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Einige Anmerkungen zur Biologie

Der Campbell-Zwerghamster (Phodopus campbelli THOMAS, 1905) ist ein kleines Nagetier aus den Trockengebieten rund um das Altai-Gebirge, dem geografischen Mittelpunkt Asiens. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 110 mm, der Schwanz ist 4–14 mm lang, und die Hinterpfoten messen 12–18 mm. Während frühere Beschreibungen von wilden Campbell-Zwerghamstern je nach Fanggebiet ein Durchschnittsgewicht von 23,4 g angaben, erreichen die Tiere in der Heimtierhaltung, wohl aufgrund der veränderten Fütterung (VANDERLIP 2009), ein Gewicht von 35–60 g. Der Körperbau ist breit und gedrungen, der kurze, breite Kopf läuft zur Nase hin etwas spitz zu. Die Vorder- und Hinterbeine sind kurz, die Vorderpfoten haben vier Zehen und eine rudimentäre Daumenzehe, die Hinterfüße haben jeweils fünf Zehen. Die Sohlen sind, wie bei allen Arten der Gattung Phodopus, dicht behaart. Das Fell der Wildform ist kurz und dicht, oberseits graubraun und an der Körperunterseite schmutzigweiß. An den Seiten finden sich zwischen Vorder- und Hinterbein drei klar gezeichnete helle Bögen, deren Spitzen gelblich gefärbt sind. Beginnend zwischen den Ohren zieht sich entlang der Wirbelsäule fast bis zum Schwanz ein schmaler schwarzer Dorsalstreifen, auch Aalstrich genannt. Die Augen sind schwarz. Mittlerweile sind viele Farb- und Fellmutationen aufgetreten, die zu einer Fülle verschiedener Varianten kombiniert werden können.


Campbell-Zwerghamster sind neugierige Hausgenossen

Auch Campbell-Zwerghamster haben die für die Unterfamilie der Hamster (Cricetinae) typischen Backentaschen, die sich in gefülltem Zustand bis über die Schulterblätter ausbreiten können. Die Geschlechter unterscheiden sich äußerlich geringfügig in Größe und Körperform. Männchen sind bereits als Jungtiere größer und schwerer als Weibchen, Kopf und Körper sind breiter. Die Bauchdrüse ist bei Männchen stärker ausgeprägt und bei Weibchen kaum sichtbar. Sicheres Unterscheidungsmerkmal ist der sehr kleine Anogenitalabstand beim Weibchen, während beim Männchen zwischen Penis und After die Hoden liegen. Durchschnittlich werden die Tiere eineinhalb bis zwei Jahre alt, das Höchstalter wird mit zweieinhalb Jahren angegeben.

Die ersten Tiere wurden Ende der 1960er-Jahre zu Forschungszwecken in russischen Instituten gehalten und gezüchtet, später kamen auch Exemplare nach Deutschland, wie etwa 1978 in den Frankfurter Zoo und in den Berliner Tierpark, wo sie heute noch gehalten werden. Derzeit werden von SOKOLOV et al. (1990) zwei Unterarten, Phodopus campbelli campbelli und die westliche Form Phodopus campbelli crepidatus unterschieden, jedoch sind die Tiere, die seit Mitte der 1990er-Jahre im Heimtierhandel zu finden sind, keiner der beiden Unterarten mehr zuzuordnen.

