und fühlte sich nervös, ihr Gesicht war steif vor Panik.
Sie erreichten den Parkplatz, der jetzt leer war, und Amy fuhr in die Parklücke, die den Schultüren am nächsten war. „Nun, ich werde hier warten und dich nach Hause fahren, wenn du fertig bist.“
Emily hatte bereits eine Hand am Türgriff und schüttelte den Kopf. „Danke für das Angebot, aber ich habe keine Ahnung, wie lange das dauern wird.“
„Wie kommst du nach Hause?“
„Darum werde ich mich später kümmern. Hinten auf Rajs Lieferwagen? Auf dem Lenker von Cynthias Fahrrad?“ Sie machte Witze, aber nur, um sich von ihrer Angst abzulenken.
Amy lächelte liebevoll. „Bist du sicher?“
„Wirklich“, sagte Emily, öffnete die Tür und stieg schnell aus.
Sie knallte ihre Tür zu und pustete Amy einen Kuss zu, bevor sie so schnell wie ihr schwangerer Bauch es zuließ die Steinstufen hinaufstieg. Sie drückte auf den Intercom-Knopf, die Rezeptionistin antwortete und knackte eine Begrüßung.
„Frau Morey“, sagte Emily in das silberne Mikrofon. „Chantelles Mutter.“
Ein Buzz ertönte. Sie hievte die Tür auf und eilte zum Empfang. Es war das selbe Mädchen wie letztes Jahr, erkannte Emily; jung, sommersprossig, mit einem süßen Lächeln, das eine Lücke zwischen ihren Zähnen zeigte.
„Hallo, Emily“, begrüßte die Rezeptionistin sie, als sie hereineilte.
Emily wurde sich - bei dem Gedanken ein wenig beunruhigt - bewusst, dass sie in der Schule gut genug bekannt war, dass die Rezeptionistin sie erkannte und sich an ihren Namen erinnerte.
„Hier ist Ihr Besucherausweis“, fügte das Mädchen hinzu.
Sie reichte Emily den Ausweis, und Emily sah, dass sie mit einem roten Filzstift ihren Namen geschrieben hatte, kursiv und von Sternen umgeben. Es war eine süße Geste, aber Emily war zu nervös, um sie zu schätzen. Ihr Fokus lag ausschließlich auf Chantelle. Aber sie hatte das Namensschild des Mädchens bemerkt: Tilly. Sie legte Wert darauf, es in ihrer Erinnerung abzuspeichern, so dass sie zumindest das nächste Mal, wenn sie das Mädchen hoffentlich in weniger stressigen Umständen sah, freundlicher sein konnte.
„Sie sind im Büro der Vertrauenslehrerin den Flur entlang“, sagte Tilly. „Kennen Sie den Weg?“
„Leider nur zu gut“, antwortete Emily.
Tilly schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln, und Emily eilte den Flur hinunter zu Gails Büro.
Durch das kleine Fenster in der Tür sah Emily die vertrauten, leuchtend roten Sofas, den Spieltisch, die Leseecke, das Puppenhaus und die Malstation. Sie erkannte Gail sofort, die auf einem der Stühle für Erwachsene saß, mit ihren Haaren in einem ordentlichen Knoten auf dem Kopf. Die anderen beiden Frauen kannte Emily nicht. Und Chantelle war nirgendwo zu sehen. Sie konnte sie jedoch hören, sogar durch die dicke Glasscheibe in der verstärkten Feuertür konnte sie ihr Schreien und Brüllen hören.
Emily klopfte schnell und sah, dass Gail sich zum Fenster wandte. Durch das Glas winkte sie Emily herein.
Erst als sie im Raum war, konnte Emily Chantelle sehen. Das Kind rollte sich verzweifelt in der Ecke zusammen und war von zerrissenen Papierschnipseln umgeben.
„Was ist passiert?“, fragte Emily.
„Bitte setz dich“, sagte Gail. „Fräulein Butler kennst du ja bereits.“
„Eigentlich nicht, wir hatten noch keine Chance, uns zu treffen“, sagte Emily. Sie schüttelte die Hand der Lehrerin. Es war eine schreckliche Art, sich das erste Mal zu begegnen, dachte Emily. Sie war ein Nervenbündel und fühlte sich völlig erschöpft. „Sie haben mit meinem Mann Daniel gesprochen.“
Die junge Lehrerin lächelte höflich und bedachte Emily mit dem strengen Blick, den schon Daniel bemerkt hatte. „Ja, ich erinnere mich.“
„Und Frau Doyle wirst du kennen“, fügte Gail hinzu.
