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Kassandro - Im Weg ist das Ziel

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Kassandro wurde am 25.3.1978 geboren und hieß mit bürgerlichem Namen Reiner Unsinn. Vielleicht lag es auch daran, daß man ihn Zeit seines Lebens nicht sonderlich ernst nahm, doch das war ein großer Fehler, denn Kassandro verfügte über die Fähigkeit, in die Zukunft sehen zu können. Mit der Zeit machten sich das seine Mitschülerinnen sowie Mitschüler auch zu Nutze, vor allem die Mädchen glaubten an das, was der junge Mann prophezeite, manche Jungs dagegen wollten sich cool geben und prahlten: "Ach was, der Meier fragt mich morgen bestimmt nicht aus. Der mag mich, außerdem schläft meine Mutter mit ihm." Am nächsten Tag hatte Kassandro wieder einmal Recht behalten und der Gelackmeierte biß wütend in die Schultischplatte. Er konnte jede Extemporale vorhersagen und war deswegen ein sehr beliebter Mitschüler, nur die Lehrerinnen und Lehrer kamen mit ihm nicht wirklich klar, da er immer schon die Antworten wußte, noch bevor sie überhaupt ihre Fragen gestellt hatten. Jedoch waren und blieben sie nicht die einzigen Erwachsenen, die mal besser auf den Schlaukopf gehört hätten. Man schrieb den Sommer 1986, Fußballweltmeisterschaft in Mexiko und Kassandros Vater, Herr Richard Unsinn, schimpfte am Mittagstisch laut los: "Was erlaubt sich dieser Uli Stein eigentlich! Beleidigt der doch unseren großartigen Führer, äh Teamchef, Franz Beckenbauer als "Suppenkasper". Den hätte ich nicht nur nach Hause geschickt, sondern gleich an der nächsten Straßenlaterne aufgehängt. So eine Unverschämtheit!" "Aber inhaltlich hat der Mann völlig Recht und das werdet Ihr alle bald live mitbekommen, denn Toni Schumacher wird im Finale zweimal patzen und Deutschland deswegen 2:3 gegen Argentinien verlieren", prophezeite Kassandro. "Ach was, dummer Junge, was verstehst Du schon von Fußball", wiegelte sein Vater energisch ab, doch als es dann tatsächlich so kam, wie es sein Sohn vorhergesagt hatte, da fiel ihm nichts mehr dazu ein. Er brummelte nur mißmutig vor sich hin, murmelte irgendwas von "dummer Zufall" und ansonsten war er so mies gelaunt wie immer. Aber als sein Junge auch den unerwarteten Tod von Franz Josef Strauß, den plötzlichen Fall der Berliner Mauer sowie die deutsche Wiedervereinigung exakt prophezeite, da wußte sein Vater, daß es so viele Zufälle garantiert nicht geben konnte und dennoch oder gerade deswegen ignorierte er die Worte seines Sohnemannes oft aus Trotz, denn welcher Vater will sich schon von seinem besserwisserischen, prophetisch begabten Kind die Zukunft vorhersagen und vermiesen lassen? Auch für die Fußball-Bundesliga erwies sich Kassandro als Fachmann. Er sagte sowohl die sensationelle deutsche Meisterschaft des Aufsteigers FC Kaiserslautern, als auch die Überraschungsmeister Stuttgart, Wolfsburg und Dortmund voraus, was seinen Vater tierisch ärgerte, denn er hätte jedes Mal einen Batzen Geld gewinnen können, wenn er nur an seinen Sohn geglaubt hätte. Aber Wolfsburg zum Beispiel war nach der Vorrunde im Mittelfeld herumgedümpelt, mit einem Riesenrückstand auf den Tabellenführer, damit hatte ja nun wirklich niemand rechnen können und genau deswegen war es um so bitterer. Kassandro selbst nutzte seine Gabe übrigens nicht dazu aus, um sich selbst zu bereichern, das fand er irgendwie unangemessen und nutzlos. Statt dessen prophezeite er munter weiter, so zum Beispiel auch das Vize-Triple des FC Bayern 2012. Alle hatten ihn ausgelacht, nachdem er bekanntgegeben hatte, wie die Saison enden würde, "wir sind doch nicht Bayer 04 Leverkusen", hatten etliche Bayern-Fans deutlich gemacht, doch danach waren sie schlauer und ruhiger. Aber auch in der Politik mischte Kassandro munter mit, er sagte die rot-grünen Wahlsiege 1998 sowie 2002 voraus und prophezeite das Ende der Ära Schröder 2005, wofür man zugegebenermaßen kein Hellseher sein hätte müssen, aber Kassandro bestand auf einer Großen Koalition, die auf Rot-Grün folgen würde und da hatten etliche Beobachter etwas Anderes, nämlich Schwarz-Gelb, erwartet gehabt. Immer mehr Leute erkannten, daß Kassandro wußte wovon er sprach und hörten sich deshalb mit Interesse seine Zukunftsprognosen an. Hin und wieder schüttelten sie ungläubig den Kopf, wenn er zum Beispiel behauptete, die CSU würde bei