Verwandtschaft

Campbell-Zwerghamster gehören innerhalb der Ordnung der Nagetiere (Rodentia) zur Familie der Wühler (Cricetidae). In der Heimtierhaltung sind der Syrische Goldhamster (Mesocricetus auratus) sowie noch vier weitere Zwerghamsterarten verbreitet. Während der Chinesische Streifenhamster (Cricetulus barabensis griseus) sich schon allein durch sein eher mäuseartiges Aussehen deutlich vom Campbell-Zwerghamster unterscheidet, sind ihm die beiden anderen Arten aus der Gattung der Kurzschwanzhamster (Phodopus) in der Gestalt sehr ähnlich. Mit dem kleinsten Vertreter, dem wüstenbewohnenden Roborowski-Zwerghamster (P. roborovskii) besteht kaum Verwechslungsgefahr, eher schon mit dem weithin bekannten, sehr ähnlich aussehenden Dsungarischen Zwerghamster (P. sungorus). Insbesondere bei der Recherche von englischsprachigen Texten finden sich oft die Bezeichnungen „Djungarian Dwarf Hamster“ und „Campbells Russian Dwarf Hamster“ für Phodopus campbelli, und obwohl SAFRONOVA et al. (1992) festgestellt haben, dass der Campbell-Zwerghamster sich im Chromosomensatz vom Dsungarischen Zwerghamster unterscheidet, wird er in der Literatur immer noch relativ häufig als dessen Unterart (Phodopus sungorus campbelli) geführt.


Die Wildform ist oberseits graubraun und unterseits fast weiß


Sozialverhalten wird im Jugendalter erlernt

Trotz der gravierenden genetischen Unterschiede ist es möglich, Dsungarische Zwerghamster und Campbell-Zwerghamster zu kreuzen und dabei fruchtbaren Nachwuchs zu erhalten. Dies geschah in der Vergangenheit teilweise absichtlich, um zum Beispiel Farbmutationen des Campbell-Zwerghamsters durch Hybridisierung (Vermischung) auch bei Dsungarischen Zwerghamstern zu etablieren. Bis heute kommt es aber auch immer wieder zu versehentlichen Vermischungen beider Spezies, da Halter sich häufig nicht darüber bewusst sind, dass ihre Tiere verschiedenen Arten angehören. Eine Hybridisierung beider Arten ist aus verschiedenen Gründen abzulehnen. Ein Dsungarisches Zwerghamsterweibchen, das von einem Campbell-Zwerghamster gedeckt wird, überlebt die Geburt der Jungen oft nicht, da die Schädel der Jungtiere breiter sind als das Becken der Mutter. Ebenso können Tiere mit deformiertem Skelett oder ohne Fell zur Welt kommen. Neben den Risiken für die individuell betroffenen Tiere besteht auch die Gefahr, dass es durch fortwährende Vermischung beider Arten und der Weiterzucht mit den daraus entstandenen Nachkommen irgendwann keine reinen Campbell-Zwerghamster, sondern nur noch Hybriden gibt.


Muttertier mit Jungen

Der Campbell-Zwerghamster unterscheidet sich vom Dsungarischen Zwerghamster in vielen Merkmalen. Er macht keinen jahreszeitlichen Farbwechsel (Saisondimorphismus) durch, hat im Vergleich einen spitzeren Kopf mit länglicheren Ohren und ovaleren Augen als der Dsungarische Zwerghamster, der sich eher durch einen breiteren Kopf mit aufgewölbter Nasenpartie („Ramsnase“), großen runden Augen und kleinen abgerundeten Ohren auszeichnet. Zudem stehen Augen und Ohren beim Campbell-Zwerghamster vergleichsweise enger zusammen. Gerade bei wildfarbigen Exemplaren sind die Unterschiede am deutlichsten zu erkennen. Campbell-Zwerghamster sind oberseits eher bräunlich, haben einen sehr schmal gezeichneten Streifen entlang der Wirbelsäule, und die drei charakteristischen Bögen an Schulter, Flanke und Hüfte sind leicht gelb gefärbt. Demgegenüber hat der Dsungarische Zwerghamster eher gräuliches Fell mit breitem Aalstrich entlang der Wirbelsäule. Die Bögen an den Seiten sind weiß.

Unterscheidungsmerkmale von Campbell-Zwerghamster und Dsungarischem Zwerghamster

Campbell Zwerghamster: Dsungarischer Zwerghamster:
• Körperform von oben betrachtet eher achtförmig • Körperform von oben betrachtet eher oval
• von vorn betrachtet dreieckiger Kopf • von vorn betrachtet eher quadratischer Kopf
• ovale, eng zusammenstehende Augen • runde, weiter auseinanderstehende Augen
• längliche spitzere Ohren • kleine, runde Ohren
• etwa 1 cm langer Schwanz • kürzerer, tief angesetzter Schwanz
• 1 mm schmaler Aalstrich • sehr breiter Aalstrich, besonders ausgeprägt zwischen den Ohren
• Wildfarbe eher bräunlich • Wildfarbe eher gräulich
• gelbliche Färbung entlang der Flankenbögen • weiße Flankenbögen
• keine Umfärbung im Winter • Fellaufhellung im Winter
Weist ein Zwerghamster Merkmale beider Arten auf, handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Hybriden.

