Читать книгу Bremen MM-City - mit Bremerhaven Reiseführer Michael Müller Verlag - Sven Bremer - Страница 9

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Wege durch Bremen

Im Zentrum

Tour 1

Eine gewisse Zurückhaltung gilt als hanseatische Tugend. Geht es um ihre „gute Stube“, dann legen die Bremer diese Zurückhaltung schon mal ab und behaupten selbstbewusst, ihr Marktplatz mit Roland und Welterbe-Rathaus sei der schönste in ganz Deutschland.

Roland, mehr als 600 Jahre altes Symbol der Freiheit

Rathaus, Perle der Weserrenaissance und UNESCO-Weltkulturerbe

Stadtmusikanten, Bremer Wahrzeichen, obwohl Esel, Hund, Katze und Hahn nie in Bremen angekommen sind

Bleikeller im Dom, gruselige Gruft mit mumifizierten Leichen


Rathaus, Roland & Stadtmusikanten

Rund um den Marktplatz

Der Marktplatz ist unbestritten das Zentrum Bremens, die „gute Stube“ ihrer Stadt, wie die Bremer zu sagen pflegen. Hier steht der Roland, seit 2004 gemeinsam mit dem Rathaus von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Vis-à-vis findet man den Schütting, einst als Gildehaus der Bremer Kaufmannschaft errichtet, und an der Südostseite tagt das Landesparlament im 1966 errichteten Haus der Bürgerschaft. Etwas abseits des eigentlichen Marktplatzes ragt der St.-Petri-Dom knapp hundert Meter in den Himmel. Etwas versteckt hinter dem Eingang zum Ratskeller steht die Plastik der weltberühmten Bremer Stadtmusikanten.

Treffpunkt auch vieler Bremer bei ihren Verabredungen in der Innenstadt ist der Roland. Von hier aus hat man fast alle Sehenswürdigkeiten am historischen Marktplatz im Blick. In welcher Reihenfolge man sie besichtigt, ist jedem Besucher selbst überlassen. Unmittelbar an den Marktplatz schließt der Domshof mit dem St.-Petri-Dom an.

Spaziergang

Symbol für Freiheit und Bürgerrechte

Bremer Roland

Seit nun mehr als 600 Jahren steht er auf dem Bremer Marktplatz unweit des Rathauses - der Bremer Roland. Stolz und gleichzeitig freundlich schaut er in die Welt, dieser aparte junge Rittersmann mit seiner Langhaarfrisur, die im Jahr 1404 ganz offensichtlich modern war. Den Bremern war und ist er geradezu heilig, wobei der Begriff „heilig“ eher in die Irre führt. Der Bremer Roland symbolisiert seit jeher die Freiheit und die Rechte der Bürger. Mit der Errichtung der Roland-Statue setzten sie ein Zeichen gegen die alleinige Macht der Kirchenfürsten, die vor kaum etwas zurückschreckten. Erzbischof Albert II. jedenfalls ließ rund fünfzig Jahre vor dem Bau des bis heute erhaltenen steinernen Rolands dessen hölzernen Vorgänger von seinen Schergen umstoßen und abbrennen.

Errichtet wurde der Bremer Roland zeitlich noch vor dem Rathaus. Er war nicht der Einzige; im Mittelalter schmückten viele Roland-Statuen die Marktplätze vor allem nord-ostdeutscher Städte. Und kopiert wurde der Bremer Roland später auch gerne. Einer ziert eine Kirche im New Yorker Stadtteil Brooklyn, einer die ecuadorianische Hauptstadt Quito und einer erfreut die Besucher eines Freizeitparks in Japan. In Brasilien wurde gar eine Stadt namens Rolândia gegründet; ihr spendeten Bremer Kaufleute Ende der 1950er-Jahre eine Roland-Statue.

Der Bremer Roland ist jedoch nicht nur das Original, er ist auch der größte. 5,47 m misst die aus einem besonderen Kalkstein gehauene Statue, die auf einem 60 cm hohen Podest thront. Gestützt wird der edle Rittersmann von einem Pfeiler, den ein gotisch anmutender Baldachin krönt, sodass das Denkmal insgesamt auf eine Höhe von etwas über zehn Metern kommt. 170 Bremer Mark, damals eine stolze Summe, bekamen die Steinmetze Claws Zeelleyher und Jacob Olde einst von den Kaufleuten für ihre Arbeit. Den Bremern ist er seitdem viel mehr wert. Weil sie natürlich ganz besonders in Kriegszeiten darum fürchteten, hatten sie ihrem Roland während des Zweiten Weltkriegs eigens einen maßgeschneiderten Bunker verpasst und mauerten ihn rundherum ein. Seit 1973 steht er unter Denkmalschutz, 2004 wurde er, gemeinsam mit dem Rathaus, in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.

Das Schwert des Rolands steht weniger für seine Kampfeslust, als für die Gerichtsbarkeit; seine Handschuhe für das freie Marktrecht Bremens, was sich dadurch erklärt, dass der Kaiser den Städten im Mittelalter symbolisch einen Handschuh überreichte, wenn er ihnen das Marktrecht erteilte. Das kaiserliche Wappen mit dem doppelköpfigen Adler auf seinem Schild verdankt der Bremer Roland allerdings den dreist, aber von den Bremer Bürgersleuten offensichtlich gut gefälschten kaiserlichen Urkunden.

„Vvryheit do ik ju openbar“ verkündet die Inschrift auf dem goldverzierten Schild.

Umschrift auf dem Schild des Rolands:

Vryheit do ik yu openbar

de karl und mennich vorst vorwar

desser stede ghegheven hat,

des dankt gode is min radt.

Auf Hochdeutsch:

Freiheit verkündige ich euch

die Karl und mancher andere Fürst, fürwahr,

dieser Stadt gegeben hat.

Dafür dankt Gott, dies ist mein Rat.

Dass der Roland so spitze Knie hat, soll einen ganz und gar banalen Grund haben: Das Maß zwischen den beiden Knien beträgt eine sogenannte Bremer Elle (ca. 55 cm) und soll den Händlern als Maßstab gedient haben. Eindeutig mehr gerätselt bzw. gestritten wurde über die Bedeutung der Figur zu seinen Füßen: Bis heute hält sich die Sage, dass es sich dabei um jenen Krüppel handelt, der anno 1032 ein Areal umrundete, das der Stadt schließlich von der Gräfin Emma geschenkt wurde und heute den Bürgerpark bildet.

Dass der Roland immer noch den Bremer Marktplatz ziert, ist übrigens auch der Gutgläubigkeit Napoleons zu verdanken. Der französische Kaiser wollte die Statue während der Besatzung zu Beginn des 19. Jh. eigentlich in den Louvre nach Paris bringen lassen. Doch die cleveren Bremer redeten es ihm aus: Der Roland sei künstlerisch von viel zu geringem Wert - und so blieb er auf dem Marktplatz stehen in seiner ganzen Pracht - was nicht ganz richtig ist. Denn der originale Kopf wird seit 1983 im Focke-Museum ausgestellt, der Roland auf dem Marktplatz erhielt eine Kopie.

Bis heute ist der Roland das Wahrzeichen der Stadt und der Sage nach bleibt Bremen so lange eine freie Stadt, wie er auf dem Marktplatz steht. Sicherlich auch deshalb hängen ihm die Bremer zur Zeit des Freimarktes liebevoll ein großes Lebkuchenherz um und schmücken ihn mit bunten Luftballons. Und alljährlich an seinem Geburtstag, dem 5. November, bekommt der steinerne Geselle einen bunten Strauß Blumen geschenkt.

Perle der Weserrenaissance

Rathaus

Der Roland stand bereits auf dem Marktplatz, da begannen 1405 die Bauarbeiten am Bremer Rathaus, die bis 1409 andauerten. Der zunächst im spätgotischen Stil errichtete Bau war - wie der Roland - als ein Zeichen des Bürgertums an die Kirche zu deuten: „Schaut her, ihr klerikalen Herrscher, das Bürgertum ist auf dem Vormarsch.“ Ausgedrückt wurde das neue Selbstbewusstsein insbesondere durch die überlebensgroßen Figuren an der Südseite, die den Kaiser und seine sieben Kurfürsten darstellten. Nur einen hatten die Auftraggeber dort nicht verewigen lassen - den damaligen Landesherren, den Erzbischof von Bremen.

Die Bremer Bürger bauten ihr Rathaus direkt an die Grenze des damaligen Dombezirks, genau neben den Palast des Erzbischofs und provozierten den damaligen Machthaber zudem damit, dass das Rathaus in seinen Abmessungen größer war als der Bischofspalast. Das in seiner Grundfläche rund 40 m mal 16 m große Gebäude erhielt bereits den Ratskeller, eine Untere Halle für das Marktvolk sowie eine Obere Rathaushalle, Versammlungsort und Repräsentationsraum für den Rat der Stadt. Ziemlich genau zweihundert Jahre später wurde die zum Markt gewandte Seite umfassend verändert, während die beiden schmalen Seiten an der Nordwest- und an der Südostfront des Gebäudes weitgehend erhalten blieben. Insofern darf man durchaus behaupten, dass das Bremer Rathaus das einzige europäische Rathaus des Spätmittelalters ist, das nie zerstört wurde.

