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Vorwort

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Welche Rolle spielen die Medien in der Demokratie? Welche Rolle sollten sie spielen? Die Antworten darauf sind nicht nur für Menschen wichtig, die im Journalismus arbeiten. Sie gehen uns alle an. Als Bürgerinnen und Bürger lesen, hören und schauen wir Nachrichten, verfolgen öffentliche Debatten und nehmen manchmal sogar aktiv daran teil. Wir ärgern uns manchmal über die Berichterstattung, ein anderes Mal freuen wir uns über einen Artikel oder sind beeindruckt und beeinflusst von dem, was wir aus den Medien erfahren. Nicht alles, aber vieles, was wir zum Beispiel über die Politik und die Parteien wissen (oder zu wissen glauben), schöpfen wir aus journalistischen Quellen. Wer »Politik verstehen« will – so der Name der Buchreihe, in der dieser Band erscheint –, sollte die Medien verstehen.

Nicht umsonst heißt es, die Medien seien in der Demokratie eine »Vierte Gewalt« neben den klassischen drei Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative. Wenn das stimmt oder jedenfalls nicht völlig falsch ist, dann sollten möglichst viele oder sogar alle Menschen die Grundlagen kennen, auf denen sich der Journalismus bewegt. Was zeichnet unser Mediensystem aus, wie arbeiten Redaktionen, welchen Regeln folgen sie oder müssten sie folgen?

Das Wissen und die Reflexion über den Journalismus zu fördern, ist eine wichtige Aufgabe für die Schulen und Hochschulen, ebenso für die betriebliche Aus- und Fortbildung und die allgemeine politische Bildung. Nicht zuletzt ist es eine Aufgabe für die Medien selbst, die ihre Arbeit gut erklären und transparent machen sollten.

Einen eigenen Beitrag dazu möchte dieses Buch leisten. Es erläutert in kompakter Form die Rolle der Medien und des Journalismus in der Demokratie. Die einzelnen Kapitel bauen aufeinander auf, können aber genauso gut einzeln und für sich gelesen werden. Anders als dickere Lehrbücher wählt der Band nur bestimmte Aspekte aus, die aus Sicht des Autors für das Verständnis der »Vierten Gewalt« besonders wichtig oder hilfreich sind. Statt seitenlanger Literaturangaben, die zwar ohne großen Aufwand erstellt werden könnten, die Leserinnen und Leser aber schnell »erschlagen« würden, setzt das Buch die Verweise sparsam ein. Jedes Kapitel wird durch wenige, gezielte Literaturempfehlungen, eine Liste der Schlüsselbegriffe und drei Fragen zum Weiterdenken abgeschlossen. Wer sich ihnen stellt, hat erst einmal genug Stoff.

Das Buch kann sowohl im Schulunterricht (Deutsch, Politik, Sozialkunde …) als auch in Einführungsveranstaltungen der Hochschulen für Studierende eingesetzt werden, vor allem in der Journalistik, der Politik-, Kommunikations- und Medienwissenschaft. Darüber hinaus ist der Band für Angebote in der politischen Bildung gedacht, nicht zuletzt in der Lehrerfortbildung – und als Lektüre für alle, die etwas über die Rolle der Medien und des Journalismus in unserer Gesellschaft erfahren wollen.

Als Autor muss ich eine Befangenheit gestehen, die hoffentlich kein Nachteil, vielleicht sogar ein Vorteil ist: Ich betrachte das Thema nicht nur akademisch von außen. Etliche Jahre habe ich als Redakteur im Politik-Ressort der »Süddeutschen Zeitung« gearbeitet, mittlerweile bin ich Professor an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Hier forsche ich über die Medien und unterrichte Studierende im Fach »Journalismus«. Noch immer arbeite ich nicht nur wissenschaftlich, sondern auch journalistisch, kenne den Medienbetrieb also aus eigenem Erleben.

So sehr mich einiges in den Medien (und wie es »gemacht« wird) erschreckt und abstößt, so wenig kann ich verhehlen, dass mir vieles gefällt und imponiert. Meine Leidenschaft für den Journalismus ist groß. Das bedeutet nicht, dass ich auf die Medien, die ja sehr unterschiedlich sind, insgesamt unkritisch blicke – eher wie ein »kritischer Freund«. Die Leidenschaft schließt das Leiden mit ein: ein Leiden, das immer dann entsteht, wenn die Medien ihrer wichtigen Rolle in der Demokratie nicht gerecht werden.

Mainz im Sommer 2021

Tanjev Schultz

Medien und Journalismus

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