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Café

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In der Tür drehe ich mich noch einmal um, um zu schauen ob ich alles habe.

„Kommst du?“ Harper wartet bereits ungeduldig auf dem Flur auf mich. Ich eile ihr hinterher und versuche mein Handy aus der Tasche zu fischen. Als ich es endlich in den Händen halte und herausziehe, will ich es einschalten, als ich höre, wie sie meinen Namen ruft, doch da ist es bereits zu spät.

Ich schaffe es nicht einmal mehr meinen Kopf zu heben, als ich das zweite Mal an diesem Tag gegen ein Brett von Körper pralle. Der Aufprall ist nicht ganz so schlimm, da ich meine Hände vor mir halte und mich an der Brust des Gegenübers abstützen kann. Erst vergewissere ich mich, ob mein Handy, das ich noch immer in den Händen halte, den Zusammenstoß überlebt hat und erst dann schaue ich auf.

„Scheiße!“ Ich zucke zusammen, denn ich wollte nicht, dass sich das Wort so hart anhört. Aber jetzt ist es raus und ich realisiere erst eine Sekunde später, in welcher Situation ich mich heute das zweite Mal befinde. Heute zum wiederholten Male schaue ich in diese braunen Augen. Ich glaube langsam, dass ich sie unter hunderten erkennen würde. Sie faszinieren mich und irgendwie scheint die Zeit stillzustehen. Seine Augen sind wunderschön, nur leider schauen sie mich ein weiteres Mal bitterböse an. Herrgott im Himmel, kann er nicht mal freundlicher schauen? Nicht nur ich stehe wie versteinert da, sondern auch er bewegt sich keinen Millimeter. Er steht so dicht, ich müsste nur meine Hand heben, um ihn im Gesicht zu berühren. Sein vernichtender Blick ist mein Warnschuss, gar nicht erst auf die Idee zu kommen, ihn dort anzufassen. Hinter mir vernehme ich ein leises Kichern. Ich würde mich zu gern umdrehen, doch ich kann mich nicht von ihm abwenden. Er fesselt mich und das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Aber, wie können so sanfte Augen, so böse schauen? Jetzt vernehme ich auch das unterdrückte Lachen von Harper.

Ich drehe mich ruckartig um und sehe in sechs amüsierte Augen. Neben ihr stehen der Junge und das Mädchen, die ebenfalls die Prüfung geschrieben haben.

„Komm schon Gab, es ist doch alles halb so wild. Es ist doch keinem etwas passiert.“ Alle Blicke sind auf das Mädchen gerichtet, außer der von Gab, denn der blickt immer noch mich an. Erst jetzt bemerke ich, dass ich meine Hände auf seiner Brust habe. Schnell ziehe ich sie weg, wobei mir fast mein Handy aus der Hand rutscht.

Ich drängle mich an ihm vorbei und deute Harper an, dass ich so schnell wie möglich hier weg möchte. Ich verlasse im Eiltempo den Flur und das Gebäude, sodass sie ihre Not hat mit mir mitzuhalten.

Draußen vor der Tür hält sie mich am Arm fest und ich atme erleichtert tief aus. Ohne es zu bemerken habe ich die ganze Zeit die Luft angehalten.

„Warum mussten wir so fluchtartig weg?“, fragt sie mich schnaufend. Ich will ihr nicht antworten, denn mir ist es peinlich. Seit wann bin ich zu einem solchen Tollpatsch mutiert?

„Kann ich es dir im Café erklären?“ Sie schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, aber nickt.

Das Café ist nur zwei Gehminuten entfernt, was viel zu kurz ist, um sich eine neue Geschichte oder eine Ausrede auszudenken.

Vor uns erscheint ein imposantes Haus. Es ist klitzeklein im Gegensatz zu den umliegenden hohen Gebäuden und es besticht durch seine außergewöhnliche Ausstrahlung. Ich bin überrascht, denn von außen sieht es sehr einladend aus. Es hat zwei kleine Schaufenster, durch die man den Innenraum gut erkennen kann. Bei jedem Öffnen der Eingangstür ist ein schrilles Bimmeln zu hören.

Als Harper uns die Tür öffnet, kommt mir ein herrlich angenehmer, warmer Geruch von Kaffee entgegen. Der Innenraum lässt sich schwer beschreiben, das Café ist weder modern noch altmodisch. Die Kombination von alten und auch neuen Sitzmöbeln, Tischen und der floralen Dekoration machen das Ambiente einmalig.

Ich habe mich auf den ersten Blick in das Café verliebt, denn es strahlt eine Gemütlichkeit aus, die mich in ihren Bann zieht. Der Innenraum ist brechend voll mit Menschen, die lachen und sich unterhalten. Die Geräuschkulisse, der Geruch und der Anblick rufen ein angenehmes Gefühl in mir hervor. Das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Ich kann keinen leeren Platz sehen, doch Harper hat einen entdeckt und eilt sofort los. Sie ergattert einen der beliebtesten Plätze am Fenster, an dem gerade ein älteres Ehepaar am Aufbrechen ist.