Verbreitung und Lebensweise

Das Verbreitungsgebiet des Campbell-Zwerghamsters ist sehr groß und erstreckt sich über die Mongolei, Nordost-China, Daurien, Tuwa und das Altai-Gebiet im südlichen Sibirien. Hier bewohnt die Art Steppen und Halbwüsten, aber auch Wüsten und Kulturlandschaft. Die Nähe des Menschen wird nicht gemieden, und im Winter suchen einige Exemplare sogar die Jurten der zentralasiatischen Nomaden auf (FLINT 1966).

Die Populationsdichte in den einzelnen Verbreitungsgebieten ist niedrig und stabil, sodass der Campbell-Zwerghamster von der Internationalen Artenschutzorganisation IUCN als „nicht gefährdet“ eingestuft wird.

Campbell-Zwerghamster sind das ganze Jahr über vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und verbringen den Tag in einem Bau, welcher aus vier bis sechs horizontalen und vertikalen Röhren besteht. Ein Tunnel führt zur Nestkammer, die meist 25–30 cm (in manchen Fällen bis zu 1 m) unter der Erdoberfläche liegt und mit trockenem Gras oder Schafwolle ausgepolstert ist. Andere Gänge enden in Futterdepots. Auch wenn Campbell-Zwerghamster in der Lage sind, diese Baue selbst zu graben, werden sie oft als Nach- und Nebennutzer in Höhlen anderer Tierarten beobachtet. In der nördlichen Mandschurei teilen sich Daurische Pfeifhasen (Ochotona dauurica) ihre Baue mit Zwerghamstern. In Teilen der Mongolei bevorzugen Campbell-Zwerghamster sogar die Baue von Meriones-Rennmäusen gegenüber selbst gegrabenen Höhlen. Auch in Tuwa wurde die gemeinsame Nutzung von Bauen mit Chinesischen Streifenhamstern (Cricetulus barabensis), Roborowski-Zwerghamstern (Phodopus roborovskii) und Langschwanz-Zwerghamstern (Cricetulus longicaudatus) festgestellt.


Älteres Männchen

Im Freiland besteht die Aktivität außerhalb des Baus zum größten Teil aus Umherlaufen, aber auch Fressen und Putzen (WYNNE-EDWARDS et al. 1992). Als territoriale Tiere sichern und markieren Campbell-Zwerghamster mit Urin, Kot, aber auch Tränenflüssigkeit und Duftsekreten aus Hautdrüsen hinter den Ohren und am Bauch regelmäßig ihr Revier, welches etwa 3,5 ha groß sein kann. Gefundenes Futter wird entweder sofort verzehrt oder in den Backentaschen zum Bau gebracht.

Die Fortpflanzungszeit ist aufgrund des großen Verbreitungsgebiets sehr unterschiedlich und wird meist mit April bis Oktober angegeben (ROSS 1995). Innerhalb dieser Zeit kann ein Weibchen drei bis vier Würfe mit vier bis acht Jungen bekommen, die Tragzeit soll 18–22 Tage betragen (ROSS 1995). Wie alle kleinen Nagetiere sind auch Campbell-Zwerghamster mit einer Reihe von Fressfeinden konfrontiert. Sie sind wichtige Beutetiere für Uhu (Bubo bubo), Steppenadler (Aquila nipalensis), Turmfalke (Falco tinnunculus), Sakerfalke (Falco cherrug) und Hochlandbussard (Buteo hemilasius), aber auch für den Steppenfuchs oder Korsak (Vulpes corsac).


Ernsthafte Kämpfe erfordern ein Eingreifen des Menschen

Der Campbell-Zwerghamster

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