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Ich bin ich Mit mir selbst im Einklang leben

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Ich habe gemerkt: Das Wunder, auf das ich so lange gewartet habe, bin ich selbst.

Selma Lagerlöf

Mal Hand aufs Herz: Was ging Ihnen durch den Sinn, als Sie heute Morgen in den Spiegel geschaut haben? Haben Sie sich gedreht und gewendet und dabei gedacht: „Wow, was für ein gut gebautes, wunderschönes Vollweib blickt mir denn da entgegen?“

Ich vermute, dass die wenigsten von uns mit solch einer positiven Selbstwahrnehmung in den Tag gestartet sind. Wahrscheinlich waren es bei vielen von uns eher solche Gedanken: „Frau, wie du wieder aussiehst! Zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu viele Haare an den falschen und zu wenige an den richtigen Stellen! Und diese Tränensäcke unter den Augen! Die waren doch gestern noch nicht da … “

Gedreht und gewendet haben Sie sich erst gar nicht, weil Sie der Überzeugung sind, dass das, was Ihnen dann da entgegenblickt, Ihnen die Stimmung für den ganzen Tag vermiesen würde.

Was denken Sie, wenn Sie auf die vergangene Woche, den vergangenen Monat oder auf das vergangene Jahr zurückblicken? Denken Sie: „Schön, was ich alles geschafft und geleistet habe! Toll, dass ich so viele Begabungen und Kompetenzen besitze, die ich entfalten und einsetzen kann!“

Oder gehören Sie eher zu denen, die denken: „Mensch, wenn ich sehe, was andere Frauen im Beruf und in ihren Familien leisten, wenn ich sehe, wie perfekt sie dann noch ‚ganz nebenbei‘ einen großen Haushalt managen, Beziehungen pflegen, Sport machen und kreativ ihre Freizeit gestalten – dann fühle ich mich selbst ganz klein und mickerig. Ich kann nämlich längst nicht so viel, kriege das alles auch nicht so perfekt hin und schaffe nicht mal die Hälfte solch eines Pensums.“

Was empfinden Sie, wenn Sie auf Ihre Lebensgeschichte blicken? Können Sie diese mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Brüchen, Verletzungen und Umwegen annehmen? Haben Sie ein ganzes Ja zu Ihrem Gewordensein gefunden, oder ist solch ein Rückblick in die eigene Geschichte immer noch mit Scham- und Schuldgefühlen behaftet und trägt den schalen Beigeschmack des Versagens?

Gerade Frauen fällt es häufig sehr schwer, Ja zu sich selbst zu sagen und sich selbst mit ihrem ganzen Sosein anzunehmen. Andere Menschen werden von uns gelobt und ermutigt, mit ihnen reden wir freundlich und wertschätzend und sehen ihnen ihre Schwächen gerne nach. Nur mit uns selbst gehen wir oft sehr streng und lieblos um. Da sind wir nicht nachsichtig und barmherzig, sondern treiben uns selbst wie ein Sklaventreiber ständig an.

Mit uns selbst reden wir auch nicht lobend und ermutigend, sondern meckern wie eine schlecht gelaunte Gouvernante ständig an uns herum, schimpfen mit uns und können uns nicht verzeihen, wenn uns etwas schiefgegangen ist.

Bei anderen Menschen sehen wir jede Menge Stärken und Begabungen, nur unsere eigenen Fähigkeiten sehen wir nicht oder achten sie nur sehr gering, bauen sie dementsprechend auch nicht aus und präsentieren sie erst recht nicht in angemessener Weise.

In diesem, aber auch in allen weiteren Kapiteln dieses Buches möchte ich Sie ermutigen, sich einmal mit sich selbst zu beschäftigen (ein Luxus, den viele Frauen sich viel zu selten gönnen) mit dem Ziel, dass Sie sich selbst in einem liebevolleren Licht sehen und wertschätzender mit sich selbst und Ihrem Leben umgehen können. Mit dem Wunsch, dass Sie die Stärken und Besonderheiten Ihrer Person entdecken können und damit auch fähiger werden, andere Menschen zu lieben und für sie da zu sein.

Es geht bei dieser Beschäftigung mit der eigenen Person nicht darum, uns auf einen Egotrip zu befördern, damit wir uns völlig selbstbezogen nur noch um uns selbst drehen. Mit dieser ungesunden, narzisstischen Selbstverliebtheit gibt es gerade in der heutigen Zeit schon genug Menschen, und die fatalen Auswirkungen auf uns selbst, unsere Familien und eine ganze Gesellschaft können wir an vielen Stellen beobachten.

Aber ich bin der Überzeugung, dass eine wichtige Voraussetzung, um anderen Menschen dienen, sie lieben und für sie da sein zu können, eine gesunde, wertschätzende Einstellung zu uns selbst ist. Nur wer etwas hat, kann es auch an andere weitergeben. Nur wer weiß, dass er ein Geschenk ist, kann sich auch an andere verschenken. Nur wer um seine Begabungen und Stärken, aber auch um seine Begrenzungen und Schwächen weiß, kann sich optimal im Zusammenleben mit anderen einbringen. Nur wer durch ein gesundes Selbst-Bewusstsein stark und fest im Leben steht, der wird in Krisenzeiten nicht so schnell einknicken, und an dem können sich auch andere anlehnen, wenn sie Halt brauchen.

Einer der bekanntesten Sätze der Bibel lautet: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.1 Jesus hat ihn einmal gesagt und damit genau diesen Zusammenhang hergestellt: Selbstliebe und Nächstenliebe gehören untrennbar zusammen.

Begeben wir uns also auf die Spurensuche hin zu uns selbst. Was und wer bin ich denn eigentlich? Was zeichnet mich denn ganz persönlich aus?

Drei Bereiche unseres Menschseins möchte ich dafür herausgreifen, die unser Sosein ganz wesentlich prägen und uns unsere unverwechselbare Gestalt geben: unsere Persönlichkeitsstruktur, unsere Begabungen und Fähigkeiten und unsere Biografie.

Ich bin ich: Das ist meine Persönlichkeitsstruktur

Was haben Sie für eine Persönlichkeitsstruktur? Welcher Typ sind Sie? Wie „ticken“ Sie und worin unterscheiden Sie sich von Ihren Mitmenschen?

Sind Sie tendenziell lebhaft oder eher ruhig, sind Sie eher sachorientiert oder ein Beziehungsmensch, sind Sie eine emotionale Person oder mehr der nüchterne Typ, arbeiten Sie strukturiert oder lieber unstrukturiert und „aus dem Bauch heraus“, sind Sie sehr zielstrebig oder ist für Sie eher „der Weg das Ziel“, sind Sie Mimose oder Dickhäuter, sind Sie sehr Ruhe und Stille liebend oder brauchen Sie stets viel Trubel um sich herum?

Es gäbe noch zig weitere Merkmale, welche die Persönlichkeit und den Typ eines Menschen ausmachen. Wenn wir versuchen, uns selbst oder eine andere Person zu beschreiben, benutzen wir solche oder ähnliche Charakterisierungen.

Im Zusammenleben mit anderen stellt man sehr schnell fest, dass es Menschen gibt, die sich in ihrer Persönlichkeit sehr ähneln, die ähnlich „ticken“, ähnlich empfinden und dem Leben und seinen Herausforderungen auf ganz ähnliche Weise begegnen. Im Laufe der Zeit hat es immer wieder Versuche gegeben, diese Eigenschaften zusammenzufassen und daraus die Beschreibung eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Sorte Mensch zu entwerfen.

