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Erstes Buch: Der Gott der Christen und die Götter der Heiden. Der Glaube; die Auferstehung von den Toten.

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1. Eitle Prahlerei des Autolykus mit seinen Götzen.

Armseligen Menschen mit verdorbenem Sinn verschafft eine gelenke Zunge und eine wohlklingende Phrase Wohlgefallen, Lob und eitlen Ruhm. Wer aber die Wahrheit liebt, kehrt sich nicht an Geflunker, sondern untersucht, welches und wie beschaffen die mit dem Worte verbundene Tat ist. Du bist nun, lieber Freund, heftig auf mich losgefahren mit leeren Prahlereien über deine Götter aus Holz und Stein, von getriebener und Gußarbeit, geschnitzt und gemalt, die nicht sehen und hören; denn sie sind nur Bilder und Werke von Menschenhand. Dann nennst du mich auch einen Christen, indem ich damit, wie du meinst, einen schlechten Namen trage. Ich bekenne nun denn, daß ich ein Christ bin, und trage diesen Gott wohlgefälligen Namen mit der Hoffnung, ein für Gott brauchbarer1 Mensch zu sein. Denn es ist nicht so, wie du meinst, daß der Name Gottes ein schlechter Name sei, vielmehr denkst du darüber nur deshalb also, weil du vielleicht für Gott noch nicht zu brauchen bist.


2. Gott kann nur mit den Augen des Geistes geschaut werden.

Wenn du aber sagst: „Zeige mir deinen Gott!“ so möchte ich dir antworten: „Zeige mir den Menschen in dir, und ich will dir meinen Gott zeigen!“ Zeige mir also, daß die Augen deiner Seele sehen und die Ohren deines Herzens hören! Denn gleichwie die mit ihren leiblichen Augen Sehenden die Vorgänge im Erdenleben wahrnehmen und zugleich die verschiedenen Erscheinungen unterscheiden, ob Licht oder Finsternis, ob etwas weiß oder schwarz, mißgestaltet oder wohlgestaltet, harmonisch und ebenmäßig, oder unharmonisch und ohne Ebenmaß, oder über das Maß hinaus oder einseitig ist; (wie man auch in gleicher Weise unterscheiden kann) die Dinge, die unter das Gehör fallen, ob nämlich ein Ton hoch oder tief oder angenehm sei: so verhält es sich auch mit den Ohren des Herzens und den Augen des Geistes, wenn es sich um die Möglichkeit handelt, Gott zu schauen. Gott wird nämlich von denen gesehen, die imstande sind, ihn zu sehen, wenn sie nämlich die Augen ihres Geistes offen halten. Denn es haben zwar alle ihre Augen, aber bei einigen sind sie getrübt, und sie sehen das Licht der Sonne nicht. Und wenn die Blinden nicht sehen, so folgt daraus gewiß nicht, daß auch die Sonne nicht scheint, sondern die Blinden müssen sich und ihren Augen die Schuld zuschreiben. So hast auch du, o Mensch, infolge deiner Sünden und schlechten Handlungen getrübte Augen. Wie ein blanker Metallspiegel, so rein sei die Seele des Menschen. Wenn nun Rost auf dem Metallspiegel liegt, so kann man das Antlitz des Menschen im Spiegel nicht sehen; so kann auch, wenn die Sünde im Menschen ist, ein solcher Mensch Gott nicht sehen. Zeige also dich selbst, ob du kein Ehebrecher, kein Dirnenjäger, kein Dieb, kein Räuber, kein Wegelagerer, kein Knabenschänder, kein Mann der Gewalttat, ob du nicht schmähsüchtig, zornmütig, neidisch, prahlerisch, argwöhnisch, ein Raufbold, ein Geizhals, ungehorsam gegen die Eltern, ein Verkäufer deiner Kinder bist. Solchen, die derlei Dinge tun, erscheint Gott nicht, wenn sie sich nicht zuvor von allem Schmutze reinigen. Alles (dieses) also verdunkelt dich auch, wie das Eindringen eines Splitters ins Auge, so daß dieses das Licht der Sonne nicht schauen kann. So umgibt auch dich, o Mensch, mit Finsternis die Abkehr von Gott, so daß du Gott nicht sehen kannst.


