Von Zwanzig bis Dreißig

Von Zwanzig bis Dreißig
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Von Zwanzig bis Dreißig ist der Titel von Theodor Fontanes zweiter autobiographischen Schrift, die 1898 – in seinem letzten Lebensjahr – herauskam. Sie greift weit über das von ihm im Titel bezeichnete Lebensjahrzehnt hinaus. Mehrfach schließt er an seine Jugenderinnerungen Meine Kinderjahre an, deren Darstellung bis zum 12. Lebensjahr reichte, und er greift auch, ganz wie es das Bedürfnis der Schilderung seines Verhältnisses zu einer Person erfordert, bis tief in sein achtes Lebensjahrzehnt hinein. Formal schließt der Band jedoch mit seiner Hochzeit im Jahre 1850.

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Theodor Fontane. Von Zwanzig bis Dreißig

Vorwort

Erstes Kapitel. Berlin 1840. In der Wilhelm Roseschen Apotheke (Spandauer Straße)

Zweites Kapitel. Literarische Vereine. Der Lenau-Verein: Fritz Esselbach, Hermann Maron, Julius Faucher

Drittes Kapitel. Der Platen-Verein: Egbert Hanisch

»Mein Leipzig lob' ich mir«

Erstes Kapitel

Bei »Kaiser Franz« Erstes Kapitel. Eintritt ins Regiment. Auf Königswache. Urlaub nach England

Zweites Kapitel. Reise nach England. Unterwegs. Der rote Doppel-Louisdor. Ankunft. Verlegenheiten, Windsor. Hampton-Court. In der Kapelle von Eduard dem Bekenner. In den Dockskellern

Drittes Kapitel. Wieder in Berlin. Letztes halbes Jahr bei »Franz«. Auf Pulvermühlwache

Der Tunnel über der Spree. Aus dem Berliner literarischen Leben der vierziger und fünfziger Jahre. Erstes Kapitel. Der Tunnel, seine Mitglieder und seine Einrichtungen

Zweites Kapitel. Mein Eintritt in den Tunnel. Graf Moritz Strachwitz

Drittes Kapitel. Franz Kugler. Paul Heyse. Friedrich Eggers. Richard Lucae. Wollheim da Fonseca

Viertes Kapitel. Theodor Storm

Fünftes Kapitel. Leo Goldammer. Heinrich Smidt. Hugo von Blomberg. Schulrat Methfessel

Sechstes Kapitel. Louis Schneider

Siebentes Kapitel. George Hesekiel

Achtes Kapitel. Bernhard von Lepel

Neuntes Kapitel. Wilhelm von Merckel

Fritz, Fritz, die Brücke kommt. Erstes Kapitel. Verlobung. Der alte Rouanet

Zweites Kapitel »Rat Kummer«. Des alten Rouanet Enkelin

Drittes Kapitel. Bei Professor Sonnenschein. Onkel August wieder in Berlin; seine letzten Jahre, sein Ausgang. Examen. In die Jungsche Apotheke

Der achtzehnte März. Erstes Kapitel. Der achtzehnte März

Zweites Kapitel. Der andere Morgen (neunzehnter März). Die »Proklamation«. »Alles bewilligt«. Betrachtungen über Straßenkämpfe. Leopold von Gerlachs Buch

Drittes Kapitel. Der einundzwanzigste März

Viertes Kapitel. Auf dem Wollboden. Erstes und letztes Auftreten als Politiker

Fünftes Kapitel. Nachspiel. Berlin im Mai und Juni 48

In Bethanien. Erstes Kapitel. Bethanien und seine Leute

Zweites Kapitel. Zwei Diakonissinnen

Drittes Kapitel. Wie mir die bethanischen Tage vergingen

Im Hafen

Erstes Kapitel

Impressum

Impressum

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Vorwort

Erstes Kapitel

.....

Bald nach den Märztagen oder vielleicht auch schon vorher verlor ich Faucher auf lange Zeit aus dem Gesicht und sah ihn erst ungefähr zehn Jahre später in London wieder. Aber auch da nicht gleich. Ich war schon Jahr und Tag da, als ich ihn eines Tages bei dem eben erwähnten Heinrich Beta – vergleiche die Anmerkung – traf, der im Norden der Stadt, in Pratt-Street wohnte. Betas Haus war ein Rendezvous für alles, was damals von deutschen Politikern und Schriftstellern in London lebte. Seine Mittel waren nicht groß, aber seine Herzensgüte desto größer; er wurde nicht müde zu geben, und was er mit seinen gichtischen Fingern sich schwer verdiente, das gab er leichter Hand wieder fort. Er war auch in diesem Punkt, wie in allem, kritiklos. Aber eine gute, treue Seele, was niemand besser wußte als Faucher. Daraus wolle man aber nicht schließen, daß Faucher diese Güte mißbraucht hätte. Das konnte nicht gut sein. Faucher sah sich seine Leute sehr scharf an und modelte danach sein Benehmen; so gewiß er, aufs Ganze hin angesehn, ein Pumpgenie war, so war er doch voll Respekt vor dem Scherflein der Witwe. Dies Scherflein nahm er nicht. Vielleicht auch bloß deshalb nicht, weil es ihm zu wenig war. Er hatte, wie mancher andre, das Prinzip, sich nicht mit Kleinigkeiten abzugeben. Was ihn trotz dieses Prinzips immer wieder zu Beta führte, war einfach Anhänglichkeit aus gemeinschaftlich verlebten Berliner Tagen her und mehr noch ein Respekt vor dem eigenartigen Betaschen Talent. »O, diese Gartenlaube!« pflegte er auszurufen. »Wenn dieser Ernst Keil, dieser Barbarossa von Leipzig, nur einen Schimmer von Dankbarkeit hätte, so hätte er den Beta längst in Gold gefaßt. Alles, was er ist, ist er durch diesen. Das einzige, was man lesen kann, stammt aus Betas Feder. Und was tut er? Ich glaube er zahlt ihm ein Jahrgehalt. Aber was heißt das? Was ist das? Es ist ein Hungerpfennig.« So ging es weiter. Beta saß dabei und freute sich natürlich, denn welcher Schriftsteller freute sich nicht, wenn in diesem Stil auf Redakteur und Verleger gewettert wird – er hielt es aber doch jedesmal für angebracht, den »Barbarossa von Leipzig« zu verteidigen. Dies war auch nur in der Ordnung. Keil, was sonst immer ihm fehlen mochte, war alles in allem sehr splendid gegen Beta, und was Faucher zu des letztren Verherrlichung sagte, steckte stark in Übertreibung. Betas Verdienste um die Gartenlaube waren nicht gering, jegliches, was er schrieb, las sich gut und entbehrte nicht eines gewissen, ja mitunter großen Interesses. Aber es war doch meistens entlehnt, und seine Gabe bestand lediglich darin, alles, was er in den englischen Blättern fand, in eine Betasche Form umzugießen. Durch diese Form gewann es mitunter, aber doch nur sehr ausnahmsweise, und Fauchers Fehler war, daß er diese Ausnahmen zur Regel erhob.

Eines Tages, als wir das Betasche Haus in Pratt-Street verließen, sagte Faucher zu mir: »Kennen Sie London?«

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