Inzwischen gibt es die unterschiedlichsten Modelle, mit denen versucht wird, die einzelnen Persönlichkeitstypen und ihre Merkmale zu charakterisieren. Es werden an dieser Stelle auch immer wieder neue Versuche gestartet und neue Modelle entwickelt. Aber all diese Modelle haben eines gemeinsam: Sie sind nur der Versuch einer groben Unterteilung und legen nur eine Spur, der wir nachgehen können, um uns selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Ein allgemeingültiges Raster anzulegen, in das jeder exakt hineinpasst, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Denn jeder von uns wurde von Gott einzigartig geschaffen und ist in seiner „Zusammensetzung“ unglaublich kompliziert und facettenreich. Dennoch: Als Hilfe und Anhaltspunkte zum besseren Selbstverständnis können uns diese Modelle durchaus dienen.

Eines der bekanntesten und gleichzeitig ältesten Modelle ist die Temperamentenlehre des griechischen Arztes Hippokrates, der 460 - 375 v. Chr. lebte. Dieses Modell ist auch heute noch gültig, und auf ihm bauen viele der modernen Typologien auf.

Ich skizziere sein Modell an dieser Stelle nur in aller Kürze. Schauen Sie mal, ob Sie sich irgendwo wiederfinden und sich „einsortieren“ können. Falls Sie dieses Thema für sich vertiefen wollen, empfehle ich Ihnen die Bücher von Florence Littauer2 und Reinhold Ruthe3.

Im Modell Hippokrates’ werden vier unterschiedliche Typen benannt: der Sanguiniker, der Melancholiker, der Choleriker und der Phlegmatiker. Um es gleich vorwegzunehmen: Keiner von uns ist ein reiner Sanguiniker oder Phlegmatiker, keiner ein reiner Choleriker oder Melancholiker. Wir alle tragen Anteile eines jeden Temperamentes in uns. Es ist aber fast immer so, dass ein oder zwei Temperamente ganz deutlich überwiegen.

Schauen wir uns zunächst den Sanguiniker an:

Diese Person kann man als kraftvoll, energiereich, schwungvoll und aktiv beschreiben. Sanguiniker sind heitere und fröhliche, meist gut gelaunte Menschen, nicht besonders nachtragend und eher optimistisch. Sie leben im Augenblick, sind sorglos und gehen davon aus, dass alles „irgendwie“ gut ausgehen wird und jedes Problem sich lösen lässt. Schwarzsehen gibt’s nicht – dagegen hilft die rosarote Brille, die der Sanguiniker liebend gerne aufsetzt, und die ihm auch hervorragend steht!

Sanguiniker sind in der Regel mit sich und dem Leben zufrieden, weil sie eher das Positive als das Negative sehen. Menschen mit diesem Temperament haben die wunderbare Gabe, belastende und schwierige Lebenssituationen auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie sind verspielt, gesellig, redselig und haben eine unkomplizierte, sehr ansprechende Persönlichkeit. Damit sind sie die geborenen Unterhalter und in jeder geselligen Runde stets willkommen.

Ist man länger mit Sanguinikern im Kontakt, erlebt man sie jedoch auch als etwas oberflächlich und flatterhaft, zwar schnell zu begeistern, aber von geringer Ausdauer und mit einem Hang zur Unzuverlässigkeit. Verbindlichkeit und Tiefgang, das ernsthafte Auseinandersetzen mit anstehenden Konflikten und Problemen ist nicht ihr Ding. Hier weicht der Sanguiniker gerne aus, steckt den Kopf in den Sand oder redet alles schön. Aufgrund seiner Naivität, seiner schnellen Begeisterungsfähigkeit und Gutgläubigkeit ist der Sanguiniker leicht zu beeinflussen und begegnet auch solchen Menschen und Situationen unkritisch, bei denen eine gute Portion Skepsis durchaus angebracht wäre.

Als Nächstes betrachten wir den Melancholiker:

Auch der Melancholiker ist, ähnlich dem Sanguiniker, ein sehr emotionaler Mensch. Seine Emotionen sind aber eher dunkel als hell gefärbt und er ist tendenziell sehr pessimistisch ausgerichtet. Melancholiker machen sich viele Sorgen, sind zumeist resignierend und wenig hoffnungsvoll. Von ihrer Neigung her sind diese Menschen ängstlich, schnell beunruhigt, oft unglücklich, dem Leben und den Menschen gegenüber eher misstrauisch und von ernster Ausstrahlung.

Sagt der Sanguiniker enthusiastisch: „Super, das Glas ist ja noch halb voll!“, wendet der Melancholiker garantiert mit sorgenvoller Miene ein: „Sag mal, hast du eigentlich keine Augen im Kopf? Das Glas ist doch schon halb leer!“ Melancholiker denken eben eher negativ und schätzen auch sich selbst, das eigene Können und die eigenen Möglichkeiten eher gering ein. Dazu haben sie aber gar keinen Grund! Denn es sind häufig sehr talentierte und kreative Menschen mit einem ungeheuer großen Empfindungsreichtum und einem Hang zur Genialität. Unter Künstlern, Musikern, Philosophen und Poeten findet man viele Melancholiker. Nicht zuletzt, weil ihre Nachdenklichkeit sie in die Lage versetzt, Zusammenhänge des Lebens in einer Tiefe zu erfassen und auszudrücken, die ihre Mitmenschen niemals erreichen werden.

Melancholiker sind zudem sehr aufopferungsvolle und einsatzwillige Menschen, die sich aufgrund ihrer hohen Empfindsamkeit bestens in andere Menschen einfühlen können. Niemand besitzt so viel Empathie wie der Melancholiker.

Darüber hinaus sind sie geniale Denker, die Probleme hervorragend analysieren können und die Fähigkeit besitzen, zu überraschend ungewöhnlichen und kreativen Lösungen zu finden.

Dann wäre da noch der Choleriker:

Hören wir das Wort Choleriker, denken die Meisten von uns wahrscheinlich an den unter Bluthochdruck leidenden, mit hochrotem Kopf herumbrüllenden Chef. Dieses aufbrausende und hitzköpfige Verhalten, eben das „typisch“ cholerische, ist aber nur ein kleiner Teil der Persönlichkeit eines Cholerikers. Bei vielen Cholerikern ist gerade dieses vermeintlich „typische“ Merkmal wenig ausgeprägt. Hingegen finden wir im Choleriker eine ausgesprochen zielstrebige, willensstarke und dynamische Persönlichkeit, die vor Ehrgeiz nur so sprüht. Das prädestiniert ihn geradezu für Führungsrollen. Choleriker lassen sich nicht so leicht entmutigen und ziehen das, was sie einmal angefangen haben, entschlossen durch. Von Hindernissen und Problemen lassen sie sich keinesfalls abschrecken, sondern betrachten diese Schwierigkeiten als willkommene Gelegenheit, ihre Tatkraft unter Beweis zu stellen. Sie lieben Konflikte und Widersprüche und stellen sich gerne der Herausforderung, nach Lösungen zu suchen. Choleriker gehen aber, anders als Melancholiker, die Dinge eher pragmatisch an und greifen in ihren Lösungsansätzen gerne auf Vertrautes und Bewährtes zurück. Dabei können sie sehr ungeduldig und unflexibel sein, mit dem Hang, anderen ihre Lösungen aufzuzwingen.