Inspiriert für die Neugestaltung Ende des 16. Jh. wurden die Bremer Bürger durch die prächtigen Bauten in den reichen Bürgerstädten Flanderns, in Gent, Brügge oder Antwerpen - und sie kopierten sie dennoch nicht. Der Rat beauftragte den Architekten Lüder von Bentheim mit der Neugestaltung der Fassade. Dieser hatte in den Jahren zuvor bereits mehrere Bauten in der Stadt im Stil der Weserrenaissance errichtet. So wie von Bentheim es damals plante und realisierte, präsentiert sich das Bremer Rathaus weitgehend auch heute noch. Die Bremer sagen, dass es das schönste Rathaus in ganz Deutschland sei. Der ehemalige Leiter der Bremer Kunsthalle, Emil Waldmann, nannte es „eines der großartigsten Denkmale genialer Stilverschmelzung“. Und etwas muss schon dran sein, denn sonst hätte die UNESCO den Bau 2004 nicht als Weltkulturerbe ausgezeichnet.


Bremens gute Stube: Rathaus, Dom und Haus der Bürgerschaft

Die Umgestaltung des Bremer Rathauses, die 1608 begann, wurde das Lebenswerk von Bentheims, der im Jahr der Fertigstellung 1613 starb. Und es wurde definitiv geklotzt und nicht gekleckert. Der komplette Mittelteil der Fassade wurde abgerissen und durch einen gläsernen Erker ersetzt, der von einem prächtigen Renaissancegiebel gekrönt wird. Die gotischen Spitzbogenfenster mussten eckigen Fenstern weichen. Die Pracht des Gebäudes drückt sich jedoch vor allem in dem reichhaltigen Fassadenschmuck aus, ein wahres Meisterwerk der Bildhauerkunst. Immer noch sind nicht alle Figuren und Symbole entschlüsselt, immer noch zerbrechen sich Kunsthistoriker ihre Köpfe darüber, was die Baumeister und Künstler aus dem beginnenden 17. Jh. ausdrücken wollten.

Über jedem der Arkadenbögen - in den sogenannten Zwickeln - tummeln sich Frauenfiguren, teilweise nur leicht bekleidet, teilweise wie der liebe Gott sie schuf. Engel und Fabeltiere bevölkern die Arkaden, auf den darüber liegenden Friesen findet man Darstellungen der Sternzeichen, der Schwächen und Tugenden der Menschheit, aber durchaus auch Politisches. Auf einem der Friese außerhalb der sogenannten Mittelrisaltis hockt ein Mann rittlings auf einem anderen. Er drückt ihn zu Boden, entwendet seinem Widersacher das Schwert. Schaut man genauer hin, erkennt man in dem Opfer den Papst, dessen Stab in seinem eigenen Hintern steckt. Einmal mehr drückt sich in der Darstellung - erschaffen rund hundert Jahre nach der Reformation - das Aufbegehren gegen die Allmacht der katholischen Kirche aus.

Die meisten Betrachter, die versuchen, die ungeheure Fülle der Figuren zu erfassen, verrenken sich im Bereich des zweiten Arkadenbogens (von links aus betrachtet) den Hals. Sie sind auf der Suche nach der Gluckhenne, die irgendwo an der Rathausfassade gemeinsam mit ihren Küken im Nest sitzt - gehalten von einer Frauengestalt. Diese Henne, so die Legende, soll verantwortlich gewesen sein für die Ansiedlung der späteren Stadt Bremen im Jahre 778 n. Chr. Der Gründungsmythos lautet folgendermaßen: Auf der Flucht vor Feinden sahen einige Flussfischer am Ufer der Weser eine Henne, die im Abendlicht ihre Küken zu einem sicheren Ort in den Dünen brachte - just als die Sonne durch die dunklen Wolken brach. Die Fischer, die arm waren und denen nichts so wichtig war wie ihre Freiheit, sahen darin ein Zeichen: Wo eine Glucke mit ihren Jungen ihr Nest baut, da würden auch sie frei und sicher leben können.

So hübsch die Geschichte auch sein mag, sie ist der blühenden Fantasie der Erzähler und des Sagenschreibers Friedrich Wagenfeld entsprungen, der sie 1845 als Erster aufgeschrieben hatte. In Wahrheit steht die Gluckhenne wohl - neben den erwähnten anderen Tugenden - für „Custodia“, was sich als die Fürsorglichkeit des Rates gegenüber seinen Bürgern interpretieren lässt; korrespondierend mit einer gegenüberliegenden Darstellung („Vigilantia“) einer Frau, die einen Hahn auf der Hand trägt, was ebenfalls für Wachheit oder Schutz steht.

1909 bis 1913 wurde an der Seite in Richtung Dom das Neue Rathaus angefügt, dreimal so groß wie das Alte Rathaus und dennoch kaum wahrnehmbar im Gesamtensemble. Genau so sollte der im Neorenaissance-Stil errichtete Anbau sein, nicht das Gesamtbild störend, unauffällig, zweckmäßig - insofern auch ein Meisterwerk. Im Inneren des Neuen Rathauses befinden sich u. a. der Kaminsaal, daran angrenzend das Gobelinzimmer (in dem man sich das Ja-Wort geben kann), der Senatssaal und der große Festsaal mit seinem imposanten Jugendstil-Leuchter.

An der Westseite des Alten Rathauses führt eine Treppe hinunter in den Ratskeller, eine hinauf in die Untere Rathaushalle, einen der bedeutendsten Profanbauten der späten Gotik. Die in drei Längsschiffe gegliederte Halle - getragen von mächtigen Eichenbalken - mit einem einfachen Steinfußboden und weiß gekalkten Wänden hat ihr mittelalterliches Antlitz weitgehend bewahrt und wird überwiegend als Ausstellungsraum genutzt.


Im Bremer Ratskeller lagern unbezahlbare Tropfen

Ein Stockwerk höher geht es deutlich prächtiger und schmuckvoller zu. Und man vermag gar nicht zu sagen, was nun das Prunkstück im Inneren des Bremer Rathauses ist - die Güldenkammer oder die Obere Rathaushalle. Hier begrüßten die Bremer Bürgermeister von jeher ihre Gäste aus aller Welt, die sich ins Goldene Buch der Stadt eintrugen. Und hier wird und wurde gefeiert, beispielsweise bei der Schaffermahlzeit, dem ältesten noch zelebrierten Brudermahl der Welt. Und schon so manches Mal musste man um die prachtvolle historische Einrichtung bangen, wenn die nicht mehr ganz nüchternen Spieler des SV Werder hier Meisterschaften und Pokalsiege feierten.

Beeindruckende acht Meter beträgt die Deckenhöhe der Halle. Unterhalb der ornamental bemalten Eichenholzdecke fallen die mächtigen Kronleuchter und die bis zu 450 Jahre alten Schiffsmodelle ins Auge. Die Kanonen der Schiffsmodelle wurden früher tatsächlich mit Pulver gefüllt und zu besonderen Anlässen wurde aus ihnen Salut geschossen. Auffällig und besonders wertvoll sind die Wandbilder von Bartholomäus Bruyn in der Halle: Eines (aus dem Jahr 1532) stellt die Gründung Bremens dar, ein weiteres, „Das salomonische Urteil“, gilt als Symbol und gleichzeitig als Ermahnung zu guter und weiser Rechtsprechung.

Die Güldenkammer wurde wahrscheinlich bereits während des großen Umbaus zu Beginn des 17. Jh. von Lüder von Bentheim geplant. Eine zweigeschossige Kammer, die der Baumeister wie einen Schrein in die Obere Rathaushalle hineinbauen ließ, ein fein ziseliertes Portal, eine filigran verzierte, barocke Wendeltreppe, die in das obere Stockwerk führte sowie „güldene“ Ledertapeten machten den Versammlungsraum zu einer ganz besonderen Schatzkammer. Anfang des 20. Jh. glänzte rein gar nichts mehr gülden. Der Raum war arg vernachlässigt worden, außer ein paar kaputten Stühlen war er nackt und leer - ehe sich Heinrich Vogeler in der Güldenkammer austoben durfte. Der junge Künstler aus der nahen Künstlerkolonie Worpswede hatte 1903 einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Raumes gewonnen und verzauberte zwei Jahre später die Kammer in ein wunderschönes, fantasievolles, üppiges Jugendstil-Ensemble, wie es in der Form heute weltweit nur noch ganz selten erhalten ist. Reiher und Rosen verarbeitet der Künstler thematisch in seiner ornamentalen Kunst, die Wände zieren selbsterklärend goldene Tapeten. Seither werden Staatsgäste, aber auch andere wichtige Persönlichkeiten in der Güldenkammer empfangen und verwöhnt.

Rathaus-Führungen finden Mo-Fr um 11, 12, 15 und Sa zusätzlich um 16 Uhr statt, So nur um 11 und um 12 Uhr. Eintritt 6,50 €, zu buchen über die BTZ (www.bremen-tourismus.de).

Schaffermahlzeit

Bremens ehemalige Häfen sind im ständigen Wandel, das Haus Seefahrt hingegen wahrt Traditionen seit Jahrhunderten. Paradebeispiel dafür ist die Bremer Schaffermahlzeit. Dabei handelt es sich um das älteste, alljährlich ausgetragene Brudermahl der Welt, ausgerichtet seit 1545. Das Haus Seefahrt (ursprünglich „Arme Seefahrt“) wurde einst gegründet, um die Seefahrer zu unterstützen, ihnen mit der „Rente“ unter die Arme zu greifen bzw. den Witwen und Waisen der auf dem Meer gebliebenen Seefahrer zu helfen. Insofern gilt das Haus Seefahrt als der älteste noch bestehende Sozialfonds in Europa.


