Читать книгу Heimat-Heidi 30 – Heimatroman - Stefanie Valentin - Страница 3

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»Hat die Roswitha endlich gesagt, was Sie als Hochzeitsmenü für die Geli haben will? Es sind mal grad’ noch drei Wochen, da gibt’s kein Hinauszögern mehr.« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

»So war die Roswitha schon immer«, antwortete die Heidi, »mal so und mal so. Gleich auf Anhieb paßte ihr nie was, immer wieder hat sie in letzter Minute alles umgeschmissen.«

Luise schüttelte den Kopf. »Eine schöne Verwandtschaft hast du. Wie seid ihr eigentlich genau miteinander verwandt?«

»Sie ist eine Cousine zweiten Grades«, antwortete Heidi. »Mein Großvater und ihre Großmutter waren Geschwister.«

»Die Geli ist ja wirklich ein nettes Madel«, sagte Luise, »und daß grad’ sie den Grundner-Max kriegt, freut mich für sie.«

»Wieso? Ist der Max in deinen Augen eine solch gute Partie?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an.

Die zuckte mit den Schultern. »Wie er menschlich ist, da kann ich nix gegen oder für ihn sagen, weil ich ihn einfach zu wenig kenn’. Aber er ist doch eine erstklassige Partie, wenn man sieht, was er mal erben wird. Seinem Onkel gehört die Sägemühl’ in Fischen, und auch sonst wird dem Buben mal ein großes Vermögen gehören.«

Heidi nickte. »Schon, das sagt aber nix über seine menschliche Qualitäten aus.«

»Du sagst das so, als wenn du mehr über ihn und das, was man seinen Charakter nennt, wüßtest?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

Die wiegelte den Kopf. »Wissen würd’ ich es net nennen.«

»Aha…!«

»Ich hab’ den Max mal erlebt«, berichtete Heidi, »auf der Fuxen-Alm war’s. Da war er mit einigen Spezln und da ist er sehr großspurig, um net zu sagen großmäulig aufgetreten.«

»Oha.« Luise verzog das Gesicht. »Sollte sich die Geli haben blenden lassen? Ein großes Vermögen macht schon mal das netteste Madel schwach.«

Heidi zuckte mit den Schultern. »Möglich wär’s schon. Vor allem, wo die Roswitha garantiert ständig auf das arme Hascherl eingeredet hat.«

»Hat sie das?«

»Da bin ich sicher«, erwiderte Heidi. »Der Roswitha geht der Schein über alles. Sie will bei den anderen gut dastehen.«

»Zapperlot noch einmal«, Luise lächelte dünn, »du läßt an deiner Verwandtschaft, auch wenn’s nur eine Cousine zweiten Grades ist, kein gutes Haar net.«

»Die Roswitha und ich, wir sind nie gute Freundinnen gewesen«, antwortete Heidi, »zu unterschiedlich waren unsere Interessenlagen.«

»Und trotzdem will sie die Hochzeit ihrer einzigen Tochter da bei uns feiern…?« Luise sah erstaunt drein.

»Sie weiß von deinen Kochkünsten«, erwiderte Heidi, »und es ist inzwischen offenbar schick, auf dem Land zu feiern, und wir genießen da, ohne übertreiben zu wollen, einen gewissen Ruf.«

Luise lachte. »Na ja, den wollen wir uns auch erhalten. Und wenn deine nachgeordnete Cousine sich net bald meldet, um mit mir

die Menüfolge durchzusprechen, dann werd’ ich auftischen, was ich will oder sie müssen sich was anderes suchen. Ich hoffe, daß ist so in deinem Sinn?«

»Du darfst der Roswitha deinen Standpunkt darlegen«, erwiderte Heidi, »und wenn du es für geboten hältst, dann darfst auch deine Meinung sagen.«

»Das tät’ ich sowieso«, murmelte Luise, dann zeigte sie aus dem Fenster. »Heut’ ist Dienstag und damit Ruhetag, wer verirrt sich denn grad’ heut’ hierher?«

»Wir werden es gleich wissen«, antwortete Heidi.

Auf den Parkplatz war ein Kleinwagen gefahren, dessen Fahrer jedoch nicht ausstieg.

»Es wird sich wohl wer verfahren haben«, sagte Luise, »jetzt sitzt er in seinem Wagen und studiert die Karte.«

»Ich glaub’ net, daß sich jemand verfahren hat«, erwiderte Heidi.

