Читать книгу Schamlippenkorrektur & Co. - Intimchirurgie für die Frau - Stephan Günther - Страница 3
ОглавлениеI. Grundlagen
Begriffsklärung
Schamhügel wird auch Schamberg, Venushügel oder Venusberg genannt (in der medizinischen Fachsprache mons pubis oder mons veneris ). Diese leichte Erhebung über dem Schambeinknochen besteht aus subkutanem Fettgewebe, also einer Fettschicht in der Unterhaut. Der Schamhügel beginnt dort, wo die äußeren Schamlippen vorne zusammenlaufen und endet ungefähr auf Höhe der Schamhaargrenze. Er ist mit Schamhaaren bedeckt – oder wäre es, wenn er nicht rasiert würde.
Vagina wird auch Scheide genannt. Sie ist schlauchförmig und verbindet den außen liegenden Scheidenvorhof mit dem Muttermund der Gebärmutter. Die Vagina nimmt den Penis während des Geschlechtsverkehrs auf und ist Teil des Geburtskanals.
Äußere Schamlippen Die äußeren Labien ( labia majora pudendi ; von labium = Lippe und pudendi = Scham) verlaufen vom Schamhügel bis zum Damm. Sie sind mit Schamhaaren bewachsen und enthalten Fettgewebe. Beide große Schamlippen bilden dort, wo sie in der Mitte zusammenstoßen, die Schamspalte ( rima pudendi ); die obere Vereinigungsstelle heißt vordere Kommissur ( commissura labiorum anterior ), die in Richtung Damm hintere Kommissur ( commissura labiorum posterior ). Die äußeren Schamlippen verdecken und schützen damit Klitoris, Harnröhrenöffnung und Scheideneingang.
Klitoris oder Kitzler( Clitoris ) ist ein komplexes System aus Nerven und Schwellkörpern, bedeckt von einem Hautmantel. Die Klitoris selbst besteht aus zwei in der Tiefe liegenden V-förmigen Schenkeln, die an der Spitze zusammentreffen und dort das Klitorisköpfchen ( caput clitoridis ) bilden. Das Klitorisköpfchen tritt am vorderen Ende der inneren Schamlippen an die Oberfläche und wird dort von der Klitorisvorhaut bedeckt.
Vulva bezeichnet den ganzen bereich von Schamhügel, Schamlippen, Klitoris und Scheidenvorhof.
Scheidenvorhof bzw. Scheideneingang. Von hier aus führ die Vagina zur Gebärmutter und die Harnröhre zur Blase.
Innere Schamlippen ( labia minora pudendi ) sind zwei Falten aus Schleimhautgewebe. Gelegentlich sind sie an der Außenseite stark pigmentiert, sind aber nicht mit Schamhaaren bewachsen. Sie begrenzen den Scheidenvorhof und treffen oben an der Klitoris zusammen, wo sie in Klitorishäutchen und Klitoriszügel übergehen.
Hymen oder Jungfernhäutchen ist eine dünne Schleimhautfalte, die die Vaginalöffnung umrahmt. Je nachdem, welche Form das Hymen hat und wie dehnbar es ist, kann es beim ersten Geschlechtsverkehr einreißen und bluten – muss das aber nicht.
Studien
„ Trends und Exemplarisches erkennen, Zufälliges und Flüchtiges verdrängen – das kann und sollte die Statistik leisten. “ (Tyll Necker (1930-2001), dt. Unternehmer, 1987-90 u. 1992-94 Präs. Bundesverband d. Dt. Industrie)
Wissenschaftliche Studien zum weiblichen Intimbereich
Eine amerikanische Studie ( Crouch, BJOG 2011, 118: 1507-1510) fragte Frauen, die eine Schamlippenkorrektur vornehmen lassen wollten, nach ihren Beweggründen:
Beweggründe für eine Schamlippenkorrektur:
78 % besser aussehen
57 % Schmerzen / andere körperliche Probleme
21 % unangenehm beim Sex
15 % Probleme bei bestimmter Kleidung
15 % Probleme beim Radfahren bzw. Sport
Wie sollte der weibliche Intimbereich aussehen, dass er als schön empfunden wird? Der Jahreskongress 2010 der ISCGYN (International Society of Cosmetogynecology, Las Vegas, Sept. 2010) stellte hierzu eine weitere Studie vor. Hierbei waren Männer und Frauen unabhängig voneinander befragt worden, was ihnen am weiblichen Intimbereich gefällt:
Was ist attraktiv?