Hepp, hepp, hepp - hurra: Die Schaffermahlzeit kann beginnen

Die Schaffermahlzeit war einst ein einfaches Abschiedsessen, das Kaufleute und Reeder ihren Kapitänen spendierten, bevor diese nach dem Winter wieder auf große Fahrt gingen. Heutzutage werden während der Veranstaltung Kontakte geknüpft, Seilschaften gefestigt, Geschäfte eingefädelt, Politik gemacht. Seit 1952 findet die Schaffermahlzeit immer am zweiten Freitag im Februar statt. Geladen sind rund 300 Teilnehmer, je hundert kaufmännische und hundert seemännische Mitglieder des Hauses Seefahrt sowie hundert Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben. Jeder dieser Gäste darf nur einmal in seinem Leben an der Veranstaltung teilnehmen. Darunter waren seit Heinrich Lübke u. a. alle Bundespräsidenten und sämtliche Bundeskanzler und die Bundeskanzlerin. Die drei ausrichtenden Schaffer werden gewählt und rekrutieren sich aus den kaufmännischen Mitgliedern des Hauses Seefahrt. Sie haben etwas „geschafft“, weshalb ihnen die Ehre zuteil wird, sie müssen aber auch für den ganzen Spaß bezahlen. Die sechs Kapitäns-Schaffer werden nach der Reihenfolge ihres Eintritts in die Stiftung Haus Seefahrt benannt und haben das Recht, lebenslang an der Schaffermahlzeit teilzunehmen.

Bei der Schaffermahlzeit gibt es eine strenge Kleiderordnung: Das Tragen von Frack ist für die Männer vorgeschrieben (bislang hat sich nur der Philosoph Martin Heidegger geweigert, sich in einen Frack zu werfen), und so mutet es an wie eine Parade von Pinguinen, wenn die Teilnehmer vom Schütting hinüber zum Rathaus gehen. Nur die Kapitäne und Militärs dürfen ihre Uniform tragen.

Auch der Ablauf ist strengen Regeln und einem minutiös geplanten Ritual unterworfen. Sobald sich die Tür der Oberen Rathaushalle für die Teilnehmer öffnet, stimmt das Hanseatische Salonorchester Richard Wagners „Einzug der Gäste“ aus der Oper Tannhäuser an. Die Tische sind seit jeher in der Form von Neptuns Dreizack angeordnet und das opulente Sechs-Gänge-Menü wird durch den Verwaltenden Vorsteher des Hauses Seefahrt mit dem Ruf „Schaffen, schaffen unnen un boven - unnen un boven schaffen“ eröffnet, was übersetzt ins Hochdeutsche so viel bedeutet wie „Essen fassen, Essen fassen unter Deck und an Deck, unter Deck und an Deck Essen fassen.“

Und auch die Speisenfolge ist seit Jahrhunderten unverändert, wobei die Gäste - mit Ausnahme des Löffels für die Hühnersuppe - nur ein Besteck bekommen. Das muss reichen und es muss mit dem bereit gelegten Löschblatt nach jedem Gang abgewischt werden. Zwischen den Gängen werden reichlich Reden gehalten, wobei exakt nach der ersten Rede des zweiten Schaffers auf das Staatsoberhaupt und das Vaterland die dritte Strophe des Deutschlandliedes geschmettert wird. Klatschen ist übrigens verpönt bzw. streng untersagt: Die Beiträge werden mit einem „Hepp, hepp, hepp - hurra!“ bedacht. Der Hühnersuppe folgen Stockfisch, ein eigens für die Schaffermahlzeit gebrautes, dickflüssiges Seefahrtsbier, Kohl und Pinkel, Kalbsbraten und als sechster und letzter Gang Rigaer Butt, Sardellen, Wurst, Zunge, Chester- und Rahmkäse sowie ein Fruchtkorb. Wenn das alles verspeist ist, wird Tabak aus langen Tonpfeifen geraucht, dazu wird Mokka gereicht.

So weit, so ehrenwert. Frauen allerdings waren bei den traditionsbewussten „Pfeffersäcken“ jahrhundertelang ausgeschlossen. Lediglich am Seefahrtsball nach dem Essen durften sie teilnehmen, während der eigentlichen Schaffermahlzeit waren sie unerwünscht - was regelmäßig zu Protesten geführt hatte. 2004 durfte eine Kapitänin als erste Frau überhaupt teilnehmen, 2007 dann ließ man die Kanzlerin mitmachen. Angela Merkel positionierte sich außergewöhnlich deutlich für ihre Verhältnisse und kritisierte die anachronistische und chauvinistische Haltung des Hauses Seefahrt. Zunächst vergebens. Bis 2015 blieb es dabei: Frauen durften beim Ball hübsch aussehen und tanzen, aber nicht am Festakt teilnehmen. Doch dann lenkten die konservativen Herren endlich ein: An der 471. Schaffermahlzeit im Februar 2015 durften als Gäste die Politikerinnen Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer sowie die Unternehmerinnen Nicola Leibinger-Kammüller und Isolde Liebherr teilnehmen. Im Januar 2020 ernannte die Generalversammlung des Hauses Seefahrt Janina Marahrens-Hashagen zu einer der drei Schaffer, die 2022 das Brudermahl ausrichten sollen. Die Unternehmerin war im Jahr zuvor als erste Frau zur Präses der Bremer Handelskammer gewählt worden.

„Nur über meine Leiche“

Ratskeller

Wer im Bremer Ratskeller (Eingang an der Westseite neben dem Aufgang zur Unteren Halle) einen Wein kaufen möchte, der kann sich in die angeschlossene Weinhandlung begeben und dort einen sehr anständigen Tropfen für 10 bis 15 Euro erstehen. Er könnte aber auch bis zur nächsten Versteigerung warten und mitbieten um eine der kostbaren Raritäten, wie beispielsweise einen Rüdesheimer Apostelwein aus dem frühen 18. Jh. Die letzte Flasche, die von diesem guten Schluck unter den Hammer kam, lag bei etwa 15.000 Euro. Einige Weine, die in den Regalen des Bremer Ratskellers liegen und reifen und reifen und reifen - und nach Hunderten von Jahren immer noch trinkbar sind - könnten wohl höchstens Scheichs oder chinesische Milliardäre kaufen. Aber noch nicht einmal das, denn sie sind unverkäuflich. Im Rosekeller, den man bei einer besonderen Führung besichtigen kann, duftet es überaus intensiv; hier lagert im sogenannten Rosefass auch der älteste noch trinkbare Weißwein der Welt, der Rüdesheimer Rosewein, Jahrgang 1653. Besagte Scheichs haben noch kein Angebot abgegeben, aber ein Chinese wollte vor einigen Jahren eine Flasche kaufen. Summen, für die man ein Einfamilienhaus kaufen könnte, waren da im Spiel. Doch der Bremer Kellermeister Karl-Josef Krötz stellt jedes Mal klar, wenn wieder so ein unmoralisches Angebot eingeht: „Nur über meine Leiche!“ Nur ganz selten durfte wichtiger Bremen-Besuch - wie Queen Elizabeth II. im Jahr 1978 - von dem edlen Tropfen kosten. Insgesamt erstrecken sich die Katakomben über ca. 5500 m² unterhalb des Rathauses, des Liebfrauenkirchhofs, des Neuen Rathauses und des Domshofs. In dem 600 Jahre alten Kellergewölbe lagern mehr als 1200 verschiedene Sorten.

Wer einfach nur ein gutes Glas Wein kosten oder eine regionale Spezialität probieren möchte, ist im gastronomischen Bereich des Bremer Ratskellers gut aufgehoben. Während in so manchem Privathaushalt unter den ordentlich aufgeräumten Wohnräumen ein chaotischer und muffiger Keller wartet, setzt sich im Bremer Rathaus die Pracht auch unterirdisch fort - zumindest in dem Teil, der heute als Restaurant genutzt wird. In den riesigen Prunkfässern der Großen Säulenhalle, die man als Besucher als erstes betritt, wird kein Wein mehr gelagert. Das größte dieser vier gigantischen, bunt bemalten und reich verzierten Holzfässer (Affenfass, Löwenfass, Drachenfass und Delfinfass) würde das Volumen von 37.000 Flaschen fassen. Auffällig beim Betreten der von 20 Säulen getragenen Historischen Halle sind die kleinen Separées zur Marktplatzseite, die den hübschen plattdeutschen Namen „Priölken“ tragen. In diesen kuscheligen Kabinen wurde traditionell nicht etwa herumgeknutscht, hier wurden Geschäfte zwischen den Kaufleuten und heimgekehrten Kapitänen abgewickelt. Integriert in die Halle ist der Bereich „Vor dem Bacchus“ mit einem weiteren Prunkfass und der Abbildung des Rolands. Unter strenger Beaufsichtigung durch den Weingott Bacchus werden im gleichnamigen Keller aus dem Jahr 1620 Weinproben abgehalten. Sehenswert im Hauff-Saal sind die von den Geschichten des Bremer Dichters inspirierten Gemälde von Max Slevogt, darunter eine Darstellung der Stadtmusikanten.