»Und wieso?«

»Weil ich den Wagen kenn’.«

»Aha, und wem gehört der?«

»Wenn mich net alles täuscht, der Geli.«

»Unserer Geli?« fragte Luise. »Ich meine, dem Madel, das da bei uns in drei Wochen seine Hochzeit feiern will?«

Heidi nickte. »So ist es. Aber wieso kommt sie net herein? Ich tipp’ mal, daß sie was hat.«

»Wie meinst du, daß sie was hat?«

»Es stimmt was net mit ihr«, antwortete Heidi. »Und es muß was Schwerwiegendes sein. Die Geli ist kein Madel, das an einem Frosch im Hals erstickt.«

»Dann geh hinaus und schau nach«, schlug Luise vor. »Net, daß sie sich net hereintraut.«

»Sie wird sich schon trauen«, murmelte Heidi, »man muß da ein bissel mit Fingerspitzengefühl hantieren. Net, daß sie sich überrumpelt fühlt. Überrumpelt fühlen wird sie sich bei ihrer Mutter oft genug.«

»Da, schau, sie steigt aus«, sagte Luise, die am Fenster stehengeblieben war. »Tatsächlich, es ist die Geli.«

»Sie schaut net gut aus«, sagte Heidi, die inzwischen wieder neben Luise stand.

»Sie kommt her zu uns«, sagte Luise, »aufschließen wirst aber müssen, schließlich ist Ruhetag.«

Heidi nickte, nahm den Schlüssel vom Haken und ging zur Tür. »Ich verschwind’ mal zu mir nach oben, wenn’s recht ist«, sagte sie im Hinausgehen, »das nur, daß du net wartest.«

»Ist schon recht«, erwiderte Luise, »nachher kommst eh und suchst Rat.«

Heidi lachte. »Ja, das kann schon sein...!«

*

Geli Tauber war ein ausnehmend hübsches Mädchen mit braunen Haaren, wunderschönen Augen und einem sehr lieben, schmalen Gesicht. Ihre Haare trug sie oft hochgesteckt, dann wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was sie noch jünger als dreiundzwanzig erscheinen ließ, so alt war sie nämlich in der vergangenen Woche geworden.

Geli lebte mit ihrer Mutter in einem kleinen Haus, das ihr Vater, der Kommunalbeamter in Oberstdorf gewesen war, gebaut hatte. Nicht viel später war er dann ganz plötzlich verstorben, und Roswitha Tauber, sie war schon damals im Fremdenverkehrsverband des Oberallgäus beschäftigt gewesen, hatte allein für alles aufkommen müssen.

Zuerst hatte Roswitha, es war nun zehn Jahre her, nicht gewußt, wie es weitergehen sollte, doch dann hatte sie die Not zur Tugend gemacht und sich der Aufgabe gestellt. Es hatte auch noch den einen oder anderen Mann in ihrem Leben gegeben, aber eine dauerhafte Beziehung war sie nicht mehr eingegangen.

Roswitha hatte schon als Mädchen und dann später als

Teenager stets die Nase hoch getragen, was nichts anderes heißt, als daß sie versucht hatte, sich über die anderen zu stellen. Sie hatte immer die angesehensten Freundinnen, sie saß in der Schule neben dem Mädchen, das gerade am ehesten in war, und später hatte sie jene Burschen um sich geschart, deren Väter einflußreich waren.

Daß sie schließlich Ludwig Tauber geheiratet hatte, lag daran, daß sie sich in ihn verliebte. Sie sträubte sich zwar dagegen, schließlich waren ihre Gefühle jedoch stärker und sie heiratete ihn, letztendlich vielleicht auch deshalb, weil Geli unterwegs war.

Daß sie an der Seite ihres Mannes ein eher bescheidenes Leben führen mußte, schien sie all die Jahre nicht zu stören. Als er aber plötzlich starb, tat sie jedoch alles für ihre Tochter, und sie versuchte, Geli das zukommen zu lassen, was das Leben, so meinte sie, ihr verweigert hatte.

Roswitha hatte Geli schon früher zu beeinflussen versucht, wen diese als Freundin akzeptieren sollte, auch welches Mädchen bei Klassenfahrten mit Geli das Zimmer teilte, bestimmte ihre Mutter, und als Geli schließlich in dem passenden Alter war, da lancierte sie jene Burschen an Gelis Seite, die ihr adäquat erschienen.

Ihr erklärter Favorit war von Anfang an Max Grundner. Der gab sich überall locker, war bei vielen gut angesehen, und er würde einmal über ein beträchtliches Vermögen verfügen, was sein Onkel für ihn bereithielt, denn der hatte keine Kinder.

Roswitha gelang es dann schließlich, ihre Tochter Geli dem Grundner-Max nicht nur vorzustellen, sondern ihm quasi symbolisch die Verantwortung für ihre Tochter zu überlassen.

»Wenn du bei der Geli bist«, hatte sie einmal zu ihm gesagt, »dann fürcht’ ich net, daß ihr was zustößt.«

Der Max war ein netter Bursche, aber nicht gerade mit sehr viel Intellekt ausgestattet, so daß er nicht merkte, was die Roswitha im Sinn hatte.

Irgendwann hielt er sich dann für Gelis Burschen und die Geli hatte sich, so schien es zumindest, auch mit ihrem Schicksal abgefunden.

