Читать книгу Stammtischphantasien - Thomas Häring - Страница 3
Die Beendigung
ОглавлениеIch starb an einem Donnerstag, weil ich keine Bonner mag. Also versteh mich jetzt bitte nicht falsch, gegen die ganz normalen Bonner als solche hatte ich überhaupt nichts einzuwenden, aber diese Bonner Politiker, unter denen sich bekanntermaßen jede Menge Alkoholiker tummelten, was man in so einer großen Kleinstadt auch durchaus nachvollziehen kann, gingen mir ziemlich auf die Nerven. Sie hielten sich für den Nabel der Welt, dabei waren sie genauso selbstzufrieden und aufgeblasen wie alle anderen Möchtegerns. An dieser Stelle sollte endlich mal die Frage gestellt werden, wie es überhaupt dazu kommen hatte können, daß so eine winzige Stadt wie Bonn am Rhein, die eigentlich niemand kannte, damals zum Regierungssitz von Trizonesien ausgerufen wurde. Dabei hätte es in den drei Zonen insgesamt mindestens 50 Städte gegeben, die wesentlich geeigneter als Bundeshauptstadt gewesen wären. Sehen wir der peinlichen und bitteren Wahrheit ins Gesicht: Verantwortlich für das ganze Drama und Theater war einzig und allein ein alter Herr namens Konrad Adenauer. Der war bereits über 70, wollte aber unbedingt noch leutscher Bundeskanzler werden und hatte deswegen natürlich ein großes Interesse daran, daß der leutsche Regierungssitz quasi in seinem Vorgarten lag. Ja, das war der eigentliche Grund für die auch nach vielen Jahrzehnten kein bißchen nachvollziehbare Entscheidung, Bonn am Rhein zur Hauptstadt Leutschdands zu machen. Irgendwie schon auch ein Armutszeugnis, oder etwa nicht? Was für ein egoistischer alter Sack, nach dessen Pfeife die Leutschen dann noch 14 Jahre lang tanzen mußten und "der Alte" hätte gerne noch ein paar Jahre drangehängt, denn er hatte auch mit 87 Jahren noch lange nicht genug. Entschuldige meinen kleinen Exkurs, aber wie im Titel bereits angegeben, geht es diesmal gegen alles und jeden, von daher werden solche Exkurse wohl noch des Öfteren vorkommen.
Man feierte also mein Ableben und der ifrakanische Pfarrer schwadronierte was von der "Erlösung der Menschheit". Also er meinte damit nicht, daß ich die Menschheit erlöst hätte, sondern daß die Menschheit von mir erlöst worden wäre. "Der Schnacksler fährt gerne schwarz", fiel mir dazu nur ein. In Breiern waren ja "die Schwarzen" quasi seit Jahrhunderten an der Macht. Erst bezeichnete man so die Pfarrer als Vertreter der einst nahezu allmächtigen Kirche. Später meinte man damit die SCU-Alleinregierenden, die jahrzehntelang das Sagen hatten und immer noch haben und nun galt das Ganze halt für die dunkelhäutigen ifrakanischen Priester, jene "wunderbaren Neger", die man schon längst nicht mehr als solche bezeichnen durfte, ohne sich der Beleidigung schuldig zu machen. Nur "die Schwarzen" selbst durften andere Schwarze "Neger" nennen, doch auch sie mußten zur Buße im "Fegefeuer" Shitstorm brennen. Jedenfalls waren es die ifrakanischen Priester, welche in den breierischen Gemeinden dank ihrer lebensbejahenden Präsenz dafür sorgten, daß die Kirche im Dorf blieb.