der Landtagswahl in Bayern 2008 auf gut 43 Prozent der Wählerstimmen abstürzen oder daß in Baden-Württemberg ab 2011 eine grün-rote Landesregierung an der Macht sein würde, doch die eintreffende Realität überzeugte alle Zweifler im Nu und so erarbeitete sich Kassandro eine stetig wachsende Fangemeinde, etwas, das er überraschenderweise noch nicht vorhergesagt hatte. Den 11.9.2001 hatte er natürlich auch vorhergesehen, sogar das FBI hatten seine Anhänger informiert gehabt, doch die Amerikaner wollten nichts von der Bedrohung wissen und so hatten sie zu fühlen, denn hören hatten sie schließlich nicht gewollt gehabt. Fukushima war für Kassandro, genauso wie 25 Jahre vorher Tschernobyl, keine Überraschung; damals hatte er von seinem Vater noch eine Ohrfeige für seine Prophezeiung erhalten gehabt, eben so, wie es im alten Griechenland üblich gewesen war, daß man den Überbringer einer schlechten Nachricht köpfte. Eine Zeit lang hatte Kassandros Vater allen Ernstes geglaubt gehabt, die Dinge würden sich nur ereignen, eben weil sein Sohn sie vorhergesagt hatte, doch davon kam er später zum Glück wieder ab, sonst hätte man ihn wohl tatsächlich am Ende noch in ein Irrenhaus stecken müssen. Auch Breivik war für den Propheten in der Wüste kein Unbekannter, sondern lediglich der Anders, der ganz anders als die vielen Anderen dachte und handelte. "Blöder Klugscheißer und Rechthaber! Dann verhindere doch mal endlich so eine Katastrophe, wenn Du eh schon vorher weißt daß sie eintrifft", provozierte ihn sein Erzeuger eines Abends, doch der Angesprochene erwiderte nur: "Ich sehe nur Dinge, die passieren werden. Verhindern kann ich sie leider nicht." "Na Du bist mir ja ein feiner Erlöser", ätzte Papa Unsinn und wunderte sich danach genauso wie sein Eingeborener über seinen merkwürdigen Satz. Am schlimmsten für ihn als Fußball-Fan war es im WM-Finale 2002 gewesen, als er fiebernd vor dem Bildschirm gesessen hatte, wohingegen sein Junge nur lässig gemeint hatte: "Spar Dir die Aufregung und die Vorfreude, Deutschland verliert 2:0, spielt richtig gut, aber Kahn macht einen entscheidenden Fehler." "Wie kann der Fußball-Gott nur so etwas zulassen?" wimmerte sein Daddy nach dem Spiel, er dagegen zuckte nur mit den Schultern und bemerkte: "Ganz einfach: Weil es ihn nicht gibt, genauso wenig wie jeden anderen angeblichen oder vermeintlichen Gott." Daraufhin setzte es für den erwachsenen Sohn von seinem gedemütigten und aufs Tiefste getroffenen alternden Vater eine letzte kräftige Tracht Prügel. Klinsmann und van Gaal als Bayern-Trainer, Lance Armstrong als Dopingsünder, all das wußte Kassandro schon vorher, weshalb ihn eine gute Freundin eines Abends fragte: "Stört Dich das eigentlich nicht, daß Du alles schon vorher mitkriegst?" "Na ja, wenn ich es abstellen könnte, würde ich es vielleicht tun. Du brauchst Dich übrigens erst gar nicht auf die Couch setzen, denn gleich kommt Deine Mutter um Dich abzuholen." Natürlich behielt er auch in jenem Fall Recht, aber langweilig wurde ihm trotzdem nicht, denn er kannte es schließlich nicht anders. Seine Mitmenschen hingegen hätten ihm schon am liebsten manchmal den Mund verboten, aber er antwortete eh nur, wenn er gefragt wurde, außer daheim, dort erzählte er alles und als er den Tsunami Ende 2004, Anfang 2005 ankündigte, da hätten die Zuhörenden am liebsten ihre Ohren verschlossen, doch das hätte auch nichts daran geändert, daß es so gekommen wäre wie von Kassandro prophezeit. "Ich geb’ Dir einen guten Rat: Einfach mal die Klappe halten", sagte einer von denen zu ihm, die ihn nicht sonderlich mochten, da er in dessen Fall das Ende seiner Ehe vorhergesagt und natürlich damit richtig gelegen hatte. Auch die deutschen Fußballfans waren nicht gerade überglücklich, denn er prophezeite ihnen einen zweiten sowie drei dritte Plätze, mit denen sie nicht so gut leben konnten, wie sie sich das anfänglich vorgestellt hatten. Ein Bayer als Papst 2005, das sagte den meisten Zeitgenossen schon eher zu, von den ganzen Mißbrauchsfällen in der katholischen Kirche hätten sie lieber nie etwas erfahren. Und so ging es in einer Tour weiter: Wikileaks, Griechenland, Libyen, Syrien, Ägypten, Tunesien, Algerien und so weiter und so fort, natürlich hatte Kassandro auch den merkwürdigen Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 präzise vorhergesagt gehabt.