In ihrer Eile hatte Emily die dritte Frau im Raum nicht wirklich bemerkt, aber sie sah jetzt, dass es die Schulleiterin war. Die Dinge müssen ernst sein, wenn sie auch hier war!
„Also?“, sagte Emily. „War es die neue Klasse, die das ausgelöst hat?“
Gail nickte. „Ich denke, wir wussten alle, dass dies passieren könnte. Aber vielleicht sollten wir Chantelle bitten, es uns zu erklären. Chantelle?“ Gail hatte eine unglaublich sanfte, liebevolle Stimme. Es war die Art von Stimme, die jeden aus einem Wutanfall herausholen konnte.
Das kleine Mädchen schluchzte wütend in der Ecke. „Ich HASSE sie!“, schrie sie.
Emily sah zu Fräulein Butler auf, und setzte voraus, dass sie diejenige war, auf die sich Chantelle bezog, und sah sie mitfühlend an. Sie wollte nicht, dass die Lehrerin dachte, dass es ihre Schuld war.
„Wen hasst du denn?“, fuhr Gail fort.
„LAVERNE!“, schrie Chantelle auf.
Emily erinnerte sich, wie Yvonne am Schultor getratscht hatte, dass Laverne der Name des neuen Mädchens war, das zerbrechlich wirkende Mädchens, das Bailey unter ihre Fittiche genommen hatte. Sie hatte noch nie gehört, dass Chantelles Stimme so schrill und durchdringend klang, so durchtränkt von Hass. Und sie hatte noch nie so viel Leidenschaft im Gesicht des jungen Mädchens gesehen, so viel Schmerz und Angst. Selbst in ihren früheren Wutanfällen wegen Sheila hatte Chantelle nicht so verzweifelt ausgesehen. Laverne war wirklich nach Chantelle gekommen. Emily konnte nicht begreifen, was sie getan haben könnte, damit Chantelle sie für schlimmer hielt als Sheila.
„Kannst du erklären, was mit Laverne passiert ist?“, fragte Gail leise. „Wir alle wollen verstehen, warum du dich so unglücklich fühlst.“
Dann sah Chantelle auf. Ihr Gesicht war rot vor Wut. „Sie hat mir Bailey geklaut.“
Emily runzelte die Stirn, verwirrt über die Erwähnung von Baileys Namen. Sie und Chantelle waren so dicke wie Pech und Schwefel.
„Was meinst du?“, hakte Gail nach.
Chantelles Gesichtsausdruck zeugte von unergründlichem Schmerz und Verletzung. Es bestürzte Emily, sie so zu sehen.
„Sie sagte, dass ich einen doofen Akzent habe“, rief Chantelle. „Und das Bailey nur eine Freundin mit blonden Haaren haben darf. Dann hat Bailey mir gesagt, dass Laverne ihre neue beste Freundin ist.“ Chantelles Gesicht brach. Statt Wut löste sie sich in Tränen auf, ließ ihren Kopf auf die Knie fallen und weinte bitterlich.
Emilys Hand flatterte zu ihrem Herzen. Das war zu viel zu ertragen.
„Können wir etwas tun?“, fragte Emily und sah Gail an. „Du verstehst, wie wichtig es für Chantelle ist, Konsistenz in ihrem Leben zu haben.“
„Natürlich“, antwortete Gail diplomatisch. „Du bist gut mit Yvonne, Baileys Mutter, befreundet, oder? Vielleicht solltest du mit ihr darüber sprechen?“
„Ich bin mir nicht sicher, wie das helfen wird“, antwortete Emily. „Bailey ist willensstark. Nur weil ihre Mutter ihr sagt, dass sie etwas tun soll, heißt das nicht, dass sie es tun würde. Wäre es nicht leichter, Laverne einfach in eine andere Klasse zu versetzen und sie dadurch einfach räumlich voneinander zu entfernen?“
Frau Doyle sah entgeistert aus. „Absolut nicht.“
„Aber sehen Sie nur, was es bei Chantelle anrichtet“, rief Emily aus.
