Bauern und Banker
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Thomas Ertl. Bauern und Banker
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Inhalt
Vorwort
Einleitung
Die Wandlung der mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte in den letzten einhundert Jahren
Transformationen
Der Untergang des weströmischen Reichs
Die Wirtschaft im frühmittelalterlichen Byzanz
Die frühmittelalterliche Wirtschaft in Westeuropa
Europas Norden und Osten
Kirche und Ökonomie
Die Wirtschaft im frühen Islam
Gute Aussichten
Die Wirtschaft in Byzanz im hohen Mittelalter
Das hohe Mittelalter im westlichen Europa
Wirtschaft in der islamischen Welt des hohen Mittelalters
Neuordnung
Byzanz und das Osmanische Reich im späten Mittelalter
Westeuropa im späten Mittelalter
Europas Osten im späten Mittelalter
Ägypten und der Nahe Osten im späten Mittelalter
Strukturen
Verkehrswege und Verkehrsmittel
Münz- und Geldwesen
Maße und Gewichte
Kleinbetriebe und Handelsgesellschaften
Rechtssicherheit und Kaufmannsrecht
Der Finanzmarkt: Wucher, Schulden und öffentlicher Kreditmarkt
Die Erfindung der Versicherung um 1300
Lebensstandards
Einkommen und Vermögen
Lebensstandards in den drei sozialen Ständen
Soziale Ungleichheit und soziale Mobilität
Arbeitszeit und Jobzufriedenheit
Luxus und Armut
Warenwelten
Kleinhändler und die Macht des Wortes
Buden, Läden und Kaufhäuser
Shopping als Erlebnis
Konsum am Ende des Mittelalters
Globales Mittelalter
Das Mittelalter und die Great Divergence
Entwicklungsunterschiede im mittelalterlichen Europa
Little Divergence im mittelalterlichen Europa
Great Divergence und Little Divergence heute
Quellenkunde
Verwaltungsschriftgut
Rechtstexte
Geschichtsschreibung
Fachliteratur
Fiktionale Literatur
Sachquellen
Wirtschaftsgeschichte
Danksagung
Auswahlbibliografie
Abbildungsverzeichnis
Informationen zum Autor
Informationen zum Buch
Отрывок из книги
Für zwei Lauser, die reich werden wollen
Innentitel
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Innerhalb der heterogenen bäuerlichen Gesellschaft (peasant society) des frühen Mittelalters bildeten die bäuerlichen Haushalte eine Produktions- und Konsumgemeinschaft, die in Abhängigkeitsverhältnissen und in Bereichen der Eigenständigkeit gleichermaßen verankert war. Aufgrund der Quellenlage ist es in der Regel nur indirekt möglich, etwas über das bäuerliche Alltagsleben und die bäuerliche Mentalität im frühen Mittelalter zu erfahren. Die schriftlichen Zeugnisse über Bauern stammen nämlich ausschließlich aus Fremdzeugnissen, verfasst von den kirchlichen Grundherren oder von Theologen, in deren Traktaten und Heiligenviten die ländliche Bevölkerung Erwähnung fand. Dennoch zeigen die Quellen, dass die Angehörigen der bäuerlichen Schichten bereits im frühen Mittelalter mobil waren – sowohl geografisch, etwa durch das Verlassen einer Grundherrschaft, als auch sozial, etwa aufgrund von Heirat oder von Funktionen in der grundherrschaftlichen Verwaltung. Über das Ausmaß dieser Mobilität wird weiterhin diskutiert. Was die Mentalität der Bauern betrifft, so sind wohl viele übliche Vorurteile (konservatives Weltbild, Friedfertigkeit, Sesshaftigkeit und Aberglaube) falsch oder zumindest nicht belegbar. Dagegen zeigen verschiedene überlieferte Texte, dass die Bauern versuchten, ihren Besitzstand zu wahren oder zu verbessern, dass sie dem Familienverband große Bedeutung beimaßen und dass sie ihre persönliche Freiheit mit Vehemenz verteidigten. In der Vita des heiligen Gerald von Aurillac (855–909) aus dem 10. Jahrhundert begegnet der Heilige einer Bauersfrau am Pflug:
Monatsbild-Zyklus einer karolingischen Handschrift von circa 818. Die Monatsbilder orientierten sich nicht nur in dieser Handschrift am bäuerlichen Leben. Das ist nicht erstaunlich, da im frühen Mittelalter über 90 Prozent der Bevölkerung auf dem Lande lebten, und selbst die adlige und kirchliche Oberschicht vom agrarischen Leben und Arbeitsrhythmus geprägt war. Die Monatsbilder sind für die wirtschaftsgeschichtliche Forschung zudem wichtig, weil sie die jahreszeitspezifischen Arbeiten darstellen.
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