Als der Max sie einmal mit nach Hause nahm, er wohnte im Haus seines Onkels, da unterzog der sie einer gründlichen Inspektion. Er stellte allerhand Fragen, vor allem, wer sie war und warum ihre Mutter nach dem Tod ihres Vaters nicht wieder geheiratet habe.

»Da müssen S’ meine Mutter schon selbst fragen«, hatte Geli ein wenig patzig geantwortet, »wahrscheinlich, weil sie es ohne Mann auch geschafft hat.«

Der Onkel hatte weiter nichts dazu gesagt, doch er war mit der Wahl seines Neffen einverstanden gewesen. Danach behandelte er die Geli ausgesprochen freundlich und im Laufe des knappen Jahres, als die beiden als Paar galten, gestaltete sich Gelis Beziehung

zum Onkel sogar ausgesprochen freundschaftlich.

Vor zweieinhalb Monaten dann hatte Onkel Ludwig zum ersten Mal Roswitha eingeladen, und bei ihrem Besuch hatte er vorgeschlagen, daß sein Neffe Max und die Geli heiraten sollten.

Da war Roswitha am Ziel ihrer Träume gewesen. Allein, wenn sie sich umsah, und ahnte, wie der Onkel lebte, all das hatte sie sich als junges Mädchen schon für sich erträumt, aber nicht verwirklichen können.

Roswitha hatte genickt und gemeint, wenn Geli und Max das genauso sehen, dann sollte der Max bei ihr um Gelis Hand anhalten.

Onkel Ludwig hatte gegrinst. »Da bist ganz und gar altmodisch, oder?«

Roswitha hatte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

»Ja«, sagte sie, »wenn du es so nennen magst. Aber ich nenn’ es nicht altmodisch. Das Gegenteil wär’ dann neumodisch. Müßt’ dann die Geli bei mir um Max’ Hand anhalten?«

Es hatte einen Augenblick gedauert, dann war Ludwig Grundner aufgestanden und hatte einen hausgebrannten Hochprozentigen geholt.

»Der paßt zu dir«, hatte er gesagt, »ich hab’ zuerst meine Zweifel gehabt, deinetwegen und der Geli wegen auch. Aber ich hab’ mich belehren lassen. Du hast heut’ meine letzten Zweifel zerstreut. Du hast es net einfach gehabt, seit dein Mann vor zehn Jahren so plötzlich verstorben ist. Man hat dich jedoch nie klagen hören, und das gefällt mir.«

Eine Woche später war der Max bei Roswitha erschienen. Im Trachtenanzug und mit zwei Blumensträußen. Einen gab er Geli, den anderen Roswitha. Dann hielt er bei ihr um Gelis Hand an.

Roswitha hatte ihn Platz nehmen lassen und dann darlegen lassen, wie er der Geli mal ein angenehmes Leben bieten wolle.

Max hatte mit den Schultern gezuckt und gemeint, er erbe mal alles vom Onkel.

»Ist das so festgelegt?« hatte Roswitha wissen wollen.

Max hatte genickt. »Schon seit Vaters Zeiten. Der hat damals einen Erbvertrag mit dem Onkel gemacht. Daß ich mal alles erben werd, das steht fest.«

Das war die Auskunft gewesen, die die Roswitha haben wollte. Nach einigem Hin und Her, was sie aber nur zum Schein veranstaltet hatte, hatte sie schließlich eingewilligt, daß Geli den Max heiratete.

»Den Termin«, hatte Max gesagt, bevor er gegangen war, »den mußt’ mit dem Onkel ausmachen, da legt er großen Wert drauf.«

Ludwig Grundner war denn zwei Tage später bei Roswitha erschienen und sie hatten den dritten Sonnabend im August als Hochzeitstermin festgelegt, und als Ludwig meinte, er würde die Hochzeit im Braukeller in Fischen veranstalten, hatte Roswitha den Kopf geschüttelt.

»Gefeiert wird im Bergerhof«, hatte sie gesagt, »da hab’ ich damals meinen Mann geheiratet, und da soll auch die Geli heiraten. Wenn du das net zahlen willst, dann zahl’ ich. Ich hab’ mir das Geld jahrelang vom Mund abgespart.«

»Respekt…!« Ludwig Grundner hatte ein paarmal genickt. »Wie du willst, dann feiern wir halt im Bergerhof. Aber daß ich die Kosten für die Feier übernehm’, das wirst mir schon gestatten, oder?«

Roswitha hatte sofort zugestimmt und sich mit dem Grundner-Ludwig auf den dritten Sonnabend im August als Hochzeitstermin geeinigt.

Je näher der Termin kam, desto zufriedener war die Roswitha geworden. Und je zufriedener Roswitha geworden war, desto unruhiger wurde die Geli. Und sie stritt bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit dem Max.

