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Prinzessin Mia und der blaue Drache

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In einem Tal, umschlossen von hohen, kaum zu überwindenden Bergen, an einem See mit eisblauem Wasser und voller Seerosen stand ein hübsches Schloss mit kleinen Türmchen. Es war umgeben von einem kleinen Wäldchen, das von vielen Tieren bewohnt wurde: Rehen, Kaninchen, Eichhörnchen, Vögeln und vielen anderen. Neben dem Schloss befand sich eine Koppel, auf der weiße Pferde grasten. Und in dem Schloss lebte eine Prinzessin mit goldenen Locken, grünen Augen und einem bezaubernden Lächeln.

Sie war jedoch keine normale Prinzessin, denn sie hatte die Gabe, mit Tieren sprechen zu können. Ihre Eltern, der stolze und starke König und die kluge und hübsche Königin, waren sehr stolz auf ihre Tochter. Der Name dieser kleinen, begabten Prinzessin war Mia. Am liebsten ritt sie auf ihrem schneeweißen Pony Morgenstern, das ebenfalls kein normales Pony war, es hatte nämlich kleine Flügelchen auf dem Rücken. Allerdings war Morgenstern ziemlich jung und konnte deshalb noch nicht fliegen. Wenn Prinzessin Mia einmal nicht ritt, dann spielte sie mit ihrem Hund Schnuffi Verstecken, Fangen oder badete zusammen mit ihm und Morgenstern im See.

Das Leben im Tal war eigentlich sehr ruhig, doch eines Morgens, als Mia in ihrem Himmelbettchen erwachte und Schnuffi, der sonst immer auf ihrem Bett lag, streicheln wollte, war er nicht da. Sie suchte das ganze Schloss ab, aber sie fand ihn nicht. Auch der König und die Königin wussten nicht, wo er sein konnte.

Plötzlich kam der Gärtner mit einem kleinen, nassen Fellbündel herein. Es war Schnuffi. Er hatte sich verlaufen, nicht mehr zurück ins Schloss gefunden und deswegen die Nacht im Freien verbracht. Zudem hatte es geregnet und Schnuffi hatte sich erkältet. Prinzessin Mia pflegte ihn, einen Tag, zwei Tage, drei Tage, aber selbst am vierten Tag war das Fieber noch nicht besser geworden. Zu allem Übel wurde Schnuffis wunderschönes hellbraunes Fell mit den schwarzen Flecken immer blasser. Auch der königliche Tierarzt wusste keinen Rat.

Traurig und voller Angst um Schnuffi ging Prinzessin Mia spazieren. Sie setzte sich ans Ufer des Sees und begann zu weinen. Da kam plötzlich ein kleiner Falke dahergeflogen.

„Weine doch nicht, kleine Prinzessin“, sagte er. „Was ist denn passiert?“

Sie schluchzte. „Ach, mein armer kleiner Schnuffi ist krank. Er hat Fieber, das einfach nicht weggehen will, und das Allerschlimmste ist, dass sein wunderschönes Fell verblasst.“

Der Falke schwieg einen Moment und meinte dann: „Keine Angst, kleine Prinzessin, ich weiß, wie man deinem Freund helfen kann.“

„Wie?“, rief Mia ganz aufgeregt.

„Na ja“, begann der Falke langsam, „so genau weiß ich es auch nicht, aber ich kenne jemanden, der es weiß und dir helfen kann. Die weiße Hexe Samantha.“

„Und wo finde ich diese Hexe Samantha?“, wollte Prinzessin Mia sofort wissen.

„Siehst du den Berg dort, der keine richtige Spitze hat? Dort wohnt die Hexe Samantha. Niemand kennt sich besser mit Krankheiten, Kräutern und Heiltränken aus als sie.“

„Danke, du lieber Falke! Jetzt kann ich für Schnuffi Medizin besorgen“, verkündete Mia voller Begeisterung. „Aber ich weiß gar nicht genau, wie ich auf den Berg kommen soll. Würdest du mich begleiten, Falke?“

„Mit dem größten Vergnügen, Prinzessin Mia“, antwortete der hilfsbereite Vogel.

Und so eilte Mia zurück ins Schloss und erzählte ihren Eltern, wie sie Schnuffi möglicherweise helfen konnte.

