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II

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Freitag, 7:50 Uhr und ich war in Begriff das Haus zu verlassen. Konstanze war schon um 5:00 Uhr von einer ihrer Freundinnen abgeholt worden. Vorher hatte sie mindestens eine dreiviertel Stunde ihren Lieblingsbikini in den Schränken unseres gemeinsamen Schlafzimmers gesucht.

Ja, leider! Konstanze und ich schlafen immer noch in demselben Zimmer, obwohl ich mir schon das Schnarchen angewöhnt habe. „Lass dich nicht stören und schlafe ruhig weiter, mein Schatz“, hatte Konstanze mir geraten, während sie mich mit dem Deckenfluter blendete und eine Geräuschkulisse wie bei einem Heavy-Metal-Konzert verbreitete.

Der Bikini war trotzdem nicht zu finden - war bestimmt schon in Reisetasche oder Koffer. Was soll’s, Frauen suchen immer irgendetwas, vor allem wenn sie in Urlaub fahren. Meistens haben sie es dann schon eingepackt, finden es halt nur nicht in ihren Riesentaschen oder Mammutkoffern wieder, die sie für ihre Kurztrips mitschleppen lassen. Überhaupt sind Urlaubsreisen mit Frauen eine Qual … Das fängt doch schon kurz nach der Abfahrt an: Nicht nur einmal musste ich nach 200-300 südwärts gefahrenen Kilometern wieder umdrehen: „Ist die Kaffeemaschine abgestellt? Hast du den Herd ausgemacht? Ist die Heizung runtergedreht?“ Und so weiter und so weiter … Kommen ihnen die Fragen bekannt vor? Ja? Na also, mein Reden …

Einmal bin ich einfach weiter gefahren, habe alle Fragen mit einem überzeugenden „Ja“ beantwortet, obwohl ich mir mit zunehmender Entfernung immer unsicherer wurde, ob der Herd wirklich ausgedreht und die Kaffeemaschine tatsächlich abgestellt war. Die zehn Tage Italienurlaub waren für mich dann der reinste Albtraum … Immer wenn bei uns im Hotel, oder am Strand Telefon oder Handy klingelten, befürchtete ich irgendwelche Hiobsbotschaften … Nicht, dass es so schlimm gewesen wäre, wenn unser Haus in Flammen gestanden hätte - schließlich sind wir gut versichert - aber können sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn die Feuerwehr als Brandursache eine angelassene Herdplatte feststellt hätte …

„Irgendwie ist das Leben doch ungerecht“, ging es mir durch den Kopf als ich meinen Mantel überzog. Während Konstanze sich in Griechenland amüsierte, konnte ich wieder malochen gehen. Na ja, immerhin brauchte ich mir dieses Mal nicht ihre Herdplatten- und Kaffeemaschinenfragen anzuhören und im Urlaub ihren Entertainer zu spielen … Ja, Sie haben richtig gehört: Entertainer! Allein können Frauen sich ja überhaupt nicht sinnvoll beschäftigen, erst recht nicht im Urlaub. Ganz einfach am Strand zu liegen, ein gutes Buch zu lesen und sich von dem Stress der Arbeitswochen zu erholen reicht ihnen einfach nicht aus. „Wovon sollen sich Frauen auch erholen“, werden sie jetzt sagen, oder lieber denken, wenn Ihre Frau in der Nähe ist … „Mir ist so langweilig! Mach irgend etwas!“ kommt es dann alle fünf Minuten. Und wieder ist der Hofnarr und Pausenclown im Mann gefragt … Können sie sich vorstellen, wie lächerlich es wirkt, wenn ein ausgewachsener Mann vor seiner Frau auf einem Bein im Sand rumhüpfen und dabei Grimassen schneiden muss? Oder wenn sein eingeölter Körper mit Sand beschmissen - und er von seiner Frau durch die Dünen gewälzt wird und dabei immer „Ich liebe dich, ich liebe dich“, zu hören bekommt … Nein, dann schon lieber mit Anstand ins Büro gehen.