3. Die Gestalt Gottes zu beschreiben, ist unmöglich.

Du wirst nun zu mir sagen: „Beschreibe mir du, der du siehst, die Gestalt Gottes!“ Höre, o Mensch: die Gestalt Gottes ist unaussprechbar, unerklärbar und für leibliche Augen unsichtbar. Seine Herrlichkeit ist unfaßbar, seine Größe unbegreifbar, seine Hoheit dem Denken unerreichbar; seine Stärke unermeßlich, seine Weisheit unvergleichlich, seine Güte unnachahmlich, sein herrliches Wirken unbeschreiblich. Denn nenne ich ihn Licht, so nenne ich ein Geschöpf von ihm; nenne ich ihn Wort, so nenne ich das Prinzip von ihm2; nenne ich ihn Vernunft, so nenne ich sein Denken; nenne ich ihn Geist, so nenne ich seinen Odem3; nenne ich ihn Weisheit, so nenne ich ein Erzeugnis von ihm4; nenne ich ihn Kraft, so nenne ich seine Stärke; nenne ich ihn Macht, so nenne ich seine Wirksamkeit; nenne ich ihn Vorsehung, so nenne ich seine Güte; nenne ich ihn Herrschaft, so nenne ich seine Herrlichkeit; nenne ich ihn Herrn, so nenne ich ihn Schöpfer; nenne ich ihn Richter, so nenne ich ihn gerecht; nenne ich ihn Vater, so nenne ich ihn den Liebevollen; nenne ich ihn Feuer, so nenne ich seinen Zorn. Wird also Gott zornig? wirst du nun zu mir sagen. Allerdings! Er zürnet denen, die Übles tun, gütig aber, gnädig und erbarmungsvoll ist er gegen die, so ihn lieben und fürchten; denn er ist der Lehrmeister der Frommen und der Vater der Gerechten, aber der Richter und Rächer der Gottlosen.


4. Gottes Erhabenheit und Größe.

Er ist ohne Anfang, weil er nicht geworden ist, unveränderlich, weil er unsterblich ist. Gott [theos](θεός) heißt er, weil er alles auf seine Unbeweglichkeit festgegründet hat [dia to tetheikenai](διττεθεικέναι), oder vom Worte [theein] θέειν.. Dies bedeutet aber soviel wie laufen, bewegen, tätig sein; auch nähren, sorgen, lenken, beleben — alle Dinge nämlich. Herr aber ist er, weil er alles beherrscht; Vater, weil er vor allen Dingen ist; Weltbildner und Schöpfer, weil er es ist, der alles erschaffen und gemacht hat; der Allerhöchste, weil er über alles ist; Allherrscher, weil er alles regiert und umfaßt. Denn die Höhen des Himmels und die Tiefen des Abgrundes und die Grenzen des Erdkreises sind in seiner Hand, und es ist kein Ort seiner Ruhe. Denn die Himmel sind sein Werk und die Erde seine Schöpfung, das Meer ist seine Gründung und der Mensch ein Gebilde und Ebenbild von ihm. Sonne, Mond und Sterne sind von ihm geschaffene Weltkörper, zu Zeichen, Zeiten, Tagen und Jahren zur Leitung und zum Dienste der Menschen bestimmt; und alles hat Gott aus dem Nichts ins Dasein gerufen, auf daß man aus seinen Werken erkennen und ermessen könne seine Größe.