»Das hat nix damit zu tun, daß sie was gegen dich hat«, erklär-

te Roswitha ihrem zukünftigen Schwiegersohn, wenn der bei Geli wieder mal auf heftigen Widerspruch gestoßen war. »Ich erinnere mich an meine Brautzeit, ich bin derart nervös gewesen, daß ich selbst nimmer gewußt hab’, was überhaupt los ist.«

Damit konnte der Max ein wenig beruhigt werden, aber es war keine Erklärung für Gelis Unruhe. Und wer auch immer versucht hätte, sie zu erklären, er wäre dabei gescheitert, denn selbst Geli war der Grund nicht bewußt, und zwar weil sie sich jeden Gedanken in diese Richtung verbot.

Erst als sie an jenem Tag auf dem Bergerhof erschien, und Heidi und Luise sie auf dem Parkplatz aus dem Wagen steigen sahen, gestand sie sich ein, warum sie so unruhig war.

»Was ist mit dir?« fragte Heidi, als sie die Tür aufgeschlossen hatte und Geli eintrat. Ihrem verweinten Gesicht war anzusehen, wie fertig sie war. »Du schaust aus, als hättest du Sorgen, dabei sollt’ ein junges Madel, das dabei ist zu heiraten, keine Sorgen

haben, sondern fröhlich dreinschauen und aufgeschlossen durch die Welt gehen.«

Sofort begann Geli wieder zu weinen, und zwar so heftig, daß Heidi gar nicht wußte, was sie tun sollte.

»Ja, Herrschaftseiten, Madel«, murmelte sie, »was ist denn los? Du bist ja ganz und gar neben der Spur! Hat’s was damit zu tun, daß du in drei Wochen heiraten willst?«

Geli nickte, reden war ihr nicht möglich.

»Da setz dich her«, Heidi war nicht in ihr Büro gegangen, sondern in die Stube ihres privaten Wohnbereichs. »Ich hol’ uns mal etwas zu trinken. Magst einen Tee?«

Wieder nickte Geli nur. Ihr Schluchzen hörte Heidi noch, als sie die Treppe hinunter in den Bereich der Gaststuben ging.

»Was ist denn mit der Geli? Ausgeschaut hat’s, als wenn sie wer weiß wie geweint hätt’.« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

»Und wie«, sagte die.

»Und warum weint sie?«

»Es hat was mit ihrer bevorstehenden Heirat zu tun«, antwortete Heidi, während sie das Teewasser aufsetzte.

»Hat sie das gesagt?«

»Ich hab’ sie gezielt danach gefragt, reden konnte sie bisher noch nichts.«

»Und sie kommt hierher zu dir, wenn sie Probleme mit ihrer bevorstehenden Heirat hat? Wieso denn das?« Luise sah Heidi zweifelnd an.

Die nickte. »Ich kann es dir net sagen, jedenfalls noch net, später ist’s vielleicht möglich. Ich kann dir nur sagen, daß sie oben in meiner Stube hockt und weint, was die Tränendrüsen hergeben.«

»Ob der Max nebenher eine andere hat?« Luise sprach leise vor sich hin. »Das gibt’s ja schon mal, und ein junges Madel, das bis über beide Ohren verliebt ist, und kurz vor der Hochzeit erfährt, daß ihr Bursch über die Stränge schlägt, das kann dann schon mal die Verzweiflung befallen.«

Heidi nickte. »Was genau der Grund ist, weiß ich noch net. Ich weiß nur, daß es sie arg getroffen haben muß.«

»Was willst denn zubereiten?« Luise zeigte auf das gerade aufsprudelnde Wasser.

»Einen Tee…!«

»Geh mal«, sagte Luise, »ich bring’ euch den Tee. Vielleicht ist’s ja gut, wenn ich hinzukomm’. Daß ich mich mit jungen Madeln versteh’, das weißt du.«

»Ja, ist gut«, erwiderte Heidi, »aber wenn ich dir ein Zeichen geb’, dann gehst aber auch wieder.«

»Ja, ja, ist ja schon recht«, brummelte die Seniorchefin des Bergerhofs, »immer wenn’s interessant zu werden scheint, wird man hinauskomplimentiert.«

Heidi lächelte. »Du tust mir wirklich leid. Du bist überhaupt nicht informiert, was um uns herum geschieht.«

»Mach dich nur lustig über mich«, erwiderte Luise, doch dann mußte sie selbst lachen. »Ist schon recht, ich bring’ den Tee und seh’ mal, wie’s bei euch ausschaut. Aber ich verschwind’ dann bald wieder.«

Heidi ging zurück in ihre Wohnung, wo sie Geli in bedauernswertem Zustand vorfand. Das schmale Mädchen wirkte noch zierlicher als sonst, und als sie Heidi anblickte, sah sie zum Erbarmen aus.

»Die Luise bringt uns den Tee«, sagte diese. »Und wenn du magst, dann erzählst mir jetzt, was passiert ist.«

Geli schluchzte noch ein paarmal, dann fragte sie Heidi nach einem Schnupftuch. Als sie sich ein paarmal geräuschvoll die Nase geputzt hatte, sah sie die Bergerhof-Wirtin an, als wolle sie die um Verzeihung bitten.

