Читать книгу Abrechnung in London - Thomas Riedel - Страница 4
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»Wo kommst du her, Amanda?«, fragte Andrew Dorsey, als seine Frau durch die Tür wankte und sich in einen Sessel fallen ließ. Sie schien seine Worte nicht gehört zu haben, stützte den Kopf in die Hände und schwieg. »Was ist mit dir?« fragte er deshalb weiter und fasste ihr unter das Kinn, sodass sie ihn ansehen musste.
»Mein Gott, Andrew!«, brachte sie erschrocken heraus und blieb ihm eine Antwort schuldig. »Wie siehst du denn aus?«
»Wieso, … ach, ja, … es ist nicht schlimm … Ich habe mich nur gestoßen«, erwiderte er stammelnd und versuchte zu lächeln. Dabei griff er mit der Hand an das Pflaster, das er auf der Stirn trug. Dann murmelte er etwas Unverständliches.
Unerwartet begann seine Frau laut zu schluchzen.
Verwirrt sah er sie an, denn er wusste nicht, was er davon halten sollte. »Ach, komm schon … So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, versuchte er sie zu beruhigen, in der Annahme, es sei wegen seines Aussehens.
»Andrew …« Sie stockte und schluchzte wieder. Dann brach es aus ihr heraus. »Olivia ist tot!«, schrie sie, und er wurde sich seines Irrtums bewusst.
»Woher weißt du das?«, fragte er erschrocken und sah sie scharf an. »Woher weißt du das?« wiederholte er lauernd, da sie nicht sofort antwortete.
Die Frau stellte plötzlich ihr Weinen ein. Seine Frage hatte in ihr eine furchtbare Ahnung aufkommen lassen.
»Sag mal, warum bist du nicht im Club?«, wollte sie wissen. »Du hattest mir doch gesagt, dass du in den Club wolltest.« Sie sah ihn eindringlich an, und als er schwieg, setzte sie drohend hinzu: »Gib es zu: Du warst bei Olivia!«
»Ich habe noch im Labor gearbeitet! Ich verstehe deine dumme Eifersucht nicht, mit der du mich ständig verfolgst!«, entgegnete er rau und wandte sich ab. Doch dann sauste er wie ein Kreisel herum: »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ...«, begann er entsetzt.
»Was? …« Sie ließ offen, was sie meinte, wusste aber, dass er sie auch so verstanden hatte.
»Aber das ist doch völlig absurd!« schrie er und stampfte im Rhythmus einer Lokomotive im Zimmer auf und ab. Ruckartig blieb er am Fenster stehen, schob die Gardine zur Seite und spähte hinaus. Er hörte einen ständig lauter werdenden Motorenlärm. »Was ist das denn? Polizei! Sie biegen hier ein. Hast du sie gerufen?«, fragte er hastig und wandte sich wieder zu seiner Frau um.
»Nein!«
»Die kommen doch nicht einfach so!«
»Vermutlich hat Mr. Bradley die Polizei verständigt«, ergänzte sie.
»Mr. Bradley?« Irritiert sah er sie an. »Wer soll das sein?«
»Das ist der Detektiv … unten!«
»Detektiv …? Dieser verdammte Kerl ist ein privater Schnüffler?«, fragte er mit geschürzten Lippen. »Na warte, dem Kerl werde ich jetzt aber einen Denkzettel verpassen! Wer hat denn überhaupt gerufen?«
Seine Frau zuckte mit den Achseln. »Die braucht man nicht zu rufen, die kommen von allein«, meinte sie resignierend.
»Was für ein Quatsch. Die kommen nicht einfach so!«, rief er noch und stürmte die Treppe hinunter.