5. Er wird erkannt aus seiner Vorsehung.

Denn gleichwie die Seele im Menschen nicht gesehen, da sie für den Menschen unsichtbar ist, aber doch aus der Bewegung des Leibes wahrgenommen wird, so verhält es sich auch mit der Unmöglichkeit, Gott mit menschlichen Augen zu schauen; er wird aber aus seiner Vorsehung und seinen Werken erkannt. Denn gleichwie man, wenn man ein Schiff auf dem Meere sieht, das wohlausgerüstet dahin eilt und in den Hafen einläuft, offenbar auf den Gedanken kommen wird, daß auf ihm sich ein Steuermann befindet, der es lenkt: so muß man auch Gott als Lenker des Alls erkennen, wenn er auch von leiblichen Augen, weil für sie unfaßbar, nicht gesehen wird. Denn wenn der Mensch nicht einmal in die Sonne, einen so kleinen Himmelskörper, schauen kann wegen der außerordentlichen Hitze und Kraft derselben, um wieviel weniger kann das Auge eines sterblichen Menschen die Herrlichkeit Gottes, die unaussprechlich ist, ertragen! Wie ferner ein Granatapfel mit seiner ihn umschließenden Schale in seinem Innern viele Fächer und Kapseln, durch Häutchen geschieden, hat und viele Kerne eingeschlossen enthält, so wird die ganze Schöpfung vom Odem5 Gottes umgeben, und dieser umgebende Odem Gottes mitsamt der Schöpfung wird von der Hand Gottes umschlossen. Wie nun der Kern im Innern des Granatapfels, eben weil er innen ist, die Dinge außerhalb der Schale nicht sehen kann, so kann auch der Mensch, weil er mitsamt der Schöpfung von der Hand Gottes um- und eingeschlossen ist, Gott nicht sehen. Und ferner, man glaubt doch an das Dasein eines irdischen Königs, der, obwohl nicht von allen gesehen, doch durch seine Gesetze und Verordnungen, durch seine Behörden, seine Heeresmacht und seine Bildnisse erkannt wird: daß aber Gott aus seinen Werken und Wirken erkannt werde, willst du nicht gelten lassen?


6. Aus seinen Werken.

Betrachte, o Mensch, seine Werke: den rechtzeitigen Wechsel der Jahreszeiten, die Veränderungen der Witterung, den geordneten Lauf der Himmelskörper, den regelmäßigen Gang der Tage und Nächte, der Monate und Jahre, die bunte Schönheit der Samen, Pflanzen und Früchte, die verschiedenen Arten der Vierfüßler, der Vögel, Schwimm- und Kriechtiere, der Fluß und Wassertiere; oder den in die Tiere selbst gelegten Trieb für die Fortpflanzung und Ernährung ihrer Jungen, nicht zum eigenen Nutzen, sondern zum Gebrauche des Menschen; dann die Fürsorge, die Gott trägt, indem er Nahrung bereitet allem Fleische, oder die Unterordnung, in der nach seiner Anordnung alle Wesen unter dem Menschen stehen; betrachte, wie süße Quellen sprudeln und stets strömende Flüsse dahin eilen, Tau, Regen und Güsse sich rechtzeitig einstellen, der Himmelskörper verschiedenen Bahnen folgt, den aufgehenden Morgenstern, der die Ankunft des vollkommenen Lichtgestirnes verkündet, die Verbindung der Plejaden und des Orion6, den Arcturus und die übrigen Gestirne, wie sie ringsum am Himmel ihren Weg nehmen, und denen allen die vielfältige Weisheit Gottes ihre Namen gegeben7. Dieser Gott allein ist es, der das Licht aus der Finsternis geschaffen, der die verborgenen Räume des Südens8, die Schatzkammern des Abgrundes, die Grenzen der Meere und die Vorratskammern des Schnees und Hagels gemacht hat, der die Wasser sammelt in den Kammern des Abgrundes9, und die Finsternis in ihrem Behältnisse, der das süße, angenehme, erfreuliche Licht hervorbrechen läßt aus seiner Schatzkammer und die Wolken heraufführt vom äußersten Rande der Erde, der Blitze zu vielem Regen gestaltet10, der den Donner aussendet zum Schrecken und den Schall des Donners durch den Blitz vorausverkündet, damit die Seele nicht, vom plötzlichen Schrecken erfaßt, vergehe, der aber auch wieder die Kraft des vom Himmel niederfahrenden Blitzes dämpft, daß er die Erde nicht in Flammen setze. Denn würde der Blitz seine volle Macht entfalten, er würde die Erde verbrennen; hätte der Donner seine volle Gewalt, er würde die Dinge auf ihr über den Haufen werfen.