»Red’ schon«, forderte die ihre Besucherin noch mal auf, »ist es erst mal herausgesagt, dann erscheint alles schon viel leichter.«

Geli putzte sich noch mal die Nase, dann holte sie ein paarmal tief und stoßweise Luft.

»Ich… ich kann den Max net heiraten«, schluchzte sie schließlich, »ich werd’ narrisch, allein wenn ich dran denk’.«

Wie sehr Heidi erschrak, zeigte sie nicht. »Ist was passiert?« fragte sie in ganz ruhigem Tonfall.

»Ja und nein«, antwortete Geli, die sich nun allmählich beruhigte.

»Was heißt das?«

»Ich kann den Max net heiraten«, antwortete Geli, »weil ich ihn net liebe. Ich hab’ ihn noch nie geliebt, insofern ist nix passiert.«

»Und was ist passiert?« Die Bergerhof-Heidi sah das zierliche Mädchen fragend an.

»Das…«, sie begann wieder zu weinen, »das kann ich dir net sagen…!«

*

Hans Aumüller verließ an jenem Morgen sehr früh das Haus, und als er am Nachmittag zurückkam, hatte er einen wunderschönen Gang über zwei Almen hinter sich, und er fühlte sich rundherum wohl.

»Du«, sagte er zu seinem Vater, als sie am Kaffeetisch saßen, »der Bach herunter von der Lohalm führt nur mehr sehr wenig Wasser.«

Da verzog sein Vater sein Gesicht. »Das passiert jetzt schon den dritten Sommer hintereinander.«

»Was heißt, es passiert?« fragte Hans. »Was ist die Ursache, hast schon mal nachgeforscht?«

Franz Aumüller schüttelte den Kopf.

»Oje, Bub, was gibt’s da nachzuforschen? In den Bergen rundherum verschwindet von einem Tag zum anderen Wasser und taucht dann irgendwo wieder auf. Es gibt derart viele Felsspalten und unterirdische Gänge, das keiner sagen kann, wohin das Wasser verschwindet. Das mußt einfach so hinnehmen.«

»Ich werd’ trotzdem noch mal schauen, ob ich die Ursache finden kann«, erwiderte Hans.

»Wenn’s dir Spaß macht«, sagte sein Vater, dann lehnte er sich zurück und sah seinen Sohn zufrieden an. »Schön, daß du wieder zu Haus’ bist. Hast dir jetzt genug Wind um die Nase wehen lassen?«

Hans lachte. Er kannte seines Vaters Einstellung, daß man zumindest auf Dauer zu Hause am besten aufgehoben sei, schon lange und seines Vaters Versuche, ihn schon im vergangenen Jahr zurück ins Allgäu zu holen, hatte er noch in guter Erinnerung.

»Wind um die Nase kannst gar net genug bekommen«, antwortete er, »das lüftet das eigene Denken, denn anderswo arbeiten s’ anders als zu Hause. Man kann nur lernen.«

»Du hast aber jetzt genug gelernt«, erwiderte sein Vater, »es wird Zeit, daß du das Gelernte hier zu Haus’ anwendest und ganz allmählich den Betrieb übernimmst.«

Franz Aumüller betrieb in dritter Generation zwei Wasserkraftwerke, die vor fünf Jahren vollständig erneuert worden waren. Die Verträge mit den kommunalen Stromerzeugern wegen der Stromeinspeisung ins Netz waren neu abgeschlossen worden, doch gar so glücklich war Aumüller nicht, vor allem, weil zu wenig Wasser zur Verfügung stand, denn seine Kraftwerke wurden durch Wasser angetrieben. Dabei hatte es immer genug Wasser gegeben, erst seit einigen Jahren versiegte vor allem der Wasserstrom von der Lohalm, der immer sehr zuverlässig gewesen war.

Hans wiegelte seinen Kopf. »Ganz so rasch muß es net gehen. Ich würd’ schon erst gern noch ein bissel als, sagen wir mal, beteiligter Zuschauer mitmachen.«

»Gibt’s dafür einen Grund?« Franz Aumüller sah seinen Sohn fragend an.

Der wiegelte seinen Kopf. »Ganz genau könnt’ ich ihn dir nicht nennen. Aber ich würd’ gern erst ein bissel im Umfeld schauen, was los ist.«

»Du hast doch was ganz Bestimmtes im Kopf, oder?«

Hans nickte lächelnd. »Ja, irgendwie schon.«

»Und was?« fragte sein Vater. »Darf ich mal raten?«

»Bitte…!«

»Du möchtest wissen, wohin das Wasser von der Lohalm verschwindet, oder?«

Hans nickte noch einmal. »So ist es. Die Alm gehört uns, ebenso wie der Wald, durch den der Bach ins Tal rauscht. Mir will einfach net in den Kopf, daß plötzlich irgendwo Wasser verschwindet, was Jahrhunderte immer den gleichen Weg von der Alm talwärts geflossen ist.«

»Du hast doch auch schon einen Verdacht?« fragte sein Vater. »Ich seh’s dir an, Bub. Dafür kenn’ ich dich zu gut, auch wenn du in den letzten Jahren immer nur sporadisch zu Haus’ gewesen bist.«

Hans war einunddreißig Jahre alt, hatte eine sportliche Figur, mittelblonde Haare und er hatte Energiewirtschaft mit Schwerpunkt Wasserkraft studiert. Vor vier Jahren hatte er sein Examen abgelegt und in verschiedenen

Energieunternehmen gearbeitet, zuletzt in Österreich, wo viel Energie durch Wasserkraft gewonnen wurde.