„Ist das nicht gefährlich in den Bergen?“, fragte die Königin besorgt.

„Aber nein, Mama, Morgenstern und ich passen schon auf uns auf, außerdem begleitet uns der Falke und zeigt uns den Weg.“

„Na gut, aber pass auf dich auf!“, beschwor sie der König.

In Windeseile zog sich Prinzessin Mia um und verwandelte sich innerhalb weniger Minuten von einer süßen, kleinen Prinzessin im rosa Kleidchen zu einer Abenteurerin in schwarzer Hose, Reitstiefeln und einer braunen Lederweste über einer weißen Bluse. Das Einzige, woran man die Prinzessin jetzt noch als solche erkennen konnte, war ihre kleine Krone. Sie sattelte Morgenstern, packte eine Decke, etwas zu essen und zu trinken ein und machte sich auf den Weg. Der Falke führte sie immer weiter, erst am Fluss entlang, der seinen Ursprung in den Bergen hatte und in den See mündete, dann in einen dunklen Wald. Dieser schien kein Ende zu haben, und als es Nacht wurde, machten sie auf einer Lichtung halt, die hell vom Mond beschienen wurde.

Mia entzündete ein Lagerfeuer. „Wie weit ist es noch?“, wandte sie sich an den Falken.

„Wir werden, sobald wir den Wald verlassen, was nicht mehr lange dauern wird, einen steilen Pfad zum Gipfel hinter uns bringen müssen, aber dann haben wir es geschafft“, antwortete er.

Sie beschlossen zu schlafen, Prinzessin Mia wickelte sich in ihre Decke und kuschelte sich an Morgensterns Bauch. Zum Glück war es eine warme Nacht und sie lagen nah am Feuer, sodass sie nicht frieren mussten.

Am nächsten Morgen, nach einem kurzen Frühstück, machten sie sich wieder auf den Weg. Noch bevor die Sonne ihren Höhepunkt erreichte, waren sie auf dem Gipfel angekommen. Dort stand wie in einem Kessel ein kleines Häuschen, umgeben von Bäumen und Büschen. Prinzessin Mia stieg von Morgensterns Rücken und lief geradewegs auf die Hütte zu. Sie klopfte, doch niemand öffnete ihr.

Plötzlich fing eine Eule, die direkt neben dem Häuschen auf einem hohen Baum saß, zu sprechen an.

„Die Hexe, die du versuchst zu finden

zur Heilung deines Hundes,

musst du mit einem Zauber binden

an den Kreis eines magischen Rundes.

Den Stein, der sie wird rufen,

musst du aber erst suchen.

Doch nimm dich in Acht vor der Wache,

denn das ist der große, böse blaue Drache.“

Und bevor die Prinzessin sich erkundigen konnte, wo denn der Stein zu finden sei, flog die Eule davon.

Mia ging zurück zu ihren Begleitern und fragte den Falken: „Wo finde ich den blauen Drachen?“

Der Falke kreischte erschrocken und antwortete mit leiser Stimme: „Nicht weit von hier in einer großen, dunklen Höhle soll ein Drache leben, der so blau ist wie der Himmel und Feuer speien kann, das so heiß ist wie die Hölle.“

„Dann führ mich bitte dorthin, sonst kann ich die Hexe nicht rufen, die Schnuffi helfen soll“, bat sie.

Der Vogel zögerte kurz, versprach dann aber, ihr den Weg zu zeigen.

Prinzessin Mia schwang sich wieder auf Morgenstern und sie ritten los.

Eine Stunde später hatten sie ein kleines Wäldchen erreicht. Nicht weit von ihnen entfernt entdeckten sie eine Höhle, aus der immer wieder Rauch aufstieg. Mia schlich sich näher heran und erblickte einen riesigen blauen Drachen, der vor dem Eingang lag und schlief. Aus seinen Nüstern strömte Rauch.

Plötzlich rollte ein Stein direkt in die Höhle hinein. Der Drache schrak hoch und spuckte, ohne zu zögern, Feuer aus seinen Nüstern auf den Stein. Es war so heiß, dass der Stein sofort schmolz.