Mit langsamen Schritten gehe ich ihr hinterher, denn es ist gar nicht so einfach, durch die Menschenmenge hindurchzukommen.

Bei ihr angekommen, muss ich feststellen, dass der Tisch neben uns mit mir bekannten Gesichtern besetzt ist, über die ich nicht gerade erfreut bin. Ich verdrehe genervt die Augen. Wie soll ich ihr hier denn die Geschichte von vorhin erzählen? Die Tische stehen so dicht zusammen, dass es keine Möglichkeit gibt, sich ungestört zu unterhalten.

Mit einem großen Plumps lasse ich mich auf einen der Stühle fallen. Zum Glück sitze ich mit dem Rücken zu ihnen. Harper schaut mich stirnrunzelnd an.

Wie soll ich ihr das nur alles erklären und warum sind sie eigentlich vor uns in dem Café? Mit meinen Augen versuche ich ihr zu verstehen zu geben, dass ich einfach nur genervt von unseren Tischnachbarn bin und ihr hier die Geschichte nicht erzählen will, besser gesagt nicht erzählen kann.

Den Kopf lasse ich auf den Tisch fallen. Ich habe das Gefühl lauthals schreien zu müssen. Durch ein zaghaftes Rütteln an meiner Schulter muss ich mich geschlagen geben und hebe meinen Kopf.

Harper schaut mich verwirrt an und ich kann es ihr nicht mal verdenken. Mit meiner Hand deute ich auf den Tisch neben uns, an dem immer noch drei junge Menschen sitzen, die mich beobachten. Sie beugt sich zu mir herüber.

„Was ist los?“ Wie soll ich ihr das Ganze erklären, wenn der Feind mithören kann?

Als ich nach einigen Sekunden immer noch nicht geantwortet habe, grinst sie und sagt: „Ich geh uns jetzt erst mal einen Kaffee holen, bis dahin hast du Zeit, aber dann will ich es wissen.“ Sie zwinkert mir zu und lässt mich in meiner eigenen persönlichen Hölle allein.

Ich lasse meinen Kopf wieder auf meine Arme fallen, doch keine zehn Sekunden später versteife ich mich, denn wie kann ich mich hier nur so lächerlich verhalten?

Ich hebe meinen Kopf und bemerke im Augenwinkel, dass die drei mich immer noch anstarren. Dass mein Kopf einer Tomate ähnelt, brauche ich nicht zu überprüfen, denn ich kann meine heißen Ohren spüren. Erhobenen Hauptes setze ich mich gerade hin, hänge endlich meine Tasche über die Stuhllehne und versuche mich langsam zu entspannen. Ihre Blicke brennen sich in meinen Rücken. Haben die denn verflucht nochmal nichts anderes zu tun?

Bevor ich mich umdrehen und sie mit meinem bösen Blick strafen kann, kommt Harper mit zwei heißen Tassen Kaffee zurück. Ich hätte ihr vorher vielleicht sagen sollen, dass ich keinen Kaffee mag.

Nachdem sie die Tassen abgestellt hat, nimmt sie gegenüber von mir Platz. Ihrem Blick nach zu urteilen, will sie alles ganz genau wissen und wird mir keine Chance zum Ausweichen geben. Innerlich stöhne ich auf, doch mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Während ich in meinem Kaffee beschäftigt rühre, um vielleicht noch etwas Zeit zu schinden, schaut sie mir in die Augen und wartet.

„Ich möchte die ganze Geschichte hören ohne Ausflüchte. JETZT.“ Das erste wovon ich ihr erzähle, ist das Treffen im Supermarkt am Samstagabend.

„Deswegen hat er dich doch aber nicht so angesehen?“, erwidert sie skeptisch.

„Nein, natürlich nicht.“, entgegne ich sofort, denn nun kommt der heiklere Teil von unseren Zusammenstößen. Da ich nicht weiß, wie ich beginnen soll und es mir immer noch unangenehm ist, versuche ich es mit einer kleinen Ablenkung, nicht für sie, sondern für mich.

„Du kennst ihn?“, erkundige ich mich neugierig. Sie schaut mich amüsiert an. Wenn ich doch nur wüsste, was in ihrem Kopf vorgeht…

„Ja?“ Jetzt rückt sie noch weiter heran und beugt sich über den Tisch.

„Das sind Sofia, Leonardo und Gabriel Catalano.“, erklärt sie mir. Ich schaue sie an, denn ich hätte mir mehr Informationen gewünscht, wobei ich ihre Namen schon teilweise kenne. Sie schaut mir kurz über die Schulter, als ob sie prüfen müsste, dass niemand zuhört.

„Sofia und Leonardo sind Geschwister. Sie sind Zwillinge und in der gleichen Jahrgangsstufe wie ich. Gabriel ist ihr Cousin und eine Klassenstufe höher.“

Schade, dass ich mit dem Rücken zu ihnen sitze, denn jetzt würde ich mir gern jedes Detail von ihnen zu ihrem Namen einprägen. Das werde ich dann wohl später machen müssen.