Frau Doyle sprach offen. „Laverne ist neu hier, genau wie einst Chantelle. Sie hat in Bailey eine Freundin gefunden und es wäre grausam, ihr das zu nehmen.“
Emily spürte, wie ihre mütterlichen Instinkte sich schärften. „Mit Respekt, Laverne hat nicht die gleiche Geschichte wie Chantelle. Sie hat nicht die gleichen Schwierigkeiten durchgemacht. Wäre es nicht die einfachste Lösung, ihre Klassen jetzt zu wechseln? Um es im Keim zu ersticken, bevor es noch schlimmer wird? Wenn Laverne jetzt so gemein ist, wie viel schlimmer wird sie morgen oder übermorgen sein?“
„Es tut mir leid“, sagte Frau Doyle und schüttelte den Kopf. „Aber sie werden ihre Probleme untereinander regeln müssen. Gail kann sie anleiten und natürlich wird Fräulein Butler alles im Klassenzimmer beaufsichtigen. In diesen Situationen gibt es keine schnellen Lösungen, Frau Morey. Chantelles Umstände spielen dabei keine Rolle.“
Emily sah Gail eindringlich an. „Du bist auf meiner Seite, nicht wahr?“
„Es geht nicht um Seiten“, antwortete Gail. „Mir geht es um Chantelle und was das Beste für sie ist.“
„Lass mich raten“, sagte Emily. „Was ist das Beste für sie, dass sie einmal in der Woche in dein Büro kommt, um ihre Gefühle auszudrücken? Sie ist ein siebenjähriges Kind. Sie handelt nach ihren Emotionen, nach ihren Gefühlen. Wenn du hier sitzt und endlos mit dir sprichst, wird ihr das bei Mobbing nicht helfen.“
„Unsere Sitzungen sind sehr hilfreich“, antwortete Gail ruhig.
„Ich denke nicht, dass wir es so schnell Mobbing nennen sollten“, warf Frau Doyle ein.
Emily war wütend. Sie hatte das Gefühl, als würden alle Chantelle aufgeben. Wie konnte das kein Mobbing sein?
„Chantelle wurde wegen ihres Akzents verspottet. Ihr wurde die beste Freundin weggenommen. Dieses neue Mädchen hat sie geächtet. Wieso ist das kein Mobbing?“
„Emily“, sagte Gail leise.
Aber Emily war verärgert. Sie fühlte sich, als ob niemand im Raum bereit wäre, etwas Konkretes wegen der Situation zu tun. Alles, was sie anboten, war mehr von diesen endlosen Gesprächen, die sie im Augenblick für nutzlos hielt, wie Eheberatung für ein paar Kinder, die gerade alt genug waren, ihre eigenen Schnürsenkel zu binden!
„Was?“, sagte Emily wütend zu Gail, so kurz davor, ihre Beherrschung zu verlieren, dass es ihr Angst machte.
„Ich habe viel Erfahrung mit Situationen wie diesen“, fuhr Gail fort. „Ich werde Chantelle, Laverne und Bailey hier zusammen haben. Es gibt keine Schuld. Wir müssen nur einen Weg finden, dass alle gemeinsam den gleichen Raum einnehmen.“
Emily hatte genug gehört. „Das ist absurd. Du gibst dir die größte Mühe, um einen Bully zu beschützen. Komm Chantelle, wir gehen.“
Chantelle sah völlig überrascht aus. Sie blinzelte, ihre Wimpern waren feucht von Tränen, dann richtete sie sich auf. Emily fühlte sich erleichtert, als das Mädchen zu ihr eilte und ihre Arme fest um ihre Mitte schlang. Sie hatte getan, was sie als Mutter tun musste; ihr Kind bedingungslos zu unterstützen. Nichts davon war Chantelles Schuld, und das Letzte, was sie wollte war, dass das Kind dachte, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Zusammen marschierten sie aus dem Büro.
„Mama, du zitterst“, sagte Chantelle, während sie durch die Korridore gingen, an Tilly an der Rezeption vorbei und auf die Steintreppe hinaus.
„Es tut mir leid“, erwiderte Emily und holte tief Luft. „Ich wollte nicht meine Beherrschung verlieren.“
Aber Chantelle schien von ihrem Wutausbruch abgelenkt worden zu sein. „Entschuldige dich nicht“, sagte sie mit weit aufgerissenen Augen. „Es war cool!“
Emily konnte nicht anders, aber sie fühlte ein kleines Ziehen in ihren Mundwinkeln. „Gut, danke. Aber nimm dir daran kein Beispiel. Leute anzuschreien ist keine gute Art sich zu benehmen.“
„Okay, Mama“, antwortete Chantelle.
Aber Emily konnte das Zwinkern des Respekts in ihrem Auge sehen. Als Chantelle jemanden an ihrer Seite gebraucht hatte, war Emily für sie da gewesen. Obwohl sie sich wegen ihres Ausbruchs schrecklich fühlte, konnte Chantelle zumindest aus erster Hand sehen, dass dieser Mama Bär ihr immer den Rücken stärken würde.
