Читать книгу Dänische Volksmärchen - 299 Seiten - Svend Hersleb Grundtvig - Страница 3
Kapitel 1
ОглавлениеDem edeln Freunde der Kunst und Wissenschaft
Seiner Excellenz dem Herrn Oberstkämmerer
Franz Grafen Folliot de Crenneville,
Ritter des gold. Vließes, Großkreuz des k. österr.
Leopold-Ordens mit der Kriegsdecoration, zugleich
Kanzler dieses Ordens, Ritter d. eisern. Krone II.,
Großkreuz d.k. preuß. rothen Adler-Ordens in
Brillanten, Großkreuz d.k. brasilian. Rosenordens etc.
etc. etc., wirklichem Geheim-Rathe u. Kämmerer, k.k.
F.-Z.-M. und Regiments-Inhaber, Mitgliede des
Herrenhauses d. österr. Reichsraths, Ehren-Curator d.
österr. Museums, Ehrenmitgliede d. Akademie
d. bild. Künste in Wien etc. etc. etc.
dankbar und ehrfurchtsvoll
gewidmet.
Vorwort.
»Dieses kleine Buch ist die erste reife Frucht einer mit
gütigem Beistand vieler meiner Landsmänner und
Frauen durch mehr als zwanzig Jahre fortgesetzten
Sammlung von dänischen Volksmärchen, wie sie
noch heutzutage im Volke, besonders im Munde und
in der Erinnerung der Landleute fortlebend, in allen
Gauen Dänemarks gefunden werden können.
Für die F o r m dieser kleinen Auswahl ist der Herausgeber
vollkommen verantwortlich. Er hat die Märchen
mit Freiheit, manchmal nach verschiedenen und
untereinander in den Einzelnheiten abweichenden
Aufzeichnungen aus verschiedenen Theilen des Landes
wiedergegeben und für seine Abweichungen wird
er der ›gelehrten Welt‹ an einer andern Stelle Rede
stehen. Hier aber sei jede Stubengelehrsamkeit ausgeschlossen.
Er hat sich überall bemüht, den e i n f a -
c h e n , g e m ü t h l i c h e n u n d v o l k s t ü m l i -
c h e n T o n d e r D a r s t e l l u n g fest zu halten;
aber er war weit entfernt davon, das künstlich Hochtrabende
oder Süßliche und das manchmal zwar Unschuldige,
aber doch läppisch Geschmacklose, oder
gar die geradezu anstößige Plumpheit, die sich bei
dem gemeinen Volke zuweilen in die Wiedergabe dieser
alten Erinnerungen des dänischen Volkes mengen,
nachzuahmen.
Es durfte sich in diesem Buche, das für d a s
g a n z e V o l k , besonders aber die Jugend bestimmt
ist, nichts finden, was mit Fug und Recht Anstoß
erregen könnte. Und diese Rücksicht hatte sowohl
auf die Wahl, als auf die Behandlung dieser
Märchen einen bestimmenden Einfluß. Hauptsächlich
wurde jedoch bei der Behandlung jedes einzelnen
Märchens auf dessen eigenen Grundgedanken und auf
dessen epische Ganzheit Rücksicht genommen. Der
Herausgeber wagt zu glauben, daß wenn sich auch
keines dieser Märchen ganz genau so im Volksmunde
wiederfindet, wie es hier auftritt, doch jedes einzelne
dort a l s e i n a l l g e m e i n B e k a n n t e s
w i e d e r a n e r k a n n t werden wird und zwar oft
in einer viel reineren und vollständigeren Gestalt, als
man es jetzt an irgend einem Orte finden kann; in
einer Gestalt, die auf jeden Fall den oft verkrüppelten
und unechten gegenwärtigen Formen ursprünglich zu
Grunde gelegen haben muß.«
So weit S v e n d G r u n d t v i g , der Herausgeber
des dänischen Originales. Der Uebersetzer hat diesen
Worten nur noch hinzuzufügen, daß er glaubt, mit der
Uebersetzung dieser Märchen manchem eine Freude
gemacht oder doch wenigstens einen Dienst geleistet
zu haben. Denn abgesehen von der ureigenthümlichen
Schönheit und Originalität derselben, dürften sie
gewiß dem Germanisten und Mythologen einen
schätzbaren Beitrag zur Sagenforschung darbieten; sie
sind nämlich bedeutend origineller und selbstständiger,
als die von A s b j ö r n s o n und M o ë gesammelten
norwegischen Volksmärchen, die doch viele
Aehnlichkeiten und manches Verwandtschaftliche mit
unsern S c h n e e w i t t c h e n , A s c h e n b r ö d e l
u.v.A. aufzuweisen haben, während uns hier zumeist
ganz neue Personen und Verhältnisse mit durchgehends
echt dänischem Localgepräge entgegentreten.
Es sind, wie Svend Grundtvig in seinem klaren Einleitungsgedicht
zur dänischen Ausgabe so schön sagt:
– – – – – – – – – – – – – – – – –
»Beerenfrüchte, die dem Boden
Dänemarks entsprossen, reiften
In des Dänenlandes Sommer.
Unter Haideblumenglocken
Und im Schatten mächt'ger Buchen,
In des Feldes Blumengarten
Sind sie eingesammelt worden.
Ohne Gift und ohne Galle
Findest du die Früchte, deren
Süßer Kern in rauher Schale
Nur Gesundheit ist und Wahrheit.
Sonnenglut und Windeskühle,
Blumenthau und Quellenfrische
Ließen aus der tiefen Erde
Eine Saat aus fernen Tagen
Sprießen, die sie dann erfüllten
Mit dem Duft der Heimat und mit
Saft von unten, Kraft von oben: –
Saft und Kraft von ew'ger Jugend,
Ist des Volkes Stolz und Reichthun!« –
Wiewohl nun S. Grundtvig alles Gelehrtaussehende
aus seiner Ausgabe verbannt hatte, konnte der Uebersetzer
doch nicht umhin, einige kleine Anmerkungen
beizufügen. Sie haben zumeist nur den Zweck, freier
übersetzte Stellen entweder zu rechtfertigen oder
Demjenigen, dem die buchstäbliche Genauigkeit erwünscht
ist, eine w o r t g e t r e u e Uebersetzung des
Originals zu geben. Denn der Uebersetzer war gezwungen,
manchmal vom Original in einzelnen Worten,
die dem großen deutschen Lesepublikum unverständlich
geblieben wären, abzuweichen und dafür ein
deutsches Wort zu wählen, das dem Deutschen dieselbe
Empfindung hervorruft, wie dem Dänen das dänische.
G e z w u n g e n war er aus dem Grunde dazu,
weil es sein Streben war, den schlichten volksthümlichen
Erzählerton des Originals auch im Deutschen
wiederzugeben und da war es ja vor allem nöthig,
alles Fremdartige auszuschließen, worüber der mit dänischen
Verhältnissen weniger Vertraute hätte stolpern
können. Daß er sich aber deshalb doch nicht
a l l z u v i e l e Freiheiten erlaubte, davon wird sich
jeder überzeugen, der sich die Mühe einer Verglei-
chung des Originals mit der Uebersetzung nehmen
wollte.
Außerdem führte der Uebersetzer einige parallele
Züge dieser mit einigen andern (hauptsächlich ungarischen)
Volksmärchen an. Daß er dies that und daß er
vielleicht viel weltbekanntere Märchen, die auch
einen oder den andern ähnlichen Zug aufzuweisen
haben, nicht erwähnte, hat seine Ursache darin, daß er
es nicht für nothwendig erachtete, auf Das, was einem
jeden in Märchen- und Sagenliteratur Bewanderten
von selbst auffallen kann, hinzuweisen. Dagegen ist
der Vergleich der Märchen eines germanischen Stammes
mit einem, wenn man so sagen darf, f i n -
n i s c h - a s i a t i s c h e n , gewiß nicht uninteressant,
da ja die letzteren noch wenig in Deutschland bekannt
sind. Der Uebersetzer ist weit entfernt, zu behaupten,
daß er einen solchen eingehenden Vergleich gemacht
hat; die angeführten Parallelen sind ihm nur während
der Arbeit aufgestoßen und wenn er sie anführte, so
wollte er damit nur den ersten Anstoß geben, der
einen Andern, Berufeneren zu einem Vergleich ermuntern
könnte.
S . G r u n d t v i g fordert am Schlusse seines
Nachwortes alle Dänen eindringlich auf, ihm in seiner
Sammlung alter dänischer Sagen und Märchen, Gebräuche
und Sitten hilfreiche Hand zu bieten und so
das alte geistige Eigenthum seines Volkes jetzt, »in
der letzten Stunde,« da es vielleicht noch Zeit ist, zu
retten; und es ist gewiß, daß ihm ganz Dänemark in
diesem nationalen Bestreben beistehen wird. Uns aber
eröffnet es die angenehme Aussicht, daß wir bald mit
einer n e u e n Sammlung beschenkt werden, die der
ersten gewiß nicht nachstehen wird, wofür ja schon
der Name des Herausgebers S v e n d G r u n d t -
v i g , des ausgezeichneten Sohnes seines ausgezeichneten
Vaters N. F. S. G r u n d t v i g bürgt. Sollte
diese Sammlung hinsichtlich ihrer Güte verdienten
Anklang in Deutschland finden, so wird dies für den
Uebersetzer eine Aufmunterung sein, auch die hoffentlich
noch folgenden Sammlungen von dänischen
Märchen dem deutschen Publikum zugänglich zu machen.
So sei denn mit S. Grundtvig's Worten dieses
Büchlein der » J u g e n d « dargereicht:
– – »wo sie sich auch finden möge,
Blühend noch im Kindheitskleide,
Hinter faltenreicher Stirne,
Die mit weiß und blonden Locken
Kindlich frohen Sinn bewahrte.«
Wien, im Februar 1877.
Willibald Leo.
In des Wolfes Bau und Adlers Klau'.
Es war einmal ein König und eine Königin, die hatten
einen kleinen Sohn. Eines Tages wollten der König
und die Königin miteinander ausfahren, aber ihren
Sohn nicht mitnehmen. Aber e r wollte dennoch mitgenommen
werden, darum lief er hinter dem Wagen
drein; und da er durch nichts davon abzubringen war,
ließ der König halten und sagte zu dem Prinzen, wenn
er dieses silberne Messer und diese Gabel, die er ihm
jetzt gab, nehmen und zu seiner Amme heimbringen
wolle, so dürfte er wiederkommen und mitfahren, sie
würden unterdeß auf ihn warten bis er zurückkomme.
Der Prinz nahm das silberne Besteck und lief dem
Schlosse zu. Aber, daß ihn der König mit diesem
Auftrag ins Schloß schickte, war nur ein Vorwand um
ihn los zu bekommen. Als der Knabe ein Stück weit
gelaufen war und sich einmal umschaute, sah er, daß
der Wagen davonfuhr. Da kehrte der Prinz sogleich
um und lief dem Wagen wieder nach, konnte ihn aber
nicht erreichen. Als er in einen Wald kam, wollte er
ihm deßhalb von einer andern Seite entgegenlaufen,
aber er verirrte sich und lief schnurstracks in eine
Wolfshöhle hinein. Der Wolf war zwar zu Hause,
aber er war gerade nicht hungrig, denn er war soeben
mit einer guten Mahlzeit fertig geworden, drum that er
dem Knaben nichts zu Leide, sondern begann wie ein
Hund mit ihm zu spielen.
Während sie aber so spielend vor der Wolfshöhle
herumsprangen, flog ein Adler über ihre Häupter hin,
sah den Knaben, senkte sich pfeilgeschwind nieder,
ergriff ihn mit seinen Klauen und flog mit ihm davon.
Er wollte ihn in sein Nest; das auf einer Insel draußen
im Meere lag, schleppen; unterwegs aber wurde ihm
der Knabe zu schwer und er ließ ihn fallen. Er fiel ins
Meer, und sogleich kam ein Wallfisch daher geschwommen
und verschluckte ihn.
Als der Prinz kurze Zeit im Bauche des Wallfisches
gelegen hatte, kam es ihm sehr langweilig darin vor.
Er zog daher das silberne Messer und die Gabel heraus
und fing an, im Bauch herumzuschneiden. Das
konnte der Fisch nicht aushalten; er starb und trieb
ans Land.
Der Knabe konnte sich doch nicht allein herausfinden.
Als es aber im Lande ruchbar wurde, daß ein
Wallfisch ans Ufer getrieben sei, kamen viele Leute
zum Strande herunter, um ihn zu besehen und anzustaunen.
Unter diesen war auch ein Gutsherr mit seinem
Sohn, einem Knaben von des Prinzen Alter.
Während diese beiden um den Fisch herumgingen und
ihn betrachteten, hörten sie etwas in demselben
schreien und rufen. Und als sie ihn aufschnitten, kam
der Prinz so munter und frisch wieder heraus, als er
verschluckt worden war.
Der Gutsherr nahm dann den Prinzen mit sich nach
Hause und ließ ihn mit seinem Sohne erziehen. Die
beiden Knaben wurden bald gute Freunde, und der
Prinz hatte es recht gut in seinem neuen Heim. Da geschah
es eines Tages, als die beiden miteinander Ball
spielten, daß der Prinz den Ball aus Unvorsichtigkeit
so schleuderte, daß er den Sohn des Gutsbesitzers gerade
an die Schläfe traf, und zwar so unglücklich, daß
der Knabe todt umfiel. Darüber wurde der Gutsherr so
zornig, daß er den Prinzen verurtheilte, lebendig zugleich
mit dem Todten begraben zu werden, denn er
meinte, er könne mit ihm thun, was er wolle, weil er
ihn aus dem Wallfisch herausschneiden ließ.
Das war zu d e r Zeit, als die Leute noch Heiden
waren und in großen Hügeln draußen auf dem Feld
begraben wurden. Und der lebende Königssohn wurde
zugleich mit seinem todten Spielkameraden in einem
Hügel beigesetzt, und mit großen, schweren Steinen
wurde der Hügel verschlossen. So saß der arme Prinz
da unten in finsterer Grabesluft. Plötzlich merkte er
etwas Lebendiges, das im Innern des Hügels herumkrabbelte.