„Wir sind bereits vor der Prüfung zusammengestoßen.“, gebe ich beschämt zu. Ihr Grinsen wird immer breiter.

„Ahhh, deshalb war er vorhin so genervt von dir. Bist du immer so tollpatschig?“ Ich verdrehe die Augen.

„Natürlich nicht und außerdem war er schon bei unserem ersten Zusammenstoß so gereizt.“ Erst nach dem ich geendet habe, merke ich das mein Ausbruch viel zu laut war, aber die Frage hat mich einfach nur genervt.

„Du magst ihn.“, stellt sie selbstgefällig fest. Sich mit ihr zu unterhalten, ist wie mit einer vertrauten Person, die ich schon von klein auf kenne. Es fühlt sich richtig und gut an.

Was soll ich Ihr darauf antworten? Auf der einen Seite zieht er mich an und auf der anderen nervt er mich tierisch oder besser gesagt, macht sein Verhalten mich wütend.

Danach berichte ich ihr haarklein von unserem ersten Zusammenstoß. Sie unterbricht mich nicht, doch die Falte auf ihrer Stirn wird immer größer.

„Was ist?“, frage ich bevor die Falte mich noch anspringt. Sie schaut kurz an mir vorbei in Richtung des Nachbartisches.

„Das was du mir von ihm erzählst, ist überhaupt nicht seine Art.“ Ich schaue sie mit aufgerissenen Augen an. Interessant! Bevor ich eine Frage stellen kann, spricht sie weiter.

„Er ist immer freundlich und hilfsbereit, halt der nette Nachbarsjunge. Es ist untypisch für ihn.“, sie schaut gedankenverloren in ihre Tasse und trinkt einen Schluck. Sie sieht durch ihre Tasse und mich hindurch. Heißt das jetzt, es ist meine Schuld oder sogar, dass es an meiner Person liegt?

Sofort aber werden meine trüben Gedanken fortgeblasen, denn es stellt sich mir die Frage, ob er irgendwann auch in meiner Gegenwart freundlich und hilfsbereit sein könnte. Aus welcher Ecke meines Gehirns entsprang dieser Gedanke? Meine Gefühle und mein Verstand scheinen seit dem Zusammenstoß definitiv getrennte Wege zu gehen.

Um mich von dem Ganzen abzulenken, stelle ich Harper irgendeine Frage, die mir gerade einfällt.

„Kannst du mir noch mehr über ihn erzählen?“ Sie kichert und nickt.

„Ich habe es gewusst.“, ist ihre kurze und präzise Aussage. Ich runzle nur die Stirn.

„Was hast du gewusst?“ Sie verzieht den Mund, so dass die Mundwinkel bereits ihre Ohren berühren.

„Na, du stehst auf ihn.“ Ich stelle meine Tasse, die ich gerade an meinen Mund ansetzen wollte, klirrend zurück auf den Teller. Ist es wirklich so offensichtlich? Etwa auch für alle anderen? Mir gehen etwa 1000 Fragen durch den Kopf, die ich im Moment leider nicht beantworten kann, da mein Kopf damit beschäftigt ist, hochrot anzulaufen. Das Erstbeste, was mir einfällt ist:

„Kannst du mir etwas über ihn und seine Familie erzählen?“

„Ja klar, wir wohnen hier nicht in einer Großstadt, da kennt jeder jeden.“ Ich schaue sie an, in der Hoffnung, dass sie endlich mit den Informationen herausrückt.

„Gab lebt bei Sofia und Leonardo. Seine Tante und sein Onkel haben ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen.“ Mit der Hand fasse ich mir an den Mund, denn ich weiß nur zu gut, wie es ist, ein Elternteil zu verlieren. Doch beide zu verlieren, muss die Hölle auf Erden sein.

„Ich habe nur mal gehört, dass seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, aber das ist schon lange her. Er muss noch sehr klein gewesen sein, denn darüber redet niemand.“ Mir bricht es noch heute das Herz, wenn ich an meine Mom denke. Sie konnte mich nicht aufwachsen sehen. Der Gedanke stimmt mich traurig.

„Die Catalanos haben noch einen zweiten Sohn. Er heißt Matteo und studiert an der University of Georgia. Wir können diese Woche mal zum Footballtraining gehen. Gab, Leo und Matt spielen Football, aber eigentlich spielen in Athens alle Jungs.“ Leider habe ich es nicht so mit Sport. Soll ich es ihr sagen?

„Ich weiß nicht so recht.“, druckse ich herum. Ich konnte mich dafür noch nie begeistern und glaube auch nicht, dass sich das hier in Amerika ändern wird.

„Spätestens wenn die Schule beginnt, wirst du nicht drum herum kommen. Die ganze Stadt ist besessen von dem Sport, da kann man sich nicht im Geringsten dagegen wehren und eins kannst du mir glauben, du ganz gewiss auch nicht.“

Nachdenklich rühre ich in meiner Tasse Kaffee, von dem ich bisher keinen Schluck angerührt habe und es auch nicht vorhabe, da er nicht nur kalt geworden ist, sondern auch eklig aussieht.