Denn Choleriker sind im positiven wie im negativen Sinne sehr von sich selbst, ihren Ansichten und Stärken überzeugt und haben wenig Verständnis für die Schwäche mancher Mitmenschen.

Sie sind sehr unabhängige und selbstständige Menschen, für die Beziehungen eine eher untergeordnete Rolle spielen und die in der Begegnung und im Gespräch mit anderen nicht gerade vor Empathie strotzen.

Abgesehen von seinem gelegentlichen Aufbrausen ist der Choleriker wenig emotional und hat eine starke Abneigung gegen Tränen und Gefühlsausbrüche. Alles in allem ist der Choleriker ein ungeheuer leistungsstarker und stabiler Mensch, dem Wankelmütigkeit und emotionale Berg- und Talfahrten, wie sie beim Sanguiniker und Melancholiker zu finden sind, gänzlich fremd sind.

Der letzte im Bund ist der Phlegmatiker:

Der Phlegmatiker ist vor allem durch sein ruhiges, verlässliches und beständiges Wesen gekennzeichnet, neigt dabei aber auch zu einer gewissen Trägheit und Inaktivität. Er ist nicht sehr begeisterungsfähig und verharrt oft in Gewohntem und Vertrautem, weil er tendenziell eher unflexibel ist und aus eigenem Antrieb nur wenig Neues in Angriff nehmen kann. Er begegnet dem Leben nicht gerade zupackend, hat dafür aber eine große Gelassenheit im Umgang mit den Widrigkeiten und Problemen, die sich ihm in den Weg stellen. „Abwarten und Tee trinken“ – dieser Ausspruch könnte von einem waschechten Phlegmatiker kommen. Durch diese unaufgeregte und gelassene Art ist der Phlegmatiker sehr belastbar und handelt in Krisensituationen, in denen alle anderen schon völlig aufgelöst und panisch sind, immer noch ruhig und überlegt.

In Beziehungen und Gemeinschaften ist der Phlegmatiker für andere der Ruhepol in aller Hektik und Umtriebigkeit und wird mit seiner entspannten und sachlichen Art sehr geschätzt. Phlegmatiker sind häufig sehr stille, in sich zurückgezogene Menschen, die wenig Aufhebens um sich selbst machen und über eine angenehme, unaufdringliche Persönlichkeit verfügen. Sie treten gerne zurück, überlassen anderen Menschen die Bühne und geben ihnen dadurch die Möglichkeit, sich zu entfalten.

Ähnlich wie der Sanguiniker ist der Phlegmatiker ein sehr zuversichtlicher, unbekümmerter und positiver Mensch, dabei aber sehr beständig, ausgeglichen und zufrieden, weil er die kräftezehrenden, emotionalen Turbulenzen, die in den anderen Temperamenten eine Rolle spielen, nicht kennt. Phlegmatiker sind sehr friedliebend und zuverlässig und darüber hinaus sehr hilfsbereite und geduldige Mitmenschen. Mit einem Phlegmatiker erlebt man keine Dramen und unliebsamen Überraschungen, keine unberechenbaren Gefühlsausbrüche und emotionale Turbulenzen, dafür aber Beständigkeit, Treue und absolute Zuverlässigkeit.

Haben Sie sich selbst, eine gute Freundin oder Ihren Partner wiedererkannt? Interessanterweise suchen wir uns gerade für die Partnerschaft oder eine enge Freundschaft jemanden mit einem ganz anderen, fast gegensätzlichen Temperament aus, so, als ahnten wir, dass wir diese Ergänzung brauchen und dem anderen mit unserem Temperament ebenfalls Ergänzung bieten können. Das kann für beide Seiten eine große Bereicherung sein, sorgt aber auch für jede Menge Konfliktstoff, weil der andere völlig anders, für uns oft sehr unverständlich „tickt“.

Ob Sie das von mir kurz skizzierte Modell nehmen oder eine völlig andere Typologie: Es ist sehr hilfreich, die eigene Persönlichkeitsstruktur zumindest in groben Zügen zu kennen. Denn diese Persönlichkeitsstruktur ist ein Teil unserer Person, und zwar ein ganz wesentlicher. Mit ihr wurden wir geschaffen, sie ist weitestgehend schon von Geburt an in uns angelegt und wird uns ein Leben lang begleiten. Erziehung, Prägung und unsere Lebensumstände haben diese Persönlichkeitsstruktur nicht in uns hervorgerufen. Diese Dinge können lediglich verstärkend wirken, nämlich dann, wenn wir ein Lebensumfeld haben, in dem sich unsere Individualität voll entfalten kann.

Unsere Erziehung oder die Lebensumstände können unsere Grundstruktur aber auch überlagern. Wenn Sie z. B. ein sanguinisches Temperament haben, also eine gewisse Leichtigkeit und Fröhlichkeit besitzen, und als Kind immer zu hören bekamen: „Nun sei doch nicht immer so albern!“, oder: „Du bist ein richtiger Hans-guck-in-die-Luft; wenn du das Leben nicht ein bisschen ernster nimmst, wirst du eines Tages gehörig auf die Nase fliegen!“, dann kann es sein, dass Sie versucht haben, sich Ihre Unbekümmertheit und Fröhlichkeit abzutrainieren. Aber in Ihrem Innern wird dieses heitere Wesen immer noch vorhanden sein.

Wenn Sie der melancholische Typ sind, haben Sie vielleicht häufig zu hören bekommen: „Musst du immer so ernst sein? Du bist ja ’ne richtige Spaßbremse! Deine ständige Grübelei nervt!“ Oder: „Du machst aus jeder Mücke gleich einen Elefanten, so dramatisch ist das Ganze ja nun auch wieder nicht!“ Weil Sie den Eindruck hatten, Sie seien nicht „richtig“ und gingen anderen mit Ihrer Art auf die Nerven, haben Sie begonnen, Ihre Nachdenklichkeit zu überspielen und eine Maske der Fröhlichkeit und Unbeschwertheit aufzusetzen. Sie geben sich mit Oberflächlichkeiten zufrieden – aber in Ihrem Innern sehnen Sie sich nach Tiefgang und intensivem Austausch.

Wenn Sie Choleriker sind, besitzen Sie eine unglaubliche Willensstärke, können gut vorangehen, Sachen durchziehen und klar und deutlich Ihre Meinung sagen. Aber dann haben Sie vielleicht irgendwann gemerkt: „Oha, als Frau kommt gerade das gar nicht so gut. Da wünscht man mich eher zurückhaltend und angepasst, da soll ich mich eher führen lassen anstatt selbst zu führen.“ Und dann haben Sie angefangen, gegen diese Stärke in sich vorzugehen und sich an die Erwartungen anderer anzupassen. Aber so richtig wohl fühlen Sie sich nicht in Ihrer Haut.