Er griff nach demselben so gut es in der
Dunkelheit ging und fühlte, daß es etwas Haariges
war. Er hielt es fest und wurde weiter gezogen und
durch die Erde geschleppt. Es war nämlich ein Fuchs,
der sich eine Höhle unter dem Hügel gegraben, den
der Prinz am Schweif erwischte, und der ihn nun
durch einen seiner geheimen Gänge in seinen Fuchsgraben
und von da weiter ins Freie hinaus zog; denn
er war ganz erschrocken und suchte blos seine Bürde
los zu werden.
Als sich der Königssohn wieder unter freiem Himmel
befand, machte er sich auf die Beine und schaute,
daß er in den Wald kam, denn auf den Gutshof, dessen
Herr ihn begraben ließ, durfte er ja um keinen
Preis der Welt mehr zurückkommen. Er wanderte nun
mehrere Tage durch die dunkelsten Wälder, die er nur
finden konnte, bis er von einem Dieb und Räuber angetroffen
ward, der hier in den wilden Wäldern hauste.
Er nahm den Knaben mit sich in seine Räuberhöhle,
gab ihm zu essen und zu trinken, und war
überhaupt recht freundlich mit ihm, denn so ein einzeln
wild herumstreichender Knabe konnte ihm ja
nicht gefährlich sein, sondern im Gegentheil Gesellschaft
leisten und ihm nützlich werden.
Der Dieb nahm den Knaben jede Nacht mit sich
fort, und der Königssohn mußte sich darein finden,
ihm sowohl bei Bauern als bei Herren stehlen zu helfen.
In einer Nacht kamen sie einmal zu einem großen
Schlosse und gingen zum Stall hin. Der Dieb sagte zu
dem Knaben, daß er dort oben durch ein kleines Stallfenster,
das offen stand, hindurchkriechen solle. Ganz
vorne im Stall stand ein Grauschimmel mit vier goldenen
Hufen, und den wollte der Dieb haben, deßhalb
sollte ihn der Knabe losmachen, durch den Stall ziehen,
die Thüre sodann von innen öffnen und den
Grauschimmel herausführen. Der Dieb selbst wollte
außen warten und das Pferd dann in Empfang nehmen.
Der Knabe that wie ihm geheißen: er kroch durch
das kleine Fenster und kam glücklich in den Stall, in
dem er vorne das Pferd fand und von der Krippe losmachte
und mit diesem wieder zurück durch den Stall
schleichen wollte. Als aber die goldenen Hufe auf das
Steinpflaster klappernd aufschlugen, erwachte zuerst
e i n Stallknecht und der rief nach den andern, und im
Nu kamen alle mit Lichtern in den Stall herunter und
ergriffen den Knaben auf frischer That.
Dies wurde dem König gleich am Morgen gemeldet,
– denn es war der König, welchem das Pferd gehörte
– und er sagte, daß man den Dieb noch am selben
Vormittag aufhenken solle. Er wolle dann selbst
kommen und zusehen, daß es auch richtig geschehe.
Als der Knabe den Strick schon um den Hals hatte
und aufgeknüpft werden sollte, bat er, noch einige
Worte reden und seine Geschichte erzählen zu dürfen.
Es wurde ihm erlaubt und er sprach:
»Ich war zuerst in des Wolfes Bau,
Und kam alsdann in des Adlers Klau',
Im Wallfischbauch hab' ich zugebracht,
Lebendig lag ich in Grabesnacht,
Dem Räuber diente ich s o zum Schluß,
Daß ich mein Leben verlieren muß.
Das Silbermesser mit Gabel doch
Von meinem Vater, das hab' ich noch,
Das ich der Amme einst bringen sollt',
Als er im Wagen davongerollt.«
Als der König, der der Hinrichtung zuschauen wollte,
dies hörte, sprang er auf und umarmte den kleinen
Dieb, welcher gerade aufgehängt hätte werden sollen,
denn es war ja niemand anders als sein eigener Sohn.
Und Freude herrschte im ganzen Land
Weil seinen Erben der König fand.
Als Prinz nun reitet er aus dem Schloß
Auf goldbehuftem und stolzem Roß.
Fiddiwau.
Es war einmal ein fauler Mann und eine faule Frau,
und die hatten einen Sohn, der ein solcher Faulpelz
war, daß er auch nicht die allerkleinste Arbeit verrichten
mochte.
Dem Vater und der Mutter war es so wie so recht,
ob er nun zu etwas nütze war oder nicht; wenn er nur
gut gedieh, denn beide Eltern hielten ganz unbändig
viel auf ihren Sohn.
Und er gedieh auch recht gut, er wurde groß und
stark und dick und fett, und war allezeit lustig und
guter Dinge; aber niemals mochte er etwas Nützliches
anfangen.
Als er erwachsen war, besprachen sich seine Eltern,
auf was er sich jetzt verlegen und was er werden sollte.
E t w a s mußte es wohl sein, damit er doch sein
tägliches Brod hatte, denn zu Hause ging es nur sehr
knapp her. Aber es wäre Sünde und Schande gewesen,
von ihm zu verlangen, daß er irgend etwas arbeiten
sollte. Dazu hatte er ja nie Lust gehabt, – und nur
die Lust fördert das Werk. So wurde denn schließlich
bestimmt, daß er hinausziehen und betteln solle. Das
war der Lebensweg, der, wie es ihnen schien, am besten
paßte für den lieben Jungen.
Er bekam denn eine Tasche über den Rücken, einen
Stock in die Hand und so trabte er gemächlich fort. Er
ließ sich gute Weile, denn er hatte ja keine Eile, und
mit Hast mochte er auch nichts thun, – denn mit Hast
wird's zur Last. Als er eine kurze Strecke gegangen
war, wurde er hungrig, drum setzte er sich ins Gras
nieder und verzehrte, was er von zu Hause mitbekommen;
und nachdem er gespeist hatte, wurde er schläfrig
und drum legte er sich unter einen Baum, um zu
schlafen. Als er wieder erwachte, neigte sich der Tag
schon dem Abend zu, und er meinte wohl noch eine
kleine Strecke gehen zu können, ehe er irgendwo hineinging,
um sich ein Nachtquartier zu erbetteln.
Wie er so den Weg entlang schlenderte, begegnete
ihm ein altes Weib. »Guten Abend!« sagte sie, »wo
willst du denn hin?« – »Ich will ausziehen und betteln
gehn,« antwortete er, »und das soll jetzt mein Lebensweg
sein, denn zur Arbeit tauge ich nichts. Vor allem
muß ich jetzt schauen, daß ich an einen guten Ort
komme, wo man für ein gutes Wort ein Nachtlager
bekommen kann.«
»Ja, so einen Ort kann ich dir schon weisen,« sagte
das Weib. »Gehe nur in das erste Anwesen linker
Hand, zu dem du hinkommst, hinein. Dort wird man
dich schon übernachten lassen, wenn du nur genau
thust, was ich dir sage. Bevor du zur Thüre hineingehst,
hebe einen kleinen Stein auf, der davor liegt,
und stecke ihn zu dir. Und wenn du hineinkommst,
sage Dank zu allem, was man zu dir sagt, und was es
auch sein möge. Und wenn alle andern schlafen, dann
lege den kleinen Stein auf den Herd unter die Asche,
wo das Feuer gemacht wird.«
»Schönsten Dank!« sagte der Bursche und schlenderte
langsam weiter, bis er zu dem ersten Anwesen
linker Hand kam. Er hob den kleinen Stein, der vor
der Thüre lag, auf und ging dann hinein. Er traf drinnen
eine Frau, welcher er einen guten Abend wünschte
und bat, da über Nacht bleiben zu dürfen. »Nein!«
sagte die Frau, »das geht nicht an.« – »Schönsten
Dank!« erwiderte er. »Ich sage ja, daß es nicht angehen
kann,« wiederholte die Frau, »wir können keine
fremden Leute beherbergen.« – »Schönsten Dank!«
sagte er abermals und setzte sich auf eine Bank nieder.
Da ließ ihn die Frau sitzen, weil sie ihn doch
nicht geradezu hinausjagen wollte.
Bald darauf kam der Mann nach Hause. »Wer ist
denn das, der dort sitzt?« fragte er. »Ich weiß es
wahrhaftiger Gott nicht,« antwortete die Frau; »entweder
ist er taub, oder er ist ein Tölpel, denn ich habe
ihm gesagt, daß er nicht dableiben könne; und trotzdem
sagt er in einemfort Dank zu allem.« Der Mann
sagte nichts dazu, sondern setzte sich an den Tisch;
und die Frau ging hin und schöpfte ihm sowohl Suppe
als Zuspeise aus dem Topf und stellte es vor ihren
Mann hin und sagte zugleich, daß er nun davon essen
könne, soviel ihm schmecke, und was übrig bleibe,
würde sie dann aufheben. Aber an den fremden Burschen
dachte sie nicht und blickte auch gar nicht hin
zu ihm.
»Vergelt's Gott, tausend Dank!« sagte der Bursche
und rückte zur Schüssel hin und aß tüchtig Suppe und
Zuspeise, so daß dem Manne nicht das geringste
übrig blieb. Sowohl der Mann als die Frau wunderten
sich sehr über diesen Kerl; aber sie sagten nichts.
Dann ging die Frau hin und machte ihrem Mann
das Bett und sagte zu ihm, daß er sich jetzt niederlegen
könne, wenn er wolle. »Schönsten Dank!« sagte
der Gast, warf seine Kleider vom Leibe und sprang
ins Bett. Und ehe sich die Leute noch von ihrem Staunen
erholt hatten, hörten sie ihn schon süß schlafen.
Da konnten sie es doch nicht mehr übers Herz bringen,
ihn aufzuwecken und wieder aus dem Bett herauszujagen;
und so ließen sie ihn denn liegen und
machten es sich auf dem bloßen Fußboden bequem.
Als dann alle in festem Schlafe ruhten, schlich sich
der Bursche aus dem Bett, ging zum Feuerherd hin
und verbarg den kleinen Stein in der Asche; und dann
legte er sich wieder schlafen.
Die Leute da im Hause hatten auch eine Tochter,
ein großes, hübsches Mädchen, das noch nicht lange
erwachsen war; und dieses stand nach dem Brauch
des Hauses immer zuerst auf, um das Feuer am Herde
anzumachen. Und das sollte sie auch an diesem Morgen
thun. Sie nahm den Feuerhaken, stierte die Asche
auf und legte neues Brennholz darauf; aber sie konnte
es doch nicht zum Brennen bringen; da bückte sie
sich nieder um zu blasen, als sie aber den Mund spitzte,
fuhr ihr heraus: » F f f . . . f . . . f . . . i d d i -
w a u , F i d d i w a u , F i d d i w a u - w a u -
w a u . « Und sie konnte nicht mehr aufhören dieses
Wort auszusprechen und brachte auch das Feuer nicht
zum Brennen; da fing sie an zu weinen und Fiddiwau
zu rufen!
Da erwachte ihre Mutter und fragte, was los sei? –
»O, Fiddiwau!« antwortete das Mädchen, »es will
nicht – Fiddiwau-wau-wau!« – »Nun, du kannst halt
das Feuer nicht zum Brennen bringen,« sagte die
Mutter; »aber ist denn das auch etwas, um so ein Aufhebens
davon zu machen!« Und damit sprang sie vom
Boden auf und zum Herd hin, stierte die Asche auseinander
und wollte zu blasen anfangen: – »Fiddiwau,
Fiddiwau!« sagte sie jetzt ebenfalls und konnte nicht
mehr aufhören es zu sagen, und brachte das Feuer
nicht zum Brennen.
Da heulte sie mit der Tochter um die Wette, bis der
Mann davon aufgeweckt wurde und fragte, ob sie
beide verrückt geworden seien, weil sie sich so benähmen.
»O Fiddiwau, Fiddiwau!« riefen beide wie aus
einem Mund und heulten gerade in die Luft hinaus.
Der Mann machte sich auf die Beine und sah, daß sie
das Feuer am Herd nicht zum Brennen bringen konnten,
und daß es das gewesen sein mußte, womit sie
beschäftigt waren. Und da sagte er: »Ja, ja, die
Weibsleute haben eben keinen besseren Verstand,
drum machen sie wegen gar nichts gleich ein solches
Aufhebens.« Und dabei hatte er die Feuerzange genommen
und störte in der Asche herum und wollte
blasen: »Fiddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau-wau!«
sagte er unaufhörlich wie die andern.
Da beschlossen sie sogleich, daß die Tochter zum
Küster laufen solle, damit er komme und Gebete über
das Feuer spreche, weil es verhext sein müsse. Das
Mädchen lief so sehr es nur konnte gerade aus zum
Küster hinein und brachte nur mit genauer Noth hervor,
daß sie ihn vom Vater schön grüßen solle – Fiddiwau!
– und von der Mutter – Fiddiwau! und daß sie
ihn bitten ließen, daß er sogleich kommen und über
das Feuer beten möchte – Fiddiwau-wau-wau! Der
Küster glaubte, es könne mit dem Mädchen nicht
recht richtig sein, aber er ging doch mit; und als er
auch die andern sah und hörte, schien es ihm selbst,
daß es hier nicht mit rechten Dingen zugehen könne
und daß etwas Böses sein Spiel treiben müsse; – und
das mußte ausgetrieben werden. Er nahm den Feuerhaken,
um ein Kreuz über die Asche zu schlagen, und
dann spitzte er den Mund zum Beten. Aber, ob er nun
beten oder blasen wollte: – es ging ihm auch nicht
besser als den andern, und er konnte nichts anderes
sagen als »Fiddiwau, Fiddiwau!« und dabei blieb er
auch.
Da mußte das Mädchen noch einmal fort und hinüber
zum Herrn Pfarrer, zu dem es ganz athemlos gelaufen
kam und sagte, daß der Teufel – Fiddiwau! –
zu Hause los sei – Fiddiwau! – und daß er den Küster
schon überwunden – Fiddiwau! und den Vater und
die Mutter – Fiddiwau! – und der Herr Pfarrer möchte
doch kommen, ihnen zu helfen und den Teufel bannen
– Fiddiwau-wau-wau!