Aber beruflich half ihm seine erwiesene Fachkompetenz nicht unbedingt sonderlich weiter. Zwar hätte er sich durchaus vorstellen können, als Geheimagent für die Agentur für Arbeit tätig zu sein, doch jene hatte daran keinerlei Interesse. Selbst als V-Mann hätte er sich verdingt und in jener Rolle die Arbeitslosen ausspioniert, indem er sich als einer der ihren ausgegeben hätte, aber was sein eigenes Schicksal anging, war Kassandro genauso betriebsblind wie alle Anderen auch und so dümpelte er beruflich im Niemandsland herum, so wie er es von seinem Vater, einem passionierten und pensionierten Frührentner, eben gelernt hatte. Kassandro wußte viel früher als die USA, daß sich Osama Bin Laden in Pakistan aufhielt, ja, er wußte es sogar schon, noch bevor sich der Top-Terrorist dazu entschlossen hatte. Daß Westerwelle, Wowereit und von Beust schwul waren, war für ihn ebenfalls keine Überraschung, die NSU-Mordserie beeindruckte ihn nur wenig und daß Zumwinkel jede Menge Steuern hinterzogen hatte, war für ihn von Anfang an mehr als ein Gerücht, nämlich eine absolute Gewißheit. 1983 hatte Kassandro vorhergesagt gehabt, daß Joschka Fischer in 15 Jahren deutscher Außenminister werden würde und dafür hatte er sich dermaßen verprügeln lassen müssen, daß er sich selber schon fast wie ein Terrorist vorgekommen war. 1998 entschuldigte sich sein Vater dann sogar bei ihm für die damalige Schlagorgie, was Kassandro durchaus erstaunt zur Kenntnis nahm, denn das hatte er nicht vorhergesehen gehabt, da es ja ihn persönlich be- sowie getroffen hatte. Doch auch die Visa-Affäre und das damit verbundene Ende der politischen Lichtgestalt hatte Reiner Unsinn prophezeit und sich auf die Art mit seinem Vater irgendwie wieder versöhnt gehabt. Den Wett-Skandal im deutschen Fußball konnte er natürlich auch nicht unbemerkt lassen, doch viel schlimmer für den kleinen Mann, als den sich sein Vater selbst sah, war die permanente Spritpreiserhöhung. Als er im Jahre 1998 lautstark über einen Preis von 1DM 61 an einer deutschen Tankstelle schimpfte, fiel seinem Sohn dazu nur Folgendes ein: "Sei froh, daß Du heute noch so günstig tanken kannst. In zwölf Jahren wird der Sprit mehr als das Doppelte kosten." Daraufhin hatte sein alter Herr sogleich damit begonnen gehabt, so viel Benzin wie möglich zu bunkern, doch das half ihm langfristig auch nicht viel. Mit dem Strompreis war es das selbe Spiel und wer sich nun fragte, ob sich der langsam nervende Prophet auch mal irrte, den mußte man leider enttäuschen. Braunbär Brunos Auftauchen und Ende sagte er genauestens voraus und auch die ganze Schleswig-Holstein-Geschichte, mit Barschel, Engholm, Simonis, Carstensen sowie dem ganzen Getrickse und Gemauschel war für ihn keine unüberwindbare Hürde. Nur eines fand sein Vater wirklich schlimm, nämlich als er eines Abends prophezeite, daß in ganz Deutschland bald überall die Solaranlagen auf den Dächern und die Biogasanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen würden, doch auch das war weder gelogen noch erfunden gewesen.