7. Jetzt zeigt ihn uns der Glaube, nach der Auferstehung werden wir ihn sehen.

Das ist mein Gott, der Herr des Alls, der allein den Himmel ausgespannt und die Breite der Erde festgestellt, der den Grund des Meeres aufwühlt und seine Wogen brausen macht11, der über die Gewalt des Meeres gebietet und seine brausenden Wogen besänftigt12, der die Grundfesten der Erde über den Wassern gelegt hat13 und ihr den nährenden Odem gegeben, dessen Odem allem das Leben gibt, der diesen Odem nur zurückzuhalten braucht, und alles wird vergeben14. Dessen15 Odem redest du, dessen Odem atmest du, und diesen Gott kennst du nicht, o Mensch! Das ist die Folge der Blindheit deiner Seele und der Verhärtung deines Herzens. Doch du kannst geheilt werden, wenn du willst. Überlasse dich dem Arzte, und er wird dir an den Augen des Geistes und des Herzens den Star stechen. Wer ist der Arzt? Es ist Gott, der da heilt und lebendig macht durch sein Wort und seine Weisheit. Durch sein Wort und seine Weisheit hat Gott alles erschaffen, denn „durch sein Wort sind die Himmel gefestigt worden, und durch seinen Geist all ihre Kraft“16. Ganz gewaltig ist seine Weisheit. „Durch seine Weisheit hat Gott die Erde grundgelegt, er hat die Himmel zugerichtet durch seine Klugheit; mit Kenntnis wurde der tiefe Abgrund gebildet und strömten die Wolken ihr Naß“17. Wenn du das bedenkst, o Mensch, dabei rein, gerecht und heilig lebst, dann kannst du Gott sehen. Vor allem aber halte zuvörderst Einkehr in deinem Herzen der Glaube und die Furcht Gottes, dann wirst du diese Dinge verstehen. Wenn du die Sterblichkeit wirst abgelegt und die Unsterblichkeit angezogen haben, dann wirst du Gott in entsprechender Weise schauen. Denn Gott wird deinen Leib auferwecken, unsterblich mit deiner Seele, und dann wirst du, selbst unsterblich geworden, den Unsterblichen schauen, wenn du jetzt an ihn glaubst; und dann wirst du auch erkennen, daß du mit Unrecht ihn gelästert hast.


8. Der Glaube ist ganz vernunftgemäß.

Aber du glaubst nicht an die Auferweckung der Toten. Wann sie eintreten wird, dann wirst du daran glauben, du magst wollen oder nicht. Und dein Glaube wird dir (dann) als Unglaube gerechnet werden, wenn du nicht jetzt glaubst. Warum aber glaubst du nicht? Weißt du nicht, daß bei allen Werken der Glaube vorangeht?18 Denn welcher Landmann kann ernten, wenn er nicht den Samen der Erde anvertraut; oder wer kann über die See fahren, wenn er sich nicht zuvor dem Schiffe und dem Steuermann anvertraut? Welcher Kranke kann geheilt werden, wenn er sich nicht dem Arzte zuvor anvertraut? Welche Kunst oder Wissenschaft kann man lernen, ohne daß man sich dem Lehrer hingibt und ihm glaubt? Während also der Landmann der Erde, der Seefahrer dem Schiffe, der Kranke dem Arzte vertraut, willst du dich Gott nicht anvertrauen, obwohl du so viele Unterpfande (seiner Glaubwürdigkeit) von ihm hast? Denn erstens hat dich Gott aus dem Nichts ins Dasein gerufen — denn da dein Vater einmal nicht war, und auch deine Mutter nicht, so warst noch viel weniger du zuvor da —, er hat dich gebildet aus einem kleinen flüssigen Stoff, aus einem ganz kleinen Tropfen, der selbst einmal nicht da war und hat dich so in dies Leben geführt. Zweitens glaubst du, daß die von Menschen verfertigten Bilder Götter seien und Wunderdinge wirken; daß aber Gott, der dich erschaffen hat, dich auch wieder ins Leben zurückrufen kann, glaubst du nicht?