»Ja«, bestätigte er, »ich hab’ einen Verdacht.«

»Und welchen?«

»Ich vermut’, daß der Sägemüller uns das Wasser stiehlt.«

»Der Sägemüller?« fragte der Senior, »meinst die Grundnerschen?«

Hans nickte. »Genau die.«

»Und wieso kommst grad’ auf die?«

»Weil sie Wasser ebenso nötig haben wie wir, und weil sie keine eigenen Quellen haben. Die müssen, um ihre Säg’ zu betreiben, an fremdes Wasser.«

»Daran hab’ ich noch gar net gedacht«, murmelte Franz Aumüller.

»Es wär’ gut, wenn du es auch gleich wieder vergessen würdest«, erwiderte sein Sohn.

»Wieso?«

»Weil, wenn was herauskommen würd’ im voraus, dann die von der Säg’ was unternehmen könnten.«

»Was könnten die denn unternehmen?«

»Zum Beispiel das Wasser wieder so regulieren, wie es natürlich läuft.«

»Und du willst denen beweisen, daß sie uns das Wasser stehlen, oder?« Franz sah seinen Sohn fragend an.

Der nickte. »So ist es.«

»Dann kann’s auch zu einer Konfrontation kommen«, mahnte Franz Aumüller.

»Davor fürcht’ ich mich net«, erwiderte sein Sohn.

»Täusch dich mal net in den Grundnerschen«, erwiderte sein Vater. »Die sind rigoros, net umsonst sind sie zu ihrem Vermögen gekommen. Das ging eigentlich über Nacht, keiner hat damals so recht gewußt, wie’s zugegangen ist.«

»Was damals war, da kann ich nix zu sagen«, entgegnete Hans. »Aber was heut’ ist, da kann ich was zu sagen. Und wenn was net in Ordnung ist, dann werd’ ich es ansprechen, egal, ob es dem Onkel oder dem Neffen net paßt…!«

*

Roswitha Tauber war weiß wie die Wand. »Was… was sagst du da?« Mit großen Augen starrte sie ihre Tochter an.

»Ich… ich werd’ die Heirat mit dem Max absagen«, antwortete diese.

»Das… das ist net dein Ernst?«

»Doch«, Geli nickte, »es ist mein voller Ernst.«

»Ja, was ist denn passiert? Es muß doch was passiert sein, kein Madel sagt einfach so die Heirat ab und mit einem Burschen wie dem Grundner-Max schon mal gar net.«

»Doch«, erwiderte Geli, »ich sag sie ab.«

»Ja, warum denn?«

»Weil ich ihn net liebe…!«

»Aber«, Roswitha Tauber lachte erlöst auf, »oje, ich dacht’ schon, es wär’ was passiert. Der Max hätt’ eine andere Freundin, oder was weiß ich?«

»Daß ich ihn net liebe, das ist net so arg, meinst du?« Gelis Stimme hatte einen aufgeregten Klang.

»Jedenfalls ist es nix, was net behoben werden könnt’«, erwiderte ihre Mutter. »Man… man kann einen Mann lieben lernen. Das wirst du auch noch verstehen.«

Geli schüttelte den Kopf. »Du brauchst dir keine Mühe zu geben. Ich wollt’ dir nur Bescheid sagen. Von hier weg fahr’ ich zu Max und seinem Onkel.«

Erst jetzt registrierte ihre Mutter, wie ernst es Geli mit dem war, was sie eben gesagt hatte.

»Das darf net wahr sein«, murmelte sie, »alles, wofür ich all die Jahre gekämpft hab’, wofür ich mich abgeplagt hab’, all das wirfst du aus einer Laune heraus weg.«

»Wenn du mir eben grad’ zugehört hättest«, erwiderte Geli, »dann wär’ dir klar, was du von mir verlangst. Du hast dich für was abgeplagt, und du hast für was gekämpft. Ich hab’ nix damit zu tun, außer, daß du mich benutzt, um deine Träume zu verwirklichen. Wenn dir so viel an dem gelegen ist, was den Grundners gehört, dann kannst du ja den Onkel heiraten. Ich jedenfalls werd’ den Max net zum Mann nehmen.«

Roswitha saß wie aus Stein gehauen da. Sie wollte was sagen, schaffte es jedoch nicht. Irgendwann stand sie auf und verließ die Stube. Ihr Gesicht war kreidebleich.