Wenn Sie schwerpunktmäßig phlegmatisch veranlagt sind, wurde Ihnen möglicherweise immer vorgeworfen, Sie seien faul, „trantütig“, eine lahme Schnecke und würden den Hintern nicht hochkriegen. Dass das, was Sie anpacken, auch Hand und Fuß hat, dass man sich hundertprozentig auf Sie verlassen kann, dass Sie eben kein Hans-guck-in-die-Luft sind, sondern mit beiden auf dem Boden stehen – all das wurde nur selten erwähnt. Und so treten Sie sich Ihr ganzes Leben immer nur in den Hintern, fühlen sich schrecklich langweilig und durchschnittlich und ärgern sich, dass Sie nicht so eine Stimmungskanone sind wie Ihre Freundin.

So fühlen sich manche Menschen ihr ganzes Leben lang in ihrer Haut unwohl und arbeiten permanent gegen sich selbst an. Aber das Leben geht viel leichter von der Hand, wenn wir mit uns zusammenarbeiten! Deswegen ist es so wichtig, dass wir zu dem, wie Gott uns eigentlich gemeint hat, zurückfinden. Nur dann können wir mit uns selbst im Einklang leben. Dazu gehört, dass wir Ja dazu sagen, dass wir so und nicht anders sind. Sie dürfen so sein, wie Sie sind! Es ist gut so, wie Sie sind! Versuchen Sie nicht ständig, etwas zu sein, was Ihnen nicht entspricht und mühsam etwas zu produzieren, was gar nicht in Ihnen angelegt ist. Besser ist es, wenn Sie Ihre Energien in Ihre starken Seiten stecken. Und die haben Sie!

Vielleicht kennen Sie folgendes Bild, das eine sehr eindrückliche optische Täuschung in sich birgt: Auf diesem Bild ist ein Frauenportrait abgebildet. Je nachdem, worauf man seinen Blick konzentriert und welche Perspektive man einnimmt, sieht man eine junge, hübsche Frau oder eine alte Greisin mit Hexennase. Je nachdem, worauf man seinen Blick richtet. So ist das auch in unserem Leben. Wir können unseren Blick auf unsere Schwachpunkte und Mängel richten. Wir können uns ständig mit anderen vergleichen, die Eigenschaften und Fähigkeiten besitzen, die wir nicht haben. Wenn Sie Unzufriedenheit und Minderwertigkeitsgefühle in sich schüren wollen, dann ist dies das erfolgreichste Rezept, um schnell zum Ziel zu kommen!

Wir können unseren Blick aber auch auf unsere guten Charaktereigenschaften richten und darauf konzentrieren, diese auszubauen, zu optimieren und für andere einzusetzen.

Wenn Sie beispielsweise ein eher phlegmatisches Temperament haben, dann sind Sie in einer Gruppe sicher nicht die Initiativste, mit tollen, kreativen Ideen, und sind sicher auch nicht der quirlige Mittelpunkt, der die Aufmerksamkeit und die Lacher auf seiner Seite hat. Wenn Sie damit ständig hadern, verpassen Sie und Ihre Mitmenschen etwas ganz Wesentliches: Ihre Ruhe, Ihre Besonnenheit. Ihr bedächtiges Abwägen, Ihre Verbindlichkeit und Treue machen Sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder Gruppe und zu einem wunderbaren Gegenüber in einer Beziehung.

Es ist wichtig zu erkennen, dass jedes Temperament neben seinen Stärken auch seine Schwächen hat. An diesen Schwächen gilt es einerseits zu arbeiten, damit sie uns nicht ständig zu Fall bringen, andererseits aber über diese Schwachpunkte auch zu einer entspannten Gelassenheit zu finden. Mir hilft dann immer der Gedanke, dass es andere Menschen neben mir gibt, die die Schwächen meines Temperamentes mit den Stärken ihres Temperamentes ausgleichen. Dafür hat Gott uns zusammengestellt! Ich brauche mit meiner Person gar nicht alles abzudecken, sondern darf mich ergänzen lassen. Ich brauche nur ein kleines Mosaiksteinchen zu sein und muss nicht das ganze Kunstwerk darstellen. Das zu erkennen ist äußerst befreiend und für eine entspannte Lebenshaltung sehr förderlich.

Ich bin ich: Das sind meine Begabungen

Begabungen sind besondere Fähigkeiten, die uns mitgegeben wurden. Auch hier ist schon ganz viel ohne unser Zutun, in unseren Genen, angelegt. Aber mehr noch als bei unserer Persönlichkeitsstruktur hängt hier auch sehr viel davon ab, wie und in welchen Bereichen wir gefördert wurden oder uns heute selbst fördern.

Dass ein Mensch z. B. musikalisch ist, wurde bereits in seinen Genen angelegt. Wir sagen dann: „Das hat er im Blut.“ Oder: „Sie hat die Musik mit der Muttermilch aufgenommen.“ Wir meinen damit, dass dieser Person ihr Können regelrecht zufliegt, während andere mit viel höherem Einsatz und Aufwand noch nicht einmal annähernd gleich gute Ergebnisse erzielen können.

Aber nicht immer kommt eine Begabung auch zum „Ausbruch“. Dass sie sich entfalten und entwickeln kann, hängt auch davon ab, ob wir die Gelegenheit hatten, hier aktiv zu werden und auf die richtige Spur gesetzt wurden. Wenn Sie beispielsweise ein großes schauspielerisches Talent besitzen, aber Ihre Eltern Sie in einen Sportverein gesteckt haben und Sie auch an anderer Stelle nie die Möglichkeit hatten zu schauspielern, dann kann es sein, dass Sie bis heute dieses Talent gar nicht entdeckt haben.

Den eigenen Begabungen auf die Spur zu kommen ist Geschenk und Verpflichtung zugleich. Ein Geschenk, weil es kaum etwas Befriedigenderes gibt als dieses Besondere, was uns mitgegeben wurde, zu entfalten und einer Tätigkeit nachzugehen, die dieser Begabung entspricht. Aber uns selbst in diesem Bereich auf die Spur zu kommen ist auch Verpflichtung: Wir sind dafür verantwortlich, das Bestmögliche aus unserem Leben zu machen und Gutes, das uns anvertraut wurde, nicht einfach verkümmern zu lassen!

Kennen Sie Ihre ganz persönlichen Begabungen, Fähigkeiten und Talente? Oder ist das nicht der Fall? Haben Sie vielleicht manchmal den Eindruck, Sie leben etwas, was gar nicht so recht zu Ihnen passt? Stecken Sie möglicherweise in Arbeiten und Aufgaben fest, die für Sie immer sehr mühsam sind, weil sie gar nicht Ihren Befähigungen entsprechen?

Dann schauen Sie doch mal nach, was da noch so in Ihnen schlummert. Ein guter Wegweiser an dieser Stelle sind unsere Träume und Leidenschaften, Visionen und Themen, für die unser Herz schlägt. Arbeiten, in denen wir so richtig aufgehen, und Tätigkeiten, bei denen wir alles um uns vergessen, sind Zeichen dafür, dass wir uns auf der richtigen Spur, nämlich auf dem Weg zu uns selbst befinden.

Sie können sich selbst auf diese Spur setzen, indem Sie alte Träume und Pläne, die Sie früher, als junger Mensch, hatten, noch einmal hervorholen und noch einmal ganz neue Lebensentwürfe wagen. Seien Sie neugierig, informieren Sie sich und lassen Sie sich inspirieren vom Leben anderer Menschen. Und wenn Sie denken: „Das könnte etwas für mich sein, das passt zu mir!“, dann bleiben Sie dran und klemmen Sie sich dahinter, an dieser Stelle weiterzukommen. Und haben Sie den Mut, einfach mal etwas auszuprobieren! Eines der größten Geschenke unserer Zeit ist die Möglichkeit, auch als Erwachsene noch zu lernen, sich selbst zu fördern und neue Wege einzuschlagen.

