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ОглавлениеGerüchte
Ein sehr probates Mittel im Mobbingprozess ist das Gerücht. Man verbreitet über das Opfer Gerüchte, die sich im Umfeld des Opfers ausdehnen. Das Opfer selbst kann sich oft dagegen nicht wehren, weil es nicht weiß, woher die Gerüchte genau kommen und was sie beinhalten. Gerüchte entwickeln ja auch immer eine gewisse Eigendynamik. Jeder tut noch etwas hinzu, und am Ende steht eine ganz andere, erbärmliche Geschichte. Das Perfide an Gerüchten ist, dass die Verursacher in den seltensten Fällen gegenüber gestellt und zur Verantwortung gezogen werden können.
Gerüchteköche
Gerüchtemacher nutzen auch ganz bewusst solche Situationen aus, von denen sie sicher sein können, dass die betreffenden Personen nie persönlich zusammen kommen, also insofern auch nie die Gefahr der Überprüfbarkeit besteht. Beispiel: Der Abteilungsleiter zeichnet gegenüber dem Firmeninhaber ein ganz schlechtes Bild über einen seiner Mitarbeiter, der demnächst zur Beförderung ansteht. Der Abteilungsleiter weiß ganz genau, dass der Mitarbeiter nie mit dem Firmeninhaber zusammen kommt. Also kann er dementsprechend über den Mitarbeiter Unwahrheiten verbreiten und ihn so schlecht machen, dass er nicht befördert wird. Und der Mitarbeiter wird nie erfahren, warum er nicht befördert wurde. Das ist das alte Prinzip: „Wo drei sich treffen, herrscht keine Verschwiegenheit mehr!“ Denn wenn zwei ein Geheimnis haben, ist das kontrollierbar. Sobald aber ein dritter hinzukommt, ist es eben nicht mehr kontrollierbar. Jeder kann es auf den anderen schieben. Ähnlich läuft ja auch das juristische Prinzip der Verleumdung. Sie findet dann statt, sobald Öffentlichkeit hergestellt ist. Und die ist gegeben, sobald mehr als zwei Personen zusammen sind und von der Verleumdung erfahren. Also ab drei Personen herrscht Öffentlichkeit. Die öffentliche Herabwürdigung einer Person kann demnach nie unter zwei Leuten stattfinden. Da gehört immer noch eine dritte Person hinzu.
Bei der offenen Schikane weiß das Opfer zumindest, was passiert. Hiergegen kann es sich zur Not mit allen Mitteln wehren. Beim Gerücht hingegen ist sogar die Chance vertan, dagegen anzugehen. Gerüchte sind nicht greifbar, aber sie haben eine fatale Wirkung. Im Mobbingprozess sind sie eine ganz spitze Waffe, die gerne eingesetzt wird.
Intrigen und Sabotage
Ganz wirksame Methoden im Mobbing-Prozess sind die Mittel der Intrige und Sabotage. Intrige liegt eng beisammen mit Gerücht. Intrigen werden genauso hinterrücks platziert wie Gerüchte. „Der Mitarbeiter soll schwul sein“ heißt es dann plötzlich, und schon wird über ihn hergezogen, werden Witze gerissen oder wird er morgens komisch affektiert begrüßt, ohne zu wissen, was los ist. Oder noch anders: „Der Mitarbeiter sollen klauen!“ – und schon werden alle möglichen verschwundenen Artikel im Betrieb mit ihm in Zusammenhang gebracht. Man kann die Intrige jetzt noch unendlich weiter spinnen, etwa „Der prügelt seine Frau“ oder „Der steht auf Kinder“ oder „Sie ist eine Nutte“ und so weiter. Oft wundert sich der Betroffene, warum man ihn plötzlich meidet oder ihm komisch begegnet. Doch wehren kann er sich dagegen kaum.
Probat im Mobbingprozess ist auch das Mittel der Arbeitssabotage. Man liefert erstklassige Arbeit ab, und im Betrieb kommt nur Schrott an. Warum? Weil ein „netter“ Kollege dazwischen gefunkt hat und das tadellose Ergebnis zerstört hat. Das fängt bei der Putzfrau an und hört beim Wissenschaftler auf. Die Putzfrau hat ordentlich gereinigt, und eine Kollegin streut hinterher Sand auf die Treppe. Man beschwert sich, und schon hat die Putzfrau buchstäblich „Dreck am Stecken“. Der Wissenschaftler liefert einen einwandfreien Bericht ab und ein neidischer Kollege verschafft sich Zugang zu seinem Computer und verändert ein paar Zahlen, und schon ist das Ergebnis „voll daneben“. So ist es mal einem Tageszeitungsreporter passiert, der über eine Gerichtsverhandlung sauber berichtete. Doch am nächsten Tag saß der Journalist völlig blamiert da, weil ein neidischer Kollege eine Zahl verändert hatte: „Die 1889 geschlossene Ehe stand von Anfang an unter einem ungünstigen Stern!“ Na klar, wenn sie schon über 120 Jahre lang verheiratet sind! Was meinen Sie, wie blamiert der Mann nun dastand. Zahlreiche Anrufer beschwerten sich beim Blatt. Der Journalist musste kübelweise Spott über sich ergehen lassen. So sabotiert man die Arbeit von Kollegen und mobbt sie womöglich aus dem Betrieb.