Der Pfarrer zog rasch seinen Rock an, setzte die
Brille auf und nahm das Buch unter den Arm und
ging mit dem Mädchen hinüber. Er fand alle um den
Herd versammelt, und das war d e r H e r d d e s
B ö s e n . Das Feuer wollte nicht brennen, und alle
riefen wie aus einem Mund: »Fiddiwau-wau-wau!«
Der Pfarrer schlug das Buch auf und nahm den Feuerhaken
in die Hand und schlug damit in die Asche, und
wollte zu lesen anfangen, um das Böse auszutreiben.
Aber das erste Wort, das er sagte, war: »Fiddiwau,
Fiddiwau, Fiddiwau-wau-wau!«
Jetzt war guter Rath theuer; und der Mann begann
stotternd zu beten und versprach demjenigen, der ihm
das Böse aus dem Hause schaffen könnte, a u g e n -
b l i c k l i c h seine einzige Tochter zu geben und
nach s e i n e m T o d e auch a l l ' sein Hab und Gut.
Der Gast, der dort im Bett schlief, lag eine Weile
da und sah und hörte die ganze Verwirrung und dieses
Fiddiwau. Aber es währte geraume Zeit, bis ihm ein
Licht aufging, wie das alles zusammenhing. Als er jedoch
des Mannes letzte Worte gehört hatte, sprang er
aus dem Bett und sagte: » S c h ö n s t e n D a n k ! «
Dann wühlte er den kleinen Stein aus der Asche heraus
und schleuderte ihn zur Thüre hinaus, und darauf
nahm er das Mädchen um den Hals und küßte es.
Jetzt loderte das Feuer hell empor und alle waren von
der Verhexung erlöst und befreit; und darüber waren
alle so froh, daß jedes einzelne den Gast küßte; und
nun war es an diesen »Schönsten Dank!« zu sagen,
und das thaten sie auch. Darauf wurde die Hochzeit
abgehalten; und der Pfarrer traute das Paar umsonst
und der Küster sang umsonst dazu. Und dann lebten
sie froh und glücklich miteinander. Und so hatte es
der Faulpelz doch noch zu etwas Rechtem gebracht!
Des Königs Kapital.
Es waren einmal ein Mann und eine Frau, und die hatten
einen Sohn. Sonst hatten sie aber auch nichts; –
nicht einmal ihr trockenes Brod. Als der Knabe so
groß geworden war, daß die Eltern meinten, er könne
sich jetzt selbst erhalten, gaben sie ihm eine Brodrinde,
setzten ihn vor die Thüre und sagten, daß er nun
in die weite Welt hinaus ziehen müsse, um sein Glück
zu versuchen.
Der Knabe zog geradenwegs an den Hof des Königs
und ging hinein und fragte, ob er hier keinen
Dienst bekommen könnte. Er wollte alles thun, was
man von ihm verlangte, wenn es nur eine ehrliche Arbeit
wäre, und er verlangte keinen andern Lohn dafür,
als nur das Essen. Der König konnte ihn aber zu
nichts anderem brauchen, als höchstens zu seinem
Laufburschen, der allerlei Gänge zu machen und verschiedenes
auszurichten hatte, wenn er einen Auftrag
bekam und irgendwo hingeschickt wurde. Der Knabe
meinte, daß dies gerade etwas recht Passendes für ihn
sei, denn er konnte ja noch keine so schweren Arbeiten
wie die Knechte verrichten, aber er war rasch und
leicht auf den Füßen und das Herumlaufen freute ihn,
weil er sich bei der Gelegenheit gleich ein wenig umschauen
konnte. Er wurde hier aufgenommen und
bekam viel zu thun, und verrichtete alles, was man
ihm auftrug, zur größten Zufriedenheit. Einmal bekam
er auch einen sehr wichtigen Auftrag. Der König war
nämlich Wittwer und wollte sich wieder verheiraten;
und zwar wollte er eine hübsche, steinreiche Königin,
die ihm sehr gut gefiel, freien. Aber es war sehr
schwer Zugang bei ihr zu finden. Deshalb wurde auch
der Bursche mit diesem Auftrag betraut, und er war so
glücklich und verrichtete alles wieder so gut, daß er
seinem Herrn ein »Ja« bringen konnte, der sich dann
mit der reichen und schönen Königin verheiratete.
Seit dieser Zeit stieg der Bursche in der Gunst des
Königs und bekam sowohl hübsche Kleider, als auch
einen guten Lohn.
Darüber ärgerte sich Ritter Roth, der Haushofmeister
oder so etwas bei diesem König war, und er dachte
nur darauf, wie er den Burschen aus dem Weg räumen
könnte, bevor er i h m in den Weg käme. Da erzählte
er eines Tags dem König in dieser Absicht, daß
sich der Bursche gerühmt habe, j e d e n Auftrag vollführen
zu können, und wenn ihn der König geradeaus
in die Hölle schicken wollte, um die Zinsen für sein
Kapital, die er schon so lange ausstehen hatte, aber
noch nie bekommen konnte, zu holen – e r s e i
M a n n s g e n u g d a z u , um d a s z u k ö n -
n e n !
Das hatte der Bursche allerdings nie gesagt, denn
er hatte ja noch nicht einmal etwas von den ausstehenden
Forderungen gehört, und das sagte er auch dem
König, der ihn zu sich rufen ließ. Aber alles half dem
Burschen nichts, rein gar nichts! Der König befahl
ihm einfach, daß er d i e s e n Auftrag ausführen
m ü s s e ; und da er einen sehr weiten Weg zu machen
hatte, sollte der L a u f bursche diesmal reiten,
und dazu gab ihm der König einen eigenen Ziegenbock.
Der Laufbursche bekam noch einen Sack mit Lebensmitteln
gefüllt, setzte sich dann auf den Geisbock
und ritt mit ihm hinaus in die weite Welt, wohin der
Bock wollte. – Der Geisbock trug ihn zu einem großen
Wald, und als er ein gutes Stück hineingekommen
war, wurde er von einem Raben angesprochen,
der ihn fragte, wohin er wolle. »Ich muß in die Hölle,
Zinsen für meinen König abzuholen,« antwortete der
Bursche. »Das ist eine weite Reise und noch dazu
eine gefährliche,« sagte der Rabe wieder; »und wenn
du meinem Rath folgen willst, dann grabe hier bei der
Wurzel dieses Baumes, auf dem ich sitze, nach und da
wirst du ein Schwert finden; und alles, das du mit diesem
schlagen wirst, muß in Stücke gehn. Und dann
möchte ich dir noch d e n Rath geben, nie von der geraden
Landstraße abzuweichen.«
Der Bursche grub bei der Wurzel des Baumes nach
und fand wirklich ein Schwert. »Das wird schon das
rechte sein,« dachte er bei sich und dankte dann dem
Raben für seine guten Rathschläge und ritt geradeaus
auf der Landstraße weiter. Als er ein gutes Stück weit
vorwärts geritten, kam ein altes Weib hinter ihm
drein, welches auf einer Ziege saß, und das war des
Teufels Großmutter. Sie ritt an seine Seite und fragte
ihn, ob er sein »Roß« nicht mit ihr tauschen wollte.
»Nein,« sagte der Bursche, er wolle das behalten, das
er habe und das ihm sein Gebieter zum Reiten gegeben.
Dann versuchte sie ihn vom rechten geraden
Weg, den er eingeschlagen, wegzulocken und sagte,
daß sie einen sehr guten Seitenweg wisse, der noch
dazu viel näher wäre. Aber der Bursche sagte, daß er
schon lieber auf der geraden Landstraße bleibe. Da
bog sie ihren Seitenweg ein und auch der Bursche ritt
seiner Wege.
Als er wieder ein Stück weiter vorwärts geritten
war, kam er zu einem Hügel, auf dem zwölf Jungfrauen
standen und weinten. Der Bursche fragte sie,
warum sie so traurig wären? »Ach!« erwiderten sie,
»wir müssen wohl jammern und weinen, denn es
haust ein schreckliches Ungeheuer in unserer Gegend,
und von dem sollen wir alle als Weihnachts-Abendmahl
verzehrt werden.« Eine von den Jungfrauen hatte
eine Hirtenpfeife in der Hand, die nahm ihr der Bursche
geschwind weg und fragte, wozu sie gehöre. Da
riefen und schrien alle zu gleicher Zeit, daß er j a
n i c h t hineinblasen dürfe, denn sonst käme sogleich
das Ungeheuer daher. Aber der Bursche setzte die
Pfeife an den Mund und blies hinein, daß sie einen
weithin über Berge und Thäler gellenden Ton von
sich gab. Und augenblicklich kam das Ungeheuer dahergestürzt
und hatte nicht weniger als zwölf Köpfe.
Es war scheußlich anzusehen, aber sobald es der Bursche
nur berührte mit seinem Schwert, zersprang es
wie in tausend Kieselsteine. Damit waren die Jungfrauen
gerettet und beeilten sich nun, wieder nach
Hause zu kommen, während der Bursche weiter ritt.
Da kam des Teufels Großmutter wieder zu ihm und
wollte ihn abermals vom geraden Weg ablocken, aber
er blieb standhaft auf seiner Straße und wollte nichts
wissen von einem Seitenweg; und so mußte des Teufels
Großmutter noch einmal unverrichteter Dinge
weiter ziehen.
Als er wieder ein gutes Stück weiter geritten war,
kam er zu einem andern Hügel, auf dem vierundzwanzig
Jungfrauen standen und weinten. Er fragte sie,
was ihnen fehle, und sie antworteten, daß ein Ungeheuer
in ihrer Gegend hause, das sie alle zum Neujahrs-
Abendmahl verzehren werde. Eine von ihnen
hatte eine Hirtenpfeife, die riß ihr der Bursche aus der
Hand und blies fest hinein, ohne sich darum zu kümmern
wie sehr die Jungfrauen auch schrien und ihn
baten, es nicht zu thun. Augenblicklich kam das Un-
geheuer daher, und das hatte vierundzwanzig Köpfe;
aber alle mußten in Stücke zerspringen, sobald sie
von dem Schwert nur berührt wurden. So waren auch
diese Jungfrauen gerettet und der Bursche ritt weiter.
Jetzt kam des Teufels Großmutter zum drittenmal zu
ihm auf ihrer Geis geritten und wollte ihn vom geraden
Weg abbringen; aber der Bursche blieb fest und
befolgte den Rath des Raben, – und sie mußte abermals
ihrer Wege ziehen.
Der Bursche ritt geradeaus auf der Landstraße weiter,
bis er zu einem dritten Hügel kam, auf welchem
sechsunddreißig Jungfrauen standen und jämmerlich
weinten. Und zwar deshalb, weil sie von einem
schrecklichen Ungeheuer zum heil. Dreikönigs-Nachtmahl
verzehrt werden sollten. Eine derselben hatte
wieder eine Hirtenpfeife, die riß ihr der Bursche aus
der Hand und blies hinein, und das Ungeheuer, das
sechsunddreißig Köpfe hatte, kam daher. Aber die
flogen alle herunter und das ganze Unthier zersprang
in unzählbare Kieselsteine, sobald es der Bursche mit
seinem guten Schwert berührte. Auf diese Weise hatte
er alle zweiundsiebenzig Jungfrauen vor den drei Ungeheuern
mit den zweiundsiebenzig Köpfen errettet
und zog dann seiner Wege, wie auch die Jungfrauen
die ihrigen.
Jetzt ging es aber rasch vorwärts und es kam ihm
auch kein Hinderniß mehr in den Weg, so daß er von
nun an unaufgehalten zum Höllenthor kam. Vor demselben
lag aber eine entsetzliche Drachenschlange, der
man es wohl ansehen konnte, daß nicht gut Kirschen
mit ihr zu essen war. Aber der Rabe hatte ihm mehr
gesagt, als wir vorher gehört haben und hatte ihm für
alles, was vorkommen konnte, Rathschläge gegeben.
Er sprach daher sogleich mit der Drachenschlange
und grüßte sie von ihrem Bruder im Walde, und sie
verstand es, denn das war ja der Rabe; und sie ließ
ihn unbeschadet zum Höllenthor hinein.
Als er hineinkam, fuhr sogleich der Teufel auf ihn
los und fragte, was er wollte. Der Bursche grüßte ihn
vom König und sagte, daß er gekommen sei, um die
Zinsen zu holen, welche der Teufel für das Kapital
schuldig war und mit deren Bezahlung er schon so
lange säumte. Davon wollte der Teufel aber anfangs
gar nichts wissen, bis seine Großmutter kam und ihm
ins Ohr flüsterte, daß er schauen müsse den Burschen
loszubekommen, denn er sei ein sehr gefährlicher Patron,
der schon seine drei Söhne, die Ungeheuer mit
den zwölf, vierundzwanzig und sechsunddreißig Köpfen
umgebracht habe. Es bleibe also nichts andres
übrig, als ihm zu geben, was er verlangte.
Da wurde der Teufel sogleich sehr höflich und gab
dem Burschen alle die ausständigen Zinsen in einem
großen Sack. Als der Bursche wieder zum Höllenthor
hinausging und auf seinem Geisbock fortreiten wollte,
rief ihn die Drachenschlange zu sich und sagte, daß er
sie nehmen und ihr die Haut herunterziehen solle. Das
war zwar ein schweres Stück Arbeit, aber mit Geschick
und gutem Willen geht ja alles, und so gelang
es auch ihm schließlich. Und als er die Drachenhaut
ganz heruntergezogen hatte, stand die lieblichste Prinzessin,
die je ein Sterblicher gesehen, vor ihm. Diese
setzte er dann auf seinen Geisbock hinauf, der jetzt
sowohl sie und ihn, als auch den Sack mit den Zinsen
tragen mußte; er trabte aber dennoch ganz rasch und
munter davon, geradenwegs zurück an den Hof des
Königs.
Als sie so eine kurze Strecke weit geritten waren,
sagte die Prinzessin, daß er zurückschauen solle. Da
sah er, daß der Teufel mit seiner Großmutter, auf
einer Ziege reitend, so schnell sie nur konnten, hinter
ihnen drein kamen. Diese mußten irgend eine neue
List im Schilde führen, die sie ermuthigte dem Burschen
nachzueilen, um ihn einzuholen.
