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Kapitel 2
ОглавлениеIn seiner Wohnung setzte sich der Klavierstimmer an den Schreibtisch und nahm sich einige Kundenkarten der nächsten Tage vor. Murrend registrierte er, dass bei dem Klavier von Frau Hegemann neben der eigentlichen Stimmung zwei Saiten aufgesetzt werden mussten. Eine Basssaite hatte er in der letzten Woche bei der Spinnerei bestellt. Uwe griff nach seinem Telefonbuch und suchte die Nummer der Klavierfabrik heraus. Denen wollte er Dampf machen. Nach einigen Rufzeichen meldete sich die Telefonzentrale der Fabrik.
„Bitte verbinden Sie mich mit der Spinnerei“, bat Uwe die Telefonistin.
„Lehmann“, meldete sich nach langem Warten eine tiefe Stimme.
„Hier ist Jäger in Niederschönach. Ich habe bei Ihnen vor drei Wochen eine Basssaite bestellt. Als Muster habe ich Ihnen die gerissene Saite geschickt. Können Sie mir sagen, wann ich mit der Lieferung rechnen kann?“
„Der Auftrag liegt noch in der Spinnerei“, antwortete der Kollege.
„Seit drei Wochen?“
„Sie sind nicht unser einziger Kunde.“
Seinen Unmut zurückhaltend fragte Uwe: „Was sage ich meiner Kundin, wenn ich ohne ihre Basssaite aufkreuze?“
„Das ist Ihr Problem. Wir schicken die Ware morgen raus.“
Ohne ein weiteres Wort legte Uwe den Hörer auf, spannte die Karteikarte von Frau Hegemann in seine Blindenschriftmaschine und schrieb eine Notiz. Zur Not muss ich der Kundin einen neuen Termin geben, dachte er. Aber das hat noch Zeit. Der Termin ist erst übermorgen. Heute habe ich nur eine normale Stimmung zu machen.
In Uwes Gedanken hinein klingelte das Telefon.
„Jäger.“
„Hier ist Wolfgang.“
„Hallo Wolfgang. Was gibt es? Ich habe zu tun.“
„Es geht um die Freizeit.“
„Welche Freizeit meinst du? Ich nehme an mehreren teil.“
Der Gesprächspartner überging die Frage und sagte: „Darf ich dich in den nächsten Tagen einmal besuchen?“
„Kommt auf den Zeitpunkt an.“
„So schnell wie möglich.“
Uwe zog den Terminkalender zu sich heran und blätterte die nächsten Termine durch. „Morgen Nachmittag hätte ich Zeit. Dann erst wieder am Wochenende.“
„Mir wäre es lieb, wenn wir uns morgen treffen“, antwortete Wolfgang.
„Um 17:00 Uhr“, schlug Uwe vor.
„In Ordnung. Ich bin pünktlich bei dir.“ Wolfgang unterbrach die Verbindung.
Nachdenklich hielt Uwe den Hörer in der Hand. Welche Freizeit hatte Wolfgang gemeint? Der Jugendwart lud Uwe oft zu Wochenendfreizeiten ein. Es gab aber auch zwei größere Freizeiten – eine in Berlin, und die andere ... Uwe lief ein Schauer über den Rücken. Sollte es um die Berliner Freizeit gehen? Bei dieser handelte es sich um ein Ost-West-Treffen.