9. Die lächerlichen und schändlichen Fabeln von den heidnischen Göttern.

Und die Namen der Götter, die du verehrst, wie du sagst, sind Namen verstorbener Menschen. Und zwar welcher Menschen! Findet man nicht einen Kinderfresser Kronos, der seine eigenen Kinder verzehrt? Und wenn du mir dann den Zeus, seinen Sohn, erwähnst, so sieh dir auch seine Handlungen und sein Betragen an! Zuerst seine Erziehung auf dem Ida durch eine Ziege, die er nach der Mythologie dann schlachtete, ihr das Fell abzog und sich ein Gewand daraus machte. Seine übrigen Taten, seine blutschänderische Ehe mit der Schwester, seine Ehebrüche und Knabenschänderei lasse ich besser von Homer und den übrigen Dichtern erzählen. Warum soll ich auch von seinen Kindern weiter erzählen? Von Herakles, der sich selbst verbrannte, vom betrunkenen und rasenden Dionysus, von Apollo, der sich vor Achilles fürchtet und davon läuft und von Liebe zur Daphne entbrennt und vom traurigen Geschicke des Hyacinthus nichts weiß? Oder von der Aphrodite, die verwundet wird, oder vom Ares, dem Menschenwürger, oder auch, wie das Blut dieser sogenannten Götter fließt? Und diese Dinge ließen sich doch noch sagen; aber man findet (bei euch) sogar einen Glied für Glied zerstückelten Gott, Osiris genannt, und alljährlich werden sogar die Feste seines Todes, seiner Wiederauffindung und des Zusammensuchens seiner einzelnen Glieder gefeiert, ohne zu wissen, ob er umgekommen ist, ohne zu zeigen, daß er gefunden worden. Was soll ich reden vom entmannten Attis, oder von Adonis, der im Walde herumirrt und jagt und vom Eber verwundet wird; oder von Asklepius, der vom Blitze getroffen wird; oder von Serapis, der von Sinope nach Alexandrien flüchtet, oder von der skythischen Artemis, die ebenfalls aus dem Lande entflieht, eine Männermörderin und Jägerin ist und sich in Endymion verliebt? Nicht wir sagen ja diese Dinge, sondern eure Schriftsteller und Dichter sind es, die sie laut der Welt verkünden.


10. Der Tierdienst der Ägyptier. Die Götter zahlen dem Kaiser Tribut.

Was brauche ich ferner noch aufzuzählen die Menge der Tiere, welche die Ägyptier verehren: Kriechtiere, Haus- und wilde Tiere, Vögel und Wassertiere? Dazu noch die Becken und unanständigen Töne?19 Nennst du mir allenfalls die Griechen und die übrigen Völker, so verehren diese, wie wir zuvor gesagt haben, Steine, Holz und die übrigen Stoffe, Bilder verstorbener Menschen. Wir sehen ja, wie Phidias für die Eleer in Pisa den Olympischen Zeus, für die Athener auf der Akropolis die Athene verfertigte. Auch ich will nun an dich die Frage stellen, o Mensch: Wie viele Persönlichkeiten des Zeus gibt es denn? Denn zu allererst heißt er der Olympische Zeus, dann der latiarische (oder latinische), der kassische, der keraunische; Zeus Propator, Zeus Pannychios, Poliuchos und der kapitolinische Zeus. Und Zeus, der Sohn des Kronos, welcher König der Kreter war, hat auf Kreta sein Grab20, die übrigen wurden, scheint es, nicht einmal eines Grabes gewürdigt. Wenn du ferner die Mutter der sogenannten Götter erwähnen willst, so möchte ich meinen Mund nicht dazu hergeben, ihre Taten zu erzählen — denn es ist Sünde für uns, solche Dinge auch nur zu nennen oder die Handlungen ihrer Diener und die Gefälle und Abgaben21 alle, welche die Göttermutter und ihre Söhne dem Kaiser eintragen. Es sind ja keine Götter, sondern nur Götzenbilder, wie schon gesagt, Werke von Menschenhänden und unreine Geister. Mögen ihnen ähnlich werden, die sie machen, und die, so auf sie vertrauen!22