Da drehte sich die Prinzessin einmal um und
spuckte hinter sich auf den Weg aus, und daraus entstand
ein großer See, über den der Teufel sammt seiner
Großmutter mit der Ziege nicht kommen konnte;
die zwei aus der Hölle legten sich aber nieder und begannen
einfach den See auszutrinken, und sie brauchten
auch gar nicht allzulange, so hatten sie den See
schon ganz ausgetrunken.
Währenddem aber hatten der Bursche und die Prinzessin
einen Vorsprung gewonnen. Da sagte die Prinzessin
zu ihm, daß er abermals zurückschauen möchte.
Und wirklich kamen der Teufel und seine Großmutter
auf der Ziege in vollem Galopp hinter ihnen
drein geritten. Da warf die Prinzessin eine Glasperle
hinter sich, aus der sogleich ein riesiger Glasberg
wurde. Nun mußte der Teufel wieder nach Hause, um
der Ziege scharfe Schuhe anzuziehen, mit denen sie
über den Glasberg kommen konnte.
Das nahm aber viel Zeit in Anspruch und die
Flüchtigen gewannen wieder einen bedeutenden Vorsprung.
Als aber die Prinzessin den Burschen zum
drittenmal bat, zurückzuschauen, war ihnen der Teufel
mit seiner Großmutter doch schon wieder auf den
Fersen. Da rief die Prinzessin: »Hellicht vorne, stockfinster
hinten! Hellicht vorne, stockfinster hinten!« Da
entstand eine schreckliche Finsterniß und ein dichter
Nebel hinter ihnen, während es vor ihnen hellichter
Tag war. Sie ritten nun die gerade Landstraße weiter,
bis sie in den Wald hinein und zu der Stelle hinkamen,
an welcher damals der Rabe auf dem Baume gesessen
und dem Burschen den guten Rath und das
gute Schwert gegeben. Und richtig saß der Rabe wieder
dort und hieß sie willkommen.
Da sagte denn der Rabe zu dem Burschen: »Jetzt
nimm mich, haue mir den Kopf ab und setze ihn mir
wieder verkehrt auf.« Und als der Bursche gethan, wie
ihm befohlen, stand an Stelle des Raben ein wunderschöner
junger Prinz vor ihm, und das war der Bruder
der Prinzessin, die als Drachenschlange verzaubert
gewesen war.
Wohlbehalten kamen dann alle drei zur Nachtzeit
am Hof des Königs an. Weil sie aber keine Störung
oder Unruhe verursachen wollten, führte der Bursche
den Ziegenbock gleich in den Stall, an seinen alten
Platz, und geleitete den Prinzen und die Prinzessin in
seine Kammer hinauf und gab ihnen sein Bett, um
darin zu ruhen, während er sich auf den Boden legte.
Und alle drei schliefen süß ein.
In derselben Nacht erwachte die Königin und
weckte den König auf und sagte, daß sie geträumt
habe, daß sein Laufbursche zurückgekommen sei und
ihre zwei Kinder, die ihnen vor vielen Jahren gestohlen
wurden, mitgebracht habe. »Ach, das ist ja nur ein
Traum,« sagte der König, »laß mich schlafen!« Es
währte aber nicht lange, da wurde die Königin von
demselben Traum aufgeweckt; und als das zum drittenmale
geschah, standen beide auf, um vorerst im
Stall nach dem Geisbock zu sehen: – und wirklich! da
stand er auf seinem alten Platz. Dann gingen sie zur
Kammer des Burschen: – da lag er und schlief felsenfest
am Boden und dort in seinem Bett lagen die beiden
Kinder des Königs, die je wiederzusehen er schon
längst die Hoffnung aufgegeben hatte.
Da herrschte eine unbeschreibliche, grenzenlose
Freude am Hof des Königs. Der arme Bursche wurde
mit der Prinzessin, die er befreit und erlöst, verheiratet
und kam mit ihr zu großem Reichthum. Ritter
Roth aber wurde zum Lande hinausgejagt und der
Prinz half seinem Vater bei der Regierung, bis er
selbst das ganze Reich nach dem Tode desselben
erbte.
Zauberers Töchterlein.
Es war einmal ein Knabe, der auszog, um einen
Dienst zu suchen; und als er so wanderte, begegnete
er einem Manne, der ihn fragte, wohin er wollte. »Ja,«
antwortete er, »ich gehe hinaus in die weite Welt, um
mir einen Dienst zu suchen.« – »Da kannst du ja
gleich mit mir gehen und bei mir dienen,« sagte der
Mann; »ich brauche just einen solchen Knaben, wie
du einer bist. Und du sollst auch einen recht guten
Lohn bei mir bekommen: das erste Jahr einen Scheffel
Geld, und zwei im zweiten, und drei im dritten; denn
du mußt mir drei Jahre lang dienen und mir in allem
und jedem gehorchen, und wenn es dir auch noch so
sonderbar vorkommt. Aber du brauchst dich nie vor
den Dingen, die ich dir befehle, zu fürchten, denn es
ist nie eine Gefahr dabei, wenn du nur zu folgen verstehst.
«
Damit war die Sache abgemacht und der Knabe
folgte dem Manne, bei dem er sich verdingt hatte, in
dessen Wohnung. Und das war eine sonderbare Wohnung,
denn er wohnte in einem Hügel mitten im wilden
Wald; und der Knabe sah da keinen andern Menschen,
als seinen Herrn; und der war ein gewaltiger
Zauberer, der eine so große Macht über Menschen
und Thiere hatte, daß es ganz entsetzlich war.
Am darauffolgenden Tag sollte der Knabe seinen
Dienst antreten. Fürs erste trug ihm der Zauberer auf,
alle wilden Thiere des Waldes, die er gebunden hatte,
zu füttern. Es waren sowohl Wölfe und Bären als Hirsche
und Hasen, die der Zauberer in Herden und Hürden
zusammengesammelt und in seinen Stall, der
unter der Erde lag und wohl eine Meile lang und breit
war, gebracht. Der Knabe verrichtete trotzdem seine
Arbeit in e i n e m Tage und der Zauberer lobte ihn
und sagte, daß er seine Sache recht brav gemacht
habe.
Am nächsten Morgen sagte der Zauberer zu ihm:
»Ja, heute brauchen die Thiere nicht gefüttert zu werden,
denn sie bekommen nicht alle Tage etwas zu
fressen. Jetzt will ich dir erlauben so lange zu spielen,
bis sie wieder gefüttert werden müssen.« Darauf sagte
der Zauberer noch einige Worte zu ihm, die er nicht
verstand, und im selben Augenblick war aus dem
Knaben ein Hase geworden, der in den Wald hinaussprang.
Da konnte er freilich gut springen, aber das war
auch nothwendig, und er mußte genug laufen; denn
wer ihn nur immer erblickte, wollte auf ihn schießen,
und die Hunde hetzten und setzten ihm bellend nach,
sobald sie nur seine Fährte fanden. Jetzt war er ja das
einzige Thier im Walde, denn der Zauberer hatte alle
anderen unten in seinem Stall eingeschlossen, so daß
alle Jäger des ganzen Landes große Lust hatten, dem
Hasen einmal einen Treffer auf den Pelz zu geben. Sie
hatten aber kein Glück dabei, denn es gab keinen
Hund, der ihn einholen, und keinen Schützen, der ihn
treffen konnte. Sie schossen immer und alleweil daneben,
und der Hase lief und sprang immer weiter fort.
Das war zwar ein sehr unruhiges Leben, aber endlich
gewöhnte er sich daran, als er merkte, daß keine Gefahr
für ihn dabei war; und schließlich machte es ihm
sogar Spaß, alle die vielen Jäger sammt ihren Hunden,
die so sehr auf ihn versessen waren, zum Narren
zu halten.
So ging es ein ganzes Jahr, und als dieses um war,
rief ihn der Zauberer heim, denn er stand ja jetzt auch
in seiner Macht, wie alle anderen Thiere. Dann sagte
der Zauberer abermals einige Worte zu ihm, die er
nicht verstand, und augenblicklich war aus dem
Hasen wieder ein Mensch geworden. »Nun, wie gefällt
dir dein Dienst bei mir?« fragte der Zauberer,
»und wie gefällt es dir, ein Hase zu sein?« – »Oh, es
gefällt mir recht gut,« erwiderte der Knabe, »nie
konnte ich früher so schnell über Grund und Boden
dahin laufen.« Darauf zeigte ihm der Zauberer den
Scheffel Geld, den er schon verdient hatte, und der
Knabe war es wohl zufrieden, ihm auch das nächste
Jahr zu dienen.
Am ersten Tag des neuen Dienstjahres hatte er die-
selbe Arbeit zu verrichten, wie im vorigen Jahr: er
mußte wieder alle Thiere im Stalle des Zauberers füttern.
Und als er das gethan, sagte der Zauberer abermals
einige Worte zu ihm, und da flog er als Rabe
verwandelt hoch in die Luft empor. Das gefiel dem
Knaben recht gut, denn jetzt konnte er ja noch viel
schneller weiter kommen, als da er als Hase herumlief,
und hier konnten ihn auch keine Hunde hetzen,
so daß er rein zum Vergnügen herumfliegen konnte.
Aber gar bald merkte er, daß er auch hier keinen Frieden
hatte, wenn auch keine Gefahr für ihn vorhanden
war; denn alle Schützen und Jäger, die ihn erblickten,
nahmen ihn auf's Korn und knallten los, denn es war
weit und breit kein anderer Vogel als der Rabe zu
sehen, weil der Zauberer alle eingefangen hatte.
Aber er gewöhnte sich auch daran, als er merkte,
daß ihn niemand treffen konnte; und so flog er das
ganze Jahr herum, bis ihn der Zauberer wieder heim
rief und dann einige Worte zu ihm sagte, die ihm
seine menschliche Gestalt zurückgaben. »Nun, wie
gefiel es dir, als Rabe herumzufliegen?« fragte ihn der
Zauberer. »Oh, es gefiel mir recht gut, denn alle
meine Lebtage konnte ich früher nicht so hoch in die
Luft hinaufkommen.« Darauf zeigte ihm der Zauberer
die zwei Scheffel Geld, die er sich in diesem Jahre
verdient hatte und die an der Seite des einen Scheffels
vom vorigen Jahr standen. Und der Knabe blieb gerne
noch das dritte Jahr in des Zauberers Diensten.
Am nächsten Tag bekam der Knabe seine alte Arbeit:
nämlich alle wilden Thiere zu füttern. Und als es
geschehen war, sagte der Zauberer wieder einige
Worte zu ihm, und aus dem Knaben war dabei ein
Fisch geworden, der hinaus in den Waldbach sprang.
Er schwamm darin auf und nieder und es unterhielt
ihn ausgezeichnet, sich so mit dem Strome treiben zu
lassen; und schließlich schwamm er bis ins Meer hinaus,
und da schwamm er immer weiter und weiter, bis
er einmal zu einem gläsernen Schloß kam, das auf
dem Grunde des Meeres stand. Er konnte in alle Zimmer
und Säle hineinschauen, und da sah es prächtig
darin aus: alles Hausgeräthe war aus weißem Wallfischbein
gemacht und mit Gold und Perlen eingelegt
und mit den weichsten Kissen in allen Regenbogenfarben
gepolstert, und ringsum lagen Teppiche, die
wie das feinste Moos aussahen; und auch Blumen und
Bäume waren da mit wunderlich gekrümmten Zweigen
und Aesten, die sowohl grün und gelb, als roth
und weiß waren. Und kleine Springbrunnen quellten
aus den kunstreichsten Schneckenhäusern empor und
ließen ihr Wasser in klare Muschelschalen niederfallen
und machten damit die lieblichste Musik, die das
ganze Schloß erfüllte. Aber das allerschönste von
allem war doch ein kleines junges Mädchen, das da
ganz allein herumging. Das Mädchen ging von einem
Zimmer ins andere, aber man konnte nichts davon
sehen, daß es auch eine Freude an all' der Pracht, die
es umgab, gehabt hätte. Es ging so traurig in seiner
Einsamkeit umher, und es fiel ihm nicht einmal ein,
sich in den blanken Glaswänden, die sich ringsumher
befanden, zu spiegeln, wiewohl es doch das Schönste
und Niedlichste war, das man nur sehen konnte. Und
dasselbe meinte auch der Knabe, während er rund um
das Schloß herumschwamm und von allen Seiten hineinguckte.
»Da möchte ich doch zehnmal lieber ein Mensch
sein, als so ein armer, stummer Fisch, wie ich jetzt
einer sein muß,« sagte der Knabe zu sich selbst. »Wer
nur darauf kommen könnte, was für Worte der Zauberer
immer spricht, wenn er mich verwandelt.« Er
schwamm und grübelte und dachte nach, bis es ihm
endlich einfiel, wie die Formel lautete, die der Zauberer
sprach. Und da probirte er es sogleich, sie vor sich
hin zu sagen: – und im selben Augenblick stand er
auch schon als Mensch unten auf dem Grunde des
Meeres.
Da beeilte er sich in das gläserne Schloß hinein zu
kommen und ging zu dem jungen Mädchen hin und
sprach es an, das darüber beinahe auf den Tod erschrak.
Aber er redete dem Mädchen so freundlich zu
und erklärte ihr, wie er da herunter gekommen, so daß
es sich bald wieder von seinem Schrecken erholte und
dann recht froh war über die Gesellschaft, die es in
seiner greulichen Einsamkeit, in der es seine Tage
verbringen mußte, gefunden. Die Zeit verging nun den
beiden so rasch, daß der Bursche, – denn jetzt war er
ja schon ein vollkommener Bursche geworden und
längst kein Knabe mehr – ganz und gar vergaß, wie
lange er da gewesen war.