Was wollten Sie schon immer einmal gerne tun? Ein Musikinstrument erlernen? Eine neue Sprache sprechen? Künstlerisch tätig werden? Theater spielen? Schreiben? Malen? Den professionellen Umgang mit Computern erlernen oder Ihr Knowhow in anderen technischen Bereichen vertiefen? Eine Sportart ausüben? Einen Garten anlegen? In einer karitativen oder sozialen Einrichtung tätig werden?

Sie sehen: Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt! Begeben Sie sich auf die spannende Suche nach Ihren Begabungen, und nehmen Sie Gott in Ihr Fragen und Suchen mit hinein. Denn er kennt Sie ja am besten und weiß auch am besten, was zu Ihnen passt.

Auch hier geht es wieder darum, dass Sie JA sagen. JA zu Ihrer ganz speziellen Begabung oder Gabenkonstellation. Das, was Sie da bei sich entdecken (oder was Ihnen möglicherweise auch schon längst vertraut ist), mag in Ihren eigenen Augen oder in den Augen mancher Menschen sehr unbedeutend sein. Aber seien Sie sicher, diese Begabung ist wichtig und wertvoll, weil Gott sie in Sie hineingelegt hat und durch Sie und Ihre spezielle Fähigkeit in unsere Welt hineinwirken will. Es ist dann Ihre vorrangige Aufgabe, sich selbst und Ihrer Gabe immer wieder ganz viel Wertschätzung entgegenzubringen.

Vielleicht besitzen Sie aber auch eine besondere, außergewöhnliche Fähigkeit. Etwas, was sich für Sie sehr „speziell“ anfühlt. Sie trauen sich nicht, diese Begabung zu leben, weil Sie sich dann von der Masse abheben und durch das Raster der Normalität fallen würden. Dann lassen Sie sich ermutigen, auch das Außergewöhnliche zu leben. Sie werden innerlich erst zur Ruhe kommen und im Einklang mit sich sein, wenn Sie „Ihr Ding“ leben.

Gott hat jedem von uns viel mitgegeben – machen wir etwas draus!

Ich bin ich: Das ist meine Biografie

Wir wissen heute, dass unser Ich ganz stark durch unsere persönliche Geschichte, also dadurch, wie unser Leben bis heute verlaufen ist, geprägt wird. Vor allem unsere Kindheit spielt hier eine ganz wesentliche Rolle. Denn in dieser Phase unseres Lebens sind wir noch formbar und weich, sodass jede Prägung, zum Guten wie zum Schlechten, tiefe Spuren in uns hinterlässt.

Wenn ich mich im Folgenden mehr auf die Negativprägung konzentriere, dann nicht, weil ich das Gute nicht sehe oder es kleinreden will. Denn tatsächlich hat vieles, das wir an Kompetenzen und Lebenstauglichkeit hier und heute in unserem Leben finden, seine Wurzeln im Früher und in dem, was uns von unseren Eltern und anderen Bezugspersonen mitgegeben wurde. Es lohnt sich, immer wieder einen dankbaren Blick nach hinten zu tun und es nicht als Selbstverständlichkeit zu nehmen, wenn wir guten Boden hatten, auf dem wir prächtig gedeihen und wachsen konnten. Demut und Dankbarkeit wäre da eine angemessene Reaktion.

Aber das Gute macht uns in unserer Entwicklung nicht zu schaffen, sondern das Schlechte und das, was uns zu einem gesunden Gedeihen fehlte. Und so ist ein Blick in die eigene Geschichte besonders dann vonnöten, wenn wir im gegenwärtigen Leben mit unserem Ich große Probleme bekommen und denken: „Hier klemmt’s bei mir immer wieder. Ich stolpere immer an den gleichen Stellen, ohne genau zu wissen, warum.“ Wir brauchen dann diesen Rückblick, um nachvollziehen zu können, woher diese Blockaden kommen. Wenn wir uns selbst nicht verstehen mit dem, wie wir denken, fühlen oder reagieren, dann hat das häufig seine Ursachen in der Kindheit, und wir können Zusammenhänge herstellen, wenn wir hier einmal genauer hinschauen.

Dieser Rückblick in die eigene Geschichte hat nicht das Ziel, andere (z. B. die Eltern) anzuklagen und dann in einer sich selbst bedauernden Opferhaltung zu verharren. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, das eigene Gewordensein besser zu verstehen. Wir können dann zu uns selbst sagen: „Klar, dass ich so denke, so fühle und mich so verhalte, das ist bei meiner Geschichte und der damit verbundenen Prägung eine logische Folge. Meine Reaktion ist vielleicht nicht gut, und ich werde mich kräftig ins Zeug legen müssen, um ungute Prägungen abzulegen und Neues einzuüben. Aber in alldem begegne ich mir selbst mit großem Verständnis. Ich verurteile mich nicht und klage mich nicht an, wenn ich mit manchen Situationen im Leben nicht gut zurechtkomme, sondern bleibe mir selbst zugewandt.“

Dieser Rückblick kann uns helfen, unser Lebensfundament, das möglicherweise sehr schadhaft, brüchig oder rissig ist, im Nachhinein auszubessern. Indem wir erkennen, dass es da manche Fehlprägung gegeben hat und uns über uns selbst manche Wahrheit untergejubelt wurde, die keine Wahrheit, sondern eine Lüge war, können wir nachträglich Stützpfeiler einbauen oder undichte Stellen abdichten. Indem wir Gott unser verwundetes Herz hinhalten und ihn um Wiederherstellung bitten, kann auch manche Verletzung noch nachträglich heilen.

Vor ungefähr zehn Jahren hatte ich eine heftige Erschöpfungsdepression, die einherging mit starken Angst- und Panikattacken. Damals hatte ich das Gefühl, meine Seele würde mir regelrecht um die Ohren fliegen. Meine Psyche kollabierte, machte, was sie wollte, und ließ sich scheinbar durch nichts mehr beruhigen. Mit der Bearbeitung und Verarbeitung dieser Störung kam auch bei mir noch einmal ganz viel Altes, scheinbar längst Vergessenes wieder hoch. Ich spürte, dass diese Altlasten mein Leben bis in die Gegenwart hinein vergifteten.

Für mich war es ganz wichtig, meine Kindheit in einer Alkoholikerfamilie noch einmal zu beleuchten, um Zusammenhänge und Auswirkungen auf mein jetziges Leben zu verstehen. Erst dann konnte ich beginnen, nachzubessern und zu korrigieren, was da in der Kindheit schiefgelaufen war. Heilung begann, und Gesundes fing an zu wachsen – ein Prozess, der bis heute anhält und der wahrscheinlich nie ganz abgeschlossen sein wird.

Bei Ihnen werden es ganz andere Themen sein, die Sie in der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte beschäftigen. Aber diese Auseinandersetzung lohnt sich: So manch eine Blockade in unserer Persönlichkeit kann auf diesem Weg überwunden werden und wir werden immer fähiger, ein Leben im Einklang mit uns selbst zu leben.

