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Europas Norden und Osten

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Der Norden und Osten Europas waren weniger dicht besiedelt als der Kernraum des fränkischen Reichs und der Mittelmeerraum, sodass auch das Städtewesen und der Handel einen geringeren Umfang aufwiesen. Im Donau- und Schwarzmeerraum siedelten seit dem 6. Jahrhundert Awaren und Slawen. Insbesondere die awarischen Reiterkrieger bedrohten immer wieder die Grenzen des byzantinischen Reichs, bevor sie seit der Mitte des 7. Jahrhunderts an militärischer Schlagkraft verloren. Das »slawische Kulturmodell« war hingegen weniger von Militarisierung und mehr von einer einfachen und anpassungsfähigen bäuerlichen Kultur mit kleinen, unbefestigten Dörfern und Weilern und fortschrittlichen Anbaumethoden geprägt. Möglicherweise war die soziale Ungleichheit innerhalb dieser slawischen Gruppen ebenfalls geringer als im Westen ausgeprägt.

Auch im Norden und Osten Europas entstanden im Frühmittelalter erste Handelsnetzwerke. Ein wichtiger Umschlagplatz für den Handel zwischen Baltikum und der Nordsee war die Siedlung Haithabu, die um 770 von Wikingern aus Dänemark oder Schweden gegründet worden war (s. Karte S. 31). Die mit einem Wall befestigte Niederlassung verfügte über Werkstätten, Befestigungsanlagen, Landestege, Anlegestellen und Speichergebäude. Archäologische Funde belegen, dass in Haithabu Waren aus dem fränkischen Reich, Skandinavien, dem Baltikum, Irland und dem Nahen Osten gehandelt wurden. In Osteuropa waren es vor allem aus Skandinavien stammende Wikinger, hier Waräger oder Rus genannt, die entlang der großen Flüsse Handel trieben und Handelsniederlassungen gründeten. Aus der Mitte des 8. Jahrhunderts stammt der Schatzfund von Staraja Ladoga in Nordrussland, der orientalische Münzen und skandinavische Fundstücke enthält und die ausgedehnten Handelbeziehungen illustriert. Eine besondere Bedeutung hatte der Sklavenhandel, an dem unter anderem Ungarn und Tschechen beteiligt waren. Im Jahr 965 berichtet beispielsweise der jüdische Reisende Ibrahim ibn Jakub über Händler, die in Prag zusammenkamen und Sklavenhandel trieben.

Kiew und die anderen Herrschaftszentren der Waräger verwandelten sich im 9. und 10. Jahrhundert von Handelsstützpunkten zu städtischen Siedlungen. Der Fernhandel hatte diese Entwicklung eingeleitet, die Beziehungen zu Byzanz und die Übernahme des orthodoxen Christentums hatten sie gefestigt. Im östlichen Europa hatte ein wirtschaftlicher Aufhol- und Anpassungsprozess begonnen. Die Waräger vermischten sich mit der slawischen Bevölkerung und gingen bald in ihr auf.

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