Ja, früher, da hatte man weiße Missionare nach Ifraka geschickt, damit jene dort die wilden Ifrakaner bekehrten und missionierten, doch das hatte sich mittlerweile komplett umgedreht. In Aurope und insbesondere auch in Leutschdand herrschten Gottlosigkeit sowie Priestermangel und das führte dazu, daß in vielen Pfarrgemeinden Ausländer ihren Dienst taten, damit die verbliebenen Gläubigen wenigstens notdürftig geistlich versorgt wurden. Gewaltige Institutionen wie zum Beispiel die Katholische Kirche konnten sich nur selbst zerstören und in den vergangenen Jahrzehnten hatte sie viel dafür getan, um jenes große Ziel tatsächlich zu erreichen, die Begensrurger Domspatzen können ein Lied davon singen.
Wieder zurück zu meiner Beerdigung und den dort anwesenden Trauergästen, die sehr glücklich aussahen. Sie hatten sich alle gefreut, als ich zur Welt gekommen war und sie freuten sich noch viel mehr, als ich jene wieder verließ. Was hatte ich nur getan, um mich dermaßen unbeliebt zu machen? Nun ja, ich hatte ihr Spiel nicht mitgespielt, mich nicht an ihre Regeln gehalten und mein eigenes Ding gemacht. Das war die Todsünde schlechthin, denn die Masse, die große Herde, verzieh es nicht, wenn sich einzelne Schafe, ganz gleich ob schwarze oder weiße, selbständig machten, von der Herde entfernten und dabei auch noch glücklich waren. So etwas ging ja nun schon mal gar nicht. Aber genug dazu, werfen wir doch lieber einen kurzen Blick zurück auf ein Leben, das auch im Nachhinein nur sehr schwer zu begreifen war.
Als Kinderschänder-Schreck hatte ich mir schon als Fünfjähriger einen Namen gemacht, denn ich war an einer umgekehrten Angststörung erkrankt. Das bedeutete, daß ich mich vor nichts und niemanden fürchtete, was den Pädophilen verständlicherweise überhaupt nicht gefiel. Sie fanden mich eklig und versuchten, mir aus dem Weg zu gehen, doch da waren sie bei mir an den Falschen geraten. Ich verfolgte sie, entblößte mich vor ihnen und fummelte an mir herum. Sie liefen davon, die Ärmsten und hatten von kleinen Kindern erst mal die Schnauze voll. Leider hielt das nicht lange an, denn meistens war der Trieb stärker.
In Breiern stellte man den Nachnamen oft vor den Vornamen und deswegen hieß der Phil Pädo dort halt eben Pädo Phil. Der Pädo Phil war homophob und gehörte deshalb zu den "kalten Brüdern". Bei den "kalten Brüdern" handelte es sich um eine Gruppe von Leuten, überwiegend befanden sich darin Männer, die etwas gegen Schwule hatten und die trafen sich regelmäßig in der Gastwirtschaft zum Stammtisch, um sich über die Tunten auszulassen. Natürlich gab es auch einen "Schwul-Lesbischen Stammtisch", der ebenfalls immer wieder zusammentrat. Manchmal kamen die "warmen Brüder" in die Gastwirtschaft, um die Kinderschänder, welche dort ebenfalls ihren "Kinderliebhaber-Stammtisch" abhielten, zu verkloppen, da sie jene abartig fanden. "Wer ist hier pädophil?" riefen sie und drohten mit ihren gut gepflegten Fäusten. Daraufhin erhob sich der Pädo Phil ganz gemächlich und richtete sich für den Kampf zurecht. Die warmen gingen auf die kalten Brüder los. Dagegen betrachteten die Kinderschänder das Geschehen amüsiert und wetteten darauf, wer den Fight wohl für sich entscheiden würde.
