Читать книгу Freie Freitage für die Zukunft - Thilo Schäfer - Страница 4
Freie Freitage
ОглавлениеMein Vorschlag für ein Maßnahmenbündel zum Erreichen der Klimaschutzziele des Pariser Abkommens besteht aus folgenden Elementen:
Mindestens ein Jahr lang die Freitage freimachen von Arbeit, Massenemissionen, unnötigem Straßenverkehr, unnötigem Konsum und Müll – am effektivsten gesetzlich und bundesweit, besser: europaweit und schließlich weltweit. Das heißt:
Möglichst schon donnerstagabends alles abschalten, was klimaschädlich sein kann. Nur Aktivitäten, die sich klimaneutral oder klimaschützend (z.B. Kohlenstoff bindend) auswirken, sind passend an freien Freitagen.
Freitags Großemittenten abschalten bringt eine sofortige Reduktion der Klimagasfreisetzung um ein Fünftel und stellt die nötige Lebens- und Lernzeit für das jetzt notwendige gesellschaftliche Umdenken sowie für die nötige Kreativität für nachhaltige Innovationen bereit, die dem Wohlergehen möglichst aller Lebewesen dienen.
Zeit gewinnen, um zukunftsfähig (oder auch ‚enkelfähig‘ ) zu werden und insbesondere den Natursystemen Zeit lassen, sich selbsttätig zu regenerieren und dabei Kohlenstoff zu binden.
Die an freien Freitagen gewonnene Freiheit als gewonnene Lebenszeit in individueller Weise nachhaltig gestalten. Freizeit hat in allen gegenwärtigen Gesellschaften eine hohe Wertstellung und ist selbst dann, wenn sie als ‚langweilig‘ empfunden wird, von größtem existenzial-pädagogischem Wert.
Sicherheit (durch gesetzliche Garantie): CO2-freie Freitage sind kein Kündigungsgrund, sondern zivilisatorische bzw. zivilisierende Ruhetage, Gewalt und Kriminalität haben an freien Freitagen noch weniger Platz und Gelegenheit als sonst, weil ihnen wesentliche Mittel fehlen, die individuelle und soziale Achtsamkeit deutlich gesteigert wird und dennoch Notdienste und öffentliche Sicherheitskräfte Dienst tun.
Lebensnotwendige Systeme und klimaschutzförderliche Aktivitäten können bereits mit erneuerbaren Energiequellen zumindest klimaneutral betrieben werden. Niemand muss am freien Freitag deshalb frieren oder hungern. In Wohngebäuden eingesetzte Energiequellen und ähnliche Kleinemittenten können auch an freien Freitagen noch fossil betrieben werden. Notbetriebe und Rettungsdienste sind ebenfalls freitags zu gewährleisten. Das hierzu notwendige Personal bekommt flexibel gestaltete Freizeit, die einem freien Wochentag entspricht.
Das in der gegenwärtigen Situation zutreffende Motto der Lebenserfahreneren ist im 21. Jahrhundert nicht mehr „früher war alles besser“, sondern „es war noch nie so gut wie heute, aber wir müssen jetzt einiges ändern, wenn es so gut bleiben soll“.
Konsequent kann mit den freien Freitagen für die Zukunft das als Gesamtgesellschaft fortgeführt werden, was viele Schülerinnen und Schüler mit ihren Freitagsstreiks begonnen haben. Sie sind zurecht um ihre Zukunft besorgt und kümmern sich an freien Freitagen um ihr eigenes Lernen und um zukunftsfähige Projekte in einer Welt, in der ab Anfang 2020 jedes dritte CO2-Molekül der Atmosphäre aus menschgemachten Verbrennungsprozessen stammt und die Hälfte dieses Drittels seit 1990 hinzukam (s.: www.global-climate-compensation.org). Die Jüngeren haben die ehrliche Unterstützung durch Ältere verdient und ihr Engagement darf nicht ausgenutzt oder fehlgeleitet werden. Andererseits besteht auch kein Grund für Generationenkonflikte, wenn man sich klargemacht hat, dass die anstehende Anpassungsleistung nur auf der Grundlage des bisher Erreichten und Erzeugten erbracht werden kann. Auch oder gerade dann, wenn einige Systemteile negiert, eliminiert oder ersetzt werden müssen, waren sie Beiträge dazu, den richtigen Weg zu finden und ihn jetzt gemeinsam zu beschreiten. Jüngere und Ältere brauchen sich weiterhin gegenseitig, Kooperation schafft auch hier Freundschaft und Zukunft.
Freie Freitage sollten deshalb auch dafür genutzt werden Antworten zu finden auf Fragen wie „Warum habt ihr das getan oder zugelassen?“ Dass Verantwortlichkeit für die – auch ungewollten – Nebenwirkungen des eigenen Handelns nicht leicht ist, müssen die Jüngeren gerade angesichts der eigenen Ansprüche und Gewohnheiten auch lernen. Alle gemeinsam müssen lernen, konsequent nachhaltig zu werden im Tun und Lassen.