Zu unserer Biografie gehören auch Situationen, die wir „vermurkst“ haben. Entscheidungen und Weichenstellungen, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen entpuppt haben, mit deren Konsequenzen wir und andere nun aber leben müssen. Da gibt es Schuld, Versagen und Unrecht, das wir anderen zugefügt haben, das wir heute bitter bereuen, das wir aber nicht mehr so einfach wieder gutmachen können. Manchmal spüren wir nur allzu deutlich: Der Zug ist in unserem Leben endgültig abgefahren!

Brüche und Versagen gehören auch zu unserem Menschsein und haben bei der einen oder anderen von uns das Leben nachhaltig geprägt. Wenn wir hier Gottes Vergebung nicht annehmen können, wenn andere Menschen oder wir selbst uns diese Vergebung verwehren, dann stehen unsere Schuldgefühle immer wieder auf, klagen unser Ich an und verhindern, dass wir als freie Menschen durchs Leben gehen.

Nicht zuletzt gehört zu unserer Geschichte auch unsere derzeitige Lebenssituation. Ob Sie als Familienfrau leben oder als Single, ob Sie Arbeit haben oder keinen Job finden, obwohl sie liebend gerne Ihren Beruf ausüben würden, ob Sie in einer liebevollen Paarbeziehung eingebettet sind oder sich gerade getrennt haben, ob Ihre Wohnverhältnisse so sind, dass Sie sich wohlfühlen oder Sie an dieser Stelle sehr unglücklich sind, ob Ihr Leben materiell einigermaßen gesichert ist oder ob Sie permanent Geldsorgen haben, ob Sie derzeit relativ unbeschwert durchs Leben gehen oder momentan große Krisen erleben – all das wird Ihr Selbstgefühl und Ihre Einstellung zu Ihrem Ich maßgeblich mitprägen.

Nun haben wir die verschiedenen Bereiche unseres Ichs etwas „auseinandergepflückt“ und uns unsere Persönlichkeitsstruktur, unsere Begabungen und unsere Biografie angeschaut. Manches, was Sie da betrachtet haben, wird Ihnen gefallen haben. In diesen Bereichen sind Sie mit sich zufrieden und haben ein ganzes Ja zu sich selbst. Das ist gut so, und diese Stärken und positiven Seiten an Ihrer Person sollten Sie unbedingt festhalten und sich diese Dinge immer wieder vor Augen führen.

Aber da ist auch all das andere an unserer Person, das, was wir eher mit dem Etikett „negativ“ versehen, wenn wir daran denken. Diese Dinge gehören aber auch zu uns – selbst dann, wenn sie sich mit dem Wunsch „Ich möchte mit mir selbst im Einklang leben“ scheinbar nur schwer vereinbaren lassen.

Was also tun, damit wir als ganze Person, mit allem „drum und dran“, einigermaßen mit uns rund sind? Ich sage bewusst „einigermaßen“, weil ich der Überzeugung bin, dass wir uns alle immer mal wieder mit Selbstzweifeln und Unzufriedenheiten herumschlagen. Glauben Sie nicht, dass Ihre Kollegin, Nachbarin oder gute Bekannte, die vielleicht sehr selbstbewusst auftritt und Sie damit kolossal beeindruckt, solche Gefühle nicht kennt!

Wenn wir uns gegenseitig hinter unsere auf Hochglanz polierte Fassade schauen lassen, dann stellen wir ganz schnell fest, dass jeder sie kennt: Tage, an denen man gänzlich unzufrieden mit sich selbst ist, das Gefühl hat, man bekommt gar nichts geregelt und sieht darüber hinaus auch noch zum Fürchten aus!

Aber solche Tage sollten die Ausnahme sein, und mein Wunsch für Sie und mich ist es, dass es uns immer besser gelingt, mit uns selbst „rund“ zu sein. Im Folgenden einige Impulse, wie uns das besser gelingen kann.

Vor allem: geliebt!

Es gibt ein Grundgefühl, ein Grundwissen, das eigentlich zu uns Menschen gehört, weil wir in dieses Gefühl hineingeschaffen und hineingeboren wurden. Es ist die ganz tiefe Gewissheit, von Gott, unserem Schöpfer, gewollt und geliebt zu sein, und bei ihm, wie ein Kind bei seinen liebenden Eltern, geborgen zu sein. Leider haben wir dieses Grundgefühl verloren, weil uns entweder das Wissen um Gott und der Glauben an ihn abhanden gekommen sind oder wir ein sehr verzerrtes Bild von diesem Gott haben. Wenn er für uns überhaupt noch existiert, dann allenfalls als theoretisches Gedankengebäude oder humorloser Aufpasser, der uns Menschen mit erhobenem Zeigefinger ein moralisch korrektes, dafür aber langweiliges und farbloses Leben „verpassen“ will.

Aber wenn wir die Bibel als Grundlage für unser Wissen über Gott nehmen, dann wird sehr schnell deutlich, dass es diesem Gott keinesfalls vorrangig um ein mustergültiges Leben seiner Geschöpfe geht, sondern um etwas ganz anderes. Seine wichtigste Botschaft an uns Menschen lautet: „Ich habe jeden Einzelnen von euch geschaffen, ihr seid mir sehr wertvoll, und ich liebe euch von ganzem Herzen. Ich möchte euch in meiner Nähe haben und wünsche mir, dass euer Leben gelingt, dass es farbenfroh und voller Daseinslust ist und dass all das Gute, was ich euch mitgegeben habe, zur vollen Entfaltung kommt!“

Diese Liebeserklärung Gottes gilt auch für Sie ganz persönlich! Gott, der Sie geschaffen hat, macht um Ihr Ich mit Ihrer Persönlichkeit, mit Ihren Begabungen und mit Ihrer Biografie eine dicke Schleife und hängt ein Kärtchen dran mit der Aufschrift: Geliebt, gewollt und sehr wertvoll. Achtung – zerbrechlich!

Lassen Sie sich niemals und von niemandem irgendetwas anderes einreden!

Ihre Person gibt es in dieser einzigartigen Zusammensetzung auf der ganzen Welt nicht noch einmal, und was Sie sehen, wenn Sie auf sich selbst blicken, ist genau so von Gott geliebt. Und zwar bedingungslos. Bedingungslos heißt, dass Gott nicht nur das Gute an Ihnen liebt und den „Rest“ Ihrer Person ablehnt. Nein, Gott liebt uns all inklusive, mit unseren Schwächen, Ecken, Kanten und mit allem Versagen. Das begeistert mich immer wieder.

Das Wissen um diese Liebe ist die beste Voraussetzung, um immer mehr in ein Leben im Einklang mit sich selbst hineinzuwachsen.

Den Schmerz in eine Perle verwandeln

Vielleicht können Sie sich meiner Begeisterung über den Gedanken „Ich bin geliebt“ nicht anschließen, weil in Ihrem Leben Dinge geschehen sind, die diese Liebe äußerst fragwürdig erscheinen lassen. Ich hatte ja kurz etwas von meiner persönlichen Geschichte angedeutet, die phasenweise alles andere als ein Zuckerschlecken war. Solche äußerst schmerzhaften und unverständlichen Zeiten oder Erlebnisse kennen wahrscheinlich die meisten von uns: Plötzlich trifft uns eine schwere Krankheit, wir verlieren unsere Arbeitsstelle oder haben große Probleme am Arbeitsplatz, die Partnerschaft gerät in eine Krise, eines unserer Kinder schert aus und macht große Probleme, ein Elternteil, der Partner oder sogar ein Kind stirbt oder irgendein anderes, nicht vorhersehbares Unglück trifft uns und wir geraten völlig unverschuldet in große Not.