Lustig war es auch immer, wenn sich am Sonntagvormittag beim Frühschoppen (die Frauen hingegen bevorzugten meist das früh shoppen), die Atheisten und die Agnostiker in die Haare kriegten, weil die Christen zu der Zeit in der Kirche waren und man sich deswegen nicht mit denen auseinandersetzen konnte. Die Stammtischvorsitzende der Atheisten hieß übrigens Christin, aber das nur so nebenbei. Es gab den Lehrer-Stammtisch sowie den Polizisten-Stammtisch, aber natürlich auch den Terroristen- und Amokläufer-Stammtisch. Dem Wirt war das egal. "Kundschaft ist Kundschaft und solange die Kundschaft ißt und trinkt, ist für mich alles in bester Ordnung", pflegte er zu verkünden. Um höhere Trinkgelder abzugreifen, wurden die Schwulen von attraktiven jungen Männern bedient, die Pädophilen von süßen Kleinen und die Terroristen von vollverschleierten Jungfrauen. Es gab übrigens auch in Leutschdand immer mehr Männer, die es gut gefunden hätten, wenn insbesondere die häßlichen einheimischen Frauen ebenfalls verschleiert worden wären, doch das fanden wiederum sowohl die Emanzen als auch die Feministinnen überhaupt nicht angebracht und lustig.
Wenn die normalen Stammtischbrüder, die es selbstverständlich ebenfalls noch gab, über die leutsche Fußballnationalmannschaft der Männer und den Bundes-Jogi redeten, dann horchten die Esoteriker auf. Aber sie merkten recht schnell ganz enttäuscht, daß es sich dabei um keinen echten Yogi handelte, sondern nur um einen Fußball-Weisen, jedoch keinesfalls um einen Erleuchteten. Ihr Lieblingsfilm war übrigens "Mantra Mantra" mit Thilo Schweigen in der Hauptrolle.
Am meisten Spaß machten mir immer die Gespräche mit dem "Trauschein-Jackl", wie wir ihn hinter vorgehaltener Hand nannten. Der war nicht nur auf Frauen fixiert, sondern so ein richtiger Hochzeitsfetischist. "Ich möchte heiraten", erzählte er mir eines Tages einmal mehr mit leuchtenden Augen. "Schon wieder? Aber Du hast doch bereits drei Frauen", entgegnete ich etwas erstaunt. "Völlig richtig. Ich hasse drei Frauen", erwiderte er daraufhin nur. Also der Typ würde sich mit dem Aslim als Staatsreligion in Leutschdand garantiert schnell anfreunden können, so aber wurde er als Bigamist strafrechtlich verfolgt und drei Schwiegermütter waren bestimmt auch schon so etwas wie die Vorstufe zur Hölle, der ewigen Verdammnis. Glaubt man Ronald Tramp, dann herrscht dort Killary Flinton als Teufel, aber glaubt man Ronald Tramp, nun ja, dann hat man wohl selber auch nicht immer den Blick auf die ganze Wahrheit.
Ganz speziell gestaltet sich verständlicherweise der Misanthropen-Stammtisch. Die Teilnehmer lassen natürlich den Platz neben sich frei, weil sie ihre Mitmenschen ja bekanntlich nicht mögen, sie reden wenig und beschimpfen sich meist nur gegenseitig. Völlig anders läuft es dagegen beim Gastwirtsstammtisch. Dort wird geredet, gelacht, getrunken und gesungen, die meisten Mitglieder nutzen jene Zusammenkunft immer gern als eine Art Supervision, denn endlich kann man mal mit Gleichgesinnten über die alltäglichen Probleme im eigenen Geschäftsgebiet diskutieren und das in aller Deutlichkeit, ohne falsche Hemmungen.
Die Briefmarkensammler denken, wie schon zu befürchten und erwarten gewesen war, nur ans Lecken, die Kaninchenzüchter fast ausschließlich ans Rammeln und das führt dazu, daß sogar manch alter Schweinigel auf jene neidisch wird, da das ja eigentlich seine ureigenste Profession ist.