Erschrocken schlich Mia zurück zu Morgenstern und dem Falken. Sie erzählte den beiden, was sie gesehen hatte, und überlegte, wie sie den Drachen überlisten könnte.

„Ich hab eine Idee!“, rief Morgenstern. Er flüsterte Mia etwas ins Ohr und sie begann zu lächeln.

Sofort lief sie in den Wald und kam ein paar Minuten später mit einem gegabelten Ast zurück. Sie ging zu ihrem Sattel und nahm die Korken aus den leeren Flaschen. Zum Schluss zog sie sich den Haargummi aus ihren Haaren. Langsam und leise schlich sie sich zurück zur Höhle. Mittlerweile war der Drache wieder eingeschlafen und Mia gab sich Mühe, keine lauten Geräusche zu machen, denn sie wollte den Drachen nicht noch einmal aufwecken.

Nun war sie so weit, sie band ihren Haargummi um die beiden Astgabeln und mit der selbst gebauten Schleuder schoss sie den ersten Korken genau in eine der Nüstern des Drachen. Den zweiten Korken platzierte sie perfekt in der anderen. Auf einmal wachte der Drache auf, und als er bemerkte, dass er Korken in den Nüstern stecken hatte, schüttelte er wild den Kopf hin und her. Vor lauter unkontrolliertem Schwanken bemerkte er nicht, wie nahe er der Felswand war, und schlug sich seinen Kopf so fest an, dass er ohnmächtig zu Boden fiel.

Prinzessin Mia wartete noch einen Moment und wagte sich dann ganz leise an dem Drachen vorbei. In der Höhle war es überraschenderweise nicht so dunkel, wie Mia gedacht hatte, sondern hell und glitzernd. Sie sah sich um. Die Wände und die Decke waren über und über mit funkelnden, durchsichtigen Steinen bedeckt. Durch ein kleines Loch in der Decke fiel ein Sonnenstrahl in die Höhle, direkt auf einen der schimmernden Steine. Das Licht brach sich in ihm und wurde so zu den anderen Kristallen weitergeleitet, sodass es überall glitzerte und strahlte.

Prinzessin Mia ging zu einer Wand und brach einen der Steine heraus. Leise und vorsichtig schlich sie sich wieder an dem Drachen, der immer noch ohnmächtig war, vorbei und ging zurück zu ihren wartenden Freunden. So schnell sie konnten, stiegen sie wieder hinauf zum Gipfel und eilten zu der Hütte. Dort angekommen klopfte Mia erneut an die Tür.

Die Eule flog zum zweiten Mal herbei und begann zu sprechen.

„Den Kristall legst du in den Kreis aus Steinen,

darüber ein Tuch aus Leinen.

Dann sprich:

Ich bin gekommen, um dich nach Hilfe zu fragen,

ich hoffe, du willst sie mir nicht versagen.“

Sofort machte sich Mia ans Werk. „Eule, woher bekomme ich ein Leintuch?“, wollte sie wissen.

Die Eule antwortete: „Hinter dem Haus wirst du eines finden.“

Mia lief zu der angegebenen Stelle und fand tatsächlich ein Tuch aus Leinen, das in einem Busch hing. Sie sammelte Steine und bildete damit einen großen Kreis, in die Mitte legte sie den Kristall. Sie breitete das Tuch über ihr Werk und sprach die Worte:

„Ich bin gekommen, um dich nach Hilfe zu fragen,

ich hoffe, du willst sie mir nicht versagen.“

Plötzlich begannen die Steine zu rauchen und der Kreis füllte sich mit Qualm. Einen Moment später blies ein kräftiger Wind die Schwaden fort und inmitten des Kreises aus Steinen stand die Hexe Samantha, in ein Kleid aus Leinen gehüllt, das alle Farben des Waldes vereint. Die langen grauen Haare fielen ihr über die Schultern und in dem Gesicht voller Falten konnte Prinzessin Mia zwei braune Augen erkennen, die sie mit einem warmen Blick ansahen, und ein Lächeln, das ihr Hoffnung machte.

Sie sprach: „Ich bin die weiße Hexe Samantha, ich helfe den Kranken und weise das Böse in seine Schranken. Wie kann ich dir helfen, kleine Prinzessin?“

Mia erzählte ihr von Schnuffi, seinem Fieber und seinem Fell, das an Farbe verlor. Daraufhin drehte die Hexe sich um und ging in ihre Hütte. Ein paar Minuten später kam sie mit einer kleinen Flasche und einem Beutelchen zurück.