Im Bremer Ratskeller finden zahlreiche Veranstaltungen statt, u. a. thematische Dinner (Krimi-Dinner, Dinner in Concert, Dracula-Dinner). Wer einmal in den „Keller kieken“ will, der geht zur offenen Führung, jeweils Sa um 11 und 13 Uhr (12 €) oder zu den verschiedenen Kellerführungen inkl. Weinverkostung. Eintritt je nach Führung 15 bis 35 €. Infos unter www.ratskeller-bremen.de oder www.ratskeller.de.

Esel, Hund, Katze und Hahn

Bremer Stadtmusikanten

Ein wenig versteckt hinter dem Eingang zur Unteren Rathaushalle und dem Ratskeller findet man die Plastik der Bremer Stadtmusikanten. Irgendwann in den 1990er-Jahren hat sich ein Witzbold einmal eine sogenannte B-Mannschaft für die Bremer Stadtmusikanten ausgedacht. Da trägt ein Schwein auf seinem Rücken ein Huhn, das wiederum einen Fisch trägt - und zuoberst schwebt noch ein Schmetterling. Dabei dürfte jedes Kind wissen, dass das Quartett aus Grimms Kinder- und Hausmärchen aus Esel, Hund, Katze und Hahn besteht. Die Stadtmusikanten gelten wie der Roland als Wahrzeichen der Stadt, obwohl die vier tapferen Gesellen genau genommen nie in Bremen angekommen sind. Der Germanist und Journalist Gerrit Reichert behauptete in einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2009 sogar, die Geschichte hätte sich gar nie im Bremer Umland, sondern im Ostwestfälischen abgespielt. Aber davon wollen die Bremer so rein gar nichts wissen.

An vielen Orten in der Stadt findet man Abbildungen oder Skulpturen der Stadtmusikanten. Sie wandern auf einem Wasserrohr am Sieben-Faulen-Brunnen in der Böttcherstraße entlang, ein Fresko ziert eine Wand im Ratskeller, eine weitere Plastik befindet sich im Kaiserzimmer des Ratskellers, eine andere im Stadtteil Huchting. Die bekannteste Darstellung der weltberühmten Märchenfiguren aber findet man hier an der Westseite des Rathauses: die Bronzeplastik des Künstlers Gerhard Marcks. 1951 hat er die Stadtmusikanten erschaffen, doch die Bremer mussten bis 1953 warten, ehe das Werk aufgestellt wurde - und das zunächst auch noch als Leihgabe. Von den Nationalsozialisten wurden die Werke von Marcks als entartete Kunst gebrandmarkt, einige seiner Objekte sogar eingeschmolzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg dann war Marcks ein gefeierter Star der internationalen Kunstszene; seine Stadtmusikanten wurden zunächst im niederländischen Arnheim und in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt. Erst 1955 konnte Bremen das Kunstwerk mithilfe von Spenden zahlreicher Bürger für 20.000 D-Mark erwerben.

Seitdem haben Abertausende von Touristen die Hufe des Esels mit beiden Händen umfasst, sodass sie ganz blank poliert sind. Das Umfassen der Hufe soll angeblich Glück bringen. Beide Hufe mit beiden Händen, betonen die Touristenführer immer wieder, denn sonst heißt es: „Da schüttelt ein Esel dem anderen die Hand.“ Dass sich viele inzwischen mit ihren Smartphone-Kameras und Selfie-Sticks an den Stadtmusikanten mindestens wie ein Esel benehmen, sei nur am Rande erwähnt ...


Bremens bekanntestes Quartett

Bremens Banksy

Seit Mai 2020 ist Bremen um ein Kunstwerk reicher. Wenn man so will, hat die Stadt jetzt ihren eigenen Banksy. Also einen Streetart- bzw. Underground-Künstler, der sich nicht zu erkennen gibt. Am Eingang zu den Wallanlagen am Herdentorsteinweg stand eines schönen Morgens eine Bronzeskulptur. Sie stellt einen gebückt gehenden Mann mit Kapuzenjacke und Mütze dar, der einen Einkaufswagen schiebt. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte fand das, wie er auf Facebook mitteilte, „ein bisschen illegal und anarchisch“, aber gleichzeitig setzte er sich dafür ein, dass das Kunstwerk bleiben darf.

Die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ stellt sich in diesem Fall nicht. Die Kunstversteher in Bremen sind sich einig, dass es sich um ein ernstzunehmendes Kunstwerk handelt. Es sei, so ein Sprecher der Kulturbehörde, eindeutig ein Werk im Bremer Stil der figürlichen Bildhauerei. Von Amts wegen ist es aber verboten, und deshalb - aber gleichzeitig auch, um das Werk zu schützen - wurde flugs ein Bauzaun um die Skulptur gezogen, durch den die Passanten die neue Attraktion in den Wallanlagen nun bestaunen und fotografieren können. Der Erschaffer des Werks meldete sich wenige Wochen später und erklärte, anonym bleiben zu wollen - aus Sorge, haftbar gemacht zu werden. Lediglich ein paar Tipps, wie die Standfestigkeit seines Werks gewährleistet werden könne, gab er den Behörden. Die wiederum versprachen dem unbekannten Künstler quasi Amnestie. „Das Kunstwerk muss sichtbar bleiben“, sagte Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz.

Erste Rats- und Marktkirche Bremens

Unser Lieben Frauen

Von den Stadtmusikanten sind es nur ein paar Schritte hinüber zur Kirche Unser Lieben Frauen. Nach dem St.-Petri-Dom ist die Liebfrauenkirche das zweitälteste Gotteshaus in Bremen. Außerhalb des Dombezirks gelegen, war sie die Rats- und Marktkirche Bremens. Wo zuvor bereits die hölzerne Sankt-Veits-Kirche stand, wurde Mitte des 12. Jh. ein steinerner Neubau errichtet, von dem heute noch der romanische Südturm erhalten ist. Weil auch dieser Bau bald den Anforderungen der schnell wachsenden Siedlung namens Bremen nicht mehr gewachsen war, wurde ab 1229 die bis heute weitgehend erhaltene, dreischiffige Hallenkirche im frühgotischen Stil errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Liebfrauenkirche durch Luftangriffe schwer beschädigt, der Nordturm brannte vollständig aus. Bei der Renovierung wurde im Kircheninneren der Putz entfernt, an den sichtbaren roten Backsteinen lässt sich so gut die fast 1000-jährige Baugeschichte des Gotteshauses ablesen. Ihre ganz besondere Atmosphäre erhielt das Gotteshaus durch die Gestaltung der Buntglasfenster in den 1960er- bis 1970er-Jahren durch den französischen Maler Alfred Manessier, die das Kircheninnere in ein mildes und geradezu sphärisches Licht tauchen.

Unser Lieben Frauen, Kirchhof 27. Mo-Sa 11-16 Uhr, Gottesdienst: So 10.30-11.30 Uhr.

„Buten un binnen, wagen un winnen“

Schütting

Zurück auf dem Marktplatz schlendert man vorbei an den denkmalgeschützten Häusern der Nordwestseite des Marktes mit dem Deutschen Haus samt Raths-Café, der Raths-Apotheke und dem Haus der Stadtsparkasse zum Schütting. „Buten un binnen, wagen un winnen" („Draußen und drinnen - wagen und gewinnen“) lautet seit 1899 der Wahlspruch der Bremer Kaufleute, der an der Fassade zu lesen ist. Bereits mehr als 300 Jahre zuvor ließen sich die Bremer „Pfeffersäcke“ das prächtige Gildehaus am Marktplatz bauen. Erstmals 1444 wurde der Name Schütting für einen Vorgängerbau urkundlich erwähnt, wobei der Ursprung des Namens nicht vollständig geklärt ist. Die gängige Theorie ist, dass sich Schütting aus dem Norwegischen ableitet. In Bergen, einer der wichtigsten Partnerstädte Bremens in der Blütezeit der Hanse, hießen Häuser, die im Winter Schutz boten, „Scoting“ oder „Skotting“. Theorie Nummer zwei, die zumindest inhaltlich dasselbe meint: Das Wort lehnt sich an das niederdeutsche Wort „schütten“ an, was ebenfalls schützen bedeutet. Weniger wahrscheinlich ist, dass das Gildehaus den Namen Schütting erhielt, weil die Bremer Kaufleute hier ihre Gelder zusammenschütteten.

In den Jahren 1537/38 jedenfalls ließen sie sich an der Südseite des Marktes ein prächtiges Haus im Renaissancestil Flanderns erbauen. 1594 erhielt das Gebäude seinen immer noch erhaltenen Schiffsgiebel. 1673 soll hier im Schütting die erste Kaffeestube im deutschsprachigen Raum eröffnet haben, urkundlich belegt ist das immerhin ab 1679. Seit 1849 ist der Schütting der Sitz der Handelskammer Bremen, 1899 wurde die Fassade neu gestaltet: Unter dem Wappen mit dem dreiköpfigen Adler ist eben jener Spruch („Buten un binnen, wagen un winnen“) zu lesen, den der damalige Bürgermeister Otto Gildemeister der Gilde der Bremer Kaufleute verpasste. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus bei einem Bombenangriff schwer getroffen, die prächtige historische Inneneinrichtung fiel fast komplett den Flammen zum Opfer. 1951 wurde der Schütting wieder eröffnet, die komplette Sanierung dauerte bis 1956. Das Kupferdach mit den charakteristischen Gauben erhielt das Gebäude sogar erst wieder im Jahr 2009.