Es gab und gibt Stammtische für Kommunisten, auch die Nazis treffen sich am Stammtisch und nicht nur in der Heil-Bar; selbst Populisten, Philosophen, Totart-Fans, Sportler, Arbeiter und Psychologen findet man an Stammtischen wieder. Ganz besondere Stammtischbrüder sind selbstverständlich die Brotanier, bei denen es sich bekanntlich um keine Bewohner von Britannien handelt. Die gelten als am geizigsten, wollen alles umsonst oder ganz billig, weil es sich bei ihnen um so wichtige Persönlichkeiten handelt und sie sonst ja auch immer und überall so großzügig spenden. Selbst die Schafkopfer findet man am Stammtisch, sogar Schachspieler lassen sich dort blicken; die trinken meistens recht viel, weil sie so lange überlegen und deswegen ewig brauchen, bis sie mal mit einer Partie fertig sind. Auch Pfarrer, Haushälterinnen und Bauern, braucht man grundsätzlich nicht bedauern, sie haben ihre eigene Sprache sowie ihre ganz eigenen Lieder, und auch sie lassen sich regelmäßig ganz begeistert am Stammtisch nieder.
Keine Sorge, auf Viele von diesen Gruppen werde ich später garantiert noch zu sprechen kommen, aber hier folgt nun erst einmal so eine Art Inhaltsverzeichnis, damit Du Dich darauf vorbereiten kannst, auf wen Du eventuell noch so alles treffen wirst. Motorradfahrer, Singles, Paartherapeuten, Friseure, Taxifahrer, Sadisten und Masochisten, Hooligans, Butler, Schwangere, FC Bleiern 00-Fans, Kohlekumpel, die keine Zeche zahlen, weil ihre Zeche dichtgemacht hat, Manager, Horrorfans und Viele mehr, werden in diesem Schundwerk wahrscheinlich auch noch näher beleuchtet werden.
Wir aber machen mal schnell einen Abstecher zur exkrementiellen Kunst. Ja, Du hast durchaus richtig gelesen, ich schreibe hier nicht von der experimentellen Kunst, sondern von der beschissenen, also der exkrementiellen, Kunst. Dort findet oft die Umkehrung aller Werte statt, was man zum Beispiel beim Aktzeichnen deutlich erkennen kann. In dem Fall steht nämlich der Maler nackt da und zeichnet angezogene Leute. Was für ein Skandal! Doch damit nicht genug. Hin und wieder malt er auch nackt mit seinem Pinsel; also, er bindet sich einen Pinsel an den Penis und wenn der erigiert, dann wird fleißig moderne Kunst kreiert. Schwanzmalereien gelten in Pajan bestimmt schon bald als der letzte Schrei, Grunz- und Mosaik-Therapie sind übrigens ebenfalls stark im Kommen.
Es gibt selbstverständlich auch Stammtische für Arbeitslose, Adelige, Alkoholiker, psychisch Kranke, Behinderte, Väter und Mütter, aber natürlich getrennt, denn sonst würde das Ganze ja keinen Spaß und erst recht keinen Sinn machen.
Einmal mehr hatte ich mich mit den besonders Unverschämten vom Politiker-Stammtisch angelegt. Unter denen tummelten sich zum Beispiel Breierische Minister, die dafür bekannt waren, daß sie erwarteten und fest davon ausgingen, bei Volksfesten Essen und Trinken umsonst zu bekommen, weil sie ja so bekannt und wichtig waren. Eigentlich eine Frechheit sondergleichen, aber solche Leute kannten weder Anstand noch Moral. Die verdienten einen Haufen Kohle und wollten trotzdem noch gesponsert werden. Jedenfalls hatte ich die Polit-Zombies mal wieder mit einigen frechen Sprüchen provoziert, woraufhin sie so reagierten: "Dann bekämpf uns doch!" verlangten sie von mir. Ich widersprach: "Wieso sollte ich die Herrschaft des Mittelmaßes über die Mittelmäßigen bekämpfen? Ihr beutet schließlich nur die Vollidioten aus, die viel arbeiten und gut verdienen. Die ganzen asozialen Reichen sowie Armen, die nichts abgeben und nur abkassieren wollen, belohnt Ihr noch für ihr abartiges Verhalten." "Na ja, Mehrwertsteuer müssen die schon auch zahlen", wandte eine junge Ministerin ein. "Ihr aber genauso!" platzte es aus mir heraus. Da schauten sie sich betreten an. "Ihr seid Volkstreter und Volksverräter, aber keine Volksvertreter", legte ich nach.