„Du hast deinen Kaffee ja gar nicht getrunken.“, stellt Harper fest und holt mich aus meinen Gedanken.

„Trinkst du keinen Kaffee? Ich hätte dir auch was anderes mitgebracht.“ Ich schaue von meiner Tasse auf.

„Nein, ist schon okay. Ich trinke zwar ab und zu Kaffee, aber lieber trinke ich Tee.“ Schnell stehe ich auf und nehme unsere Tassen.

„Die nächste Runde geht auf mich. Was möchtest du?“ Sie lächelt mich an.

„Das gleiche wie eben, einen Latte Macchiato.“ Das Café ist immer noch gedrängelt voll. Ich habe meine Not mit den zwei Tassen in der Hand unversehrt bis zum Tresen zu kommen. Vorsichtig stelle ich die Tassen ab und eine Mitarbeiterin kommt auf mich zu.

„Hat dir der Kaffee nicht geschmeckt?“ Ich lächle sie entschuldigend an. Sie dreht sich mit den Tassen um und fragt über ihre Schulter:

„Kann ich dir was anderes bringen?“

Bevor ich antworten kann, werde ich von hinten angerempelt und muss mich am Tresen festhalten, um nicht zu stürzen.

„Ja, ich hätte gern einen Latte Macchiato und einen Tee. Was habt ihr für Teesorten?“ Sie zeigt auf das Regal neben sich, in dem mehrere Dosen Tee stehen. Wie genial ist das denn? Ein Café in dem es losen Tee gibt und nicht diese faden Teebeutel. Ich entscheide mich für einen Kräutertee und zeige mit dem Finger auf die Dose.

Nachdem sie den losen Tee in einen Teefilter getan hat, stellt sie die Tasse vor mir hin und kommt mit dem Kaffee und kochendem Wasser zurück. Ich schaue ihr fasziniert zu, wie sie das heiße Wasser in meine Tasse kippt, als plötzlich eine Stimme hinter mir ertönt.

„Hallo Alea.“ die Stimme kann ich im ersten Moment nicht zuordnen, doch dann fällt mir ein, dass ich sie vorhin schon einmal gehört habe.

„Hallo Sofia.“ Aus meiner Hosentasche suche ich das Geld raus, lege es der Kellnerin hin, denn sie wartet bereits ungeduldig und trommelt mit der einen Hand auf dem Tresen. Angesichts der wartenden Menge neben mir, hat sie auch allen Grund dazu. Die Tassen lasse ich noch stehen und drehe mich zu ihr.

Sie hat die gleichen Augen wie Gab, die mich allerdings freundlich und aufgeschlossen ansehen. Ich halte ihr die Hand hin, die sie annimmt und schüttelt.

„Wir wurden uns zwar noch nicht vorgestellt, aber sicher hast du davon gehört, dass ich diejenige bin, die mit deinem Cousin zweimal zusammengestoßen ist.“ Sofia lässt meine Hand los.

„Ja, das habe ich gehört.“ Ich drehe mich um, nehme Harpers und meine Tasse und will zurück an den Tisch gehen, als Sofia mich am Arm festhält.

„Glaub mir, er meint es nicht so. Gib ihm etwas Zeit.“ Meine Stirn zieht sich in Falten, was sie wohl damit meint? Wofür sollte ich ihm Zeit geben?

„Ist schon in Ordnung. Wir sehen uns.“ Mit einem leichten Lächeln trete ich die Flucht an und bin heilfroh, den Tisch ohne größere Eskapaden erreicht zu haben.

Harper zieht ihre Tasse zu sich. Sie fängt sofort an mit dem Strohhalm den Milchschaum umzurühren, wobei ich mein Teebeutel entferne und den ersten Schluck nehme. Aua, der ist verdammt heiß. Sofort spüre ich wie meine Zunge taub wird. Super, jetzt habe ich mir auch noch den Mund verbrannt.

„H.A.L.L.O., hörst du mir überhaupt zu?“, fragt Harper etwas lauter.

„Was hast du gesagt?“ Sie schaut mich belustigt an.

„Ob du Lust und Zeit hättest mit mir shoppen zu gehen?“ Die Worte betont sie einzeln, wie bei einem kleinen Kind.

„Klar. Wann willst du gehen?“ Ihren Kaffee hat sie bereits getrunken, während ich hingegen noch vor meiner vollen Tasse sitze.

„Morgen. Und übermorgen gehen wir gemeinsam zum Footballtraining. Du musst dir unbedingt die Jungs ansehen.“ Ich zucke mit den Schultern, denn ein Blick kann ja nicht schaden.

„Okay, morgen shoppen und übermorgen Training.“ Mit meiner Tasse in der Hand puste ich und schaue sie über den Tassenrand an.

„Ach und am Samstag gehen wir ins Kino. Samstag ist immer Kinotag, da geht die halbe Schule.“ Ich bin auch kein großer Kinogänger, nicht, dass ich es nicht mag, aber in München hätte ich entweder mit meinem Dad gehen müssen oder allein und das wollte ich nicht.