Die hierzu befragten Frauen beschrieben hierbei ihren Intimbereich aus stehender Sicht, also von oben betrachtet bzw. vor dem Spiegel stehend. Sie fanden hierbei eine komplette Rasur sehr attraktiv. Innere Schamlippen und Klitorishäutchen sollten überhaupt nicht zu sehen sein.
Die Männer dagegen beschrieben den Intimbereich der Frau eher in liegender Perspektive. Sie fanden dabei etwas sichtbare innere Schamlippen und Klitorishäutchen eher sexy. Außerdem bevorzugten sie etwas Intimbehaarung, in erster Linie den sog. „Landing-Strip“.
Die Deutsche Gesellschaft für Intimchirurgie und Genitalästhetik e.V. (DGintim) veröffentlichte im Juli 2014 die Ergebnisse einer weiteren Umfrage (www.dgintim.de/?p=1858). Ziel war hierbei herauszufinden, was von Frauen als „normal“ empfunden wird, welche Bandbreite es in der Anatomie des äußeren weiblichen Genitalbereichs gibt und wie die Frauen das Aussehen des Intimbereichs beurteilen. Dabei waren die Teilnehmerinnen Schamlippenkorrekturen gegenüber nicht grundsätzlich positiv eingestellt; der überwiegende Teil der Frauen (52 %) lehnte eine Schamlippenkorrektur für sich dabei ab.
Intimbehaarung
Der erste Fragenkomplex drehte sich um die Intimbehaarung. Ein erstaunlich eindeutiger Trend: Über 98 % der Teilnehmerinnen enthaaren ihren Intimbereich regelmäßig. Dabei liegt die Rasur mit 77,5 % als beliebteste Enthaarungstechnik weit vorn. Waxing (mit 4 %) oder auch die Kombination von Rasur und Waxing (18,6 %) liegen in der Beliebtheit deutlich dahinter.
Auch bei der beliebtesten "Frisur" gibt es einen Spitzenreiter: "Brazilian", also das komplette Entfernen der Intimbehaarung, ist mit 70,2 % ungeschlagener Sieger, gefolgt von "Landing-Strip" (dem Stehenlassen eines schmalen Haarstreifens) und der "Bikini"-Enthaarung (Entfernung nur der Haare außerhalb des slipbedeckten Bereichs).
Intimrasur ist nach den Umfrageergebnissen nicht nur Trend bei den jüngeren Frauen (immerhin nahmen an der Umfrage Frauen im Alter von 16 bis 64 teil): Diejenigen Frauen, die "keine Enthaarung" ankreuzten, waren 16 bzw. 26 Jahre alt.
Der nächste Fragenkomplex drehte sich um das Aussehen des Intimbereichs. Hier wurde zunächst nach der Zufriedenheit der Teilnehmerinnen gefragt:
Wie finden Sie Ihren Intimbereich?
15,4 % schön
25 % okay
26 % nicht so schön
23,1 % häßlich
10,5 % ist mir egal / habe darüber noch nie nachgedacht
Die Teilnehmerinnen sollten sich anschließend stehend im Spiegel betrachten und das Aussehen von Klitorishäutchen und inneren Schamlippen beschreiben:
Sichtbarkeit der inneren Schamlippen (im Stehen):
32,7 % vollständig von den äußeren Schamlippen bedeckt
20,4 % ragen bis 0,5 cm hervor
29,3 % ragen bis 2 cm hervor
17,6 % ragen mehr als 2 cm zwischen den äußeren SL hervor
Sichtbarkeit des Klitorishäutchens (im Stehen):
38,2 % gar nicht zu sehen
29,4 % als schmaler Streifen sichtbar
32,4 % quillt deutlich hervor
Von den Frauen mit deutlich hervorquellender Klitorishaut empfanden 33% ihren Intimbereich als "nicht so schön", 49 % sogar als "häßlich". Aus dieser Gruppe dachten 52 % bereits über eine operative Korrektur nach.
Ähnliches zeigte sich bei den Frauen, bei denen die inneren Schamlippen zwischen den äußeren Schamlippen herausragten: Bei einer sichtbaren Länge von mehr als 2 cm empfanden 22% dies als "nicht so schön", 61% als "häßlich". 50 % dieser Frauen dachten über eine Korrektur nach.
Deutlich zufriedener waren hingegen die Frauen, bei denen die inneren Schamlippen nicht zwischen den äußeren zu sehen waren und deren Klitorishaut von vorne nicht bzw. nur als schmaler Streifen zu sehen war: 32% empfanden das Aussehen ihres Intimbereichs als schön, weitere 58% als okay bzw. normal. In dieser Frauengruppe gab es folgerichtig kaum den Wunsch nach einer korrigierenden Operation: 90,3 % gaben an, nicht an einen solchen Eingriff zu denken.