Eines Tages sagte das Mädchen zu ihm, daß es nun
an der Zeit sei, daß er sich wieder in einen Fisch verwandle,
denn der Zauberer werde ihn jetzt bald heimrufen
und er müsse dann fort. Aber noch vorher müsse
er seine Fischgestalt haben, sonst könne er nicht lebend
durchs Meer kommen. Jedoch schon früher, als
er so da unten war, hatte es ihm gesagt, daß es eine
Tochter desselben Zauberers sei, bei dem der Bursche
diente, und der hatte sie hier unten eingeschlossen,
damit er ruhig sein konnte, daß sie hier vollkommen
sicher wäre. Des Zauberers Tochter hatte nun einen
Rath ausfindig gemacht, wie sie es vielleicht ermöglichen
könnten, sich wiederzusehen und sich dann zu
bekommen und die Erlaubniß zu erhalten, bei einander
bleiben zu dürfen. Aber dazu waren viele Dinge
zu beobachten, und er mußte sehr genau Acht auf
alles geben, was sie ihm sagte.
Sie erzählte ihm, daß alle Könige in den Ländern
rings umher dem Zauberer, ihrem Vater Geld schuldig
seien; und der König in jenem Königreiche, dessen
Namen sie ihm jetzt nannte, komme zunächst an die
Reihe, seine Schuld bezahlen zu müssen; und konnte
er zur rechten Zeit nicht bezahlen, so sollte er enthauptet
werden. »Und er kann nicht bezahlen,« sagte
sie, »das weiß ich ganz bestimmt.« – »Nun mußt du
vor allem deinen Dienst bei meinem Vater kündigen,
denn jetzt sind die ausbedungenen drei Jahre um und
du kannst wieder weiter ziehen. Drum nimm deine
sechs Scheffel Geld und wandere in das Königreich,
das ich dir vorher bezeichnete, und tritt bei dem
König desselben in Dienste. Wenn es nun gegen d i e
Zeit geht, da, wie ich dir gesagt habe, die Schuld fällig
ist, dann wirst du leicht bemerken, daß der König
schlecht aufgelegt sein wird. Da mußt du ihm sagen,
daß du wohl wüßtest, was ihn bedrücke, und daß es
das Geld sei, das er dem Zauberer schulde, aber nicht
bezahlen könne – denn ich weiß, daß er es nicht hat –.
Aber du kannst es ihm leihen, denn es sind gerade
sechs Scheffel, die du ja hast. Du darfst ihm jedoch
das Geld nur unter der Bedingung leihen, daß er dich
mitnimmt, wenn er zu meinem Vater geht, um zu bezahlen,
und dir erlaubt, als Hofnarr vorauszulaufen.
Kommst du dann zu dem Zauberer, so mußt du allerlei
Narrenstreiche vollführen und schauen, daß du ihm
eine Anzahl Fenster einschlagen kannst, wie überhaupt
alle möglichen und erdenklichen Unglücke dieser
Art anrichten. Darüber wird mein Vater schreck-
lich zornig werden; und weil der König verantworten
muß, was sein Narr thut, so wird er ihn, trotzdem er
seine Schuld bezahlt hat, verurtheilen, entweder drei
Fragen richtig zu beantworten oder das Leben verlieren
zu müssen. Die erste Frage, die mein Vater stellen
wird, wird lauten: »Wo i s t m e i n e T o c h -
t e r ? « Da mußt du vortreten und sagen: »Sie ist auf
des Meeres Grund.« Dann wird er dich fragen, o b
d u s i e e r k e n n e n k a n n s t , und darauf mußt
du »Ja« antworten. Da wird er mit einer Menge Frauenzimmern
hervorkommen und diese an dir vorbeiführen,
damit du dir die aussuchen kannst, welche du
für seine Tochter hältst. Aber du wirst mich auf keinen
Fall erkennen können und deshalb werde ich dich,
wenn ich an dir vorbeigehe, so zupfen, daß du es spüren
kannst, und da mußt du mich augenblicklich pakken
und festhalten. Und damit hast du die erste Frage
gelöst. Seine nächste Frage wird lauten: »Wo i s t
m e i n H e r z ? « Und da mußt du wieder vortreten
und sagen: »Es ist in einem Fisch.« – » K e n n s t
d u d i e s e n F i s c h ? « wird er dann fragen, und
du mußt abermals »Ja« darauf antworten. Da wird er
alle Arten von Fischen herkommen lassen und du
mußt dann unter ihnen den rechten auswählen. Aber
da werde ich schon Obacht geben, daß ich mich an
deiner Seite aufhalten kann, und wenn der rechte
Fisch kommt, werde ich dir einen schwachen Puff
geben und da mußt du ihn schnell ergreifen und dich
beeilen ihn aufzuschneiden. Dann ist es aus mit dem
Zauberer und er wird keine weiteren Fragen mehr stellen.
«
Als der Bursche diesen guten Rath und Bescheid,
was er alles zu thun, wenn er wieder auf festes Land
komme, vernommen hatte, galt es nur noch sich zu erinnern,
was es war, was der Zauberer immer sagte,
wenn er ihn aus einem Menschen in ein Thier verwandelte.
Aber das hatte er vergessen und des Zauberers
Töchterlein wußte es auch nicht. Er ging den ganzen
Tag wie verzweifelt herum und dachte und dachte,
und sann und grübelte; – aber es fiel ihm doch nicht
ein, wie die Formel lautete. Er konnte die ganze Nacht
nicht schlafen und erst gegen die Morgenstunde fiel er
in einen leisen Schlummer und da ging ihm plötzlich
ein Licht auf und es fiel ihm ein, wie der Zauberer zu
sagen pflegte. Er sagte es so schnell als möglich nach
und augenblicklich war er wieder ein Fisch und
huschte ins Meer hinaus. Gleich darauf wurde ihm gerufen
und er schwamm im Nu durchs Meer und hinein
in den Waldbach, an dessen Ufer der Zauberer stand
und dieselben Worte wie sonst sprach und ihn wieder
in einen Menschen verwandelte.
»Nun, wie gefiel es dir als Fisch herumzuschwimmen?
« fragte der Zauberer. »Ja, das hat mir noch am
allerbesten gefallen,« antwortete der Bursche, und das
war gewiß keine Lüge, wie jeder wissen kann. Darauf
zeigte ihm der Zauberer die drei Scheffel Geld, die er
sich im letzten Jahre verdient hatte und die neben den
andern dreien standen, – und alle sechs gehörten jetzt
ihm. »So wirst du mir wohl noch ein Jahr dienen wollen?
« fragte ihn der Zauberer, »und dann bekommst
du dafür sechs Scheffel, macht zusammen zwölf, und
das ist gewiß ein schöner Lohn.« – »Nein,« erwiderte
der Bursche, jetzt habe er genug und danke dem Himmel,
daß diese Zeit um wäre, denn er sehne sich jetzt
auch wo anders zu dienen und andere Leute und andere
Bräuche zu sehen. Aber später wolle er vielleicht
wieder einmal zu ihm zurückkommen. »Ja,« sagte der
Zauberer, »dann wirst du mir jederzeit willkommen
sein.« Der Bursche hatte ihm, wie sie miteinander
ausgemacht hatten, durch drei Jahre treu gedient,
sodaß er nichts dagegen einwenden konnte, daß der
Bursche weiterziehen wollte.
Er bekam jetzt seine sechs Scheffel Geld und machte
sich auf den Weg geradeaus in das Königreich, das
ihm seine Liebste damals genannt hatte. Er vergrub
sein Geld auf einem heimlichen Orte in der Nähe des
königlichen Hofes, und ging dann ins Schloß und bat,
daß man ihn hier in Dienst nehme. Das geschah auch
und er wurde da Stallknecht und mußte die Pferde des
Königs warten und pflegen. So verging eine kurze
Zeit und er richtete ein scharfes Augenmerk darauf,
wie sich der König härmte und niemals ruhig oder
fröhlich gewesen. So kam er eines Tages wieder in
den Stall hinunter und da war niemand anderes zur
Stelle als unser Stallknecht, der jetzt geradeheraus
zum König sagte, daß er mit »Seiner Majestät allergnädigster
Erlaubniß« ihn fragen wollte, warum er
denn immer gar so traurig sei und sich so abhärme.
»Was hilft es darüber zu sprechen,« entgegnete der
König, »du kannst mir ja doch nicht helfen.« – »Ja,
das könne Seine Majestät doch nicht wissen,« sagte
der Knecht darauf, »denn ich weiß es ja doch ganz
genau, was dem König so schwer auf dem Herzen
liegt; und ich weiß sogar Rath, wie das Geld bezahlt
werden kann.« Ja, das war eine andere Sache und der
König ließ sich weiter in ein Gespräch mit diesem
Stallknecht ein, der sagte, daß er ihm die sechs Scheffel
Geld wohl leihen könnte, es aber nur unter der Bedingung
thue, daß er ihn mitnehme und ihn als Hofnarren
gekleidet vorauslaufen lasse, wenn er zu dem
Zauberer reise, um seine Schuld zu bezahlen. Er wolle
zwar einige Tollheiten begehen, für die der König
strenge zur Rechenschaft gezogen würde, aber er
werde schon selbst alles so verantworten, daß dem
Könige nicht das geringste Leid zugefügt werden
könnte. Der König ging mit Freuden auf alles ein,
was sein Stallknecht verlangte; und es war jetzt auch
schon die höchste Zeit, daß sie sich auf die Strümpfe
machten.
Als sie endlich zur Wohnung des Zauberers kamen,
befand sich diese nicht innerhalb des Hügels, sondern
oben auf demselben stand ein großes Schloß, das der
Bursche früher noch nie gesehen hatte – denn der
Zauberer konnte es ja ganz nach seinem Belieben
sichtbar oder unsichtbar machen. Und nach allem,
was der Bursche von des Zauberers Künsten schon
kannte, wunderte er sich auch gar nicht darüber. Als
sie ganz in die Nähe des Schlosses kamen, das aussah,
als wäre es nur aus reinstem Glas, da lief der
Bursche voraus als der Hofnarr des Königs Er sprang
vorwärts und rückwärts und stand bald auf dem Kopf,
bald auf den Beinen und schlug dabei so viele große
Glasscheiben und Glasthüren des Zauberers zusammen,
daß es ganz entsetzlich war, und warf um was er
nur irgend konnte, und richtete eine gefährliche Zerstörung
an.
Der Zauberer stürzte ganz wüthend vor Zorn heraus
und schimpfte den König wie einen alten Schuhlappen
herunter, weil er einen solchen unbändigen
Narren mit sich führte, und sagte: daß ihm der König
nicht den geringsten Schaden, den ihm der Narr zugefügt
hatte, ersetzen könnte, nachdem er nicht einmal
im Stande sei, seine alte Schuld auszugleichen. Aber
da ergriff der Hofnarr das Wort und sagte: »O ja, er
ist es schon im Stande!« Und der König rückte mit
den sechs Scheffeln Geld heraus, die ihm der Bursche
geliehen hatte. Die wurden dann abgemessen, und
alles stimmte genau. Darauf hatte der Zauberer freilich
nicht gerechnet, aber er konnte nichts dagegen
einwenden. Die alte Schuld war also richtig bei Heller
und Pfennig bezahlt und der König erhielt seine
Schuldverschreibung wieder zurück. Aber damit war
der Schaden, der dem Zauberer heute zugefügt worden,
noch nicht ersetzt und der König hatte auch
nichts, um ihn zu bezahlen. Da sprach der Zauberer
das Urtheil über ihn aus, daß er entweder drei Fragen,
die er ihm aufgeben werde, richtig beantworten
müsse, oder doch enthauptet werden solle, wie es im
Contract der alten Schuld stand.
Da blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen,
des Zauberers Räthsel aufzulösen. Der Narr stellte
sich knapp an die Seite des Königs, während der Zauberer
mit seinen Fragen herausrückte. Und zuerst
fragte er: »Wo ist meine Tochter?« Da ergriff der
Narr das Wort und sagte: »Sie ist unten auf des Meeres
Grund.« – »Woher weißt du das?« fragte darauf
der Zauberer. »Das hat der kleine Fisch gesehen,«
antwortete der Narr. »Würdest du sie erkennen?«
fragte der Zauberer weiter. »O ja, komme nur her mit
ihr,« erwiderte der Hofnarr. Da ließ der Zauberer eine
ganze Reihe von Mädchen an ihm vorbeigehen, eins
hinter dem andern; aber das waren nichts als Schatten,
Schein und Blendwerk. Beinahe zu allerletzt kam
wirklich des Zauberers Töchterlein. Das zupfte den
Narren im Vorbeigehen, daß er es spüren konnte,
denn es zwickte ihn so in den Arm, daß er beinahe
laut aufgeschrien hätte. Aber er that es doch lieber
nicht, sondern faßte sie rasch um den Leib und hielt
sie fest. Jetzt sah der Bursche schon selbst, daß er das
rechte Mädchen getroffen, und der Zauberer mußte
zugestehen, daß sein erstes Räthsel gelöst war.
Jetzt fragte er weiter: »Aber wo ist mein Herz?« –
»Das ist in einem Fisch,« antwortete der Hofnarr.
»Kennst du diesen Fisch auch?« fragte der Zauberer.
»Ja, lasse ihn nur herkommen!« war die Antwort des
Narren. Da kamen alle Fische vorbeigeschwommen,
und währenddem stand seine Liebste, des Zauberers
Töchterlein an seiner Seite. Als ganz zuletzt der
Rechte kam, gab sie ihm einen leisen Puff und er ergriff
so rasch als möglich den Fisch, stieß ihm das
Messer in den Leib, schlitzte ihn auf, riß ihm das
Herz heraus und schnitt dieses mitten entzwei.
Da fiel im selben Augenblick der böse Zauberer
todt um und in lauter Kieselsteine auseinander. Und
alle Fesseln, die der Zauberer gelegt hatte, sprangen
zu gleicher Zeit; und alle die wilden Thiere und
Vögel, die er zusammengefangen und unter der Erde
eingeschlossen hielt, kamen jetzt hervor und zerstreuten
sich im Walde und in der Luft. Und der Bursche
ging mit seiner Liebsten in das Schloß, das nun ihnen
gehörte, und da hielten sie ihre Hochzeit, und alle Könige,
die ringsumher regierten und sämmtlich Schuldner
des Zauberers, jetzt aber von allen Schulden befreit
waren, kamen zur Hochzeitsfeier und erwählten
den Burschen zu ihrem Kaiser, und er regierte sie in
Frieden miteinander und lebte mit seiner schönen
Frau Kaiserin in Herrlichkeit und Freuden auf seinem
Schlosse. Und wenn sie seitdem noch nicht gestorben
sind, so leben sie heute noch.