Die geleerte Tasse stelle ich zurück auf den Tisch und schaue auf die Uhr. „Scheiße, die halbe Stunde ist schon längst vorbei. Wir sollten los.“ Harper schaut ebenfalls auf ihre Uhr und springt hektisch auf. Ich schnappe mir die Tassen, um sie zurück zu bringen. Wir treffen uns an der Tür.

„Ups. Wir müssen uns echt beeilen, denn die werden wohl kaum auf uns warten. Ansonsten können wir die Ergebnisse erst morgen holen.“ Beim Verlassen des Cafés renne ich fast einen älteren Herrn um.

„Nicht so stürmisch.“ Er schüttelt den Kopf.

„Immer diese Jugend.“ Ich drehe mich um und lächle den Mann an.

„Sorry, aber die Jugend hat es momentan eilig.“ Er winkt nur ab.

Wir rennen so schnell uns unsere Füße tragen zum Prüfungsgebäude zurück. Dort angekommen, kommen wir aus dem Lachen nicht mehr raus.

„Du hast echt eine Gabe, andere Menschen über den Haufen zu rennen.“, murmelt Harper abgehackt, da sie ganz aus der Puste ist.

„Nur der eben war nett“, was unser Lachen verstärkt. Ich biege um die gleiche Ecke wie heute Morgen und was soll ich sagen? Ich renne in Gab, dieses Mal habe ich allerdings so viel Schwung, dass ich durch den Aufprall zurückgestoßen werde und gegen Harper falle. Wir beide verlieren das Gleichgewicht und landen auf unseren Hintern. Unsere ausgelassene Stimmung kann jedoch angesichts des böse dreinschauenden Gab nicht getrübt werden. Er steht wie angewurzelt da, Sofia und Leo hingegen helfen uns auf.

„Habt ihr euch wehgetan?“ Ich schaue zu Harper, die wie ich mit dem Kopf schüttelt.

„Nein. Tut uns leid.“ Wir fangen wieder an zu lachen, da wir es im Chor gesagt haben. Sofia und Leo müssen sich ein Lachen ebenfalls verkneifen. Schuldbewusst schaue ich Gab an, versuche aber mein Lachen zu unterdrücken.

„Ich sollte dir aus dem Weg gehen, damit keine Gefahr mehr besteht, dass wir zusammenstoßen.“, sagt Gab mit zusammengekniffenen Lippen.

Harper ist bereits aufgestanden und zieht an meinem Arm, denn ich habe ganz vergessen, dass wir spät dran sind für die Prüfungsergebnisse.

„Komm schon, sonst bekommen wir heute unsere Ergebnisse nicht mehr.“ Sie zerrt weiter an mir. Ich zucke mit den Schultern und blicke entschuldigend in die Gesichter der Catalanos. Sofia hält sich die Hand vor den Mund, um sich das Lachen weiter zu verkneifen.

„Sorry. Nein, I.C.H. sollte dir in Zukunft aus dem Weg gehen.“ Schon als der Satz meinen Mund verlassen hat, spüre ich einen Stich im Herz, denn ich will ihm keineswegs aus dem Weg gehen. Ich grinse gequält und renne Harper hinterher.

„Ist schon gut. Wir sehen uns.“ Das ist Sofia, die hinter uns her ruft.

Der Prüfer schaut genervt auf seiner Liste, als er uns ins Zimmer stürmen sieht.

„Entschuldigen Sie, wir haben uns ein wenig verspätet.“ Die Entschuldigung ist mehr als lahm, aber es ist egal, denn der Prüfer schaut nicht von seiner Liste hoch.

„Wie sind Ihre Namen?“, bittet er uns.

„Jackson und…“ Harper sieht mich fragend an.

„Sommer. Mein Name ist Sommer.“

Er schaut immer noch nicht hoch, als er sagt: „Sie haben beide bestanden. Hier ist ihre Bestätigung.“

Immer noch keines Blickes gewürdigt, nehmen wir unsere Bestätigungen und verlassen den Raum. Langsamen Schrittes gehen wir jetzt in Richtung Ausgangstür und verabreden uns für morgen Mittag zum Shoppen. Ich stoße gerade die Tür auf, als ich noch immer die Catalanos vor der Tür stehen sehe. Es sieht so aus, als würden sie auf etwas warten. Ich entdecke Christina in ihrem Auto auf der anderen Straßenseite und winke ihr zu. Zum Abschied umarmen Harper und ich uns.

„Warte, ich habe deine Telefonnummer noch nicht.“ In der Tasche suche ich nach meinem Telefon und gebe es ihr, damit sie ihre Telefonnummer einspeichern kann. Sie gibt mir mein Telefon zurück und ich wähle ihre Nummer. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Sofia, Gab, Leo und auch Matt uns die ganze Zeit beobachten. Nachdem wir uns ein zweites Mal verabschiedet haben, überquere ich die Straße, öffne die Autotür und setze mich auf dem Beifahrersitz.