11. Der Kaiser also höher als sie, aber nicht Gott.

Also23 will ich lieber dem Kaiser Ehre erweisen, nicht dadurch, indem ich ihn anbete, sondern dadurch, daß ich für ihn bete. Den wirklichen und wahren Gott bete ich an, da ich weiß, daß der Kaiser von ihm bestellt ist. Du wirst mir also sagen: Warum betest du den Kaiser nicht an? Weil er nicht geschaffen ist, um angebetet, sondern um geehrt zu werden mit rechtmäßiger Ehre; denn er ist nicht Gott, sondern ein Mensch, von Gott bestellt, nicht um angebetet zu werden, sondern um ein gerechter Richter zu sein. Es ist ihm nämlich von Gott gleichsam die Verwaltung anvertraut worden. Auch er duldet ja nicht, daß seine untergeordneten Beamten sich Kaiser nennen, denn Kaiser istsein Name, und keinem andern ist es erlaubt, sich so nennen zu lassen; so auch gebührt die Anbetung einzig Gott. Daher bist du im vollen Irrtum, o Mensch! Ehre den Kaiser mit Liebe gegen ihn, sei ihm untertan, bete für ihn! Dadurch nämlich erfüllst du den Willen Gottes. Denn das Gesetz Gottes sagt: „Ehre Gott und den König, mein Sohn, und sei keinem von beiden ungehorsam, denn schnell werden sie ihre Widersacher zur Strafe ziehen“24.


12. Der Name Christ ein ehrenvoller.

Was deinen Spott über mich betrifft, indem du mich nämlich einen Christen nennst, so weißt du nicht, was du sagst. Erstens ist das Wort [Xristos]Χριστός ein süßes, gar nutzbringendes und durchaus nicht lächerliches Wort25. Denn welches Schiff ist brauchbar und kann glücklich durchkommen, ohne daß es zuerst geteert wird? Oder welcher Turm oder welches Haus ist schön und brauchbar ohne Anstrich? Welcher Mensch tritt in dieses Leben ein oder in einem Ringkampfe auf, ohne gesalbt zu werden? Welches Kunstwerk oder welcher Schmuckgegenstand ist schön ohne Firniß und Politur? Und dann ist ja die Atmosphäre und die ganze Erde gewissermaßen gesalbt von Licht und Odem. Du aber willst nicht gesalbt werden mit dem Öle Gottes? Deswegen also heißen wir Christen, weil wir mit dem Öle Gottes gesalbt sind.


13. Analogien der Auferstehung aus der Mythologie und Natur.

Und nun deine Leugnung der Auferweckung der Toten. Du sagst nämlich: Zeige mir auch nur einen, der von den Toten auferweckt worden ist, damit ich sehe und glaube26. Fürs erste: Was ist es Großes, wenn du das glaubst, das du gesehen hast? Und dann glaubst du auf der einen Seite, daß Herakles, der sich verbrannt hat, jetzt lebt, und daß Asklepios, der vom Blitze erschlagen worden, wieder sei auferweckt worden; auf der andern Seite bist du voll Unglauben den Aussprüchen Gottes gegenüber. Ich dürfte dir auch einen Verstorbenen, der von den Toten erweckt worden ist und lebt, vorzeigen, und du würdest auch da nicht glauben. Gott nun gibt dir viele Beweisgründe hierfür, auf daß du ihm glaubest. Denn betrachte gefälligst, wie die Jahreszeiten, die Tage, die Nächte ebenfalls endigen und wieder erstehen. Findet nicht auch bei den Samen und Früchten eine Wiederauferstehung statt, und zwar zum Nutzen der Menschen? Zum Beispiel das Getreidekorn oder das Korn anderer Samen wird in den Boden gelegt, erstirbt zuerst und zerfällt, dann aber wird es wieder auferweckt und wird zur Ähre. Bringen nicht ferner die Wald- und Fruchtbäume nach göttlicher Anordnung zu ihrer Zeit ihre Früchte, da, wo zuvor nichts sich zeigte und zu sehen war? Ferner sogar verschluckt manchmal ein Sperling oder irgendein anderer Vogel einen Apfel- oder Feigen- oder irgendeinen andern Kern, setzt sich auf einen felsigen Hügel oder auf ein Grabdenkmal, und gibt ihn dort wieder von sich; und der Kern schlägt Wurzeln und wächst zum Baume heran, obwohl er zuvor verschluckt worden und durch soviel Wärme durchgegangen ist. Das alles wirkt die göttliche Weisheit, um auch hierdurch zu zeigen, daß Gott die Macht hat, die allgemeine Auferstehung aller Menschen zu bewirken. Wenn du aber ein noch wundervolleres Schauspiel sehen willst, das zum Beweis der Auferstehung geschieht, nicht bloß auf Erden hier, sondern am Himmel, so betrachte die Auferstehung des Mondes, die allmonatlich eintritt: wie er nämlich abnimmt, verschwindet und wieder aufersteht. Höre weiter, o Mensch, auch von der Tatsache der Auferstehung, die in dir selbst vorgeht, wenn du sie auch nicht merkst. Du bist nämlich vielleicht schon einmal in eine Krankheit gefallen und hast dadurch die Fülle deines Körpers, die Kraft und das gute Aussehen verloren; aber du hast von Gott wieder Erbarmen und Heilung erlangt und damit wieder dein volles Fleisch, das gute Aussehen und die Kraft gewonnen. Und wie du zuvor nicht gewußt hast, wohin dein Fleisch gekommen, als es verschwunden war, so weißt du auch jetzt nicht, woher es dir wieder geworden oder gekommen ist. Du wirst freilich sagen: „Aus der Nahrung und den in Blut verwandelten Säften“. Gut! Aber dies ist auch ein Werk Gottes, der es so eingerichtet hat, und nicht irgend eines anderen.