Die weiße Taube.
Es war einmal ein König und der hatte zwei Söhne.
Das waren ein paar recht verwegene Burschen, denen
alle Augenblicke eine andere Tollheit im Kopfe steckte.
So ruderten sie eines Tags in einem kleinen Nachen
allein ins weite Meer hinaus. Anfangs hatten sie
das schönste Wetter, als sie hinausruderten; kaum
waren sie aber eine Strecke weit vom Land entfernt,
erhob sich ein furchtbarer Sturm. Die Ruder wurden
ihnen gleich weggerissen und das kleine Boot schaukelte
wie ein Nußschälchen auf den wilden Wogen
auf und nieder, und wurde so hin- und hergeschleudert,
daß die Prinzen nichts anderes thun konnten, als
sich so fest als möglich an den Ruderbänken anzuhalten,
um nicht über Bord geworfen zu werden.
Da trafen sie auf ein wunderliches Fahrzeug, und
das war ein Backtrog, in dem ein einzelnes altes Weib
saß. Sie rief ihnen zu und sagte, daß sie glücklich ans
Land kommen könnten, wenn sie ihr den Sohn, den
ihre Mutter, die Königin bald bekommen werde, dafür
versprechen wollten. »Das können wir nicht!« riefen
die beiden als Antwort, »er gehört nicht uns und so
können wir ihn auch nicht hergeben.« – »Ja, dann
könnt ihr meinetwegen alle beide auf dem Grund des
Meeres verfaulen,« sagte das alte Weib; »und ich
möchte fast glauben, daß eure Mutter lieber ihre zwei
Söhne, die sie schon hat, behalten wollen wird, als
einen der erst auf die Welt kommen soll.«
Damit ruderte sie in ihrem Backtrog davon, während
der Sturm noch lauter als vorher heulte und das
Wasser das Boot der beiden Prinzen allmählich füllte,
sodaß sie bereits nahe daran waren unterzusinken. Da
dachten die Prinzen, daß doch etwas daran sei an
dem, was das Weib gesagt hatte, und sie s e l b s t
wollten auch gerne ihr Leben retten, und sie riefen
dem Weibe nach und versprachen ihr, daß sie bekommen
solle, was sie verlangte, nämlich ihren noch ungebornen
Bruder, wenn sie sie nur erretten wollte aus
dieser gräßlichen Lebensgefahr, in der sie sich da auf
dem offenen Meer befanden. Im selben Augenblick
legte sich der Sturm und hörte zu heulen auf, die Wellen
und Wogen beruhigten sich plötzlich und der Nachen
trieb mit den beiden unversehrten Prinzen vor
des Königs Schloß. Sie kamen also gut heim und
wurden mit offenen Armen von Vater und Mutter
empfangen, die schon eine gräßliche Angst ihretwegen
ausgestanden hatten.
Die Brüder sagten aber gar nichts von ihrem Versprechen;
jetzt nicht und auch dann nicht, als die Königin
den dritten Sohn, einen hübschen Knaben, den
sie über alles in der Welt liebte, gebar. Er wurde aufgezogen
und erzogen und unterrichtet und belehrt am
Hofe seines Vaters bis er erwachsen war, aber noch
immer hatten seine Brüder von der Hexe nichts gesehen
und nichts gehört, der sie ihn versprochen, bevor
er noch geboren war.
Da erhob sich eines Abends plötzlich ein schrecklicher
Sturm mit Finsterniß und Nebel; es brauste und
sauste um den Hof des Königs und zugleich pochte es
heftig an der Thüre des Saales, in welchem sich der
jüngste Prinz befand. Da ging er zur Thüre hin und
öffnete, und vor ihm stand ein altes Weib mit einem
Backtrog am Rücken und sagte zu ihm, daß er ihr augenblicklich
folgen müsse, denn seine Brüder hätten
ihr ihn dafür versprochen, daß sie ihnen das Leben
rettete. »Ja, wenn du meinen Brüdern das Leben gerettet
hast und sie mich dir dafür versprochen haben,
dann will ich dir auch folgen,« antwortete der Königssohn.
Dann gingen sie zusammen zum Strand hinunter
und er mußte sich mit der Hexe in den Backtrog
setzen, und sie segelte mit ihm fort übers Meer, oder
über eine Bucht des Meeres, heim in ihre Wohnung.
Nun war der Königssohn in der Gewalt der Hexe
und in ihren Diensten. Das erste, was er von ihr zu
thun bekam, war, daß er Federn schleißen sollte.
»Diesen Haufen Federn, den du hier siehst, mußt du
bis heute Abend, wenn ich wiederkomme, fertig geschlissen
haben,« sagte die Hexe, »sonst bekommst
du eine noch viel schwerere Arbeit.« Er machte sich
gleich darüber und zupfte und schliß, bis nur noch
eine einzige Feder übrig war, die er noch nicht in der
Arbeit gehabt hatte. Da erhob sich plötzlich ein Wirbelwind
und zauste alle Federn herum und fegte sie
auf dem Boden wieder zu einem Haufen zusammen,
daß sie so dalagen, wie sie gelegen als sie noch nicht
geschliffen waren. So mußte er seine Arbeit von vorne
an beginnen; aber es fehlte nur noch eine Stunde bis
zum Abend, an dem ja die Hexe zurück nach Hause
kam, und er sah leicht ein, daß es ihm rein unmöglich
war, zur bestimmten Zeit fertig zu werden.
Da hörte er etwas an der Fensterscheibe picken und
eine feine Stimme sagte: »Laß mich herein, dann will
ich dir helfen!« Und das war eine weiße Taube, die
vor dem Fenster saß und mit dem Schnabel an die
Scheibe pickte. Er öffnete und die Taube flog herein
und begann sofort mit dem Schnabel alle Federn auseinander
zu schleißen. Und ehe eine Stunde vorüber
war, lagen alle Federn wundernett geschlissen da; die
Taube flog zum Fenster hinaus und im selben Augenblick
kam auch die Hexe zur Thüre herein.
»Schau, schau!« sagte die alte Hexe, »das ist ja
mehr als ich dir zugetraut hätte, daß du die Federn so
hübsch in Ordnung bringen konntest! Es muß doch
etwas besonders Flinkes in den Fingern von so einem
Königssohn stecken.« Am andern Morgen sagte dann
die Hexe zu dem Prinzen: »Für heute sollst du eine
ganz leichte Arbeit bekommen. Hier draußen vor der
Thüre habe ich einen Haufen Brennholz liegen, das
sollst du mir alles klein spalten, damit ich es zum
Feuermachen brauchen kann. Das ist schnell geschehen,
aber du mußt fertig werden, bis ich wieder heimkomme.
«
Der Prinz bekam eine kleine Hacke und begab sich
sogleich an die Arbeit. Er hackte und spaltete munter
drauf los, und es schien ihm, als ginge es recht rasch
von der Hand, aber der Tag verging, und Mittag war
längst vorbei und er war bei weitem noch nicht fertig.
Es schien ihm, als würde der Holzstoß eher größer als
kleiner, so viel er auch davon wegnehmen mochte. Da
ließ er die Hände sinken, trocknete sich den Schweiß
von der Stirne und es wurde ihm recht übel zu Muthe,
denn er wußte ja, daß es ihm nicht gut ergehen würde,
wenn er bis zur Heimkunft der Hexe nicht fertig mit
seiner Arbeit wäre.
Da kam die Taube geflogen, setzte sich auf den
Holzstoß, girrte und sagte: »Soll ich dir helfen?« –
»Ja, ich danke dir recht schön dafür, daß du mir gestern
geholfen und heute helfen willst!« sagte der Königssohn.
Und sogleich machte sich die weiße Taube
an die Arbeit und spaltete ein Scheit Holz nach dem
andern mit ihrem Schnabel. Und es ging so schnell,
daß ihr der Königssohn das gespaltene Holz gar nicht
schnell genug wegräumen konnte. Und in kürzester
Zeit war alles Holz in ganz kleine Spähne gehackt
und gespalten.
Darauf flog die weiße Taube zu ihm hin und setzte
sich auf seine Schulter; und der Prinz dankte ihr,
schmeichelte und streichelte ihr die weißen Federn
und küßte sie auf den kleinen, rothen Schnabel. Da
war plötzlich keine Taube mehr da, sondern eine blühend
schöne Jungfrau stand an seiner Seite. Sie erzählte
ihm dann, daß sie eine Prinzessin sei, die die
Hexe entweder gestohlen oder auf dieselbe Weise, wie
jetzt ihn, in ihre Gewalt bekommen und dann zur
Taube verwünscht habe. Mit seinem Kuß aber bekam
sie ihre menschliche Gestalt wieder; und wenn er ihr
treu bleiben und sie zur Frau nehmen wolle, so könne
sie sowohl ihn, als sich selbst leicht aus der Gewalt
der Hexe befreien.
Der Königssohn war sogleich ganz eingenommen
von der Schönheit der Prinzessin und gerne bereit,
alles was immer zu thun, um sie für sich zu gewinnen
und als Gemahlin zu bekommen. Da sagte sie zu ihm:
»Wenn jetzt die Hexe heimkommt, so bitte sie, dir
einen Wunsch zu erfüllen, weil du alles, was sie dir
aufgetragen, so gut verrichtet hast. Und wenn sie »Ja«
sagt, so bitte sie gerade heraus um die Prinzessin, die
sie hier auf ihrem Hof hält und die jetzt als weiße
Taube herumfliegen muß. Zuerst mußt du mir aber
einen rothen Seidenfaden um den kleinen Finger win-
den, damit du mich in jeder Gestalt, in die sie mich
verwandeln wird, immer sogleich wiedererkennst.«
Der Prinz wand ihr schnell einen rothen Seidenfaden
um den kleinen weißen Finger und im selben Augenblick
war die Prinzessin wieder eine Taube und
flog davon. Und gleich nach ihr kam die alte Hexe mit
ihrem Backtrog auf dem Rücken heim. »Na, das muß
ich sagen,« rief sie verwundert aus, »du bist flink bei
deiner Arbeit; und so etwas sind Prinzenhände doch
sonst nicht gewöhnt!« Da sagte der Königssohn:
»Weil Ihr so zufrieden seid mit meiner Arbeit, werdet
Ihr mir wohl auch ein kleines Vergnügen bereiten
wollen und mir etwas geben, das ich zu besitzen Lust
hätte?« – »O ja, recht gerne,« sagte das Weib, »und
was ist es denn, was du haben willst?« – »Ich möchte
die Prinzessin, die sich hier auf deinem Hof befindet
und als weiße Taube verwandelt herumfliegt,« antwortete
der Prinz. »Ah, papperlapapp!« rief die Hexe,
»wie kommst du denn auf den Gedanken, daß Prinzessinnen
in meinem Hofe als weiße Tauben herumfliegen.
Aber wenn du schon durchaus eine Prinzessin
haben willst, so sollst du auch eine solche bekommen,
wie wir sie hier auf dem Hofe haben.« Und dann kam
sie dahergeschleppt mit einer kleinen, grauwolligen
und langohrigen Eselin. »Willst du diese haben?«
fragte das Weib; – »eine andere Prinzessin kannst du
nicht bekommen.«
Jetzt strengte der Königssohn seine Augen scharf
an und sah den kleinen rothen Seidenfaden um den
einen Huf der Eselin gewunden, und da sagte er
gleich: »Ja, die ist mir schon recht, gieb sie nur
her!« – »Ah, was willst du denn damit machen?«
fragte die Hexe. »Ich will darauf reiten,« antwortete
der Prinz. »Ja, thue es nur!« rief die Hexe und zog
aber zugleich die Eselin fort. »Wo kommt denn meine
Eselin hin?« sagte der Prinz, »sie gehört ja mein und
ich will sie haben!« – »Ja, ganz gewiß!« erwiderte die
Hexe und kam mit einem alten, runzlichen zahnlosen
Weib, das an den Händen zitterte, daher. »Eine andere
Prinzessin kriegst du nicht,« sagte sie, »willst du
diese haben?« – »Ja, die will ich,« antwortete der
Prinz, denn er hatte seinen rothen Seidenfaden am
Finger des alten Weibes schon gesehen.
Da wurde die Hexe so fuchsteufelswild, daß sie
tobte und herumfuhr und alles in Stücke schlug, was
sie nur erreichen konnte, so daß die Scherben dem
Prinzen und der Prinzessin, welche jetzt in ihrer eigenen
schönen Gestalt dastand, um die Ohren flogen
und sausten.
Darauf sollten sie also Hochzeit halten, denn die
Hexe mußte halten, was sie versprochen hatte, und
der Prinz mußte die Prinzessin um jeden Preis bekommen.
Da sagte die Prinzessin zu ihm: »An der Hochzeitstafel
darfst du e s s e n , was du willst, aber kei-
nen Tropfen trinken; denn wenn du das thust, so vergissest
du mich.« Aber am Hochzeitstag hatte der
Prinz längst darauf vergessen und er streckte die Hand
aus und nahm einen Becher Wein. Die Prinzessin jedoch
paßte genau auf und gab ihm einen Stoß mit
dem Ellenbogen, daß er den Wein über das Tischtuch
verschüttete. Da fuhr die Hexe wieder auf und schlug
um sich auf Kannen und Schüsseln, daß ihnen die
Scherben um die Ohren flogen, gerade so wie das erstemal,
als sie toll wurde.
Dann wurden sie in die Brautkammer geführt; die
Thüre wurde verschlossen und die Prinzessin sagte:
»Jetzt hat die Hexe gehalten, was sie versprochen,
aber fernerhin wird sie uns gutwillig nichts Gutes
mehr erweisen; daher müssen wir auf der Stelle fliehen.
