Revolution in Russland
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Stephen Smith. Revolution in Russland
Revolution in Russland
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INHALT
EINLEITUNG
1. DIE WURZELN DER REVOLUTION: VON DEN 1880er JAHREN BIS 1905
Autokratie und Orthodoxie
Volkstümliche Religion
Landwirtschaft und Bauerntum
Industriekapitalismus
Politische Angriffe auf die Autokratie
Die Revolution von 1905
2. VON DER REFORMZEIT ZUM KRIEG, 1906–1917
Reformaussichten
Am Vorabend des Krieges
Der Erste Weltkrieg
Politik und Wirtschaft
3. VON FEBRUAR BIS OKTOBER 1917
Doppelherrschaft
Lenin und die Bolschewiki
Was die Soldaten und Arbeiter anstrebten
Die Provisorische Regierung in der Krise
Revolution auf dem Lande
Die nationalistische Herausforderung
Klasse, Nation und Geschlecht
Politische Polarisierung
Oktober 1917: Die Machtergreifung
4. BÜRGERKRIEG UND SIEG DER BOLSCHEWIKI
Die Expansion der Sowjets
Bürgerkrieg
Nationale Selbstbestimmung und die Wiederherstellung des Imperiums
Gewalt und Terror
Die Unterdrückung der sozialistischen Opposition
Die Einparteiendiktatur in Aktion
5. KRIEGSKOMMUNISMUS
Die Mobilisierung der Industrie
Die Nahrungsmitteldiktatur
Der Kriegskommunismus in der Krise
Die gesellschaftliche Unordnung
Der Kampf gegen die Kirche
Arbeiterunruhen
Bauernkriege
Der Aufstand von Kronstadt
6. DIE NEUE ÖKONOMISCHE POLITIK (I): POLITIK UND WIRTSCHAFT
Die NÖP und die Landwirtschaft
Die NÖP und die Industrie
Die NÖP und die Arbeitsverhältnisse
Der innerparteiliche Kampf
Der Staat der Partei
Recht und Gesetz
Die Regierung auf dem Land
Außenpolitik und Revolutionsförderung
Der Aufbau der Nationen
Die Grenzen der NÖP
7. DIE NEUE ÖKONOMISCHE POLITIK (II): GESELLSCHAFT UND KULTUR
Die Wiederherstellung sozialer Ordnung
Ein Wohlfahrtsstaat wird entworfen
Die Künste und die Utopie
Familiäre und Geschlechterverhältnisse
Die Jugend: eine unsichere Avantgarde
Propaganda und Volkskultur
Die kulturelle Revolution
Der Angriff auf die Religion
Epilog: Die „große Wende“ 1928—1931
SCHLUSSBETRACHTUNG
Anmerkungen. Einleitung
1. Die Wurzeln der Revolution: von den 1880er Jahren bis 1905
2. Von der Reformzeit zum Krieg, 1906–1917
3. Von Februar bis Oktober 1917
4. Bürgerkrieg und bolschewistische Macht
5. Kriegskommunismus
6. Die Neue Ökonomische Politik (I): Politik und Wirtschaft
7. Die Neue Ökonomische Politik (II): Gesellschaft und Kultur
Schlussbetrachtung
DANKSAGUNG
Register
Bildnachweis
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Matrosen demonstrieren 1917 in Petrograd. Russisches Staatliches Archiv für Film- und Fotodokumente, Krasnogorsk
Das Zarenreich in der Krise 1890–1928
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Die Verbindung zwischen Industrialisierung und Urbanisierung war nicht so eng wie in anderen Ländern, weil insbesondere die Textilunternehmer wegen billiger Arbeitskräfte ihre Fabriken aufs Land verlagerten. Dennoch waren Industrie und vor allem Handel ein entscheidender Faktor für das schnelle Wachstum der russischen Städte: Zwischen 1897 und 1917 verdoppelte sich die Stadtbevölkerung auf 25,8 Millionen (immer noch nicht ganz ein Fünftel der Gesamtbevölkerung). 1913 gab es 100 Städte mit über 50.000 und mehr als 20 mit über 100.000 Einwohnern.87 1914 war St. Petersburg mit 2,2 Millionen Einwohnern die achtgrößte Stadt der Welt, während Moskau 1,6 Millionen Einwohner hatte. Neuerdings haben Historiker das von Anton Tschechow inspirierte Bild der Provinzstädte als kultureller Wüsten, aus denen die Gebildeten unbedingt fliehen wollten, in Frage gestellt. Viele Provinzhauptstädte konnten sich einer Schicht von Gebildeten rühmen, die mit einigem Stolz Naturgeschichte und Ethnographie ihrer Region aufzeichneten sowie Schulen, Museen, Bibliotheken und Theater errichteten und die lokale Presse entwickelten.88
Der zahlenmäßige Anstieg der Stadtbevölkerung war vorwiegend auf die Zuwanderung vom Lande zurückzuführen, wobei diese häufig saisonalen Charakter besaß, denn zur Erntezeit kehrten die Bauern aufs Land zurück. Im Jahr 1900 waren 69 Prozent der Bevölkerung von St. Petersburg nicht in der Stadt geboren. Das schnelle Wachstum der Stadtbevölkerung hatte verabscheuungswürdige Wohn- und Lebensbedingungen zur Folge: Im Durchschnitt bewohnten 3,2 Personen eine Einzimmerwohnung und 3,4 Personen mussten in Kellerräumen hausen – doppelt so viele wie in Berlin, Wien oder Paris.89 St. Petersburg genoss den zweifelhaften Ruf, die in sanitärer Hinsicht unsauberste Hauptstadt Europas zu sein: 1910 starben über 100.000 Menschen an der Cholera, und 1920 besaßen 42 Prozent der Wohnungen keine Anschlüsse für Trinkwasser und Brauchwasser.90 Das schnelle Wachstum nahm die Stadtverwaltungen in die Pflicht; sie mussten für Wasseranschlüsse, Straßenbeleuchtung, Transportmöglichkeiten, Schulen und Krankenhäuser sorgen, doch war die Qualität dieser Dienstleistungen oft erbärmlich. Das lag am mangelhaften Steueraufkommen, aber auch an der oftmals beachtlichen Inkompetenz der städtischen Behörden. Moskau bildete da eine Ausnahme: Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte die Stadtduma für die Installation von 20 Kilometern Straßen mit elektrischer Beleuchtung, einer funktionierenden Kanalisation, einem Straßenbahnnetz und einem kostenlosen Gesundheitssystem gesorgt. Die Armen mit grundlegenden medizinischen und anderen sozialen Dienstleistungen zu versorgen, blieb zumeist karitativen Organisationen überlassen.
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