„Hallo“ Sie schaut jedoch in Richtung der Catalanos und Harper. Ohne mich anzusehen fragt sie: „Du hast bereits eine Freundin gefunden?“ Sie dreht sich zu mir und startet den Motor.

„Ja, wir waren vorhin einen Kaffee trinken. Ich hoffe es ist für dich in Ordnung.“ Als sie das Auto in den Verkehr einfädelt, winke ich Harper noch ein letztes Mal zu, bevor sie aus meinem Sichtfeld verschwindet.

„Ja klar. Du brauchst mich nicht zu fragen, mit wem du befreundet sein darfst. Aber Harper ist ein wirklich liebes Mädchen, ihr Vater ist der Chefarzt im Krankenhaus.“

„Du kennst sie?“ Ohne den Blick vom Verkehr abzuwenden, antwortet sie mir.

„Die Jacksons kennt hier jeder.“ Eine ganze Weile sagt keiner etwas von uns.

„Harper und ich wollen in den nächsten Tagen gemeinsam etwas unternehmen. Ist das in Ordnung, denn schließlich hast du dir extra für mich frei genommen.“ Christina wechselt die Spur und hält an einer roten Ampel an.

„Das ist okay. Du hast ja gemerkt, dass ich viel zu viel Arbeit habe. Was hältst du davon, wenn Harper morgen zum Abendessen kommt?“ Ich nicke ihr zu und berichte den Rest der Fahrt von meiner Prüfung. Dann erzähle ich ihr, dass ich viermal mit jemandem zusammen gestoßen bin und davon dreimal mit ein- und derselben Person. Wir lachen beide herzlich über meine Schusseligkeit, als wir in die Einfahrt vor unserem Haus fahren. Den Nachmittag verbringe ich im Garten auf einer Liege, denn Christina muss noch arbeiten. Das Buch, was ich gerade lese, muss weniger spannend gewesen sein, als ich dachte, denn ich schrecke hoch aus meinem Schlaf. Das Piepen meines Handys hat mich geweckt. Mit der rechten Hand greife ich nach meinem Telefon, das von meinem heruntergefallenen Buch verdeckt wird.

