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Auslagern heißt das Zauberwort

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In der Wirtschaft kennt man das Problem schon lange – und hat dafür den Fachbegriff „Outsourcing“ erfunden. Die Ökonomie leitet das vom Englischen „out“ und „source“ ab = „von außerhalb beziehen“ – oder: „Outside resource using“ = „Nutzung externer Ressourcen“. Es meint damit die Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an externe Dienstleister – eine spezielle Form also des Fremdbezugs einer bisher intern erbrachten Dienstleistung. Immer getreu der Devise: Was kann außerhalb der Firma besser, effizienter und preisgünstiger hergestellt werden.

Zwei Formen des Outsourcings sind allgemein bekannt – das Ausgliedern oder der Betriebsübergang/Teil-Betriebsübergang und die Kooperation. Es gibt ein unternehmens-internes Outsourcing: Innerhalb eines Unternehmens an andere Betriebe Aufgaben abgeben (also Wegfall nur für den abgebenden Betrieb, nicht aber fürs Unternehmen); dann die Ausgründung eines eigenen Unternehmens (etwa einer GmbH) aus der Mutter (Aktiengesellschaft); dann noch die Fremdvergabe im eigenen Betrieb: Man holt sich eine Leiharbeitsfirma ins Unternehmen und lässt diese solche Arbeiten machen, die bisher von eigenen Leuten ausgeführt wurden. Dagegen steht das externe Outsourcing, wobei Aufgaben an Fremdfirmen vergeben werden – etwa den eigenen Werkschutz aufzugeben und sich eine Sicherheitsfirma ins Unternehmen holen oder die eigene Werksfeuerwehr abzubauen und die Berufsfeuerwehr der Kommune mit diesen Aufgaben betrauen und dafür zu bezahlen; bis hin zur Vergaben von Aufgaben an regionale oder sogar globale Fremdfirmen - etwa die Bildbeschaffung für Unternehmens-Publikationen bei internationalen Agenturen oder die Erstellung hochwertiger Broschüren durch ausländische Spezialisten. Insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und eines starken Konkurrenzdrucks will man nicht Arbeitskräfte durch unbefristete Verträge an sich binden und so die Lohnnebenkosten für Krankheit, Urlaub, Feiertage und so weiter senken. Fremdfirmen (Subunternehmen) werden projektbezogen bezahlt. Braucht man sie nicht mehr, endet der Vertrag. Oft bietet man diesen Weg auch spezialisierten Einzelpersonen an. Sie müssen quasi als Freischaffende ein Gewerbe anmelden (Freelancer) und schreiben dem beauftragenden Unternehmen dann Rechnungen über einen fest vereinbarten Preis. Der ist in der Regel mehr als das, was ein angestellter Mitarbeiter bekommt, dafür fallen aber auch die Sozialleistungen flach. Der Freelancer muss sich selbst versichern und für seine spätere Rente aus der eigenen Tasche vorsorgen.

Der nicht ganz unzutreffende Hintergedanke dabei war es, dass manche internen Dienstleistungen auf dem Markt nicht mehr wettbewerbsfähig und zu teuer geworden sind. Man könnte sie also auf dem freien Markt günstiger bekommen, weil es an einer hausinternen Konkurrenz fehlt.

Nehmen wir das Beispiel eines großen Chemieunternehmens, das sich eigene Fotografen und sogar ein Fotolabor leistet - zur Dokumentation vieler neuer Produkte, Herstellungsprozesse, aber auch zur Herstellung von Pressebildern. Alleiniger Auftraggeber ist der eigene Arbeitgeber, die Chemiefabrik. Mit dem Outsourcen erreicht man eine Win-Win-Situation: Die Firma spart Geld und die Fotografen/ das Labor suchen sich zusätzlich neue Kunden, stehen also im Wettbewerb, müssen sich mehr einfallen lassen, arbeiten künftig marktorientiert/günstiger, kreativer und sind nicht mehr nur von einem Kunden abhängig, der ihnen auch mal schnell den Geldhahn zudrehen kann.

Warum haben denn inzwischen so viele Großunternehmen ihren über die fetten Jahre entstandenen riesigen Bauchladen zerschlagen und ausgelagert? Weil eben die internen Verrechnungspreise für ein Foto, für eine Sicherheitskontrolle, für einen Architektenplan und so weiter viel zu teuer geworden sind. Mit dem Outsourcen hat man enormes Spar-Potenzial erkannt. Allerdings muss man auch (das gilt jetzt nur für die Wirtschaft, im privaten Bereich gibt es dafür keine Belege, sondern fast nur Vorteile) sagen, dass mit Outsourcing auch Schindluder getrieben wurde. Es ist als Mittel missbraucht worden, um Unternehmen zu zerschlagen, in kleinere GmbHs auszugliedern, die fetten Tarifverträge abzubauen und neue zu schlechteren Konditionen auszuhandeln, den Kündigungsschutz zu reduzieren, Sozialleistungen abzubauen, Belegschaften zu verkleinern und so weiter.