Sitz der Bremer „Pfeffersäcke“: der Schütting

Umstrittener „Radiokasten“

Haus der Bürgerschaft

Vom Portal des Schüttings aus hat man einen wunderbaren Blick hinüber zum Rathaus, zum Dom und dem Haus der Bürgerschaft. Beschlossen wurde der Bau des neuen Bremer Parlamentsgebäudes bereits in den frühen 1950er-Jahren. Doch was anstelle der abgerissenen Neuen Börse direkt am Marktplatz entstehen sollte, das barg einigen Zündstoff. Jahrelang schimpften, diskutierten und protestierten die Bremer, ehe das Haus der Bürgerschaft am altehrwürdigen Marktplatz im September 1966 schließlich eingeweiht werden konnte. Viel zu modern erschien der Entwurf des renommierten Berliner Architekten Wassili Luckhardt. So einen komischen „Radiokasten“ wollten die meisten Bremer nicht in ihrer „guten Stube“ stehen haben. Eine eigens gegründete Gesellschaft zog gegen Luckhardt zu Felde und präsentierte historisierende Entwürfe: Eine Reihe von Giebelhäusern, wie auf der gegenüberliegenden Seite, stellten sich die konservativen Kritiker vor. Sie erhielten überwältigenden Zuspruch aus der Bevölkerung - aber die Modernisierer gaben nicht auf. Architekt Luckhardt zog noch berühmtere Kollegen wie Mies van der Rohe und Walter Gropius zu Rate. Immer wieder wurde der ursprüngliche Entwurf verändert, ergänzt, bis es schließlich grünes Licht für den Neubau gab.

Es war unter anderem dem damaligen Bremer Bürgerschaftspräsidenten August Hagedorn zu verdanken, dass sich der Entwurf durchsetzte. Immer wieder appellierte er „Mut zum Neuen“ an den Tag zu legen. Das Haus der Bürgerschaft sei, so die Befürworter, durchaus ein sichtbarer Bruch mit der Vergangenheit, aber keinesfalls ein Gegensatz zur bestehenden Architektur in der Nachbarschaft. Der Arkadengang des neuen Gebäudes in Richtung Dom nehme die Rathausarkaden auf, die acht hochgezogenen Fensterelemente seien eine Antwort auf die des Schüttings und des Rathauses, zudem würden sich die historischen Häuser am Markt in den Fenstern des Parlamentsgebäudes spiegeln. Das lange Ringen um das moderne Haus der Bürgerschaft sei schließlich, so Hagedorn, „zum Segen unserer parlamentarischen Arbeit und zum Besten unseres Marktplatzes“ geschehen. Einer seiner Nachfolger, Christian Weber, sieht in dem Gebäude „gebaute Demokratie“ verwirklicht. Offenheit und Transparenz drücke das Haus aus, das bereits 1992 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Viele Bremer haben sich mehrheitlich nicht nur abgefunden mit dem markanten Gebäude, sie verteidigen es inzwischen sogar gegenüber Besuchern, die sich über den modernen Kasten am Marktplatz wundern.

Sowohl die Plenarsitzungen als auch die Ausschusssitzungen der Bremischen Bürgerschaft sind öffentlich. Während der Öffnungszeiten der Bürgerschaft (Mo-Do 9-17.30 Uhr, Fr bis 16.30 Uhr) kann zudem der Skulpturengarten mit Werken von Gerhard Marcks besichtigt werden. Infos zu Führungen unter www.bremische-buergerschaft.de.


Blick aus dem Bürgerschaftsgebäude auf den Marktplatz

Bremer Loch

Zwischen Bürgerschaftsgebäude und Dom tut sich das Bremer Loch auf. Wer etwas Gruseliges dahinter vermutet, liegt falsch. Das Bremer Loch ist eine Art Gullydeckel mit Einwurfschlitz und entpuppt sich als eine unterirdische Spar- bzw. Spendendose. Wer eine Münze hineinwirft, wird mit den „Gesängen“ der Bremer Stadtmusikanten belohnt. Das Geld kommt der Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe zugute.

Wechselhafte Geschichte

St.-Petri-Dom

In westlicher Richtung zwischen Rathaus und Bürgerschaft steht der Bremer Dom. Übersehen kann man ihn eh nicht. Rund 90 Meter ragen die Türme in den Himmel. Eine bewegte Geschichte hat der St.-Petri-Dom hinter sich, seit hier vor mehr als tausend Jahren auf einer Weserdüne der erste Dom zu Bremen errichtet wurde. Als Bremen im Jahr 789 zum Bischofssitz ernannt wurde, veranlasste der erste Amtsinhaber namens Willehad den Bau eines hölzernen Doms. Drei Jahre später lag dieser nach Auseinandersetzungen während der Sachsenkriege in Schutt und Asche. Wie die Holzkirche ausgesehen haben könnte, darüber kann man nur spekulieren. Der Chronist Adam von Bremen schwärmt von seiner „wunderbaren Schönheit“. Schon wenige Jahre später (805) wurde hier das erste steinerne Gotteshaus gebaut, welches wiederum im Jahr 1041 in großen Teilen einem Brand zum Opfer fiel.

Inzwischen wirkte der mächtige Erzbischof Adalbert in der Stadt, er wollte Bremen zu einer Art „Rom des Nordens“ machen. Tatsächlich war der Bischofssitz zu Bremen bereits im 11. Jh. der geistlich-weltliche Mittelpunkt Nordeuropas. Und dazu gehörte natürlich auch ein repräsentativer Dom, dessen Wiederaufbau ab 1042 begann und dessen Material zum Teil aus den hohen Mauern des Dombezirks stammte, die Adalbert abreißen ließ.

Eigens aus der Lombardei in Italien hatte der machthungrige Bischof Steinmetze engagiert, die dem Sandsteinbau den richtigen Schliff geben sollten. Man orientierte sich hinsichtlich der äußeren Gestaltung am Kölner Dom sowie am Inneren des Doms zu Benevent in Süditalien. Es entstand eine dreischiffige, flach gedeckte Pfeilerbasilika mit zwei bis heute erhaltenen Krypten, über denen sich zwei Chöre erhoben.

Um 1250 begannen die Einwölbung des bis dahin mit einer Flachdecke ausgestatteten Doms und der Bau des Westwerks mit den beiden Türmen, zudem erhielt das Gotteshaus größere Fenster. All das nahm rund 100 Jahre in Anspruch. Ende des 15. Jh., Anfang des 16. Jh. wurde das romanische Nordschiff im Stil der Gotik umgewandelt. Mit dem Südschiff hatte man gleiches vor, doch die Reformation und der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) kamen dazwischen; von 1561 bis 1638 war der Dom geschlossen, 1638 wurde er wieder eröffnet. Im selben Jahr krachte der baufällige Südturm in sich zusammen, knapp 20 Jahre später brannte der Nordturm ab, der Dom blieb erneut fast 80 Jahre geschlossen.

Ruine und Renovierung

Fast 150 Jahre wurde lediglich geflickschustert an dem einst so prächtigen Sakralbau. Der Dombezirk gehörte damals noch nicht zur Freien Reichsstadt Bremen, sondern abwechselnd zu Schweden, Dänemark oder dem Königreich Hannover, erst 1803 wurde er bremisch. Den neuen, nach der Reformation zunächst calvinistischen, später evangelisch-lutherischen Domherren galt das Wort der inzwischen auf Deutsch übersetzten Bibel mehr als die Bildsprache der alten kirchlichen Kunstwerke. Sie bauten eine prächtige Kanzel, von der das Wort Gottes verkündet wurde. Andere Kunstwerke aus dem Dom hingegen wurden verramscht, gingen Bremen so unwiderruflich verloren. Der Dom war inzwischen annähernd zu einer Ruine verfallen, ehe 1888 mit Hilfe von Bremer Bürgern, allen voran dem schwerreichen Kaufmann Franz Schütte, eine umfassende Restaurierung begann - und der Dom weitgehend sein heutiges Gesicht verpasst bekam. Bereits 1893 waren die beiden exakt 92,31 m hohen Türme an der Westfassade fertig. 1901 waren auch die umfassenden Innenarbeiten abgeschlossen, die maßgeblich in der Ausmalung nach byzantinischem Vorbild bestanden. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben fast ein Drittel des Nordschiffs, u. a. die alten Fenster. Nach einer ersten Renovierung 1951 fanden in den 1970er- und 1980er-Jahren weitere Baumaßnahmen im 1973 unter Denkmalschutz gestellten St.-Petri-Dom statt.

Rundgang im Dom

Beim Eintreten von der Marktplatzseite her gelangt man in die romanische Westkrypta, 1066 geweiht und damit der älteste Teil des Doms. Ins Auge fällt das Relief Jesus Christus (1050) mit Schlüssel und Buch, ein bedeutendes Frühwerk romanischer Kunst in Deutschland. Während das Buch die Bedeutung der Missionskirche im Mittelalter hervorhebt, haben die Bremer den Schlüssel, den Christus an den Schutzpatron Petrus übergab, zu ihrem Wappenzeichen gemacht. Davon kündet auch eine Szene auf dem teilweise erhaltenen alten Chorgestühl (ca. 1360-1380) in einer der Seitenkapellen im Südschiff. Sehenswert in der Westkrypta ist zudem noch das Bronzetaufbecken auf vier Löwenreitern aus dem 13. Jh. sowie die filigrane historische Silbermann-Orgel aus dem 18. Jh.