Unser Ich kann durch solche Einbrüche ganz schön ins Schleudern kommen. Und dann fragen wir zu Recht: „Wenn Gott mich liebt, geschaffen und gewollt hat, warum wird mir dann so etwas im Leben zugemutet?“

Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich auf diese Frage keine Antwort habe. Jedenfalls keine, die wirklich erklärt und zufriedenstellt. Leiderfahrungen in unserem Leben umgibt immer ein gewisses Mysterium. Schnelle und leichte Antworten sind angesichts der Not mancher Menschen mehr als unangebracht! Manchmal ist es besser zu schweigen oder zuzugeben, dass es Dinge gibt, die wir nicht verstehen und nicht erklären können.

Aber ich habe eines verstanden: Gott ist nicht ein ferner Gott, der irgendwo im Himmel sitzt und teilnahmslos die Strippen zieht, sondern er ist ein Gott, der uns im Leid ganz nahe ist. So nahe, dass er in Jesus auf die Erde gekommen ist und unter uns gelebt hat, um unser Leben und Sterben mit zu durchleben und zu durchleiden. Damit hat er mit seiner Liebe zu uns wirklich ernst gemacht!

Dieser Gedanke kann helfen, aber das letzte „Warum?“ sicher nicht erklären. Weil ich diese Antwort zumindest im Moment nicht finde, aber ein tiefes Vertrauen zu diesem liebenden Gott in mir trage, habe ich irgendwann aufgehört zu fragen: „Warum?“ und angefangen, auch zu dem Schmerz in meinem Leben Ja zu sagen, ihn einfach als zu mir gehörend zu akzeptieren. Sie gehören eben auch zu meinem Ich: die schweren Zeiten, die Krisen und das Unvermögen. In diesem Prozess des Ja-Sagens habe ich dann etwas ganz Erstaunliches entdeckt: Gott kann diesen Schmerz in eine Perle verwandeln.

Die Perle in einer Auster, die wir so sehr schätzen, ist eigentlich aus einer Verletzung entstanden. Irgendein Fremdkörper ist in die Muschel eingedrungen und hat sich in das Fleisch hineingebohrt. Die Auster versucht nun nicht, den Fremdkörper mit aller Macht wieder loszuwerden, sondern sie umschließt ihn, nimmt ihn in sich auf und verwandelt ihn in eine Perle. Ohne dass sie selbst es weiß, ist aus dem Schmerz und der Verletzung etwas sehr Kostbares geworden.

Könnte das vielleicht ein Weg sein, mit den Härten des Lebens, die wir nicht verstehen, umzugehen? Unverständliches nicht abzuwehren, sondern als Bestandteil unseres Ichs zu akzeptieren und zu integrieren? Über schwere Zeiten nicht zu verbittern und hart zu werden, sondern Ja zu sagen? Möglicherweise erleben wir dann, dass unser Leben auch mit – oder gerade wegen – dieser Wunde zu etwas Besonderem heranreift.

Ich glaube, wenn diese Verwandlung vom Schmerz zur Perle gelingt, dann sind wir auf dem Weg zu einem Leben im Einklang mit uns selbst schon sehr weit!

An Schwächen arbeiten

Aber auf dem Weg dorthin geht es auch darum, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Ja zu sagen zu sich selbst und an sich zu arbeiten schließen einander nicht aus. Ich liebe meine Kinder, sage Ja zu ihnen und habe sie trotzdem erzogen (oder habe es zumindest versucht!).

Als Erwachsene müssen wir uns diese Erziehungsarbeit selbst angedeihen lassen. Wenn wir also merken, dass wir durch bestimmte Anteile in unserem Ich immer wieder stolpern, uns selbst schaden oder andere Menschen verletzen, wird es Zeit, hier einmal genauer hinzuschauen.

Dabei ist es hilfreich, das Thema, um das es geht, so genau wie möglich zu bestimmen und zu benennen. Was ist es genau, was mir da immer wieder zu schaffen macht? Wenn es Altlasten aus der eigenen Biografie sind, wird es nötig sein, das eine oder andere noch einmal anzuschauen und aufzuarbeiten. In den meisten Fällen brauchen wir dafür kompetente Hilfe von außen, aber diese Arbeit lohnt sich allemal.

Sind es Störfaktoren aus unserer Persönlichkeit, werden wir nicht umhinkommen, uns mit einiger Disziplin ein verändertes Verhalten anzueignen. Das kostet Überwindung, denn das, was wir da einüben wollen, geht uns nicht so leicht von der Hand. Ja, häufig ist dieses Neue das Gegenteil von dem, was von unserem Naturell her in uns angelegt ist.

Sie sind vielleicht ein „typischer“ Sanguiniker und merken, dass Sie zwar sehr initiativ und begeisterungsfähig sind, aber dass es bei Ihnen immer wieder an Durchhaltevermögen und Verbindlichkeit fehlt. Dadurch bleibt vieles auf der Strecke, was Sie anfangs voller Elan angepackt haben, und auch andere leiden unter Ihrer Unzuverlässigkeit. Dann gilt es zum Beispiel, die Fähigkeit zu trainieren, dranzubleiben und eine Arbeit auch dann von Anfang bis Ende durchzuführen, wenn der erste Schwung Sie verlassen hat.

Wenn Sie Melancholiker sind, sind wahrscheinlich Ihr Hang zum „Schwarzsehen“ und Ihre Schwermütigkeit für Sie selbst und andere der größte Stolperstein. Sie sacken dadurch immer wieder emotional ab und machen sich selbst und anderen das Leben unnötig schwer. Dann ist es Ihre „Schule“, der Magnetwirkung negativer Gedanken zu widerstehen, Ihr Denken zu versachlichen und den Blick stärker auf das Gute und Helle zu lenken.

Als Choleriker spüren Sie vielleicht, dass Ihre Willensstärke, Ungeduld und Ihre fehlende Empathie für andere öfter zum Problem wird. Andere fühlen sich von Ihnen immer wieder „an die Wand gebügelt“ und Sie leiden möglicherweise darunter, dass Sie für Ihre Mitmenschen nicht gerade ein Sympathieträger sind. Ihr Trainingsprogramm besteht dann darin, sich in einer Gruppe öfter mal zurückzuhalten, mehr auf andere einzugehen und verstärkt in Beziehungen zu investieren.

Und die Phlegmatiker unter uns spüren, dass es bei aller geschätzten Bedächtigkeit und Zurückhaltung doch manchmal gefordert ist, stärker auf Menschen zuzugehen und dem Leben initiativ zu begegnen. Wenn man alles gleichgültig laufen lässt, bleibt eben auch viel Gutes, das wir auf den Weg bringen könnten, auf der Strecke.

Was Ihr persönliches Thema ist, werden Sie selbst herausarbeiten müssen. Aber die Beispiele verdeutlichen: Bei aller Selbstannahme, bei allem Ja-Sagen zu uns selbst geht es nicht darum, die Hände in den Schoß zu legen und uns „gehen zu lassen“.