Ich werde zwei Scheiter Holz ins Bett legen, welche
für uns antworten müssen, wenn die Hexe mit uns
spricht. Du mußt noch den Blumentopf und das Glas
Wasser, das dort am Fenster steht, mitnehmen und
dann müssen wir uns durch dieses Fenster hinausschleichen
und schauen, daß wir weiter und davon
kommen.«
Wie gesagt, so gethan. Sie schlichen sich durchs
Fenster und eilten in der finsteren Nacht davon, und
die Prinzessin machte den Wegweiser, denn sie kannte
den Weg, den sie ausspionirt hatte, während sie als
Taube herumflog. Gegen Mitternacht kam die Hexe
an die Thüre der Brautkammer und rief hinein, und
die zwei Scheiter Holz antworteten ihr, so daß sie
glaubte, das Brautpaar sei drinnen, und ging wieder.
Vor Tagesanbruch war die Hexe schon wieder vor der
Thüre und rief hinein, und abermals antworteten ihr
die zwei Scheiter Holz. Da glaubte sie, das junge
Ehepaar sei drinnen; und als die Sonne aufging – da
war die Brautnacht vorbei – und sie hatte ihr Versprechen
gehalten! und konnte nun Gift und Galle über
die beiden ergießen und all' ihren Zorn um sich zu rächen
an ihnen auszulassen. Mit dem ersten Sonnenstrahl
stürzte die Hexe in die Kammer hinein; – aber
da fand sie jetzt weder einen Prinzen noch eine Prinzessin,
und nichts anderes, als die zwei Scheiter Holz,
welche da im Bett lagen und sie anglotzten, ohne ein
Wort zu sagen. Diese packte sie und schleuderte sie
so um den Boden, daß sie in tausend Spähne zersplitterten;
und dann fuhr sie davon und den Fliehenden
nach.
Als der erste Sonnenstrahl hervorbrach, sagte die
Prinzessin zu ihrem Prinzen: »Sieh dich um! Siehst
du etwas hinter uns?« – »Ja, ich sehe in weiter Ferne
eine dunkle Wolke,« antwortete er. »Dann wirf den
Blumentopf rückwärts über dein Haupt,« sagte die
Prinzessin. Als er dies gethan, war hinter ihnen ein
großer, dichter Wald entstanden; und als die Hexe zu
diesem hinkam, konnte sie nicht eher durch denselben
kommen, als bis sie nach Hause eilte und sich ihre
Axt holte und sich mit derselben einen Weg durch den
Wald bahnte.
Bald darauf sagte die Prinzessin abermals zu dem
Prinzen: »Sieh dich um, siehst du etwas hinter
uns?« – »Ja,« sagte der Prinz, »die große schwarze
Wolke ist wieder da.« – »Dann wirf das Glas Wasser
rückwärts über dein Haupt!« sagte die Prinzessin.
Und als er es gethan hatte, war hinter ihnen ein großer
See entstanden; und über diesen konnte die Hexe
nicht eher hinüber kommen, als bis sie noch einmal
nach Hause gelaufen war und ihren Backtrog geholt
hatte.
Inzwischen waren die Flüchtlinge aber gerade vor
das Schloß gekommen, in dem der Prinz zu Hause
war. Sie kletterten geschwinde über die Gartenmauer
und liefen quer durch den Schloßpark und schlüpften
durch ein offenes Fenster hinein. Jetzt war die Hexe
schon dicht hinter ihnen; da stellte sich die Prinzessin
ans Fenster und blies auf die Hexe hinunter; und –
hundert weiße Tauben flogen aus ihrem Mund heraus
und sausten und flatterten der Hexe um den Kopf, daß
sie darüber fuchsteufelswild wurde und in lauter Kieselsteine
zersprang, und da liegt noch ein Stück von
ihr als ein großer Kieselstein vor dem Fenster.
Aber auf dem Schlosse herrschte jetzt die größte
Freude über den wiedergekehrten Prinzen und seine
schöne Braut. Und seine zwei älteren Brüder kamen,
fielen vor ihm nieder und bekannten ihre Sünde. E r
sollte nun a l l e i n das ganze Reich erben und regieren
und sie wollten seine treuen Unterthanen werden.
Peter Ochs.
Es waren einmal ein Paar Bauersleute in Jütland, die
zwar einen recht guten Bauernhof, aber keine Kinder
hatten. Da saßen sie oft beisammen und beklagten
sich darüber, daß sie aber auch gar keine Angehörigen
besaßen, denen sie einmal all' ihren Wohlstand,
in dem sie jetzt so warm drin saßen, hinterlassen
konnten. So stand es mit ihnen und sie wurden reich –
aber es war niemand da, der den großen Reichthum
erben sollte!
Eines Jahres schaffte sich der Mann ein schönes
Stierkalb an, das nannten sie P e t e r . Und es war
wirklich das prächtigste Stück Vieh, das man je gesehen;
so schön und so gescheidt war es, daß es alles
verstand, was man zu ihm sagte. Dabei war es so zuthunlich
und so lustig, daß es sowohl der Mann als
auch die Frau bald so lieb gewannen, als wäre es ihr
eigenes Kind.
Eines Tages sagte der Mann zu seiner Frau: »Vielleicht
könnte unser Küster dem Peter gar das Reden
lehren; denn dann könnten wir nichts besseres thun,
als ihn an Kindesstatt annehmen und er könnte dann
einmal alles erben, was uns gehört und was wir
haben.« – »Ja, wer kann es denn wissen!« antwortete
die Frau; »unser Küster ist ja doch sonst ein so ge-
scheidter Mann, der e t w a s m e h r als sein Vaterunser
versteht, und ich möchte glauben, daß er unserm
Peter auch noch das Reden wird lehren können,
denn der Peter hat ja einen so ausgezeichnet guten
Kopf aufsitzen! – Väterchen, du könntest den Küster
ja einmal f r a g e n ! «
Und der Mann stolperte richtig hinauf zu dem Küster
und fragte ihn, ob er nicht glaubte, seinem Kalb
das Reden lehren zu können, weil er dieses gar zu
gerne als seinen Erben einsetzen möchte. Der Küster
war nicht so dumm als er ausschaute, er sah sich vorsichtig
um, ob niemand in der Nähe wäre, der sie
hören könnte und dann sagte er, daß er es schon
könne: »Nur darfst du es niemandem sagen,« flüsterte
er ihm zu, »denn es muß mit der g r ö ß t e n
H e i m l i c h k e i t geschehen, und der Pfarrer darf
durchaus nichts davon erfahren, sonst käme ich in die
gräßlichsten Verlegenheiten, weil es eigentlich eine
verbotene Sache ist. Und es wird auch ein schönes
Stück Geld kosten, weil man dazu ganz besonders
kostbare und seltene B ü c h e r braucht.« – »Ja, das
ist alles Eins,« sagte der Mann, »es kommt mir nicht
so genau darauf an, was es kostet;« dann sagte er
noch, daß er fürs erste hundert Thaler um die Bücher
anzuschaffen hergeben wolle, und versprach vollkommen
reinen Mund zu halten, sowie auch, daß er gegen
Abend mit seinem Kalb wiederkommen werde.
Darauf gab er dem Küster die hundert Thaler und
brachte abends das Kalb selbst zu ihm hin, und der
Küster versprach, sein Bestes thun zu wollen. Nach
etwa acht Tagen kam der Bauer wiederum, um sein
Kalb zu hören und zu sehen wie es ihm ginge. Aber
der Küster sagte, daß er es noch nicht sehen dürfe,
sonst bekäme der Peter zu großes Heimweh und
möchte am Ende alles wieder vergessen, was er schon
gelernt habe. Sonst ginge es aber recht gut mit dem
Lernen, aber der Bauer müsse noch mit weiteren hundert
Thalern herausrücken, weil der Peter noch
m e h r Bücher brauche. Der hatte das Geld gerade
bei sich und gab es dem Küster und ging wieder voll
der schönsten Hoffnungen nach Hause.
Und nachdem abermals acht Tage vorüber waren,
ging der Mann wieder zum Küster um sich zu erkundigen,
welche Fortschritte der Peter bis jetzt gemacht
habe. Es ginge schon leidlich gut, sagte der Küster.
»Ja, kann er denn schon etwas reden?« fragte der
Bauer. »Ja,« antwortete der Küster, »er kann
» M e h « sagen.« – »Ach, das arme Vieh ist gewiß
krank!« rief der Bauer aus; »M e t h wird der Peter
wollen! Da muß ich ihm doch gleich einen Krug voll
holen und ihm eingeben.« – »Da thust du wohl
daran,« sagte der Küster drauf, »der wird dem Peter
sicherlich gut thun.« Und noch am gleichen Tag
brachte der Bauer einen ganzen Krug voll guten alten
Meth daher. Den trank aber der Küster selbst und gab
dem Kalb lieber Milch, die diesem gewiß besser that
als der Meth, wie er glaubte.
Acht Tage später kam der Mann wieder, um zu erfahren,
was Peter j e t z t sagen könnte. »Er will noch
immer nichts anderes sagen als: Meh!« sagte der Küster.
»Ah! das ist doch ein feiner Schelm,« rief der
Bauer aus, »also will er noch mehr Meth haben? –
Nun, den will ich ihm wahrhaftig gerne kaufen, wenn
er ihm nur schmeckt. – Aber wie geht's denn sonst mit
dem Lernen?« – »Ja,« antwortete der Küster, »er ist
so weit gekommen, daß er noch um hundert Thaler
Bücher braucht, denn er kann aus d e n Büchern, die
er schon bekommen hat, nichts Richtiges mehr lernen.
« – »Nun ja!« antwortete der Bauer, »was er
braucht, das soll er auch haben.« Am gleichen Tag
brachte er dann dem Küster noch die dritten hundert
Thaler für Bücher und einen Krug mit gutem alten
Meth für den Peter.
Dann vergingen einige Wochen, ohne daß sich der
Mann nach dem Peter erkundigt hätte, denn er hatte
schon eine gewisse Angst davor, daß ihm dies neue
hundert Thaler kosten würde; und die hätte er nur
mehr mit Sträuben hergegeben, denn es that ihm allmählich
leid um das viele schöne Geld, das ihm Peters
Unterricht schon kostete. Inzwischen meinte der
Küster, das Kalb sei jetzt so fett geworden, als es
überhaupt fett werden konnte, und darum schlachtete
er es. Und als er dann alles Fleisch vorsichtig auf die
Seite gebracht hatte, ging er hin und zog seine
schwarzen Kleider an und ging dann zu den Bauersleuten
hin. Sobald er ihnen einen »Guten Tag« gewünscht
hatte, sagte er: »Der Peter ist doch wohl
schon zu Euch da h e i m gekommen?« – »Nein,
wahrhaftig nicht!« erwiderte der Bauer, – »er wird
doch nicht davongelaufen sein?« – »Ah, ich will nicht
hoffen,« – antwortete der Küster darauf, – »daß er
jetzt, nachdem ich mir so viel Mühe mit ihm gegeben
und ihm etwas Richtiges gelernt habe, noch so heimtückisch
böse sein sollte und mein Vertrauen s o mißbrauchen
würde! Denn ich habe mindestens noch hundert
Thaler von meinem eigenen Geld zu Büchern für
ihn ausgelegt, bis ich ihn endlich so weit brachte. Nun
konnte Peter schon alles reden, was nur vorkam und
was er nur wollte; und so sagte er heute, daß er sich
schon gar so sehr sehne, seine Eltern einmal wiederzusehen.
Da ich ihm das Vergnügen gern bereiten
wollte, aber fürchtete, daß er sich nicht allein heimfinden
würde, so machte ich mich fertig, zog mich an
und wollte ihn begleiten. Als wir aber vor dem Hausthor
waren, fiel es mir plötzlich ein, daß ich meinen
Stock daheim vergessen habe und so lief ich gleich
zurück um ihn zu holen. Als ich aber wieder zum
Hause herauskam, war Peter auf eigene Faust seiner
Wege gelaufen. Da glaubte ich nicht anders, als daß
er hieher zu Euch gelaufen sein muß. Sonst wüßte ich
nicht, wo er sein könnte.«
Da begannen die Leute zu jammern und zu klagen,
weil Peter gerade jetzt verloren ging, j e t z t , da sie
Freude an ihm hätten erleben können und nachdem sie
so viel Geld für seine Studien ausgegeben hatten. Und
was das Schlimmste war, sie hatten jetzt doch wieder
keinen Erben. Der Küster versuchte sie zu trösten so
gut er konnte und war auch sehr traurig darüber, daß
sich Peter so aufführte und ihm jetzt, da er seinem
Lehrer so viel Ehre hätte machen können, so etwas
anthat. Aber er hat sich vielleicht nur verirrt, meinte
der Küster und versprach ihn am nächsten Sonntag in
der Kirche öffentlich zu verlesen, ob er nicht vielleicht
von jemand gesehen worden sei. Dann sagte er
ihnen »Lebewohl« und ging heim und verspeiste
einen guten, fetten Kalbsbraten.
Eines Tags las der Küster, der sich Zeitungen hielt,
zufällig, daß sich in einer Stadt ein neuer Kaufmann
namens P e t e r O c h s niedergelassen habe. Da
steckte er das Zeitungsblatt in die Tasche und ging
sogleich zu den betrübten Bauersleuten, die ihren
E r b e n verloren hatten, hinüber. Er las ihnen diese
Notiz vor und sagte dann: »Man könnte beinahe glauben,
daß d a s Euer Peter Kalb ist.« – »Ja, ganz
gewiß!« rief der Bauer aus, »wer sollte es denn sonst
sein?« – Jetzt sagte auch die Frau: »Ja, Väterchen,
jetzt mußt du fort und ihn besuchen, denn ich weiß
ganz bestimmt, daß es nur unser Peter sein kann.
Aber du mußt tüchtig Geld mitnehmen, denn wer
weiß, ob er es nicht recht n o t h w e n d i g braucht,
jetzt, da er ein Kaufmann geworden ist.«
Andern Tags nahm der Bauer einen Sack voll Geld
auf die Schulter, steckte ein Butterbrod in die Tasche
und seine Pfeife in den Mund, und so reiste er fort in
die Stadt, in der der neue Kaufmann wohnte. Es war
das durchaus kein kurzer Weg und er mußte viele
Tage lang reisen, bis er endlich eines Morgens bei Tagesanbruch
dort anlangte; und er kam an Ort und
Stelle und fragte, ob der Kaufmann zu Hause sei.