Die schweren Domtüren an der Marktplatzseite zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Die Darstellungen der Israeliten und Juden tragen deutlich antisemitische Züge. Die Bremer Domgemeinde ist sich der Tatsache eigener Angabe nach bewusst, anerkennt auch ihren Anteil in der Vergangenheit an der Shoa und versteht die Eingangstüren des Doms als Mahnmal und Aufforderung an die Besucher, Rassismus eine Absage zu erteilen.

Das Gewölbe der gegenüberliegenden frühsalischen Ostkrypta ist in seiner Form seit mehr als tausend Jahren unverändert. Hier hat die St.-Petri-Gemeinde den sogenannten „Raum der Stille“ geschaffen, der Menschen aller Kulturen und Religionen zu einer stillen Pause, zur inneren Einkehr und zum Gebet einlädt. Unmittelbar neben der Ostkrypta befindet sich seit 1987 das Dom-Museum, das einen reichen Schatz an mittelalterlichen Funden aus den Gräbern der Bremer Erzbischöfe präsentiert, die bei Ausgrabungen in den 1970er- und 1980er-Jahren entdeckt wurden. Eher zufällig stieß man 1985 im Untergeschoss des Museums auf Wandmalereien, die wohl aus der Zeit um 1414 vor der Altarweihe stammen.

Verteilt im Inneren des Doms, an Pfeilern des Mittelschiffs oder an den Wänden, sind die Epitaphe zu bewundern: reich bebilderte, steinerne Gedenktafeln zu Ehren verstorbener Würdenträger, überwiegend aus dem 16. und 17. Jh. Aus derselben Epoche stammt die reich mit biblischen Figuren verzierte barocke Kanzel (1638) in der Mitte des Gotteshauses. Den Schalldeckel schmückt eine Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne. Ein wenig versteckt auf dem Ostchor, am Fuße eines Rundbogen-Portals zur Sakristei, findet man die kleine Dom-Maus. Die Maus war im Mittelalter ein Symbol für das Unreine und Böse, für Hexen und Teufel. Welche Funktion im Dom sie genau hatte, ist ungewiss. Definitiv ist sie - wie oft verbreitet - kein Zeichen für Handwerker, die daran erkennen sollten, dass sie den Dom „arm wie eine Kirchenmaus“ verlassen würden, weil der Bauherr ihnen den Lohn nicht zahlen würde.


Im Inneren des Bremer Doms

Turmbesteigung

256 Stufen muss man erklimmen, ca. 57 m hoch geht es auf die Aussichtsplattform des Bremer Doms. Eng und finster ist der Aufstieg auf den Wendeltreppen. Vom Dom bekommt man eigentlich nichts mit, aber oben wird man mit einem tollen Ausblick belohnt. Einziges Ärgernis: Durch die Gitter kann man nur unzureichend fotografieren.

Bleikeller

Acht Leichen zählen zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bremen. Acht Leichen, die im Bleikeller des Doms in mumifiziertem Zustand in ihren Särgen liegen und dem einen oder anderen Besucher einen gehörigen Schauer über den Rücken jagen. Im Bleikeller, einst in der Ostkrypta untergebracht, wurde tatsächlich das Blei für die Bedachung und die Orgeln gelagert und verarbeitet. Und hier wurden im Mittelalter die Toten aufgebahrt, deren Identität nicht bekannt war, die keine Angehörigen in Bremen hatten. Anno 1698 entdeckten neugierige Gesellen des Orgelbauers Arp Schnitger die Särge, öffneten sie und fanden die mumifizierten Leichen. Man nahm lange Zeit an, dass das dort gelagerte Blei oder eine angebliche Radioaktivität des Bleis für die Mumifizierung der Leichen verantwortlich waren. Inzwischen ist man sich sicher, dass es allein die extrem trockene Luft war, die die Leichen derart konserviert hat. Ähnlich lange hielt sich die Mär, dass es sich bei einem der Toten um einen Dachdecker handle, der bei Reparaturarbeiten in die Tiefe gestürzt war. Als man sich darüber bewusst wurde, dass der vermeintliche Dachdecker keinerlei Knochenbrüche hatte, fand man bei einer Röntgenuntersuchung eine Kugel in seinem Rücken. Vermutlich handelt es sich um einen Soldaten aus den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Die St.-Petri-Gemeinde hat mitnichten Freunde des Horror-Genres in ihren Reihen; sie wollen vielmehr mit dem Bleikeller daran erinnern, dass das Leben endlich ist. „Die Mumien halten uns also einen Spiegel vor, indem sie uns an die eigene Vergänglichkeit erinnern“, ist auf einer Tafel am Eingang zu lesen.

Öffnungszeiten Dom: Ganzjährig Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr und So 14-17 Uhr (Juni bis Sept. Mo-Fr und So bis 18 Uhr).

Turmbesteigung: April/Mai und Okt. Mo-Fr 10-16.30 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr, So 14-16.30 Uhr; Juni bis Sept. Mo-Fr 10-17.30 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr, So 14-17.30 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €; Kombiticket Turm und Bleikeller 3 €, erm. 1,40 €.

Bleikeller: April/Mai und Okt. Mi-Fr 10-16.45 Uhr, Sa 10-13.45 Uhr, So 12-16.45 Uhr; Juni bis Sept. Mo-Fr 10-17.45 Uhr, Sa 10-13.45 Uhr, So 12-17.45 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €; Kombiticket Turm und Bleikeller 3 €, erm. 1,40 €.

Dom-Museum: Mo-Fr 10-16.45 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr, So 14-16.45 Uhr. Eintritt 6 €, Schüler 2 €, Audioguide 1 €. www.dommuseum-bremen.de.

Führungen durch den Dom finden jeden 1. Sonntag im Monat sowie mittwochs jeweils um 15 Uhr statt. Kombinierte Dom- und Museumsführung jeden 2. und letzten Samstag. Eintritt 6 €, erm. 4 €. Besondere Schließzeiten unter www.stpetridom.de.

Domtreppen fegen

Traditionen und Brauchtum werden in Bremen gern gepflegt, auch wenn sie mitunter ein bisschen albern daherkommen oder zu einem Besäufnis verkommen. Der Brauch des Domtreppenfegens geht auf das Jahr 1890 zurück. Männer, die bis zu ihrem 30. Geburtstag noch nicht unter der Haube sind, werden - traditionell in Frack und Zylinder gewandet - zu den Domtreppen geführt und müssen selbige fein säuberlich fegen. Damit das mit dem Fegen - zum Klange einer Drehorgel oder auch dem Wummern eines Ghettoblasters - auch halbwegs Sinn macht, streuen Freunde und Bekannte Kronenkorken auf die Treppen. Und damit sich der Treppenfeger auch richtig lächerlich macht, werden ihm zum Fegen Wattestäbchen, Zahnbürsten oder lustig präparierte Besen zur Verfügung gestellt. Von ihrem Treppenfeger-Job erlöst werden die Junggesellen erst, wenn sie von einer von drei Zeugen beglaubigten Jungfrau freigeküsst werden. Zurück geht der Brauch wohl auf den Glauben, dass Unverheiratete, die bis zum Alter von 30 Jahren kinderlos geblieben waren, nach dem Tod dazu verurteilt würden, sinnlose und niedere Arbeiten zu verrichten.

Platz mit Potenzial

Domshof

Nördlich bzw. nordöstlich des Doms erstreckt sich der Domshof. Der Platz ist ein bisschen das Waisenkind der historischen Bremer Innenstadt. In den heutigen Ausmaßen gibt es ihn mehr oder minder schon seit dem 14. Jh. Im Laufe der Jahrhunderte fanden hier Ritterturniere und Hinrichtungen statt (→ Gesche Gottfried), Militärparaden wurden abgehalten, es gab Demonstrationen gegen und für alles Mögliche, auf der Großleinwand wurde mit Werder gezittert, gejubelt (oder geweint). Aber ein Platz zum Leben und Verweilen, zum Wohlfühlen und „Kaffeesieren“ ist der Domshof nie gewesen. Die Bemühungen, den Platz attraktiver zu machen, ziehen sich seit Jahren hin wie ein ausgelutschter Kaugummi. Irgendwie kommen die Bremer nicht so richtig voran.

In den Morgenstunden von Montag bis Samstag wird der Domshof als Wochenmarkt genutzt, danach ist es dort zumeist reichlich öde. Daran hat auch der Anschluss an die Sögestraße via Domshof- bzw. Katharinen-Passage im Jahr 1998 nicht wirklich etwas geändert. An der Nordseite des Platzes mussten 1999 einige Bäume dem gläsernen Domshof-Forum weichen. Unter diesem Namen kennt es kaum ein Bremer, schließlich war von Beginn an das Café Alex dort beheimatet.