Als Emily auf den Stufen der Schule stand, fiel ihr ein, dass sie nicht wusste, wie sie nach Hause kommen sollte. Sie zog in Erwägung, Daniel anzurufen, aber sie wusste, dass er heute sehr beschäftigt war mit seiner Arbeit bei Jack. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn deswegen stören sollte. Obwohl er auf der einen Seite wissen sollte, was passiert war, war sie Chantelles Mutter genauso wie Daniel ihr Vater war, und sie war sich sicher, dass sie ohne ihn mit dieser Situation fertigwerden konnte. Sie konnten darüber diskutieren, sobald er von der Arbeit nach Hause kam.
Sie rief in der Pension an. Lois ging ran.
„Ich nehme nicht an, dass Parker in der Nähe ist, oder?“, fragte Emily Lois, Parkers zerbeulten kleinen Lieferwagen vor ihrem geistigen Auge.
„Er ist da“, sagte Lois. „Ich werde ihn holen.“
Die Leitung verstummte. Einen Moment später erklang Parkers Stimme durch den Hörer.
„Chefin“, witzelte er, „was kann ich für Sie tun?“
Emily sah auf Chantelle hinunter, die auf der Treppe saß und an ihren Schnürsenkeln herumfummelte. Sie sah so niedergeschlagen aus. Emily war zuversichtlich, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, Daniel nicht zu belästigen. Sie wollte wieder in Sicherheit in ihrem Zuhause sein, bevor Chantelles Schultag besprochen wurde.
Emily sprach mit Parker am Telefon. „Ich muss dich um einen Gefallen bitten ...“
*
An diesem Abend entspannte sich die Familie zusammen in der Lounge. Schließlich hatte Emily das Gefühl, dass genug Zeit vergangen war und sie bereit war, das Thema von Chantelles erstem Tag in der Schule anzugehen.
„Also, Chantelle du hattest heute keinen guten Tag, oder Süße?“, sagte Emily. „Kannst du Papa erzählen, was passiert ist?“
Daniel hob seine Augenbrauen und sah Chantelle an. Sie wand sich auf ihrem Platz.
„Du steckst nicht in Schwierigkeiten“, erklärte Emily sanft. „Es ist nur so, dass Papa noch nicht weiß, dass ich ins Büro kommen und mit Fräulein Butler und Frau Doyle sprechen musste.“
Daniels überraschter Ausdruck wurde stärker. „Frau Doyle, die Schulleiterin?“, fragte er nach.
Emily konnte erkennen, dass er darum kämpfte, seine Stimme ruhig zu halten.
Chantelle nickte beschämt.
„Ich wollte wegen eines schrecklichen Mädchens die Klasse wechseln“, sagte sie und richtete ihren Blick auf ihren Schoß.
„Was für ein schreckliches Mädchen?“, fragte Daniel.
„Sie ist neu“, sagte Chantelle. „Ihr Name ist Laverne. Und sie ist Baileys beste Freundin.“
Daniel schaute zu Emily hinüber. Sie warf ihm einen traurigen Blick zu.
„Ich bin sicher, dass das nicht stimmt“, sagte Daniel. „Ich bin sicher, Bailey versucht nur nett zu ihr zu sein, weil sie neu ist und niemanden kennt.“
„So ist es nicht“, sagte Chantelle und schlug mit der Faust gegen die Armlehne der Couch. „Laverne hat Bailey gesagt, dass nur eine Freundin mit blonden Haaren erlaubt ist und weil Lavernes blonder sind als meine, hat Bailey sie gewählt!“
Emily konnte sehen, dass das kleine Mädchen litt, und sie wurde wütend, als sie sich an die schmerzhaften Ereignisse des Tages erinnerte.
„Hast du mit Yvonne gesprochen?“, fragte Daniel Emily.
Sie schüttelte den Kopf. Zur gleichen Zeit schrie Chantelle: „Nein!“ Sie schien in Panik zu geraten. „Bitte sprich nicht mit Yvonne darüber. Ich will nicht, dass sie Bailey davon erzählt oder sie zwingt, wieder meine Freundin zu sein. Ich will nur, dass sie meine Freundin ist, wenn sie es will, und nicht weil ihre Mutter es ihr gesagt hat.“
Emily tat es so leid für Chantelle. Die Welt der Siebenjährigen konnte genauso kompliziert sein wie die der Erwachsenen. Sie wünschte sich verzweifelt, sie könnte dem kleinen Mädchen den ganzen Schmerz nehmen, aber das war nicht möglich. Und es war auch nicht richtig. Es war ihre Aufgabe als Mutter, Chantelle durch diese unangenehmen Erlebnisse zu führen, aber nicht, sie nicht vor ihnen abzuschirmen oder sie auszulöschen.