Qualifikation der Ärzte
Auch die Qualifikation der Ärzte, die Schamlippenkorrekturen durchführen, scheint den Umfrageteilnehmerinnen wichtig zu sein: Gut 93 % der Frauen waren der Meinung, dass Ärzte, die Intim-OPs durchfuhren, eine besondere Qualifikation oder Ausbildung dafür nachweisen müssten.
„Rate dreimal hintereinander richtig und du wirst den Ruf eines Experten haben.“ (Laurence Johnston Peter (1919-90), amerik. Managementberater)
„Schönheitschirurg“ – Streifzug durch das Dickicht zwischen Qualifikation und Werbeslogans
Wie Sie bei Ihren eigenen Recherchen sicher schon bemerkt haben, lesen sich viele Webseiten mit ihren verlockenden Marketing-Versprechungen ganz toll. Die Frage ist immer, was wirklich dahinter steckt. Deshalb hier einige Erläuterungen, um nicht in jede Werbefalle zu tappen:
Gerade in der Schönheitschirurgie tummeln sich zahllose "Experten" und "Spezialisten", die sich mit allerlei wohlklingenden Titeln auf die Jagd nach Patienten begeben. Da werden Doktor- oder Professor-Titel gekauft, um kompetenter zu wirken, und offiziell klingende Titel wie "Experte für Intimchirurgie" oder "Facharzt für Schönheitschirurgie" erfunden, um Ihnen eine überragende Kompetenz vorzugaukeln. Wichtig zu wissen ist Folgendes:
1. Ob ein Arzt Professor ist oder nicht, sagt grundsätzlich nichts über seine Fähigkeiten als Operateur aus. Einen Professor-Titel bekommt man (sofern er nicht im Ausland gekauft ist), wenn man von einer Universität den Auftrag bekommt, Studenten zu unterrichten. Der Titel basiert also eher auf der Fähigkeit zu unterrichten oder wissenschaftlich zu arbeiten, ist aber kein Nachweis für Erfahrung im OP. Ein Professortitel hilft Ihnen bei Ihrer Entscheidung für oder gegen einen Arzt also relativ wenig.
2. Es gibt keinen "Facharzt für Schönheitschirurgie", auch keinen "Facharzt für Intimchirurgie" oder dergleichen. Das sind selbsterfundene Titel, so kann sich jeder nennen! Dagegen gibt es offizielle, von der Ärztekammer verliehene Titel, die auch geschützt sind und die man als Arzt nur über eine fünf- bis sechsjährige Facharztausbildung erwerben kann. Für intimchirurgische Eingriffe relevant sind hier der
- Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe ("Frauenarzt") und der
- Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie.
Wir haben im Internet auch schon Orthopäden und sogar Psychiater (!) entdeckt, die Schamlippenkorrekturen anbieten. Ein Blick auf die Facharztqualifikation kann also nicht schaden.
3. Ein "Spezialist" oder "Experte" zu sein ist kein offizieller Titel. Meist nennen sich Ärzte selbst so oder werden von der dafür engagierten Marketingfirma als solche positioniert. Wer sich selbst so nennt, hat es vermutlich nötig, ist es aber möglicherweise nicht. Glaubwürdig wird die ganze Geschichte eigentlich nur, wenn man zahlreiche weitere Quellen findet, in denen der Arzt entweder selbst zu dem Fachgebiet schreibt oder über ihn geschrieben wird.
Es gibt einige Arztbewertungsportale, in denen Patientinnen die Leistungen ihres Arztes bewerten können und damit hilfreiche Hinweise liefern. Zu 100 % vertrauen sollte man aber auch hierauf nicht: Zum einen werden unliebsame Negativ-Eintrage oftmals gelöscht. Zum anderen wird oft nicht geprüft, ob hinter den positiven Einträgen tatsachlich ein realer Patient steht oder solche Eintrage nicht gefaked sind.
Objektiver bzw. besser vor Fake-Usern geschützt sind oftmals die Patientenforen, bei denen sich die User erst beim Forumsbetreiber anmelden und authentifizieren müssen, und dann oft auch Fotos in geschützte Galerien eingestellt werden. Mittlerweile berichten hier schon einige Frauen, die bereits eine Intim-OP hinter sich haben, über ihre Erfahrung und natürlich auch über ihre guten oder weniger guten Ergebnisse. In solchen Patientenforen zu recherchieren lohnt sich also meistens.
Übrigens: Es ist völlig falsch zu glauben, dass Arzte, die man häufig im Fernsehen sieht, die besten Ärzte sind. Die auch in der Ärzteschaft anerkannten Experten sieht man eigentlich fast
nie im TV...