Читать книгу Offen gesagt - Tassilo Wallentin - Страница 6
Vorwort
ОглавлениеZwei Ereignisse werden unser Land für immer verändern: der dramatische Klimawandel und die Völkerwanderung aus zerfallenden arabischen sowie afrikanischen Staaten. Es heißt, dass künftige Generationen uns danach beurteilen werden, wie wir diese Probleme gemeistert haben. Derzeit sieht es so aus, als ob Österreich zu einem »neuen Nahen Osten« oder »neuen Afrika« würde: Die Klimaerwärmung ist dramatisch. Unser Land ist massiv davon betroffen. Das zeigt die Entwicklung der letzten hundert Jahre. 1917 gab es nur einen einzigen Tag über 30 °C in Österreich. 2017 verzeichnete man bereits 46 Tage weit über der 30-Grad-Marke und in Wien 28 Tropennächte. Wenn wir so weitermachen, steigt die Temperatur in den nächsten 80 Jahren um weitere 3,5 °C. Es herrscht dann ein Klima, das wir uns alle gar nicht mehr richtig vorstellen können. Das wird eine andere Welt sein. Eine Welt der monatelangen Starkhitze, Wasserknappheit und Naturkatastrophen.
Hinzu tritt die bereits im Gang befindliche Völkerwanderung. Der Norden Europas ist zum Magnet für millionenfache Zuwanderung auch aus dem Nahen Osten geworden. In zwanzig Jahren wird es 30–40% Muslime in Österreich geben; zumindest jeder dritte Wiener wird Moslem sein – falls die Zuwanderung unvermindert stark bleibt. Wir wären dann auf dem Weg zur muslimischen Mehrheitsgesellschaft. Und neueste Umfragen in afrikanischen Ländern zeigen, dass bis zu zwei Drittel der Einwohner nach Europa oder in die USA auswandern wollen. Afrika hat heute 1,2 Milliarden, und 2050 werden es 2,5 Milliarden sein.
Unsere gesamte Lebensweise ist überhaupt schlichtweg »nicht zukunftsfähig«. Man denke etwa an die Zerstörung der Umwelt, wie die rücksichtslose Verbauung oder das Leerfischen der Meere – 90% der Ozeane sind bereits leergefischt. In jedem Quadratkilometer Wasser schwimmen Hunderttausende Teile Plastikmüll. Täglich verschwindet in Österreich eine Fläche von 30 Fußballfeldern unwiederbringlich unter Beton oder Asphalt. Es entstehen Schäden, die kaum noch in unser Bewusstsein dringen. Der Mensch hat die ökologische Interessengemeinschaft längst verlassen. Ein Einzelner richtet heute größere Schäden an als in früheren Jahrhunderten ganze Königreiche. Natürlich will niemand mit dem Chirurgenbesteck von vor 2000 Jahren operiert werden. Die Zukunftsfrage lautet daher: Wie kann nachhaltige Ökologie aussehen, ohne die Möglichkeiten der Zeit auszuklammern?
Eine richtungsweisende Antwort gibt die frühe Geschichte dreier Kulturen, oder besser gesagt, deren Geisteshaltung: »Die Grundlage eines Staates muss stets die Tugend sein. Wohlstand steht erst an zweiter Stelle«, so dachte das alte China. »Der Mensch ist nur ein Teil des Ganzen. Seine Aufgabe ist die eines Hüters, eines Verwalters, nicht die eines Ausbeuters. Der Mensch hat Verantwortung, nicht Macht«, danach lebten die Indianerstämme Nordamerikas. Und den Kaisern im Europa des frühen Mittelalters galt die Maxime: »Alles für die Enkel.«