„Erinnerst du dich auch, was Laverne über dich gesagt hat?“, sagte Emily auffordernd. Sie wusste, dass Chantelle nicht darüber reden wollte, aber es war wichtig, dass sie sich durch ihre Gefühle arbeitete. Sie war fast acht Jahre alt und die Leute um sie herum würden bald die Geduld mit ihren Wutanfällen verlieren. Sie hatte eine steile Lernkurve vor sich und viel Zeit um etwas auszugleichen. Sie hatte schon bemerkenswerte Fortschritte gemacht, aber es lag noch so viel vor ihr.
„Sie sagte, ich hätte einen doofen Akzent“, sagte Chantelle. Dann fügte sie mürrisch hinzu: „Sie hat Recht. Ich wünschte, ich hätte deine Stimme, Daddy. Warum muss ich klingen wie Sheila?“
„Es ist nichts falsch mit deiner Stimme“, sagte Daniel. „Dein Akzent ist wunderschön.“
„Aber es macht mich anders. Und es lässt die Leute denken, dass ich dumm bin.“
„Du bist nicht dumm“, sagte Daniel streng. „Lass dir das niemals von jemandem einreden. Du bist perfekt, so wie du bist.“
Emily liebte die Wärme in seiner Stimme. Seine Rede war sehr berührend. Aber Chantelle schien es ihm überhaupt nicht abzukaufen. Sie sah genauso düster aus wie vorher.
„Darf ich jetzt gehen?“, fragte sie leise.
Daniel sah Emily an. Sie zuckte mit den Schultern, unsicher, was das Beste in diese Situation war.
„Ich würde mir gerne Cartoons in meinem Zimmer ansehen“, fügte Chantelle hinzu.
„Sicher“, sagte Emily. Jeder verdient eine Aufmunterungsroutine, dachte sie. Wenn es Chantelle beruhigen konnte, sich in ihrem Bett Trickfilme anzusehen, dann war das besser als sie zusammenbrechen zu lassen.
Chantelle rutschte von der Couch und verließ das Zimmer. Sobald sie gegangen war, sah Daniel Emily traurig an.
„Du hättest es mir sagen sollen“, sagte er mit einem resignierten Seufzen. „Gleich, als es passiert ist. Warum hast du nicht angerufen?“
Emily runzelte die Stirn. Sie war sich ihrer Entscheidung so sicher gewesen, Parker dazu zu bringen, sie abzuholen, aber jetzt, da sie Daniels Gesichtsausdruck sah, fühlte sie, dass ihre Entschlossenheit schwächer wurde. „Du warst bei der Arbeit“, sagte sie leise zu ihm. „Ich wollte dich nicht stören.“
„Aber das ist mein kleines Mädchen“, sagte er streng. „Ich muss wissen, ob sie gemobbt wird.“
Emily berührte Daniels Hand. Sie kannte ihn jetzt gut genug, um zu verstehen, dass es der Stress seiner neuen Arbeit war, der ihn mürrisch und kurzangebunden machte. Es war nicht persönlich gemeint und so versuchte sie es nicht als solches zu nehmen.
„Schatz, ich konnte es händeln“, sagte sie ruhig, aber bestimmt. „Dich dort zu haben, hätte den Dingen nicht geholfen. Tatsächlich hätte es für Chantelle ziemlich einschüchternd sein können, wenn wir beide zusammen in der Schule auftaucht wären. Ich weiß nicht, ob es immer das Beste für sie ist, wenn all diese Erwachsenen auf sie herabblicken und ihr Verhalten bewerten. Ich habe mich um die Schule gekümmert, dann kamen wir nach Hause und verbrachten den Rest des Tages damit, leise an unseren jeweiligen Aktivitäten zu arbeiten. Ihr Raum zu geben ist genauso wichtig wie das Reden über diese Dinge.“ Sie verschränkte die Arme triumphierend. „Ich denke wirklich, dass ich einen tollen Job gemacht habe.“
Daniel sah ein wenig gequält aus. „Ich sage nicht, dass du keine großartige Arbeit geleistet hast“, sagte er. „Du weißt, ich denke, du bist eine tolle Mutter.“ Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Ich hasse es einfach, Verantwortung zu haben, die mich von dir und von unserer Familie wegzieht.“