Die Tram-Polin und der Metro-Pole waren das Paar des Jahrhunderts. Die Worte haben den Beruf gewechselt, sie wurden zu Taten, die Ideale aus der Mottenkiste, feierten ihre Wiederauferstehung, nur die Phrasen wurden wie eh und je gedrechselt, doch dieses Mal vom Automaten, jede Menge Feinde auf der Abschußliste, vor der nächsten Friedhofsbegehung. Masse, Massage, Massaker. Man muß sie bewundern, all die Männer, die den Frauen hinterherrennen, sich ihr oftmals sinnfreies Geschwafel reinziehen, bis sie dann schließlich irgendwann nie mehr richtig zuhören können und wollen, sich zum Deppen sowie zum Affen machen und das alles für eine Handvoll Sex, die ihnen von der Gnädigsten, sofern sie nicht mal wieder unter einem ihrer ominösen Migräneanfälle leidet, in ihrer grenzenlosen Güte zugeteilt wird. Aber ist es das wirklich wert? Mann weiß es nicht, scheint aber immer noch daran zu glauben.

Das Dilemma, wenn man ein offenes Ohr hat, besteht darin, daß sich einem die Leute so zeigen, wie sie wirklich sind, was dazu führt, daß man sich innerlich immer mehr von ihnen entfernt. Das wahre Gesicht der Anderen erschreckt den unbedarften Beobachter und während sie sich ihm unheimlich nahe fühlen, da sie ihm buchstäblich alles sagen können, zieht er sich unbemerkt von ihnen immer weiter in sich zurück und stellt enttäuscht fest, daß niemand weit und breit seinen Ansprüchen genügt. Vielleicht sollte er sich einfach endlich mal entscheiden, ob er andauernd in der Illusion leben will oder sich mit der Realität abfinden. Man kann nun mal nicht alles haben im Leben, von daher gilt es abzuwägen, was einem wichtiger erscheint. Menschen können hervorragende Schauspieler sein, doch wenn sie einen hinter ihre Kulissen blicken lassen, dann handelt es sich dabei um einen enormen Vertrauensbeweis und Schock zugleich.

Kassandro gehörte in seiner Jugend zu den Kindern vom Friedhofsklo, sie lungerten also immer auf dem Friedhof herum, was den Pfarrer nicht sonderlich störte, denn so hatte er die jungen Wilden immer im Blick sowie unter Kontrolle. Streß gab es dafür immer abends und nachts mit den örtlichen Satanisten, denn die Konkurrenz schlief nicht und störte sich an der Existenz der Kinder vom Friedhofsklo. Immer wieder kam es zu Wortgefechten, doch letzten Endes arrangierte man sich miteinander, auch wenn die Satanisten ab und zu eines der Kinder bei ihren blutigen Ritualen opferten, doch das geschah nur dann, wenn wirklich Not am Mann war. Mit den Pädophilen, von denen sich ja bekanntlich zu jeder Zeit in der Kirche jede Menge herumtrieben, gab es für die Friedhofsklokinder wenig Schwierigkeiten, denn sie waren den Kinderfickern zu schmuddelig, weshalb die lieber ihre gierigen, grapschenden Finger von ihnen ließen. Alles in allem hatte Kassandro also eine ziemlich normale Kindheit erlebt, wenn man da mal Vergleiche mit anderen Kindern der Weltgeschichte zog.