Genauso unbeliebt war ich bei den Terroristen, denn ich rieb es ihnen immer wieder gern genüßlich unter die Nase, wenn ihre Kollegen einmal mehr jämmerlich versagt gehabt hatten. "Was war denn das wieder für ein fürchterlich dilettantischer Anschlag! Nur Verletzte, kein einziger Toter, also da hat ja jeder drittklassige Amokläufer eine bessere Abschußquote. Und das alles nur, weil Euer Bomberpilot keine Eintrittskarte vorweisen konnte. Meine Güte, was seid Ihr nur für ein knauseriger Verein! Hättet Ihr ihm die paar Euro für den Eintritt gezahlt, dann würdet Ihr jetzt nicht dahocken wie die größten Loser!" provozierte ich die Glaubensbrüder vom Terroristen-Stammtisch. Niedergeschlagen saßen sie da. "Diese lyrischen Flüchtlinge sind wirklich zu überhaupt nichts zu gebrauchen", klagte einer von den Fundamentalisten. "Genau. Vor dem Krieg im eigenen Land laufen sie davon und im Land der ungläubigen Volltrottel, die ihre Todfeinde auch noch freiwillig aufnehmen, mit offenen Armen willkommen heißen und ohne zu murren mit durchfüttern, versagen sie dann wieder auf das Erbärmlichste", stimmte ihm ein Turbanträger zu. "Ich verstehe eh nicht, wie Ihr Leutschen so blöd sein könnt, lauter Gegner und Gefährder wie uns in Euer Land und hier leben sowie agitieren zu lassen", gestand ein anderer Terrorist. "Zwei verlorene Weltkriege, da läßt man sich halt leider alles gefallen", bekannte ich mißmutig, bevor ich zum Gegenschlag ausholte: "Vielleicht sollten wir den Spieß ja mal umdrehen und Auroper in Eure Hochburgen schleusen, wo die dann Attentate verüben. Das Blöde ist halt nur, daß bei uns so gut wie niemand mehr freiwillig für seinen Glauben in den Tod gehen würde." Sie grinsten mich unverschämt an, denn sie wußten, daß sie mal wieder gewonnen hatten. Der große Vorteil von ihnen und ihresgleichen bestand zweifellos darin, daß sie sich vor dem Tod in keinster Weise fürchteten, sondern nur allzu bereit waren, sich das Leben zu nehmen, da den Märtyrern in ihrer Religion jede Menge tolle Sachen versprochen wurden. Da konnten die christlichen Kirchen halt nicht mithalten und der Biddhusmus tat sich damit ebenfalls sehr schwer.Vor allem den jungen Leuten mußte man in jenen Tagen jede Menge bieten, von daher verwunderte es nicht weiter, daß insbesondere die Aslimestin überall reüssierten.
Machen wir erst mal weiter mit der Liste von Berufen, deren Vertreter/innen man sich durchaus am Stammtisch vorstellen konnte: Ärzte, Anwälte, Lokführer, Notare, Richter, Professoren, Hausfrauen, Angler, Studenten, Soldaten, Putzfrauen, Schlachter, Bademeister, Bestatter, Journalisten, Bankangestellte, Supermarktkassiererinnen, Rentner, Musiker, Makler, Knackis, Justizvollzugsangestellte, Beamte, Selbständige, Zuhälter, Kiffer, Feministinnen, Schauspieler, Regisseure, Zahnärzte, Tierärzte, Modedesigner, Künstler, Bäcker, Autofahrer, Versicherungsvertreter, Postboten, Kaminkehrer, Sozialarbeiter, Hausmeister, Obdachlose, Bettler, Bedienungen, Informatiker, Diplomaten, Feuerwehr, Piloten, Soziologen, Fallmanager, Eisverkäufer, Historiker, Totengräber, Ornithologen, Schüler, Ehefrauen, Ehemänner, Agenten, Möbelverkäufer, Fließbandkräfte, Gewerkschafter, Arbeitgeber, Asylanten, Call-Center-Mitarbeiter, Schiedsrichter, Talkshowmoderatoren, Busfahrer, Hundetrainer, Fotografen, Wissenschaftler, Bergsteiger, Fahrradfahrer, Fußgänger, Dealer, Lehrlinge und Meister.