Beim Brunnenbau in der Nähe des Doms durften die Bremer zwischen drei Modellen wählen. Warum es letztendlich der Entwurf des modernen Neptunbrunnens (1991) des Bildhauers Waldemar Otto wurde, fragen sich im Nachhinein zumindest all diejenigen, die damals nicht abgestimmt haben. Man ist sich weitgehend einig: Es handelt sich bei dem Brunnen um einen „Steh-im-Weg“, der an „Scheußlichkeit“ kaum zu überbieten ist. So war es jedenfalls in den ausliegenden Listen zu lesen. Verweilen will dort jedenfalls kaum jemand. Dabei hat man von dort aus den besten Blick auf den architektonisch überaus gelungenen Neubau der Bremer Landesbank (BLB). Das Unternehmen geriet 2016 nach nicht mehr bedienten Schiffskrediten in eine veritable Krise (man sprach von 400 Mio. Euro Verlusten) und verlor seine Eigenständigkeit an den Mehrheitseigner NORD/LB - das Gebäude der BLB erstrahlte paradoxerweise fast zeitgleich in neuem Glanz.

Im denkmalgeschützten Neorenaissance-Bau gegenüber (einst Sitz der Bremer Bank) an der Ecke Domshof/Sandstraße wurde 2016 eine Filiale von Manufactum samt eines Bistros mit Plätzen im Außenbereich eröffnet, wenig später im Haus nebenan die Markthalle Acht. Seit 2017 ist von einem Millionenprojekt die Rede, durch das der Platz aufgepeppt werden soll. Geplant waren einige Bäume rund um den Neptunbrunnen und Wasserfontänen vor dem Café Alex. Merkwürdigerweise verschwanden diese Pläne in irgendwelchen Schubladen; erst 2019 wurden neue Ideen publik. Die Verkehrsführung für Radfahrer soll verändert, feste Buden sollen installiert werden. Aber ob der Domshof damit von seinem Aschenputtel-Dasein erlöst wird, ist mehr als fraglich.

Ein Spuckstein für die Giftmörderin Gesche Gottfried

Man muss sich nicht wundern, wenn Banker im feinen Zwirn oder gut betuchte ältere Damen im Vorbeigehen plötzlich ausspucken. Denn in Bremen hat das Tradition. Mit dem Ausspucken am sogenannten Spuckstein auf der Nordseite des St.-Petri-Doms wollen die vorbeieilenden Bremer ihre Verachtung für die Giftmörderin Gesche Gottfried zum Ausdruck bringen.

Gottfried wurde 1828 unter dem Tatverdacht verhaftet, 15 Menschen vergiftet zu haben - darunter ihre Eltern, ihre Kinder, ihre Ehemänner Nummer eins und zwei sowie später auch noch ihren Verlobten. Gesche Gottfried tötete ihre Opfer mit „Mäusebutter“, einer Mischung aus Schmalz und dem tödlichen Gift Arsen - damals ein gängiges Mittel, um Mäuse anzulocken und zu töten. Das erste Opfer war bereits 1813 ihr erster Ehemann Johann Gerhard Miltenberg - ein Trunkenbold, der seine Frau regelmäßig verprügelte. Knapp zwei Jahre später starben drei Kinder und Gesche Gottfrieds Eltern. Die Opfer hat sie während deren Leidenszeit scheinbar liebevoll und mit Geduld gepflegt, weshalb sie in der Stadt zunächst als „Engel von Bremen“ wahrgenommen wurde. Und die Giftmörderin selbst veröffentlichte zu Herzen gehende Todesanzeigen in den Bremer Nachrichten. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes Michael Christoph Gottfried im Jahr 1817 dauerte es weitere sechs Jahre, ehe ihr Verlobter Paul Thomas Zimmermann das Zeitliche segnete. Es folgten scheinbar wahllos sechs weitere Opfer, ehe ihr Vermieter der Giftmischerin schließlich auf die Schliche kam.

Am 6. März 1828, ihrem 43. Geburtstag, wurde Gesche Gottfried verhaftet. In der Zeit der rund dreijährigen Haft gestand sie all ihre Taten. Ihr Anwalt, Friedrich Leopold Voget, protokollierte den Inhalt der Vernehmungen, und das Bild, das sich daraus ergab, war klar: Gesche Gottfried war eine heimtückische Mörderin, die aus niederen Beweggründen tötete. Doch rund 150 Jahre später, nachdem die zwischenzeitlich verschollenen Protokolle wieder aufgetaucht waren, stellte sich heraus, dass Gottfried häufig falsch zitiert worden war. Es schien, als müsste die Geschichte über die Serienmörderin zumindest in Teilen neu geschrieben werden. Aus den Akten und Briefen Gottfrieds soll u. a. hervorgehen, dass viele aus ihrem Umfeld etwas wussten oder zumindest etwas ahnten - sie aber aus Mitleid deckten. Ärzte sollen falsche Totenscheine ausgestellt haben, sogar die überlebenden Opfer schützten Gesche Gottfried. Nach Ansicht des Autors Peer Meter war Gesche Gottfried eine psychisch kranke Frau. Sie selbst schilderte in ihren Briefen, sie habe eine innere Stimme gehört, die sie zu den Taten aufgerufen habe.

Gesche Gottfried wurde schließlich zum Tode verurteilt und am 21. April 1831 auf dem Domshof bei Bremens letzter öffentlicher Hinrichtung geköpft. 30.000 Zuschauer wollten das gruselige Spektakel sehen, wohl nicht nur aus purem Voyeurismus, sondern - so wird im damaligen „Bremischen Veranstaltungsblatt“ berichtet - auch weil sie ihnen leid tat. Genau dort, wo damals das Schwert den Kopf abtrennte, befindet sich heute besagter Spuckstein.

ART.tours-Bremen (www.arttours-bremen.de), die Initiative kultur vor ort (www.kultur-vor-ort.de) sowie die Bremen-Lotsen (www.bremenlotsen.de) bieten thematische Gesche-Gottfried-Führungen an. Im Rundgang „Bremens düstere Seiten“ spielt Gesche Gottfried ebenfalls eine Rolle; zu buchen über www.bremen-tourismus.de. Im Bremer Geschichtenhaus wird die Geschichte der Giftmörderin gespielt und erzählt.


Auszeit mitten in der Stadt: kaffeesieren in der Wallmühle

Praktische Infos Karte

Essen & Trinken

Ratskeller 11, den Wein im Bremer Ratskeller haben im Lauf der vergangenen Jahrhunderte einige berühmte Menschen probiert: die Dichter Heinrich Heine und Theodor Fontane oder auch die gekrönten Häupter Kaiser Wilhelm II. und Queen Elizabeth. Heute kann man im Bremer Ratskeller ziemlich gut essen. Dafür sorgt schon Geschäftsführer Arnd Feye, der sich einst in Bremen mit seinem Restaurant L’Orchidée einen Michelin-Stern erkocht hat. Sterne-Küche kann man in den historischen Gewölben natürlich nicht erwarten, eher regionale Spezialitäten, aber auch Gutbürgerliches zu einem anständigen Preis-Leistungs-Verhältnis (Hauptgerichte überwiegend zwischen 11,50 und 20 €, Mittagstisch 7,90 €, Schoppen Wein ab 3,80 €). Tägl. 11-24 Uhr (Küche 12-23 Uhr). Am Markt, Tel. 0421/321676, www.ratskeller-bremen.de. S 2 und 3.

Stockhingers Bratwurstglöck’l 8, die Bremer hätten es auch gewusst, ohne dass das Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ Stockhingers Bratwurtsglöck’l lobend erwähnt hätte. In dem Pavillon auf dem Liebfrauenkirchhof gibt es 1-A-Bratwürste, für viele die besten der Stadt. Wobei man unterscheiden muss: Der Bremer isst zu mindestens 90 % die „vom Rost“ für 3,20 €. Nicht selten hört man bei Stammgästen den Zusatz „aber eine schöne dunkle bitte“. Im Angebot ist auch noch die Wurst aus der Pfanne und inzwischen gibt es bei Stockhingers auch Kartoffelsalat zur Wurst. Gleich gegenüber ist der Laden der Bremer Imbiss-Dynastie Kiefert. Das sei der Fairness halber erwähnt, denn die Bremer werden sich nie einig, wer die bessere Wurst brät - wobei der Autor eindeutig ein Stockhinger-Fan ist. Tägl. 9.30-23.30 Uhr. Unser Lieben Frauen Kirchhof, Tel. 0421/3398804. S 2 und 3.

Raths-Konditorei Stecker 12, bei schönem Wetter genießt man die Spezialitäten der Raths-Konditorei mitten auf dem Marktplatz, ansonsten drinnen im urgemütlichen Gastraum im Souterrain eines der schönen Bürgerhäuser an der Westseite des Marktplatzes. Stecker blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück, die meisten der Kuchen- und Tortenspezialitäten sind auch heute noch handgemacht und haben zahlreiche Preise gewonnen, so zum Beispiel die original „Bremer Kluten“. Im Stammhaus in der Knochenhauerstraße hat einst täglich Werder-Trainer Otto Rehhagel gesessen und bei Kaffee und Kuchen angeblich die Aufstellungen seiner Mannschaft ausgebrütet. Tägl. 10-18.30 Uhr. Am Markt 11, Tel. 0421/12593, www.konditorei-stecker.de.