14. Dringliche Ermahnung zum Glauben, um der ewigen Strafe zu entgehen.

Sei also nicht ungläubig, sondern gläubig, denn auch ich habe einst nicht geglaubt, daß es also sein wird. Jetzt aber habe ich die Sache erwogen und glaube, weil mir zugleich auch die hl. Schriften der hl. Propheten in die Hände kamen, die da im Geiste Gottes voraussagten die Vergangenheit, wie sie war, die Gegenwart, wie sie ist, und die Zukunft, wie sie sein wird. Da ich nun die Gegenwart und die Weissagungen derselben als Zeugnis habe, bin ich nicht mehr ungläubig, sondern glaube, gehorsam gegen Gott. Und diesem gehorche doch auch du im Glauben, damit du nicht, jetzt ungläubig, einst zu deinem Schmerze, in den ewigen Strafen nämlich, glauben mußt! Von jenen Weissagungen durch die Propheten über diese Strafen haben die Dichter und Philosophen, die ja später waren, aus den hl. Schriften gestohlen, damit ihre Aussprüche glaubwürdig würden. Aber gut ists, daß auch sie (gleich den Propheten) die über die Gottlosen und Ungläubigen ergehenden Strafen vorhergesagt haben, damit dies Zeugnisse seien für alle und niemand sagen könne: „Davon haben wir nichts gehört noch gewußt“27. So nimm denn auch du mit gutem Willen und ehrfurchtsvoll die prophetischen Schriften zur Hand, und sie werden dir deutlicher den Weg zeigen, wie du den ewigen Strafen entfliehen und die ewigen Güter Gottes erlangen kannst. Denn derjenige, der den Mund gegeben zum Sprechen, der die Ohren gebildet zum Hören und die Augen erschaffen hat zum Sehen, wird alles zur Rechenschaft ziehen und ein gerechtes Urteil fällen und jedem nach Verdienst seinen Lohn geben28. Denen, die mit Beharrlichkeit in guten Werken die Unsterblichkeit suchen, wird er geben ewiges Leben, Freude, Friede, Ruhe und eine Fülle von Gütern, wie sie kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, noch in eines Menschen Herz gekommen29; den Ungläubigen aber, den Verächtern, die der Wahrheit nicht beipflichten, sondern der Ungerechtigkeit sich hingeben, indem sie sich wälzen im Ehebruch, Hurerei, Knabenschändung, Übervorteilung anderer, in lasterhaftem Götzendienst: Zorn, Ungnade, Trübsal und Angst30; und zuletzt wird solchen das ewige Feuer zuteil werden. Weil du nun, mein Freund, gesagt hast: „Zeige mir deinen Gott!“ so siehe, dies ist mein Gott; und ich rate dir, ihn zu fürchten und an ihn zu glauben.

An Autolykus

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