Erzähl mir nichts vom Leben und von der Welt! Da draußen laufen mindestens 7,5 Milliarden Egoisten herum, von denen jede/r fast die ganze Zeit über nur an sich selbst denkt. Und das ganze Getue von wegen Liebe, Mitgefühl sowie Hilfe zur Selbsthilfe und so: Alles nur Kindergartentantengeburtstagskuchengewäsch. Man liebt den Anderen ja auch nur deshalb, weil man selbst etwas von ihm will. Würde man ihn freigeben und ihm nur das Beste, also eben gerade nicht sich selbst, wünschen, dann könnte man tatsächlich von wahrer Liebe sprechen. Meist handelt es sich jedoch leider nur um Narzißmus im Doppelpack und in formvollendeter Häßlichkeit. Man liebt den Anderen oft nur, weil der einen ganz toll findet, weswegen der sich wiederum in einen verknallt. Am Ende jeder Verliebtheitsphase fliegt der Narzißmus auf, man landet auf dem Boden der Tatsachen und schaut der bitteren Wahrheit in die häßliche Fratze. Was also soll der ganze Mist?
Verstehst Du nun schön langsam, warum ich bei meinen Mitmenschen nicht unbedingt zu den absoluten Lieblingen zählte? Ich sagte Sachen, die sie nicht hören wollten und da ihnen die bittere Wahrheit gehörig zusetzte, versuchten sie mich so oft wie möglich zum Schweigen zu bringen. Aber sie haben es nicht geschafft, denn selbst jetzt, nach meinem Ableben, melde ich mich nach wie vor eindrücklich zu Wort. Die Dummheit darf einfach nicht schon wieder siegen, dagegen kämpfe ich mit allen nur denkbaren Mitteln.
Da sind diese Leute, die immer mit dem Arsch das einreißen, was sie sich zuvor mühsam mit den Händen aufgebaut haben. Die verstehen dann nicht, warum ausgerechnet ihnen so etwas immer wieder passiert. Deshalb reden sie sich ein, man würde sie prüfen und ein sogenanntes "höheres Wesen" hätte ein großes Interesse an ihrer ganz persönlichen Weiterentwicklung. Nun gut, solange sie so etwas glauben wollen, ist das ganz allein ihre Sache. Ärgerlich wird es, wenn solche Gurus, Meister und Erleuchtete sogenannte "heilige Kriege" beginnen und manchmal leider sogar gewinnen. Und das alles nur, weil einige Witzfiguren nicht dazu in der Lage gewesen waren, ihre eigenen persönlichen Probleme anderweitig zu lösen. Eigentlich total lustig, wenn es nicht so oft tragisch enden würde.
Smalltalk ist die Gesprächsform für kleine Leute. Aber das nur mal so nebenbei.
Meistens sind die Autobahnen voll mit Horsten, nämlich mit Vollhorsten. Wenn man sich wirklich einmal ernsthaft vor Augen führt, was für Leute in unserem Land den Führerschein bekommen haben, dann muß einem einfach Angst und bange werden. Vom Rechtsfahrgebot haben diese Spackos natürlich noch nie etwas gehört und "Rechts vor links" kennen sie nur aus der Politik. Vielleicht sollte man zukünftig nicht mehr länger halbblinde und dreivierteltaube alte Männer als Prüfer hernehmen. Man könnte zunächst meinen, es würde nicht sonderlich schwierig sein, auf einer Autobahn schlicht und einfach nur geradeaus zu fahren, aber scheinbar täuscht das total, denn wieso gibt es sonst so viele Unfälle und Staus? Vermutlich, da die Leute beim Autofahren gerne mal was Anderes machen, zum Beispiel Moképons suchen oder sowas in der Art.