Ohne sich länger aufzuhalten, brach Geli auf. Sie setzte sich in ihren kleinen Wagen und fuhr hinaus zum Anwesen Ludwig Grundners. Ein klein wenig aufgeregt war sie schon, als sie läutete und die Vroni ihr die Tür öffnete.

»Der Max ist net da«, sagte sie, »der ist schon vor einer Stund’ zum Bergerhof gefahren. Er will wohl was wegen der Hochzeit besprechen. Mei, was wird das ein Fest werden.

»Ist der Onkel da?« wollte Geli daraufhin wissen.

»Der ist da«, antwortete die langjährige Hausmagd der Grundnerschen.

»Dann frag, ob ich ihn sprechen kann«, erwiderte Geli.

Es dauerte einen Moment, bis die Vroni, sie war seit annähernd vierzig Jahren in Grundnerschen Diensten, begriff, um was Geli sie gebeten hatte. Dann nickte sie.

»Du kannst ruhig schon mitkommen«, sagte sie, »ich muß da niemanden anmelden. Jeder, der kommt, ist willkommen.«

Geli folgte der Hausmagd, und nicht viel später stand sie in der alten Bauernstube, die der Onkel ganz nach seinem Geschmack eingerichtet hatte.

»Servus, Madel«, begrüßte der das hübsche Mädchen.

»Hallo…!« Man sah Geli jetzt die Anspannung deutlich an.

»Ist was?« fragte Ludwig Geli dann auch gleich, wobei er Geli nicht aus den Augen ließ.

»Ich… ich muß mit dir reden«, antwortete die.

»Ist was passiert?«

»Ja«, Geli nickte heftig, »es ist was passiert.« Sie war es leid, auf die gleiche Frage immer die gleiche Antwort geben zu müssen.

»Und was?«

»Ich bin zur Vernunft gekommen.«

»Was heißt das?«

»Daß ich den Max net heiraten kann.«

Einen winzigen Augenblick war es ganz still in der Stube, so viel Zeit brauchte der Onkel, um sich auf die neue Situation einzustellen.

»Du kannst den Max net heiraten«, sagte er, »da schau her, das fällt dir ja früh ein.«

»Ja«, Geli nickte, »das ist wahr, ich hätt’ es viel früher sagen müssen.«

»Dann weißt du es also schon länger?«

»Ja«, antwortete Geli, »daß ich ihn net liebe, weiß ich schon von Anfang an.«

»Und warum sagst es erst jetzt?«

Geli überlegte einen Augenblick.

»Vor allem der Mutter wollt’ ich net weh tun«, antwortete sie dann. »Sie hat sich so sehr gewünscht, in die sogenannten besseren Kreise zu kommen. Ihr ist’s verwehrt geblieben und ich… ich mag net. Net, wenn ich mit einem Mann mein Leben verbringen soll, den ich zwar ganz nett find’, den ich aber net liebe.«

Ludwig Grundner sah Geli eine Zeitlang schweigend an, dann huschte ein Lächeln um seine Mundwinkel.

»Es ist gut, daß du noch rechtzeitig gekommen bist«, sagte er, »immerhin seid’s noch net verheiratet und auch sonst ist das Kind noch net in den Brunnen gefallen.« Dann wurde sein Lächeln zu einem Grinsen. »Der Max verliert mehr als du. Er wird’s zwar net so sehen, aber es ist so. Du bist ein außergewöhnliches Madel, das weiß ich jetzt erst so richtig.«

Geli lächelte verlegen. »Wir…«, sie räusperte sich, »wir können ja in Verbindung bleiben, irgendwie.«

Ludwig sah Geli erstaunt an. »Der Max und du?«

Da schüttelte das zierliche Mädchen den Kopf. »Das wird er net wollen. Ich hab’ eher gemeint: du und ich. Ich… ich wär’ jedenfalls froh drum. Du bist ein gescheiter Mensch, und du weißt, wie die Leut’ sind. Vielleicht würd’ ich dich mal gern um Rat fragen. Immerhin ist das Leben ja net so einfach.«

Da nickte Ludwig Grundner zufrieden.

»Ist schon recht, Madel«, sagte er, dann stand er auf und gab Geli zum Abschied die Hand. »Du kannst immer zu mir kommen, vor allem, wenn du mal einen Rat brauchst.« Dann zögerte er. »Eines würd’ ich aber doch gern noch wissen.«

»Und was?«

»Gibt’s einen anderen?« fragte Ludwig Geli, wobei er Geli nicht aus den Augen ließ. »Ich mein’ jetzt, ob es einen anderen Burschen gibt?«

Geli wurde knallrot, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, es gibt keinen anderen.«

»Bist du sicher?«

»Ich hab’ keinen an der Hand«, erwiderte Geli, dann verabschiedete sie sich und war gleich darauf verschwunden.