Hi, wann wollen wir uns morgen treffen? Ist 13:00 Uhr okay? H.Ist okay. Wie sieht es morgen mit Abendessen bei uns aus? Christina lädt dich ein. AleaBin 13:00 Uhr da. Abendessen klingt gut. Bin dabei. Es gefällt mir in Athens und das Heimweh von heute Nacht ist fast verschwunden. Mein Dad fehlt mir zwar immer noch, aber ich denke mit Harper wird mir die Eingewöhnung hier leichter fallen. Ich widme mich wieder dem Buch, über dem ich vorhin eingeschlafen bin. Die Luft hat sich erheblich abgekühlt und ich friere leicht, als Christina aus dem Haus kommt. „Hey Alea, ich habe Pizzen bestellt. Kommst du rein?“ Ich schnappe mir meine Sachen und gehe zurück zum Haus, in dem es bereits lecker nach Pizza duftet. Christina hat den Tisch gedeckt und gießt gerade Cola in die Gläser. Im Esszimmer steht ein riesengroßer Holztisch, an dem gut zehn Menschen Platz hätten. Christina hat für uns am hinteren Tischende zwei Plätze eingedeckt. Wir sitzen uns gegenüber. Ich setze mich hin und beiße sofort in ein Stück meiner Lieblingspizza. Das Stück zergeht auf meiner Zunge, so lecker ist es. Ich dachte immer, die beste Pizza kommt aus Italien, aber besser als diese Pizza, kann keine sein. Wir schweigen beim Essen, denn mein Mund ist ständig voll mit der besten Pizza ever. Christina sieht mir zu, wie ich Stück für Stück in meinem Mund stopfe. „Es schmeckt dir!“ Das einzige was ich rausbringe mit dem vollem Mund ist: „Jahmpff“ Sie hat nicht mal die Hälfte ihrer Pizza geschafft, als ich sie fragend ansehe. „Darf ich?“ Sofort schiebt sie mir ihre restliche Pizza rüber, über die ich mich gleich her mache. Christina räuspert sich. „Ich müsste noch mal ins Büro. Es gab ein Problem. Ist es okay, wenn ich dich alleine lasse?“ Was soll das denn? Ich bin doch kein kleines Kind mehr. „Selbstverständlich kannst du mich allein lassen. Stört es dich, wenn ich nach dem Essen noch eine Stunde joggen gehe?“ Sie hat bereits angefangen die Pizzaschachteln abzuräumen. Ich konnte mir gerade noch das letzte Stückrausnehmen. „Nein, aber nimm dein Telefon mit. Ich mach mich dann jetzt auf den Weg und bin spätestens Mitternacht wieder zurück. Bis später.“ Und schon ist sie weg. Ich gehe nach oben, um mich umzuziehen und 20 Minuten später sitze ich auf dem Tritt und schnüre meine Turnschuhe. Anschließend überlege ich geschlagene zehn Minuten in welche Richtung ich laufen soll. Nach rechts oder links? Hmmm, eigentlich ist es egal in welche Richtung ich laufe, Hauptsache ich komme am Ende wieder hier an. Ich entscheide mich für links. Nach den ersten Metern stelle ich fest, wie schön es hier ist. Die Straßenränder werden von großen Nadel- und Laubbäumen gesäumt, die Grundstücke sind alle offen und gepflegt. Obwohl sie offen sind, also ohne Zäune, hat man durch die Bäume und Sträucher kaum Einsicht. Mir kommen einige Läufer entgegen oder überholen mich. Die Strecke muss sehr beliebt zum Laufen sein. Am Ende der Straße erstreckt sich ein großes Eckgrundstück, auf dem ein riesiges Haus steht. Es ist rot verklinkert und hat weit mehr als zehn Fenster an der Vorderfront, die allesamt bis zur Erde reichen. Um das Gebäude führt ringsherum eine Veranda, auf der an der Vorderseite eine Hollywoodschaukel steht. Ich verlangsame meinen Lauf und wechsele die Straßenseite, um mir das Haus genauer anschauen zu können. Die Eingangstür ist imposant, da sie mit Schnitzereien verziert ist. Ich muss Christina unbedingt fragen, wer in diesem schönen Haus wohnt, doch kurz bevor ich an dem Haus vorbei bin, kommen Sofia, Leo und Gab aus der Tür. Warum bin ich nur so langsam gelaufen? Schnell schaue ich in eine andere Richtung und tue so, als hätte ich sie nicht gesehen. „Hallo Alea.“, macht Sofia sich hinter mir bemerkbar. Mussten sie gerade jetzt herauskommen? Ich habe keine Lust auf die schlechte Laune von Gab. Am liebsten würde ich so tun, als hätte ich sie gar nicht gesehen oder gehört. „Hey Alea, warte doch.“ Langsam drehe ich mich um zu ihnen und bumm… Mein Herz fängt schneller an zu schlagen, möchte zu ihm, nur mein Verstand nicht. Jedoch setzen sich, ohne dass ich etwas dazu tue, meine Beine in Bewegung. Ich glaube allmählich, dass unsere Zusammenstöße nicht versehentlich geschehen sind, sondern mein Körper sie instinktiv verursacht hat. Mit jedem Meter den ich überwinde, wird das Kribbeln im Bauch stärker und das schnelle Schlagen meines Herzen lauter. Wann hat mein Körper damit angefangen, sich in diesen Blödmann zu verlieben? „Hallo Sofia, Leo und…“ Bei seinem Namen versagt meine Stimme. Was bin ich doch für eine dumme Nuss. Jetzt wird es ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass ich nervös bin. „Wo willst du hin?“, möchte Sofia wissen. „Ich wollte mir ein bisschen die Beine vertreten und mir die Gegend anschauen. Was macht ihr so?“ Ich schau die drei an und versuche etwas Abstand zu halten, da ich bereits verschwitzt bin und es mir unangenehm ist. „Wir wollen Billard spielen. Hast du Lust?“ Sofia und Leo sehen mich freundlich und aufmunternd an, aber Gab scheint von dem Vorschlag seiner Cousine nicht begeistert zu sein. Er ist vorgegangen und steht etwas abseits von uns, am Wagen. „Nein, ich muss zu Hause sein, wenn Christina zurück ist.“ Sofia schaut kurz zu Gab. „Lass es Sofia, wahrscheinlich ist es besser so.“ Die harten Worte schleudert er zu uns herüber. „Mach‘s gut. Wir sehen uns.“ Mit den Worten dreht sich Leo um und geht rüber zum Wagen. „Vielleicht ein andermal. Bis bald.