Frauen wollen mehr als nur Gleichberechtigung, denn ihre Privilegien möchten sie selbstverständlich ebenfalls behalten. Dabei müssen Männer in erster Linie deswegen mehr verdienen, weil sie den Frauen einen Drink spendieren dürfen, ihnen teuren Schmuck kaufen sollen und im Grunde sowieso immer die Deppen sind. Aber das hat ja auch schon seit Jahrtausenden Tradition.
Sehr beliebt war in bestimmten antiaslimistischen Kreisen die Aloha Nacktbar, wo Burkini Faser sowie Mahommed, Scharia und Yussuf nur Begriffe aus 1000 und einer nackt waren. Lustig wurde es immer dann, wenn die Eßgestörten auf die SS-Gestörten trafen. Sobald Letztere damit begannen, voller Nostalgie in den guten alten arischen Zeiten zu schwelgen, steckten sich Erstere den Mittelfinger in den Hals und kotzten was das Zeug hielt. Aber die wahren Faschisten der Neuzeit waren natürlich die Veganer. Vermeintlich allen Anderen hochhaushoch überlegen, berauschten sie sich an ihrer scheinbaren moralischen Superkraft und erwiesen sich doch oder gerade deswegen als die intolerantesten Arschlöcher, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Warum mußte denn eigentlich fast alles, was angeblich so gesund sein soll, dermaßen beschissen oder nach nichts schmecken? War es nicht doch der Zucker, der das Leben versüßte?
Am allerbesten gefiel es mir immer am Nutten-Stammtisch, denn die Prostituierten riefen nicht nur häufig "Prost!", sondern plauderten auch allzu gerne aus dem Nähkästchen und was man von denen alles Interessantes erfahren konnte, dazu kommen wir später noch ganz ausführlich. Doch erst einmal, zum Abschluß meines Einleitungslamentos, das hoffentlich alle, die mit so einer Beschimpfungsorgie wenig oder überhaupt nichts anfangen können, so abschrecken wird, daß sie die Segel streichen und nicht mehr länger weiterlesen wollen und werden, komme ich noch auf die Absurdität in den meisten Gaststätten zu sprechen: Die Dünnen dort bedienen die Dicken, bis jene platzen und die bewundern die Dünnen und fragen sich, wie jene es bloß schaffen so schlank zu bleiben. Vielleicht sollte man es lieber umgekehrt angehen und die Dicken müßten den Dünnen das fettige Essen bringen. Jene würden ab- und die Anderen zunehmen, womit das kosmische Gleichgewicht wieder hergestellt sein dürfte. Selbstverständlich existieren auch Stammtische für Köche, Veganer, Fleischfresser und Vegetarier. Selbst Flaschenpostfetischisten haben ihren eigenen Stammtisch. Neben den warmen und den kalten Brüdern gibt es auch noch die eiskalten Brüder. Jene halten Homosexualität für eine lebensbedrohliche Krankheit, da sie ja zukünftiges Leben ausschließt, die mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden muß. Auch Nekrophilie und Kannibalen treffen sich regelmäßig zum Stammtisch.
Doch bevor das Vorspiel zu Ende geht, möchte ich noch ein paar ganz persönliche Tragödien loswerden, indem ich sie mit Dir teile. Es geht um meine vielen Freundinnen, von denen mir unglücklicherweise keine erhalten blieb. Eine nach der Anderen verließ mich. Eine wegen einem anderen Typen, eine wurde lesbisch, eine ging ins Kloster, eine lernte eine geile alte Sau kennen, eine Andere einen unheimlich coolen Hund. Am schlimmsten war es für mich allerdings, wenn ich wegen eines halbintelligenten Schimpansen, eines geistesgestörten Stinktiers oder eines hyperaktiven Faultiers verlassen wurde. Eine meiner Ex-Freundinnen lernte Dinge wieder zu schätzen. Ich war am Ende, dabei ging es doch erst los.