„Die Flasche enthält Regenbogensaft, damit musst du das Fell deines Hundes einreiben und es über Nacht einwirken lassen, am nächsten Morgen wäschst du es ab und die Farbe seines Fells wird schöner sein als je zuvor. In dem Beutel findest du Traumbeeren. Gib sie ihm, bevor er schlafen geht, und er wird einen Tag und eine Nacht durchschlafen und schließlich ohne Fieber wieder aufwachen. Gib ihm zuerst die Traumbeeren, und wenn er gesund ist, dann benutz den Regenbogensaft. Viel Glück, kleine Prinzessin!“

Mia bedankte sich und begab sich auf den Heimweg. Auf der kleinen Lichtung, auf der sie schon einmal Rast gemacht hatten, verbrachten sie noch eine Nacht.

Am nächsten Tag erreichten sie innerhalb weniger Stunden das Schloss. Prinzessin Mia begrüßte freudig ihre Eltern und rannte anschließend sofort zu Schnuffi. Mittlerweile war sein Fell fast weiß und er lag kraftlos in seinem Körbchen. Mia gab ihm die Traumbeeren und in der nächsten Sekunde war er schon eingeschlafen.

Die Prinzessin nahm, während sie wartete, ein Bad und erzählte ihren Eltern beim gemeinsamen Abendessen, was sie erlebt hatte. An diesem Abend ging sie früh ins Bett und schlief bis zum nächsten Mittag. Als sie aufwachte, bemerkte sie, dass der Tag und die Nacht vergangen waren, und sie eilte zu Schnuffi. Er rannte ihr schon freudig entgegen und Prinzessin Mia nahm ihn fest in den Arm.

„Danke, Mia!“, rief er. „Danke, dass du mir geholfen hast.“

„Du bist mein bester Freund, wie könnte ich dir nicht helfen?“, seufzte sie glücklich.

„Aber leider ist mein Fell immer noch ohne Farbe“, murmelte Schnuffi betrübt.

„Dagegen habe ich auch etwas“, erklärte Mia. Schnuffi bellte freudig und wedelte heftig mit dem Schwanz.

Doch zunächst berichtete Mia ihm, was sie alles erlebt hatte. Als sie endete, war es inzwischen Abend geworden und sie aßen etwas. Bevor die beiden schlafen gingen, holte Mia das Fläschchen mit dem Regenbogensaft aus ihrem Zimmer. Schnuffi wartete nervös und seine Freundin rieb ihn mit der Tinktur ein. Die silberne Flüssigkeit funkelte in allen Farben, als das Licht darauf fiel. Sie wünschten einander eine gute Nacht und gingen schlafen.

Früh am nächsten Morgen wachte Mia auf, weil irgendjemand sie in die Seite stupste. Sie öffnete ihre Augen und sah Schnuffi vor sich auf dem Bett sitzen. Er strahlte in allen Farben des Regenbogens, als die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf ihn fielen. Mia sprang aus dem Bett und folgte Schnuffi ins Bad. Sie wusch die silbern schimmernde Flüssigkeit ab und als das letzte bisschen abgewaschen war, sah Prinzessin Mia, dass Schnuffis Fell seine ursprüngliche Farbe wiederhatte. Das Fell glänzte und schimmerte wunderschön, schöner als jemals zuvor. Schnuffi war so glücklich, seine Fellfarbe wiederzuhaben, dass er laut bellend durch das ganze Schloss rannte, um sich jedem zu präsentieren und sich bewundern zu lassen.

Vor Freude über Schnuffis Genesung beschloss der König, dass es zu Ehren Mias und ihres treuen Hundes ein großes Fest geben sollte. Sie feierten einen ganzen Tag und jeder war glücklich. Der Glücklichste von allen aber war Schnuffi und mit ihm freute sich das ganze Schloss, die Diener, Gärtner, Jäger, Köchinnen, aber vor allem der König, die Königin, Morgenstern und Prinzessin Mia.

Die Abenteuer von Prinzessin Mia

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