Ludwig sah ihr nachdenklich hinterher. »Daß es keinen Neuen gibt, mag ja sein«, brummelte er dabei. »Jedenfalls net, daß du schon mit ihm einig wärst. Aber im Kopf hast einen, da bin ich mir sicher…!«

*

Max war zuerst geschockt, als sein Onkel ihm sagte, daß Geli

dagewesen sei, um die Hoch-

zeit abzusagen. Dann schrie er herum, schließlich war er enttäuscht.

»Sie hat einen anderen«, sagte er nach einer Weile, »da bin ich ganz sicher. Sie hat einen anderen. Einfach so sagt kein Madel eine Hochzeit drei Wochen vorher ab. Einfach so net.«

»Sie sagt, daß sie keinen anderen hat«, erwiderte ihr Onkel, »und ich glaube ihr.«

»Du bist immer auf ihrer Seite gestanden«, Max’ Stimme klang wieder lauter als vorher.

Da schüttelte sein Onkel den Kopf. »Schmarrn. Wenn ein Bursch ein Madel wie die Geli an der Angel hat, ich drück’ das mal wenig prosaisch aus, dann muß er vielleicht ein bissel mehr tun als du getan hast, um sie zu behalten. Sie hat gesagt, daß sie dich net liebt und daß das der einzige Grund ist, warum sie die Hochzeit abgesagt hat.«

Max ging in der Stube auf und ab, schließlich blieb er vor seinem Onkel stehen.

»Wenn es einen anderen gibt«, sagte er, »dann gibt’s Ärger. Dem Kerl hau’ ich eine rein. Der…!«

»Jetzt mach mal halblang«, erwiderte sein Onkel. »Du kannst keinem Burschen übelnehmen, wenn er ein Madel wie die Geli nett findet. Und wenn man sich verliebt, dann ist das ein Naturgesetz, da machst gar nix dran.«

»Dann soll ich ihn einfach so davonkommen lassen?« Max schüttelte vehement den Kopf.

»Wen…?«

»Den… den anderen«, schrie Max, »den, der die Geli mir weggenommen hat und…!«

Sein Onkel winkte ab. »Hör auf herumzulamentieren. Die Geli hat net dir gehört, kein Mensch gehört einem anderen. Wenn man wen liebt, dann bleibt man beisammen, und wenn man wen net liebt, dann… Herrschaftseiten, ich weiß, daß es schwer ist, aber dann geht man halt auseinander. So einfach ist das. Sei froh, daß ihr noch net verheiratet seid. Daß die Geli ehrlich ist, das siehst du dran, daß sie net gewartet hat, bis du sie geheiratet hattest, um dann gleich wieder das Weite zu suchen.«

»Wieso? Was wär’ denn da dran anders gewesen?«

»Daß du noch net unterhaltspflichtig und dergleichen bist«, antwortete sein Onkel. »Ich kenn’ welche, die waren einen Monat verheiratet, und ab da muß er zahlen. Daß ihm übel wird, so zahlt er. Und sie lebt längst mit einem anderen zusammen. Wenn auch net offiziell und in zwei Wohnungen, aber faktisch schon.«

»Da soll ich mich wohl auch noch bedanken, oder?« Max machte einen überaus ärgerlichen Gesichtsausdruck.

»Nein, sicher net«, erwiderte Ludwig Grundner, »aber dir die Seiten heraussuchen, die dich net nur verzweifeln lassen. Außerdem gibt’s auch noch andere hübsche Madeln im Allgäu.«

Max lachte kurz auf. »Du bist mir eine große Hilfe.«

»Genau das versuch’ ich«, erwiderte sein Onkel, »nämlich dir zu helfen. Den Druck von dir zu nehmen, wenn du verstehst, was ich mein’.«

Max wollte nicht verstehen, vielleicht konnte er auch nicht, jedenfalls ging er hinauf in sein Zimmer, ohne dem Onkel eine »Gute Nacht« gewünscht zu haben, was bisher noch nicht vorgekommen war.

Max hockte eine Stunde in seinem Zimmer, brütete vor sich hin und wurde immer wütender. Schließlich ging er wieder nach unten, setzte sich in seinen Wagen und fuhr davon.

»Jetzt wird er sich die Birne vollknallen«, brummelte der Onkel vor sich hin, »da ist er net anders, als ich früher gewesen bin.«

Max wollte zuerst zu Geli fahren, doch dann tat er es nicht und fuhr erneut in den Bergerhof. Da hatte er den ganzen Nachmittag mit seinen Spezln gesessen und herumgealbert.

»Du«, sagte Luise zu Heidi, »der Grundner-Max ist schon

wieder da. Heut’ nachmittag hat er noch nix gewußt, das war ganz offensichtlich, so wie er jetzt dreinschaut, weiß er es inzwischen.«

»Oh, oh…!« Heidi zog die Augenbrauen nach oben. »Wer ist denn bei ihm? Hoffentlich gibt es keinen Ärger.«

»Eben war er allein«, erwiderte Luise.

Heimat-Heidi 30 – Heimatroman

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