Nein, reifer und stimmiger mit uns selbst werden wir durch Training und viele, viele Übungseinheiten, die wir einfach stur und beharrlich durchziehen. Da brauchen Sie gar nicht nach großen, spektakulären Dingen Ausschau zu halten, sondern Sie finden diese Persönlichkeitsschule in den kleinen, scheinbar unbedeutenden Situationen des Alltags: In Ihren Freundschaften, in Ihrer Ehe und Familie und am Arbeitsplatz. Der ganz normale Alltag bietet genug Entwicklungs-, aber auch Korrekturmöglichkeiten für unser Ich!

Weil ich es mir wert bin

In unserer Familie achten wir auf einen guten Umgangston. Wir versuchen freundlich, höflich und wertschätzend miteinander zu reden, uns gegenseitig nicht niederzumachen, sondern Kritik konstruktiv vorzubringen. Wenn Sie Familie haben, wissen Sie auch, dass das nicht immer gelingt. Aber eine gute Kommunikation ist eine äußerst lohnende Investition in jede Beziehung.

Auf diese gute Kommunikation sollten wir aber nicht nur im Zusammenleben mit anderen achten, sondern sollten auch uns selbst gegenüber einen guten Umgangston pflegen. Vielleicht denken Sie jetzt: „Aber mit mir selbst rede ich doch gar nicht!“ Das glaube ich nicht. Vielleicht reden Sie nicht laut und vernehmlich mit sich selbst, aber wir alle führen im Laufe eines Tages, zumindest in unseren Gedanken, unzählige Selbstgespräche.

Um herauszufinden, welchen Umgangston Sie mit sich selbst pflegen, wird es nötig sein, dass Sie Ihre Wahrnehmung für Ihre gedanklichen Selbstgespräche schärfen. Das ist gar nicht so leicht, weil wir in unserem Kopf häufig keine ausformulierten Sätze haben, sondern eher so etwas wie Gedankenblitze und Fragmente von Kommentaren, die wir selbst oder andere zu unserem Verhalten abgeben würden.

Auch wenn es nicht leicht ist: Versuchen Sie einmal, hier etwas genauer hinzuhören und diese Stimmen aus dem Unterbewussten ins Bewusstsein zu holen! Wie reden Sie mit sich selbst? Wie reden Sie mit sich, wenn Ihnen etwas schiefgegangen ist? Wenn Sie vor dem Spiegel stehen? Wenn Sie Ihr Tagespensum an Arbeit nicht geschafft haben? Wenn Ihre Kinder sich (mal wieder) unmöglich benommen haben?

Manchmal hilft es, das Gehörte tatsächlich einmal laut auszusprechen, oder, besser noch, aufzuschreiben. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Die meisten von uns werden erstaunt, ja, sogar entsetzt über den ganzen „Müll“ sein, der sich da in ihrem Kopf befindet: ein Konglomerat aus wüsten Beschimpfungen, Abwertungen, Beschuldigungen und Kritik. Eine schlecht gelaunte Gouvernante wäre im Vergleich dazu die Liebenswürdigkeit und Höflichkeit in Person!

Marc Aurelius hat einmal gesagt: Auf die Dauer nimmt die Seele die Farben der Gedanken an. Wenn wir uns in unseren Gedanken ständig selbst herabsetzen, dann wird das unser Selbstgefühl prägen. Statt im Einklang mit uns selbst zu leben, arbeiten und kämpfen wir ständig gegen uns an und fühlen uns mit uns selbst sehr unwohl.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir diesen Negativbotschaften auf die Spur kommen und durch gutes, heilsames Denken und Reden ersetzen. Das ist nicht leicht, denn diese inneren Selbstgespräche sind, vor allem, wenn wir sie schon seit Jahr und Tag in dieser Weise praktizieren, ein regelrechter Selbstläufer. Wenn wir sie aber gepackt (und am besten noch zu Papier gebracht) haben, können wir sie in aller Ruhe betrachten und uns fragen: „Ist das, was ich hier vor mir sehe, eigentlich die Wahrheit?“ Bin ich z. B. wirklich immer und total ungeschickt? Bekomme ich tatsächlich nie etwas auf die Reihe? Sehe ich wirklich einfach nur schrecklich aus?

Wahrscheinlich werden wir sehr schnell feststellen, dass vieles, was wir uns selbst da zusprechen, in seiner Absolutheit gar nicht stimmt. Deswegen sollten wir unsere Aussagen korrigieren. Das könnte am Beispiel der gerade genannten Feststellungen so aussehen:

„Mir ist gerade etwas heruntergefallen, aber deswegen bin ich noch lange nicht immer ungeschickt.“

„Ich habe heute meine Arbeit nicht geschafft, aber die ganze letzte Woche war ich im Zeitplan. Ich bekomme in meinem Leben durchaus eine Menge auf die Reihe.“

„Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen, was sich auch in meinem Äußeren widerspiegelt. Dass man mir meine Müdigkeit ansieht, macht gar nichts, denn mein Wert als Frau steht und fällt nicht damit, dass ich immer wie aus dem Ei gepellt aussehe. Ich werde mich jetzt ein bisschen zurechtmachen und dann fühle ich mich direkt wieder wohler in meiner Haut.“

Zugegeben: Anfangs mag uns dieses Prozedere etwas umständlich und mühsam erscheinen, aber mit der Zeit werden Sie immer geübter darin werden, diese unwahren und nervigen Sätze in Ihrem Kopf aufzuspüren, zu packen und durch die Wahrheit zu ersetzen (oder zumindest zu relativieren). Irgendwann werden Sie dann gänzlich die Lust daran verlieren, sich selbst niederzumachen. Mit anderen Menschen reden Sie schließlich auch ermutigend und wertschätzend, warum also sollten Sie mit sich selbst anders umgehen?

Damit diese kleinen „Alltagswahrheiten“ mehr und mehr Wurzeln in uns schlagen können, ist es hilfreich, den Boden unserer Seele ständig mit Grundwahrheiten über uns selbst zu versorgen. Grundwahrheiten, die Gott in unser Leben spricht. Ganz viele dieser Grundwahrheiten finden wir in der Bibel. Da sagt zum Beispiel einer der Psalmdichter: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß, staunenswert sind deine Werke!4

Wunderbar und staunenswert – damit sind Sie gemeint!

Hängen Sie sich diese Wahrheit an den PC, an die Pinnwand oder schreiben Sie diese Worte mit Ihrem schönsten Lippenstift an den Spiegel: Wunderbar und staunenswert!

Ich bin ich: Dieses Kapitel sollte Ihnen die Möglichkeit geben, sich ein wenig mit sich selbst zu beschäftigen und Ihnen Anregungen für einen guten Umgang mit der eigenen Person und dem Ihnen anvertrauten Leben geben. Anregungen, an denen Sie weiter entlangdenken und die Sie in den nächsten Wochen und Monaten vertiefen können.

Manche Gedanken sind Ihnen vielleicht sehr vertraut, anderes ist für Sie neu. Manches betrifft Sie gar nicht, bei anderen Punkten spüren Sie: Das ist genau mein Thema! Dann nehmen Sie sich diese Themen, die bei Ihnen etwas zum Schwingen gebracht haben, noch einmal vor und bearbeiten Sie diese weiter.

Machen Sie sich auf den Weg zu sich selbst und zu einem Leben im Einklang mit der Person, die Gott geschaffen hat und die er in Ihnen sieht. Es lohnt sich!

Frauengeflüster

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