Ich wollte gerade die Haustür hinter mir zuziehen als das Telefon klingelte - um diese Uhrzeit ist dies bei uns eher ungewöhnlich. Irgendwie kam mir in den Sinn, dass es noch eine weitere Möglichkeit gab, eine Ehefrau loszuwerden: so selten waren Unfälle schließlich auch wieder nicht! Schnell eilte ich zum Telefon und bekam den nächsten Dämpfer: „Hallo Mutter.“ … „Ja, Mutter.“ … „Nein, Mutter.“ … „Auf keinen Fall, Mutter.“ … „Nein, du brauchst nicht hierherzukommen, Mutter.“ … „Das macht Elsbeth schon, Mutter.“ … „Nein, Mutter. Natürlich habe ich Elsbeth nicht lieber hier als dich.“ … „Ja, Mutter. Das nächste Mal sage ich Dir vorher Bescheid.“ … „Ja, versprochen Mutter.“ … „Ja, ich schwöre Mutter.“ … „Nein, Mutter, ich halte die Finger nicht über Kreuz.“ … „Okay Mutter.“ … „Tschüs Mutter.“

Sie werden es nicht glauben, aber das war meine Mutter. Irgendwie hat sie spitz bekommen, dass Konstanze heute in Urlaub fliegt. Wollte sehen, ob bei mir alles in Ordnung ist. War schon in Begriff hier anzuwackeln! Geht aber nicht. Sie wissen ja, meine Schwiegermutter ist im Anmarsch! Glück im Unglück. Die beiden mögen sich nicht. Sprechen nicht einmal miteinander. Mutter und Konstanze können auch nicht besonders gut zusammen: War eben nicht so einfach für Mutter, mich loszulassen und an Konstanze zu verlieren. „Wieso verlieren?“ fragen sie … Ganz einfach, sie müssen sich das so vorstellen, als wenn sie einen Superjob haben, irgendwo Chef sind und dann jemand Neues kommt und zu ihnen sagt: „Komm Alter, räum deinen Schreibtisch und verpiss dich! Hier habe ich jetzt das Sagen.“ Das wäre bestimmt auch nicht leicht für sie - oder? Na wie auch immer, immerhin hat meine Mutter ja noch meinen Vater.

Mit gemischten Gefühlen verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Irgendwie fühlte ich mich gut und frei - wenn doch nur nicht meine Schwiegermutter käme …

Die Straßen waren mal wieder proppevoll. Ist im Prinzip völlig überflüssig. Wissen sie, in zwei von drei Autos sitzen doch um diese Uhrzeit irgendwelche Hausfrauen, die ausgerechnet dann zum Einkaufen fahren, wenn anständige Männer auf den Weg zur Arbeit sind. Achten sie einfach einmal darauf! Sie erkennen sie ganz leicht: Drücken ihre Nase direkt an die Windschutzscheibe, starten bei Grünlicht wie Wanderdünen, fahren mit einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 49einhalb km/h durch die Stadt und sehen immer irgendwie gehetzt aus … Auch vor mir fuhr gerade eine solche Schnecke … Völlig ignorant! Meinen sie dieses Weichtier würde auch nur ansatzweise auf Lichthupe, Signalhorn oder Handzeichen reagieren? Können sie vergessen … Da hilft nur überholen und abdrängen! Jetzt, als ich mich auf ihrer Höhe befand, besaß sie auch noch die Frechheit mir einen Vogel zu zeigen … Unfassbar! Welches Maß an Unverschämtheiten muss Mann sich von Frauen noch gefallen lassen? Und dann kommt auch noch dieses pseudowissenschaftliche Gesülze, von wegen Frauen seien die besseren Verkehrsteilnehmer und so … Männer werden von diesen Frauen doch schlichtweg zu riskanten Überholmanövern gezwungen, regelrecht dazu verführt. Nur dadurch kommt es überhaupt erst zu Unfällen. Die wirklichen Verursacher sind doch objektiv betrachtet diese Verkehrsschnecken. Das ist die ganze Wahrheit! Das weiß auch jeder. Nur traut sich kein Verkehrswissenschaftler dies offen auszusprechen, weil er sonst von einer Schar wild gewordener Feministinnen diffamiert, auf der Titelseite der Emma abgelichtet und als frauenfeindlich übertitelt würde.