»Ja,« antworteten ihm die Hausleute, aber er sei noch
nicht aufgestanden. »O, das macht gar nichts, denn
ich bin ja sein Vater!« sagte der Bauer, »führt mich
nur hinauf zu ihm.«
Und man führte ihn hinauf in die Schlafkammer des
Kaufmanns, der noch ledig war und allein in der
Kammer schlief. Und sobald ihn der Bauer erblickte,
erkannte er seinen Peter sogleich wieder; das war ja
dieselbe breite Stirne und derselbe dicke Hals mit
dem starken Nacken und dieselben rothen Haare, aber
sonst sah er jetzt ganz wie ein Mensch aus. Er ging
gleich zu ihm hin und wünschte ihm einen guten Morgen
und sagte: »Na, Peter, was hast du uns für einen
Kummer bereitet, sowohl mir als deiner Mutter, weil
du gerade damals davongerannt bist, als wir dir etwas
lernen ließen! Jetzt aber schaue nur, daß du auf die
Beine kommst, daß ich dich einmal recht sehen und
mit dir plaudern kann!«
Der Kaufmann glaubte nicht anders, als daß er
einen Verrückten vor sich habe, der zu ihm hereingeschlüpft
sei und hielt es für das Klügste, sich ruhig zu
verhalten. »Ja wohl, jetzt stehe ich gleich auf!« sagte
er und sprang aus dem Bett heraus und tummelte sich
in seine Kleider zu kommen. »Ah,« sagte der Bauer,
»jetzt sehe ich erst, was unser Küster für ein gescheidter
Mann ist, er hat dich ja hergerichtet, daß du
aussiehst wie jeder andere Mensch! Wenn man es
nicht gewiß wüßte, so könnte es einem wahrlich im
Traume nicht einfallen, daß du das Kalb bist, das wir
von der rothen Kuh bekamen. – Willst du jetzt mit
nach Hause kommen?« Nein, sagte der Kaufmann, er
hätte gerade keine Zeit, denn er habe in seinem großen
Geschäft zu arbeiten. »Ja, – aber du könntest
gleich unsern Hof übernehmen,« sagte der Mann,
»und wir Alten würden uns zur Ruhe zurückziehen.
Aber wenn du lieber beim Handel bleibst, so ist es
mir auch recht. – Geht dir gar nichts ab?« fragte der
Bauer noch zum Schluß. »Je nun,« meinte der Kaufmann,
es ginge ihm nichts ab als Geld, das ja ein
Kaufmann i m m e r brauche. »Das habe ich mir auch
denken können!« rief der Bauer aus. »Du hättest ja
auch rein gar nichts zum Anfangen, drum habe ich dir
auch gleich etwas Geld mitgebracht.« Und damit leerte
er seinen Geldsack auf den Tisch, der ganz voll mit
lauter blanken Thalern bedeckt wurde.
Als der Kaufmann sah, was das für ein Mann war,
den er vor sich hatte, plauderte er ungemein freundlich
mit ihm und bat ihn, doch einige Tage da bei ihm
zu bleiben, damit sie noch mehr mit einander plaudern
könnten. »Ja wohl,« sagte der Bauer, »aber du
mußt mich von jetzt an Vater nennen.« – »Ich habe
aber weder Vater noch Mutter am Leben,« antwortete
Peter Ochs. »Das weiß ich ja ohnehin,« sagte der
Bauer drauf, »denn dein rechter Vater ist im vorigen
Jahr am Michelstag nach Hamburg verkauft worden
und deine rechte Mutter ist im Frühling beim Kalben
draufgegangen; aber ich und die Mutter, nämlich mein
Weib, wir haben dich ja an Kindesstatt angenommen
und du bist unser einziger Erbe, und drum mußt du
mich jetzt auch Vater nennen.«
Dazu erklärte der Kaufmann sich gern bereit und
behielt den Sack voll Geld, und der Bauer machte
noch sein Testament und verschrieb all' sein Hab und
Gut nach seinem Tode dem Peter, bevor er wieder zu
seiner Frau nach Hause reiste und ihr das Ganze erzählte.
Und sie wurde seelenfroh, als sie vernahm,
daß es wirklich seine Richtigkeit damit hatte, daß der
Kaufmann Peter Ochs ihr eigenes Kalb war. »Das
mußt du jetzt gleich dem Küster erzählen,« sagte sie,
»und ihm die hundert Thaler, die er aus eigenem Säkkel
für unsern Sohn ausgelegt hat, vergüten; denn er
hat es ehrlich verdient und noch m e h r für all' die
Freude, die er uns dadurch in unsern alten Tagen bereitet
hat, daß wir einen solchen Sohn und Erben bekamen.
« Und ihr Mann war derselben Meinung und
ging zu dem Küster hin und dankte ihm vielmals für
all' das Gute, das er ihnen erwiesen, und gab ihm
z w e i hundert Thaler. Und dann verkaufte er seinen
Hof und alles Besitzthum und zog mit seiner Frau in
dieselbe Stadt, in der ihr geliebter Sohn und Erbe
wohnte, und den sie aus lauter Liebe gar nicht mehr
aus den Augen lassen konnten. Und dem gaben sie
dann das ganze Geld und blieben bei ihm bis an ihr
Ende.
Die lustigen Weiber.
Es standen einmal drei Häuser in einer Reihe, Wand
an Wand nebeneinander. In dem einen wohnte ein
Schneider, im andern ein Tischler und im dritten ein
Schmied. Alle drei Männer waren verheiratet und ihre
Frauen waren die besten Freundinnen miteinander Sie
erzählten sich oft, was sie doch für dumme Männer
hätten, aber nie konnten sie darüber einig werden,
welche von ihnen den dümmsten Mann habe; jede
einzelne war überzeugt und sagte ihrer müsse es sein.
Die drei Frauen gingen jeden Sonntag miteinander
in die Kirche, da hatten sie unterwegs die beste Gelegenheit
zum Schwätzen und Klatschen und nach der
Kirche fanden sie sich wieder in einem Wirthshaus,
welches gleich in nächster Nähe lag, und da tranken
sie immer ein Seidel »Guten« miteinander. Das eine
war bei ihnen so sicher als das andere. Und es war gerade
zu der Zeit, da ein Seidel Branntwein drei Schillinge
kostete, so daß auf jede der Frauen ein Schilling
traf. Aber da schlug der Branntwein auf einmal auf
und der Wirth sagte, daß das Seidel von nun an vier
Schillinge koste. Das war ihnen sehr unangenehm,
denn sie waren nur ihrer drei, die sich in den Preis des
Getränkes theilten, und so war immer ein Schilling zu
wenig, denn keine wollte herausrücken und den vier-
ten Schilling daraufbezahlen.
Am Heimweg von der Kirche besprachen sie sich
darüber und machten miteinander aus, daß diejenige,
deren Mann der dümmste sei und sich den ärgsten
Schabernack von seiner Frau spielen lasse, vom nächsten
Sonntag an künftig nichts mehr zu bezahlen
brauche und daß jede der beiden andern dann immer
zwei Schillinge hergeben müsse zu ihrem Sonntags-
Schnaps.
Am nächsten Tag sagte die Schneidersfrau zu
ihrem Manne: »Ich habe für heute Mädchen zum
Wollezupfen hieherbestellt, denn es ist ein ganzer
Haufen zu verarbeiten, so daß wir uns ordentlich tummeln
müssen. Es ist mir aber recht unangenehm, daß
unser Kettenhund todt ist. Wenn es nun gegen Abend
geht, so kommen natürlicherweise die jungen Burschen
dahergelaufen und wollen ihren Jux mit den
Mädchen treiben, so daß wieder gar nichts geschieht.
Hätten wir nur einen recht bissigen Hund, der sollte
uns die Kerls schon vom Leibe halten.« »Ja,« sagte
der Mann, »das wäre freilich recht gut gewesen.«
»Höre, Männchen!« fuhr die Frau fort, »du könntest
gewiß selbst den Kettenhund machen und die Burschen
von dem Hause verscheuchen.« Aber das glaubte
er denn doch nicht, daß er könnte, er wolle ihr sonst
alles andere gerne zu Gefallen thun. »O, du wirst
schon sehen, daß es ganz gut geht,« sagte die Frau,
und gegen Abend hüllte sie ihn in einen wolligen Pelz
ein, zog ihm eine dunkle Wollmütze über den Kopf
und hängte ihn mit der Hundskette unten bei der Hundehütte
an. Da stand er nun und knurrte und bellte
jeden an, der sich in der Nähe hören ließ. Und das
thaten meistens die Nachbarsfrauen, die ihren Spaß
mit ihm hatten.
Am andern Tag war der Tischler außer Haus arbeiten
gegangen und kam ganz vergnügt zu seiner Frau
heim – da schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen
und rief: »Um des Himmels willen! – aber
Mann, wie siehst du denn aus? – Männchen, du bist
ja krank!« Davon wußte er selbst aber nicht das geringste;
höchstens schien es ihm, daß er recht hungrig
sei und nothwendig etwas zum Essen brauche. Darum
setzte er sich an den Tisch und begann sogleich zu
essen, aber seine Frau, welche ihm gegenüber mit gefalteten
Händen saß, schüttelte das Haupt und schaute
ihn ganz bekümmert an. »Männchen, es wird immer
schlimmer mit dir!« sagte sie, »nun bist du schon
ganz bleich; man sieht es dir ganz deutlich an, daß
eine schwere Krankheit in dir stecken müsse.« Jetzt
wurde er selbst schon ängstlich, es war ihm am Ende
doch nicht ganz gut. »Es ist wirklich schon die höchste
Zeit, daß du dich ins Bett legst,« sagte die Frau
und brachte ihn dazu, daß er sich niederlegte. Dann
deckte sie alle Decken auf ihn, die sie nur im ganzen
Hause finden konnte, und gab ihm Fliederthee und
Brechwasser ein und er fühlte sich immer elender und
kränker. »Du wirst diese Krankheit nicht mehr überstehen
können,« sagte die Frau, »ich fürchte immer,
daß du vor mir stirbst.« – »Glaubst du wirklich?«
fragte der Tischler. »O ja, das kann auch leicht sein,
denn ich fühle mich schon schrecklich elend.« Bald
darauf sagte sie: »Nun muß ich von dir scheiden. Der
Tod ist schon da. Und jetzt muß ich dir die Augen zudrücken,
« und das that sie auch. Der Tischler, der ja
alles glaubte, was seine Frau sagte, glaubte auch das,
daß er nun todt war. Und er blieb ruhig liegen und
ließ alles mit sich machen, was seine Frau nur wollte.
Sie holte dann ihre Nachbarinnen herüber und sie
halfen ihr ihn in den Sarg zu legen, – es war einer,
den er selbst gemacht, – aber die Frau hatte Löcher
hineingebohrt, damit er doch Luft schöpfen konnte; –
sie richtete ihm sein Lager darin recht weich und gut,
legte eine Decke auf ihn und faltete ihm die Hände
über die Brust, aber statt einer Blume oder einem Gebetbuch
gab sie ihm eine Seidelflasche mit Branntwein
in die Hand. Als er kurze Zeit so dagelegen,
machte er einmal einen Schluck aus der Flasche, dann
noch einen und wieder einen, und es schien ihm recht
gut zu thun, denn er schlief darauf ein und träumte,
daß er schon im Himmel sei.
Inzwischen hatte man es im ganzen Orte erfahren,
daß der Tischler gestorben sei und andern Tags begraben
werden sollte. – Was that aber unterdes die Frau
des Schmieds? – Sie ging hinein zu ihrem Mann und
zog ihm, während er da lag und einen Rausch ausschlief,
das Hemd herunter und schmierte ihn vom
Scheitel bis zur Zehe pechschwarz an und ließ ihn
lang in den Tag hineinschlafen, bis die Leute, die dem
Tischler das Geleit geben wollten, sich schon alle versammelt
hatten und ihn im Sarge bereits zur Kirche
trugen. Da kam die Schmiedefrau zu ihrem Manne
hereingestürzt und rief: »Aber Mann, liegst du denn
n o c h da? du verschläfst dich ja und weißt doch, daß
du mit zur Leiche gehen mußt.« Der Schmied fuhr
ganz verwirrt auf, denn er wußte gar nichts von einer
Leiche. »Unser Nachbar Tischler,« sagte die Frau,
»ist es ja, der heute begraben wird und der Leichenzug
ist schon am halben Weg zur Kirche.« – »Nun
ja,« sagte der Schmied, »so tummle dich halt und hilf
mir meine schwarzen Kleider anziehen!« – »Papperlapapp!
« sagte die Frau, »die hast du ja schon an,
schau' nur, daß du endlich weiter kommst!« Ja da
schaute sich der Schmied an und bemerkte, daß er bedeutend
schwärzer sei, als er sonst zu sein pflegte;
dann packte er schnell seinen Hut und lief zur Thüre
hinaus dem Leichenzug nach, der schon ganz nahe bei
der Kirche war. Der Schmied wollte als ein guter
Nachbar natürlicherweise mit dabei sein und den Sarg
tragen helfen, darum lief er dem Zuge nach und rief so
laut er konnte: »He da! wartet ein wenig und laßt
mich auch tragen helfen!« Die Leute im Zug blickten
sich um und sahen die schwarze Gestalt dahergelaufen
kommen und glaubten, es sei der Teufel in eigener
Person, welcher den Tischler davontragen wolle. Da
warfen sie den Sarg weg und machten sich schleunigst
auf die Beine. Mit diesem »Plumps« sprang aber der
Deckel vom Sarg und der Tischler erwachte und
schaute heraus. Er erinnerte sich an alles wieder und
wußte, daß er todt sei und begraben werden sollte. Er
erkannte den Schmied und sagte mit schwacher Stimme:
»Lieber Nachbar! wenn ich nicht schon gestorben
wäre, müßte ich mich jetzt zu Tode lachen, so wie du
zu meiner Leiche kommst!«
Von dieser Zeit an brauchte die Tischlersfrau am
Sonntag nichts mehr für das Seidel zu bezahlen, denn
das mußten alle zugestehen, daß s i e ihren Mann am
ärgsten zum Narren gehalten hatte.