"Väter, die ihre Tochter ficken", der neue Hardcore-Porno von Fritz Josefi. Das Problem bei der ganzen Sache ist folgendes: Die eigene Ehefrau frigide oder hat keinen Bock auf den alten geilen Sack, die Nutte auf Dauer zu teuer, da bleibt nur noch die Tochter. Außerdem war Mann damals ja schon auf die Mutter der Kleinen scharf, von daher ist es schließlich auch kein Wunder, daß man auf deren Tochter heiß ist. Dazu kommt, daß die meisten Töchter ihren Papi sowieso über alles lieben und supertoll finden, von daher bietet sich das Ganze ja förmlich an. Was für eine pimmelschreiende Ungerechtigkeit, die da dem Inzest-Vater im Bau zuteil wird! Dabei hat er sein Leben lang hart geschuftet, um zwei Familien, die eigentlich eine ganz große waren, über die Runden zu bringen. Das österreichische Bundesverdienstkreuz würde ihm gebühren, dem Josefi Fritz, wenn es so etwas denn geben würde. Überall schreien die Politiker herum, von wegen man brauche mehr Kinder statt Inder, vielleicht ja auch mehr Kinderarbeit als Inderarbeit und dann kommt da mal so ein aufrechter Kerl daher und macht aus Phrasen Taten, schon paßt es auch wieder nicht und wird kleinlich daran herumgenörgelt.

Kleine Abschweifung ganz nebenbei mal wieder: Der Vorteil, wenn die eigene Mutter nymphoman ist, besteht darin, daß man als Junge mit vier Jahren schon aufgeklärt wird und einen die eigene Mama bestimmt irgendwann auch mal ranläßt, wenn gerade Not am Mann ist.

Weiter geht der Rundumschlag mit den politischen Kommentatoren: Jene popeln mit dem Stinkefinger im Arschloch der Republik herum, wollen sich dabei aber die Hände nicht schmutzig machen. Feine Herren und Damen sind das, eine ganz saubere Gesellschaft, mit einer garantiert blütenweißen Weste. Und die Kabarettisten sind doch im Grunde dasselbe Pack, die verdienen sich ebenfalls dumm und dämlich mit ihrer Kritik. Aber es geht noch weiter, auf in den Generationenkonflikt! Die Alten lassen sich von den Jungen bedienen und diejenigen, welche mit Trinkgeld geizen, reden sich damit heraus, daß die Jungen eines Tages ohnehin alles erben würden und dabei meinen sie in allerster Linie die Schulden. Er war Schiffer aus Leidenschaft, deshalb liebte er Claudia Schiffer über alles, sie aber kannte nicht mal seinen Namen, was für Dramen, Amen.

Er, also Kassandro, war ein Gewohnheitstier, was bedeutete, daß er seine Stammklofrau hatte, zu der er immer kacken ging. "Na wie geht`s, Olga?" fragte er sie jedes Mal, mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse, denn worüber sollte man mit einer Klofrau schon groß reden, außer vielleicht über die steigenden Toilettenpapierpreise? "Alles scheiße", pflegte Olga daraufhin zu antworten und in ihrem Fall hatte sie damit ja nicht ganz Unrecht. Sie war eine gewiefte Geschäftsfrau, man konnte sich bei ihr mit allen möglichen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen eindecken. Am liebsten waren ihr die Kunden, die sich bei ihr die Bild-Zeitung kauften, jene im Klo lasen und sich danach mit ihr (also mit der Bild natürlich, nicht mit Olga) den Arsch abwischten. Sie sparten damit Olgas Klopapier, was jene sehr erfreute. Die Playboyleser, die sich in ihrem Klo einen runterholten, mochte sie nicht, denn die gaben kein Trinkgeld und deren Sperma war so arrogant und eklig wie sie selbst, weshalb für Olga in jenem Fall ein Samenraub überhaupt nicht zur Debatte stand.