D’Oro 15, eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt. Zwischen Dom und dem Konzerthaus Glocke sitzt man im idyllischen Bibelgarten, lauscht dem Plätschern des Brunnens, lässt den Herrgott einen guten Mann sein und gönnt sich eine Pizza oder Pasta. Die Küche ist nicht gerade zum Niedernknien, aber in diesem Ambiente schmeckt tatsächlich alles einen Tick besser. Jedenfalls sitzt kaum jemand drinnen, selbst wenn es draußen noch etwas frisch ist. Von Mo bis Fr gibt es einen Mittagstisch mit Gerichten von 6,50 € (Suppe) über Ravioli für 9 € bis zu Hauptgerichten für 10 bis 13 €. Auf der Abendkarte finden sich italienische Klassiker wie Pizza und Lasagne, aber erstaunlicherweise auch so etwas wie Barbarieentenbrust mit Knödeln. Mo-Fr ab 11 Uhr, Sa/So ab 12 Uhr. Domsheide 6, Tel. 0421/3366888, www.doro-bremen.de. S 2, 3, 4, 6 und 8, Busse 24 und 25.

Bio/Regional Markthalle Acht 10, der Bremer ist bekanntlich ein wenig stur, und so hat es eine Weile gedauert, bis er das Konzept der 2016 eröffneten Markthalle Acht am Domshof angenommen hat. Dabei ist das wirklich nicht schlecht. Das Motto der Betreiber ist: „Weniger, dafür besser“. In der Halle jedenfalls sind diverse „Marktleute“ versammelt, die dort ihre Speisen anbieten. Einen schnellen Mittagstisch bekommt man hier, allerdings nicht in Plastik, sondern auf richtigem Geschirr. Die Gastgeber in der Markthalle Acht setzen vielfach auf biologisch erzeugte Produkte oder zumindest auf regionale Zutaten. Von Italienisch über Asiatisch bis hin zu deutscher Küche, vielfach vegan und vegetarisch reicht das Angebot. Richtig spannend wird’s an den Streetfood-Donnerstagen, wenn immer wieder neue Gastronomen für einen Tag in der Markthalle kochen und zudem verschiedene Künstler auftreten. Freitagabend (18-22 Uhr) legen DJs auf. Di-Mi 11-19, Do, Fr und Sa 11-22 Uhr. Domshof 8-12, Tel. 0421/33118311, www.markthalleacht.de.

Grashoff’s Bistro 5, das Bistro in der Nähe der Wallanlagen etwas abseits des Spaziergangs ist die Institution schlechthin in der Bremer Gastronomie. Angeschlossen an einen exquisiten Delikatessenladen wird in Grashoff’s Bistro seit 1968 eine exzellente Küche serviert, die lange Jahre auch mit einem Michelin-Stern dekoriert war. Das im französischen Ambiente gehaltene Bistro-Restaurant serviert überwiegend Klassiker der deutschen Küche. Das Niveau ist zweifelsohne hoch, die Preise sind es auch: Der im Dampf gegarte Schellfisch kostet 23,50 €, die Kalbsleber „Berliner Art“ 24,50 € und der gebratene Seeteufel mit Kapern-Limonen-Sauce schon 29,50 €. Geöffnet hat Grashoff’s Bistro in der Woche von 10 bis 20.30 Uhr (Küche 12-19.30 Uhr, Fr bis 21 Uhr, Sa 12-16 Uhr). Contrescarpe 80/Loriotplatz 1, Tel. 0421/14749, www.grashoff.de. S 4 und 6, Busse 24 und 25.


Essen & Trinken

4 Kaffeemühle am Wall 5 Grashoff's Bistro 8 Stockhingers Bratwurstglöck'l/Kiefert 10 Markthalle Acht 11 Ratskeller 12 Raths-Konditorei Stecker 14 Topaz 15 D'Oro

Shopping

6 Go Bäng! 9 Bremer Ratskeller Weinhandel 10 Markthalle Acht 13 Manufactum

Wallanlagen/Kaffeemühle 4, ebenfalls einen Abstecher wert ist die Kaffeemühle am Wall. Zu Beginn des 19. Jh. wurden rund um die Bremer Altstadt die Wallanlagen angelegt, heute sind sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Naherholungsgebiet, eine wunderbare stille und grüne Oase inmitten der Großstadt. Der schönste Abschnitt der langgestreckten Parkanlage mit ihren zahlreichen Skulpturen und Denkmälern befindet sich zwischen der Kunsthalle im Ostertor und dem Herdentorsteinweg. Das Wahrzeichen der Wallanlagen liegt allerdings etwas weiter nordwestlich: die einzige erhaltene Windmühle in den Wallanlagen aus dem Jahr 1833, ein beliebtes Fotomotiv. Die besten Schüsse macht man von der Brücke am Herdentorsteinweg. Einst waren es sechs Mühlen, übrig geblieben ist nur die Ansgaritormühle, auch Herdentorsmühle genannt und inzwischen nur noch als Kaffeemühle am Wall bekannt, in der man nicht nur Kaffee und Kuchen bekommt, sondern auch ganz anständig essen kann. Am Wall 212, Tel. 0421/14466, www.muehle-bremen.de.

Topaz 14, seit Jahren eines der besten Restaurants Bremens. Die Qualität hat sich auch gehalten, nachdem der langjährige Maestro Tom Schmidt den Laden verlassen hat und seine Frau Holle das Topaz in unmittelbarer Marktplatznähe mit ihrem Team alleine weiterführt. In einem stilvollen Bistro-Ambiente werden hier als Vorspeise oder Zwischengericht Leckereien wie Makrelentatar mit Queller und Schwarzwurzel (13,50 €) oder Wildschweinbratwurst (13,50 €) gereicht. Das klassische Wiener Schnitzel mit Gurkensalat (22,50 €) ist ebenso zu empfehlen wie der Kabeljau in Knippkruste (24,50 €) oder die Variationen von Sushi & Sashimi (21,50 €). Vier-Gänge-Überraschungsmenü für 49 €, Mittagstisch Mo-Fr ab ca. 9 €. Mo-Sa 12-21.30 Uhr. Langenstraße 2-4, Tel. 0421/77625, www.topaz-bremen.de. S 2, 3, 4, 6 und 8, Bus 24 und 25.


Zur Freimarktszeit bekommt auch der Roland ein Freimarktsherz

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Manufactum 13, das Edelkaufhaus, in dem es laut Eigenwerbung „die wirklich guten Dinge“ gibt, hat im September 2017 seine Filiale in Bremen eröffnet. Definitiv ein Gewinn für die Bremer City, auch wenn man sich bisweilen über die Preise der Produkte ärgert. Aber der Laden in dem neoklassizistischen Bau, in dem jahrzehntelang die Bremer Bank (so hieß die ehemalige Dresdner Bank in Bremen) residierte, ist echt eine Wucht. Das Tageslicht in der ehemaligen Schalterhalle mit seinen Säulen und dem edlen Marmorfußboden fällt durch ein wunderschönes Glasdach, angegliedert an den Manufactum-Store ist ein brot & butter-Delikatessen-Tresen sowie ein Café, im Sommer kann man draußen auf dem Domshof sitzen. Mo-Sa 10-19 Uhr. Domshof 8-12, Tel. 0421/89776540, www.manufactum.de.

Bremer Ratskeller Weinhandel 9, ein beliebtes Mitbringsel sind die Ratskeller-Weine, die es im Shop im hinteren Bereich des Rathauses zu kaufen gibt. Im Angebot sind Hunderte von edlen, aber auch einfachen Tropfen. Soll es vielleicht ein Bechtheimer Hasensprung für 9,50 € sein oder lieber der Eiswett-Wein, ein edler Riesling für 27,50 €? Gern genommen werden der Stadtmusikanten-Weißwein (9,95 €), eine Cuvée aus edlen Pfälzer Weinen. Dass es hier die „original verkorkste“ Oberföhringer Vogelspinne von Pahlhuber & Söhne aus den Loriot-Sketchen gibt, ist allerdings nur ein Gerücht (den und viele andere Loriot-Devotionalien gibt es dafür unweit vom Marktplatz im BUTLERS-Shop). Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9.30-15 Uhr. Schoppensteel 1, Tel. 0421/337788, www.ratskeller.de. S 2 und 3.

Go Bäng! 6, Go Bäng passt eigentlich besser ins Ostertor, hat aber seinen Laden seit mehr als 25 Jahren in der Knochenhauerstraße - einst vorne „im Angesicht der Schweine“, jetzt etwas weiter in Richtung Brill, gut versteckt zwischen Gravis und King Kong. Angefangen haben die Macher mit Postern, dazu gekommen sind Shirts, Aufnäher, Sticker, vieles davon mit politischer Botschaft. Die Go Bängs sind die letzten (und schon immer einzigen) Punks in der Bremer City. Irgendwann haben die Macher angefangen, eigene T-Shirts zu produzieren, witzig und mit Bremen- und/oder Fußball-Bezug. Wie zum Beispiel das Shirt mit dem Aufdruck „Ich persönlich finde den HSV eher uncool“. Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr. Knochenhauerstraße 20-25 (Eingang in der Passage zwischen King Kong und Gravis), Tel. 0421/12132, www.gobaeng.de.


Einmal mehr die Stadtmusikanten; hier im Laternenausleger am Deutschen Haus

Bremen MM-City - mit Bremerhaven Reiseführer Michael Müller Verlag

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