Als Dachunternehmen verwandelt sich die Aktiengesellschaft dann in die Form einer Holding um: Sie hält nur noch die inzwischen aufgeteilten Einzel-/Untergesellschaften zusammen, verwaltet sie und kassiert per Gewinn-Abführungs-Vertrag die Überschüsse.

Salopp gesagt heißt es doch schon im Volksmund (und bringt es damit auf den Punkt – damit kommen wir nun zum privaten Outsourcen zurück): „Tu, was du kannst, aber tu es ganz!“ Oder: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ (und fang nicht an, auch noch deine Steuererklärung selbst zu machen). Das bedeutet: Man konzentriert sich auf das voll und ganz, was man auch gut beherrscht. Alles andere ist mit einem zu hohem Aufwand verbunden und lohnt (rechnet) sich nicht. Dies gilt mehr und mehr auch für den privaten Bereich.

Ganz einfaches Beispiel: Sie sind kein guter Schreiber und quälen sich mit jeder Zeile nur ab. Richtig gut und flüssig wird es auch nicht. Dafür verkaufen Sie aber extrem gut, weil Sie das Marketing viel besser beherrschen und genau wissen, wie man Bücher an den Mann (oder die Frau) bringt. Also: Sie schreiben eBooks nicht selbst, sondern kaufen die für billiges Geld im Internet ein und machen Ihre fette Kohle damit, sie clever wieder im Netz vielfach weiterzuverkaufen. Denn Sie sind ein besserer Verkäufer, ein Marketer aber kein Schreiber. Also konzentrieren Sie sich aufs Verkaufen und überlassen das Schreiben den Profis.

Einfache Rechnung: In dem Monat oder in den zwei Monaten, in denen Sie ein eBook fertigstellen und damit vielleicht ein paar hundert oder tausend Euro gespart haben, verkaufen Sie doch glatt tausend fertige Ratgeber-Bücher und nehmen dafür ein Vielfaches von dem ein, was Sie sich mit dem mühevollen Schreiben eines einzigen Buches ersparen.

Oder nehmen Sie den Rasen mähenden Rechtsanwalt und die kochende Zahnärztin: Wie teuer wird eigentlich deren handwerkliche Arbeitsstunde ausfallen? Merken Sie etwas? Sie sparen an der falschen Stelle, denn Ihre angenehme Lebenszeit geht Ihnen dabei verloren. Sie stellen Milchmädchen-Rechnungen auf. Am Ende wird man noch an Ihrem Grab sagen: „Er hat sein Leben lang für die Seinen geschuftet und dabei nie an sich selbst gedacht!“ Wohl wahr!

Noch ein Beispiel aus dem Handwerk. Sie tapezieren Ihre Wohnung selbst, weil Sie Geld sparen wollen, was Sie aber ziemlich viel Zeit kostet und nicht wirklich professionell aussieht. Ein Anstreicher kennt aus seiner langjährigen Berufserfahrung die Tricks und Kniffe, die das Tapezieren einfacher und schneller und auch besser machen. Ich durfte als Kind meinem Onkel dabei zusehen. Zum Beispiel kleisterte er eine Rauhfaserbahn ein und setzt sie an der Wand am besten in einer Ecke des Raums unter der Decke an. Unten am Fußboden stand ein schmaler Streifen schief über, den er erst einmal an die Wand klebte und überlappen ließ. In die Kerbe ging er mit der stumpfen Seite seiner Schere entlang und zog so eine klare Linie. Jetzt zog er den unteren Teil der gekleisterten Tapete wieder von der Wand ab und schnitt entlang der sichtbaren Linie den überstehenden Rest ab. Und die Tapetenbahn passte exakt. Wären Sie darauf gekommen, wenn Sie es vorher nie gesehen hätten? Ich will Ihnen sagen, was Sie und wir alle als Laien getan hätten: Wir messen mit dem Zollstock die Länge der Bahn aus und schneiden Sie uns exakt zurecht. Und was passiert? Es passt nicht, die Bahn ist plötzlich an einer Seite zu kurz und wir können sie komplett wegschmeißen, weil auf die Breite gerechnet unterschiedliche Längen links und rechts aufgrund eines geringfügigen Gefälles im Mauerwerk möglich sein können.

Der Anstreicher hat damit nix am Hut, denn seine Methode ist simpel und bombensicher und er braucht nicht lange zu rechnen und auszumessen. Auf diese kleinen Tricks muss man aber erst mal kommen. Er weiß auch, wie man aus der feuchten Tapete an der Wand Falten und Luftblasen wieder herausbekommt. Und er hat Tricks auf Lager, Tapeten an die Decke zu kleben. Am Ende zahlen Sie doch nur drauf – mit Zeit, Geld und Ärger. Holen Sie sich dafür lieber einen Profi und beraten stattdessen während dieser Zeit ein paar Mandanten in rechtlichen oder steuerlichen Fragen für ein Stunden-Honorar von beispielsweise 100 oder 150 Euro. Den Maler bezahlen Sie doch aus Ihrer Portokasse und das Finanzamt beteiligt sich auch noch daran – durch Steuererleichterungen für haushaltsnahe Dienstleistungen auf Rechnung.

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