Bei Olga handelte es sich um ein kreatives Köpfchen, das aus Scheiße Gold machen konnte und zu dem gingen viele Kackerfressen aufs Töpfchen. Ihr Merchandise-Stand war beachtlich, es gab T-Shirts, auf denen "Ich kacke nur bei Olga" zu lesen war, Nachttöpfe mit ihrem Konterfei darauf und von ihr handsignierte Klobürsten. Auch an ihrer Internetpräsenz gab es nichts auszusetzen. Man konnte auf ihrer Homepage sehen, wie viele und welche ihrer Klos gerade besetzt oder frei waren, lesen was für Schweinereien sich manche Kundinnen sowie Kunden auf dem Scheißhaus erlaubt hatten und gleich anschließend bei Olgas Scheißausschreiben mitmachen und den "Arsch der Woche" wählen. Olga war eine überzeugte Exkremistin, doch sie wurde nicht vom Verfassungsschutz überwacht, denn der interessierte sich bekanntlich weder für die braune noch für irgendeine andere Scheiße. Sie hatte ganz einfach die Klobürste am rechten Fleck und nur das zählte.

Aber es war nicht alles braunes Gold was glänzte, denn Olga hatte auch eine erbitterte Konkurrentin namens Klothilde. Früher waren die Beiden befreundet gewesen und hatten erfolgreich zusammengearbeitet doch dann hatte Olga Klothildes Tochter in flagranti mit einem Typen auf dem Klo erwischt, bei dem sie sich nicht nur für die Scheiße interessiert hatte. Seitdem herrschte Krieg und letzten Endes hatten sich Beide selbständig gemacht. Olga überwachte ihre Kackenheimer per Videokamera und hatte so die verschiedensten Menschen- und Männertypen kennengelernt. Da gab es die die Vollbartärsche, die Arschvollbärte, die Vollarschbärte, die großen sowie die kleinen Arschlöcher und Vieles mehr. "So ein kleiner Kerl, aber was für ein Riesenarschloch", meinte sie manches Mal kopfschüttelnd, nachdem ihr einmal mehr so ein übergewichtiger Zwerg die Kloschüssel vollgeschissen hatte ohne herunterzuspülen. Der bekam dann Scheißhausverbot.

Ihr Lieblingsfilm war Code 46 und wer ihre Klos in der Nacht benutzen wollte, mußte dafür seinen Kot eingeben. Stammkacker hatten ein Stempelheft, in das sie bei jedem Klobesuch bei Olga ihre Duftmarke setzten. Wer zehnmal abgekackt hatte, durfte beim elften Mal umsonst scheißen. Einmal im Monat veranstaltete Olga ein "All you can kack", einmal im Quartal ein öffentliches "Kack in" und einmal im Jahr gab es bei ihr einen immer auffallend gut besuchten "Tag der offenen Scheißhaustür", an dem Kackwürstchen und Bio-Urinade angeboten wurden. Ihr Lieblingssong war "Kacking on heavens door". Wenn mal wieder so ein besoffener Vollblutpenner in einem ihrer Scheißhäuser übernachten wollte, dann schaffte sie ihn schleunigst zu sich nach Hause und mißbrauchte ihn dort als Haus- und Bettsklaven. Ja, Olga war äußerst pragmatisch veranlagt, denn sie wußte, daß sich für solche Gestalten kein Aa (Arbeitsamt) und keine Polizei der Welt interessierte.

Als Olga damit anfing, die Scheiße ihrer Kundschaft zu analysieren, daraus wahrzusagen und damit ihren Kackmandus die letzten Kröten aus dem Arsch zu ziehen, griff Kassandro ein. "Olga bescheißt Euch", teilte er einem ihrer Stammkunden mit. "Kein Wunder, bei dem Job", entgegnete jener. "Wollt ihr die Wahrheit oder auf das Klorakel von Delmenhorst hören?" "Kommt drauf an." "Worauf?" "Was mir besser gefällt."

Auf religiöse Vollbartarschvollbärte achtete Olga besonders. "Nicht daß mir einer von den Knallköpfen absichtlich oder aus Versehen eines meiner Klos in die Luft jagt", erwähnte sie und ließ ihren Blick nicht vom Überwachungsmonitor gleiten, bis die moslemische Gefahr den potentiellen Tatort verlassen hatte. "Sutin hat völlig Recht. Wenn sich diese Fotzen von "Pussy Riot" in einem meiner Klos so aufgeführt hätten, dann hätte ich sie lebenslang in ein sibirisches Scheißhaus gesperrt!" tobte Olga. Beschneidungen konnte man übrigens von ihr auch kostengünstig und ohne daß der deutsche Staat davon erfuhr, durchführen lassen. Auf Olga war halt einfach immer und überall Verlaß.

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