Natürlich gibt es da auch noch dieses andere unsägliche Phänomen der schlappschwänzigen Möchtegernwissenschaftler, die sich vorbehaltlos vor den Karren der Antimännerbewegung (trifft den Kern doch wohl besser, als dieses Gleichberechtigungsgefasel) ziehen lassen. Diese hochstimmigen, selbstgestrickten Nestbeschmutzer sitzen mit gesenkten Köpfen in Talkshows, bezeichnen sich selbst und alle anderen Männer als Fehlkonstruktion der Natur, bezweifeln pauschal maskuline Lebensberechtigungen und entschuldigen sich schließlich dafür überhaupt auf der Welt zu sein … Und alles nur um sich die eine oder andere Streicheleinheit von Frauen abzuholen und von ihnen ins Bett gezerrt zu werden. Einfach widerlich! Ich hoffe sie gehören nicht zu diesen Judastypen …

… Ja, sie haben recht: Ich bin ungehalten … Na und? Ich will mich gerade aufregen. Frauen sollen sich doch auf das beschränken, was sie besser können als Männer: Zum Beispiel Rhönradfahren oder Kinderwagen schieben. (Auch nach längerem Nachdenken scheint mir dies eine abschließende Aufzählung zu sein. - Ja stimmt, bügeln können sie auch besser). In jedem Fall sollten die Frauen ihre Hände von Autos lassen - und zwar ganz und gar. Das gilt auch für sämtliche ihrer „Fahrzeugverschönerungsaktionen“, wie das Abstellen von kopfschüttelnden Dackeln und eingestrickten Klorollen auf den Heckablagen der Autos ihrer Männer. Die Betroffenen könnten dann endlich darauf verzichteten, mit Hut und hochgeschlagenen Kragen zu fahren, nur um nicht von ihrer Umwelt erkannt zu werden. - Schon gut, ich reg mich ja ab und hör auf mit dem Thema …

Also schön, trotz aller Verkehrswidrigkeiten kam ich endlich vor meinem Büro an. Hier erwartete mich schon der nächste Schock. Meine Sekretärin Sofie war zum dritten Mal in diesem Jahr vor mir da und hatte wie bei den anderen beiden Malen zuvor mit ihrem Mini Cooper zwei Parkplätze in Beschlag genommen. „Frauen und Autos - zwei Welten treffen aufeinander“, ging es mir spontan durch den Kopf … Ja, ich wollte davon aufhören, ich weiß! Aber was kann ich denn dafür? Kann doch schließlich nicht ahnen, dass ich an jeder x-beliebigen Stelle mit Verkehrsschnecken und Parkplatzschänderinnen konfrontiert werde. Ja, sie haben recht: Ich hätte es ahnen müssen …

Aber weil ich heute einigermaßen gut drauf war (schließlich mussten die Griechen sich ab heute mit Konstanze rumschlagen), nahm ich das vier- bis fünfmalige um den Block fahren und die elende Parkplatzsuche eher gelassen… Normalerweise regte mich das unsoziale Parkverhalten meiner Sekretärin maßlos auf … Hab deshalb schon Mal an ihrem Mini Cooper die Scheibenwischer verbogen und die Antenne abgeknickt. Sofie hat diese Zeichen aber nicht mit ihrem Elefantenparkverhalten in Verbindung gebracht, sondern ihren abgelegten Anfasser dafür verantwortlich gemacht. Na immerhin ist der Gute mit einer Geldstrafe davon gekommen. Konnte seine Unschuld nicht beweisen. Was? Sie sind der Auffassung, dass in unserem Rechtsstaat der Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ gilt. In der Regel stimmt das auch: nur leider traf er in seiner Verhandlung auf eine Richterin, die gerade in Trennung lebte …

Nein, natürlich habe ich mich nicht wohl gefühlt, als ein Anderer für meine Sachbeschädigungen zur Rechenschaft gezogen wurde! Aber was hätten sie denn an meiner Stelle getan? Sie wären doch auch nicht zu Ihrer Sekretärin gegangen und hätten zu ihr gesagt: „He Schnepfe, ich habe dein ordnungswidriges Parkverhalten mit demolierten Scheibenwischern und einem doppelten Antennenknick belegt. Im Wiederholungsfalle setzt es Glasbruch und Plattfüße.“ …

Sehen sie! Ein bisschen mulmig war mir nur, als ich Sofie auch noch in dem Strafverfahren gegen ihren Verflossenen als Nebenkläger vertreten musste. Konnte mich einfach nicht weigern. Hätte den Verdacht zu stark auf mich selbst gelenkt. Immerhin habe ich aber in meinem Schlussplädoyer lediglich die Ableistung von 20 Stunden gemeinnütziger Arbeit gefordert. Mehr konnte ich in dieser Situation doch wohl wirklich nicht für den armen Teufel tun …

Frauen sind halt göttlich

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