“ Sofia sieht mich traurig an und geht ebenfalls zu den Jungs. Er gibt mir ständig das Gefühl, gehasst zu sein. Sein Verhalten mir gegenüber ist immer feindselig. In dem Moment platzt mir die Hutschnur, denn ich glaube bei dem tickt es nicht richtig. Wütend gehe ich zu ihm rüber und bleibe nur wenige Zentimeter vor ihm stehen, während ich ihm in die Augen starre. „Was bildest du Idiot dir eigentlich ein? Habe ich dir irgendwas getan?“ Den Abstand zwischen uns verringere ich immer weiter, den Rücken durchgestreckt, damit ich größer wirke. Die Hände habe ich zusätzlich in meine Seiten gestemmt. „Ich habe es verstanden.“, sage ich ihm ganz langsam und verständlich. Ich betone jedes Wort und jeden Buchstaben einzeln, so wütend bin ich mittlerweile auf ihn. Ich drehe mich leicht in Sofia Richtung. „Es tut mir leid, aber es ist besser, wenn wir uns aus dem Weg gehen. Ich mag dich, aber ich will mit niemandem etwas zu tun haben, der mich hasst.“ Sofort drehe ich mich um und laufe in die andere Richtung, aus der ich gekommen bin. Sofia ruft mir etwas hinterher, aber mir ist es egal. Ich habe meinem Frust Luft gemacht. Jetzt geht es mir zwar nicht wirklich besser, aber ich versuche es mir einzureden. Das Tempo habe ich erhöht, um meinen Kopf frei zu bekommen. Kurz vor neun schließe ich die Haustür auf, Christina ist noch nicht zurück. Aber das Erste was ich mache, ist meine verschwitzten Klamotten samt Handy in die Ecke zu feuern. Ich stapfe polternd ins Bad und versuche meinen Frust sowie meinen Schweiß unter der Dusche abzuwaschen. Eine halbe Stunde später bin ich in meinem Zimmer und fühle mich nicht wirklich besser. Mit meiner Wäsche unterm Arm laufe ich die Treppe runter, um sie in die Waschmaschine zu stopfen, dabei fällt mein Handy auf die Erde. Auf dem Display erscheinen acht Anrufe in Abwesenheit von Harper. Was ist passiert, dass sie mich gleich so häufig anruft? Ich rufe sofort zurück, denn eine Nachricht hat sie nicht hinterlassen. Kurz nachdem ich die Wahlwiederholung gewählt habe und das Freizeichen ertönt, hebt sie auch schon ab. „Alea?“, brüllt sie in den Hörer, sodass ich ihn eine Armlänge weg halten muss. Sie ist völlig außer sich. „Harper, was ist los? Beruhige dich erst mal.“ Ich kann sie durch das Telefon tief ein und ausatmen hören, doch wirklich beruhigen tut sie sich aber nicht. „Vor einer halben Stunde hat mich Sofia angerufen. Sie wollte unbedingt deine Telefonnummer haben. Natürlich habe ich sie ihr nicht gegeben, denn letztendlich musst du es entscheiden, ob sie sie bekommt.“ „Deshalb hast du mich achtmal versucht zu erreichen?“ Ihr Kopfschütteln kann ich zwar nicht sehen, aber höre wie sie ihren Kopf hin und her bewegt. „Nein, natürlich nicht. Sofia hat mir von dem Vorfall erzählt und macht sich jetzt große Sorgen, wie es dir geht.“ Ich merk schon, hier kennt wirklich jeder jeden, das ist mir bereits aufgefallen als ich heute Nachmittag Christina danach fragte, ob sie Harpers Familie kennt. Die Stadt ist wirklich klein, kleiner, am kleinsten und im Moment zu klein für meinen Geschmack. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, die Situation selber zu verarbeiten und zu überdenken. „Wie soll es mir gehen? Es geht mir nicht wirklich gut, denn seine ablehnende Art nervt mich. Ich habe ihm schließlich nichts getan.“ Durch das Telefon kann ich hören, dass Harper in ihrem Zimmer auf und ab geht. Sie scheint nachzudenken, denn eine ganze Weile ist Ruhe und ich kann nur ihr zügiges Laufen hören. „Sofia sagt, dass sie ihn auch nicht versteht. Er ist schließlich sonst zu allen nett.“ Ich verdrehe die Augen. „Er hasst mich. Das ist zwar nicht fair, aber ich kann damit leben.“ Wirklich überzeugend war das eben nicht, doch für mehr bin ich momentan nicht in der Lage. „Ist das dein Ernst?“, fragt sie irritiert. „Sofia tut mir ein kleines bisschen leid, aber die beiden sind ständig zusammen und ich ertrage es nicht, dass er in meiner Gegenwart ewig schlecht gelaunt ist. Ich hoffe, du bist mir nicht böse?“, gebe ich kleinlaut zu, denn ich möchte unsere gerade gewonnene Freundschaft nicht zerstören. „Nein, wo denkst du hin? Sofia und ich haben einige Kurse gemeinsam, aber mehr habe ich mit den Catalanos nicht zu tun.“ Eine Weile schweigen wir, denn ich hatte ganz vergessen, dass nicht nur Harper in der gleichen Klassenstufe wie Sofia und Leo ist, sondern in Zukunft auch ich. „Wir sehen uns morgen Harper. Christina ist zurück und ich muss jetzt Schluss machen. Bis dann.“ Ich lege das Telefon auf mein Bett und gehe runter. Auf der unteren Treppenstufe bleibe ich stehen, da sie gerade dabei ist, ihre Sachen in der Garderobe aufzuhängen. „Hallo. Du bist aber pünktlich.“ Sie setzt sich auf die Treppe neben mich und zieht sich die Schuhe aus. „Das Problem war schneller behoben als gedacht. Wollen wir noch einen Film sehen?“ Die Ablenkung kommt mir gerade recht. „Das klingt super.“ Wir beide stehen auf und gehen in die Küche. „Wollen wir morgen gemeinsam joggen? Ich kann dir einiges von der Umgebung erklären und zeigen, damit du dich in Zukunft besser zurecht findest.“ Mit einer Cola und Popcorn in der Hand, machen wir es uns auf der Couch gemütlich. “Das wäre echt gut.“ Die Filmwahl ist bei uns schnell getroffen, denn unser Geschmack ist identisch. Wir beide lieben Romantikkomödien, Action und Horror.

Lavablut

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